Namibia Part 1

January 2023
Mein Volunteerprojekt im Tierschutz in Gobabis (Namibia) Read more
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  • Day 12

    Harnas Wildlife Foundation

    January 18, 2023 in Namibia ⋅ ⛅ 29 °C

    Der heutige Tag wird mal ganz anders. Das fängt schon damit an, dass ich zum ersten Mal das Frühstück ausfallen lassen muss, weil mein Wecker nicht losgeht und ich zu spät aufwache.
    Ist aber nicht schlimm, ich schaffe es trotzdem pünktlich zum Morgenmeeting.
    Meine Gruppe ist zum Reinigen der Wasserlöcher eingeteilt, was mich jetzt nicht vom Hocker reisst. Gehört aber nunmal auch dazu und muss gemacht werden, also bewaffne ich mich mit Schaufel und Besen und bin bereit im Schlamm rumzuspringen.
    Soweit kommt es aber nicht, den kurz bevor ich losgehen will, werde ich aufgrund Personalmangel für die morgendliche Outside Feeding Tour angefragt. Lass ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Also Schaufel und Besen schnell wieder weg geräumt und ich darf wieder das machen was ich am liebsten tue, Großkatzen fette Brocken Fleisch über die Zäune werfen.
    Für den Nachmittag wird uns dann mal etwas Abwechslung gegönnt. Wir dürfen uns überlegen wie wir den Tieren im Ressort das Leben etwas schöner machen können und unsere Idee anschließend auch in die Tat umsetzen. Also entschließen wir uns passende Schlafgelegenheiten für die beiden Mastiffs Bonnie & Clyde zu basteln.
    Mastiffs sind riesige Wachhunde, die bis zu einem Meter groß werden und hier im Ressort als Wachhunde gegen Wilderer eingesetzt werden. Bisher bevorzugen Bonnie & Clyde vor dem Affengehege abzuhängen, das soll sich jetzt aber ändern.
    Wir besorgen uns also zwei Traktorreifen die wir mit Farbe etwas herrichten und basteln beiden kurzerhand einen neuen Schlafplatz. Wir finden uns und unsere Werke großartig. Ob es den Hunden gefällt, können wir erst am nächsten Tag abchecken, wenn die Farbe trocken ist.
    Im Anschluss dürfen wir mit den Bushmen dann noch beim Baboon Walk dabei sein. Es handelt sich hierbei um noch junge Paviane, die täglich aus den Gehegen geholt werden und mit denen
    ca eine Stunde spazieren gegangen wird, damit man deren überschüssiger Energie etwas gerecht wird.
    So kommt es also, dass ich mit einem Affen auf der Schulter, der mir sein Genital in den Nacken presst und meinen Kopf entlaust durch die afrikanische Wildnis laufe. Kann man mal machen, ist aber eine Erfahrung die ich jetzt nicht noch einmal brauche.
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  • Day 13

    Harnas Wildlife Foundation

    January 19, 2023 in Namibia ⋅ ⛅ 29 °C

    Meine Arbeit bei Harnas neigt sich langsam dem Ende entgegen. Dessen werde ich mir heute das erste Mal so richtig bewusst. Denn nachdem ich diesmal morgens vor meiner Hütte von Babe, dem Warzenschwein begrüßt werde, der dann auch prompt eine meiner Knabbernossis abstaubt, erfahre ich beim Morgenmeeting, dass meine Gruppe zum Caretaking eingeteilt wurde. Außer ich.
    Als Dankeschön für meine freiwillige Arbeit für den Schutz der Tiere Namibias möchte mir einer der Bushmen am Vormittag seine Familie und sein Dorf zeigen und mir etwas über das Leben der indigenen Bevölkerung Namibias erzählen. Und so lerne ich das stolze Volk der San kennen, eine Ethnie die ursprünglich als Jäger und Sammler gelebt hat und auch heute teilweise noch diese traditionelle Lebensweise weiterträgt.
    Ich lasse mich beeindrucken von der Khoisansprache, die charakteristisch für ihre Klicklaute ist, darf ihre Hütten kennenlernen und lerne welche Pflanzen Energie liefern und wie man Pfeile baut um effektiv jagen zu können.
    Am Ende schenkt mir eine San-Frau noch ein für dieses Volk typisches Armband aus Buschmannperlen. Es handelt sich hierbei um kleine Schalen die aus Straußeneiern gefertigt und dann auf Ketten aufgezogen werden. Die Armbänder schützen mich ab jetzt vor allem Bösen.
    Mit dem Versprechen das Armband immer zu tragen, weil es sonst nicht wirkt, unwiederbringlichen Eindrücken und extrem viel Dankbarkeit auf beiden Seiten kehre ich ins Ressort zurück und muss das erstmal sacken lassen.
    Am Nachmittag darf ich dann wieder mit meiner mir so ans Herz gewachsenen Alina und den beiden coolsten Rangern Bessa und Jack zum Outside Feeding. Wir cruisen zu afrikanischen Beats entlang der Gehege und ich darf wieder Fleischbrocken über Zäune schmeißen und mich von Großkatzen jeder Art faszinieren lassen. Bei Humpy der Hyäne werfe ich das Futter etwas zu lässig ins Gehege. Sah wahnsinnig elegant aus und gibt in der Kür eine 10/10. Dummerweise bleibt das Stück Fleisch im Baum hängen. Wir versuchen es also mit einem langen Stock wieder in unsere Gewalt zu bekommen und Jack zeigt mir dann wie man richtig wirft. Mit wahnsinnig viel Schwung schleudert er das Fleisch in Richtung der Hyäne, die uns allerdings erneut völlig entgeistert anschaut, denn diesmal bleibt das Futter im Baum dahinter hängen. Mit gezielten Stockwürfen gegen den Ast fällt schlussendlich der Fleischbrocken Humpy genau vor die Füße. Hyäne glücklich, wir auf glücklich.
    Oh Mann, wie werde ich das alles vermissen!
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  • Day 14

    Harnas Wildlife Foundation

    January 20, 2023 in Namibia ⋅ ⛅ 29 °C

    Mich hat‘s erwischt. Nachdem seit Wochen ein Magen-Darm-Virus das Volunteerdorf aufmischt und ich bisher immer geschickt ausgewichen bin, isses nun doch soweit. Seit letzter Nacht habe ich sehr heftige Übelkeit und Durchfall. Mein Tag besteht also nur aus dem Weg zwischen Hütte und Toilette. Highlight des Tages ist die Portion Reis die extra für mich gekocht wurde. Morgen wird’s hoffentlich wieder besser.Read more

  • Day 15

    Harnas Wildlife Foundation

    January 21, 2023 in Namibia ⋅ ⛅ 28 °C

    Da ist er nun, mein letzter Arbeitstag. Mein Magen war in der letzten Nacht gnädig mit mir und auch mein Frühstück ist leicht verdaulich und bleibt dort wo es ist. Hochmotiviert gehe ich also die letzten Arbeitsstunden auf Harnas an.
    Zuerst heißt aber wieder Gemüse und Fleisch schnippeln wie die Weltmeister.
    Nachdem alle Schildkröten und die Mangusten versorgt sind, geht’s also auf meine allerletzte Outside Feeding Tour. Wir starten wieder bei den Geparden, fahren weiter zu den Hyänen, Wildhunden, Leoparden und den Löwen. Ich genieße diese letzte Fahrt in vollen Zügen und verabschiede mich von allen Tieren wie von guten lieb gewonnenen Freunden. Heftig, wie schwer mir das nach nur 2 Wochen fällt.
    Zurück im Ressort drehe ich meine Runde und nehme mir bei allen Hunden nochmal viel Zeit für ausgiebige Kuscheleinheiten. Vor allem Enzo scheint zu verstehen, dass irgendwas komisch ist und weicht mir nicht mehr von der Seite.
    Am Nachmittag ist es dann unausweichlich. Ich muss meiner Erdmännchenfamilie beichten, dass ich ausziehe und mein eigenes Leben führen werde.
    Gottseidank ist Fressen erstmal wichtiger. Nachdem sich alle den Bauch vollgeschlagen haben, steht es nun also an, das klärende Gespräch.
    Alle Erdmännchen haben Verständnis, trotzdem markiert mich Obererdmann wieder zweimal. Ich nehme es als Versprechen, dass ich immer zu ihnen gehören werde und verschenke zum Abschied noch an jedes Erdmännchen ausreichend Kuscheleinheiten.
    Schweren Herzens lasse ich meine neue Familie zurück.
    Am Abend gibt es wieder traditionelles namibisches Braai und jeder der am Montag Harnas verlässt, darf noch seine ganz persönliche Abschiedsrede halten.
    Am Ende des Tages sitze ich mit den mir so ans Herz gewachsenen Mädels in meiner Hütte und wir philosophieren über die Arbeit hier, das Leben und ob es wirklich noch zeitgemäß ist sich Ziele zu setzen. Die Welt steht offen, warum nicht einfach nur das tun was sich im hier und jetzt richtig anfühlt. Und dann bekomme ich das vielleicht schönste Kompliment meines Lebens. „Peggy, du bist so inspirierend. Du zeigst mir, dass man nicht 20 sein muss, um sich zu entdecken. So möchte ich auch werden.“ Ok, an dieser Stelle verdrücke ich eine Träne.
    Ich merke wie dankbar ich hier geworden bin für mein Leben genau so wie es jetzt ist mit allen Höhen und Tiefen und für alle Menschen die ich bis hierhin getroffen habe und die mich einen Weg lang begleitet haben oder genau jetzt noch an meiner Seite sind.
    Dieses Projekt hat mir einfach so viel mehr gegeben, als nur Freiwilligenarbeit im Tierschutz. Ich habe hier ganz wunderbare Menschen getroffen, Namibier, Deutsche, Belgier, Amerikaner, Neuseeländer, Italiener, Schweizer, Holländer. Jeder hat seine eigene Geschichte, aber hier verbindet alle nur die Liebe zu den Tieren und der Wunsch etwas vom eigenen privilegiertem Leben zurück zu geben.
    Mit diesem Gedanken liege ich nun in meinem Bett, zufrieden mit mir selbst. Sogar der Gedanke an die lästige Kofferpackerei am morgigen Sonntag könnte mir gerade nicht egaler sein.
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