Namibia Part 1

January 2023
Mein Volunteerprojekt im Tierschutz in Gobabis (Namibia) Read more
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  • Day 15

    Harnas Wildlife Foundation

    January 21, 2023 in Namibia ⋅ ⛅ 28 °C

    Da ist er nun, mein letzter Arbeitstag. Mein Magen war in der letzten Nacht gnädig mit mir und auch mein Frühstück ist leicht verdaulich und bleibt dort wo es ist. Hochmotiviert gehe ich also die letzten Arbeitsstunden auf Harnas an.
    Zuerst heißt aber wieder Gemüse und Fleisch schnippeln wie die Weltmeister.
    Nachdem alle Schildkröten und die Mangusten versorgt sind, geht’s also auf meine allerletzte Outside Feeding Tour. Wir starten wieder bei den Geparden, fahren weiter zu den Hyänen, Wildhunden, Leoparden und den Löwen. Ich genieße diese letzte Fahrt in vollen Zügen und verabschiede mich von allen Tieren wie von guten lieb gewonnenen Freunden. Heftig, wie schwer mir das nach nur 2 Wochen fällt.
    Zurück im Ressort drehe ich meine Runde und nehme mir bei allen Hunden nochmal viel Zeit für ausgiebige Kuscheleinheiten. Vor allem Enzo scheint zu verstehen, dass irgendwas komisch ist und weicht mir nicht mehr von der Seite.
    Am Nachmittag ist es dann unausweichlich. Ich muss meiner Erdmännchenfamilie beichten, dass ich ausziehe und mein eigenes Leben führen werde.
    Gottseidank ist Fressen erstmal wichtiger. Nachdem sich alle den Bauch vollgeschlagen haben, steht es nun also an, das klärende Gespräch.
    Alle Erdmännchen haben Verständnis, trotzdem markiert mich Obererdmann wieder zweimal. Ich nehme es als Versprechen, dass ich immer zu ihnen gehören werde und verschenke zum Abschied noch an jedes Erdmännchen ausreichend Kuscheleinheiten.
    Schweren Herzens lasse ich meine neue Familie zurück.
    Am Abend gibt es wieder traditionelles namibisches Braai und jeder der am Montag Harnas verlässt, darf noch seine ganz persönliche Abschiedsrede halten.
    Am Ende des Tages sitze ich mit den mir so ans Herz gewachsenen Mädels in meiner Hütte und wir philosophieren über die Arbeit hier, das Leben und ob es wirklich noch zeitgemäß ist sich Ziele zu setzen. Die Welt steht offen, warum nicht einfach nur das tun was sich im hier und jetzt richtig anfühlt. Und dann bekomme ich das vielleicht schönste Kompliment meines Lebens. „Peggy, du bist so inspirierend. Du zeigst mir, dass man nicht 20 sein muss, um sich zu entdecken. So möchte ich auch werden.“ Ok, an dieser Stelle verdrücke ich eine Träne.
    Ich merke wie dankbar ich hier geworden bin für mein Leben genau so wie es jetzt ist mit allen Höhen und Tiefen und für alle Menschen die ich bis hierhin getroffen habe und die mich einen Weg lang begleitet haben oder genau jetzt noch an meiner Seite sind.
    Dieses Projekt hat mir einfach so viel mehr gegeben, als nur Freiwilligenarbeit im Tierschutz. Ich habe hier ganz wunderbare Menschen getroffen, Namibier, Deutsche, Belgier, Amerikaner, Neuseeländer, Italiener, Schweizer, Holländer. Jeder hat seine eigene Geschichte, aber hier verbindet alle nur die Liebe zu den Tieren und der Wunsch etwas vom eigenen privilegiertem Leben zurück zu geben.
    Mit diesem Gedanken liege ich nun in meinem Bett, zufrieden mit mir selbst. Sogar der Gedanke an die lästige Kofferpackerei am morgigen Sonntag könnte mir gerade nicht egaler sein.
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  • Day 14

    Harnas Wildlife Foundation

    January 20, 2023 in Namibia ⋅ ⛅ 29 °C

    Mich hat‘s erwischt. Nachdem seit Wochen ein Magen-Darm-Virus das Volunteerdorf aufmischt und ich bisher immer geschickt ausgewichen bin, isses nun doch soweit. Seit letzter Nacht habe ich sehr heftige Übelkeit und Durchfall. Mein Tag besteht also nur aus dem Weg zwischen Hütte und Toilette. Highlight des Tages ist die Portion Reis die extra für mich gekocht wurde. Morgen wird’s hoffentlich wieder besser.Read more

  • Day 13

    Harnas Wildlife Foundation

    January 19, 2023 in Namibia ⋅ ⛅ 29 °C

    Meine Arbeit bei Harnas neigt sich langsam dem Ende entgegen. Dessen werde ich mir heute das erste Mal so richtig bewusst. Denn nachdem ich diesmal morgens vor meiner Hütte von Babe, dem Warzenschwein begrüßt werde, der dann auch prompt eine meiner Knabbernossis abstaubt, erfahre ich beim Morgenmeeting, dass meine Gruppe zum Caretaking eingeteilt wurde. Außer ich.
    Als Dankeschön für meine freiwillige Arbeit für den Schutz der Tiere Namibias möchte mir einer der Bushmen am Vormittag seine Familie und sein Dorf zeigen und mir etwas über das Leben der indigenen Bevölkerung Namibias erzählen. Und so lerne ich das stolze Volk der San kennen, eine Ethnie die ursprünglich als Jäger und Sammler gelebt hat und auch heute teilweise noch diese traditionelle Lebensweise weiterträgt.
    Ich lasse mich beeindrucken von der Khoisansprache, die charakteristisch für ihre Klicklaute ist, darf ihre Hütten kennenlernen und lerne welche Pflanzen Energie liefern und wie man Pfeile baut um effektiv jagen zu können.
    Am Ende schenkt mir eine San-Frau noch ein für dieses Volk typisches Armband aus Buschmannperlen. Es handelt sich hierbei um kleine Schalen die aus Straußeneiern gefertigt und dann auf Ketten aufgezogen werden. Die Armbänder schützen mich ab jetzt vor allem Bösen.
    Mit dem Versprechen das Armband immer zu tragen, weil es sonst nicht wirkt, unwiederbringlichen Eindrücken und extrem viel Dankbarkeit auf beiden Seiten kehre ich ins Ressort zurück und muss das erstmal sacken lassen.
    Am Nachmittag darf ich dann wieder mit meiner mir so ans Herz gewachsenen Alina und den beiden coolsten Rangern Bessa und Jack zum Outside Feeding. Wir cruisen zu afrikanischen Beats entlang der Gehege und ich darf wieder Fleischbrocken über Zäune schmeißen und mich von Großkatzen jeder Art faszinieren lassen. Bei Humpy der Hyäne werfe ich das Futter etwas zu lässig ins Gehege. Sah wahnsinnig elegant aus und gibt in der Kür eine 10/10. Dummerweise bleibt das Stück Fleisch im Baum hängen. Wir versuchen es also mit einem langen Stock wieder in unsere Gewalt zu bekommen und Jack zeigt mir dann wie man richtig wirft. Mit wahnsinnig viel Schwung schleudert er das Fleisch in Richtung der Hyäne, die uns allerdings erneut völlig entgeistert anschaut, denn diesmal bleibt das Futter im Baum dahinter hängen. Mit gezielten Stockwürfen gegen den Ast fällt schlussendlich der Fleischbrocken Humpy genau vor die Füße. Hyäne glücklich, wir auf glücklich.
    Oh Mann, wie werde ich das alles vermissen!
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  • Day 12

    Harnas Wildlife Foundation

    January 18, 2023 in Namibia ⋅ ⛅ 29 °C

    Der heutige Tag wird mal ganz anders. Das fängt schon damit an, dass ich zum ersten Mal das Frühstück ausfallen lassen muss, weil mein Wecker nicht losgeht und ich zu spät aufwache.
    Ist aber nicht schlimm, ich schaffe es trotzdem pünktlich zum Morgenmeeting.
    Meine Gruppe ist zum Reinigen der Wasserlöcher eingeteilt, was mich jetzt nicht vom Hocker reisst. Gehört aber nunmal auch dazu und muss gemacht werden, also bewaffne ich mich mit Schaufel und Besen und bin bereit im Schlamm rumzuspringen.
    Soweit kommt es aber nicht, den kurz bevor ich losgehen will, werde ich aufgrund Personalmangel für die morgendliche Outside Feeding Tour angefragt. Lass ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Also Schaufel und Besen schnell wieder weg geräumt und ich darf wieder das machen was ich am liebsten tue, Großkatzen fette Brocken Fleisch über die Zäune werfen.
    Für den Nachmittag wird uns dann mal etwas Abwechslung gegönnt. Wir dürfen uns überlegen wie wir den Tieren im Ressort das Leben etwas schöner machen können und unsere Idee anschließend auch in die Tat umsetzen. Also entschließen wir uns passende Schlafgelegenheiten für die beiden Mastiffs Bonnie & Clyde zu basteln.
    Mastiffs sind riesige Wachhunde, die bis zu einem Meter groß werden und hier im Ressort als Wachhunde gegen Wilderer eingesetzt werden. Bisher bevorzugen Bonnie & Clyde vor dem Affengehege abzuhängen, das soll sich jetzt aber ändern.
    Wir besorgen uns also zwei Traktorreifen die wir mit Farbe etwas herrichten und basteln beiden kurzerhand einen neuen Schlafplatz. Wir finden uns und unsere Werke großartig. Ob es den Hunden gefällt, können wir erst am nächsten Tag abchecken, wenn die Farbe trocken ist.
    Im Anschluss dürfen wir mit den Bushmen dann noch beim Baboon Walk dabei sein. Es handelt sich hierbei um noch junge Paviane, die täglich aus den Gehegen geholt werden und mit denen
    ca eine Stunde spazieren gegangen wird, damit man deren überschüssiger Energie etwas gerecht wird.
    So kommt es also, dass ich mit einem Affen auf der Schulter, der mir sein Genital in den Nacken presst und meinen Kopf entlaust durch die afrikanische Wildnis laufe. Kann man mal machen, ist aber eine Erfahrung die ich jetzt nicht noch einmal brauche.
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  • Day 11

    Harnas Wildlife Foundation

    January 17, 2023 in Namibia ⋅ ☁️ 28 °C

    Der Tag heute startet mies, ganz mies. Manon aus Frankreich, eine der neuen Volunteere nimmt sich völlig selbstverständlich ohne zu Fragen oder irgendein Wort zu verlieren meinen Espressokocher der beim Frühstück vor mir auf dem Tisch steht und macht sich über meine frisch gemahlenen Bio-Arabica-Bohnen her. Ich weise sie im Rahmen meiner morgendlichen Höflichkeit darauf hin, dass die Kaffeebohnen nicht zum allgemeinen Volunteer Frühstück gehören, sondern mein persönlicher Luxusgegenstand in der afrikanischen Wildnis sind, was sie etwas angepisst hinnimmt. Sie stellt mir den Esspressokocher wortlos zurück und ich gebe mein Vorhaben direkt wieder auf französische Landsleute endlich mal zu verstehen, geschweige denn lernen sie zu mögen. Ich hab’s versucht! Ehrlich! Die wollen das einfach nicht.
    Der restliche Tag wird dann tatsächlich mal ein Routine-Tag. Wir kümmern uns am Vormittag beim Caretaking um die Frühstücksfütterung aller innerhalb des Ressorts lebenden Tiere. Natürlich einschließlich meiner neuen Erdmännchenfamilie, die mich bereits von Weitem auf dem Dach ihres Häuschen stehend begrüßt. Es fühlt sich schon an wie nach Hause kommen. Natürlich ist auch die aggressive Cruella mit ihren Baby wieder da. Diesmal hab ich aber mit Lene und Willow Verstärkung und mit vereinten Kräften und einem Apfel schaffen wir Cruella vom Erdmännchenbau abzulenken, sodass diese ganz in Ruhe ihr Frühstück bekommen. Wobei es nicht wirklich ruhig am Frühstückstisch zugeht, denn heute gibt es ausnahmsweise eine Delikatesse. Lebendfutter! Kaum mache ich die Box mit den Käfern auf, ist der Familienfrieden dahin. Alles stürzt sich ohne Rücksicht auf Verwandtschaft auf die Leckereien. Ich rette meine Füße und Beine die in der allgemeinen Schlacht um den fettesten Käfer gekrallt und gezwickt werden über die Mauer und entscheide mich dazu mich aus diesem Familienstreit rauszuhalten. Sollen die unter sich klären. Man kann sich seine Familie halt nicht aussuchen.
    Am Nachmittag werden wir wieder für‘s Outside Feeding eingeteilt. Bedeutet für mich erstmal wieder Fleischbrocken aus der Kühlung holen, Transporter beladen und dann den Geparden, Hyänen, Wildhunden und Löwen das Abendmahl über den Zaun schmeißen. Es ist immer wieder großartig und Respekt einflößend diesen Tieren so nahe sein zu können. Ein unglaubliches Gefühl. Ja, das werde ich definitiv vermissen, wenn ich diesen tollen Ort hier wieder verlassen muss.
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  • Day 10

    Harnas Wildlife Foundation

    January 16, 2023 in Namibia ⋅ ⛅ 30 °C

    Montag. Neue Woche. Ich bin topfit, super motiviert und fühle mich sicher in sämtlichen Abläufen, Aufgaben und Routinen. Der Tag kann kommen!
    Dass Arbeit mit Tieren, vor allem im Tierschutz niemals Routine ist, wird meine heutige Lektion werden. Das weiß ich aber jetzt noch nicht. Ich sitze am Frühstückstisch mit meinen Katzen Buddies und stärke mich für den Tag.
    Beim Morgenmeeting erfahre ich dann, dass am Abend fünf neue Volunteere aus Deutschland, Holland und Frankreich dazu kommen. Da ich nun zum alten Eisen gehöre, werde ich mit Alina zum Teamlead befördert und somit auserkoren die Newbies anzuleiten.
    Einarbeiten? Kann ich!
    Die Neuen kommen allerdings erst abends an, also arbeiten wir heute noch in unserem bestehenden Team. Die Aufgabe diesmal, die Zäune der Aussengehege kontrollieren und Löcher von Aus- oder Einbruchsversuchen an den Zäunen der Gehege stopfen. Mit Schaufeln bewaffnet düsen wir wieder auf der Ladefläche des Transporters entlang der Aussengehegezäune und buddeln alle Löcher wieder zu die in der Regel von wild lebenden Tieren unter den Zäunen entlang gebuddelt werden, da diese zum Futter innerhalb der Gehege gelangen wollen.
    Mit Abstand ist das der härteste Job bisher, bei 33 Grad in der prallen Sonne ständig von der Ladefläche auf- und absteigen, Löcher wieder zu schaufeln, 10 Meter weiter fahren und wieder von vorne. Wenn ich heute keine Muskeln bekomme, dann nie.
    Umso mehr genieße ich die kurzen Strecken zwischen den Gehegen in denen wir uns auf der Ladefläche bei voller Fahrt den Wind durch‘s Gesicht pusten lassen.
    Bei einer dieser kurzen „Entspannungs“-Fahrten passiert es dann. Nur einen kurzen Moment nicht aufgepasst, nach unten geschaut, weil eine Trinkflasche über die Ladefläche gerollt ist. Und mir knallt ein fetter Ast quer über‘s Gesicht. Meine linkes Augenlid hat einen fetten Cut und fängt sofort an zu bluten, über die Augenbraue zieht sich ein Riss der Scar aus König der Löwen alle Ehre macht. Am Augenrand ist ein zweiter Cut der sofort anschwillt. Da ich tatsächlich keine schlimmen Schmerzen habe und wir mit den Zäunen noch nicht durch, stoppe ich die Blutung durch Abdrücken mit einem Taschentuch und bringe den Job mit meinen Volunteerkollegen zuende. Im Ressort wieder angekommen suche ich aber dann doch direkt Chiara, meine Volunteerkollegin aus der Schweiz. Chiara arbeitet in einer Apotheke und hat eine Krankenpflegerausbildung. Also werde ich erstmal nach europäischen Standard erstversorgt. Desinfiziert, die Wunden geklebt und Pflaster drauf. So verbringe ich dann den Rest des Tages, während mein Auge nach und nach zuschwillt und eine wunderschöne, strahlende Violett-blaue Farbe annimmt. Willow, meine amerikanische Kollegin, sieht mich und sagt nur „Peggy, you are badass.“ Ich nehm‘s mal als Kompliment.
    Am Nachmittag sind wir wieder für‘s Caretaking eingeteilt, bevor wir dann auserkoren werden eine Kobra auszusetzen. Diese wurde beim Reinigen des Löwengeheges im Wasserloch gefunden und gesichert. Nun suchen wir einen geeigneten Platz um sie wieder in die Freiheit zu entlassen und sie vor dem erneuten Ertrinken zu bewahren. Ich sitze also mit Lene und Alina und einer Kiste mit einer Kobra drin auf der Ladefläche und wir düsen fast 20 Minuten durch die namibische Wildnis.
    Schlangen sind mein Endgegner. Kobras sind zudem hochgiftige Schlangen. Jeder kann sich jetzt denken wie unfassbar gut ich mich auf dieser Ladefläche mit der Kiste gefühlt habe. NICHT!
    Am Ende finden wir einen geeigneten Platz weit weg vom kompletten Harnas Wildlife Gelände und entlassen Frau Kobra in ihr neues Leben. Gern geschehen! Komm bitte nicht wieder!
    Im Ressort zurück bin ich noch für den Dogwalk eingeteilt, d.h. alle 9 Hunde einsammeln und die einmal durch die Wildnis jagen. Ich helfe danach noch bei der Fütterung der Hunde und entschließe mich dann das Abendessen auszulassen und direkt unter die Dusche zu springen. Mein Kopf schmerzt nach diesem Tag dann doch ganz gut, sodass ich mir noch eine Aspirin gönne und früh zu Bett gehe.
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  • Day 9

    Harnas Wildlife Foundation

    January 15, 2023 in Namibia ⋅ ⛅ 29 °C

    Ich habe meinen ersten freien Tag in dieser Woche und den nutze ich erstmal um was länger zu schlafen. Geht leider nur bis 9 Uhr, dann hat sich die Hütte schon wieder so aufgeheizt, dass Schlafen nicht mehr möglich ist. Ich gönne mir eine kalte Dusche nehme mir mein Buch und verbringe die nächsten Stunden auf einer Liege um Schatten. Später schaue ich noch in der Nachbarhütte vorbei und während uns eine Katze nach der anderen besucht, verquatschen wir zu dritt die Zeit bis zum Mittagessen. Wir philosophieren darüber was wir am Leben in Europa vermissen und stellen einmal mehr fest wie gut wir es doch eigentlich haben.
    Beim Essen passiert es dann! Von einem Moment auf den anderen fängt es an zu regnen. Und wie!
    Ich kann’s kaum glauben. Nach einer Woche bei täglich 33 Grad ist das eine unglaubliche Wohltat. Alina und ich zögern nicht lange und stellen uns minutenlang in den Regen. Am Ende liegen wir auf den herrlich abgekühlten Steinen und stellen uns vor wir wären im Spa.
    Gurkenscheiben für die Augen sind leider nicht greifbar. Wir helfen uns mit abgekühlten Steinen aus.
    Nebenan ist Babe unser Warzenschwein währenddessen aktiv und hinterlässt ein Chaos am unbeaufsichtigten Pool. Sämtliche Klamotten der anderen Volunteere sind durch für Gegend geschmissen und abgeknabbert. Die Schokoladen und Chips Reserven existieren nicht mehr. Nichts ist sicher vor diesem Warzenschwein.
    Am Nachmittag passiert nicht mehr viel. Ich suche mir mit meinem Buch wieder einen schattigen Platz, döse nochmal für ein Stündchen vor mich hin und verquatsche wieder die Zeit.
    Mehr passiert tatsächlich nicht mehr. Am Ende des Tages sitzen wir alle in unseren Hütten während draußen ein unglaubliches Gewitterschauspiel abgeht.
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  • Day 8

    Harnas Wildlife Foundation

    January 14, 2023 in Namibia ⋅ ⛅ 31 °C

    Es ist Samstag und das bedeutet auch in Namibia Wochenende. Trifft allerdings nur auf die zu, die nicht mit Tieren arbeiten. Da unsere Babies trotzdem gefüttert werden müssen, teilen wir uns für den Notdienst auf. Meine Schicht ist also heute, dafür hab ich am Sonntag einen freien Tag.
    Wir bereiten wieder für alle das Futter vor, schnippeln wie die Weltmeister und versorgen jeden mit Frühstück. Im Anschluss melde ich mich noch freiwillig mit zwei anderen um die Aussengehege abzufahren und die Raubtiere zu füttern. Für mich ist das Outdoor Feeding weiterhin eines der Highlights. Es ist einfach großartig ein Teil im Leben dieser unglaublichen Tiere zu sein.
    Am Nachmittag steht der Rest der Fütterungsrunde an. Ich übernehme wieder die Erdmännchen. Da wir aber nur mit der Hälfte aller Volunteere im Einsatz sind, muss ich diesmal alleine ran.
    Das merkt auch Cruella die aggressive Kapuzineraffenmama. In einem unbemerkten Moment klaut sie zwei Fleischstücke aus einem der Näpfe, den ich nur kurz am Zaun abgestellt habe. Ich bemerke das recht schnell und versuche wieder die Vorherrschaft über die Näpfe zu bekommen. Das veranlasst Cruella allerdings tatsächlich mich zum Battle herauszufordern. Sie baut sich vor den Näpfen auf und alles brüllen und scheuchen scheint sie nur noch selbstsicherer zu machen. Ich gebe mich nicht so leicht geschlagen und trete ihr zum Kampf bereit bewaffnet mit den Kuscheldecken aus dem Erdmännchenhaus entgegen. Meine Erdmännchenfreunde beobachten das Spektakel vom Dach ihres Häuschen’s und feuern mich euphorisch an. Eventuell riechen sie aber auch einfach nur ihr Futter und verstehen nicht warum ich es nicht einfach ins Gehege stelle. Ich entscheide mich ihr lautes Quieken als Schlachtruf zu verstehen und gehe zum Angriff über indem ich versuche Cruella mit den Kuscheldecken von den Näpfen wegzutreiben. Erst als ich bemerke, dass sie keine Skrupel zeigt mir ins Gesicht zu springen und bereits in Sprungposition geht, greife ich zum allerletzten Mittel und bewerfe sie mit Sand. Ist nicht die schönste Art einer Kapuzinermama begreiflich zu machen, dass sie sich nicht einfach am Futter MEINER Erdmännchen bedienen kann, aber in diesem Fall leider alternativlos.
    Meine neue Erdmännchen Familie hat den Kampf mit Spannung verfolgt und bekommt nun noch ihr hart erkämpftes Futter. Vor lauter Dankbarkeit werde ich am rechten Bein nochmal markiert, während mir am linken Bein der Schuh angeknabbert wird. Ja, ich liebe euch doch auch!
    Nachdem auch alle Hunde versorgt sind und ich meine obligatorischen Liebesbekundungen an Jula, Brutus und Enzo verteilt habe, verbringen wir zusammen mit der Volunteerleitung den Restnachmittag mit ein paar Spielen und jede Menge Spaß. Am Abend werden wir dann von den namibischen Mitarbeitern auf ein typisches Grillfest eingeladen, hier nennt sich das Braai. Es gibt leckere Grillspieße, Würstchen und Steak vom Gnu und extrem leckeres selbstgebackenes Knoblauchbrot. Im Anschluss haben wir unfassbar Spaß dabei mit den mir so ans Herz gewachsenen Rangern traditionelle namibianische Tänze um die Feuerstelle nachzutanzen.
    Unser Tag endet wieder mit dem obligatorischen Innehalten unter dem Nachthimmel Namibia‘s.
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  • Day 7

    Harnas Wildlife Foundation

    January 13, 2023 in Namibia ⋅ ☀️ 32 °C

    So langsam kommt Routine rein. Ich verbringe den heutigen Vormittag wieder mit Gemüse und Obst schnippeln und kenne mittlerweile alle Schritte und Abläufe. Dementsprechend sind wir super schnell fertig. Wir füttern die kleinen Schildkröten, bauen deren Wasserloch im Gehege neu und starten mit der Futtervorbereitung für die Fleischfresser, um dann endlich zu einem meiner Highlights zu kommen, der Mangustenfütterung. Ich darf den Eimer mit den Fleischstücken tragen und bin direkt wieder die Königin von Mangusten-World. Ich hab das Kommando, alles läuft mir nach.
    Wir füttern außerhalb des Zaunes vom Reservat, da jede Menge Truthähne, Gänse, Pfauen und ein Strauß innerhalb rumlaufen, die die Mangusten bei der Fütterung gerne ärgern. Normalerweise ist das kein Problem, wir steigen über den Zaun, die Mangusten kriechen darunter hindurch und dann startet die Schlacht am Buffet. Funktioniert am Anfang noch voll gut. Als wir bereits gehen wollen, bemerken wir ihn! Ein Falke kreist am Himmel und kommt immer tiefer. Kurz darauf kommt ein zweiter hinzu. Sofort springt der Puls auf 200. Was tun? Wir packen sofort den Teller mit den Fleischstücken und platzieren diesen am nächstgelegenen Baum. Dummerweise checken das nicht alle Mangusten. Die Ersten vom Buffet sind noch völlig berauscht von ihrem 5 Sterne Deluxe Fleischstückchen und kauen in Trance auf dem freien Feld liegend drauf herum. Wir versuchen noch alle hoch zu scheuchen und unter den Baum zu treiben, aus dem Augenwinkel sehe ich aber schon den ersten Falken in den Sturzflug gehen. Hilflos müssen wir mit zusehen wie er sich einen aus dem Mangustenclan krallt und davon fliegt. Scheisse! Wieder einmal wird mir real gezeigt was den Kreislauf des Lebens ausmacht. Jedes Tier hat seinen Platz und seine Berechtigung und es gehört eben einfach dazu, dass es auch mal auf Kosten der Tiere geht die man lieber mag.
    Etwas geknickt bereiten wir den Rest für die Nachmittagsfütterung vor und füttern noch die Aasgeier vor denen ich nach wie vor unheimlich Respekt habe. Anschließend erholen wir uns dann in der Mittagspause vom Schock.
    Der geht aber recht schnell vorüber, denn Babe das Warzenschwein schaut vorbei und liefert sich ein Battle mit einer der Riesenschildkröten. Leider kann ich nicht sehen wie es ausgeht, denn ich erfahre dass eine neue Volunteerin zu uns stößt und in meiner Hütte einquartiert wird, sodass ich schnell eine Einweisung geben muss. Rebecca, 23, Medizinstudentin aus Neuseeland ist eigentlich in einem Medical Care Projekt tätig, steigt aber für ein paar Tage bei uns mit ein. Wir sind sofort auf einer Wellenlänge.
    Am Nachmittag sind wir dann für‘s Caretaking eingeteilt, bedeutet alle Tiere innerhalb des Ressorts müssen gefüttert werden. Wir starten mit den großen Landschildkröten, finden diesmal nur 33 und gehen weiter zur Fütterung der Hyäne Buddy, dem Caracal, der Paviandame Oma und allen Hunden und Katzen. Am Ende bereiten wir noch die Milch auf für die Baby Schafe und beenden unseren Arbeitstag mit meinem Highlight, den Erdmännchen.
    Die aggressive Kapuzineräffchenmama (wir haben sie mittlerweile Cruella getauft) mit ihrem Baby, können wir noch weit vor dem Erdmännchen Gehege mit einer Süsskartoffel abfangen und abhängen, sodass wir tatsächlich Zeit und Ruhe für die Erdmännchen selbst haben. Wir nutzen diese für intensive Kuschel- und Krabbeleinheiten. Ein Erdmännchen findet das so abgefahren, dass er mich einmal und Lene direkt viermal markiert. Nun gut, dann gehören wir jetzt wohl zu ihm und seinem Clan. Wir feiern diese Familienzusammenführung direkt mit einem Familienfoto zum Abschluss.
    Der Tag klingt aus mit einer lustigen Volunteer Runde und Kartenspielen an der Bar.
    Auf dem 10-minütigen Rückweg vom Ressort zum Volunteerdorf quer durch die afrikanische Wildnis begegnen wir dann meiner ersten Schlange, allerdings ein sehr winziges Exemplar und schnell wieder verschwunden. Durchatmen!
    Ein schönes Ritual lässt diesen Tag dann wundervoll ausklingen. Kurz vor dem Erreichen des Volunteerdorfes schalten wir alle unsere Taschenlampen aus und lassen den unglaublichen Sternenhimmel für ein paar Minuten auf uns wirken.
    Hier an diesem Ort treffen offene, neugierige Menschen aus der ganzen Welt mit komplett unterschiedlichen Lebensstellungen und Kulturen aufeinander. Aber in einem Punkt sind sich alle einig. Der Himmel über Afrika ist der schönste auf der ganzen Welt.
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  • Day 6

    Harnas Wildlife Foundation

    January 12, 2023 in Namibia ⋅ ☀️ 32 °C

    Mein Morgen beginnt wieder mit meinem frisch aufgebrühten Kaffee, den ich mir samt Espressokocher aus Deutschland mitgebracht habe. Magdalena die uns Volunteere jeden Morgen mit Stärkung für den Tag versorgt, beobachtet mich heute wieder fasziniert wie ich meinen Kaffee zubereite. Hier wird wenn überhaupt tatsächlich nur Instantkaffee getrunken.
    Mit Kaffee und Müsli genieße ich den Blick aus unserer Laapa, wie die Aufenthaltsräume hier genannt werden und sehe am Wasserloch bereits die erste Kudu Herde vorbei ziehen.
    Bei der morgendlichen Aufgabenverteilung erfahre ich mit Freude, dass wir im Outside Feeding sind, also diesmal quasi die Morgenrunde übernehmen und Frühstück bringen.
    Beim Vorbereiten und Verladen des Futters bin ich zum ersten Mal seitdem ich hier bin etwas nachdenklicher. Vor mir liegen tatsächlich 7 komplette Pferdeköpfe, ich kann quasi fühlen wie sich die Nüstern, Augen und Ohren noch am Vortag angefühlt haben müssen, bevor diese Tiere ihrer Bestimmung als Futter zugeführt wurden. Mit diesen Tieren bin ich groß geworden und sie sind während des ersten Teil meines Lebens der Hauptbestandteil meines Alltags gewesen. Deswegen haben Pferde für mich einen besonderen Stellenwert. Nun muss ich ausgerechnet diese von mir so geschätzten Tiere an Löwen verfüttern. Nachdem der erste Pferdekopf über den Zaun geflogen ist, begreife ich zum ersten Mal real den Kreislauf des Lebens und verstehe für mich, dass alle Tiere denselben Wert haben unabhängig davon ob ich sie mehr mag als andere.
    Im weiteren Verlauf landen noch alle anderen Pferdeköpfe in hungrigen Löwen- und Leopardenmäulern und ich entscheide mich dafür, dass Pferdeköpfe über Zäune schleudern definitiv das intensivere Workout ist, als Obstkisten stapeln.
    Einer der ganz Hungrigen ist Hellboy, der schönste Leopard den ich je gesehen habe und auch einer der seinem Namen alle Ehre macht. Kaum werfen wir das Futter über den Zaun, springt Hellboy mit einem Wahnsinnssprung aus dem Stand genau auf Höhe des Zaunes. Für einen kurzen Moment schliesse ich mit meinem Leben ab bis unser Ranger Jeremie versucht uns zu beruhigen indem er erklärt, dass Hellboy auch locker über den Zaun springen könnte. Tut er aber nicht, weil er nicht weiß, dass er’s kann. Ich komme zu dem Schluss, dass mich das nicht überzeugt, vertraue dem erfahrenen Ranger an dieser Stelle aber einfach mal. Bleibt mir auch nix anderes übrig.
    Nachdem Geparden und Affen auch versorgt sind, kehren wir zum Reservat zurück und bereiten die Mahlzeiten für die Nachmittagsfütterung vor. Wir schneiden also aus riesigen Stücken Pferdehals und Flanke kilogenau den Bedarf eines jeden Raubtieres zurecht und lagern diese bis zum nächsten Tag im Kühlraum.
    Der Rest des Tages wird dann weniger spektakulär. Wir müssen am Nachmittag erst noch eine Pflichtschulung hinter uns bringen, die das namibische Gesetz für Volunteering vorschreibt und für die wir bisher noch keine Zeit gefunden hatten. Im Anschluss sind die meisten Arbeiten bereits erledigt, sodass ich noch die Aufgabe bekomme alle 9 Hunde im Reservat zu duschen und zu shampoonieren. Da von Handtaschenhund bis Dogge alles dabei ist, wird das tatsächlich ein Riesenspass. Am Ende riechen alle Hunde nach Vanille und auch ich bin 9-mal komplett geduscht.
    Zum Abschluss des Tages nimmt uns die Volunteer Leitung auf einen kleinen Nature Drive außerhalb der Reservatgrenzen mit. Wir beobachten das Wasserloch mit all den Kudus, Oryx, Straußen und Springböcken und finden sogar eine Giraffenfamilie mit Baby.
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