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  • Day 247

    Ciudad Perdida II

    February 12, 2020 in Colombia ⋅ ⛅ 24 °C

    Am dritten Tag ging es dann endlich zur Ciudad Perdida - wie gehabt um 5 Uhr aufstehen und um 6 unterwegs sein...nach einer quasi schlaflosen Nacht. Kann Hängematten, zumal wenn sie so dicht nebeneinander liegen und es nachts erstaunlich kühl ist, nicht unbedingt weiterempfehlen, aber es war eine Erfahrung!

    Der Weg zur verlorenen Stadt (auch Teyuna genannt) war nicht mehr wirklich weit, knapp anderthalb Stunden, aber hatte es in sich - 1200 Steinstufen, abgewetzt und rutschig, galt es zu überwinden. Aber es hat sich gelohnt! Ein ganz kurzer Abriss zur Geschichte (muss ja auch sein - ist aber gar nicht so einfach):

    Teyuna wurde vemutlich um das Jahr 800 vom Stamm der Tairona erbaut. Ob sie wirklich bewohnt war, oder nur als religiöse Stätte diente, ist umstritten. 

    In den 70er Jahren wurde die Stadt von Goldsuchern 'wiederentdeckt' - die indigenen Völker sagen allerdings, dass Teyuna nie in Vergessenheit geraten ist, aber dass sie die genaue Lage verschwiegen haben. Warum, kann man sich denken - in den Jahren 72-76 wurde geplündert, was sich ausgraben ließ, bevor die Regierung irgendwann eingeschritten ist.

    Die ersten Touren zur verlorenen Stadt gab es bereits Anfang der 80er, damals noch als richtiges Abenteuer, mit der Machete durch den Dschungel. Da das Gebiet der Sierra Nevada (übrigens mit Gipfeln bis knapp unter 6000 Metern das höchste Küstengebirge der Welt) zu der Zeit allerdings mehr und mehr dem Marihuana- und dann dem Coca-Anbau diente, und große Teile unter der Kontrolle von entweder Guerillas oder Paramilitärs waren, konnte sich der Tourismus nicht durchsetzen.

    Zur Bekämpfung des Anbaus hat die Regierung zunächst versucht, mittels großflächigen Einsatzes von Glyphosat (!) die Ernte zu vernichten. Allerdings wurden wohl nur die Unkräuter vernichtet, die Coca-Pflanzen haben aber überlebt, so dass dies letztlich für die Farmer nur hilfreich war (und ansonsten ganze Ökosysteme zerstört wurden). In den 2000ern hat die Regierung schließlich einen Deal mit den Farmern gemacht - wenn sie den Anbau von Coca-Pflanzen aufgaben, konnten sie sich zu Guides ausbilden lassen. Viele haben dankbar angenommen, da das große Geld im Kokainhandel ohnehin bei anderen landete...

    Bis heute ist es so, dass nur lokale Farmer oder Angehörige der indigenen Völker auf dem Trek als Guides oder Koch arbeiten dürfen. Lediglich für die Dolmetscher wird eine Ausnahme gemacht (weil es sonst nicht genug gäbe).

    Ich habe mir vor der Tour absichtlich keine Bilder angeschaut, und war somit wirklich beeindruckt von Teyuna. Die Stadt besteht insgesamt aus über 200 Terrassen, von denen aber nicht alle freigelegt und/oder zugänglich sind. Gebäude stehen zwar keine mehr, aber die ganze Anlage ist riesig, mit wunderschönen Ausblicken. 

    Nach etwa 2 Stunden in Teyuna haben wir uns dann auf den Rückweg gemacht - leider gibt es wie gesagt nur den einen Weg. Und der ist anstrengend. Als wir gegen 4 wieder im Camp waren (dieses Mal mit viiiielen Leuten, aber zumindest mit Betten), war ich wirklich erledigt. 

    Der vierte Tag beinhaltete dann noch mal etwa 5 Stunden Gehzeit, und mittlerweile hatten selbst unsere Supersportler Probleme mit den Knien (die 1200 Stufen mussten wir am Vortag schließlich auch wieder absteigen), wenngleich sie weiterhin versucht haben, sämtliche Rekorde zu brechen...

    Nach dem Mittagessen ging es dann im Jeep wieder zurück nach Santa Marta, wo wir abends zum Abschluss noch mit allen ein paar Bierchen getrunken haben und bis 2 Uhr tanzen waren, so dass ich heute nicht wirklich viel auf die Reihe bekommen habe.

    Insgesamt hat mir der Trek richtig gut gefallen - und ich bin froh, das jetzt gemacht zu haben, da die Zahl der Besucher exponentiell steigt, und es irgendwann keinen Spaß mehr machen wird, wenn von offizieller Seite kein Limit gesetzt wird. Und wir hatten großes Glück mit der kleinen Gruppe und einem tollen Dolmetscher. Er ist Venezolaner und seit ein paar Jahren in Kolumbien - in Venezuela hat er als Anwalt gearbeitet, aber aufgegeben, als er irgendwann nur noch 40$ im Monat verdient hat). Hier bekommt er allerdings pro Tour auch nur etwa 100$.

    Morgen geht es für mich weiter nach Minca - ein kleines Städchen in den Bergen unweit von Santa Marta, wo es ruhiger und kühler (und wunderschön) sein soll. 
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