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- May 9, 2024
- ⛅ 18 °C
- Altitude: 322 m
- GermanyFree State of BavariaReichenschwandSand-Bach49°30’40” N 11°22’7” E
Grasköpfl 1753m
May 9, 2024 in Germany ⋅ ⛅ 18 °C
Mal wieder ein Tag off - raus aus dem Alltag und rein in die Berge. Es ist Christi Himmelfahrt, ein Feiertag. Ob das die beste Idee ist? Das Wetter soll schön werden, sicher werden die Berge voll, aber ich muss raus und Kraft tanken, abschalten, für mich sein. Also düse ich morgens um 5 Uhr in Franken los, rutsche durch bis zum Sylvensteinstausee. Kurz vor Bad Tölz regnet es, der Himmel ist wolkenverhangen. Vielleicht doch nicht die beste
Idee? Doch. Die Stimmung morgens in aller Einsamkeit am Sylvensteinstausee ist besonders: Weiße Schwaden ziehen über die Seeoberfläche, plötzlich taucht ein bisschen blauer Himmel auf. Na, das wird schon. Ich muss nur über die Wolken kommen. Und so geht es kurz drauf los Richtung Schafreuther, denn der Grasköpfl ist nirgends ausgeschrieben. Das verspricht wenig Menschen - genau mein Geschmack. Ich wandere zuerst lange auf einem Forstweg durch den Wald; Wolken und Neben wollen nicht weichen. Ich habe das Gefühl, es ist nicht Frühling, sondern Herbst. An organge-braunen Blättern hängen Wassertropfen, bemooste alte und einzigartig geformte Bäume sorgen für eine mystische Athmosphäre. Auch wenn der Weg nicht sonderlich herausfordernd ist, mir wird zu keiner Sekunde langweilig. Das Flair ist einmalig. Wie aus dem Nichts taucht die Almwiese der Grammersalm auf, der Fahrweg endet. Da möchte man Kuh sein, das Plateau sieht auch im grauen Dunst und ohne muhende Bewohner einladend aus, auch dank der beiden urigen Almgebäude. Vielleicht mache ich hier später Rast. Der Weg wird schmal, zieht sich nun an Bergrücken und Kamm nur leicht ansteigend aufwärts - links geht es nach unten, rechts sind Felsen, Latschenhänge, Wald. Dass ich nicht sehe, wo und wie es nach unten geht, verunsichert mich mehr, als später bei freier Sicht. Komisch. Plötzlich springt eine Gams kurz vor mir über den Weg. Ich warte kurz, aber mehr kommen nicht. Der Gipfel kann nun nicht mehr weit sein; ohne Sicht auf mein Ziel renne ich erstmal am unscheinbaren Abzweig vorbei. Wie gut, denn rund 20 Minuten später reißt genau da die Wolkendecke auf. Ich stürme und kraxel die letzten Höhenmeter nach oben - immer auf das blaue Loch über dem Gipfelkreuz zu. Was für ein Schauspiel bietet sich mir oben: Ich habe zwar keine Aussicht übers Karwendel, aber auf einmal öffnen sich an einer Stelle die Wolken bis runter zur Isar; dann tut sich auf der anderen Seite wieder ein Loch auf, dessen Grün sonnenbeschienen ist. Dass mir die Fernsicht fehlt, merke ich gar nicht. Ich bin da oben allein, schaue, genieße und schreibe ins Gipfelbuch. Als es zuzieht, marschiere ich beschwingt nach unten. Jetzt ist auch das Tal frei, ganz neue Ausblicke ergeben sich. Auf dem Weg treffe ich ein älteres Pärchen, sie machen Vesper. Wir kommen kurz ins Gespräch. Die Frau gibt zu, dass ihre Beine etwas zittrig waren und sie deshalb eine Pause brauchte. Wie offen, Schwäche zu zeigen. Ich gebe ihnen den Tipp, auf den Abzweig zu achten. Vor lauter Fotos und Blicken zurück dauert es etwas bis ich wieder an der Alm bin. So ein Kulturgut darf nicht verloren gehen. Ich stapfe weiter abwärts, jetzt oft im Sonnenschein. Nach rund 5 Stunden reiner Gehzeit und 11 Kilometern und 1000 Höhenmetern ist die Auszeit vorbei. Gerne öfter, gerne mehr.Read more
Traveler Ein kleiner Bergroman, in den man eintauchen kann und sich über jeden Blickwinkel mitfreuen!
Traveler Oh Ute - Danke von Herzen!
Traveler Ooooh!
Traveler Was für ein Reichtum an Strukturen auf so engem Raum- ein toller Detailblick!