Thailand

January 2024
Kultur und Meditation in Nordthailand. Wir finden Ruhe in der Natur. Read more
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    January 6 in Thailand ⋅ ☀️ 33 °C

    Nach Thailand zu fahren hatten wir in der ursprünglichen Planung gar nicht in Betracht gezogen. Zu kurz war die Zeit, um mehr als 3 Länder zu bereisen. Zudem wollten wir ohne Eile Menschen, Kultur und Natur kennenlernen. Uns gefiel und tat das Reisen aber so gut, dass wir um vier Wochen verlängerten. So oft kommen solchen Gelegenheiten im Leben nun mal nicht und wir sind unglaublich dankbar dafür.

    Da wir beide bereits im Süden Thailands und auch in Bangkok waren, entschlossen wir uns dazu stattdessen den Norden zu erkunden. Um Bangkok kommen wir aber trotzdem nicht herum, da unser Flug hier ankommt und wir später auch von hier aus die Rückreise nach Hamburg antreten werden.

    Mit Davids Rippenbruch war unsere Reisegeschwindkeit zudem deutlich zurück gegangen. Unser Fokus des Reisen verschob sich: Weniger körperliche Aktivitäten, mehr Ruhe in der Natur, gutes Essen und Kultur. Zudem planten wir seinen großen Rucksack in Bangkok zu lassen und mit leichtem Gepäck und neuer Balanace weiterzureisen.

    Für unseren zweitägigen Aufenthalt in Bangkok lassen wir es gemütlich angehen. Wir genießen endlich ein herrlich, weiches Bett mit Ausblick vom 27. Stock auf die schillernde Metropole. Am Rooftop-Pool halten wir unsere Nase in die Sonne, bevor es zu Fuß durch Bangkoks trubelige Straßen geht. Die unglaublich freundlichen Menschen lächeln uns wieder zu und wir fühlen uns direkt wohl. Irgendwie fühlte es sich gut an hier zu sein, auch wenn wir erst etwas zögerliche in Bezug auf Thailand waren.

    Wer bereits in Bangkok war, weiß, dass diese Stadt immer für eine Überraschung gut ist. So gestaltete sich der Besuch eines unscheinbaren Wochenendmarktes zum absoluten Highlight. Eigentlich wollten wir nur eine Stunde im trashigen Angebot stöbern, doch die vielen kleinen Boutiquen der lokalen Designer, ließen uns staunen. Die beleuchteten Flächen, die teils skurilen Dinge und die quirrligen Thais brachten uns zum Lachen. Wir hatten richtig Spaß und fuhren erst spät abends mit einem blinkenden Space-Tuktuk zurück. Ein echter Thai-Auftakt!
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  • Day 2

    Chiang Mai

    January 8 in Thailand ⋅ ☀️ 30 °C

    Chiang Mai begrüßte uns mit Sonnenschein und perfekt angenehmen Temperaturen. Wir schlenderten ohne Ziel durch die Altstadt — überall gab es etwas zu entdecken. Die vielen Restaurants, der Nachtmarkt, die Coffeeshops und die unzähligen Tempel prägten das Bild dieser wunderschönen Stadt. Alles war kleiner, lief gemächlicher und ruhiger als in Bangkok. Das tat uns gut. Denn wir wollten unsere Reise entspannt ausklingen lassen — und natürlich kulinarisch alles probieren. Thailands Küche ist unglaublich abwechslungsreich und köstlich! Wir entdeckten am Lanna Square einen kleinen Streetfood Market und schlemmten uns zwischen frischen Frühlingsrollen, Mango Sticky Rice, Kuchen und Thai-Banana-Roti durch die Stände. Es war herrlich.

    Am nächsten Tag ging es direkt wieder um Essen: ab zu Sammys Cooking Class auf's Land. Mit einer Gruppe von Backpackern kochten wir heute Curries und Davids Lieblingsgericht: Stir-fry Cashew with Vegtables. Zwischen dem thailändischen Kräuter-Einmaleins, frischer Kokoksnussmilch und selbst gemörsertem Curry, hörten wir geduldig zu, kochten an unseren eigenen kleinen Wok-Koch-Plätzen und probierten unsere Gerichte.

    Abends mussten wir uns entscheiden, wie es weiter gehen sollte. Denn wir steckten in einem kleinen Travel-Dilemma. Chiang Mai ist Ausgangspunkt für den Mae Hong Son Loop. Die über 600km lange Strecke führt durch den bergigen Norden und zieht Motorradfahrer*innen aus der ganzen Welt an. Das reizte uns natürlich enorm. Eigentlich war die fünftägige Tour unser Plan für die folgenden Tage gewesen. Einige Leute, die wir trafen, wollten ihn in den nächsten Tagen ebenfalls befahren. Wir zerbrachen uns den Kopf, was wir tun sollten. Mit einer gebrochenen Rippe solch eine anspruchsvolle Strecke zu fahren ging irgendwie - aber wohl fühlten wir uns beide nicht damit. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns stattdessen für einen relaxten Aufenthalt in Pai. Der kleine Hippie-Ort ist mitten in den Bergen und gleichzeitig Teil des Motorrad-Rundkurses. Zumindest konnten wir so einen kleinen Schnupper-Teil der Strecke mit dem Bus abfahren. Für den ganzen Loop kommen wir mit unserer Ausrüstung von zu Hause dann beim nächsten Mal wieder.

    Nach einem entspannten Frühstück und Tempelbesuch, ging es mit dem Minivan ganze 876 Kurven in Richting Pai. Die Strecke war wirklich wunderschön. Aber beide fühlten, dass dies die richtige Entscheidung für diesem Moment war.
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  • Day 4

    Pai

    January 10 in Thailand ⋅ ☀️ 28 °C

    Bei Sonnenuntergang schlängelte sich der Minivan die kurvigen Bergstraßen hinauf, sodass wir erst abends in Pai ankamen. Allerdings war es nicht wirklich dunkel in dem kleinen Örtchen. Der hell erleuchtete Nachtmarkt mit seinen vielen bunten Ständen, prägte die Ortsmitte - und wir mit Backpack mitten drin, denn die Endhaltestelle war quasi im Nachtmarkt. Also stolperten wir aus dem Bus in den Gyoza-Stand und danach direkt zum Thai-Wrap-Stand. Na, das ging hier ja schon gut los. Als eine Touristin mir beim Mochi-Stand die Sorte mit frischer Erdbeere und Nutella ummantelt ans Herz legte, strahlte mein kulinarisches Herz.

    Nach einer kühlen Nacht im Bungalow wärmten wir uns in den ersten Sonnenstrahlen auf. Die „Kälte“ waren wir gar nicht mehr gewohnt. Zum Glück war es aber schnell wieder schön warm, sobald es hell wurde. Am nächsten Morgen schlenderten wir durch die kleinen Straßen und faulenzten in Cafés oder am kleinen Fluss in der Sonne. Wir mochten Pai. Hier schlug ein noch langsamerer Rhythmus als in Chiang Mai. Überhaupt war irgendetwas an diesem Ort anders. Es fühlte sich eher wie ein Festival an. Zwar gab es einige Touris aber die vielen Auswander*innen und deren Lebensstil prägten größtenteils den Vibe. Es spielte Musik, die Leute hatten Hippie-Kleidung an, alles war ein bisschen schräg und es gab köstliches Essen an jeder Ecke. Wir entdeckten sogar zufällig einen Hippie-Samstagsmarkt mit Flohmarktständen und leckeren Snacks direkt von den Bauernhöfen aus der Umgebung. Alles Gründe zum Bleiben. Wir verlängerten unseren Aufenthalt auf sechs Nächte und genossen Nichtstun, Natur und Entspannung.

    Außerdem taten wir, was wir in Thailand bisher liebten: verdammt gut essen! Wir probierten uns durch die Cafés und Restaurants. An einem Abend verspeisten wie DAS leckerste asiatische Hauptgericht, das wir beide je gegessen hatten. Na wer rät es? Klar - Stirfried Cashewnuts with Vegtabeles. Die Soße war zum Niederknien. Kein Wunder, dass sich bei diesem Restaurant jeden Tag eine Schlange bildet. Der Preis lag bei unfassbaren 2 Euro je Gericht. Bei diesem Preisniveau und der Qualität kann man nur hoffen, dass man einen großen Magen mit viel Kapazität mitbringt 😉
    Die vielen Stände am Nachtmarkt boten eine neue Dimension an Probier-Möglichkeiten. Wie sollten wir denn je alles kosten? An unseren „erfolgreichsten“ Schlemmtagen führten wir abends Liste damit wir bloß nicht vergaßen, was für unglaublich leckere Dinge wir uns teilten. Zwischendrin waren wir so sehr mit unseren Neuentdeckungen auf dem Markt beschäftigt, dass wir die Zeit vergaßen. Kurz vor Ende des Marktes, mussten wir dann sogar die letzten 30 Meter zu unserer Lieblingsbäckerei laufen, bevor diese schließt. Hier hatten wir am Vortag das BESTE Dessert unseres Lebens gegessen: Ein frisches, warmes Hefegebäck umgeben von Butterboden und Füllung sowie Zuckerguss und zusätzlichem Puderzuckertopping. Wow wow wooooow! Es kam uns alles zu den Ohren wieder raus aber wir brauchten dieses Butterbread-Gebäck nochmal. Wir lachten uns kaputt wieviel verschiedene Gerichte es am gesamten Tag waren. Unsere Seele war erfüllt. Wir hatten das Schlaraffenland gefunden.
    Damit unsere Meisterleistung nicht in Vergessenheit gerät, folgt nun die Dokumentation von Tag 3 und 4, wobei an Tag 4 eine signifikante Steigerung herauszustellen ist. In kurz: Ich bin stolz auf uns 😂

    Tag 3:
    Joghurt Müsli mit Früchten
    Rote Beete Avocado feta Sandwich
    2x Mango Passion pavlova
    2x Cookies
    2x Cashew stir fry
    Spring rolls
    Erdbeer Sahne Mousse
    Chocoball mit Mandeln
    Waffel mit Karamell
    Crepe mit Nutella Erdbeer
    Roti mit Sweetmilk
    Blaubeermuffin

    Tag 4:
    Schokocroissant
    Schoko donut
    Curry Frühlingsrollen
    Spinat Feta Quiche
    Massamancurry
    2x frisch gepresster Orangensaft
    Energyball
    Burnt Cheesecake mit Früchten
    Pad Thai with Curry powder
    Stir Fried Cashew
    Mangolassi
    2x Sweetmilk Roti
    Oreo Creme
    Gyoza
    2x Butterbread
    Donut
    2x Cookies

    Nachdem wir am fünften Tag kurz vor dem Platzen waren, rollten wir uns auf zwei angemieteten Motorrollern in die Berge. Wir brauchten ein wenig Bewegung und wollten das mulmige Gefühl loswerden, wieder auf einen Roller zu steigen. Nach rund 10 Minuten Fahrt ging der kurvige Anstieg los. Mit Bauchkribbeln fuhr ich die ersten engen Kurven hinauf - David vor mir. Beim ersten Stop gab es eine kleine Umarmung und weiter ging es. Die Strecke wurde von Minute zu Minute schöner. Sie führte uns zwischen dschungeligen Hügeln und Reisfeldern bis zu einem kleinen Café mit weitem Blick über die Landschaft. Die Unsicherheit war weg. Es machte sogar richtig Spaß zu fahren. Wir waren wieder da! Juhu! Den Rückweg genoss ich umso mehr, denn dies war die letzte Rollerfahrt der Reise.

    Mit gefüllten Bäuchen und vollem Herz stiegen wir in den Minivan in Richting Pa Pae. Pai war ein Genuss für alle Sinne und wird uns lange in Erinnerung bleiben.
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  • Day 10

    Pa Pae - Meditations Retreat

    January 16 in Thailand ⋅ ⛅ 25 °C

    Davids gebrochene Rippe zwang uns unsere Aktivitäten in Thailand umzuplanen. Eigentlich wollten wir Motorrad fahren oder in den Bergen nochmal wandern gehen. Wir suchten nach Ruhe in der Natur - so, wie wir sie in Nepal gefunden hatten. Die langen Wanderungen in Stille waren fast meditativ. Uns beiden tat es gut und danach sehnten wir uns irgendwie nun zum Ende der Reise wieder. Die letzten Monate reisten wir alle zwei bis drei Tage von Ort zu Ort, waren jeden Tag aktiv und entdeckten die Welt. Also entschlossen wir uns in den letzten Tagen komplett zur Ruhe zu kommen und für uns selbst Zeit zu nehmen. Wir entschieden uns für fünf Tage ein Meditationsretreat in einem buddhistischem Kloster in Pa Pae zu besuchen.

    In Pa Pae gibt es ein spezielles Programm, das Meditation, den Buddhismus und die spirituelle Welt dahinter für Menschen aus dem westlichen Kontext näher bringen soll. Statt 10 Tage zu schweigen und stundenlang im für Beginner schmerzenden Lotussitz „auszuharren“, geht es in diesem Retreat darum die Grundpfeiler des Buddhismus zu beleuchten und eigene Meditationserfahrungen zu sammeln. Das Programm umfasst einen Lehrplan, Meditionszeiten als auch das Leben der Mönche, deren Lebensweise und Aufgaben kennenzulernen. Ein Kloster zum Anfassen, fasst es gut zusammen.

    Beide waren wir aufgeregt, als wir ankamen. Denn wir hatten beide wenig Meditationserfahrung und waren bisher in keinem buddistischem Kloster zu Gast. Männer und Frauen sollten nicht gemeinsam in einer Unterkunft übernachten und alle Teilnehmer*innen bekamen bei Ankunft ein weißes Outfit ausgehändigt. Warum fragte ich? Antwort: weniger externe Faktoren, damit es uns einfach fällt unser Bewusstsein zu stillen. Alles klar!

    Während David mit einem anderem Mann ein Zimmer teilte, wurde ich einem achter Frauenzimmer zugewiesen. Die Matratzen waren quasi nicht existent. Warum? Damit es uns leichter fiel morgens um 5:30 Uhr zur ersten Meditation aufzustehen. Nun gut … ich war offen und neugierig. Die Leute kamen aus der ganzen Welt und allen merkte man an, dass sie ein bisschen aufgeregt waren. Irgendwie ein ermutigendes Gefühl nicht alleine zu sein.

    Die wunderschöne Anlage des Klosters lag mitten in der bergigen Natur. Es war ein riesiges Areal bestehend aus Meditationsräumen, Aussichtspunkten, Kantine, Feuerstellen und kleinen Cafés. Alles war mit Liebe zum Detail selbstgebaut. Besonders schön waren die vielen Baumhäuser, Schaukeln und Sitzgelegenheiten.

    Die Introduction wurde von dem Australischen Mönch Karl gehalten. Er war ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Karl war so alt wie wir, wuchs in der westlichen Welt auf und fand seine Erfüllung in der Spirituellen. Er war nahbar und hatte sein Herz auf der Zunge - auch wenn er ein komplett anderes Leben lebte, als wie wir es taten. Aber irgendwas musste an seinem Lebenswandel dran sein. Warum sollte jemand wie er, der alles materielle hatte, nun ohne jeglichen Kapitalismus und Konsum leben wollen? Es war spannend! Bereits bei seiner Einführungsrede saßen wir gebannt vor ihm und hörten zu. Wie funktioniert Meditation? Welche Techniken und Hilfestellungen gibt es meinen Kopf „abzuschalten“? Wie kann das funktionieren wenn wir unser Leben immer denken? Und was kann mir die Meditation eigentlich geben? Fragen über Fragen.

    Warum Meditation? Ein kurzer Abriss: Aufgewachsen in der westlichen Welt, sind wir alle egozentrisch aufgewachsen und geprägt immer effizienter zu arbeiten und zu leben. Unser Bewusstsein ist täglich mit tausenden von Impulsen, Kommunikationsbotschaften, To dos, Erinnerungen aus Vergangenheit und zukünftiger Selbstoptimierung beschäftigt. Es denkt immer. Jede Minute, jede Sekunde, jeden Moment. Unser Kopf ist niemals still. Selbst, wenn wir still sitzen oder im Bett liegen, gibt es etwas zum „Nachdenken“. Das kostet uns Energie, stiftet Unruhe und lässt uns manchmal an unwichtigen Dingen festbeißen, die - von außen betrachtet - für unser wirkliches Glück im Leben gar nicht wichtig sind. Aber was, wenn wir unser Bewusstsein in eine absolute Leere bringen und keine Gedanken mehr zulassen? Was, wenn wir nicht durch kurzweilige externe Faktoren Freude, Harmonie, Spaß und schöne Gefühle in unser Leben bringen sondern nur durch uns selbst? Was wenn wir dadurch mehr Ausgeglichenheit, weniger Ärger, Gier oder Ignoranz gegenüber anderen und schlussendlich Selbsterfüllung verspüren? Hier setzt die Meditation an.

    Um besser zur Ruhe zu kommen, sollten wir die ersten 24 Stunden schweigen. Wer mag konnte anschließend weiter schweigen. Generell war die Teilnahme aller Sessions oder Schweigestunden uns über lassen. Letztendlich waren wir es, die etwas lernen und erleben wollten.

    Um 21 Uhr ging das Licht aus. Die Nacht war kalt und der Boden war hart. Morgens um 5:30 Uhr versammelten wir uns in der Center Hall, dem Hauptmeditatiosraum. Nur mit Kerzen saßen wir im Dunkeln und warteten auf den Mönch. Dieses Mal kam ein anderer Mönch in den Raum. Er war Thai und deutlich älter als Karl. Wir begannen auf Pali (damalige Sprache Buddhas) Lieder zu singen. Diese für uns nicht verständlichen Buchstabenfolgen sollten uns ebenfalls helfen unser Bewusstsein zur Ruhe zu bringen. Also wieder „no food for thoughts“ - ergibt Sinn. Dann mal los mit dem Singen. Danach schwiegen wir wieder, schlossen die Augen und saßen da - mit 60 Leuten ganze 30 Minuten - in absoluter Stille. Das war krass! Die Gedanken so ruhig wie möglich einzufangen, klappte nicht so wirklich. Immer kam ein neuer Gedanken in meinen Kopf auf. Die unnötigsten Themen waren plötzlich da. Aah! Atmen, atmen, atmen. Es half ein wenig und vielleicht schonmal ein guter Auftakt.

    Danach ging es direkt weiter zum Frühstück um 7:30 Uhr. Wir saßen draußen, am Rande des Waldes. Die Sonne bahnte sich mit ihren ersten Strahlen durch die Bäume und alle aßen schweigend ihr Essen. Es war magisch. Nach dem Frühstück, hörten wir die ersten Lektion über die Grundsätze der Meditation. Nach einem leckeren Mittagessen ging es nach ein bisschen Pause zum Fluss. Ein kleiner Spaziergang durch den Ort und ein Abstieg zum Flussbett tat gut. Auch wenn es für mich nach wie vor recht komisch war, wenn die weiße Stoffkolonne mit ihren Meditationskissen entlang der Dorfstrasse ging … Ein Mädchen rutschte auf einem Stein aus und fiel in die matschige Brühe. Wie ein Maikäfer lag sie im Schlamm und kam alleine nicht mehr heraus … und DAS in ihrem weißen Outfit. Ich konnte nicht mehr!!! Wir waren immer noch in unseren 24-Schweigestunden aber es ging nicht anders: wir mussten so lachen.

    Nach einer Abendmeditation bei Kerzenschein, ging es ohne Abendessen ins Bett. Wir sollten nach dem Mittagessen nichts mehr Essen (wenn möglich), also Intervallfasten, damit der Körper weniger mit Verdauen beschäftigt ist und mehr Raum für Neutralität und Ruhe hat. Huii! Auch noch das Essen … das war natürlich besonders schwierig für uns Schleckermäuse. Allerdings fühlte ich mich nach unserem Besuch im Schlaraffenland noch Rand voll gefuttert, sodass es mir gut tat. Um 21 Uhr ging schweigend das Licht aus und ich kuschelte mich in meinen Schlafsack und die drei Klamottenschichten ein. Es war Schweinekalt. Als draußen immer wieder irgendein Licht an und aus ging, band ich mir schließlich meinen Bikini um den Kopf und fragte mich wie so oft auf dieser Reise „Was mache ich eigentlich hier gerade?!“

    Ich träumte intensiv. Morgens ging es wieder um 5:15 Uhr bei Kälte hoch. Aber ich spürte, dass heute etwas anders war beim Meditieren. Ich war viel ruhiger. Zwar schaffte ich nur für ein paar Minuten meinen Geist mit wenig Gedanken zu beruhigen - immer wieder büchste er zu neuen Gedankenwelten aus - doch ich fühlte mich irgendwie ausgeglichener, energetisch und klarer.

    Während die ersten Teilnehmer*innen nach 24 Stunden schweigen wieder miteinander sprachen, entschied ich mich heute weiter zu schweigen. Ich wollte verstehen ob mir die Stille wirklich gut tat. Die liebe Lenne aus den Niederlanden saß neben mir. Sie schlief gegenüber von mir und irgendwie verstanden wir uns gut, ohne, dass wir miteinander sprachen. Ein schönes Gefühl.

    Nach dem Frühstück gab es einen weiteren Vortrag von Aussi-Mönch Karl über die Vorteile der Meditation. Er erzählte uns über sein Leben, seine positiven Erfahrungen beim Meditieren und seine Herangehensweisen Wut, Gier oder andere negative, menschlich Verhaltensweisen bei sich selbst so neutral wie möglich zu halten. Letztendlich geht es primär um die Frage, wie jede:r sein eigenes Ego runter fährt, sich selbst neutraler zu halten und stattdessen auf die wichtigen energiestiftenden Themen im Leben richtet. Kurzes Gedankenspiel: Wenn zwei innere Wölfe miteinander kämpfen - füttere ich weiter den negativen Wolf und manifestiere negative Themen in meinem Leben mit großem Raum? Oder verhalte ich mich neutraler gegenüber Themen, die ich eh nicht ändern kann, weil ich mich lieber mit Dingen beschäftige, die mich glücklich sein lassen… Einfache Antwort oder?! Wie steuere ich mein eigenes Verhalten nur durch meine innere Kontrolle? Und warum ist eine bereits kurze Meditation von fünf Minuten eine sinnvolle Integration in meinen Tagesalltag?
    Er sprach drei Stunden und ich muss sagen: Es war einer der intensivsten und ehrlichsten Vorträge, die ich je gehört habe. Puh! Das saß und uns allen war klar was für eine Tür sich auch bei uns öffnen könnte, zumindest nur von ein paar Vorteilen der Meditation zu profitieren. Gleichzeitig spürte ich noch vom Morgen, wie ich sie bereits wahr nahm. Das war alles verrückt und schön zugleich. Nach dem Mittag gab es noch eine Fragestunde bei Karl. Es tat gut, dass alle ihre Anfängerfragen stellten. Irgendwie saßen wir ja alle im gleiche Boot.

    Abends trafen wir uns am Lagerfeuer wieder. Die Gruppe murmelte leise, vielen waren immer noch still. Der ältere Thai-Mönch nahm Platz. Wir saßen gemeinsam in Stille und meditierten. Nur das Feuer war warm und knackte leise. Ich fühlte mich mittlerweile sehr ruhig und gut. Ich genoss es förmlich für mich zu sein. Ich liebe es mich mit meiner Familie, meinen Freund*innen oder Menschen aus der ganzen Welt auszutauschen - das brauche ich. Es ist ein Teil von mir. Aber ich hab in den letzten 48 Stunden ebenfalls gelernt, wie ausgleichend und gut es sich anfühlt seinem Inneren besser zu zuhören. Die Meditation am Feuer war die beste der gesamten Zeit in Pa Pae. Ich spürte eine Wärme, ein inneres Kribbeln im Bauch, eine Zufriedenheit, wie ich sie zuvor noch nie gespürt habe. Ich kann und will es weiter nicht beschreiben aber ich meinte zumindest im Ansatz verstanden zu haben, wieviel Gutes ich mir selbst nur durch mich selbst - ohne externe Einflüsse - geben kann.
    Nach der Meditation ließen wir große Papierlaternen in den Himmel steigen und genossen die restliche Wärme des Feuers. Um 21 Uhr schloss ich unfassbar ausgeglichen und dankbar die Augen bis um 5:15 Uhr.

    Nach der Morgenmeditation durften wir heute die Mönche begleiten. Sie sammelten jeden Morgen die Opfergaben der Bevölkerung aus den umliegenden Dörfern ein damit sie etwas zu Essen haben. Wir liefen im Morgennebel los und bimmelten die Glocke sobald wir nahe an ihren Häusern waren. Die erste Frau stand bereits wartend an der Straße. Der Mönch hielt seine Schüssel hin. Sie stellte vorsichtig ihre Ofergaben hinein: eine frisch gekochte Mahlzeit, Wasser, Sojamilch und etwas Obst oder Süßes. Danach kniete sie sich hin. Wir ebenfalls. Der Mönch begann auf Pali (Buddhas damalige Sprache) ein Art Gebet zu sprechen, dass die positive Energie aus dem Nirvana auf sie ableitete und sie beschütze. Wie eine Art buddhistischer Segen. Es war still, nur die beiden Mönche sprachen leise. Die Frau war so freudig, demütig, leise und gleichzeitig so liebevoll. Es war ein Moment, der fest in der thailändischen Kultur verankert ist. Etwas, was bei uns in der Form nicht vorkommt. Etwas sehr berührendes.
    Weiter ging es, auch beim nächsten Haus und übernächsten Haus der gleiche Ablauf. Am meisten berührten mich die Menschen. Die kleinen Thai-Frauen mit ihren kunterbunten Pijama- und Fleecehosen morgens um 6:30 Uhr. Ihre Wärme und Dankbarkeit wärmte mein Herz.
    Am meisten berührte mich aber eine alte Thai-Dame. Sie kochte auf ihrem kleinen Wok, in der Garage neben dem Auto, ein leckeres Gericht für die Mönche und schmeckte es noch schnell ab. Nach der stillen Opfergabe blühte sie auf. Sie wollte jede*n von uns umarmen. Und wir waren bestimmt 10 Menschen in weißen Outfits. Ich drückte sie ganz fest und streichelte über ihren kleinen Rücken. Sie hat sich so gefreut. Dieses pure Freude zwischen Menschen, ohne eine gemeinsame Sprache zu sprechen, ohne Vorurteile oder Negativität. Sich einfach anzulächeln. Egal welches Land wir in den vergangenen Monaten besuchten - die Leute lächelten uns an und empfingen uns mit offenen Armen. Es berührt mich immer wieder aufs Neue. Darum mag ich Asien so sehr.

    Nach unserer Rückkehr traf ich David beim Frühstück. Er war mit einer anderen Gruppe Mönche mitgelaufen. Er zeigte mir stolz ein kleines, weißes Wollarmband und erzählte, dass alle von einem alten Thai-Ehepaar eines erhalten habe. Es soll ihnen Glück bringen und auf sie aufpassen. Eine andere alte Dame nahm sich sogar soviel Zeit einen Segen für jede*n einzelnen auszusprechen. Was für eine berührende und unvergessliche Erinnerung! Er strahlte mich an und wirkte sehr glücklich. Wir tauschten uns über unsere Erfahrungen aus. Es gab so viel zu erzählen. Nach dem Frühstück war ich einfach dankbar und wir umarmten uns das erste mal so richtig wieder seitdem wir in Pa Pae angekommen waren.

    Nach der Abschlussrede - und natürlich der Abschlussmeditation - verließen die Ersten das Retreat. Wir hatten uns zuvor entschieden noch einen weiteren Tag zu bleiben. In kleiner Runde saßen wir den Rest des Tages in der Sonne, lachten über schräge Momente und sprachen über schöne und herausfordernden Situationen der letzten Tage. Es tat gut zu hören, dass viele mit ähnlichen Themen Schwierigkeiten und gleichzeitig so viele Schönes über sich selbst gelernt hatten.

    Am letzten Tag nahm ich nochmals an der Runde der Opfergaben mit den Mönchen teil. Es berührte mich erneut zutiefst. Die letzte Meditation gab es dieses Mal mit Karl. Und es war einfach toll. Ich war Karl und all den anderen Mönche dankbar für alles. Nur durch einen kleine Türspalt in die Welt der Spiritualität zu luschern und Erfahrungen sammeln zu dürfen, hat mich tief bewegt und in meinem Inneren definitiv etwas verändert. Ich bin wirklich dankbar, dass David und ich so mutig und offen waren. Um so schöner ist es, dass wir beide so sehr dafür belohnt wurden. Mit strahlenden Gesichtern, erfülltem Herzen und ganz viel Gelassenheit zogen wir wieder unsere bunten Klamotten an und trafen beim Busstop auf neue aufgeregte Meditationsteilnehmer*innen.

    Samma Arrahang und Danke, Pa Pae!
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