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  • Day 28

    Florenz des Südens

    April 10, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 13 °C

    Am Morgen ging es erstmal mit dem Auto auf die andere Seite der Schlucht, um Matera aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Und es schloss sich eine etwa fünf Kilometer lange, ungeplante Wanderung an, an den Rand der Schlucht und hinunter auf halbe Höhe, um die ursprünglichen, nicht restaurierten Felsenwohnungen respektive Behausungen der Hirten an der Felswand zu erklimmen. Stellenweise sollte man schon schwindelfrei sein, so war es früher halt, ein paar in den Stein gehauene Stufen und ein schmaler Pfad mussten reichen. Sehenswert sind etwa die in den Felsen gehauene Ställe, wo man sich fragt, wie die Tiere eigentlich hinkommen. Weiter finden sich Zisternen für die Wasserversorgung des Viehs, kleine Höhlen für die Hirten, dazwischen größere und kleinere Felskirchen, ohne die ging es anscheinend nicht, und immer wieder spannende Ausblicke auf die Stadt durch die Höhlenöffnungen. Motive zuhauf, auch wenn das Wetter nicht mitmachte. Auf dem Rückweg fing es dann an, stärker zu regnen und es blies ein eiskalter Wind. Dennoch, die Wanderung lohnt, auch wenn man sich dafür eigentlich mehr Zeit nehmen sollte. Wir aber wollten ja weiter, wieder gen Süden. Es sind rund 180 km nach Lecce, unserem nächsten Stopp für zwei Tage. Übernachtet wird etwa zehn Fußminuten von der barocken Altstadt entfernt in den Resten eines alten Kastells. Die Fahrt dorthin führt über endlose flache Ebenen auf einer gut ausgebauten Straße. Im schöneren Teil umgeben von Olivenhainen und Zitrusplantagen, im weniger schönen durch endlose Industrieruinen, an verfallenen Hotels und Gebäuden vorbei, durch trostlose Landschaften voll von Hochspannungsleitungen und Windkraftanlagen. Die Menschen hier scheinen es nicht einfach zu haben.
    Lecce wiederum ist eine andere Welt, ein barockes Juwel im Landesteil Apulien gelegen mit etwa 96.000 Einwohnern. Obwohl es Ostermontag ist, mithin der wichtigste christliche Feiertag in Italien, sind die Museen, Kirchen und vieles mehr auch spät am Abend geöffnet. Wie schon gestern am Ostersonntag in Matera. In einem sehr katholischen Land, ohne dass die Kirche damit Probleme hätte. Oder die Menschen und die Regierung ignorieren es einfach. Viele Läden in der Innenstadt haben offen, selbst Kaufhäuser, Geschäfte mit Haushaltswaren oder Lebensmittel, natürlich die mit Souvenirs und viele mit schönen Handwerksarbeiten. Die Menschen drängeln sich durch die Gassen, es herrscht ein südländisches Treiben. Einfach wunderbar. Welch Unterschied zu einem Feiertag in Deutschland. Inzwischen hat sich auch das Wetter wieder gebessert, dennoch ist es immer noch recht frisch.
    Für uns reicht die Zeit nach dem Ankommen, um einen ausgiebigen Bummel mit Shopping durch die nicht kleine Altstadt zu machen. So kommen mehrere Pack Nudeln und drei Liter Olivenöl in den Rucksack, als ob wir nicht schon genügend Lebensmittel eingekauft hätten. Egal.
    Die Altstadt ist von einer Ringmauer mit vier Toren umgeben. In ihr finden sich zahlreiche wunderbare barocke Gebäude, bestehend aus dem im Umland abgebauten sogenannten Kalkarenit, einem weichen Sandstein. Wegen des der Stadt eigenen barocco leccese wurde Lecce auch das Florenz des Rokokko genannt. An Sehenswürdigkeiten findet sich hier im Zentrum viel: Etwa das Kastell Karls V. aus dem 16. Jahrhundert - bereits seit Jahren wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, oder die wegen ihrer Fassade berühmte Basilika Santa Croce, viele wunderschöne Kirchen und ein großer Dom - was mussten die Menschen damals für diese kirchliche Pracht bluten, weiter lohnen mehrere Museen, zahlreiche Piazzas, ein römisches Amphitheater mitten in der Altstadt und vieles mehr einen Besuch. Zu viel für uns, so dass wir gegen 19 Uhr eine gemütliche Wirtschaft aufsuchen, von denen es zahlreiche hier gibt, und den Tag gemütlich ausklingen ließen.
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