• Nara - bei Buddha und den Rehen

    September 15, 2024 in Japan ⋅ ⛅ 28 °C

    Es geht von Kyoto aus mit dem Zug und Bus etwa 90 Minuten nach Nara, von 710 bis 784 das einstige Zentrum und die Hauptstadt Japans. Von der Pracht zeugen bis heute große Tempelanlagen, Schreine und Ruinen und machen den Ort mit rund 350.000 Einwohnern zu einem der wichtigsten touristischen Ziele Japans. Zumal Nara während des zweiten Weltkrieges nicht bombardiert wurde – wie Kyoto auch. So sind die meisten der alten Gemäuer Weltkulturerbestätten der Unesco.
    Beim Spaziergang durch den Nara-Park, der mit Tempeln und anderen historischen Denkmälern übersät ist, warten zahlreiche frei herumlaufende Hirsche und Rehe nur darauf, dass sie gefüttert werden. Es sollen um die 1000 sein und sie laufen mitten unter den Menschen herum, als würden sie dazugehören. Verschiedene Stände bieten Kekse zum Füttern der Tiere an, dann ist man sofort von Rehen umlagert. Besonders witzig, verbeugt man sich vor Ihnen, machen sie das gleiche und senken den Kopf. Manche der Tiere stehen am Wegesrand und verbeugen sich von allein an vorbeilaufenden Leuten, um einen der Kekse zu ergattern. Dennoch, es sind frei wildlebende Tiere inmitten des Parkes und der Stadt, besonders in der Brunftzeit heißt es vor den Hirschen mit ihrem Geweih auch aufzupassen. Wie niedlich die Rehe - besonders die Kleinen – auch sein mögen. Einer Überlieferung zufolge soll zum Schutz der neu gegründeten Stadt um 710 ein aus Westjapan herbeigerufener Kriegsgott auf einem Hirsch erschienen sein. Die Rehe gelten seitdem als heilig und leben hier mit den Menschen seit Jahrhunderten zusammen.
    Wir starten unseren Besuch am Tõdai-ji-Tempel, den der dem Buddhismus tief ergebene Kaiser Shõmu zu Beginn des 8. Jahrhunderts errichten ließ. Die Einweihung um 752 herum soll mit Tausenden von Gästen aus China, Korea und Indien der alles überbietende Höhepunkt der gesamten buddhistischen Welt im 8. Jahrhundert gewesen sein. Der heutige Bau stammt aus der Edo Zeit um 1692, brannte der Tempel doch zweimal nieder. Einiges stammt aus früheren Zeiten, was die Feuer verschont hatten.
    Inmitten der Haupthalle findet sich eine über 16 Meter große Buddha-Statue aus Bronze, mithin die größte des Landes. Die Halle des großen Buddha ist 57 Meter lang, 50 Meter breit und 49 Meter hoch. Damit hat sie nur noch zwei Drittel der einstigen Größe, gehört dennoch zu den größten reinen Holzbauwerken der Welt, wenn es nicht sogar das größte ist.
    Etwas östlich des Todai-ji-Tempels findet sich mit Nigatsu-do ist ein kleinerer Tempel. Vom Todai-ji führt ein schöner, gepflasterte Weg mit von alten Steinmauern flankierte Stufen hinauf. Der Name Nigatsu-dô, oder Halle des Zweiten Monats, leitet sich von einer jährlich im zweiten Monat des Mondkalenders abgehaltenen Zeremonie ab. Das Gebäude soll ursprünglich zwischen 760 und 820 errichtet worden sein und brannte 1667 dann ab. Die heutige Halle ist eine Rekonstruktion aus dem Jahr 1669.
    Der nahe gelegene Hokke-dô ist die älteste Struktur des Tôdai-ji, sie soll zwischen 740 und 747 erbaut worden sein. Das Bauwerk besteht aus einer Statuenhalle und einer Verehrungshalle.
    Beim Bummel durch den Park war unser nächstes Ziel der Kasuga-Taisha-Schrein, errichtet um 768 mit zahlreichen steinernen und metallischen Laternen. Es soll sich um Naras bedeutendsten Schrein mit vier Hauptgöttern und vielen Glücksgöttern handeln und er gilt als eine der heiligsten Stätten von Japans. Als Schrein zahlreicher Götter lockt er Gläubige und Touristen gleichermaßen an. Der Kasuga Taisha ist für seine Farbenpracht und seine fotogene Kulisse berühmt. Der Schrein wurde früher alle zwei Jahrzehnte neu errichtet. Dieser Brauch wurde bis zum Ende der Edo-Zeit gepflegt.
    Als letztes statteten wir noch dem Kõfuku-ji-Tempel einen Besuch ab, erbaut 669. Als man die Hauptstadt nach Heijo-kyo verlegte, dem heutigen Nara, baute man ihn ab und hier an dieser Stelle wieder auf und nannte ihn in Kofukuji-Tempel um. Er besteht aus mehreren großartigen Gebäuden, etwa der fünfstöckigem Pagode mit 50,1 m Höhe die zweitgrößte Holzpagode in Japan und ein Symbol für die alte Hauptstadt Nara. Die Pagode wurde um 730 erbaut, fünf Mal durch Feuer zerstört und wieder aufgebaut. Der heutige Bau stammt aus dem Jahr 1426.
    Besonderheit der Anlage sind zudem zwei achteckigen Hallen, die viele Besucher anziehen. Eine davon, die Hokuendo gilt als die schönste achteckige Halle Japans.
    Die zentrale Goldene Halle, ursprüngliche von 710 bis 724 erbaut, brannte sechsmal vollständig nieder und wurde zwischen 2010 und 2018 hinsichtlich der Dimensionen und des Architekturstils exakt dem Bau aus dem Jahr 710 angepasst. Neben vergoldeten Buddha-Darstellungen sind hier verschiedene Meisterwerke ausgestellt, darunter eine trockenlackierte Statue von Ashura und der Bronzekopf von Yakushi Nyorai, dem Buddha der Medizin.
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