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  • Day 765

    Die ersten Meter auf der Panamericana

    February 13, 2021 in Costa Rica ⋅ ☁️ 29 °C

    Wir organisieren uns langsam

    Von unserer Casa Wolfgang kurz vor San José aus haben wir uns in den vergangenen Tagen erst einmal vorsichtig orientiert und uns langsam an das warme Klima gewöhnt. Morgens, wenn es noch nicht so warm ist, laden die flachen Straßen der Community zum Laufen ein. Jeder begrüßt uns, wenn wir vorbeilaufen mit einem kurzen „Buenas“ oder „Hola“, keiner wirkt gestresst. Neben Costa-Ricanern (auch "Ticos" genannt) leben hier auch viele Expaths, Einwanderer. Überall wachsen Palmen und anderes üppiges Grünzeug sprießt aus den Gärten über die Zäune heraus. Hier und dort sieht man schon ein paar exotische Vögel, in den Grünflächen gerne mal auch Blattschneideameisen.

    Wir haben uns mittlerweile mit Bargeld versorgt und uns costa-ricanische Handykarten besorgt. Die Handykarten vom angeblich besten Anbieter „Kölbi“ sollten uns aber noch einige Nerven kosten. Gekauft und ins Handy gesteckt waren diese schnell, aber wie aktiviert man die Dinger bloß? Plug & Play scheint es im Spanischen Vokabular nicht zu geben und so versuchten wir es nach umfassender Internetrecherche mit einigen Kurzwahlbefehlen – leider auch erfolglos.

    Wir fanden schließlich heraus, dass man sich zuerst, ganz unabhängig vom gewählten Netzanbieter, bei der staatlichen Registrierungsstelle „Sutel“ mit Anschrift und Reisepassnummer eintragen muss. Auch eine Kopie des Reisepass muss man hochladen und dann auf deren Freigabe warten. Zum Glück ging dies alles online von statten und wir konnten uns Step-by-Step jedes Wort aus dem Spanischen übersetzen. Todavia no hablamos mucho espanol …

    Danach ging aber immer noch nichts – tote Hose im Handy, keinen Empfang.

    Also ging es wieder in die Stadt. Unser Opfer hieß Miguel und arbeitete in einem kleinen Handyzubehör-Geschäft in einer fast ausgestorbenen Mall. Wir waren die einzigen Gäste weit und breit. Däumchen drehend scheint er nur auf uns gewartet zu haben und nahm sich hilfsbereit unserem Problem an. Wie wir nun herausfanden war nun noch ein Anruf beim Netzanbieter Kölbi selbst nötig, damit unsere Karten abschließend freigeschaltet werden. Das hätten wir selbst nie hinbekommen, denn dort wird, selbstverständlich, nur spanisch gesprochen. Miguel war für uns eine ganze halbe Stunde am Telefon, bis schließlich beide Handynummern funktionierten. Wir wollten ihm gern etwas dafür geben und boten ihm ein paar Colones an. Er schlug das Angebot aber aus und bat uns stattdessen um ein paar Münzen in unserer Landeswährung Euro, der Wert sei ihm völlig egal, Hauptsache ausländisches Geld. Es stellte sich heraus, dass Miguel Währungen sammelt und kurz darauf präsentierte er uns stolz seine Sammlung aus US-Dollar, Pesos, Schweizer Franken und Pfund. Euros fehlten ihm tatsächlich noch.
    Für 30 Minuten Arbeit hat Miguel am Ende etwa 2,50 Euro bekommen, vermutlich hätte er sich auch nur über ein paar Cent akzeptiert. Toll, diese Hilfsbereitschaft!

    Im Anschluss mussten wir nun unsere Handykarten nur noch mit Guthaben aufladen, dies geht eigentlich an jedem Straßenkiosk oder auch in Apotheken. Jetzt läuft alles.

    Nun sind wir also startklar und voll ausgestattet, damit unser Costa Rica Abenteuer starten kann.

    Es geht los

    Die beste Reisezeit für Costa Rica liegt grob zwischen Dezember und April, dann herrscht nämlich Trockenzeit und wir zeitlich perfekt mittendrin! Trockenzeit heißt aber nicht unbedingt, dass es nicht regnet – sondern das es etwas weniger regnet. Ähnlich wie in Asien regnet es meist am Nachmittag und dann kurz und heftig. Nach wenigen Minuten scheint oft schon wieder die Sonne. Eine leichte Regenbekleidung sollte also auf jeden Fall im Reisegepäck dabei sein.

    Nachdem wir uns die Niederschlagswerte für die verschiedenen Regionen angesehen haben, entschieden wir uns zunächst eine Route durch das kühlere und hochgelegene Landesinnere nach Süden zu nehmen und dann kurz vor Panama an die Pazifikküste abzubiegen. Die Karibikküste und den Norden Costa Ricas wollen wir später bereisen.

    Highlight Costa Ricas sind zweifelsohne die Natur mit ihrer einzigartigen Artenvielfalt und die vielen Nationalparks. Da einige unserer ausgespähten Ziele durchaus etwas abgelegen und schwer zu erreichen sind, reservierten wir uns über das Internet für die ersten 4 Wochen ein kleines Offroadfahrzeug. Das kleinste 4x4 was möglich ist, um genau zu sein, einen Suzuki Jimny.

    Unsere 7 Sachen waren schnell gepackt, wir verabschiedeten uns von Wolfgang und machten uns auf den Weg zur Mietwagenfirma in Flughafennähe. Dort angekommen hieß es Maske an und wieder anstehen. Unser amerikanischer Anbieter ist logischerweise auch Anlaufstelle Nummer eins bei vielen US-Amerikanern und diese bereisen zur Zeit sehr gerne Costa Rica, da es für sie aufgrund von diversen Einreisebeschränkungen anderer Länder nicht viele Alternativen gibt. Kurz vor uns musste außerdem grad ein Flugzeug angekommen sein, und so hieß es erst einmal eine Dreiviertelstunde warten, bis wir an der Reihe sind.

    Unsere reservierte Fahrzeugklasse war nun aber nicht mehr verfügbar. Gut so - so bekamen wir ein kostenloses Upgrade in eine bessere Fahrzeugklasse. Nach weiteren 30 Minuten Wartezeit konnten wir schließlich mit einem Suzuki Gran Vitara vom Hof fahren. Der Gran Vitara ist deutlich größer und komfortabler als der Jimny und wenn man den Preis berücksichtigt, den wir für 4 Wochen Automiete zahlen, nun ein richtiges Super-Schnäppchen! :) Perfekt!
    Einziges Manko wäre vielleicht die Bereifung, einfache Straßenreifen sind aufgezogen und ein paar anständige All-Terrain Reifen würden dem Fahrzeug sicherlich besser stehen, aber der Gran Vitara ist ansonsten ein vollwertiges 4x4 mit etwas höherem Radstand, Allradantrieb, einer Vorder-Hinterachsensperre und im 4L-Lock Modus auch mit erhöhtem Drehmomentantrieb. Er ist also durchaus für extremes Gelände und Flußdurchquerungen geeignet.

    Nach einem kurzen Einkaufsstopp, bei dem wir uns mit dem Nötigsten bevorratet haben, ging es los auf unserem Roadtrip durch Costa Rica.

    Die ersten Meter auf der Panamericana

    Autofahren in Costa Rica kann ein nervenaufreibendes Geduldspiel sein. Rechnet lieber nicht damit, dass die anderen Autofahrer blinken werden bevor sie abbiegen, dass Bremslichter immer funktionieren oder das man stets nur von links überholt wird. Vergesst das alles! Jeder scheint hier zu machen was er grad will und so hektisch wie er eben möchte. Die Anderen werden schon Rücksicht nehmen. So lassen wir es lieber auch vorsichtig und eher passiv angehen und lassen die Anderen einfach mal machen. Womit man aber immer rechnen muss sind haltende Fahrzeuge, auch direkt hinter Kurven oder an engen Passagen. Auch Schlaglöcher gibt es auf costa-ricanischen Straßen an jeder Ecke, selbst auf frisch geteerten Straßen!
    Wir werden uns sicherlich noch dran gewöhnen. Zumindest wird wie bei uns zuhause auf der rechten Straßenseite gefahren :)

    Nach wenigen Kilometern sind wir der Hektik der Großstadt bereits entkommen und es wird deutlich ruhiger um uns herum. Den Hochhäusern und engbebauten Vororten weichen grüne Hügel und hier und dort lassen sich auch die ersten dicht bewachsenen Wälder erkennen. Bereits hinter der Stadtgrenze geht es merkbar bergauf - jetzt sind wir auf der wohl berühmtesten Straße Mittelamerikas – der Panamericana. Jasmina & Markus: Sorry, da waren wir schneller als ihr :)
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