• Zielgerade

    26. december 2024, Thailand ⋅ ☀️ 32 °C

    Viel zu kurz war die Nacht, ist aber auch egal, weil heute eine lange Busfahrt nach Bangkok ansteht. The last Breakfast. Rausschmeisswetter, es ist bedeckt und nieselt. Die Rucksäcke stehen fertig gepackt beim Frühstückstisch. Schon schade, dass unsere Zeit hier in diesem schönen Hotel zuende geht. Ein zwei Tage Nichtstun mit gelegentlichen
    Massagen zwischendrin wären schon noch gegangen.
    Das Tuk Tuk setzt uns am VET Busbahnhof ab. Nach etwas Warten brummt unser VIP Bus heran, einchecken, einsteigen, pünktlich um neune geht es los. Die erste Etappe nach Poipet, der Grenze zu Thailand, dauert wegen ständiger Baustellen drei Stunden. Die Strecke Siem Riep wird zu einer zweispurigen Autobahn ausgebaut, dann verkürzt sich zumindest die Fahrzeit ordentlich.
    An der Kambodschanischen Grenze steigt unser kleines Reisegrüppchen aus und absolvieren recht zügig die Ausreise. Dann folgen ein paar hundert Meter Fußmarsch mit vollem Gepäck zur Thailändischen Grenzstation. Das ist ein größerer Raum, in dem mehrere hundert Leute in geführten Schlangenlinien zwischen Aircon-Türmen und großen Ventilatoren sich in sehr viel Geduld üben müssen, bis sie endlich an einem der vier …drei …zwei …drei …zwei …juhu jetzt wieder vier offenen Schaltern die Immigration absolvieren dürfen. Nach langen zwei Stunden haben wir die grimmigen Mienen der gemächlich stempelnden Grenzbeamten hinter uns. Die Autobahn können sie sich sparen, die Khmer, wenn nicht auch die Grenzabfertigung auf Thailändischer Seite einen Tick effektiver gestaltet wird.
    Unser Reisegrüppchen findet sich langsam glücklich wieder, allerdings ratlosen Gesichtern. Wir wären jetzt da, aber wo ist der Bus? Ein
    Mann, der uns vermutlich an unseren Hangtags erkannt hat, die wir vor der Grenze um unsere Hälse bekommen haben, lotst uns zu einem ein paar gute Meter entfernten Busbahnhof. Hier stehen einige weiße Vans, VIP-schick zwar, aber kein schöner großer VIP Bus mit Rückenmassagesitzen mehr, und der Bahnhof ist ebenfalls nicht mehr so schick und sauber wie der in Siem Riep, ranzig würde ich fast sagen, genauso wie das Klo in einem Verschlag dazu. Hallo Thailand!
    Gut ist, das direkt bei unserem ‚Gate‘ eine Tante sitzt, die SIM Karten zu einem ok-nen Preis vertickt und mit unglaublicher Geschwindigkeit aktiviert. Für die nächsten fünf Tage sind wir jetzt in Thailand auch wieder online.
    Ein etwas in die Jahre gekommener blauer Bus bremst bei unserem Gate herein. Damit werden wir jetzt die verbleibenden fünfeinhalb, vielleicht auch acht Stunden nach Bangkok rumpeln, man weiß es nicht. Das Dutzend Fahrgäste verteilt sich großzügig auf die 40 Sitzplätze, ein Fläschchen Wasser gibt’s in die Hand.
    Wir haben nach der ewigen Warterei ordentlich Hunger und streichen unsere Weißbrotscheiben dick mit crunchy Erdnussbutter ein und quetschen Minibananen zwischen die Hälften, schon lecker.
    Ein kleines thailändisches Mädel mit ganz spitz gefaulten Zuckerzähnen versucht mit uns über ihre
    Rückenlehne hinweg anzubandeln, zeigt uns ihr Spielzeug und spielt Wegguckversteck mit uns. Mit Heike klappt das, ich würde dann doch lieber schreiben.
    Die Überlandfahrt nach Bangkok ist weitgehend unspektakulär und etwas fad, das Leben an der Straße, als der Abend hereinbricht, ist noch am ehesten unterhaltsam. In unseren dösenden Träumen schleicht sich langsam ein leiser Kotzgeruch, die kleine Thaivampirella hat sich über Mama ergeben. Ich rieche wegen verstopfter Nase zurzeit nix, Heike leidet tapfer.
    Um halbacht dürfen wir endlich wieder frische Luft atmen, wir sind in Bangkok, frische Luft, na ja. Dort steigen wir bei einem vorzeitigen Halt an einem großen Bahnhof aus, an dem neben Nahverkehr auch diverse MRTs starten. Der Fahrer meinte vorher zu uns, dass das näher an der City sei als unsere Endstation. Blöd nur, dass keine der Linien von diesem Bahnhof aus auch nur ansatzweise in die Richtung unserer Unterkunft in Chinatown fährt, wie wir nach einer Weile feststellen müssen. Die Metro hätte uns da erheblich weiter gebracht, nur fährt die in der Nähe des Chatuchak Busterminal ab, der eigentlich unsere Endhaltestelle gewesen wäre.
    Jetzt müssen wir alternativ eben ein Taxi nehmen. Wo aber geht es hier bitte aus dem Bahnhof raus? Der ist so riesig dimensioniert, dass wir erst einmal 800 Meter bis zum nächsten offenen Ausgang laufen müssen, denn bis auf zwei Ausgänge jeweils an den Enden der Halle, sind alle Türen verschlossen. Erfreulicher Weise finden wir dann bald einen Taxifahrer, der sein Meter einschaltet.
    So kommen wir dann doch recht zügig und günstig bis zu unserem Hostel N5 Ratchawong, das in der gleichnamigen Straße liegt.
    Das neunstöckige Gebäude ragt solitär fast direkt am Ratchawong Pier auf. Wir sind sehr überrascht von einem sehr herzlichen Empfang. Man erklärt uns kurz, wie das mit dem gemeinschaftlichen Aufenthaltsraum funktioniert. Kaffee und Biscuits gibt’s rund um die Uhr, Geschirr, Herd, Kühlschrank nach dem Benutzen putzen.
    Dann bekommen wir einen Spint, in den wir unsere Straßenschuhe legen und Gummischlappen bekommen. Dann fahren wir mit dem Lift in den achten Stock, höher geht es nicht, außer über eine Treppe auf die Dachterrasse.
    Als wir das Zimmer betreten, sind wir komplett überrascht und dann maßlos begeistert. Das Zimmer ist zwar recht klein, aber es hat einen Balkon und ein Eckfenster, von wo wir direkt auf das Pier schauen können, auf den Fluss und auf die großartige Skyline von Bangkok. Wow! Dazu ist es picobello sauber. Aber darüber freuen wir uns später noch mehr, denn jetzt haben wir Hunger und es ist schon bald 22:00 und dann schließen ja schon die meisten Restaurants.
    Erstaunlich, was um diese Zeit noch auf den Straßen in Bangkok los ist, wir sind den Trubel gar nicht mehr gewöhnt, Siem Riep ist dagegen Kinderfasching. Am Straßenrand wird gerade noch ein Markt abgebaut …äh Moment, aus den Transportern wird eher abgeladen als aufgeladen …und die Gestelle von Ständen werden tendenziell montiert …hoppala, hier wird gerade ein Markt aufgebaut und nicht ab, so siehts aus! Krass!
    Große bunte Plastiksäcke, prallgefüllt mit Ware, werden in den unfertigen Ständen erst gestapelt, dann ausgepackt, sortiert und platziert.

    Natürlich sind dann auch Foodstalls am Start, die das komplette Thailändische Streetfood Programm anbieten. Von wegen ab 22:00 gibt es nichts mehr zu essen, ab 22:00 wird’s einem erst richtig schwer gemacht mit der Entscheidung, womit man das Menü beginnt, womit man es fortsetzt und womit man sich dann schließlich zum Platzen bringt. Und wie viele Menschen sich gerade mit der gleichen Frage beschäftigen! Wir starten mit Wontons, setzen mit einer Suppe fort, mit Duck Noodles Soup und knusprig gebratenem Schwein auf Reis bringen wir unsere Geschmacksknospen dann zur Detonation, natürlich neutralisieren mit einem Chang. Wir sind gelandet.
    Von dem einem zum nächsten Gang schlendern wir durch den vollen Nightmarket auf der Yaowarat mit seinen unzähligen Foodstalls. Vorallem die Hummer, Krabben, Krebse Muscheln fallen ins Auge. Ein ganzer Hummer für gute 40€, wo gibt’s das schon? Natürlich gibts auch den Ekelstand mit den BBQ Insekten, Skorpione, Tausendfüssker, Spinnen, man drängt sich hier für die Nahaufnahme, Massenselfies mit knuspriger Mutprobe. Ich habe mal erfahren, dass Thais in der Stadt dieses Zeugs nicht wirklich essen.

    Voll ist es, bunt ist es, laut ist es, vor allem, wenn die Tuk Tuks der Stadt Vollgas geben und mit Ohren betäubendem Lärm mit ihren begeisterten Fahrgästen abdüsen. Die Tuk Tuks in Bangkok sind Raketen geworden, in schrillen Farben knallebunt beleuchtet, erinnern eher an ein Fahrgeschäft auf der Wiesn als an die braven Dinger vor ein paar Jahren, die mit wenig PS Touristen auf dem Weg zum Königspalast in Shops diverse zu einem hahnebüchenen Tarif manövriert haben. Machen sie bestimmt heute auch noch so, aber mit röhrendem Turbo bittersehr.
    Dem Treiben hier zuzusehen und auch ein Teil davon zu werden, ist ein ganz besonderes Gefühl. Sitzen, schauen, laufen, staunen, schnuppern soweit möglich, freuen, wie Schwämme saugen wir diese Lebendigkeit auf. An das Ausweichen, Geschiebe und Warten muss ich mich allerdings erst noch gewöhnen, a bisserl nervig kann das schon mal werden.

    Aber auch Schwämme sind irgendwann einmal voll und bevor das Glück wieder herauszutriefen beginnt, gehen wir vom Nachtmarkt langsam zurück zum Hostel. Aber nicht ohne das Zeugs vom einen oder anderen Stand zu begutachten. Die Händler hier sind zwar ebenfalls schnell an deiner Seite und versuchen zu verkaufen, das ist ihr Job, aber weitaus zurückhaltender und zuvorkommender als in Kambodscha, ich rede allerdings von den Marktleuten in Chinatown, nicht von denen in der Patpong, ha ha.

    Dii-düüü! Wer kennt dieses Willkommensgedudel in SO-Asien nicht? Ich liebe das, hab mir sogar mal ein Dii-düüü Maschinchen mit nachhause genommen. Ein Seven Eleven liegt direkt schräg gegenüber und versorgt uns heute abend nur mit kaltem Wasser, im Seven Eleven gibt es nur kalt, superkalt, der kälteste Ort in SO-Asien. Es sei denn man lässt sich die fiesen Imbisswürstchen auf Körpertemperatur auftauen. Ich frage mich immer, wie die Mitarbeiter mit ihren meist tiefgefrorenen Gesichtern hier ohne Lungenentzündung nach ihrer Schicht wieder rauskommen. Wahrscheinlich stehen sie mit ihren Füßen in diesen Wurstaufwärmgeräten.

    Terrassentür auf, immer noch 26 Grad, kühles, kaltes Wasser, ein letzter, immer noch ungläubiger Blick auf das nächtliche Panorama dieser unglaublichen Stadt. Bis morgen, du geile Sau.
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