Laos 2024

November - December 2024
Vier Wochen ohne Plan Read more
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Backpacking, Beach, City trip, Couple, Culture, Hiking, Nature, Sightseeing, Vacation, Wellness
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  • Day 1

    Auf die Plätzchen, fertig, Laos!

    November 29, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 6 °C

    Und plötzlich sitzen wir im Flieger, Heike und ich, knapp der Plätzchensschlacht und dem Glühweininferno entkommen.
    Nicht wie bei frühen, urlaubssehnsüchtigen Gedankenspielen angedacht auf die Philippinen oder nach Indien, nach Laos geht‘s. Philippinen nicht, weil definitiv zu viel Strand für vier Wochen und zu wenig was anderes, Indien nicht, weil gefühlt zu stressig mal wieder, Laos, weil uns Vlogger-Videos sehr positiv von der Vielfalt des Landes überrascht haben. Viel Natur, Berge, Täler, Reisfelder, Kultur, Mekongdelta und der entspannte Flow.

    13:30 startet unser Thai Airways Flieger etwas verspätet. Heike trifft zufällig eine Arbeitskollegin, die ein paar Reihen hinter uns sitzt. Heike Fensterplatz, ich Mittelsitz, eingequetscht von einem deutschen Buddha Anfang achtzig, der den Rest des knapp zehnstündigen Fluges stoisch wachend verbleiben wird. Buddha bewegt sich minimal zum Essen und zweimal Klo, auch unsere Chance auf Erleichterung.
    Aber er ist sehr nett. Frau vor 23 Jahren verloren, seitdem trockener Alki und Südostasien Reisender. Küchenmeister, Hotelchef, Besitzer eines ehemaligen Klosters, Renovierer und Bewohner desselben, mit 78 immer noch als Küchenmeister arbeitend, jetzt jedes Jahr mit dem gleichen Taxi für 1.000 Baht nach Pattaya fahrend, für zwei Monate, immer zum gleichen Appartment mit Pool auf dem Dach, und fast jeden Tag drei Kilometer zum Strand gehend, sein Sport und Trost, aktiv immer noch als Antialkoholiker Coach.
    So fliegen wir der Nacht entgegen.
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  • Day 2

    Touch Down

    November 30, 2024 in Thailand ⋅ ☀️ 30 °C

    Und mit kaum Schlaf, OK-nem Essen und einem Film und nach einem ruhigen Flug durch die kurze Nacht landen wir um kurz vor sechs in Bangkok. Wir schweben in unserer müden, aufgekratzten Schlaflosigkeit durch den Flughafen in der müde schlurfenden Geschäftigkeit eines fast noch schlafenden.
    Digitale Passkontrolle, kurze Immigration, tschak, wir sind in Thailand! Gepäck ist auch schnell da und komplett, hui! Und den Shuttlebus zum Don Mueang Airport am Ausgang 3 finden wir nicht weniger flugs. Dass es den gibt und dass der nichts kostet und wo der losfährt haben wir vor Abflug noch im Netz recherchiert, die alten Reisefüchse.

    Wir freuen uns auf prospektierte zwei Stunden entspanntes Sightseeing im kollabierenden Berufsverkehr von Bangkok. Aber heute ist ja Samstag! Nix Megastau also, nix Stop and Go, wir sausen in Bestzeit auf leeren Straßen an der immer beeindruckender wachsenden Skyline der großen Stadt vorbei, nur ganze 45 Minuten von A nach B.
    Tschak, Don Mueang, waren wir auch noch nicht.
    Wenn man bis zum nächsten Anschluss schon mal richtig viel Zeit inklusive Puffer vorgesehen hat, acht Stunden zwischen den Flügen, dann flutscht plötzlich alles, keine Verspätungen, keine Staus, keine Warteschlangen. Was machen wir nur mit so viel Zeit.

    Ein beschaulicher alter Flughafen der Don, mit fetter Foodmeile im ersten Stock. Tipp! Eine riesige Auswahl an asiatischen Leckereien. Suppe wird’s für uns beide. Lecker!
    Nach dem Essen lässt sich unsere Müdigkeit nicht mehr wegdrücken, wir suchen uns im ruhigen Flur für Flightspotting im ersten Stock ein sonniges Plätzchen, am spiegelglatten und sauberen Steinboden. Ausgerechnet hier sind die Sitzbänke durch Armlehnen unterteilt, egal, Thaispopsounds aus den Mobiles diverser Mitwartender, egal, nach wenigen Minuten schlafen wir.
    Väterchen Aircon Frost schafft es schließlich uns beide nach einer guten Stunde wieder aufzuwecken, die Klimaanlage hämmert gnadenlos auf alles Leben herunter. Schnatter, schnatter, aufgewacht. Vielleicht bewegen sich die wechselwarmen Thais deswegen so gemächlich.
    Dann gehen wir halt runter ins Erdgeschoß und absolvieren die Security, ein heißer Kaffee muss schnell her! Den gibt’s auf dem Weg zum Gate, um dort wartender Weise wieder auf einen Eiskaffee heruntergekühlt zu werden. Brrrr, wenn das mal gut geht mit unseren laufenden Nasen.
    Endlich ist Boarding! Wie tapfer waren wir! Gegen den Shuttlebus jedoch war die Wartehalle eine Wärmestube, wuäh, zu früh gefreut! Schockgefrostet zittern wir uns die Treppe in den AirAsia Flieger hoch. Da ists schön warm, bis wir fliegen, dann auch hier Eisbox.

    Beim Landeanflug um 15:45 sagen uns die Hügel und Berge von Luang Prabang Hallo. Ein süßer, kleiner Flughafen, aber international! Das größte hier ist die Immigration Hall. Dort werden wir uns ersteinmal etwas länger aufhalten, der ganze Flieger steht Schlange. Erst die Schlange zum Visa Antrag. Formular ausfüllen, Passbild dazu - der schlaue Fuchs wusste das, der noch schlauere hätte das mit dem Visum online erledigt - 40 $ zahlen plus 1 $ Bearbeitungsgebühr, das hübsche Visum im Reisepass bestaunen.
    Nächste Schlange Immigration. Nächste Schlange: ATM, 4,5 Millionen Laotische Kip abheben, läuft. Nächste Schlange: SIM-Karte, wir sind wieder online. Taxiservice.
    Das Sammeltaxi schmeißt uns ungefähr da raus, wo sich unser Hotel, das Nam Khan Riverside befinden soll: Da in die Gasse rein, dann links, gleich wieder rechts, den Weg lang dann links… No, solly, das hier ist das Zen Riverside, das Riverside ohne Zen ist da weiter hinten, irgendwo… Wir finden es endlich, unser Zen-less Riverside Hotel.
    Ein schönes Holzhaus, Teak selbstverständlich. Im ersten Stock beziehen wir unser Zimmer mit Balkon und Flussblick, Nomen est Omen.

    Um Spontanschlaf zu vermeiden fackeln wir nicht lange und machen uns auf zum berühmten Nachtmarkt von Luang Prabang. Also alle Winkelgassen zurück bis zur Hauptstraße. Nach 10 Minuten erreichen wir den respektablen Nachtmarkt. In der Mitte unglaublich viele Sitzplätze, alles voll, aussen herum viele viele Foodstalls, auf einer Seite ein große, hell erleuchtete, aber leere Bühne mit Laos Werbevideo in Dauerschleife auf der Leinwand.
    Wir versuchen in der großen Umrundung der Essensstände leicht überfordert unsere Favoriten zu finden. Knusprige Frühlingsrollen werden es am Anfang. Setzen, essen, mhhmmm! Zweite Runde eine große Suppe für Heike, Olfe bekommt Schweinekruste und Ente à la Luang Prabang, Suppe sehr lecker und spicy, Schwein und Ente so la la. Olfe muss doch noch Suppe essen, Nudeln mit Pork, spicy und lecker. Wobei ich persönlich spicy nicht als soo lecker empfinde, mi mi mi, aber dran gewöhnen sollte ich mich wohl schleunigst!
    Zum Nachtisch gibt es etwas wässrigen Mangoshake und das obligatorische Beer Lao, OK für Bier hier, wenn es so schön kalt ist wie jetzt. Bemerkenswert kühl ist auch die Nachtluft, ein Longshirt braucht es da schon.
    Das Essen ist insgesamt supergünstig, jede Portion auf dem Nachtmarkt kostet 50.000 Kip, zurzeit ca 2,30 €. Die bleischwere Müdigkeit treibt unsere Schritte Richtung Bett. Wenn Steine schlafen…
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  • Day 3

    So so zen!

    December 1, 2024 in Laos ⋅ ☀️ 25 °C

    Ganze elf Stunden haben wir geschlafen als wir um neun aufwachen, herrlisch. Es ist bewölkt und ziemlich frisch, vielleicht 18 C. Um noch Frühstück zu bekommen müssen wir uns sputen. Rührei mit Baguette und Banana Pancake, Kaffee dazu, das war’s dann schon.
    Den zweiten Kaffee trinken wir auf dem Zimmer und schmieden den Plan für heute: ma gucken, wie Luang Prabang so aussieht insgesamt. Der Himmel klart auf und kurz nach Mittag ziehen wir los. Alles neu, wie spannend!

    Auf die Hauptstraße, Richtung Nachtmarkt, Richtung Altstadt, der Verkehr hält sich in Grenzen, die Läden sind geöffnet. Als erstes fällt uns die Architektur auf. Die meisten Häuser einstöckig, eine Mischung aus französischem Kolonialstil und asiatischer Architektur. Auch genau deswegen wurde die Altstadt von Luang Prabang zum Weltkulturerbe ernannt, sehr charakterstiftend diese Mischung und sehr erfreulich anzusehen.

    Luang Prabang hat sich etwas sehr wichtiges erhalten, nämlich seine Ursprünglichkeit, das alte Indochina. Wir sind entzückt von kleinen Seitengassen, in denen sich ein schön gestalteter Shop neben den anderen reiht, Cafés, Boutiquen, Guesthouses, natürlich immer wieder wie überall, die Touranbieter, Rollerverleiher, Massage Spas, Aber alles in keinem Fall so drüber wie in Thailand oder auf Bali, alles sehr low und unaufdringlich, eher ein entspanntes Abhängen als geschäftiges Treiben.
    Und so fließen wir durch die Gassen hindurch, genießen unsere Blicke nach links und nach rechts, die ersten Stöcke aus Fachwerk oder Teakholz lassen wir auch nicht aus, woah, ist das entspannt hier, was ein gutes Ankommen.
    In einem Sportladen kaufe ich mir spontan schinesische Flip Flops für siebenfuffzich, die die ich dabei habe sind bretthart und etwas zu groß. Die Neuen passen super, ich bin gerettet!

    Am Straßenrand sitzt eine ältere Dame vor einem Tisch mit diversen Nudelgerichten darauf und grün eingewickelten Etwassen. Sie erinnert mich ein bisschen an den Jedimeister Yoda. Diese Röllchen haben wir schon vorhin gesehen, waren uns da aber nicht ganz sicher, ob das vllt eine Suppeneinlage ist, die erst gegart werden muss. Sind sie offensichtlich nicht, weil wir bei anderen sehen, dass sie sofort verspeist werden, also müssen wir die jetzt unbedingt sofort probieren! Wir setzen uns zu einem laotischen Paar an den kleinen Tisch und zeigen Yoda die Wickel unserer Wahl und auf ein Nudelgericht mit rötlicher Soße und Grünzeug, das wir auch gleich probieren würden.
    Die Wickel sind aus Weißkohl, frischen Betelblättern oder einem Salatblatt, innen befindet sich eine aromatische Paste vor allem aus Erdnüsssen. Wow! Das Nudelgericht erinnert mich an Padthai, aber anders, limoniger. Wir lernen heute das Wort Danke - Khapchai - Danke für dieses leckere Vergnügen!

    An der Chinesendichte erkennen wir, dass wir bald den Königspalast erreichen. Gebaut Anfang des 20. Jhdts, als ein Geschenk von den Franzosen. Am prominentesten ragt gleich am Anfang der Parkanlage der Buddhaschrein empor, ein große Treppe führt hinauf zum Portal des tempelartigen Gebäudes mit geschwungenem Dach, flankiert von zwei gülden angemalten Drachen. Vor den restlichen oberen Stufen heißt es Schuhe aus, fünf Stufen höher steht man dann vor dem prächtigen Buddha Schrein, draußen, vor einem Gitter, aha.
    Um in den eigentlichen Palast zu kommen, der jetzt das Nationalmuseum beherbergt, müssen wir erst unsere Rucksäcke im Lockerroom im Theatergebäude auf der linken Parkseite abgeben. Ein Latscherer und noch einer, dann endlich Palast.
    Mit Sarong dürfen wir rein. Ein erdgeschossiges Gebäude, im Uhrzeigersinn durchlaufen wir auf Teakholzdielen diverse Räume, auf der Überholspur immer wieder eine Chinesenhorde. Thronsaal, Bibliothek, Wohnräume, laufend Vitrinen mit allerlei Gegenständen, Orden, Geschirr, Mützen, Waffen. Die Räume praktisch und schlicht eingerichtet wie bei der strengen Amish Tante. Sehr basic alles, sehr bescheiden, viel geschenkt aus Thailand, China, USA, bescheidene, geduldete Schattenkönige. Drei Könige hat der Palast gesehen, dann war Mitte der Siebziger für den letzten Schluss, ab ins Umerziehungslager, ein guter Kommunist werden.
    Im Stallbau gleich neben den Toiletten die Autosammlung der Königsfamilie, goldene Prunkgefährte für Buddhazeremonien und drei fette weiße Strassenkreuzer aus den USA aus den 60er und 70er Jahren, immer wenn einer veraltet war gabs einen neuen geschenkt. Kurios das Bild, wie die Angehörigen der Königsfamilie in diesen Schlitten stolz durch die wilde Natur des ärmlichen Laos cruisen. Abgeschlagen steht noch ein gefledderter schwarzer Citroën aus den 50ies am Rand der stolzen Autoparade.
    Yo, das war’s dann mit dem Grand Palace in Luang Prabang. Durch den sehr schön angelegten Park mit exotischem Vogelgesang verlassen wir das idyllische Anwesen dann wieder.

    Ein paar Meter weiter biegen wir ab in die kleinen Sträßchen der ‚Altstadt‘, ein Traveller Elysium in Fachwerk und Holz, superhübsch, Boutique Cafés, sehr stylisch gestaltete Spas, deren meditative Klänge durch die Gassen wehen, entspannt, viele Läden mit Webwaren von den Bergstämmen im Norden, die am Verkauf beteiligt sind, alles komplett frei von Hektik und fiesem Kommerz, schön unaufdringlich, Ubud vor 30 Jahren? Wir wandeln, entdecken und genießen.

    Und ein Wat neben dem anderen. In Orange gekleidete Novizen und Mönche sind ein allgegenwärtiger Anblick. Über 30 Kloster gibt es hier, ca 1.000 Mönche, über 700 Novizen. Die Klosteranlagen sind offen und frei zugänglich. Erst etwas unsicher betreten wir das Gelände von einer der vielen Klosteranlagen. Solange man korrekt gekleidet ist und sich respektvoll verhält, darf man dort herumlaufen, wie man möchte und Schuhe aus, wenn es in Buddhas Haus geht. Lebendige, offene Religion, sehr nah am Leben, ein Ort der Ruhe und Spiritualität. Gewaschene orangefarbene Mönchskutten hängen zum Trocknen in den Gärten, Novizen mit Handy huschen über den Hof.
    Sehr lange halten wir uns dort nicht auf, das überschaubare Tempelgelände mit Buddhaschrein und Nebengebäuden ist schnell besucht.

    Luang Prabang liegt quasi auf einer Landzunge, die von den Flüssen Nam Khan und dem Mekong gebildet wird. Wie wir also so durch die Altstadt weitergehen stoßen wir unweigerlich auf den Mekong, breit, ruhig, braun, souverän, beeindruckend.
    An seinem Ufer muss man sich einfach niederlassen, Kaffee trinken und staunen. So do we. Unser Kaffee ist eine frische Kokosnuss, unser Snack Lemongrasstengel, die ein kleines Portiönchen Schweinehack zwischen ihren Fasern halten. Unfassbar lecker! Die Laotische Küche begeistert uns immer mehr.
    Die Sonne schickt sich an unterzugehen. Erst sind es nur ein paar wenige, dann immer mehr von diesen langen, schmalen, doch recht großen Booten, die vom Ufer ablegen und ihre Passagiere um den Sonnenuntergang herum auf dem Mekong kreisen lassen. Musikchaos schallt in Wellen zu uns herauf, mal schräge Karaokegesänge, mal elends laute Chinesenromantik, mal Asienpop. Und die Sonne geht unter. Mit der Dämmerung wird’s plötzlich wieder still. Still, ja, diese Beschreibung passt sehr gut für Luang Prabang, das fällt uns auf, es ist sehr schön still hier, für SO-Asien.

    Die Straße parallel zum Mekong säumen viele Cafés, besonders eines davon gefällt uns, auch weil es selbst röstet und Kaffeekult betreibt, spannend. Wir sitzen gleich schon wieder und bestellen random irgendwelche zwei Sorten Dripping Coffee. Das Filtern dauert, die Kaffeekanne will richtig vom Kaffeemeister geschwungen sein, damit sich das Aroma auch entfalten kann. Endlich die Portionen auf dem Tisch. Ja und dann? Na, Kaffee eben, schwarz, schon sehr fein, einmal etwas bitterer, einmal sehr gefällig. Das Ritual stimmt und das Ambiente stimmt, die Abendstimmung, das Strassenleben, Kaffee dazu, es wird etwas kühler, herrlich ist das!

    Wir eiern weiter durch die Alte Stadt, wieder auf der Hauptstraße, der Verkehr nicht erwähnenswert. Wir begucken hübsche Dinge in Läden, staunen über die vielen hübschen Restaurants und Bars in den hübschen Häusern. Es sind mit uns schon einige weitere Touristen unterwegs, aber irgendwie fließt alles unspektakulär vor sich hin.
    Wir entdecken ein Restaurant, das mit selbstgemachtem Kokoseis lockt. Kokoseis, selbstgemacht? Funktioniert bei uns! Zumal die Speisekarte auch noch Laotische Küche auftischt. Wir sitzen und bestellen. Heike Tofu mit Morning Glory, ich Luang Prabang Pork Saussages, dazu knusprige Frühlingsrollen, richtig richtig gut mal wieder. Am Schluss der Knaller, das Kokoseis mit frischen, süßen, aromatischsten Mangoslices. Bäm! And the Oscar goes to …Mitis Kokoseis, Luang Prabang. Jippieh! Ubud, zieh dich warm an!

    Befüllt, erfüllt und happy laufen wir die 10 Minuten nachhause, die sich wegen des Nachtmarkts dann doch noch etwas in die Länge ziehen, also dem Teil des Nachtmarkts, wo Händler allerhand Waren verkaufen. Lauter Mist leider und immer wieder der gleiche Souvenierkram, alle zehn Stände das Gleiche. Grauenhaftes Zeugs, billig produziert in China, Vietnam oder sonstwo. Der Gipfel der Geschmacklosigkeit für uns ist dann Schmuck aus Alu, produziert aus Bomben aus dem ‚Silent War‘, Anhänger in Bombenform gabs dazu, nach dem Motto ‚Wir machen was Schmuckes aus dem Krieg‘

    Im Supermarkt noch kurz Wasser und Beer Lao gekauft. Erst um eins machen wir aufgekratzt die Lichter aus…
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  • Day 4

    Wat Wanderung

    December 2, 2024 in Laos ⋅ 🌙 21 °C

    Huiui, halbelf ist es schon, Frühstück verpasst! Egal, wir brauchen den Schlaf und lecker Nescafé haben wir auf dem Zimmer. Halbeins dann setzen wir unsere Füße auf Luang Prabangs Straßen.
    Grüne Röllchen sollen unser Frühstück sein. Jeweils vier von einer Sorte lassen wir uns von einer Dame am Straßenrand einpacken, dazu gibt es Soße, Reisnudeln, Quader aus Reiswabbel, und Salz, alles in extra Tüten verpackt. Aber wo essen wir diese Leckereien jetzt nur?
    Auf dem Nightmarket um die Ecke sind die Tische und Bänke komplett leer, da setzen wir uns. Erfreulicher Weise finden wir auch noch verpackte Stäbchen - Frühstücksgelage!

    Der Jetlag hat uns noch im Griff, etwas müde schlurfen wir über den geschlossenen Morgenmarkt, in einer Bude torkeln und singen Marktleute ziemlich lustig zu Gangnam Style zum verdienten Feierabendbier um halbzwei.
    Wir halten uns Richtung Mekongufer um den Teil der Stadt zu erkunden, den wir gestern nicht geschafft hatten, den Teil mit den vielen Wats.

    In diesem Teil von LP sind die Häuser noch schöner, gepflegter als im südlichen Teil der Stadt. Auch finden sich hier unzählige sehr schöne Hotels und Hostels, von denen wir uns beim nächsten Mal eines aussuchen würden. Das Viertel ist noch einmal ruhiger und gelassener, durch die sehr stilvoll renovierten Häuser fast schon gediegen, mehr Wohnviertel. Mittendrin dann ein Wat nach dem anderen.

    Glückselig krakeelende Chinesenhorden kündigen das wohl bekannteste und prominenteste Wat in LP an, Wat Xieng Thong, aus dessen Ausgang sie sich auf die Straße ergießen. Hoffnungsvoll werden ihnen frische Kokosnüsse, Softdrinks oder ein Mekong Cruise von den Händlern dort angeboten, vergeblich, denn so eine Chinesenschar ist schnell wieder in der Karawane von weißen Minivans verstaut und verschwunden …Stille.
    Bis die nächsten Exit-Wehen eine neue Chinesenschar hervorbringen.
    Wir suchen also dann den Haupteingang zum Wat.
    Einmal rum um die Nordspitze von Luang Prabang, eine Hauptstraße rein und da wo in einer Seitengasse unübersehbar die ganzen Souvenierstände paradieren ist dann auch bald der Haupteingang, ein schneeweißes Türmchentor. 30.000 Kip Eintritt. Wir haben wohl Glück, die meisten Chinesengruppen sind schon durch, ein paar versprengte Franzosen und andere Europäer sind mit uns erleichtert.
    Eine Weitläufige Anlage mit den klassischen Laotischen Tempelbauten, wunderschön die geschwungenen Dächer, wunderschön die Innenräume, wenn auch insgesamt sehr schlicht. Aussen sind die Gebäude mit Spiegelmosaiken geschmückt, so wie wir sie schon im Palast gesehen haben.
    Und da ist sie wieder, die Chinesenflut. Man gruppiert sich auf Stufen, posiert aus Tempelfenstern heraus hört dem unüberhörbaren Guide zu, schlurft in Highspeed von einem Fotomotiv zum nächsten. Und tschak …wieder Stille. Das vereinte Europa löst sich umgehend aus seiner Schockstarre und bewegt sich wieder selbst weiter durch die Kulturstätte.
    Die Nachmittagssonne taucht die Anlage in wunderschönes Licht. Der nächste Chinesenschwall treibt dann aber auch uns aus dem Wat, nachdem wir uns alles in Ruhe ansehen haben.

    Wir spazieren bis zur Flussgabelung von Mekong und Nam Khan, wo wir uns in einem Café mit gutem Blick auf den Zusammenfluss beider Flüsse einen Kaffee gönnen. Das beginnende Sundowner Cruiseboat Spektakel auf dem Mekong wird heute von italienischen Opernklängen über das Wasser getragen.

    Auf dem Weg zurück in die Stadt ploppt plötzlich ein seriös aussehendes Spa links von uns auf und mit ihm die spontane Lust auf eine Massage, genau das brauchen wir jetzt. Eine Fußmassage soll es bitte sein, eine ganze Stunde lang, jaa! Wir haben Glück und werden sogleich nach der Fußwaschung Waden abwärts eine Stunde lang in entspannten Dämmerschlaf geknetet. Genial ist das. Und für nur ganze 4,30 € pro Person plus gutem Tip narürlich.
    Das Musiktheater im Königspalast, das wir ursprünglich sehen wollten, haben wir so leider verpasst, aber diese spürbare Entspannung dafür ist es uns definitiv wert.
    Wir flanieren in der fast plötzlichen Dunkelheit des Abends weiter zurück nach Süden. Mönchsgesänge locken uns ins nächste Wat, das Wat Sensoukharam. Im goldenen Licht des Buddhaschreins sitzen die Mönche vor ihrem Altar und leiern ihre monotonen Gebete in den Abend. Aussen kauern breit gestreut ein paar ehrfürchtige Lotterbackpacker und wiegen sich total ergriffen im Takt der Gesänge, total schön du. Gottseidank trollen die sich bald, sodass auch wir etwas Platz finden, um den Gebeten kurz zu lauschen.
    Dieses Wat gefällt uns bisher am besten, alles in Rot und Gold gehalten, sieht sehr schön aus im Licht der Strahler.

    Der kleine Hunger meldet sich, etwas weiter als Mitis Kokoseis Elysium finden wir ein Restaurant mit Laosküche. Der vordere Teil ist für eine große Gesellschaft reserviert, weiter hinten im Lokal aber bekommen wir noch Plätze und die Speisekarte.
    Heike sucht sich karamellisiertes Schwein mit Reis aus und ich Larb aus Ente, die fast schon obligatorischen frischen Sommerrollen dazu, Beerlao muss auch wieder sein.
    Bis das Essen kommt besprechen wir unsere nächste Etappe und lesen, was unser Reiseführer dazu zu sagen hat. Eines ist klar, bald wird’s spannend und vllt auch etwas abenteuerlich, wir lassen uns überraschen.
    Das Essen kommt und ist wieder einmal köstlichst! Ich trainiere tapfer mich an die Schärfe der Laotischen Küche zu gewöhnen, mit Schweiß auf der Stirn und Tränen in den Augen, Heike ist da schon eindeutig härter im Nehmen, Respekt!

    An einem der großen Gedecke hat sich eine französische Reisegruppe eingefunden, näher bei uns hat eine italienische Gruppe Platz genommen. Sehr lustig für uns - man will unbedingt Wein zum Essen und den bekommen sie - und wir bekommen die qualvoll verzerrten Gesichter ihrer Weinprobe, hui, was muss das für ein gnadenloser Tropfen sein…
    Die Portionen waren zwar sehr lecker, für die Größe unseres Hungers jedoch ziemlich klein. So geht es von dem einen Restaurant direkt ins nächste, eher so Resopaltisch mit Neonlicht und so, das Menü in Zeigebildern an der Wand. Wir zeigen auf stir fry Morningglory und deep Fried Schweinerippchen. Die kleine runde Köchin schmeißt sogleich ihren Wok am Eingang des Restaurants an. Und sie kann kochen, einfach aber sehr lecker - und sehr scharf und sehr günstig.
    Und weil jetzt noch unbedingt was Süßes fehlt und weil wir gerade mal fast da sind: Kokoseis mit Mango, muss sein! Auf Eiswolke Nr 7 schwebend gleiten wir dann endlich hinüber in unser Hotel. Wir tauschen noch Fotos, dann werden die Wecker auf 4:45 a.m. gestellt, also bitte schnell einschlafen.
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  • Day 5

    Good Karma Bad Karma

    December 3, 2024 in Laos ⋅ 🌙 21 °C

    Surat Thani, Thailand, 2021, 6:00 am, der Morgen dämmert, die Sonne sendet schon ihre ersten Strahlen. Ein paar in Orange gekleidete Mönche gehen durch die stillen Straßen der noch schlafenden Stadt. Einzelne Hausbewohner erwarten sie schon vor ihrer Haustüre und geben ihnen Klebereis, Obst und etwas Geld in ihre Beutel, die Mönche geben ihnen ihren Segen. Eine stille und meditative Geste, die wir da beobachten dürfen, Asienbilderbuchromantik.

    Um 4:50 klingelt der Wecker, Schande. Aber der Almosengang der Mönche muss hier ja unbedingt so früh stattfinden. Warum können die nicht auch erstmal einen entspannten Kaffee trinken und dann losmarschieren? Aber da hilft kein Jammern, Buchse an und los. Muss man schon ein bisschen über seinen Schatten springen für ein paar mehr Karmapunkte.
    Dunkel ist es, angenehm mild die Temperatur, Hahnenschreie wehen herüber über den Fluss, dennoch, eine gewisse Geschäftigkeit macht sich um diese Zeit schon bemerkbar. Wir nähern uns fußläufig dem Weg des Almosengangs in der Altstadt, da wo sich ein Wat an das andere reiht, zahlreiche weiße Minivans überholen uns, die Chinesen kommen.

    Auf der noch dunklen Straße sind endlos kleine rote und blaue Plastikhockerchen aufgebaut, die auf Teppichen stehen. Auf der Straßenseite gegenüber sind alle zwanzig Meter Tische, voll mit Donation-Paketen, die fleißigen Händlerinnen stehen daneben. 20.000 Kip kostet ein Paket, 90 Cent, das aus einem flachen Korb mit zehn Schokowaffeln besteht und einem Bambuskorb mit warmem Klebereis, dazu gibt es eine heilige Leihschärpe und einen Plastikhandschuh.
    Sehr ernst und beflissen legt uns die Verkäuferin die Schärpe um und erklärt uns den Ablauf auf Laotisch, soweit aber gut nachvollziehbar, die ganze Veranstaltung ist ja weitestgehend selbsterklärend. Sehr wichtig, dass man die Schuhe auszieht, wenn man auf dem Teppich ist.
    Und so kauern wir auf diesen Höckerchen und beobachten wie zahlreiche chinesische Reisegruppen und ihre Kommandeure nach und nach auf ihren vorbereiteten Stühlchen links und rechts von uns platziert werden. Einmal mehr unüberhörbar werden die Regeln vom Commandante erklärt, das Prozedere und wozu das Ganze, vermutlich.

    Alles in Position, nichts geschieht. Wir warten geduldig, der Tag erwacht, es dämmert. Unruhiges nach links und rechts Gucken, keine Mönche am Horizont.
    Man beginnt ungeduldig die Plätze zu verlassen, motivlos wild herum zu fotografieren, Morgengymnastik zu machen.
    Dann endlich orangene Punkte am Ende der Gasse! Zurück ins Glied, Touristenpack! Nervöses Genestel im Reiskörbchen, schon mal kleine Knubbel formen. die Plastikhandschuhe knistern dabei geschäftig, klebt prima das Zeug.
    Die erste Welle Mönche erreicht uns, Papa teilt aus, Mutti filmt. Topf auf, Reis rein, nächster bitte. Topf auf, Geldschein auf Klebereis kleben, passt. Die Minimönche bekommen die Schoki in ihre Betteltasche oder auch direkt auf den Reis geheftet, lecker, Schweigemarsch der braven Nikolauskinder.

    Ganz ehrlich? Die ganze Veranstaltung stinkt, von Spiritualität keine Spur, eine schöne Geste ist zu einem armseligen Touristenspektakel mutiert. Die gnadenlosen Teledildos der fotowütigen Touristenschar voll in die Fresse, eine Massenvergewaltigung. Irgendwie sehr sehr unangenehm das Ganze, wir fühlen uns gar nicht wohl. Und dennoch, tausende Mönche wollen jeden Tag versorgt sein, der Almosengang eine Notwendigkeit. Surat Thani-Romantik kaputt.
    Pause.
    Nächste Runde. Dieses Mal eine lange Schlange aus Mönchen. Schnell sind unsere Reiskörbe leer und auch die Schokowaffeln sind bald weg. Auf eine Weise sind wir erleichtert und treten hinter unsere Höckerchen, wir sind da raus jetzt.
    Ja, wir machen da mit, ja, wir fotografieren, versuchen das aber wenigstens dezent zu absolvieren, keine Entschuldigung. Flucht.

    Auf dem Weg zum Morning Market dampfen uns große Töpfe mit Jook an, dicke Reissuppe mit etwas Fleischeinlage, dazu betonfarbene, warme Sojamilch mit Black Seeds. Beides superlecker und vor allem was Warmes, das brauchen unsere Seelen jetzt. Wir sitzen zwischen Polizisten und Shopverkäufern auf dem Weg zur Arbeit und beobachten die frühe Schar, die auf den Straßen unterwegs ist.
    Der bunte, umtriebige Morgenmarkt verschlingt uns gleich beim Betreten. Ein typischer asiatischer Markt, für einen Markt der Asienkategorie geht es jedoch bemerkenswert stoisch zu.
    Kräuter, Gemüse, Obst, viel Getrocknetes, Mekongfisch und so einiges an Undefinierbarem. Dazu gehört ein Stand mit allerlei zerhacktem Getier aus dem Dschungel, das wir nicht wirklich identifizieren können außer den Stücken einer großen Schlange.

    Dampfendes Dim Sum lacht uns entgegen, dem können wir natürlich nicht widerstehen, ein kleines Gustostückerl geht immer. Wieder lecker.
    Kurz nach neun ist es jetzt, der Markt packt schon langsam wieder ein und wir freuen uns auf ein kleines, nachgelagertes Nickerchen.
    Das Frühstück im Hotel ist in vollem Gange und ein Kaffeetscherl tut jetzt auch noch gut, bei Heike passt noch ein Banana Pancake rein. Dabei lernen wir ein nettes deutsches Paar aus Hamburg in unserem Alter kennen, es sind eh ziemlich viele in unserer Altersklasse im Ort unterwegs. Markus und Sabine erzählen uns von einem Elefanten Sanctuary in der Nähe von Luang Prabang, wo sie sieben Tage lang mithelfen werden. Ein Elefantencamp für ehemalige Arbeits- und andere missbrauchte Elefanten, die hier in der Wildnis leben dürfen, Anfassen verboten! Vielleicht wäre das Camp für ein paar Tage auch was für uns? Mal sehen.
    Dann ist Schlafenszeit.
    Der Biorythmus lässt uns um 13:00 wieder aufwachen.
    Der nächste Punkt auf der heutigen ToDo Liste ist, Zugtickets nach Luang Namtha zu organisieren. Am Tour Counter des Lonely Hostels erfahren wir, dass die Busse dorthin für Morgen ausgebucht sind, oh Schreck. Es gäbe aber eine Zugverbindung mit dem Highspeed Train zu einem Ort ganz in der Nähe, von dem aus wir mit dem Minivan nach Namtha kämen. Allerdings sind auch die Zugtickets ausgebucht, Doppelschreck. Aaaber! ...in der ersten Klasse gibt es noch vier Plätze. Wirbrauchennurzweinehmenwir. Und was kostet der First Class Spaß? 20€ pro Nase inkl. Lift vom Hotel zum Bahnhof -Bahnfahren macht auch unserem Reisebudget Spaß. Dazu kommt, dass die Busfahrt ganze acht Stunden Kurbelei durch Auf und Ab der Nordlaotischen Bergwelt bedeutet hätte. So sind wir nur vielleicht drei komfortable Stunden unterwegs.

    Das wäre also erledigt, ganz gemütlich machen wir uns dann auf den Weg zum Tempelberg Phou Si. Der Eingang am Fuß des kleinen Berges befindet sich gleich gegenüber vom Königspalast. Der kleine Berg steht mitten in Luang Prabang, teilt den Ort quasi über eine gewisse Länge. Wenn wir von unserem Hotel in die Altstadt wollen, müssen wir den entweder links- oder rechtsherum umgehen. Beide Wege dauern Gottseidank nur 10 Minuten. Überhaupt ist ein Rad nicht wirklich notwendig, wenn man nur die Stadt erkunden möchte.
    Knapp 400 Stufen sind bis zum Wat zu erklimmen. Der kleine Tempel mit seinem Buddha Sammelsurium ist es nicht, warum sich an diesen Ort sogar Chinesen hochschnaufen, es ist die großartige Aussicht auf die Stadt und ihre Umgebung - und der Sonnenuntergang über dem Mekong. Die kleine Plattform, quasi die erste Reihe, wird bereits von einer ständig wachsenden Gruppe Backpacker belagert, es ist knapp 16:00. Eine Superbackpackerin aus Belgien posaunt laufend ihr very experienced Travellerwissen in die Gruppe. Ein Italiener, der sich frisch hinzugesellt hat, ist ihr nächster Padawan, den sie über das Reiseleben zu lehren beginnt. Warst du hier? ...hast du das gemacht? ...hier ist es besonders toll, da noch toller, bla, bla, bla. Das Ding ist, dass der Italiener, eher von poltscher Redseligkeit, schon überall war, worüber sie ausfragt und doziert, und auch noch an noch viel mehr Orten als das Belgische Huhn, er hat auch viel mehr unternommen als die Oberlehrerin zu berichten weiß. „…Ah, ok, das hast du schon …äh gemacht, ahso …äh …also da warst du auch schon … vier Wochen! …oh, äh, ja …hm … bei Einheimischen …ööh, ja …also ….“ Irgendwann ist sie dann still und belabert den nächsten und er kann sich endlich um sein Timelapse kümmern und in Ruhe den Sonnenuntergang genießen, ha ha!
    So vergeht die Zeit doch sehr kurzweilig bis die Sonne mit ihrem spätnachmittäglichen Abstieg beginnt und ihre schönsten Orangetöne auf den Mekong und die Crowd zaubert. Und jetzt wird’s geil. Hunderte Menschen aus allen Teilen der Welt haben sich auf der Bergkuppe versammelt und es beginnt die Challenge um den schönsten Sundown Shot. Große Objektive, kleine Objektive, Stative, 360s Cams, GoPros, Handys, Sticks, das ganze Programm. Heftiges Gedrängel hinter der Backpackerbank, die längsten Arme gewinnen. Die meisten dürften froh sein, wenn sie die untergehende Sonne überhaupt mal erspähen.
    Die Sonne ist noch nicht ganz fertig mit ihrem Untergang und erfreulicher Weise habe ich mit die längsten Arme und damit bald mein Foto, und so haben wir genug von dieser Veranstaltung und machen unsere Plätze frei, Rückzug.
    Auf der Treppe nach unten kommen uns schwer atmende Leute entgegen mit Schweißperlen auf der Stirn und der Erkenntnis im Gesicht, dass die Party eigentlich schon vorbei ist.

    Unten beginnt der Nachtmarkt. Eine tippitoppi Suppenküche sorgt für eine tippitoppi Suppenmahlzeit. Viel Grünzeug wird dazu gereicht und ich bastel mir einen Ticken zu viel Schärfe rein. Trotz Schwitzen und Pippi in den Augen schmeckts hervorragend, irgendwann gewöhne ich mich hoffentlich an die allgegenwärtige Schärfe im Essen, ich arbeite tapfer weiter daran.

    Und jetzt eine Fußmassage! Gleich um die Ecke in einer Straße, die uns mit ihrem Charme schon beim ersten Spaziergang gefangen hat, befindet sich das Khmu Spa House, dessen sanfte Yogaklänge magisch durch die Straße schwingen, genau hier wollen wir hin. Das einstöckige Haus ist mein absoluter Traum in Teak, haben will!
    Immerhin, so eine Fußmassage in diesem Ambiente ist ein guter Trost, hier nie der stolze Hausbesitzer zu sein. Unsere Damen sind super professionell und die nächste Stunde is Like-walking-on-Sunshine, Entspannung total.
    Der kleine Hunger danach bekommt was er will, in einer der vielen schönen Restaurantbars auf der Hauptstraße, Laostyle Sausage und frittierte Frühlingsrollen, zwei Beerlao dazu und viel Genuss. Diesem unaufgeregten Charme von Luang Prabang kann man sich einfach nicht entziehen.
    Auf dem Heimweg bremsen wir noch kurz beim sehr gut sortierten Supermarkt vorbei, ein paar Schokoriegel und Wasser fehlen uns noch, und dann nüscht wie ab ins Bett.
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  • Day 6

    Die Reise beginnt

    December 4, 2024 in Laos ⋅ ☀️ 25 °C

    Heute ist Reisetag. Was ich vergessen habe einzupacken ist eine lange, dschungeltaugliche Hose und weil wir uns dann doch einige Zeit im wilden Wald bewegen wollen, gehen wir nach dem Frühstück noch eben eine entsprechende Hose shoppen. Auf der Hauptstraße gibt es einige Läden, die Trekkingausrüstung anbieten, Northface, Nike, Patagonia, Under Armour, alles Made in China-Fake natürlich. Meine neue Waldhose von Nike ist ganze 3XL und trotzdem noch einen Tick zu kurz, aber Hauptsache sie passt irgendwie.

    Auf dem Heimweg ein bisschen Knabberkram shoppen, ein Pineapple Pancake vernaschen und ein Kao Soi Süppchen in der Family Bakery schlürfen. Die Family Bakery unterstützt mit ihren Einnahmen zu 100% ein Waisenhaus in Luang Prabang, auch deshalb sind hier viele gute Backpackerseelen.
    Dann harren wir im Restaurant unseres Hotels des Pick Up Service, der promt zur verabredeten Zeit um 13:00 erscheint und uns in seinen Van packt. Eine lustige Pick up-Fahrt durch Luang Prabang folgt, um weitere Gäste einzusammeln. Unser aller Ziel ist der neue Bahnhof von Luang Prabang, fast ebenso abgelegen wie der Flughafen, aber erheblich größer als der Flughafen. Ick gloob ick bin in Schiena, wa, ein typisch chinesisch-repräsentativer Prachtbahnhof, krass.
    Es ist ja so - und das erklärt einiges! - die Chinesen haben eine Bahn-Highspeedtrasse von Kunming bis Vientiane gebaut. In wenigen Stunden ist man also von China ins Herz von Laos gereist und wieder zurück, deshalb die vielen Touristenhorden aus dem Reich der Mitte, nicht unbedingt beliebt bei den Laoten, aber sie spülen etwas Geld ins Land und billige Waren. Die Orte, an denen die Bahn hält, haben noch nicht so ganz realisiert, was diese Anbindung für sie bedeutet, aber es wird gruselig denke ich.
    Ja.
    Selbst der Check-in in den Bahnhof läuft exakt wie in China ab. Ticket von Onlinebuchung am Schalter abholen, Passkontrolle, Gepäckdurchleuchtung. Ich muss mein kleines Opinel Taschenmesser abgeben, diverse Traveller sehr missmutig ihren Duty Free Alkohol, dann warten in der riesigen Wartehalle bis der Zug aufgerufen wird, Bahnsteig Boarding mit Ticketkontrolle und dann darf man auch mal einsteigen. Und ab geht die Luzy, straight mitten durch die Hügel und Berge von Nordlaos, viel Landschaft sieht man nicht, aber Zeit spart man immens, billig ist es und umweltfreundlich noch dazu.
    Und hoppala sind die eineinhalb Stunden vorbei und schwupps stehen wir auf dem Bahnsteig von einem Nest namens Nateuy (Natöi). Der Bahnhof nicht weniger schick als in Prabang, der Vorplatz dagegen eine staubige Kiespiste mit Taxis und Vans und einem klapprigen Holzhäusl, das diese Mitfahrgelegenheiten vermittelt.
    Kaum sprechen wir unser Ziel aus, weist uns ein uniformierter Arm vor dem Holzhäusl zu unserem Van nach Luang Namtha, nur noch 25 km entfernt.
    Wir bleiben zu dritt, wir und eine mittelalte Laotin, Namtha ist wohl zu uninteressant für die meisten Touristen - oder wir haben uns mit unseren Vorstellungen zu diesem Ort komplett vertan.

    Zum Sonnenuntergang um viertelnachfünf holpern wir auf der heftigsten Piste, die ich je erlebt habe gen Zielort, noch krasser als die in den Dschungel auf Sumatra. Der Fahrer ist tapfer, der Van auch, unsere Rücken am tapfersten. Eine Stunde und eine viertelte brauchen wir für das Gehopse über die 25 km. Unterhalten werden wir von dem sehr amüsant anzuhörenden Gespräch in Laotisch zwischen dem Fahrer und der Mitreisenden, in den Genuss dessen Klangs und Tonalität wir bisher in dieser Qualität und Quantität nicht gekommen sind.
    Die Frau steigt irgendwo im Nichts aus, wir fahren weiter, gespannt auf Google Maps verfolgend, wo im sehr langgestreckten, wenig illuminierten Ort uns der Fahrer wohl absetzen wird und ob wir vielleicht noch ein Tuktuk engagieren müssen. Ich zeige ihm die Karte mit dem Standort unseres Guesthouses namens Phou Li III, er schaut wie Bahnhof, das Guesthouse kennt er offensichtlich nicht. Ich versuche ihm den Weg zu weisen, vergeblich, auch mit der Karte klappt das nicht wie erhofft. Egal, wir steigen aus, tollen Job gemacht, lieber Fahrer. Ordentlich Trinkgeld zu den acht Euros, keine Sekunde haben wir uns ängstlich gefühlt auf diesem harten Parcour, trotz der vielen fiesen LKW, Rucksäcke hoch und losmarschiert, nur ein guter Kilometer im Niemandsland, das ist doch ok. Wir sind sehr gespannt auf den Ort im Tageslicht. Bei Nacht in der funzeligen Straßenbeleuchtung sieht es hier sehr Basic aus, unbefestigte Staubstraßen, streunende Hunde, Häuser mit viel Verhau drumherum, mit jeder Abbiegung wird es dunkler, ein bisschen gruselig fast.
    Und da! Ein Licht! Phou Li III steht auf dem Schild. Der Eingang zu unserem Guesthouse sieht aus wie der zu einem Bauhof. Dass wir wirklich richtig sind erkennen wir am gelben Schlauchboot in einer Garage, das so bei Booking auf einem Foto zu sehen war, Memory spielen, juhu!
    Die Check-in Lady ist sehr putzig und effektiv, nach fünf Minuten schließen wir die Tür unseres sehr geräumigen Bungalows hinter uns. Richtig auspacken tun wir erst gar nicht, wir wollen gleich zum Nightmarket etwas essen. Den staubigen Kilometer wieder zurück zur Hauptstraße, gleich an der Ecke ist der Markt, klein aber fein, teilweise in einer Halle, teils Open Air. Die Auswahl an Essen ist fast besser weil lokaler, als auf dem in Luang Prabang, keine Burger oder Pizza.
    Wir eröffnen das Menü mit knusprigem Schweinbauch, Papayasalat und leider nicht ganz so knusprigen Frühlingsrollen, Beerlao, eh klar.
    Der zweite Gang besteht aus gegrillter Süßkartoffel, dreierlei gegrillten Spießen und dicken, gekochten Bambussprossen. Saulecker. Zum Nachtisch Mangosmoothie, endlich einmal nicht verwässert - eine Unsitte in Prabang.
    Zurück im Bungalow lassen wir die vergangenen Tage Revue passieren und sind gespannt auf morgen und das, was wir hier im hohen Norden erleben und entdecken werden. Was wir schon feststellen ist, die Laoten sind eher verschlossene Menschen, freundlich auf jeden Fall, aber mit ihrem Lächeln sehr sparsam. Bisher fühlen wir uns auf jeden Fall sehr wohl in diesem Land.
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  • Day 7

    Die kleinen Dinge

    December 5, 2024 in Laos ⋅ 🌙 21 °C

    Am heutigen Morgen sieht es in unserer Bungalow Anlage nicht viel anders aus als gestern Abend, ein bisschen wie Bauhof. Zwei große Blau-Weiß kariert geflieste Pools in Nierenform vor unserem Bungalow sind fies mit roter Erde verschlammt, die beiden Plastikrutschen total zugewuchert, statt Garten ein vom Traktorspuren zerpflügter breiter Streifen roter Matscherde. Ein paar Blümchen dekorieren die Trasse, aber irgendwie passt das alles so. Die Zimmer sind großzügig, die Dusche hat heißes Wasser, es gibt einen Wasserkocher und eine hübsche Terrasse, was will man mehr.

    Der Himmel ist trüb bewölkt und es ist ziemlich frisch heute morgen, aber wir haben dicke Zudecken und das ist so wunderbar wie notwendig. In einer Ecke vom Bungalow gibt es sogar einen Kamin. Später erzählt man uns, dass es zurzeit ungewöhnlich warm ist, sonst hätte es um die 16/18 Grad tagsüber, an nachts wollen wir da gar nicht erst denken…
    Frühstück in überdachtem Restaurant, kleines getoastetes Baguette, Rührei mit Gemüse drin, dazu eine Fruitplatter und einen Kaffee zum Tote aufwecken.
    Die Zubereitung vom zweiten Kaffee - mich hat der erste noch nicht aufgeweckt - versemmel ich so dermaßen, dass ich einen kleinen Kaffeesee auf dem Tisch verursache. Promt gibt es einen amüsierten Kommentar vom Nebentisch „Wenn wir unsere Trekkinggäste an den Herden der Tribal People in den Bergen kochen lassen, dann sieht das immer genauso aus, ha ha!“.
    Ja, Kaffee filtern über einer Tasse mit einem wabbeligen Teesieb will gelernt sein, da muss ich wohl noch ordentlich üben, puh, wirklich, so eine Plantscherei.
    Der kichernde Kommentator stellt sich mit Deng vor und ist Guide, ein sympathisches Kerlchen. 'Tribal People‘ ist unser Stichwort. Wir machen uns bekannt und setzen uns gleich zu ihm und fragen ihn über die Aktivitäten aus, die man hier so unternehmen kann. „Das hängt von unserer Zeit ab, unserer Lust und unserem Interesse.“

    Es beginnt zu regnen.

    Drei Möglichkeiten gibt es, Trekking im Dschungel und Übernachtung im Zelt im Wald oder Trekking zu einem Bergstamm und Übernachtung im Dorf, in einem Homestay, oder beides zusammen, dann wäre man insgesamt drei Tage unterwegs.

    Es schüttet.

    Zwei andere Reisende wären an der Dreitagestour interessiert, sagt er - dann wären wir also zu viert, was wiederum billiger wäre, sehr gut, sagen wir, deswegen sind wir nämlich hier im hohen Norden, wegen des Dschungels und seiner ethnischen Minderheiten, wie es so schön heißt.
    Aber ist das denn ok, wenn wir deren Dorf heimsuchen und neugierig in ihre Töpfe gucken?

    Es schüttet.

    Ist es. Man ist genauso neugierig, freut sich über Gäste und sie bekommen schließlich auch etwas von unseren Honoraren ab. Und so viele kommen dann auch nicht vorbei. "Bringt man dann vielleicht ein Gastgeschenk mit? Das empfiehlt zumindest der Reiseführer." Salz, Seife, Zahnbürsten und Zahnpasta und Schreibzeug für die Kinder, so in der Art, keinen Süßkram bitte. So erspart man den Leuten den mühsamen Weg in die Stadt, um solche Dinge zu besorgen. Klingt bis dahin sehr gut alles.
    Ausrüstung wird gestellt, unsere Schlafsäcke müssen wir selbst tragen. 130 US$ wenn wir zu zweit sind, weniger, wenn es mehr Teilnehmer werden. Fein, wir sind dabei, übermorgen geht es los!

    Es schüttet.

    Und heute? Heute ist Ruhetag, na ja, ein bisschen vielleicht, mal sehen. Regnet ja erstmal. Wir wollen von einem Zweibettzimmer in ein Zimmer mit Doppelbett wechseln, eigentlich kein Problem, nur müssen wir dazu abwarten, bis die Zimmermädels das fertig hergerichtet haben. Wir hören sie durch die dünnen Bambusmattenwände im Nebenzimmer kruschteln und gschafteln, dann ist plötzlich Ruhe damit und wir hören nur noch den Sound asiatischer Videos - Girlie Break. Warum sollen die Teenager hier anders sein als bei uns, ha ha!

    Wir genießen es im Bett zu liegen und nichts als Pläne für die nächsten beiden Wochen zu machen.

    Der Regen hat aufgehört.

    Das Knistern der Mülltüte auf der Veranda ist das Zeichen, die Mädels sind fertig mit ihrer Arbeit!
    Wir packen unsere Rucksäcke und laufen erst einmal zur Rezeption, Bungalow Nr 5 wird unser neues Zuhause. Ganz nebenbei geben wir auch noch unsere Wäsche ab.
    Unser neues großes Zimmer hat ein wunderbares Doppelbett, ebenfalls einen Kamin.

    Die Sonne kommt raus.

    Wir ziehen uns für Sonnenschein um, Pullis aus, T-Shirts an, marschieren los und begeben uns auf Nahrungssuche, Lunchtime! Statt uns eine Suppe von einer der Straßenküchen zu holen setzen wir uns in das Resto von einem Hostel.
    Meeeep, großer Fehler.
    Unsere Suppen, einmal Gemüse, einmal Bambus, sind ziemlich lasch, kaum gewürzt, kein Grünzeug, wenig Nudeln. Das Pork Larb versöhnt uns dann wieder ein wenig. Allerdings sind die Schnute der Besitzerin und der unangemessene Preis, das mit Abstand teuerste Essen bisher, weitere Gründe diesen Fail bald wieder zu vergessen, das Geld zu vieler Touristen machen eben bequem und gierig.

    Unsere Aufgabe jetzt ist, Geschenke für unseren Besuch in den Bergen zu besorgen. Um ein paar Ecken und ein paar Straßen weiter soll ein großer chinesischer Supermarkt sein. Ein vages Ziel, um dieses Örtchen eingehend zu erkunden.
    Wir staunen doch, wie groß die Gebäude zum Zentrum des Ortes hin werden, wenn man das überhaupt Zentrum nennen kann. Namtha erstreckt sich entlang einer Hauptstraße über mehrere Kilometer, fast schon ein Städtchen. Wie superdörflich und remote sah das gestern Nacht noch aus! Der Verkehr belebt sich etwas, viele größere Schulkinder auf ihren Elektroscootern oder Mamas mit ihren Kleinen hinten drauf sausen durch die Straßen. Auf den breiten Straßen viele bunte Läden, Imbissstände, Handwerkershops, die sehr schwer zu beschreibenden bunten Betonvillen, ältere Holzbauten, asiatisches Neu und Alt, Altmöbel und ungeliebter Hausunrat in den Einfahrten, tropische Pflanzeninseln, ein paar Autos, immer wieder ein rumpelnder LKW an uns vorbei, alles rotstaubig und bunt, siffig und sauber, Auch hier die Unaufgeregtheit, der mäßige Geräuschpegel, alles fließt, ohne Lächeln aber nicht ohne Freude. Unspektakulär aber doch spannend, die kleinen Szenarios am Straßenrand, das Leben der Menschen. Jungs in superbunten Plastik T-Shirts mit asiatischen Superhelden drauf, schwer angesagt bei der Jugend sind auch schwarze Hoodies mit rotem Spinnennetz drauf, Teeniemädels mit plüschigen, übergroßen Jacken mit Kapuze mit großen Schlappohren dran. Mieez. Der hübsche Junge daneben ist ganz glücklich und stolz. Überhaupt, gibt es viele hübsche junge Gesichter hier, später irgendwann verändert das harte Leben auch ihre Gesichtszüge, wie überall.
    Und wie überall, gab es jemals keine Handys? Gab es überhaupt ein Leben vor Smartphone & Co?

    Viele Motorräder parken vor einem größeren Gebäude am Straßenrand, was ist da nur so interessant? Müssen wir gleich mal nachsehen.
    Nach fetten Telefonshops öffnet sich eine riesige Halle mit einem großartigen Markt! Es gibt wirklich alles. Besonderen Spaß macht es durch die Gemüse und vor allem Kräuterabteilung zu gehen, diese Düfte! Dann entdecken wir einige Gemüse, die wir vorher noch nicht gesehen haben, eine Marktfrau lässt und eine pyramidenförmige Wurzel probieren, schält sie extra für uns. Aussen selleriebraun, innen sellerieweiß und schmeckt wie frische Erbsen. Wir verputzen das Ding komplett.
    Wir schnuppern und glotzen uns durch die vielen Reihen, viele essbare Blüten liegen auf den Tischen, Bananenblüten darunter, Wurzeln, Kürbisse, Avocados, Mangos - unsere Schatzis - Zitrusfrüchte, überraschender Weise Kakis, und und und. Chiliabteilung, ein stinkendes Separée für Geflügel, eines für Fleisch. Dafür dass Laos ein Binnenland ohne Küsten ist, gibt es ziemlich viel Fisch, Mekong sei Dank. Die vielen Prawns und Squids würde ich hier im Traum nicht essen. Süßwasserfische gibt es frisch aus dem Becken. Viele fette Kröten warten auf ihre Fans, fiese Sache.
    Vereinzelt liegen Vögel und auch Squirrels zum Verkauf. Wir kaufen kleine Bananen, Kakis und so kleine hellbraune runde Früchte, deren Namen ich vergessen habe. Snacks, Süßkram, Textilien, Schuhe und Körperpflegeprodukte gibts auch.

    Wir verbringen recht viel Zeit in der Markthalle, das Abendlicht, das das Gebälk der Deckrenkonstruktion flutet, zaubert grade das schönste Licht in diese exotische Welt. Wobei eher wir mit unserer seltsamen Fotografierei die Exoten sind. So ein bisschen werden sich die Marktleute schon über uns wundern, immerhin sind wir heute die einzigen Touristen auf dem Markt wie es scheint.

    In die Dämmerung hinein schlendern wir das gute Stück zum Nightmarket zurück. Dabei bewundern wir die etwas entarteten Paläste der reichen Chinesen. Neben mickrig wirkenden Stadthäusern bombastische immer wieder hoch aufragende Betonschlösser mit goldenen Gittern vor neugierigen Blicken geschützt, in chinesischem Neobarock, einem hohen Säulenportal, das gekrönt wird von einem Megakristalllüster, der über allem hängt. Je reicher der stolze Besitzer, desto größer der Lüster, billiger Prunk und Protz. Es gibt auch weniger große Paläste in der gleichen Bauweise, manchmal auch in gängiger Einfamilienhausgröße, sehr seltsame architektonische Auswüchse, die grenzenlose Geschmacklosigkeit, die fast schon wieder geil ist, wie ihr Bauherr vermutlich, in seinem Bademantel aus güldenem Plaste-Sateng.

    Wir kommen auch an dem chinesischen Supermarkt vorbei, in dem wir ursprünglich einkaufen wollten. Da gehen wir dann schon mal auf einen Blick rein. Wie ein Museumsbesuch für uns, zeitgenössische chinesische Lebensart und Kultur. Wirklich alles stammt aus China. Laos ist offensichtlicher Weise eh eng mit China verhandelt, politisch wie wirtschaftlich. Freundschaft! Die chinesischen Investitionen in die Laotische Infrastruktur und Wirtschaft sind sicher ein Segen für dieses arme Land, allem voran die Zugstrecke nach Vientiane, vermutlich auch ein Fluch.

    Juhu, der Nachtmarkt! Rechtzeitig zu unserem Hunger. Knuspriger Schweinebauch, eine halbe, zerhackte Ente, gegrillte Süßkartoffel und Mais und dieser superleckere Papayasalat, den Heike bei der Zubereitung immer mit abschmecken darf. A big Beerlao, klar. Ein Festmahl zwischen all den schmatzenden Laotischen Familien und den wenigen Touristen. Müde rollen wir Nachhause. Wir haben neue Nachbarinnen, drei Amerikanerinnen, die sehr sehr begeistert von ihren Geschichten sind, die sie durch die Bambuswände posaunen. Dazu die schrägen Klänge eine Laotischen Band von einem Nachbarhotel. Unsere Ohrenstöpsel machen alles wieder gut.
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  • Day 8

    Wir radeln im Dreieck

    December 6, 2024 in Laos ⋅ ☀️ 29 °C

    Namtha liegt in einem langgestreckten Tal und um dieses Tal herum gibt es eine offizielle Biketour, die sogar im Dumont Reiseführer lobende Erwähnung findet, etwas über 25 km Strecke. Der Bikeverleih ist auf der Hauptstraße, gleich gegenüber vom Nightmarket.
    Bevor wir aber dorthin gehen, verwenden wir nach unserem Frühstück etwas Zeit darauf festzustellen, worauf wir beide für unsere weitere Reise Wert legen. Es gibt da nämlich mehrere Optionen, zwischen denen wir uns entscheiden müssen, auch weil die Zeit absehbar leider eine Rolle spielt. Eines ist uns jetzt schon klar geworden, vier Wochen reichen gerade mal so aus, um angemessen in alle Ecken von Laos zu schnuppern, vier Wochen haben wir aber nicht für Laos. So gilt es jetzt, dass wir uns entscheiden. Das dauert ne Weile, weil keine leichte Entscheidung.

    Um elf dann sind wir beim Bikeverleih, der verschiedene Kategorien an Rädern anbietet. Die der mittleren Kategorie sehen für uns am passabelsten aus, wenn auch schon ordentlich runtergenudelt. Wir stellen die Sattel auf unsere Höhe ein und drehen eine Proberunde. Also na ja, funktionieren geht anders, die Gangschaltung gewährt nur drei Gänge, die Bremsen funktionieren irgendwann dann doch, Licht gibt’s keines, der Zustand trifft für beide Räder zu. Was soll’s, so ist es in Laos eben. Um halbzwölf starten wir unsere Rundtour.
    Aus der Stadt raus Richtung Norden, Richtung China, die Grenze ist nur ein paar zig Kilometer entfernt, dann geht’s rechts weg durchs erste Dorf, etwas weiter auf einem Abzweig soll ein sehenswerter Wasserfall liegen. Wir rumpeln auf immer glitschiger werdenden, rotlehmigen Wegen in ein Nebental. Vom Wasserfall keine Spur, laut Google Maps sind wir dann irgendwann auch mal vorbei geradelt. Außer einem alten Weiberl, das Ziegen hütet, gibt es nicht viel zu sehen, zumal wir uns auch sehr darauf konzentrieren müssen, nicht auf der rutschigen Strecke wegzuglitschen. Die Reisfelder sind in der herrschenden Trockenzeit abgeerntet und strohig gelb. Zu einer anderen Jahreszeit sind die in ihrer flächendeckenden Fülle bestimmt wunderschön, als glatte Spiegel, in denen sich der Himmel besonders schön findet, oder Teppiche in ultimativ leuchtendem Grün.
    Wir drehen wieder um auf die große Talrunde.

    Man radelt dann auf einer komfortablen Straße mit leichten Steigungen und Gefällen durch kleine Dörfer und weite Reisfelder, rund ums Tal steigen milde Berge auf. Eine weites Tal, Reisfelder überall, die Bauernhöfe sehen allesamt stattlich aus, was uns doch sehr überrascht. Größere Häuser aus Stein, verputzt, gestrichen, gepflegt, eher wie Bungalows, nicht wie Bauernhöfe. Holzbauten, wie man sie erwarten würde, sind eher selten. Sieht nach einem reichen Tal aus.
    Die schönen Entdeckungen liegen eher im Detail, Wasserbüffel baden im Schlammloch, Bauern machen Pause hinter einem Heuballen, lila Bauernhöfe, mitten in der Pampa eine solitär stehende Blechhalle mit Shop oder Autoreparatur drin, wenn es mal riecht, dann entweder nach nassem Hund oder nach Schweinen. Es ist die Weite, die Spaß macht, die winkenden Kinder, die auf ihren Elektromopeds vorbeisausen. Danke für den Stinkefinger! Auch LKWs brettern an uns vorbei, wobei der Verkehr sehr moderat ist.
    Ein gemächliches dahinradeln, bis Heikes Gangkabel reißt und sie nur noch im kleinsten Gang strampeln kann. Wir versuchen wenigstens einen höheren Gang zu erreichen indem wir das gerissene Kabel verkürzt am Rahmen vom
    Rad fixieren, so hält erstmal ein etwas höherer Gang die Position, trotzdem, es bleibt ein elendes Gekurbel für Heike.
    Der weitere Verlauf der Tour wird dann etwas eintönig, industrialisiertere Landwirtschaft, eine Gummifabrik und die Weite haben wir jetzt auch schon ausgiebigst genossen. Bleibt unserer Aufmerksamkeit nur noch der Laotische Alltag auf dem Land und der hat durchaus seine Reize.
    Quasi am Ende des Tals fahren wir den zweiten, schmaleren Schenkel der dreieckigen Route. An dessen Ende befindet sich der Busbahnhof von Namtha mit vielen Imbissküchen.
    Auch hier geht es sehr ruhig zu, wie soll es auch anders sein. Ein Van wartet auf Fahrgäste.
    In der Imbissküche, die Suppen anbietet machen wir eine Pause, mit Suppe, in wenigen Minuten auf dem Tisch und wie sie sein soll, sehr lecker. Huu, das tut gut. Unsere Hintern freuen sich ganz besonders, weil die unfassbar laut über diese Strapazen jammern, nix mehr gewöhnt.
    Heikes Schaltung springt wieder zurück, der widerspenstige Draht mag den Knoten nicht. Mit einem Stein helfen wir uns diesmal, den ich zwischen Umwerfer und Rahmen klemme, der sitzt und bleibt, sehr gut. Es geht in die Zielgerade.
    Noch mehr Häuser, dann links der entzückende kleine Flughafen - ist da jemals eine Maschine gelandet? Die kleinen Dinge sind es, die in diesem Land entdeckt werden wollen und Spaß machen, außer der kleine Sattel unseren gepeinigten Hintern, aua aua. Das letzte Drittel ist nur abwechselnd einmal auf der linken und dann auf der rechten Pobacke zu bewältigen.

    Rushhour in der City, ein paar mehr Autos und Roller beleben den Verkehr etwas, verglichen mit unserem Verkehr: Sonntag Vormittag. Wir erreichen wieder den Fahrradverleih. Der Rental Hausdrachen quält sich schleppend mit Nachwuchs auf dem Arm aus ihrer Fahrradhöhle zu uns vorne ins Licht, kommentiert den kaputten Gang und auch unser Lamento über den Zustand der Räder mit einem kurzen, kopfnickenden Grunzen, das war’s schon, wir dürfen gehen. Stilles Jubeln unserer Popos.

    Im Supermarkt nebenan kaufen wir kalte Getränke, die wir noch nicht kennen, 'Man Some' und 'PH+', ein Männer Energizer und Wasser, das mit Japan Technology aufgerüscht wurde. Der Männer Energizer schmeckt leicht blumig, das Wasser nach Wasser, Hauptsache kalt.

    Gegenüber auf dem erwachenden Nachtmarkt, es ist jetzt Nachmittag, glitzern appetitlich glänzende breite, braune Nudeln mit Gemüse im nachmittäglichen Sonnenlicht, ich kann nicht widerstehen natürlich. Und sie schmecken so wie sie aussehen, mhhhmm. Gerade als wir fertig sind kommen zwei Mädels auf uns zu, der Nachtmarkt ist sonst leer, und fragen uns ob sie sich zu uns setzen dürfen, sie würden gerne ihr Englisch durch Konversation verbessern. Beide sind 15, vor allem eine der beiden ist supersmart und löchert uns in einem wirklich sauberen Englisch mit Fragen und wir sie. Ihre Freundin ist eher still.
    Wir erfahren, dass sie während der Woche in die Schule gehen und dann zuhause helfen müssen, am Wochenende wird im elterlichen Business mitgeholfen, irgendetwas verkaufen, ansonsten wird gelernt. Ob wir die wundervolle Heidi Klum kennen oder die Kaulitzbrüder? Sie mögen aber lieber die alten Lieder von Tokyohotel.
    Wie alt unsere Söhne sind? Einer ist 19? Hi, hi, hi.
    Und später, nach dem College, möchten sie Juristin oder Ärztin werden.
    Irgendwann sind die Themen erschöpft, wir verabschieden uns nett und trollen uns zu unserem Hotel, ein bisschen ausruhen. Aus dem
    Augenwinkel bekommen wir mit, wie die beiden Mädels schon an der nächsten Touristin dran sind. So wird das doch was mit der Universität im Ausland.
    Wir sitzen zum Sonnenuntergang auf der Terrasse unseres Holzbungalows schmieden Pläne und treffen Entscheidungen und legen den Abreisetag von hier fest. Über Laotrains.com kann man direkt Züge buchen, sollte man buchen können, funktioniert aber nicht. Die Züge werden zwar angezeigt, sind aber nicht buchbar. Ausverkauft? Stranden wir für Tage in Namtha? Auch die üblichen Ticketseiten wie 123asia.com, haben nichts im Angebot. Wir werden unruhig. So können wir auch die Aktivitäten nicht buchen, für die wir uns die nächsten Tage entschieden hatten.
    Immerhin kann ich einen Zug in einer guten Woche von Luang Prabang nach Vientiane vorreservieren, das ist schon mal safe, aber von Namtha nach Luang Prabang führt kurzfristig wohl kein Weg, das wäre blöd. Es ist jetzt schon fast ein Uhr und morgen geht es früh raus und morgen werden wir unsere Hotelleute um Unterstützung bitten. Etwas Unruhe bleibt.
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  • Day 9

    Wanderlust

    December 7, 2024 in Laos ⋅ ☀️ 28 °C

    Heute starten wir unsere drei Tage Trekking in die Wälder von Nordlaos, ein etwas müder Start. Ich hatte wegen dieser offenen Zugbucherei eine eher unruhige Nacht.
    Zum ersten Kaffee vor Frühstück und Abfahrt versuche ich gleich noch einmal bei Laotrain einen Zug zu buchen. Und siehe da, es klappt, alle in Frage kommenden Züge nach Luang Prabang sind heute Morgen buchbar! Juhu. Das Portal war wegen routinemäßiger, nächtlicher Maintenance einfach geschlossen, steht da plötzlich auf der Website. Dazu kommt, dass man Züge erst maximal drei Tage vor Abfahrt fest buchen kann. Aha!
    Wir buchen den Highspeed Train von Boten, direkt von der Grenze zu China weg, 21 € für jeden. Puh, mir fällt ein Stein vom Herzen. Dann kann ich auch gleich unser zweitägiges Camp im Elefanten Sanctuary verbindlich buchen, sind noch genug Plätze frei. Klappt also auch.
    Jetzt können wir entspannt unserem Waldspaziergang entgegen sehen. Wir frühstücken gemächlich und lernen dabei einen Engländer kennen. Der rät uns wegen der schlechten Strassenverhältnisse schwer davon ab, von Boten aus zu starten, lieber von Natuey aus, wo wir auch angekommen sind. Nur wenige Taxifahrer tun sich diese lange ‚very bumpy Road‘ nach Boten an und der öffentliche Bus braucht ewig.
    Ich sehe bei Laotrain nach - es hält nur ein regulärer Zug in Natuey an diesem
    Tag, kein Highspeed Train. Ich buche. Dann brauchen wir zwar zwei Stunden nach Luang Prabang statt eineinhalb, sparen aber die zwei drei Stunden Rumpelei nach Boten. Deal. Die ersten Tickets storniere ich sofort und bekomme den größten Teil wieder gut geschrieben. Das war’s aber jetzt.

    Wir lernen unseren Guide kennen, Sula heißt er, seinen stillen aber lächelnden Helfer mit unausprechbaren Namen, und auch unsere Mithikerinnen, Lea und Lucie aus Frankreich. Wir bekommen Schlafsäcke ausgehändigt und Wasser, jeder drei Liter, die müssen bis morgen Abend ausreichen. Brumm, brumm, die Fahrt im Minivan geht los.

    Erster Stopp am Markt, wir warten 20 Minuten bis unsere Guides alle Vorräte geshoppt haben. Weiter geht es nach Norden Richtung chinesische Grenze.
    Auf dem Weg sehen wir zwei, mit dem Roller verunglückte Mädchen. Es muss gerade passiert sein, ein Mädchen steht, eines Sitz mit schmerzverzerrtem Gesicht, der Roller liegt noch im Straßengraben. Wir halten sofort und eilen zu den beiden, die sichtlich unter Schock stehen.
    Die Männer kümmern sich um den Roller, der nicht mehr fahrtüchtig ist, die Frauen um die beiden Mädels. Die Schulter der einen, der Fahrerin, scheint verletzt, sie kann ihren Arm kaum heben, sonst hat sie ein paar blutige Schrammen und vor allem riesen Glück, denn sonst ist nichts passiert. Die Laoten fahren meist ohne Helm, gerade die jungen. Heike versorgt die Wunden und gibt Ibus.
    Unsere Guides organisieren über Vorbeifahrende einen Transport der beiden in ihr Dorf. Mehr können wir nicht machen, wir fahren weiter. Nach etwa 45 min sind wir am Startpunkt, ein weiterer Guide aus einem der umliegenden Dörfer kommt hinzu. Erfreulicher Weise können wir viel Gepäck einer Raftinggruppe mitgeben, die unweit von unserem heutigen Etappenziel vorbei kommen wird. Rucksäcke aufgeschnallt, los geht das Abenteuer.

    Zunächst laufen wir eine gute Zeit bergauf durch eine Gummiplantage. Sila erklärt, dass die Chinesen das Land gepachtet haben und die Pflanzungen besorgen. Ganze Hügel werden abgerodet und zu Gummiplantagen umfunktioniert. Die Chinesen sind auch die einzigen Abnehmer für den Kautschuk. Die Laoten sind einmal mehr komplett von der chinesischen Gunst abhängig. Dazu haben Thailand und China in einem gemeinsamen Projekt eine Straße zu ihren Grenzen gebaut und Laos quasi geschenkt. Laos muss diese Straßen nur instand halten, vom Ergebnis dieses Unterfangens können unsere Rücken jetzt ein paar Geschichten erzählen.
    Den Bauern der Bergdörfer aber bedeutet der Kautschuk ein wichtiges, weil stetiges Zusatzeinkommen. Und die Bergregion ist sehr arm.
    Der Urwald beginnt. Es geht jetzt steil bergauf durch wilden Wald, auf einem schmalen Pfad, roter Lehm, eine gute Stunde, in der wir auch immer wieder Verschnaufpausen machen. Es ist zwar nicht superheiß oder übermäßig schwül, anstrengend ist es trotzdem, unsere T-Shirts sind im Nu klatschnass. Zwischendrin zeigt uns Sula Früchte und Gewürze, die am Wegesrand zu finden sind. Einmal eine supersaure Frucht, bei der keiner über den ersten Bissen hinauskommt, alle spucken wieder aus. Mit dieser zwetschgengroßen Frucht werden Suppen gewürzt. Ein andermal lässt er uns an einer Pflanze knabbern, die er Galanga nennt, bei uns heisst sie Galgant, sehr oft verwendet in der Laotischen Küche. Dann schält er eine bestimmte Palme und gibt uns ihr weißes Mark zum probieren, Rattan nennt er das, das werden wir nachher gekocht als Gemüse bekommen. Die anderen Guides sind eh immer wieder im Busch unterwegs, fix wie Eichhörnchen, naja, gemütlich fix eher, und organisieren unser Essen. Aus einem Stengel einer anderen Palme holt Sula eine fette weiße Made, mal richtig lecker, die behält er für sich fürs Abendessen, sind wir jetzt nicht so traurig. So erfahren wir auch, dass die Hilltribes einen großen Teil ihrer Speisenkarte im Wald finden, was bei drei nicht auf dem Baum ist, wird verspiesen, Frösche, Ratten, Vögel, Maden, Fische, sogar Flusskrabben, Squirrel, einfach alles, dazu immer Klebereis.
    Und so vergeht die Zeit kurzweilig, aber schweisstreibend bis wir bei unserem Lunchspot ankommen, eine kleine Lichtung im Wald. Baumstämme als Sitzgelegenheit und Feuerstelle.
    Die Guides kochen schon fleißig, an einem Feuer werden Fische gegart und Gemüse gekocht.
    Klebereisportionen in Bananenblättern. Mit Bananenblättern ist auch unsere Tafel aus Bambus gedeckt, direkt darauf wird uns das Festessen in Portionen kredenzt, der gegrillte Fisch, Bambusgemüse und grünes Gemüse mit Blüten aus dem Wald, Minibananen als Dessert. Dschungel Cuisine vom feinsten!
    Und wieder Atem für ein erstes vorsichtiges Frage und Antwortspiel unter uns Gefährten. Die beiden Mädels scheinen nach den ersten Eindrücken ziemlich nett. Lea ist 25, Lucie 28, beide leben seit einer Weile in Australien und haben sich auch dort kennen gelernt, sie kleiden sich, ich würde mal sagen, im typischen Boho Backpackerlook, gehen einfach mit kurzen Hosen und T-Shirts in den Wald, immerhin mit hohen Boots, während wir mit dem Erwerb langer Funktionshosen herumkasperln. Lucie hat eine Ukulele im Gepäck, auf der sie ein paar Melodien klimpert, schon viel besser als nur amateurhaft. Der neugierige Sula will das sofort lernen und bekommt seinen ersten Unterricht.
    To be continued.

    Der Dschungel ist eher unspektakulär, vor allem: Grün. Kaum Blüten, kaum Vogelgesang, nur wenig Insekten - der Moskitosturm bleibt uns erspart - , keine Zikaden, kaum Tiere, nicht einmal das Rascheln von Affen in den Baumwipfeln. Ein stilles Vergnügen, ganz wie das Land und seine Menschen. Die Wege, die wir gehen sind dennoch abwechslungsreich und sehr erfreulich in ihrer Erscheinung, schön urwaldig und wild. Ich liebe diese Pflanzen im Urwald, sie haben in ihrer Form und Größe oft etwas sehr grafisches, das dem Wald im Gesamten sehr viel optischen Charme verleiht, Monstera, Fächerpalmen, Bambus, Farne und Co.

    Wir erreichen einen breiteren Fluss, am anderen Ufer lockt ein Strand und eine Holzhütte, die Unterkunft für unsere erste Nacht! So viel unerwarteter Komfort und keine Zelte, juhu! Doch der Fluss zwischen uns, bestimmt 20 Meter breit. Für die Überquerung heißte es Hosen hoch bis zum Anschlag und Schuhe aus. Der Blick auf die Strömung lässt mich vorher noch einen herumliegenden Bambusstab als Stütze aufnehmen, die anderen haben den schon custom made von Sula bekommen.
    Nach den ersten unsicheren Schritten auf und zwischen glitschigen Steinen, man merkt, der sanft fließende und angenehm kühle Fluss zerrt spürbar am festen Stand. Ein Gewackel und Balancieren der wagemutigen Wanderer bis zum ersehnten anderen Ufer. Der Fluss ist plötzlich fünfzig Meter breit, ach was hundert! Ein eiskaltes, gnadenloses Wildwasser, lauernde Blutegel saugen uns gierig in die Tiefe, riesige Fische versuchen uns umzustoßen, Schlingpflanzen zerren an unseren Füßen, Steine weichen plötzlich zurück, glitschige Moosflächen verhindern jeden Halt, ein dramatischer Kampf gegen die bedingungslose Natur - sie oder wir.
    Mein Bambusstock bricht.
    Ich lande im Wasser.
    Klatschnass, also weitestgehend, ha, ha! Musste ja so sein! Der Fluss hat sein Opfer und wird, so besänftigt, umgehend wieder zum unschuldigen Bächlein. Ich habe es nur für die anderen getan, damit wenigstens sie eine Chance haben und ihren Spaß, jawohl.
    Gut nur, dass einer der Guides mir auf halbem Weg den Rucksack abgenommen hat.

    Die Holzhütte ist super, auf Stelzen und geräumig mit kleiner Terrasse. In hergerichtetem Zustand bekommt später jedes Paar sein privates Moskitonetzseparee samt Isomatten, was will man mehr! Vor der Hütte eine überdachte Outdoorküche, davor der Fluss, rundherum wilde Natur, was für ein schönes Fleckchen Erde.
    Wir kommen an, hängen unsere nassen Klamotten über verfügbare Gelegenheiten, Sneaker aus, Flip Flops an, Gelände erkunden und entspannen.

    Vor meiner Flusstaufe war da auch viel Schweiss auf der Haut und der muss weg. Um die Ecke durchs Gebüsch führen Wege zum vorher erspähten Strand. Da stehen improvisierte Hütten aus Bambus, mit Bananenblättern als Dach, ich vermute ehemalige Unterkünfte von Kajakabenteurern. Ein gute Möglichkeit, die Klamotten trocken aufzuhängen.
    Und oohhhh, wie erfrischend ist der Fluss, angenehm kühl und an dieser Stelle ziemlich tief. So gut tut das Bad. Dann wieder frische trockene Klamotten an, am Ufer sitzen, die Ruhe und die schöne Natur genießen, endlich, wie herrlich!

    In der Dschungelküche wird schon fleißig geköchelt, ein Süppchen? Der Dämpftopf für den Reis steht auch schon auf einem Feuer.
    Heike lernt von den Mädels ein Kartenspiel, ich schreibe. Die Dämmerung wird schnell zur Nacht, um 18:00 ist es finster. Sehr hübsch die blaukalten Strahlen der Stirnlampen im Rauch der warm leuchtenden Küchenfeuer.
    Wir unterhalten uns und erzählen schon ein bisschen mehr von uns, das erste Thema natürlich unser aller Reisen, Routen und Pläne, es folgen die Erfahrungen und die Tipps.
    Lucie holt wieder ihre Ukulele heraus und beginnt zu klimpern, bald wird daraus ein Lied, begleitet von ihrer wirklich sehr schönen, melancholischen Stimme. Lea holt Pois aus ihrer Wundertüte, die mit bunten LEDs funktionieren. Und sie startet ihre Übungen, lässt die Pois in Regenbogenfarben um ihren Körper kreisen, kreuzen und wirbeln und sie ist verdammt gut damit, wow!
    Später erfahren wir dass sie mit ihrer Poi-Feuer-Show an diversen Orten Kost und Logie, sogar schon etwas Geld verdient hat. Sie zeigt uns Fotos mit ihr in schwarzem Kostüm, dunkel geschminkt und ihren Pois. Superwitzig, welche Persönlichkeiten man auf seinen Reisen alles kennenlernt.

    Unser Dinner besteht aus einer Gemüsesuppe, inklusive Rattan, Bambus und Blüten, dazu gibt es süßes Tomatengemüse und gekochte Kartoffelsticks. Die Grillage besteht aus Medium gegarten Büffelsteaklets. Die riechen sehr kräftig und ungewohnt, den Büffelduft hatten wir auf der Fahrradtour schon einmal in den Nasen. Und so schmeckt das Fleisch auch, sehr kräftig nach Rind in der Potenz, etwas müffelig. Nicht wirklich unser Geschmack.
    Die Guides essen Pansen und das Büffelsteaks fast roh, Sula seine Made. Den Pansen probieren wir natürlich auch. Aber er schmeckt fies nach Tier und ist gummiartig zäh, für uns nicht kaubar und schon gar nicht essbar.

    Während wir ratschen, bastelt Sula für jeden Ringe aus Bambusrinde, ein anderer Guide schnitzt uns Trinkbecher aus dicken Bambusstangen, jedem wird ein Bildchen in die Rinde geritzt, Heike ein Herz, mir einen Sonnenaufgang über den Bergen. Das werden morgen früh unsere Kaffeebecher sein.
    Unsere Lager sind ja schon hergerichtet, so können wir uns nach dem Zähneputzen direkt auf den brettharten Boden kuscheln. Aber wir sind so dermaßen müde, dass uns der Boden egal ist.
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  • Day 10

    Simple Life

    December 8, 2024 in Laos ⋅ ☀️ 28 °C

    Um sieben öffnen sich die Augen wieder. Außer einem Guide bin nur ich schon wach, super ausgeschlafen trotz Bretterboden. Morgentoilette am Fluss, der Nebel hängt noch tief in den Bäumen, der ruhige Fluss, diese Stille, Frieden, ich liebe das. Eine Weile sitze ich noch da, bis dann der eingebildete Kaffeeduft unerträglich wird.

    Der große schwarze Wasserkessel auf dem Feuer dampft schon, das heiße Wasser löst das karamellfarbene Pulver in meinem Becher auf und macht daraus eine pappsüße Kaffeesuppe mit leicht holziger Bambusnote. Für den zweiten Pott nehme ich unser mitgebrachtes Kaffeepulver, schwarzer, heißer Nescafé, mhhhmm, aber die Bambusnote bleibt.
    Nach und nach kriechen die anderen aus der Hütte, Sula als letzter. Sobald alle wieder einigermaßen Farbe im Gesicht haben wird das Frühstück serviert, unfassbar gutes Rührei mit Gemüse und Klebereis, Zwiebeln und Knoblauch bringen den Geschmack. Die Eier dafür sind seit gestern durch den ganzen Wald getragen worden, hui.

    Irgendwann sind dann alle mal fertig und gepackt, wir ziehen los. Und wieder geht es in der ersten Passage eine gute Stunde steil auf einen Bergkamm. Ich glaube, das ist das Charakteristische an Wanderungen im Dschungel, erst steil hoch, dann Kamm, dann wieder runter, dann wieder steil nach oben, dann Kamm…
    Der Weg ist wieder sehr abwechslungsreich, der Wald großartig. Mal riesige Bäume, mal Bambuswald, mal viele Palmen, ich komme mir vor wie ein Zwerg in der tropischen Pflanzenabteilung von einem Gartencenter, Tiere vermisse ich gar nicht, die Zikaden vielleicht. Sula hat sich die Ukuele von Lucie geschnappt und sein Plimplim leitet uns durchs üppige Grün.

    Seit einer Weile hat Heike Magengrummeln, sie fühlt sich gar nicht gut und die Anstrengungen des Aufstiegs machen es ihr nicht leichter. Tapfer hält sie durch, aber ihre häufigen Verschnaufpausen fallen irgendwann auch Sula auf. Nach ein paar Metern stoppt er an einem bestimmten Baum und kratzt die Rinde herunter. Die soll Heike kauen, etwas im Mund lassen und dann wieder ausspucken, das wird ihr sicher helfen, meint er.
    Wir gehen weiter durch den Wunderwald bis wir zu einer kleinen Bilderbuchlichtung an einem Bach kommen. Hier stoppen wir für unseren Lunch. Sowieso machen wir insgesamt ziemlich viele Pausen, zum Verschnaufen, zum Wasser trinken. Würden wir die nicht machen, wären wir vielleicht auch viel zu schnell am Ziel, wo hier der Weg doch nicht weniger das Ziel ist. So haben wir Zeit zu verweilen, zu genießen und innezuhalten.
    Ich wringe mein T-Shirt aus, es ist klatschnass und das Wasser tropft nur so raus, heftig.

    Heike bekommt als erstes einen Sud aus der Baumrinde kredenzt, den sie langsam trinken soll. Er schmeckt bitter, bitter ist gut für Magen- und Darmzeugs. Sehr mutig von Heike, das zu trinken, wird spannend jetzt.
    Die heutige Dschungelküche serviert uns gekochten Rattan, Auberginen-Blütengemüse im Bambustopf, gebratenes Schwein, frischen Flussfisch, Frosch, Krabbe. Frösche und Fisch hat Sula in der Nacht im Fluss gefangen, die Krabbe gerade vorhin aus dem Bach. Krabbe und Frösche liegen eher auf dem Bananenblatt unserer Guides, probieren dürften wir aber gerne.
    Die Auberginen sind zum Niederknien, im Bambusrohr über dem Feuer gegart, mit leichtem Rauchgeschmack, habe ich so noch nie gegessen, das Rattangemüse schmeckt irgendwo zwischen Schwarzwurzeln und Spargel, aber milder, unser neuer Gemüseliebling.

    Sula hatte in der letzten Pause eine dreitönige Querflöte geschnitzt und fudelt für uns jetzt Laotische Weisen. Und weil unser Koch keinen ordentlichen Film von ihm zustande bringt, muss Lucie ran und unseren sensiblen Waldflötenelfen auf Video bannen. Sula ist echt ein lustiger Geselle, wir sind alle sehr froh, ihn als Guide zu haben, er ist super aufmerksam, hat einen guten Humor und hat viel zu erzählen. Er ist 32 Jahre alt und kommt selbst aus einem der siebzehn Bergdörfer, wo er seine Kindheit im Wald verbracht hat. Im Alter von zwölf musste er für die Schule stundenlang laufen, weshalb er während der Woche im Ort mit der Schule geblieben ist. Da gab es eine Hütte, in der Kinder wie er übernachten konnten. Naheliegend dass er als Guide zurück in den Dschungel ist. Sein Handwerk hat er über Jahre von anderen Guides gelernt und er liebt den Wald. So wie unser Dschungelkoch sind eh viele Männer von den Hilltribes bei Treks mit von der Partie, wer schon kennt sich da besser aus?

    Wir merken, wie wir immer besser mit der Einfachheit im Wald zurechtkommen und uns den Lebensumständen anpassen. Wenn man mal überlegt, kommt fast alles auf unserer Tour, was wir nutzen, aus dem Wald und wird auch wieder ein Teil dieses Kreislaufs, wir hinterlassen nichts. Bananenblätter sind unsere Teller und Sitzunterlagen, Tische, Bänke, Dächer sind aus Bambus gebaut, die Holzhütte, wir essen die Früchte des Waldes, Becher, Musikinstrumente, Besteck, Töpfe, alles aus Bambus, selbst ein Teil des Reisdämpfers ist aus Rattan, wir waschen uns im Fluss, der Busch ist unsere Toilette, nur unsere Wasserflaschen sind Fremdkörper, aber die nehmen wir auch wieder mit. Mit wie wenig man doch zurechtkommen kann, wenn man nur weiß wie. Simple Life, eine tolle, sehr innige Erfahrung.

    Lucie singt herrlich melanchlisch zu ihrer Ukuele, Lea gibt mit den Pois eine Vorstellung, die Bäuche sind voll, der Bach plätschert, die Guides genießen ihre Zigarettenpause, was ein Dschungelidyll.

    Dann heißt es aber schon auch wieder steil rauf und wieder steil runter, die Route führt immer den kleinen Bach entlang, der zum Lunch so nett zu uns rübergeplätschert hat. Dieser Weg hat es durchaus in sich, mehrfaches Überqueren des Baches, glitschig-matschige Partien, zwischen Steinen und Felsen durch, hinab, hinüber, manchmal gut, das hie und da ein Bäumchen oder Bambus zum Festhalten wächst. An wunderschönen Wasserfällen vorbei, kleine Schluchten hinab klettern, bis der Weg milder wird, als wir den Bachlauf verlassen. Das war schon spannend jetzt, anstrengend und schön.

    Der Wald lichtet sich und öffnet sich zu einem großen Tal, dessen Anblick von Reisfeldern geprägt ist, kleine Holzhütten dazwischen, flankiert von dem Fluss, an dem wir unser Nachlager hatten. Wir sind sozusagen in einem großen Bogen durch den Dschungel gelaufen, vom Fluss zum Fluss.
    Es ist ein gutes Gefühl durch die gelben Felder zu laufen, gerade auch weil die Nachmittagssonne sie in ein goldenes Licht taucht.
    Auf einer sehr wackligen Bambusbrücke überqueren wird den Fluss, sie hält auch mich, puh, die Konstruktion sah eigentlich nicht so aus. Noch ein Weg über einen Hügel und dann liegt unser Ziel vor uns, Nalan Nua, ein Dorf des Hilltribe der Khamu, es ist Sulas Dorf.
    Am Dorfeingang bekommen wir von ihm eine kurze Einführung über die Hilltribes und ihren Alltag. Es ist eines von siebzehn Dörfern in der Region, die von verschiedenen Stämmen bewohnt werden. Es gibt keinen Markt, deshalb muss sich das Dorf nahezu komplett selbst versorgen. Reis, Gemüse, Viehhaltung, Sammeln und Jagen. Gegessen wird alles, Und ja, in Laos essen sie auch Hunde, zumindest essen 60% Hund, sagt Sula, Hundefleisch macht warm, deshalb isst man Hund nur in der Regenzeit.
    Ans Stromnetz angeschlossen ist das Dorf auch nicht, zu abgelegen, zu teuer, sagt die Regierung. Das bisschen Strom wird mit Solar und Diesel erzeugt, die LED Lampentechnik ist hier ein Segen.

    Das dominanteste Gebäude ist der aufgestelzte, hölzerne Schulbau in der Mitte des Dorfes, ein EU Projekt. Etwas über 200 Menschen leben hier, gefühlt sind die Hälfte Kinder. Die Holzhütten stehen auf staubigen, rotem Lehm, in der Regenzeit vermutlich eine recht matschige Angelegenheit.

    Übernachten werden in einem Homestay, das mitten im Dorf liegt. Ein Holzhaus, über eine Treppe geht es in den ersten Stock in einen großen Raum, dessen Schlafnischen durch Tücher abgetrennt sind. Auch hier schläft man paarweise unter einem rechteckigen Moskitonetz, der Luxus: richtige Bettwäsche! Doch der komfortable Schein trügt, auch hier nächtigen wir auf der harten Realität eines Dielenbodens. Die Familie wohnt und kocht auf gleicher Etage direkt nebenan. Der Rauch der Kochstellen am Haus dringt durch die Bodenritzen bis zu uns.
    Hinter unserem Haus befinden sich zwei Verschläge, einer ist nur Klo, der andere Klo und Bad mit Bucketshower, noch ein Luxus!

    Dorfbesichtigung. Im Dorf viele Hunde, die aussehen wie Füchse, viele süße kleine Welpen, Enten, Hühner, Truthähne laufen frei herum, Schweine in einer Einzäunung, einige Alte sitzen herum, es wird viel geraucht, auch die alten, runzligen Frauen mit Pfeifchen oder Kippe im Mund, Mamas machen ihre Hausarbeit, viele, viele Kinder, immer im Familienverband, die Männer sitzen in Grüppchen, es wird geratscht und geguckt, geraucht. Feierabendstimmung. Überall glimmen Feuerchen, der Rauch beißt überall in der Luft, Geflügel wird geschlachtet, gerupft, Süppchen gekocht, die Abendessen werden vorbereitet. Auch wenn es staubig und ranzig ist, wirkt es auch aufgeräumt. Superländlich, supersimpel, superschön. Das Dorf strahlt etwas sehr Geborgenes aus.

    Es ist dunkel geworden, wir sitzen am Tisch unter unserem Haus, im zwei Quadratmeter Späti gleich nebenan bekommen wir fast kaltes Beerlao. Absoluter Luxus! Immer wieder kommen auch kleine Kinder in den Shop und holen sich Tüten mit Knabberzeugs oder noch schnell was für Mama zum Kochen.
    Ich darf als erster zum Duschen. Frisches kaltes Wasser spült die Strapazen und den Staub der letzten Stunden ab. Mit einem erfrischten und sauberen Gefühl mache ich Platz für Heike und beobachte mit den anderen beim Bier das abendliche Dorfleben und wie unser Dinner zubereitet wird.
    Für Lucie und Lea wird ein riesiger Topf mit heißem Wasser in die Dusche geschleppt. Das vorfreudige Grinsen der beiden muss man gesehen haben!

    Zum Dinner bekommen wir heute frisch geschlachtete Ente, Morning Glory, Tomaten- und Rattangemüse, als Spezialität des Abends spicy Innereien der Ente in Blutjus, que delicieux!
    Wir sind recht spät fertig mit Essen, deshalb kommen wir auch zu spät zur folkloristischen Veranstaltung am Dorfplatz. Auf den wenigen Bänken haben schon andere Touristen Platz genommen und dem bereits größten Teil der Show beigewohnt. Ist nicht unser aller Ding in der Gruppe, deshalb sind wir nicht traurig nur noch die letzten beiden Tänze zu sehen.
    Vor allem die jungen Mädchen des Dorfes sind hier aktiv und nur zwei Jungs gehören zur Tanztruppe. Man trägt traditionelle, selbstgewebte, schwarze Röcke mit einer Partie mit buntem Streifenmuster.
    Im Hintergrund groovt ein schon älterer Mann im Sportdress und mit Schnauzer begeistert zum Thaipop und schnipst dirigierend im Takt zu den Tänzern. Wir spekulieren, ob das vielleicht der Tanzmeister im Dorf ist, wobei er schon sehr crazy rüberkommt.
    Die letzten beiden Nummern sind eher Freestyle zu Thaipop als klassische Folklore, gut so und deutlich spaßiger, auch für die Tänzerinnen. Der Tanzmeister geht jetzt komplett ab.
    Die Show ist vorbei, jetzt kommt der Mitmachteil, genau mein Ding, juhu. Zu meiner Erleichterung folgt keine aufdringliche Aufforderung, mein kurzes Nein wird akzeptiert. Doch ausreichend andere Zuschauer finden und haben Spaß am schüchternen Mitmachen, immer paarweise im Kreis zu traditioneller Musik mit grazilem Händeverdrehen, na Danke.
    Applaus, Applaus! Die Tanztruppe bedankt und verabschiedet sich bei uns Gästen im Chor. Sehr süß. Zwar alles inszeniert für die Touristen, dennoch irgendwie unverkorkst und ehrlich.

    Dann ist es Zeit, dass Lea ihre Pois rausholt. Die Regenbogenlichter werden eingeschaltet, Thai Technomukke an und ab geht die Post! Eine Poi Show gab es hier wohl noch nicht, Überraschung, Erstaunen, große Begeisterung. Lea macht das echt super und die Kids feiern mit. Nach dem ersten Song muss ein zweiter folgen, Lucie übernimmt. Und dann ist die Dorfjugend dran. Die coolen Burschen zieren sich, ein Mädchen traut sich ganz mutig und macht ihre kleine Privatshow mit Lea, sie ist ganz vernarrt in Lea. Sie verabschieden sich mit Highfive und einer innigen Umarmung, typisch Lea, kann ich nach unserer Zeit bisher durchaus sagen, sie ist sehr caring und engagiert mit allem, was sie tut. Lucie ist eher zurückhaltend, aber ebenfalls eine gute Seele. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir die beiden als Mitreisende haben dürfen.
    So langsam löst sich die Partycrowd auf, die Strahler werden deinstalliert, der Dorfplatz ist wieder still und dunkel.

    Wir ziehen zusammen zurück zu unserem Homestay und kaufen im Dschungelspäti eine Runde Beerlao und ratschen an unserem Tisch. Die Gesprächsthemen sind nach den gemeinsamen Stunden und Erlebnissen jetzt schon sehr persönlich. Es geht um Elternkonflikte, Trennungen, nicht immer lineare Lebensläufe, Musik, Deutschland, Frankreich. Wir mögen uns und wir lieben dieses köstliche Französische Englisch der beiden. Lucie singt wieder, der Sternenhimmel ist atemberaubend, oh what a night!
    Sula und Kumpane laden uns zu sich rüber ans Feuer ein. Sula hat zwar schon gut einen in der Krone organisiert trotzdem oder auch gerade deshalb eine Flasche Happy Water für unsere lustige Gesellschaft, die ein paar Gläschen später noch lustiger ist. Happy Water wird aus Reis oder Mais gebrannt und schmeckt wie milder Grappa, gefährlich lecker, ist aber garantiert nicht das gepanschte Methykalkoholzeug, an dem neulich mehrere Traveller in Vang Vieng gestorben sind.
    Auch unser Crazy Dancer ist mit von der Partie und freut sich tierisch dabei zu sein, so wie er uns alle glücklich anlächelt. Sula erzählt, dass er eher der Dorfdepp ist, respektiert aber belächelt und gerne einen zu viel trinkt.
    So geht ein wunderschöner Tag zuende und wir ins Bretterbett.
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