• Hulahula

Laos 2024

Vier Wochen ohne Plan Les mer
  • Reisens start
    29. november 2024

    Auf die Plätzchen, fertig, Laos!

    29. november 2024, Tyskland ⋅ ☁️ 6 °C

    Und plötzlich sitzen wir im Flieger, Heike und ich, knapp der Plätzchensschlacht und dem Glühweininferno entkommen.
    Nicht wie bei frühen, urlaubssehnsüchtigen Gedankenspielen angedacht auf die Philippinen oder nach Indien, nach Laos geht‘s. Philippinen nicht, weil definitiv zu viel Strand für vier Wochen und zu wenig was anderes, Indien nicht, weil gefühlt zu stressig mal wieder, Laos, weil uns Vlogger-Videos sehr positiv von der Vielfalt des Landes überrascht haben. Viel Natur, Berge, Täler, Reisfelder, Kultur, Mekongdelta und der entspannte Flow.

    13:30 startet unser Thai Airways Flieger etwas verspätet. Heike trifft zufällig eine Arbeitskollegin, die ein paar Reihen hinter uns sitzt. Heike Fensterplatz, ich Mittelsitz, eingequetscht von einem deutschen Buddha Anfang achtzig, der den Rest des knapp zehnstündigen Fluges stoisch wachend verbleiben wird. Buddha bewegt sich minimal zum Essen und zweimal Klo, auch unsere Chance auf Erleichterung.
    Aber er ist sehr nett. Frau vor 23 Jahren verloren, seitdem trockener Alki und Südostasien Reisender. Küchenmeister, Hotelchef, Besitzer eines ehemaligen Klosters, Renovierer und Bewohner desselben, mit 78 immer noch als Küchenmeister arbeitend, jetzt jedes Jahr mit dem gleichen Taxi für 1.000 Baht nach Pattaya fahrend, für zwei Monate, immer zum gleichen Appartment mit Pool auf dem Dach, und fast jeden Tag drei Kilometer zum Strand gehend, sein Sport und Trost, aktiv immer noch als Antialkoholiker Coach.
    So fliegen wir der Nacht entgegen.
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  • Touch Down

    30. november 2024, Thailand ⋅ ☀️ 30 °C

    Und mit kaum Schlaf, OK-nem Essen und einem Film und nach einem ruhigen Flug durch die kurze Nacht landen wir um kurz vor sechs in Bangkok. Wir schweben in unserer müden, aufgekratzten Schlaflosigkeit durch den Flughafen in der müde schlurfenden Geschäftigkeit eines fast noch schlafenden.
    Digitale Passkontrolle, kurze Immigration, tschak, wir sind in Thailand! Gepäck ist auch schnell da und komplett, hui! Und den Shuttlebus zum Don Mueang Airport am Ausgang 3 finden wir nicht weniger flugs. Dass es den gibt und dass der nichts kostet und wo der losfährt haben wir vor Abflug noch im Netz recherchiert, die alten Reisefüchse.

    Wir freuen uns auf prospektierte zwei Stunden entspanntes Sightseeing im kollabierenden Berufsverkehr von Bangkok. Aber heute ist ja Samstag! Nix Megastau also, nix Stop and Go, wir sausen in Bestzeit auf leeren Straßen an der immer beeindruckender wachsenden Skyline der großen Stadt vorbei, nur ganze 45 Minuten von A nach B.
    Tschak, Don Mueang, waren wir auch noch nicht.
    Wenn man bis zum nächsten Anschluss schon mal richtig viel Zeit inklusive Puffer vorgesehen hat, acht Stunden zwischen den Flügen, dann flutscht plötzlich alles, keine Verspätungen, keine Staus, keine Warteschlangen. Was machen wir nur mit so viel Zeit.

    Ein beschaulicher alter Flughafen der Don, mit fetter Foodmeile im ersten Stock. Tipp! Eine riesige Auswahl an asiatischen Leckereien. Suppe wird’s für uns beide. Lecker!
    Nach dem Essen lässt sich unsere Müdigkeit nicht mehr wegdrücken, wir suchen uns im ruhigen Flur für Flightspotting im ersten Stock ein sonniges Plätzchen, am spiegelglatten und sauberen Steinboden. Ausgerechnet hier sind die Sitzbänke durch Armlehnen unterteilt, egal, Thaispopsounds aus den Mobiles diverser Mitwartender, egal, nach wenigen Minuten schlafen wir.
    Väterchen Aircon Frost schafft es schließlich uns beide nach einer guten Stunde wieder aufzuwecken, die Klimaanlage hämmert gnadenlos auf alles Leben herunter. Schnatter, schnatter, aufgewacht. Vielleicht bewegen sich die wechselwarmen Thais deswegen so gemächlich.
    Dann gehen wir halt runter ins Erdgeschoß und absolvieren die Security, ein heißer Kaffee muss schnell her! Den gibt’s auf dem Weg zum Gate, um dort wartender Weise wieder auf einen Eiskaffee heruntergekühlt zu werden. Brrrr, wenn das mal gut geht mit unseren laufenden Nasen.
    Endlich ist Boarding! Wie tapfer waren wir! Gegen den Shuttlebus jedoch war die Wartehalle eine Wärmestube, wuäh, zu früh gefreut! Schockgefrostet zittern wir uns die Treppe in den AirAsia Flieger hoch. Da ists schön warm, bis wir fliegen, dann auch hier Eisbox.

    Beim Landeanflug um 15:45 sagen uns die Hügel und Berge von Luang Prabang Hallo. Ein süßer, kleiner Flughafen, aber international! Das größte hier ist die Immigration Hall. Dort werden wir uns ersteinmal etwas länger aufhalten, der ganze Flieger steht Schlange. Erst die Schlange zum Visa Antrag. Formular ausfüllen, Passbild dazu - der schlaue Fuchs wusste das, der noch schlauere hätte das mit dem Visum online erledigt - 40 $ zahlen plus 1 $ Bearbeitungsgebühr, das hübsche Visum im Reisepass bestaunen.
    Nächste Schlange Immigration. Nächste Schlange: ATM, 4,5 Millionen Laotische Kip abheben, läuft. Nächste Schlange: SIM-Karte, wir sind wieder online. Taxiservice.
    Das Sammeltaxi schmeißt uns ungefähr da raus, wo sich unser Hotel, das Nam Khan Riverside befinden soll: Da in die Gasse rein, dann links, gleich wieder rechts, den Weg lang dann links… No, solly, das hier ist das Zen Riverside, das Riverside ohne Zen ist da weiter hinten, irgendwo… Wir finden es endlich, unser Zen-less Riverside Hotel.
    Ein schönes Holzhaus, Teak selbstverständlich. Im ersten Stock beziehen wir unser Zimmer mit Balkon und Flussblick, Nomen est Omen.

    Um Spontanschlaf zu vermeiden fackeln wir nicht lange und machen uns auf zum berühmten Nachtmarkt von Luang Prabang. Also alle Winkelgassen zurück bis zur Hauptstraße. Nach 10 Minuten erreichen wir den respektablen Nachtmarkt. In der Mitte unglaublich viele Sitzplätze, alles voll, aussen herum viele viele Foodstalls, auf einer Seite ein große, hell erleuchtete, aber leere Bühne mit Laos Werbevideo in Dauerschleife auf der Leinwand.
    Wir versuchen in der großen Umrundung der Essensstände leicht überfordert unsere Favoriten zu finden. Knusprige Frühlingsrollen werden es am Anfang. Setzen, essen, mhhmmm! Zweite Runde eine große Suppe für Heike, Olfe bekommt Schweinekruste und Ente à la Luang Prabang, Suppe sehr lecker und spicy, Schwein und Ente so la la. Olfe muss doch noch Suppe essen, Nudeln mit Pork, spicy und lecker. Wobei ich persönlich spicy nicht als soo lecker empfinde, mi mi mi, aber dran gewöhnen sollte ich mich wohl schleunigst!
    Zum Nachtisch gibt es etwas wässrigen Mangoshake und das obligatorische Beer Lao, OK für Bier hier, wenn es so schön kalt ist wie jetzt. Bemerkenswert kühl ist auch die Nachtluft, ein Longshirt braucht es da schon.
    Das Essen ist insgesamt supergünstig, jede Portion auf dem Nachtmarkt kostet 50.000 Kip, zurzeit ca 2,30 €. Die bleischwere Müdigkeit treibt unsere Schritte Richtung Bett. Wenn Steine schlafen…
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  • So so zen!

    1. desember 2024, Laos ⋅ ☀️ 25 °C

    Ganze elf Stunden haben wir geschlafen als wir um neun aufwachen, herrlisch. Es ist bewölkt und ziemlich frisch, vielleicht 18 C. Um noch Frühstück zu bekommen müssen wir uns sputen. Rührei mit Baguette und Banana Pancake, Kaffee dazu, das war’s dann schon.
    Den zweiten Kaffee trinken wir auf dem Zimmer und schmieden den Plan für heute: ma gucken, wie Luang Prabang so aussieht insgesamt. Der Himmel klart auf und kurz nach Mittag ziehen wir los. Alles neu, wie spannend!

    Auf die Hauptstraße, Richtung Nachtmarkt, Richtung Altstadt, der Verkehr hält sich in Grenzen, die Läden sind geöffnet. Als erstes fällt uns die Architektur auf. Die meisten Häuser einstöckig, eine Mischung aus französischem Kolonialstil und asiatischer Architektur. Auch genau deswegen wurde die Altstadt von Luang Prabang zum Weltkulturerbe ernannt, sehr charakterstiftend diese Mischung und sehr erfreulich anzusehen.

    Luang Prabang hat sich etwas sehr wichtiges erhalten, nämlich seine Ursprünglichkeit, das alte Indochina. Wir sind entzückt von kleinen Seitengassen, in denen sich ein schön gestalteter Shop neben den anderen reiht, Cafés, Boutiquen, Guesthouses, natürlich immer wieder wie überall, die Touranbieter, Rollerverleiher, Massage Spas, Aber alles in keinem Fall so drüber wie in Thailand oder auf Bali, alles sehr low und unaufdringlich, eher ein entspanntes Abhängen als geschäftiges Treiben.
    Und so fließen wir durch die Gassen hindurch, genießen unsere Blicke nach links und nach rechts, die ersten Stöcke aus Fachwerk oder Teakholz lassen wir auch nicht aus, woah, ist das entspannt hier, was ein gutes Ankommen.
    In einem Sportladen kaufe ich mir spontan schinesische Flip Flops für siebenfuffzich, die die ich dabei habe sind bretthart und etwas zu groß. Die Neuen passen super, ich bin gerettet!

    Am Straßenrand sitzt eine ältere Dame vor einem Tisch mit diversen Nudelgerichten darauf und grün eingewickelten Etwassen. Sie erinnert mich ein bisschen an den Jedimeister Yoda. Diese Röllchen haben wir schon vorhin gesehen, waren uns da aber nicht ganz sicher, ob das vllt eine Suppeneinlage ist, die erst gegart werden muss. Sind sie offensichtlich nicht, weil wir bei anderen sehen, dass sie sofort verspeist werden, also müssen wir die jetzt unbedingt sofort probieren! Wir setzen uns zu einem laotischen Paar an den kleinen Tisch und zeigen Yoda die Wickel unserer Wahl und auf ein Nudelgericht mit rötlicher Soße und Grünzeug, das wir auch gleich probieren würden.
    Die Wickel sind aus Weißkohl, frischen Betelblättern oder einem Salatblatt, innen befindet sich eine aromatische Paste vor allem aus Erdnüsssen. Wow! Das Nudelgericht erinnert mich an Padthai, aber anders, limoniger. Wir lernen heute das Wort Danke - Khapchai - Danke für dieses leckere Vergnügen!

    An der Chinesendichte erkennen wir, dass wir bald den Königspalast erreichen. Gebaut Anfang des 20. Jhdts, als ein Geschenk von den Franzosen. Am prominentesten ragt gleich am Anfang der Parkanlage der Buddhaschrein empor, ein große Treppe führt hinauf zum Portal des tempelartigen Gebäudes mit geschwungenem Dach, flankiert von zwei gülden angemalten Drachen. Vor den restlichen oberen Stufen heißt es Schuhe aus, fünf Stufen höher steht man dann vor dem prächtigen Buddha Schrein, draußen, vor einem Gitter, aha.
    Um in den eigentlichen Palast zu kommen, der jetzt das Nationalmuseum beherbergt, müssen wir erst unsere Rucksäcke im Lockerroom im Theatergebäude auf der linken Parkseite abgeben. Ein Latscherer und noch einer, dann endlich Palast.
    Mit Sarong dürfen wir rein. Ein erdgeschossiges Gebäude, im Uhrzeigersinn durchlaufen wir auf Teakholzdielen diverse Räume, auf der Überholspur immer wieder eine Chinesenhorde. Thronsaal, Bibliothek, Wohnräume, laufend Vitrinen mit allerlei Gegenständen, Orden, Geschirr, Mützen, Waffen. Die Räume praktisch und schlicht eingerichtet wie bei der strengen Amish Tante. Sehr basic alles, sehr bescheiden, viel geschenkt aus Thailand, China, USA, bescheidene, geduldete Schattenkönige. Drei Könige hat der Palast gesehen, dann war Mitte der Siebziger für den letzten Schluss, ab ins Umerziehungslager, ein guter Kommunist werden.
    Im Stallbau gleich neben den Toiletten die Autosammlung der Königsfamilie, goldene Prunkgefährte für Buddhazeremonien und drei fette weiße Strassenkreuzer aus den USA aus den 60er und 70er Jahren, immer wenn einer veraltet war gabs einen neuen geschenkt. Kurios das Bild, wie die Angehörigen der Königsfamilie in diesen Schlitten stolz durch die wilde Natur des ärmlichen Laos cruisen. Abgeschlagen steht noch ein gefledderter schwarzer Citroën aus den 50ies am Rand der stolzen Autoparade.
    Yo, das war’s dann mit dem Grand Palace in Luang Prabang. Durch den sehr schön angelegten Park mit exotischem Vogelgesang verlassen wir das idyllische Anwesen dann wieder.

    Ein paar Meter weiter biegen wir ab in die kleinen Sträßchen der ‚Altstadt‘, ein Traveller Elysium in Fachwerk und Holz, superhübsch, Boutique Cafés, sehr stylisch gestaltete Spas, deren meditative Klänge durch die Gassen wehen, entspannt, viele Läden mit Webwaren von den Bergstämmen im Norden, die am Verkauf beteiligt sind, alles komplett frei von Hektik und fiesem Kommerz, schön unaufdringlich, Ubud vor 30 Jahren? Wir wandeln, entdecken und genießen.

    Und ein Wat neben dem anderen. In Orange gekleidete Novizen und Mönche sind ein allgegenwärtiger Anblick. Über 30 Kloster gibt es hier, ca 1.000 Mönche, über 700 Novizen. Die Klosteranlagen sind offen und frei zugänglich. Erst etwas unsicher betreten wir das Gelände von einer der vielen Klosteranlagen. Solange man korrekt gekleidet ist und sich respektvoll verhält, darf man dort herumlaufen, wie man möchte und Schuhe aus, wenn es in Buddhas Haus geht. Lebendige, offene Religion, sehr nah am Leben, ein Ort der Ruhe und Spiritualität. Gewaschene orangefarbene Mönchskutten hängen zum Trocknen in den Gärten, Novizen mit Handy huschen über den Hof.
    Sehr lange halten wir uns dort nicht auf, das überschaubare Tempelgelände mit Buddhaschrein und Nebengebäuden ist schnell besucht.

    Luang Prabang liegt quasi auf einer Landzunge, die von den Flüssen Nam Khan und dem Mekong gebildet wird. Wie wir also so durch die Altstadt weitergehen stoßen wir unweigerlich auf den Mekong, breit, ruhig, braun, souverän, beeindruckend.
    An seinem Ufer muss man sich einfach niederlassen, Kaffee trinken und staunen. So do we. Unser Kaffee ist eine frische Kokosnuss, unser Snack Lemongrasstengel, die ein kleines Portiönchen Schweinehack zwischen ihren Fasern halten. Unfassbar lecker! Die Laotische Küche begeistert uns immer mehr.
    Die Sonne schickt sich an unterzugehen. Erst sind es nur ein paar wenige, dann immer mehr von diesen langen, schmalen, doch recht großen Booten, die vom Ufer ablegen und ihre Passagiere um den Sonnenuntergang herum auf dem Mekong kreisen lassen. Musikchaos schallt in Wellen zu uns herauf, mal schräge Karaokegesänge, mal elends laute Chinesenromantik, mal Asienpop. Und die Sonne geht unter. Mit der Dämmerung wird’s plötzlich wieder still. Still, ja, diese Beschreibung passt sehr gut für Luang Prabang, das fällt uns auf, es ist sehr schön still hier, für SO-Asien.

    Die Straße parallel zum Mekong säumen viele Cafés, besonders eines davon gefällt uns, auch weil es selbst röstet und Kaffeekult betreibt, spannend. Wir sitzen gleich schon wieder und bestellen random irgendwelche zwei Sorten Dripping Coffee. Das Filtern dauert, die Kaffeekanne will richtig vom Kaffeemeister geschwungen sein, damit sich das Aroma auch entfalten kann. Endlich die Portionen auf dem Tisch. Ja und dann? Na, Kaffee eben, schwarz, schon sehr fein, einmal etwas bitterer, einmal sehr gefällig. Das Ritual stimmt und das Ambiente stimmt, die Abendstimmung, das Strassenleben, Kaffee dazu, es wird etwas kühler, herrlich ist das!

    Wir eiern weiter durch die Alte Stadt, wieder auf der Hauptstraße, der Verkehr nicht erwähnenswert. Wir begucken hübsche Dinge in Läden, staunen über die vielen hübschen Restaurants und Bars in den hübschen Häusern. Es sind mit uns schon einige weitere Touristen unterwegs, aber irgendwie fließt alles unspektakulär vor sich hin.
    Wir entdecken ein Restaurant, das mit selbstgemachtem Kokoseis lockt. Kokoseis, selbstgemacht? Funktioniert bei uns! Zumal die Speisekarte auch noch Laotische Küche auftischt. Wir sitzen und bestellen. Heike Tofu mit Morning Glory, ich Luang Prabang Pork Saussages, dazu knusprige Frühlingsrollen, richtig richtig gut mal wieder. Am Schluss der Knaller, das Kokoseis mit frischen, süßen, aromatischsten Mangoslices. Bäm! And the Oscar goes to …Mitis Kokoseis, Luang Prabang. Jippieh! Ubud, zieh dich warm an!

    Befüllt, erfüllt und happy laufen wir die 10 Minuten nachhause, die sich wegen des Nachtmarkts dann doch noch etwas in die Länge ziehen, also dem Teil des Nachtmarkts, wo Händler allerhand Waren verkaufen. Lauter Mist leider und immer wieder der gleiche Souvenierkram, alle zehn Stände das Gleiche. Grauenhaftes Zeugs, billig produziert in China, Vietnam oder sonstwo. Der Gipfel der Geschmacklosigkeit für uns ist dann Schmuck aus Alu, produziert aus Bomben aus dem ‚Silent War‘, Anhänger in Bombenform gabs dazu, nach dem Motto ‚Wir machen was Schmuckes aus dem Krieg‘

    Im Supermarkt noch kurz Wasser und Beer Lao gekauft. Erst um eins machen wir aufgekratzt die Lichter aus…
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  • Wat Wanderung

    2. desember 2024, Laos ⋅ 🌙 21 °C

    Huiui, halbelf ist es schon, Frühstück verpasst! Egal, wir brauchen den Schlaf und lecker Nescafé haben wir auf dem Zimmer. Halbeins dann setzen wir unsere Füße auf Luang Prabangs Straßen.
    Grüne Röllchen sollen unser Frühstück sein. Jeweils vier von einer Sorte lassen wir uns von einer Dame am Straßenrand einpacken, dazu gibt es Soße, Reisnudeln, Quader aus Reiswabbel, und Salz, alles in extra Tüten verpackt. Aber wo essen wir diese Leckereien jetzt nur?
    Auf dem Nightmarket um die Ecke sind die Tische und Bänke komplett leer, da setzen wir uns. Erfreulicher Weise finden wir auch noch verpackte Stäbchen - Frühstücksgelage!

    Der Jetlag hat uns noch im Griff, etwas müde schlurfen wir über den geschlossenen Morgenmarkt, in einer Bude torkeln und singen Marktleute ziemlich lustig zu Gangnam Style zum verdienten Feierabendbier um halbzwei.
    Wir halten uns Richtung Mekongufer um den Teil der Stadt zu erkunden, den wir gestern nicht geschafft hatten, den Teil mit den vielen Wats.

    In diesem Teil von LP sind die Häuser noch schöner, gepflegter als im südlichen Teil der Stadt. Auch finden sich hier unzählige sehr schöne Hotels und Hostels, von denen wir uns beim nächsten Mal eines aussuchen würden. Das Viertel ist noch einmal ruhiger und gelassener, durch die sehr stilvoll renovierten Häuser fast schon gediegen, mehr Wohnviertel. Mittendrin dann ein Wat nach dem anderen.

    Glückselig krakeelende Chinesenhorden kündigen das wohl bekannteste und prominenteste Wat in LP an, Wat Xieng Thong, aus dessen Ausgang sie sich auf die Straße ergießen. Hoffnungsvoll werden ihnen frische Kokosnüsse, Softdrinks oder ein Mekong Cruise von den Händlern dort angeboten, vergeblich, denn so eine Chinesenschar ist schnell wieder in der Karawane von weißen Minivans verstaut und verschwunden …Stille.
    Bis die nächsten Exit-Wehen eine neue Chinesenschar hervorbringen.
    Wir suchen also dann den Haupteingang zum Wat.
    Einmal rum um die Nordspitze von Luang Prabang, eine Hauptstraße rein und da wo in einer Seitengasse unübersehbar die ganzen Souvenierstände paradieren ist dann auch bald der Haupteingang, ein schneeweißes Türmchentor. 30.000 Kip Eintritt. Wir haben wohl Glück, die meisten Chinesengruppen sind schon durch, ein paar versprengte Franzosen und andere Europäer sind mit uns erleichtert.
    Eine Weitläufige Anlage mit den klassischen Laotischen Tempelbauten, wunderschön die geschwungenen Dächer, wunderschön die Innenräume, wenn auch insgesamt sehr schlicht. Aussen sind die Gebäude mit Spiegelmosaiken geschmückt, so wie wir sie schon im Palast gesehen haben.
    Und da ist sie wieder, die Chinesenflut. Man gruppiert sich auf Stufen, posiert aus Tempelfenstern heraus hört dem unüberhörbaren Guide zu, schlurft in Highspeed von einem Fotomotiv zum nächsten. Und tschak …wieder Stille. Das vereinte Europa löst sich umgehend aus seiner Schockstarre und bewegt sich wieder selbst weiter durch die Kulturstätte.
    Die Nachmittagssonne taucht die Anlage in wunderschönes Licht. Der nächste Chinesenschwall treibt dann aber auch uns aus dem Wat, nachdem wir uns alles in Ruhe ansehen haben.

    Wir spazieren bis zur Flussgabelung von Mekong und Nam Khan, wo wir uns in einem Café mit gutem Blick auf den Zusammenfluss beider Flüsse einen Kaffee gönnen. Das beginnende Sundowner Cruiseboat Spektakel auf dem Mekong wird heute von italienischen Opernklängen über das Wasser getragen.

    Auf dem Weg zurück in die Stadt ploppt plötzlich ein seriös aussehendes Spa links von uns auf und mit ihm die spontane Lust auf eine Massage, genau das brauchen wir jetzt. Eine Fußmassage soll es bitte sein, eine ganze Stunde lang, jaa! Wir haben Glück und werden sogleich nach der Fußwaschung Waden abwärts eine Stunde lang in entspannten Dämmerschlaf geknetet. Genial ist das. Und für nur ganze 4,30 € pro Person plus gutem Tip narürlich.
    Das Musiktheater im Königspalast, das wir ursprünglich sehen wollten, haben wir so leider verpasst, aber diese spürbare Entspannung dafür ist es uns definitiv wert.
    Wir flanieren in der fast plötzlichen Dunkelheit des Abends weiter zurück nach Süden. Mönchsgesänge locken uns ins nächste Wat, das Wat Sensoukharam. Im goldenen Licht des Buddhaschreins sitzen die Mönche vor ihrem Altar und leiern ihre monotonen Gebete in den Abend. Aussen kauern breit gestreut ein paar ehrfürchtige Lotterbackpacker und wiegen sich total ergriffen im Takt der Gesänge, total schön du. Gottseidank trollen die sich bald, sodass auch wir etwas Platz finden, um den Gebeten kurz zu lauschen.
    Dieses Wat gefällt uns bisher am besten, alles in Rot und Gold gehalten, sieht sehr schön aus im Licht der Strahler.

    Der kleine Hunger meldet sich, etwas weiter als Mitis Kokoseis Elysium finden wir ein Restaurant mit Laosküche. Der vordere Teil ist für eine große Gesellschaft reserviert, weiter hinten im Lokal aber bekommen wir noch Plätze und die Speisekarte.
    Heike sucht sich karamellisiertes Schwein mit Reis aus und ich Larb aus Ente, die fast schon obligatorischen frischen Sommerrollen dazu, Beerlao muss auch wieder sein.
    Bis das Essen kommt besprechen wir unsere nächste Etappe und lesen, was unser Reiseführer dazu zu sagen hat. Eines ist klar, bald wird’s spannend und vllt auch etwas abenteuerlich, wir lassen uns überraschen.
    Das Essen kommt und ist wieder einmal köstlichst! Ich trainiere tapfer mich an die Schärfe der Laotischen Küche zu gewöhnen, mit Schweiß auf der Stirn und Tränen in den Augen, Heike ist da schon eindeutig härter im Nehmen, Respekt!

    An einem der großen Gedecke hat sich eine französische Reisegruppe eingefunden, näher bei uns hat eine italienische Gruppe Platz genommen. Sehr lustig für uns - man will unbedingt Wein zum Essen und den bekommen sie - und wir bekommen die qualvoll verzerrten Gesichter ihrer Weinprobe, hui, was muss das für ein gnadenloser Tropfen sein…
    Die Portionen waren zwar sehr lecker, für die Größe unseres Hungers jedoch ziemlich klein. So geht es von dem einen Restaurant direkt ins nächste, eher so Resopaltisch mit Neonlicht und so, das Menü in Zeigebildern an der Wand. Wir zeigen auf stir fry Morningglory und deep Fried Schweinerippchen. Die kleine runde Köchin schmeißt sogleich ihren Wok am Eingang des Restaurants an. Und sie kann kochen, einfach aber sehr lecker - und sehr scharf und sehr günstig.
    Und weil jetzt noch unbedingt was Süßes fehlt und weil wir gerade mal fast da sind: Kokoseis mit Mango, muss sein! Auf Eiswolke Nr 7 schwebend gleiten wir dann endlich hinüber in unser Hotel. Wir tauschen noch Fotos, dann werden die Wecker auf 4:45 a.m. gestellt, also bitte schnell einschlafen.
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  • Good Karma Bad Karma

    3. desember 2024, Laos ⋅ 🌙 21 °C

    Surat Thani, Thailand, 2021, 6:00 am, der Morgen dämmert, die Sonne sendet schon ihre ersten Strahlen. Ein paar in Orange gekleidete Mönche gehen durch die stillen Straßen der noch schlafenden Stadt. Einzelne Hausbewohner erwarten sie schon vor ihrer Haustüre und geben ihnen Klebereis, Obst und etwas Geld in ihre Beutel, die Mönche geben ihnen ihren Segen. Eine stille und meditative Geste, die wir da beobachten dürfen, Asienbilderbuchromantik.

    Um 4:50 klingelt der Wecker, Schande. Aber der Almosengang der Mönche muss hier ja unbedingt so früh stattfinden. Warum können die nicht auch erstmal einen entspannten Kaffee trinken und dann losmarschieren? Aber da hilft kein Jammern, Buchse an und los. Muss man schon ein bisschen über seinen Schatten springen für ein paar mehr Karmapunkte.
    Dunkel ist es, angenehm mild die Temperatur, Hahnenschreie wehen herüber über den Fluss, dennoch, eine gewisse Geschäftigkeit macht sich um diese Zeit schon bemerkbar. Wir nähern uns fußläufig dem Weg des Almosengangs in der Altstadt, da wo sich ein Wat an das andere reiht, zahlreiche weiße Minivans überholen uns, die Chinesen kommen.

    Auf der noch dunklen Straße sind endlos kleine rote und blaue Plastikhockerchen aufgebaut, die auf Teppichen stehen. Auf der Straßenseite gegenüber sind alle zwanzig Meter Tische, voll mit Donation-Paketen, die fleißigen Händlerinnen stehen daneben. 20.000 Kip kostet ein Paket, 90 Cent, das aus einem flachen Korb mit zehn Schokowaffeln besteht und einem Bambuskorb mit warmem Klebereis, dazu gibt es eine heilige Leihschärpe und einen Plastikhandschuh.
    Sehr ernst und beflissen legt uns die Verkäuferin die Schärpe um und erklärt uns den Ablauf auf Laotisch, soweit aber gut nachvollziehbar, die ganze Veranstaltung ist ja weitestgehend selbsterklärend. Sehr wichtig, dass man die Schuhe auszieht, wenn man auf dem Teppich ist.
    Und so kauern wir auf diesen Höckerchen und beobachten wie zahlreiche chinesische Reisegruppen und ihre Kommandeure nach und nach auf ihren vorbereiteten Stühlchen links und rechts von uns platziert werden. Einmal mehr unüberhörbar werden die Regeln vom Commandante erklärt, das Prozedere und wozu das Ganze, vermutlich.

    Alles in Position, nichts geschieht. Wir warten geduldig, der Tag erwacht, es dämmert. Unruhiges nach links und rechts Gucken, keine Mönche am Horizont.
    Man beginnt ungeduldig die Plätze zu verlassen, motivlos wild herum zu fotografieren, Morgengymnastik zu machen.
    Dann endlich orangene Punkte am Ende der Gasse! Zurück ins Glied, Touristenpack! Nervöses Genestel im Reiskörbchen, schon mal kleine Knubbel formen. die Plastikhandschuhe knistern dabei geschäftig, klebt prima das Zeug.
    Die erste Welle Mönche erreicht uns, Papa teilt aus, Mutti filmt. Topf auf, Reis rein, nächster bitte. Topf auf, Geldschein auf Klebereis kleben, passt. Die Minimönche bekommen die Schoki in ihre Betteltasche oder auch direkt auf den Reis geheftet, lecker, Schweigemarsch der braven Nikolauskinder.

    Ganz ehrlich? Die ganze Veranstaltung stinkt, von Spiritualität keine Spur, eine schöne Geste ist zu einem armseligen Touristenspektakel mutiert. Die gnadenlosen Teledildos der fotowütigen Touristenschar voll in die Fresse, eine Massenvergewaltigung. Irgendwie sehr sehr unangenehm das Ganze, wir fühlen uns gar nicht wohl. Und dennoch, tausende Mönche wollen jeden Tag versorgt sein, der Almosengang eine Notwendigkeit. Surat Thani-Romantik kaputt.
    Pause.
    Nächste Runde. Dieses Mal eine lange Schlange aus Mönchen. Schnell sind unsere Reiskörbe leer und auch die Schokowaffeln sind bald weg. Auf eine Weise sind wir erleichtert und treten hinter unsere Höckerchen, wir sind da raus jetzt.
    Ja, wir machen da mit, ja, wir fotografieren, versuchen das aber wenigstens dezent zu absolvieren, keine Entschuldigung. Flucht.

    Auf dem Weg zum Morning Market dampfen uns große Töpfe mit Jook an, dicke Reissuppe mit etwas Fleischeinlage, dazu betonfarbene, warme Sojamilch mit Black Seeds. Beides superlecker und vor allem was Warmes, das brauchen unsere Seelen jetzt. Wir sitzen zwischen Polizisten und Shopverkäufern auf dem Weg zur Arbeit und beobachten die frühe Schar, die auf den Straßen unterwegs ist.
    Der bunte, umtriebige Morgenmarkt verschlingt uns gleich beim Betreten. Ein typischer asiatischer Markt, für einen Markt der Asienkategorie geht es jedoch bemerkenswert stoisch zu.
    Kräuter, Gemüse, Obst, viel Getrocknetes, Mekongfisch und so einiges an Undefinierbarem. Dazu gehört ein Stand mit allerlei zerhacktem Getier aus dem Dschungel, das wir nicht wirklich identifizieren können außer den Stücken einer großen Schlange.

    Dampfendes Dim Sum lacht uns entgegen, dem können wir natürlich nicht widerstehen, ein kleines Gustostückerl geht immer. Wieder lecker.
    Kurz nach neun ist es jetzt, der Markt packt schon langsam wieder ein und wir freuen uns auf ein kleines, nachgelagertes Nickerchen.
    Das Frühstück im Hotel ist in vollem Gange und ein Kaffeetscherl tut jetzt auch noch gut, bei Heike passt noch ein Banana Pancake rein. Dabei lernen wir ein nettes deutsches Paar aus Hamburg in unserem Alter kennen, es sind eh ziemlich viele in unserer Altersklasse im Ort unterwegs. Markus und Sabine erzählen uns von einem Elefanten Sanctuary in der Nähe von Luang Prabang, wo sie sieben Tage lang mithelfen werden. Ein Elefantencamp für ehemalige Arbeits- und andere missbrauchte Elefanten, die hier in der Wildnis leben dürfen, Anfassen verboten! Vielleicht wäre das Camp für ein paar Tage auch was für uns? Mal sehen.
    Dann ist Schlafenszeit.
    Der Biorythmus lässt uns um 13:00 wieder aufwachen.
    Der nächste Punkt auf der heutigen ToDo Liste ist, Zugtickets nach Luang Namtha zu organisieren. Am Tour Counter des Lonely Hostels erfahren wir, dass die Busse dorthin für Morgen ausgebucht sind, oh Schreck. Es gäbe aber eine Zugverbindung mit dem Highspeed Train zu einem Ort ganz in der Nähe, von dem aus wir mit dem Minivan nach Namtha kämen. Allerdings sind auch die Zugtickets ausgebucht, Doppelschreck. Aaaber! ...in der ersten Klasse gibt es noch vier Plätze. Wirbrauchennurzweinehmenwir. Und was kostet der First Class Spaß? 20€ pro Nase inkl. Lift vom Hotel zum Bahnhof -Bahnfahren macht auch unserem Reisebudget Spaß. Dazu kommt, dass die Busfahrt ganze acht Stunden Kurbelei durch Auf und Ab der Nordlaotischen Bergwelt bedeutet hätte. So sind wir nur vielleicht drei komfortable Stunden unterwegs.

    Das wäre also erledigt, ganz gemütlich machen wir uns dann auf den Weg zum Tempelberg Phou Si. Der Eingang am Fuß des kleinen Berges befindet sich gleich gegenüber vom Königspalast. Der kleine Berg steht mitten in Luang Prabang, teilt den Ort quasi über eine gewisse Länge. Wenn wir von unserem Hotel in die Altstadt wollen, müssen wir den entweder links- oder rechtsherum umgehen. Beide Wege dauern Gottseidank nur 10 Minuten. Überhaupt ist ein Rad nicht wirklich notwendig, wenn man nur die Stadt erkunden möchte.
    Knapp 400 Stufen sind bis zum Wat zu erklimmen. Der kleine Tempel mit seinem Buddha Sammelsurium ist es nicht, warum sich an diesen Ort sogar Chinesen hochschnaufen, es ist die großartige Aussicht auf die Stadt und ihre Umgebung - und der Sonnenuntergang über dem Mekong. Die kleine Plattform, quasi die erste Reihe, wird bereits von einer ständig wachsenden Gruppe Backpacker belagert, es ist knapp 16:00. Eine Superbackpackerin aus Belgien posaunt laufend ihr very experienced Travellerwissen in die Gruppe. Ein Italiener, der sich frisch hinzugesellt hat, ist ihr nächster Padawan, den sie über das Reiseleben zu lehren beginnt. Warst du hier? ...hast du das gemacht? ...hier ist es besonders toll, da noch toller, bla, bla, bla. Das Ding ist, dass der Italiener, eher von poltscher Redseligkeit, schon überall war, worüber sie ausfragt und doziert, und auch noch an noch viel mehr Orten als das Belgische Huhn, er hat auch viel mehr unternommen als die Oberlehrerin zu berichten weiß. „…Ah, ok, das hast du schon …äh gemacht, ahso …äh …also da warst du auch schon … vier Wochen! …oh, äh, ja …hm … bei Einheimischen …ööh, ja …also ….“ Irgendwann ist sie dann still und belabert den nächsten und er kann sich endlich um sein Timelapse kümmern und in Ruhe den Sonnenuntergang genießen, ha ha!
    So vergeht die Zeit doch sehr kurzweilig bis die Sonne mit ihrem spätnachmittäglichen Abstieg beginnt und ihre schönsten Orangetöne auf den Mekong und die Crowd zaubert. Und jetzt wird’s geil. Hunderte Menschen aus allen Teilen der Welt haben sich auf der Bergkuppe versammelt und es beginnt die Challenge um den schönsten Sundown Shot. Große Objektive, kleine Objektive, Stative, 360s Cams, GoPros, Handys, Sticks, das ganze Programm. Heftiges Gedrängel hinter der Backpackerbank, die längsten Arme gewinnen. Die meisten dürften froh sein, wenn sie die untergehende Sonne überhaupt mal erspähen.
    Die Sonne ist noch nicht ganz fertig mit ihrem Untergang und erfreulicher Weise habe ich mit die längsten Arme und damit bald mein Foto, und so haben wir genug von dieser Veranstaltung und machen unsere Plätze frei, Rückzug.
    Auf der Treppe nach unten kommen uns schwer atmende Leute entgegen mit Schweißperlen auf der Stirn und der Erkenntnis im Gesicht, dass die Party eigentlich schon vorbei ist.

    Unten beginnt der Nachtmarkt. Eine tippitoppi Suppenküche sorgt für eine tippitoppi Suppenmahlzeit. Viel Grünzeug wird dazu gereicht und ich bastel mir einen Ticken zu viel Schärfe rein. Trotz Schwitzen und Pippi in den Augen schmeckts hervorragend, irgendwann gewöhne ich mich hoffentlich an die allgegenwärtige Schärfe im Essen, ich arbeite tapfer weiter daran.

    Und jetzt eine Fußmassage! Gleich um die Ecke in einer Straße, die uns mit ihrem Charme schon beim ersten Spaziergang gefangen hat, befindet sich das Khmu Spa House, dessen sanfte Yogaklänge magisch durch die Straße schwingen, genau hier wollen wir hin. Das einstöckige Haus ist mein absoluter Traum in Teak, haben will!
    Immerhin, so eine Fußmassage in diesem Ambiente ist ein guter Trost, hier nie der stolze Hausbesitzer zu sein. Unsere Damen sind super professionell und die nächste Stunde is Like-walking-on-Sunshine, Entspannung total.
    Der kleine Hunger danach bekommt was er will, in einer der vielen schönen Restaurantbars auf der Hauptstraße, Laostyle Sausage und frittierte Frühlingsrollen, zwei Beerlao dazu und viel Genuss. Diesem unaufgeregten Charme von Luang Prabang kann man sich einfach nicht entziehen.
    Auf dem Heimweg bremsen wir noch kurz beim sehr gut sortierten Supermarkt vorbei, ein paar Schokoriegel und Wasser fehlen uns noch, und dann nüscht wie ab ins Bett.
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  • Die Reise beginnt

    4. desember 2024, Laos ⋅ ☀️ 25 °C

    Heute ist Reisetag. Was ich vergessen habe einzupacken ist eine lange, dschungeltaugliche Hose und weil wir uns dann doch einige Zeit im wilden Wald bewegen wollen, gehen wir nach dem Frühstück noch eben eine entsprechende Hose shoppen. Auf der Hauptstraße gibt es einige Läden, die Trekkingausrüstung anbieten, Northface, Nike, Patagonia, Under Armour, alles Made in China-Fake natürlich. Meine neue Waldhose von Nike ist ganze 3XL und trotzdem noch einen Tick zu kurz, aber Hauptsache sie passt irgendwie.

    Auf dem Heimweg ein bisschen Knabberkram shoppen, ein Pineapple Pancake vernaschen und ein Kao Soi Süppchen in der Family Bakery schlürfen. Die Family Bakery unterstützt mit ihren Einnahmen zu 100% ein Waisenhaus in Luang Prabang, auch deshalb sind hier viele gute Backpackerseelen.
    Dann harren wir im Restaurant unseres Hotels des Pick Up Service, der promt zur verabredeten Zeit um 13:00 erscheint und uns in seinen Van packt. Eine lustige Pick up-Fahrt durch Luang Prabang folgt, um weitere Gäste einzusammeln. Unser aller Ziel ist der neue Bahnhof von Luang Prabang, fast ebenso abgelegen wie der Flughafen, aber erheblich größer als der Flughafen. Ick gloob ick bin in Schiena, wa, ein typisch chinesisch-repräsentativer Prachtbahnhof, krass.
    Es ist ja so - und das erklärt einiges! - die Chinesen haben eine Bahn-Highspeedtrasse von Kunming bis Vientiane gebaut. In wenigen Stunden ist man also von China ins Herz von Laos gereist und wieder zurück, deshalb die vielen Touristenhorden aus dem Reich der Mitte, nicht unbedingt beliebt bei den Laoten, aber sie spülen etwas Geld ins Land und billige Waren. Die Orte, an denen die Bahn hält, haben noch nicht so ganz realisiert, was diese Anbindung für sie bedeutet, aber es wird gruselig denke ich.
    Ja.
    Selbst der Check-in in den Bahnhof läuft exakt wie in China ab. Ticket von Onlinebuchung am Schalter abholen, Passkontrolle, Gepäckdurchleuchtung. Ich muss mein kleines Opinel Taschenmesser abgeben, diverse Traveller sehr missmutig ihren Duty Free Alkohol, dann warten in der riesigen Wartehalle bis der Zug aufgerufen wird, Bahnsteig Boarding mit Ticketkontrolle und dann darf man auch mal einsteigen. Und ab geht die Luzy, straight mitten durch die Hügel und Berge von Nordlaos, viel Landschaft sieht man nicht, aber Zeit spart man immens, billig ist es und umweltfreundlich noch dazu.
    Und hoppala sind die eineinhalb Stunden vorbei und schwupps stehen wir auf dem Bahnsteig von einem Nest namens Nateuy (Natöi). Der Bahnhof nicht weniger schick als in Prabang, der Vorplatz dagegen eine staubige Kiespiste mit Taxis und Vans und einem klapprigen Holzhäusl, das diese Mitfahrgelegenheiten vermittelt.
    Kaum sprechen wir unser Ziel aus, weist uns ein uniformierter Arm vor dem Holzhäusl zu unserem Van nach Luang Namtha, nur noch 25 km entfernt.
    Wir bleiben zu dritt, wir und eine mittelalte Laotin, Namtha ist wohl zu uninteressant für die meisten Touristen - oder wir haben uns mit unseren Vorstellungen zu diesem Ort komplett vertan.

    Zum Sonnenuntergang um viertelnachfünf holpern wir auf der heftigsten Piste, die ich je erlebt habe gen Zielort, noch krasser als die in den Dschungel auf Sumatra. Der Fahrer ist tapfer, der Van auch, unsere Rücken am tapfersten. Eine Stunde und eine viertelte brauchen wir für das Gehopse über die 25 km. Unterhalten werden wir von dem sehr amüsant anzuhörenden Gespräch in Laotisch zwischen dem Fahrer und der Mitreisenden, in den Genuss dessen Klangs und Tonalität wir bisher in dieser Qualität und Quantität nicht gekommen sind.
    Die Frau steigt irgendwo im Nichts aus, wir fahren weiter, gespannt auf Google Maps verfolgend, wo im sehr langgestreckten, wenig illuminierten Ort uns der Fahrer wohl absetzen wird und ob wir vielleicht noch ein Tuktuk engagieren müssen. Ich zeige ihm die Karte mit dem Standort unseres Guesthouses namens Phou Li III, er schaut wie Bahnhof, das Guesthouse kennt er offensichtlich nicht. Ich versuche ihm den Weg zu weisen, vergeblich, auch mit der Karte klappt das nicht wie erhofft. Egal, wir steigen aus, tollen Job gemacht, lieber Fahrer. Ordentlich Trinkgeld zu den acht Euros, keine Sekunde haben wir uns ängstlich gefühlt auf diesem harten Parcour, trotz der vielen fiesen LKW, Rucksäcke hoch und losmarschiert, nur ein guter Kilometer im Niemandsland, das ist doch ok. Wir sind sehr gespannt auf den Ort im Tageslicht. Bei Nacht in der funzeligen Straßenbeleuchtung sieht es hier sehr Basic aus, unbefestigte Staubstraßen, streunende Hunde, Häuser mit viel Verhau drumherum, mit jeder Abbiegung wird es dunkler, ein bisschen gruselig fast.
    Und da! Ein Licht! Phou Li III steht auf dem Schild. Der Eingang zu unserem Guesthouse sieht aus wie der zu einem Bauhof. Dass wir wirklich richtig sind erkennen wir am gelben Schlauchboot in einer Garage, das so bei Booking auf einem Foto zu sehen war, Memory spielen, juhu!
    Die Check-in Lady ist sehr putzig und effektiv, nach fünf Minuten schließen wir die Tür unseres sehr geräumigen Bungalows hinter uns. Richtig auspacken tun wir erst gar nicht, wir wollen gleich zum Nightmarket etwas essen. Den staubigen Kilometer wieder zurück zur Hauptstraße, gleich an der Ecke ist der Markt, klein aber fein, teilweise in einer Halle, teils Open Air. Die Auswahl an Essen ist fast besser weil lokaler, als auf dem in Luang Prabang, keine Burger oder Pizza.
    Wir eröffnen das Menü mit knusprigem Schweinbauch, Papayasalat und leider nicht ganz so knusprigen Frühlingsrollen, Beerlao, eh klar.
    Der zweite Gang besteht aus gegrillter Süßkartoffel, dreierlei gegrillten Spießen und dicken, gekochten Bambussprossen. Saulecker. Zum Nachtisch Mangosmoothie, endlich einmal nicht verwässert - eine Unsitte in Prabang.
    Zurück im Bungalow lassen wir die vergangenen Tage Revue passieren und sind gespannt auf morgen und das, was wir hier im hohen Norden erleben und entdecken werden. Was wir schon feststellen ist, die Laoten sind eher verschlossene Menschen, freundlich auf jeden Fall, aber mit ihrem Lächeln sehr sparsam. Bisher fühlen wir uns auf jeden Fall sehr wohl in diesem Land.
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  • Die kleinen Dinge

    5. desember 2024, Laos ⋅ 🌙 21 °C

    Am heutigen Morgen sieht es in unserer Bungalow Anlage nicht viel anders aus als gestern Abend, ein bisschen wie Bauhof. Zwei große Blau-Weiß kariert geflieste Pools in Nierenform vor unserem Bungalow sind fies mit roter Erde verschlammt, die beiden Plastikrutschen total zugewuchert, statt Garten ein vom Traktorspuren zerpflügter breiter Streifen roter Matscherde. Ein paar Blümchen dekorieren die Trasse, aber irgendwie passt das alles so. Die Zimmer sind großzügig, die Dusche hat heißes Wasser, es gibt einen Wasserkocher und eine hübsche Terrasse, was will man mehr.

    Der Himmel ist trüb bewölkt und es ist ziemlich frisch heute morgen, aber wir haben dicke Zudecken und das ist so wunderbar wie notwendig. In einer Ecke vom Bungalow gibt es sogar einen Kamin. Später erzählt man uns, dass es zurzeit ungewöhnlich warm ist, sonst hätte es um die 16/18 Grad tagsüber, an nachts wollen wir da gar nicht erst denken…
    Frühstück in überdachtem Restaurant, kleines getoastetes Baguette, Rührei mit Gemüse drin, dazu eine Fruitplatter und einen Kaffee zum Tote aufwecken.
    Die Zubereitung vom zweiten Kaffee - mich hat der erste noch nicht aufgeweckt - versemmel ich so dermaßen, dass ich einen kleinen Kaffeesee auf dem Tisch verursache. Promt gibt es einen amüsierten Kommentar vom Nebentisch „Wenn wir unsere Trekkinggäste an den Herden der Tribal People in den Bergen kochen lassen, dann sieht das immer genauso aus, ha ha!“.
    Ja, Kaffee filtern über einer Tasse mit einem wabbeligen Teesieb will gelernt sein, da muss ich wohl noch ordentlich üben, puh, wirklich, so eine Plantscherei.
    Der kichernde Kommentator stellt sich mit Deng vor und ist Guide, ein sympathisches Kerlchen. 'Tribal People‘ ist unser Stichwort. Wir machen uns bekannt und setzen uns gleich zu ihm und fragen ihn über die Aktivitäten aus, die man hier so unternehmen kann. „Das hängt von unserer Zeit ab, unserer Lust und unserem Interesse.“

    Es beginnt zu regnen.

    Drei Möglichkeiten gibt es, Trekking im Dschungel und Übernachtung im Zelt im Wald oder Trekking zu einem Bergstamm und Übernachtung im Dorf, in einem Homestay, oder beides zusammen, dann wäre man insgesamt drei Tage unterwegs.

    Es schüttet.

    Zwei andere Reisende wären an der Dreitagestour interessiert, sagt er - dann wären wir also zu viert, was wiederum billiger wäre, sehr gut, sagen wir, deswegen sind wir nämlich hier im hohen Norden, wegen des Dschungels und seiner ethnischen Minderheiten, wie es so schön heißt.
    Aber ist das denn ok, wenn wir deren Dorf heimsuchen und neugierig in ihre Töpfe gucken?

    Es schüttet.

    Ist es. Man ist genauso neugierig, freut sich über Gäste und sie bekommen schließlich auch etwas von unseren Honoraren ab. Und so viele kommen dann auch nicht vorbei. "Bringt man dann vielleicht ein Gastgeschenk mit? Das empfiehlt zumindest der Reiseführer." Salz, Seife, Zahnbürsten und Zahnpasta und Schreibzeug für die Kinder, so in der Art, keinen Süßkram bitte. So erspart man den Leuten den mühsamen Weg in die Stadt, um solche Dinge zu besorgen. Klingt bis dahin sehr gut alles.
    Ausrüstung wird gestellt, unsere Schlafsäcke müssen wir selbst tragen. 130 US$ wenn wir zu zweit sind, weniger, wenn es mehr Teilnehmer werden. Fein, wir sind dabei, übermorgen geht es los!

    Es schüttet.

    Und heute? Heute ist Ruhetag, na ja, ein bisschen vielleicht, mal sehen. Regnet ja erstmal. Wir wollen von einem Zweibettzimmer in ein Zimmer mit Doppelbett wechseln, eigentlich kein Problem, nur müssen wir dazu abwarten, bis die Zimmermädels das fertig hergerichtet haben. Wir hören sie durch die dünnen Bambusmattenwände im Nebenzimmer kruschteln und gschafteln, dann ist plötzlich Ruhe damit und wir hören nur noch den Sound asiatischer Videos - Girlie Break. Warum sollen die Teenager hier anders sein als bei uns, ha ha!

    Wir genießen es im Bett zu liegen und nichts als Pläne für die nächsten beiden Wochen zu machen.

    Der Regen hat aufgehört.

    Das Knistern der Mülltüte auf der Veranda ist das Zeichen, die Mädels sind fertig mit ihrer Arbeit!
    Wir packen unsere Rucksäcke und laufen erst einmal zur Rezeption, Bungalow Nr 5 wird unser neues Zuhause. Ganz nebenbei geben wir auch noch unsere Wäsche ab.
    Unser neues großes Zimmer hat ein wunderbares Doppelbett, ebenfalls einen Kamin.

    Die Sonne kommt raus.

    Wir ziehen uns für Sonnenschein um, Pullis aus, T-Shirts an, marschieren los und begeben uns auf Nahrungssuche, Lunchtime! Statt uns eine Suppe von einer der Straßenküchen zu holen setzen wir uns in das Resto von einem Hostel.
    Meeeep, großer Fehler.
    Unsere Suppen, einmal Gemüse, einmal Bambus, sind ziemlich lasch, kaum gewürzt, kein Grünzeug, wenig Nudeln. Das Pork Larb versöhnt uns dann wieder ein wenig. Allerdings sind die Schnute der Besitzerin und der unangemessene Preis, das mit Abstand teuerste Essen bisher, weitere Gründe diesen Fail bald wieder zu vergessen, das Geld zu vieler Touristen machen eben bequem und gierig.

    Unsere Aufgabe jetzt ist, Geschenke für unseren Besuch in den Bergen zu besorgen. Um ein paar Ecken und ein paar Straßen weiter soll ein großer chinesischer Supermarkt sein. Ein vages Ziel, um dieses Örtchen eingehend zu erkunden.
    Wir staunen doch, wie groß die Gebäude zum Zentrum des Ortes hin werden, wenn man das überhaupt Zentrum nennen kann. Namtha erstreckt sich entlang einer Hauptstraße über mehrere Kilometer, fast schon ein Städtchen. Wie superdörflich und remote sah das gestern Nacht noch aus! Der Verkehr belebt sich etwas, viele größere Schulkinder auf ihren Elektroscootern oder Mamas mit ihren Kleinen hinten drauf sausen durch die Straßen. Auf den breiten Straßen viele bunte Läden, Imbissstände, Handwerkershops, die sehr schwer zu beschreibenden bunten Betonvillen, ältere Holzbauten, asiatisches Neu und Alt, Altmöbel und ungeliebter Hausunrat in den Einfahrten, tropische Pflanzeninseln, ein paar Autos, immer wieder ein rumpelnder LKW an uns vorbei, alles rotstaubig und bunt, siffig und sauber, Auch hier die Unaufgeregtheit, der mäßige Geräuschpegel, alles fließt, ohne Lächeln aber nicht ohne Freude. Unspektakulär aber doch spannend, die kleinen Szenarios am Straßenrand, das Leben der Menschen. Jungs in superbunten Plastik T-Shirts mit asiatischen Superhelden drauf, schwer angesagt bei der Jugend sind auch schwarze Hoodies mit rotem Spinnennetz drauf, Teeniemädels mit plüschigen, übergroßen Jacken mit Kapuze mit großen Schlappohren dran. Mieez. Der hübsche Junge daneben ist ganz glücklich und stolz. Überhaupt, gibt es viele hübsche junge Gesichter hier, später irgendwann verändert das harte Leben auch ihre Gesichtszüge, wie überall.
    Und wie überall, gab es jemals keine Handys? Gab es überhaupt ein Leben vor Smartphone & Co?

    Viele Motorräder parken vor einem größeren Gebäude am Straßenrand, was ist da nur so interessant? Müssen wir gleich mal nachsehen.
    Nach fetten Telefonshops öffnet sich eine riesige Halle mit einem großartigen Markt! Es gibt wirklich alles. Besonderen Spaß macht es durch die Gemüse und vor allem Kräuterabteilung zu gehen, diese Düfte! Dann entdecken wir einige Gemüse, die wir vorher noch nicht gesehen haben, eine Marktfrau lässt und eine pyramidenförmige Wurzel probieren, schält sie extra für uns. Aussen selleriebraun, innen sellerieweiß und schmeckt wie frische Erbsen. Wir verputzen das Ding komplett.
    Wir schnuppern und glotzen uns durch die vielen Reihen, viele essbare Blüten liegen auf den Tischen, Bananenblüten darunter, Wurzeln, Kürbisse, Avocados, Mangos - unsere Schatzis - Zitrusfrüchte, überraschender Weise Kakis, und und und. Chiliabteilung, ein stinkendes Separée für Geflügel, eines für Fleisch. Dafür dass Laos ein Binnenland ohne Küsten ist, gibt es ziemlich viel Fisch, Mekong sei Dank. Die vielen Prawns und Squids würde ich hier im Traum nicht essen. Süßwasserfische gibt es frisch aus dem Becken. Viele fette Kröten warten auf ihre Fans, fiese Sache.
    Vereinzelt liegen Vögel und auch Squirrels zum Verkauf. Wir kaufen kleine Bananen, Kakis und so kleine hellbraune runde Früchte, deren Namen ich vergessen habe. Snacks, Süßkram, Textilien, Schuhe und Körperpflegeprodukte gibts auch.

    Wir verbringen recht viel Zeit in der Markthalle, das Abendlicht, das das Gebälk der Deckrenkonstruktion flutet, zaubert grade das schönste Licht in diese exotische Welt. Wobei eher wir mit unserer seltsamen Fotografierei die Exoten sind. So ein bisschen werden sich die Marktleute schon über uns wundern, immerhin sind wir heute die einzigen Touristen auf dem Markt wie es scheint.

    In die Dämmerung hinein schlendern wir das gute Stück zum Nightmarket zurück. Dabei bewundern wir die etwas entarteten Paläste der reichen Chinesen. Neben mickrig wirkenden Stadthäusern bombastische immer wieder hoch aufragende Betonschlösser mit goldenen Gittern vor neugierigen Blicken geschützt, in chinesischem Neobarock, einem hohen Säulenportal, das gekrönt wird von einem Megakristalllüster, der über allem hängt. Je reicher der stolze Besitzer, desto größer der Lüster, billiger Prunk und Protz. Es gibt auch weniger große Paläste in der gleichen Bauweise, manchmal auch in gängiger Einfamilienhausgröße, sehr seltsame architektonische Auswüchse, die grenzenlose Geschmacklosigkeit, die fast schon wieder geil ist, wie ihr Bauherr vermutlich, in seinem Bademantel aus güldenem Plaste-Sateng.

    Wir kommen auch an dem chinesischen Supermarkt vorbei, in dem wir ursprünglich einkaufen wollten. Da gehen wir dann schon mal auf einen Blick rein. Wie ein Museumsbesuch für uns, zeitgenössische chinesische Lebensart und Kultur. Wirklich alles stammt aus China. Laos ist offensichtlicher Weise eh eng mit China verhandelt, politisch wie wirtschaftlich. Freundschaft! Die chinesischen Investitionen in die Laotische Infrastruktur und Wirtschaft sind sicher ein Segen für dieses arme Land, allem voran die Zugstrecke nach Vientiane, vermutlich auch ein Fluch.

    Juhu, der Nachtmarkt! Rechtzeitig zu unserem Hunger. Knuspriger Schweinebauch, eine halbe, zerhackte Ente, gegrillte Süßkartoffel und Mais und dieser superleckere Papayasalat, den Heike bei der Zubereitung immer mit abschmecken darf. A big Beerlao, klar. Ein Festmahl zwischen all den schmatzenden Laotischen Familien und den wenigen Touristen. Müde rollen wir Nachhause. Wir haben neue Nachbarinnen, drei Amerikanerinnen, die sehr sehr begeistert von ihren Geschichten sind, die sie durch die Bambuswände posaunen. Dazu die schrägen Klänge eine Laotischen Band von einem Nachbarhotel. Unsere Ohrenstöpsel machen alles wieder gut.
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  • Wir radeln im Dreieck

    6. desember 2024, Laos ⋅ ☀️ 29 °C

    Namtha liegt in einem langgestreckten Tal und um dieses Tal herum gibt es eine offizielle Biketour, die sogar im Dumont Reiseführer lobende Erwähnung findet, etwas über 25 km Strecke. Der Bikeverleih ist auf der Hauptstraße, gleich gegenüber vom Nightmarket.
    Bevor wir aber dorthin gehen, verwenden wir nach unserem Frühstück etwas Zeit darauf festzustellen, worauf wir beide für unsere weitere Reise Wert legen. Es gibt da nämlich mehrere Optionen, zwischen denen wir uns entscheiden müssen, auch weil die Zeit absehbar leider eine Rolle spielt. Eines ist uns jetzt schon klar geworden, vier Wochen reichen gerade mal so aus, um angemessen in alle Ecken von Laos zu schnuppern, vier Wochen haben wir aber nicht für Laos. So gilt es jetzt, dass wir uns entscheiden. Das dauert ne Weile, weil keine leichte Entscheidung.

    Um elf dann sind wir beim Bikeverleih, der verschiedene Kategorien an Rädern anbietet. Die der mittleren Kategorie sehen für uns am passabelsten aus, wenn auch schon ordentlich runtergenudelt. Wir stellen die Sattel auf unsere Höhe ein und drehen eine Proberunde. Also na ja, funktionieren geht anders, die Gangschaltung gewährt nur drei Gänge, die Bremsen funktionieren irgendwann dann doch, Licht gibt’s keines, der Zustand trifft für beide Räder zu. Was soll’s, so ist es in Laos eben. Um halbzwölf starten wir unsere Rundtour.
    Aus der Stadt raus Richtung Norden, Richtung China, die Grenze ist nur ein paar zig Kilometer entfernt, dann geht’s rechts weg durchs erste Dorf, etwas weiter auf einem Abzweig soll ein sehenswerter Wasserfall liegen. Wir rumpeln auf immer glitschiger werdenden, rotlehmigen Wegen in ein Nebental. Vom Wasserfall keine Spur, laut Google Maps sind wir dann irgendwann auch mal vorbei geradelt. Außer einem alten Weiberl, das Ziegen hütet, gibt es nicht viel zu sehen, zumal wir uns auch sehr darauf konzentrieren müssen, nicht auf der rutschigen Strecke wegzuglitschen. Die Reisfelder sind in der herrschenden Trockenzeit abgeerntet und strohig gelb. Zu einer anderen Jahreszeit sind die in ihrer flächendeckenden Fülle bestimmt wunderschön, als glatte Spiegel, in denen sich der Himmel besonders schön findet, oder Teppiche in ultimativ leuchtendem Grün.
    Wir drehen wieder um auf die große Talrunde.

    Man radelt dann auf einer komfortablen Straße mit leichten Steigungen und Gefällen durch kleine Dörfer und weite Reisfelder, rund ums Tal steigen milde Berge auf. Eine weites Tal, Reisfelder überall, die Bauernhöfe sehen allesamt stattlich aus, was uns doch sehr überrascht. Größere Häuser aus Stein, verputzt, gestrichen, gepflegt, eher wie Bungalows, nicht wie Bauernhöfe. Holzbauten, wie man sie erwarten würde, sind eher selten. Sieht nach einem reichen Tal aus.
    Die schönen Entdeckungen liegen eher im Detail, Wasserbüffel baden im Schlammloch, Bauern machen Pause hinter einem Heuballen, lila Bauernhöfe, mitten in der Pampa eine solitär stehende Blechhalle mit Shop oder Autoreparatur drin, wenn es mal riecht, dann entweder nach nassem Hund oder nach Schweinen. Es ist die Weite, die Spaß macht, die winkenden Kinder, die auf ihren Elektromopeds vorbeisausen. Danke für den Stinkefinger! Auch LKWs brettern an uns vorbei, wobei der Verkehr sehr moderat ist.
    Ein gemächliches dahinradeln, bis Heikes Gangkabel reißt und sie nur noch im kleinsten Gang strampeln kann. Wir versuchen wenigstens einen höheren Gang zu erreichen indem wir das gerissene Kabel verkürzt am Rahmen vom
    Rad fixieren, so hält erstmal ein etwas höherer Gang die Position, trotzdem, es bleibt ein elendes Gekurbel für Heike.
    Der weitere Verlauf der Tour wird dann etwas eintönig, industrialisiertere Landwirtschaft, eine Gummifabrik und die Weite haben wir jetzt auch schon ausgiebigst genossen. Bleibt unserer Aufmerksamkeit nur noch der Laotische Alltag auf dem Land und der hat durchaus seine Reize.
    Quasi am Ende des Tals fahren wir den zweiten, schmaleren Schenkel der dreieckigen Route. An dessen Ende befindet sich der Busbahnhof von Namtha mit vielen Imbissküchen.
    Auch hier geht es sehr ruhig zu, wie soll es auch anders sein. Ein Van wartet auf Fahrgäste.
    In der Imbissküche, die Suppen anbietet machen wir eine Pause, mit Suppe, in wenigen Minuten auf dem Tisch und wie sie sein soll, sehr lecker. Huu, das tut gut. Unsere Hintern freuen sich ganz besonders, weil die unfassbar laut über diese Strapazen jammern, nix mehr gewöhnt.
    Heikes Schaltung springt wieder zurück, der widerspenstige Draht mag den Knoten nicht. Mit einem Stein helfen wir uns diesmal, den ich zwischen Umwerfer und Rahmen klemme, der sitzt und bleibt, sehr gut. Es geht in die Zielgerade.
    Noch mehr Häuser, dann links der entzückende kleine Flughafen - ist da jemals eine Maschine gelandet? Die kleinen Dinge sind es, die in diesem Land entdeckt werden wollen und Spaß machen, außer der kleine Sattel unseren gepeinigten Hintern, aua aua. Das letzte Drittel ist nur abwechselnd einmal auf der linken und dann auf der rechten Pobacke zu bewältigen.

    Rushhour in der City, ein paar mehr Autos und Roller beleben den Verkehr etwas, verglichen mit unserem Verkehr: Sonntag Vormittag. Wir erreichen wieder den Fahrradverleih. Der Rental Hausdrachen quält sich schleppend mit Nachwuchs auf dem Arm aus ihrer Fahrradhöhle zu uns vorne ins Licht, kommentiert den kaputten Gang und auch unser Lamento über den Zustand der Räder mit einem kurzen, kopfnickenden Grunzen, das war’s schon, wir dürfen gehen. Stilles Jubeln unserer Popos.

    Im Supermarkt nebenan kaufen wir kalte Getränke, die wir noch nicht kennen, 'Man Some' und 'PH+', ein Männer Energizer und Wasser, das mit Japan Technology aufgerüscht wurde. Der Männer Energizer schmeckt leicht blumig, das Wasser nach Wasser, Hauptsache kalt.

    Gegenüber auf dem erwachenden Nachtmarkt, es ist jetzt Nachmittag, glitzern appetitlich glänzende breite, braune Nudeln mit Gemüse im nachmittäglichen Sonnenlicht, ich kann nicht widerstehen natürlich. Und sie schmecken so wie sie aussehen, mhhhmm. Gerade als wir fertig sind kommen zwei Mädels auf uns zu, der Nachtmarkt ist sonst leer, und fragen uns ob sie sich zu uns setzen dürfen, sie würden gerne ihr Englisch durch Konversation verbessern. Beide sind 15, vor allem eine der beiden ist supersmart und löchert uns in einem wirklich sauberen Englisch mit Fragen und wir sie. Ihre Freundin ist eher still.
    Wir erfahren, dass sie während der Woche in die Schule gehen und dann zuhause helfen müssen, am Wochenende wird im elterlichen Business mitgeholfen, irgendetwas verkaufen, ansonsten wird gelernt. Ob wir die wundervolle Heidi Klum kennen oder die Kaulitzbrüder? Sie mögen aber lieber die alten Lieder von Tokyohotel.
    Wie alt unsere Söhne sind? Einer ist 19? Hi, hi, hi.
    Und später, nach dem College, möchten sie Juristin oder Ärztin werden.
    Irgendwann sind die Themen erschöpft, wir verabschieden uns nett und trollen uns zu unserem Hotel, ein bisschen ausruhen. Aus dem
    Augenwinkel bekommen wir mit, wie die beiden Mädels schon an der nächsten Touristin dran sind. So wird das doch was mit der Universität im Ausland.
    Wir sitzen zum Sonnenuntergang auf der Terrasse unseres Holzbungalows schmieden Pläne und treffen Entscheidungen und legen den Abreisetag von hier fest. Über Laotrains.com kann man direkt Züge buchen, sollte man buchen können, funktioniert aber nicht. Die Züge werden zwar angezeigt, sind aber nicht buchbar. Ausverkauft? Stranden wir für Tage in Namtha? Auch die üblichen Ticketseiten wie 123asia.com, haben nichts im Angebot. Wir werden unruhig. So können wir auch die Aktivitäten nicht buchen, für die wir uns die nächsten Tage entschieden hatten.
    Immerhin kann ich einen Zug in einer guten Woche von Luang Prabang nach Vientiane vorreservieren, das ist schon mal safe, aber von Namtha nach Luang Prabang führt kurzfristig wohl kein Weg, das wäre blöd. Es ist jetzt schon fast ein Uhr und morgen geht es früh raus und morgen werden wir unsere Hotelleute um Unterstützung bitten. Etwas Unruhe bleibt.
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  • Wanderlust

    7. desember 2024, Laos ⋅ ☀️ 28 °C

    Heute starten wir unsere drei Tage Trekking in die Wälder von Nordlaos, ein etwas müder Start. Ich hatte wegen dieser offenen Zugbucherei eine eher unruhige Nacht.
    Zum ersten Kaffee vor Frühstück und Abfahrt versuche ich gleich noch einmal bei Laotrain einen Zug zu buchen. Und siehe da, es klappt, alle in Frage kommenden Züge nach Luang Prabang sind heute Morgen buchbar! Juhu. Das Portal war wegen routinemäßiger, nächtlicher Maintenance einfach geschlossen, steht da plötzlich auf der Website. Dazu kommt, dass man Züge erst maximal drei Tage vor Abfahrt fest buchen kann. Aha!
    Wir buchen den Highspeed Train von Boten, direkt von der Grenze zu China weg, 21 € für jeden. Puh, mir fällt ein Stein vom Herzen. Dann kann ich auch gleich unser zweitägiges Camp im Elefanten Sanctuary verbindlich buchen, sind noch genug Plätze frei. Klappt also auch.
    Jetzt können wir entspannt unserem Waldspaziergang entgegen sehen. Wir frühstücken gemächlich und lernen dabei einen Engländer kennen. Der rät uns wegen der schlechten Strassenverhältnisse schwer davon ab, von Boten aus zu starten, lieber von Natuey aus, wo wir auch angekommen sind. Nur wenige Taxifahrer tun sich diese lange ‚very bumpy Road‘ nach Boten an und der öffentliche Bus braucht ewig.
    Ich sehe bei Laotrain nach - es hält nur ein regulärer Zug in Natuey an diesem
    Tag, kein Highspeed Train. Ich buche. Dann brauchen wir zwar zwei Stunden nach Luang Prabang statt eineinhalb, sparen aber die zwei drei Stunden Rumpelei nach Boten. Deal. Die ersten Tickets storniere ich sofort und bekomme den größten Teil wieder gut geschrieben. Das war’s aber jetzt.

    Wir lernen unseren Guide kennen, Sula heißt er, seinen stillen aber lächelnden Helfer mit unausprechbaren Namen, und auch unsere Mithikerinnen, Lea und Lucie aus Frankreich. Wir bekommen Schlafsäcke ausgehändigt und Wasser, jeder drei Liter, die müssen bis morgen Abend ausreichen. Brumm, brumm, die Fahrt im Minivan geht los.

    Erster Stopp am Markt, wir warten 20 Minuten bis unsere Guides alle Vorräte geshoppt haben. Weiter geht es nach Norden Richtung chinesische Grenze.
    Auf dem Weg sehen wir zwei, mit dem Roller verunglückte Mädchen. Es muss gerade passiert sein, ein Mädchen steht, eines Sitz mit schmerzverzerrtem Gesicht, der Roller liegt noch im Straßengraben. Wir halten sofort und eilen zu den beiden, die sichtlich unter Schock stehen.
    Die Männer kümmern sich um den Roller, der nicht mehr fahrtüchtig ist, die Frauen um die beiden Mädels. Die Schulter der einen, der Fahrerin, scheint verletzt, sie kann ihren Arm kaum heben, sonst hat sie ein paar blutige Schrammen und vor allem riesen Glück, denn sonst ist nichts passiert. Die Laoten fahren meist ohne Helm, gerade die jungen. Heike versorgt die Wunden und gibt Ibus.
    Unsere Guides organisieren über Vorbeifahrende einen Transport der beiden in ihr Dorf. Mehr können wir nicht machen, wir fahren weiter. Nach etwa 45 min sind wir am Startpunkt, ein weiterer Guide aus einem der umliegenden Dörfer kommt hinzu. Erfreulicher Weise können wir viel Gepäck einer Raftinggruppe mitgeben, die unweit von unserem heutigen Etappenziel vorbei kommen wird. Rucksäcke aufgeschnallt, los geht das Abenteuer.

    Zunächst laufen wir eine gute Zeit bergauf durch eine Gummiplantage. Sila erklärt, dass die Chinesen das Land gepachtet haben und die Pflanzungen besorgen. Ganze Hügel werden abgerodet und zu Gummiplantagen umfunktioniert. Die Chinesen sind auch die einzigen Abnehmer für den Kautschuk. Die Laoten sind einmal mehr komplett von der chinesischen Gunst abhängig. Dazu haben Thailand und China in einem gemeinsamen Projekt eine Straße zu ihren Grenzen gebaut und Laos quasi geschenkt. Laos muss diese Straßen nur instand halten, vom Ergebnis dieses Unterfangens können unsere Rücken jetzt ein paar Geschichten erzählen.
    Den Bauern der Bergdörfer aber bedeutet der Kautschuk ein wichtiges, weil stetiges Zusatzeinkommen. Und die Bergregion ist sehr arm.
    Der Urwald beginnt. Es geht jetzt steil bergauf durch wilden Wald, auf einem schmalen Pfad, roter Lehm, eine gute Stunde, in der wir auch immer wieder Verschnaufpausen machen. Es ist zwar nicht superheiß oder übermäßig schwül, anstrengend ist es trotzdem, unsere T-Shirts sind im Nu klatschnass. Zwischendrin zeigt uns Sula Früchte und Gewürze, die am Wegesrand zu finden sind. Einmal eine supersaure Frucht, bei der keiner über den ersten Bissen hinauskommt, alle spucken wieder aus. Mit dieser zwetschgengroßen Frucht werden Suppen gewürzt. Ein andermal lässt er uns an einer Pflanze knabbern, die er Galanga nennt, bei uns heisst sie Galgant, sehr oft verwendet in der Laotischen Küche. Dann schält er eine bestimmte Palme und gibt uns ihr weißes Mark zum probieren, Rattan nennt er das, das werden wir nachher gekocht als Gemüse bekommen. Die anderen Guides sind eh immer wieder im Busch unterwegs, fix wie Eichhörnchen, naja, gemütlich fix eher, und organisieren unser Essen. Aus einem Stengel einer anderen Palme holt Sula eine fette weiße Made, mal richtig lecker, die behält er für sich fürs Abendessen, sind wir jetzt nicht so traurig. So erfahren wir auch, dass die Hilltribes einen großen Teil ihrer Speisenkarte im Wald finden, was bei drei nicht auf dem Baum ist, wird verspiesen, Frösche, Ratten, Vögel, Maden, Fische, sogar Flusskrabben, Squirrel, einfach alles, dazu immer Klebereis.
    Und so vergeht die Zeit kurzweilig, aber schweisstreibend bis wir bei unserem Lunchspot ankommen, eine kleine Lichtung im Wald. Baumstämme als Sitzgelegenheit und Feuerstelle.
    Die Guides kochen schon fleißig, an einem Feuer werden Fische gegart und Gemüse gekocht.
    Klebereisportionen in Bananenblättern. Mit Bananenblättern ist auch unsere Tafel aus Bambus gedeckt, direkt darauf wird uns das Festessen in Portionen kredenzt, der gegrillte Fisch, Bambusgemüse und grünes Gemüse mit Blüten aus dem Wald, Minibananen als Dessert. Dschungel Cuisine vom feinsten!
    Und wieder Atem für ein erstes vorsichtiges Frage und Antwortspiel unter uns Gefährten. Die beiden Mädels scheinen nach den ersten Eindrücken ziemlich nett. Lea ist 25, Lucie 28, beide leben seit einer Weile in Australien und haben sich auch dort kennen gelernt, sie kleiden sich, ich würde mal sagen, im typischen Boho Backpackerlook, gehen einfach mit kurzen Hosen und T-Shirts in den Wald, immerhin mit hohen Boots, während wir mit dem Erwerb langer Funktionshosen herumkasperln. Lucie hat eine Ukulele im Gepäck, auf der sie ein paar Melodien klimpert, schon viel besser als nur amateurhaft. Der neugierige Sula will das sofort lernen und bekommt seinen ersten Unterricht.
    To be continued.

    Der Dschungel ist eher unspektakulär, vor allem: Grün. Kaum Blüten, kaum Vogelgesang, nur wenig Insekten - der Moskitosturm bleibt uns erspart - , keine Zikaden, kaum Tiere, nicht einmal das Rascheln von Affen in den Baumwipfeln. Ein stilles Vergnügen, ganz wie das Land und seine Menschen. Die Wege, die wir gehen sind dennoch abwechslungsreich und sehr erfreulich in ihrer Erscheinung, schön urwaldig und wild. Ich liebe diese Pflanzen im Urwald, sie haben in ihrer Form und Größe oft etwas sehr grafisches, das dem Wald im Gesamten sehr viel optischen Charme verleiht, Monstera, Fächerpalmen, Bambus, Farne und Co.

    Wir erreichen einen breiteren Fluss, am anderen Ufer lockt ein Strand und eine Holzhütte, die Unterkunft für unsere erste Nacht! So viel unerwarteter Komfort und keine Zelte, juhu! Doch der Fluss zwischen uns, bestimmt 20 Meter breit. Für die Überquerung heißte es Hosen hoch bis zum Anschlag und Schuhe aus. Der Blick auf die Strömung lässt mich vorher noch einen herumliegenden Bambusstab als Stütze aufnehmen, die anderen haben den schon custom made von Sula bekommen.
    Nach den ersten unsicheren Schritten auf und zwischen glitschigen Steinen, man merkt, der sanft fließende und angenehm kühle Fluss zerrt spürbar am festen Stand. Ein Gewackel und Balancieren der wagemutigen Wanderer bis zum ersehnten anderen Ufer. Der Fluss ist plötzlich fünfzig Meter breit, ach was hundert! Ein eiskaltes, gnadenloses Wildwasser, lauernde Blutegel saugen uns gierig in die Tiefe, riesige Fische versuchen uns umzustoßen, Schlingpflanzen zerren an unseren Füßen, Steine weichen plötzlich zurück, glitschige Moosflächen verhindern jeden Halt, ein dramatischer Kampf gegen die bedingungslose Natur - sie oder wir.
    Mein Bambusstock bricht.
    Ich lande im Wasser.
    Klatschnass, also weitestgehend, ha, ha! Musste ja so sein! Der Fluss hat sein Opfer und wird, so besänftigt, umgehend wieder zum unschuldigen Bächlein. Ich habe es nur für die anderen getan, damit wenigstens sie eine Chance haben und ihren Spaß, jawohl.
    Gut nur, dass einer der Guides mir auf halbem Weg den Rucksack abgenommen hat.

    Die Holzhütte ist super, auf Stelzen und geräumig mit kleiner Terrasse. In hergerichtetem Zustand bekommt später jedes Paar sein privates Moskitonetzseparee samt Isomatten, was will man mehr! Vor der Hütte eine überdachte Outdoorküche, davor der Fluss, rundherum wilde Natur, was für ein schönes Fleckchen Erde.
    Wir kommen an, hängen unsere nassen Klamotten über verfügbare Gelegenheiten, Sneaker aus, Flip Flops an, Gelände erkunden und entspannen.

    Vor meiner Flusstaufe war da auch viel Schweiss auf der Haut und der muss weg. Um die Ecke durchs Gebüsch führen Wege zum vorher erspähten Strand. Da stehen improvisierte Hütten aus Bambus, mit Bananenblättern als Dach, ich vermute ehemalige Unterkünfte von Kajakabenteurern. Ein gute Möglichkeit, die Klamotten trocken aufzuhängen.
    Und oohhhh, wie erfrischend ist der Fluss, angenehm kühl und an dieser Stelle ziemlich tief. So gut tut das Bad. Dann wieder frische trockene Klamotten an, am Ufer sitzen, die Ruhe und die schöne Natur genießen, endlich, wie herrlich!

    In der Dschungelküche wird schon fleißig geköchelt, ein Süppchen? Der Dämpftopf für den Reis steht auch schon auf einem Feuer.
    Heike lernt von den Mädels ein Kartenspiel, ich schreibe. Die Dämmerung wird schnell zur Nacht, um 18:00 ist es finster. Sehr hübsch die blaukalten Strahlen der Stirnlampen im Rauch der warm leuchtenden Küchenfeuer.
    Wir unterhalten uns und erzählen schon ein bisschen mehr von uns, das erste Thema natürlich unser aller Reisen, Routen und Pläne, es folgen die Erfahrungen und die Tipps.
    Lucie holt wieder ihre Ukulele heraus und beginnt zu klimpern, bald wird daraus ein Lied, begleitet von ihrer wirklich sehr schönen, melancholischen Stimme. Lea holt Pois aus ihrer Wundertüte, die mit bunten LEDs funktionieren. Und sie startet ihre Übungen, lässt die Pois in Regenbogenfarben um ihren Körper kreisen, kreuzen und wirbeln und sie ist verdammt gut damit, wow!
    Später erfahren wir dass sie mit ihrer Poi-Feuer-Show an diversen Orten Kost und Logie, sogar schon etwas Geld verdient hat. Sie zeigt uns Fotos mit ihr in schwarzem Kostüm, dunkel geschminkt und ihren Pois. Superwitzig, welche Persönlichkeiten man auf seinen Reisen alles kennenlernt.

    Unser Dinner besteht aus einer Gemüsesuppe, inklusive Rattan, Bambus und Blüten, dazu gibt es süßes Tomatengemüse und gekochte Kartoffelsticks. Die Grillage besteht aus Medium gegarten Büffelsteaklets. Die riechen sehr kräftig und ungewohnt, den Büffelduft hatten wir auf der Fahrradtour schon einmal in den Nasen. Und so schmeckt das Fleisch auch, sehr kräftig nach Rind in der Potenz, etwas müffelig. Nicht wirklich unser Geschmack.
    Die Guides essen Pansen und das Büffelsteaks fast roh, Sula seine Made. Den Pansen probieren wir natürlich auch. Aber er schmeckt fies nach Tier und ist gummiartig zäh, für uns nicht kaubar und schon gar nicht essbar.

    Während wir ratschen, bastelt Sula für jeden Ringe aus Bambusrinde, ein anderer Guide schnitzt uns Trinkbecher aus dicken Bambusstangen, jedem wird ein Bildchen in die Rinde geritzt, Heike ein Herz, mir einen Sonnenaufgang über den Bergen. Das werden morgen früh unsere Kaffeebecher sein.
    Unsere Lager sind ja schon hergerichtet, so können wir uns nach dem Zähneputzen direkt auf den brettharten Boden kuscheln. Aber wir sind so dermaßen müde, dass uns der Boden egal ist.
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  • Simple Life

    8. desember 2024, Laos ⋅ ☀️ 28 °C

    Um sieben öffnen sich die Augen wieder. Außer einem Guide bin nur ich schon wach, super ausgeschlafen trotz Bretterboden. Morgentoilette am Fluss, der Nebel hängt noch tief in den Bäumen, der ruhige Fluss, diese Stille, Frieden, ich liebe das. Eine Weile sitze ich noch da, bis dann der eingebildete Kaffeeduft unerträglich wird.

    Der große schwarze Wasserkessel auf dem Feuer dampft schon, das heiße Wasser löst das karamellfarbene Pulver in meinem Becher auf und macht daraus eine pappsüße Kaffeesuppe mit leicht holziger Bambusnote. Für den zweiten Pott nehme ich unser mitgebrachtes Kaffeepulver, schwarzer, heißer Nescafé, mhhhmm, aber die Bambusnote bleibt.
    Nach und nach kriechen die anderen aus der Hütte, Sula als letzter. Sobald alle wieder einigermaßen Farbe im Gesicht haben wird das Frühstück serviert, unfassbar gutes Rührei mit Gemüse und Klebereis, Zwiebeln und Knoblauch bringen den Geschmack. Die Eier dafür sind seit gestern durch den ganzen Wald getragen worden, hui.

    Irgendwann sind dann alle mal fertig und gepackt, wir ziehen los. Und wieder geht es in der ersten Passage eine gute Stunde steil auf einen Bergkamm. Ich glaube, das ist das Charakteristische an Wanderungen im Dschungel, erst steil hoch, dann Kamm, dann wieder runter, dann wieder steil nach oben, dann Kamm…
    Der Weg ist wieder sehr abwechslungsreich, der Wald großartig. Mal riesige Bäume, mal Bambuswald, mal viele Palmen, ich komme mir vor wie ein Zwerg in der tropischen Pflanzenabteilung von einem Gartencenter, Tiere vermisse ich gar nicht, die Zikaden vielleicht. Sula hat sich die Ukuele von Lucie geschnappt und sein Plimplim leitet uns durchs üppige Grün.

    Seit einer Weile hat Heike Magengrummeln, sie fühlt sich gar nicht gut und die Anstrengungen des Aufstiegs machen es ihr nicht leichter. Tapfer hält sie durch, aber ihre häufigen Verschnaufpausen fallen irgendwann auch Sula auf. Nach ein paar Metern stoppt er an einem bestimmten Baum und kratzt die Rinde herunter. Die soll Heike kauen, etwas im Mund lassen und dann wieder ausspucken, das wird ihr sicher helfen, meint er.
    Wir gehen weiter durch den Wunderwald bis wir zu einer kleinen Bilderbuchlichtung an einem Bach kommen. Hier stoppen wir für unseren Lunch. Sowieso machen wir insgesamt ziemlich viele Pausen, zum Verschnaufen, zum Wasser trinken. Würden wir die nicht machen, wären wir vielleicht auch viel zu schnell am Ziel, wo hier der Weg doch nicht weniger das Ziel ist. So haben wir Zeit zu verweilen, zu genießen und innezuhalten.
    Ich wringe mein T-Shirt aus, es ist klatschnass und das Wasser tropft nur so raus, heftig.

    Heike bekommt als erstes einen Sud aus der Baumrinde kredenzt, den sie langsam trinken soll. Er schmeckt bitter, bitter ist gut für Magen- und Darmzeugs. Sehr mutig von Heike, das zu trinken, wird spannend jetzt.
    Die heutige Dschungelküche serviert uns gekochten Rattan, Auberginen-Blütengemüse im Bambustopf, gebratenes Schwein, frischen Flussfisch, Frosch, Krabbe. Frösche und Fisch hat Sula in der Nacht im Fluss gefangen, die Krabbe gerade vorhin aus dem Bach. Krabbe und Frösche liegen eher auf dem Bananenblatt unserer Guides, probieren dürften wir aber gerne.
    Die Auberginen sind zum Niederknien, im Bambusrohr über dem Feuer gegart, mit leichtem Rauchgeschmack, habe ich so noch nie gegessen, das Rattangemüse schmeckt irgendwo zwischen Schwarzwurzeln und Spargel, aber milder, unser neuer Gemüseliebling.

    Sula hatte in der letzten Pause eine dreitönige Querflöte geschnitzt und fudelt für uns jetzt Laotische Weisen. Und weil unser Koch keinen ordentlichen Film von ihm zustande bringt, muss Lucie ran und unseren sensiblen Waldflötenelfen auf Video bannen. Sula ist echt ein lustiger Geselle, wir sind alle sehr froh, ihn als Guide zu haben, er ist super aufmerksam, hat einen guten Humor und hat viel zu erzählen. Er ist 32 Jahre alt und kommt selbst aus einem der siebzehn Bergdörfer, wo er seine Kindheit im Wald verbracht hat. Im Alter von zwölf musste er für die Schule stundenlang laufen, weshalb er während der Woche im Ort mit der Schule geblieben ist. Da gab es eine Hütte, in der Kinder wie er übernachten konnten. Naheliegend dass er als Guide zurück in den Dschungel ist. Sein Handwerk hat er über Jahre von anderen Guides gelernt und er liebt den Wald. So wie unser Dschungelkoch sind eh viele Männer von den Hilltribes bei Treks mit von der Partie, wer schon kennt sich da besser aus?

    Wir merken, wie wir immer besser mit der Einfachheit im Wald zurechtkommen und uns den Lebensumständen anpassen. Wenn man mal überlegt, kommt fast alles auf unserer Tour, was wir nutzen, aus dem Wald und wird auch wieder ein Teil dieses Kreislaufs, wir hinterlassen nichts. Bananenblätter sind unsere Teller und Sitzunterlagen, Tische, Bänke, Dächer sind aus Bambus gebaut, die Holzhütte, wir essen die Früchte des Waldes, Becher, Musikinstrumente, Besteck, Töpfe, alles aus Bambus, selbst ein Teil des Reisdämpfers ist aus Rattan, wir waschen uns im Fluss, der Busch ist unsere Toilette, nur unsere Wasserflaschen sind Fremdkörper, aber die nehmen wir auch wieder mit. Mit wie wenig man doch zurechtkommen kann, wenn man nur weiß wie. Simple Life, eine tolle, sehr innige Erfahrung.

    Lucie singt herrlich melanchlisch zu ihrer Ukuele, Lea gibt mit den Pois eine Vorstellung, die Bäuche sind voll, der Bach plätschert, die Guides genießen ihre Zigarettenpause, was ein Dschungelidyll.

    Dann heißt es aber schon auch wieder steil rauf und wieder steil runter, die Route führt immer den kleinen Bach entlang, der zum Lunch so nett zu uns rübergeplätschert hat. Dieser Weg hat es durchaus in sich, mehrfaches Überqueren des Baches, glitschig-matschige Partien, zwischen Steinen und Felsen durch, hinab, hinüber, manchmal gut, das hie und da ein Bäumchen oder Bambus zum Festhalten wächst. An wunderschönen Wasserfällen vorbei, kleine Schluchten hinab klettern, bis der Weg milder wird, als wir den Bachlauf verlassen. Das war schon spannend jetzt, anstrengend und schön.

    Der Wald lichtet sich und öffnet sich zu einem großen Tal, dessen Anblick von Reisfeldern geprägt ist, kleine Holzhütten dazwischen, flankiert von dem Fluss, an dem wir unser Nachlager hatten. Wir sind sozusagen in einem großen Bogen durch den Dschungel gelaufen, vom Fluss zum Fluss.
    Es ist ein gutes Gefühl durch die gelben Felder zu laufen, gerade auch weil die Nachmittagssonne sie in ein goldenes Licht taucht.
    Auf einer sehr wackligen Bambusbrücke überqueren wird den Fluss, sie hält auch mich, puh, die Konstruktion sah eigentlich nicht so aus. Noch ein Weg über einen Hügel und dann liegt unser Ziel vor uns, Nalan Nua, ein Dorf des Hilltribe der Khamu, es ist Sulas Dorf.
    Am Dorfeingang bekommen wir von ihm eine kurze Einführung über die Hilltribes und ihren Alltag. Es ist eines von siebzehn Dörfern in der Region, die von verschiedenen Stämmen bewohnt werden. Es gibt keinen Markt, deshalb muss sich das Dorf nahezu komplett selbst versorgen. Reis, Gemüse, Viehhaltung, Sammeln und Jagen. Gegessen wird alles, Und ja, in Laos essen sie auch Hunde, zumindest essen 60% Hund, sagt Sula, Hundefleisch macht warm, deshalb isst man Hund nur in der Regenzeit.
    Ans Stromnetz angeschlossen ist das Dorf auch nicht, zu abgelegen, zu teuer, sagt die Regierung. Das bisschen Strom wird mit Solar und Diesel erzeugt, die LED Lampentechnik ist hier ein Segen.

    Das dominanteste Gebäude ist der aufgestelzte, hölzerne Schulbau in der Mitte des Dorfes, ein EU Projekt. Etwas über 200 Menschen leben hier, gefühlt sind die Hälfte Kinder. Die Holzhütten stehen auf staubigen, rotem Lehm, in der Regenzeit vermutlich eine recht matschige Angelegenheit.

    Übernachten werden in einem Homestay, das mitten im Dorf liegt. Ein Holzhaus, über eine Treppe geht es in den ersten Stock in einen großen Raum, dessen Schlafnischen durch Tücher abgetrennt sind. Auch hier schläft man paarweise unter einem rechteckigen Moskitonetz, der Luxus: richtige Bettwäsche! Doch der komfortable Schein trügt, auch hier nächtigen wir auf der harten Realität eines Dielenbodens. Die Familie wohnt und kocht auf gleicher Etage direkt nebenan. Der Rauch der Kochstellen am Haus dringt durch die Bodenritzen bis zu uns.
    Hinter unserem Haus befinden sich zwei Verschläge, einer ist nur Klo, der andere Klo und Bad mit Bucketshower, noch ein Luxus!

    Dorfbesichtigung. Im Dorf viele Hunde, die aussehen wie Füchse, viele süße kleine Welpen, Enten, Hühner, Truthähne laufen frei herum, Schweine in einer Einzäunung, einige Alte sitzen herum, es wird viel geraucht, auch die alten, runzligen Frauen mit Pfeifchen oder Kippe im Mund, Mamas machen ihre Hausarbeit, viele, viele Kinder, immer im Familienverband, die Männer sitzen in Grüppchen, es wird geratscht und geguckt, geraucht. Feierabendstimmung. Überall glimmen Feuerchen, der Rauch beißt überall in der Luft, Geflügel wird geschlachtet, gerupft, Süppchen gekocht, die Abendessen werden vorbereitet. Auch wenn es staubig und ranzig ist, wirkt es auch aufgeräumt. Superländlich, supersimpel, superschön. Das Dorf strahlt etwas sehr Geborgenes aus.

    Es ist dunkel geworden, wir sitzen am Tisch unter unserem Haus, im zwei Quadratmeter Späti gleich nebenan bekommen wir fast kaltes Beerlao. Absoluter Luxus! Immer wieder kommen auch kleine Kinder in den Shop und holen sich Tüten mit Knabberzeugs oder noch schnell was für Mama zum Kochen.
    Ich darf als erster zum Duschen. Frisches kaltes Wasser spült die Strapazen und den Staub der letzten Stunden ab. Mit einem erfrischten und sauberen Gefühl mache ich Platz für Heike und beobachte mit den anderen beim Bier das abendliche Dorfleben und wie unser Dinner zubereitet wird.
    Für Lucie und Lea wird ein riesiger Topf mit heißem Wasser in die Dusche geschleppt. Das vorfreudige Grinsen der beiden muss man gesehen haben!

    Zum Dinner bekommen wir heute frisch geschlachtete Ente, Morning Glory, Tomaten- und Rattangemüse, als Spezialität des Abends spicy Innereien der Ente in Blutjus, que delicieux!
    Wir sind recht spät fertig mit Essen, deshalb kommen wir auch zu spät zur folkloristischen Veranstaltung am Dorfplatz. Auf den wenigen Bänken haben schon andere Touristen Platz genommen und dem bereits größten Teil der Show beigewohnt. Ist nicht unser aller Ding in der Gruppe, deshalb sind wir nicht traurig nur noch die letzten beiden Tänze zu sehen.
    Vor allem die jungen Mädchen des Dorfes sind hier aktiv und nur zwei Jungs gehören zur Tanztruppe. Man trägt traditionelle, selbstgewebte, schwarze Röcke mit einer Partie mit buntem Streifenmuster.
    Im Hintergrund groovt ein schon älterer Mann im Sportdress und mit Schnauzer begeistert zum Thaipop und schnipst dirigierend im Takt zu den Tänzern. Wir spekulieren, ob das vielleicht der Tanzmeister im Dorf ist, wobei er schon sehr crazy rüberkommt.
    Die letzten beiden Nummern sind eher Freestyle zu Thaipop als klassische Folklore, gut so und deutlich spaßiger, auch für die Tänzerinnen. Der Tanzmeister geht jetzt komplett ab.
    Die Show ist vorbei, jetzt kommt der Mitmachteil, genau mein Ding, juhu. Zu meiner Erleichterung folgt keine aufdringliche Aufforderung, mein kurzes Nein wird akzeptiert. Doch ausreichend andere Zuschauer finden und haben Spaß am schüchternen Mitmachen, immer paarweise im Kreis zu traditioneller Musik mit grazilem Händeverdrehen, na Danke.
    Applaus, Applaus! Die Tanztruppe bedankt und verabschiedet sich bei uns Gästen im Chor. Sehr süß. Zwar alles inszeniert für die Touristen, dennoch irgendwie unverkorkst und ehrlich.

    Dann ist es Zeit, dass Lea ihre Pois rausholt. Die Regenbogenlichter werden eingeschaltet, Thai Technomukke an und ab geht die Post! Eine Poi Show gab es hier wohl noch nicht, Überraschung, Erstaunen, große Begeisterung. Lea macht das echt super und die Kids feiern mit. Nach dem ersten Song muss ein zweiter folgen, Lucie übernimmt. Und dann ist die Dorfjugend dran. Die coolen Burschen zieren sich, ein Mädchen traut sich ganz mutig und macht ihre kleine Privatshow mit Lea, sie ist ganz vernarrt in Lea. Sie verabschieden sich mit Highfive und einer innigen Umarmung, typisch Lea, kann ich nach unserer Zeit bisher durchaus sagen, sie ist sehr caring und engagiert mit allem, was sie tut. Lucie ist eher zurückhaltend, aber ebenfalls eine gute Seele. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir die beiden als Mitreisende haben dürfen.
    So langsam löst sich die Partycrowd auf, die Strahler werden deinstalliert, der Dorfplatz ist wieder still und dunkel.

    Wir ziehen zusammen zurück zu unserem Homestay und kaufen im Dschungelspäti eine Runde Beerlao und ratschen an unserem Tisch. Die Gesprächsthemen sind nach den gemeinsamen Stunden und Erlebnissen jetzt schon sehr persönlich. Es geht um Elternkonflikte, Trennungen, nicht immer lineare Lebensläufe, Musik, Deutschland, Frankreich. Wir mögen uns und wir lieben dieses köstliche Französische Englisch der beiden. Lucie singt wieder, der Sternenhimmel ist atemberaubend, oh what a night!
    Sula und Kumpane laden uns zu sich rüber ans Feuer ein. Sula hat zwar schon gut einen in der Krone organisiert trotzdem oder auch gerade deshalb eine Flasche Happy Water für unsere lustige Gesellschaft, die ein paar Gläschen später noch lustiger ist. Happy Water wird aus Reis oder Mais gebrannt und schmeckt wie milder Grappa, gefährlich lecker, ist aber garantiert nicht das gepanschte Methykalkoholzeug, an dem neulich mehrere Traveller in Vang Vieng gestorben sind.
    Auch unser Crazy Dancer ist mit von der Partie und freut sich tierisch dabei zu sein, so wie er uns alle glücklich anlächelt. Sula erzählt, dass er eher der Dorfdepp ist, respektiert aber belächelt und gerne einen zu viel trinkt.
    So geht ein wunderschöner Tag zuende und wir ins Bretterbett.
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  • And Back Again

    9. desember 2024, Laos ⋅ ☀️ 26 °C

    Bretthart die zweite Nacht, aber mit einer geschickt platzierten Decke unter den neuralgischen Stellen ging’s dann doch ganz gut.
    Gleich nach dem Aufwachen werden alle ins Wohnhhaus unserer Gastgeber gebeten, der Dorfschamane erwartet uns. Wir nehmen um ein rundes Tablett Platz, auf dem sich verschiedene Utensilien befinden, unter anderem ein halbes gekochtes Huhn, Reis, rote Hibiskusblüten und weiße Bändchen. Erst erklärt uns Sula, dass uns der Schamane für unsere weitere Reise segnen wird. Wir sollen alle das Tablett anfassen und der kleine, huzlige Mann beginnt mit seinen Formeln. Dann verteilt er an jeden ein Klebereisbällchen, das wir essen sollen, nimmt ein weißes Bändchen, tupft es auf den übrigen Reis und auf das Hühnchen und bindet jedem zwei um die Handgelenke.
    Dann gibt es für jeden ein Stamperl Happy Water, und weil man auf einem schlecht stehen kann gleich ein zweites dazu. Prost! Und das vor dem Frühstück. Gemeinsam heben wir dann das Tablett etwas an und der Schamane spricht seinen Segen. Tatsächlich ein sehr meditativer und spiritueller Moment. Mental gestärkt folgt jetzt der weltliche Teil.

    Happy Frühstück mit happy Rührei und happy Reis und diesem fiesen Creamerzuckerkaffeegemisch. Die Schulkinder juckeln an unserem Tisch vorbei, schnell noch beim Späti was zum knabbern und dann ab in die Schule.
    Jetzt sei ein guter Zeitpunkt, unsere Geschenke an die Kinder zu verteilen. Sechs/sieben haben sich schon beim gestrigen Lagerfeuerplatz eingefunden. Heike packt unsere Bleistifte, Tintenroller, Radiergummis und Spitzer aus und verteilt sie möglichst ausgeglichen an die kleinen Kinderchen, die die Geschenke recht geordnet und stoisch entgegennehmen, kein Drängeln, kein Neiden. Neue Kinder kommen hinzu, bald ist Heikes Tüte leer, manche Kinder konnten nur noch einen Bleistift ergattern.
    Ding, Ding, Ding, die Schulglocke dengelt durchs Dorf und die Kinder laufen.
    Wir besuchen die Veranstaltung ‚Authentisches Dorfleben‘. Erste Abteilung Frauenarbeit. Alte Frauen in Tracht stampfen in einem Holztrog abwechselnd Reis. So wurden früher die Schalen vom Reiskorn getrennt, heute macht das eine Generator betriebene Schüttelmaschine. Wir müssen alle mal ran und mit dem schweren Schwengel rhythmisch stampfen. Nächste Abteilung Männerarbeit, Jagen. Mit selbst gebauten Armbrüsten und Bambuspfeilen schießen wir auf eine sehr lustige Zielscheibe aus Pappe mit neun Zahlenkästchen und einer Ente. Das macht nicht nur den Männern Spaß und ist gar nicht so leicht! Mit diesen Armbrüsten können Kleintiere wie Vögel nur aus sehr geringer Distanz von wenigen Metern erlegt werden, lernen wir. Gute Tarnung und viel Geduld sind da notwendig.

    Lucie hat eine Art kleine Polaroidkamera dabei, die die Fotos direkt als kleine s/w-Bilder ausdrucken kann. Das ist der absolute Knaller bei den Kindern. Immer wieder wollen Kinder in verschiedenen Freundinnen- und Kumpel Konstellationen fotografiert werden, köstlich! So mancher Junge hat bald eine kleine Sammlung in seiner Hand, die er aber wohlweislich vor Lucie hinter seinem Rücken versteckt, damit er auf jeden Fall noch einen weiteren Shot ergattern kann. Sehr zögerlich lassen sich dann auch die Erwachsenen ablichten, verstohlen stolz begutachten sie dann ihre Fotos. Schon ein bisschen komisch diese ganze 'Dorfleben'-Veranstaltung.

    Zeit sich zu verabschieden. Irgendwie hat das schon etwas emotionales, so kurz unsere Zeit hier auch war, so schön und bedeutend war sie für uns.
    Lea drückt noch einmal ihre kleine Freundin, die verschwindet kurz und schenkt Lea ihr Spiralarmband, Lea ist ganz gerührt, eine Szene, die nur bestes Kino erzählen kann.

    Wir laufen wieder, steil nach oben, was sonst, und dann wieder steil nach unten und wieder rauf und dann der Weg auf dem Kamm. Kurze Pause in einem Unterstand, der die Grenze von einem zum anderen Stammesgebiet markiert, man lebt in friedlicher Nachbarschaft miteinander. Zwei Berlinerinnen sitzen mit ihrem Guide schon da. Wir kommen nett ins Gespräch über Wielange, von Wo und Wohin, ganz fremd hier Berlinerisch zu hören. Aufbruch.
    Nach insgesamt eineinhalb Stunden erreichen wir unseren Lunchplatz, den wir uns mit der Berliner Gruppe teilen. Eine große Bananenblatttafel wird auf dem Boden ausgebreitet, serviert wird Papayasalat, Rattangemüse, Morning Glory, Kartoffel-Karottengemüse und gebratenes Schweinefleisch, gekochtes Huhn, den obligatorischen Reis dazu, der Kniff allerdings ist Chili, das mit Dschungelpfeffer gemischt ist, zum dippen, alles gestern schon im Dorf vorgekocht. Unser letztes gemeinsames Essen dieses Abenteuers, schnüff. Das war nicht nur einfaches Trekking durch den Wald, das war auch eine Reise durch dreisterne Dschungelkulinarik, eine Reise der Herzen, der Wahnsinn echt, sagen wir alle.
    Nach ein paar weiteren ausgetauschten Geschichten trollen sich die Berlinerinnen, wir bleiben noch, Sula bastelt wieder. Keiner errät, was er da aus den langen, schmalen Blättern irgendeiner Pflanze faltet und flechtet. Am
    Ende steckt er ein gefiedertes Palmblatt in die Mitte seiner Konstruktion und zeigt es stolz in die Runde, es ist, es ist - pow, schickt er das Ding mit seiner flachen Hand in die Höhe - es ist ein Indiaca, ein Handfederball. Wir stellen uns gleich im Kreis auf und beginnen zu spielen. Durch die Flechtart funktioniert der Ball wie eine Feder und lässt sich weich mit den Händen wegschlagen, aber gar nicht so einfach, das Ding länger in der Luft zu halten.

    Ja, und dann beginnt unsere letzte Etappe, immer hinunter, über rotsandige Wege eine gute Stunde hinab ins nächste Dorf an einer Straße, von wo wir abgeholt werden sollen. Im Dorf setzen wir uns direkt vor einen Laden, der Beerlao verkauft, eine Runde für alle. Wir stoßen auf unsere wunderbare, großartige, gemeinsame Erfahrung an, besser geht es einfach nicht! Sula hat seine Schuhe komplett durchgelatscht, er schmeißt sie kurzerhand in den Müll. Später werden ihm Lucie und Lea auf dem Markt neue Schuhe und eine Jacke sponsern. Wir geben gut was an Tip dazu, genauso wie dem superhilfsbereiten und aufmerksamen Guide mit dem unaussprechbaren Namen. Und dann kommt der Van, eine Stunde später sind wir zurück in unserem Hotel Phou Li und dann kommt der richtige Abschied, wir drücken uns alle und danken uns noch einmal für diese unvergessliche Zeit.

    Wie herrlich diese Dusche! Ärgerlich nur, dass das Bad unseres Bungalows nicht geputzt wurde und der Schmutz definitiv nicht von uns ist, denn in diesem Bungalow waren wir bisher noch nicht. Aber wir sind ja jetzt einiges gewohnt und drücken beide Augen zu.
    Bevor wir chillen und dann zum Nachtmarkt gehen, geben wir noch unsere vollgeschwitzte Wäsche als Express-Laundry ab, sodass sie morgen vor Mittag fertig sein sollte. Damit ist alles erledigt für heute und wir müssen nix mehr außer lecker Abendessen auf dem Nachtmarkt und wen treffen wir da? Lea und Lucie. Wir essen zusammen und teilen unsere Highlights. Für morgen sind wir dann um 12:00 bei ihrem Hostel verabredet, um uns das Taxi nach Natuey zu teilen.
    Ein weiterer wunderschöner Tag voller großartiger Eindrücke geht zu Ende, sehr zufriedenes und erschöpftes Einschlafen, immerhin sind wir weit über 30 km auf und ab gegangen.
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  • Luang scho nimma gsehn

    10. desember 2024, Laos ⋅ ☀️ 25 °C

    Es ist doch immer wieder witzig, wie man an einem Ort ankommt und wie man ihn wieder verlässt. Erst liegt sein Geheimnis in der Dunkelheit mit einer guten Portion skeptischem Fremdeln, mit dem Erleben erhellt sich dann nach ein paar Tagen der Blick und am Ende verlässt man ihn in einer Vertrautheit und lässt dort manchmal sogar ein Stückchen vom Herzen zurück. Was für eine Wandlung, von Wasser zu Wein.

    Und so sehen wir jetzt Namtha und Luang Prabang mit ganz anderen Augen.
    Ein sehr entspannter Morgen heute, außer der Frage, ob unsere Wäsche schon fertig ist, der Rest ist Kaffee und Frühstück. Und packen, denn um 15:00 Uhr geht unser Zug nach Luang Prabang.
    Die Wäsche ist tatsächlich fertig, die Rucksäcke gepackt, das Taxi bestellt. Bevor wir Lea und Lucie abholen, gehen wir noch vor auf die Hauptstraße und holen uns in einer Strassenküche unser Lunch: Duck Larb, Morning Glory, gebackene Eier und Sticky Rice, alles schön einzeln in aufgeblasenen Plasiktüten verpackt, Teller. Löffel und Chopsticks gibt’s dazu. Nur die Chopsticks sind nicht aus Plastik.
    Zeit Lea und Lucie von ihrem Hostel einzusammeln. Die Fahrt zum Bahnhof nach Natuey hat bei der backbone breaking Hinfahrt ja weit über eine Stunde gedauert, also kalkulieren wir samt möglicher Panne drei Stunden bis zum Zug. Dieses Mal haben wir ein ganz normales Auto als Taxi und die Fahrt geht erheblich zügiger und vor allem erheblich weicher gefedert zum Bahnhof. In nicht einmal einer Stunde sind wir da.
    Die Zwei Stunden Wartezeit überbrücken wir draußen im Schatten vor dem mondänen Bahnhof mit unserem leckeren Essen, mit der Reflektion der tiefen Eindrücke der letzten Tage und Schreiben.
    Beim Sichetheitscheck muss ich doch tatsächlich unser Fußdeospray abgeben, 30 ml über den erlaubten 120 ml, die Laoten werden das noch bereuen, wenn wir später unsere Schuhe ausziehen, ha ha. Aber, es war den Beamten nahezu richtig peinlich, das Deo einzuziehen und sie haben sich mehrfach entschuldigt, süß, ist ja nicht ihre Verordnung, sondern die vom ganz großen Bruder im Norden.

    Dieses Mal sitzen wir umringt von Chinesen in der Standardklasse, Lea und Lucie sitzen ein paar Waggons hinter unserem. Kurz bevor wir in Luang Prabang ankommen, schauen sie extra noch einmal bei uns vorbei, um sich zu verabschieden. Oooch, wie lieb! Fester Drücker und take care! Und ein dickes Danke, dass wir diese Erfahrung mit euch Netten teilen durften, das hat diesen Trip noch einmal mehr zu etwas ganz Besonderem gemacht. Bye, bye!

    Hello again Luang Prabang! Massen von chinesischen Touristen versuchen sich vor dem Bahnhofsgebäude zu ordnen, das richtig Fähnchen vom Guide zu finden, Namenslisten werden herausgeplärrt, erste Gruppenfotosessions, perfektes Chaos, willkommen in China, echt.
    Wenn China mal platzen sollte und über Europa hereinfallen, na dann gute Nacht. Die Laoten können einem richtig Leid tun. Das Ding ist nämlich, seit es die Strecke Kunming - Vientiane gibt, strömen Massen von Chinesischen Touristen nach Laos. Man könnte meinen, ist doch gut, kommt Kohle ins Land. Aber denkste, Chinesen reisen mit chinesischen Agenturen, schlafen in Chinesischen Hotel, essen Chinesisch, leihen ihre Vans bei Chinesen, reiten Elefanten in chinesischen Elefanten-KZs zu Tode, nicht ein Kip landet da bei den Laoten, aber ihr Land wird von den Chinesenhorden zertrampelt und misshandelt.
    So wurde uns das von einer Französin erzählt, die hier seit Jahren arbeitet und Luang Prabang vor und nach der Zuglinie kennt. Was muss das einmal für ein verschlafenes Nest gewesen sein als nur vorwiegend Europäer und Australier hierher kamen, die nach wie vor sehr von den Laoten geschätzt werden by the way.

    Fast schon wie Routiniers streben wir zum Taxiservice, zwei Euro für jeden bis vors Hotel, passt, rein ins Taxi, bloß weg hier. Nach einer kleinen Hotel-Drop-of-Odyssee durch LP erreichen wir fast als letzte unser Hotel, dieses Mal in der Altstadt, das Golden Lotus Boutique Hotel. Mittelklasse für 35 € das DZ die Nacht, inkl Frühstück, direkt am Morning Market, also mittendrin, und gleich um die Ecke vom Nightmarket, dennoch ruhig in einer Nebenstraße neben einem Wat. Wat willste mehr. Hauptkriterium für die Auswahl war aber die Nähe zur Post Office, an der wir Morgen pünktilch um halbacht sein müssen.

    Der Empfang sehr herzlich mit Welcome Drink und Obstteller, ganz ungewohnt. Unser Zimmer im Erdgeschoss in köstlicher Laoeleganz, sehr sauber und groß, Dusche und Klo getrennt, hatten wir so auch noch nicht. Wir kommen uns vor wie im Viersternehotel. Flugs geduscht und zum Nightmarket. Und ist nach Suppe und knusprigen Frühlingsrollen. Danach geschälte Babyananas vom Stand, teilweise leider ungenießbar mit Stich, und feinem Mangosmoothie.

    Danach ist uns nach Bar und Beerlao zumute. Die Bars am Mekongufer sind gerade am schließen oder uns zu touristennobel und an den Tischen mit hart zockenden Lao-Damenkränzchen wollen wir nicht stören. Also lassen wir uns von Kokosnüssen am Straßenrand zu deren Genuss in einem dieser Klapperrestaurants direkt am hohen Mekongufer inspirieren. Mit Blick auf den schwarzen Mekong, die Karaokeschiffe und die Autofähre suckeln wir genüsslich das Wasser aus den Nüssen und freuen uns über die Erlebnisse, den Tag und die Nachtruhe in den eleganten Boutiquebetten.
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  • Jurassic Parc

    11. desember 2024, Laos ⋅ ⛅ 28 °C

    Halbsieben Wecken, sieben Frühstücken, es gibt Suppe im Hotel! Pünktlich halbsieben wartet der Van zum Elephant Conservation Center vor der Post Office, witzig der Weg durch den quirligen Morgenmarkt.

    Fast drei Stunden geht es jetzt im Van mit zwei Australischen Damen nach Sayabury, wo sich das Elefanten Sanctuary ECC befindet. Fast drei Stunden bumpy Road, unsere Wirbelsäulen schreien stumm, als sie mehrmals brechen, der Staub der trockenen Schlaglochpiste verschluckt alles, was sich links und rechts von ihr befindet, Pflanzen, Häuser. Shops, Tiere, Kinder, sie nennen es Brown Snow - und die Trockenzeit hat erst angefangen. Dazu elend viele schwere Trucks, die die Straße mit ihrer Masse blockieren. In der bergigen Landschaft drumherum hängen noch die Morgennebel, durch die sich die Sonne nur trübe hindurch kämpfen kann, graue, staubige Welt in fahlem Licht, Endzeitszenario.
    Wir stoppen an einer Tankstelle mit Toilette und Supermarkt, wir suchen beides in dieser Reihenfolge auf. Im Supermarkt kaufen wir Großpackungen Kekse und diese leckeren Choco Mucho Puffreisschokoriegel. Nach endlosem Geholper kommen wir dann endlich an einem Bootsanleger an, von dem aus uns ein überdachtes Floß über einen See zum Center bringt, Schwimmwesten nicht vergessen.
    Zu uns gesellen sich noch aus einem anderen Auto vier Amerikaner, einer könnte original der Zwillingsbruder von Präsident Biden sein. Ich komme mir ein bisschen vor wie bei Jurassic Parc, auch weil der Altersschnitt unserer Gruppe sich eher dem Bereich Dinosaurier annähern dürfte.

    "Welcome at the Elephant Convelsation Cente, my Name is Mistel Su, you can call me Su, and I am youl Guide djuling your stay." Ein sehr freundlicher Mann bereitet uns mit seinem Lächeln einen sehr bemühten und warmen Empfang. Wir gehen vom Pier ein paar Holztreppen hinauf zum Restaurant und Schulungsraum. Hier erklärt Mr Su uns die formalen Abläufe und unseren Stundenplan.
    Als erstes beziehen wir unsere Bungalows, dafür haben wir 20 Minuten, dann Treffen im Restaurant. Von dort gehen wir durch den Dschungel zu einem Viewpoint, wo der Tisch für unser Lunch bereits gedeckt ist. Nach dem Lunch um halbeins kommt dann die Elefantenmutter mit ihrem Baby und sie werden fressen und vielleicht baden, wenn sie Lust dazu haben. He, he. Wir werden dann mit dem Boot zurück zum Camp gefahren, dort besuchen wir das Elefantenhospital, der Veterinär wird alle Fragen zur Gesundheit und Biologie der Elefanten beantworten. 15:00 kommen die Elefanten dann zum Seeufer, wo sie zu Essen bekommen und vielleicht baden, wenn sie Lust dazu haben. He, he. Ab 16:00 ist Freizeit bis 18:00, dann treffen wir uns im Restaurant, um einen Film über die Arbeit des ECC anzusehen. 18:30 ist Dinnertime, danach Freizeit. So ein durchgeplanter Plan hört sich für uns etwas creepy an ...aber so soll es geschehen.
    Wir beziehen also unseren schönen Holzbungalow mit Moskitonetz, Fan, Terrasse mit Seeblick und Gemeinschaftsbad. 20 Minuten später im Restaurant beäugen wir uns in der Gruppe zunächst vorsichtig und finden uns dann insgesamt recht sympathisch, Jim, Jim und Kim, Joanne, die anderen beiden Namen habe ich vergessen, Heike und ich. Auf jeden Fall vier Amerikaner und zwei Lehrerinnen aus Australien, die zum Piepen sind, alle gut über sechzig, wir sind die Küken. Der bereits erwähnte Mr Biden haut eine furztrockene Bemerkung nach der anderen raus, das kann lustig werden.

    Der strahlende Su holt uns ab. Auf breiten Pfaden führt er uns zum Viewpoint, wo wir einen überdachten Unterstand mit gedecktem
    Tisch vorfinden. Der Viewpoint liegt in einer kleinen Bucht vom See, über den wir geschippert wurden. Während wir eine Gemüsesuppe, ein Gericht mit Huhn und knusprige Frühlingsrollen essen, sehen wir auf der gegenüberliegenden Seite hinter Büschen schon das Elefantenbaby unruhig herumzappeln. In dem Augenblick, als wir unser Lunch beendet haben, kommen Baby mit Mutter hinunter zum Seeufer, das ca. 15 Meter von uns entfernt ist, und bekommen endlich zu Fressen. Das laute Knirschen als die Elefantin die dicken Stücke der Bananenpflanze zermalmt, schallt bis zu uns hinüber, genauso wie das Wasser, das sie und das Baby sich in ihr Maul spritzen, macht Spaß das anzusehen und zu hören. Dieses Szenario hat schon etwas sehr Einnehmendes. Der Mahout hält sich dezent im Hintergrund. Herr Su erzählt uns dazu einiges zu den Elefanten im Park, ihren (Leidens)Geschichten, dem Umgang mit den Tieren, die Ernährung, die Mahouts. Zum Baden hat das Baby keine Lust, he, he, und die beiden trollen sich mit dem Mahout wieder in den Wald.

    Anschließend werden wir mit dem Floß, das in der Bucht schon auf uns wartet, über den wunderschönen See zurück zum Center gefahren, Rettungswesten nicht vergessen, und steigen wieder die Holztreppen hoch zum Elefantenhospital. Das Hospital ist eine Baracke mit einem überdachten Bereich, in dem ein sehr stabiles und sehr großes Gestell aus Eisengestänge steht, in das Elefanten bugsiert werden, sollten sie medizinisch versorgt werden müssen, ein kräftiger Seilzug darüber.
    Der Assistenz Veterinär nimmt uns in Empfang und berichtet über die Anforderungen und Herausfordreungen, mit denen das medizinische Personal zu tun hat. Die Elefanten kommen in der Regel aus der Gefangenschaft, wo sie als Arbeitselefanten oder Spaßbringer für Touristen misshandelt und missbraucht wurden. Meist haben sie massive seelische und körperliche Schäden, Unterernährung, chronische Entzündungen, assozial, traumatisiert, richtig heftig. So müssen sie erst einmal wieder aufgepeäppelt werden, resozialisiert, renaturalisiert und in eine Herde integriert werden. Die meisten Elefanten sind zu alt, um noch Nachwuchs zu bekommen, oder ihre Gebärmutter ist beispielsweise durch Zysten zerstört. Dass es dem Center an Vielem fehlt, macht die Arbeit nicht leichter. Aber man arbeitet hart daran, ein eigenes Labor und eigene Forschung einrichten zu können, an internationalem Austausch, Thailand, Vietnam, sogar Spezialisten aus Deutschland. Viele gute und schlechte, amüsante und traurige Geschichten werden uns erzählt. An einem Skelett wird uns die Anatomie der Elefanten erklärt und die Folgen für das Treatment, viele Fragen werden beantwortet.

    Nach dieser tatsächlich sehr interessanten Aufklärung und Information übernimmt wieder lovely Mr Su. Im Gänsemarsch geht es wie verabredet hinunter zum See, wo schon drei weitere Elefanten und ihre Mahouts auf uns warten, um ihr Abendessen zu verspeisen, Bananenstauden und Zuckerrohr. Drei jüngere Franzosen stoßen noch zu unserer Gruppe, zwei Männchen und ein Weibchen, leider ziemlich prollige Dumpfbacken, die nicht einen kommunikativen Ton herausbringen und lieber unter sich bleiben.

    Was für ein herrliches Geknurpse, Gemahle und Geknirsche, dazu zufriedenes Grunzen und fröhliches Kacken, zwei bis drei Kiloboller werden da so im Schnitt halbverdaut rausgedrückt, länger als eine Stunde bleibt das Zeug nicht im Körper eines Elefanten.
    Wir beobachten die Drei im sicheren Abstand von fünf bis sechs Metern und versuchen über die Fressgeräusche hinweg etwas von Mr Sus Ausführungen zu verstehen. Nach einer guten Weile ist das ganze Futter verputzt.
    Nächster Programmpunkt, Elefanten ins Bett bringen. Wieder im Gänsemarsch begleiten wir die Elefanten auf schmalen Pfaden durch den Wald in ihr Nachtlager. Jedes Tier verbringt die Nacht solo an einem anderen Ort, damit im Radius auch genug Fressen für eine Nacht vorhanden, immerhin ca 200 kg für ein ausgewachseneres Tier. Die Elefanten werden an 40 bis 50 Meter langen Ketten befestigt, dann haben sie einen ausreichenden Bewegungsradius. Sie müssen noch so lange angekettet werden, bis sich das Sanctuary einen Zaun um die 550.000 km2 leisten kann, man arbeitet dran. Elefantastisch Geschlafen wird für eine bis eineinhalb Stunden abwechselnd im Stehen, Liegen oder mit der Stirn an steile Hänge oder Bäume angelehnt, dazwischen wird ordentlich gefressen. Alle Tiere sind bei ihren Schlafplätzen angekommen, wir gehen uns unterhaltend und Mr Su fragend zurück zum Center und haben dann Freetime bis 18:00.

    Wir nutzen die, um auf der Terrasse eine heiße Ovomaltine zu genießen und auf den See zu schauen. Das Farbspiel des atemberaubenden Sonnenuntergangs verfolgen wir in Liegestühlen nahe dem Restaurant. Punkt 18:00 wird der Informationsfilm über das ECC und seine Tiere gestartet. Das Center leistet eine bemerkenswerte Arbeit für die Rettung der letzten verbliebenen Elefanten in Laos, das einst das Land der eine Million Elefanten hieß, wovon heute nur noch ein paar hundert übrig sind, ein Teil frei in National Parks, ein Teil in Sklaverei zur Touristenunterhaltung. Die Waldarbeit mit Elefanten wurde in Laos erst vor ein paar Jahren verboten, immerhin, aber viel zu spät. Wen es interessiert, mehr Informationen zum ECC gibt es unter elephantconservationcenter.com. Was uns von Anfang an an diesem Sanctuary gefallen hat war, dass man hier Elefanten in respektvollem Abstand beobachten kann, aber Anfassen verboten. Wirklich frei sind die Elefanten hier auch nicht, geht auch gar nicht, weil sie situationsbedingt nicht in der Lage wären ein Leben in freier Wildbahn zu führen, sie konnten nicht von anderen Elefanten in einer Herde lernen, was für ihr selbstständiges Überleben wichtig wäre, nicht einmal das Kinderkriegen. Aber sie führen hier zumindest ein würdiges, stressfreies Altenteil. Das Mittelfristziel wäre eine Herde aufzubauen, die selbständig agieren kann und sich vermehrt. Erst neulich wurden wieder drei Tiere im Nationalpark ausgewildert, das ist doch schon was. Dennoch gibt es wohl tausende unregistrierte Elefanten, die Frondienst leisten müssen.

    Sehr umfassend aufklärend und interessant der Film. Gleich im Anschluss gibt’s Abendessen. Eine nette Ratscherunde entwickelt sich in unserer Gruppe, jeder erzählt ein bisschen was von sich und seinen Reisen. Es ist immer wieder ein gutes Gefühl, wenn die Nationen der Welt sich so gut und fröhlich miteinander unterhalten. Bald aber ist die Seniorenrunde müde und verteilt sich auf die schicken Hütten.
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  • Törööhh Törööhh

    12. desember 2024, Laos ⋅ ⛅ 30 °C

    Halbsieben stehen wir auf, ich liebe die Ruhe auch an diesem Morgen, halbacht Frühstück und dann: Sabaidee, Mr Su! Unser Programm startet um zwanzig vor neun. Elefanten wecken und Frühstück bringen. Der 30 minütige Weg zum Schlafplatz unserer Elefantenkuh ist ein ziemliches rauf und runter durch den Wald, für so manchen Älteren fast schon grenzwertig.
    Die Elefanten im Center tragen eine Art Klapper aus Holz und Bambus um ihren Hals, damit der Mahout sie immer gut orten kann, sollten sie doch einmal eigene Wege gehen. Auf unserem Weg können wir das Geklapper von diversen Elefanten in der Umgebung hören, wenn wir sie auch gut im Wald versteckt nicht sehen können. Manche Trompeten richtig laut durch den Wald, so habe ich das auch noch nie gehört!

    Fast schon ungeduldig erwartet unsere Elefantin ihren Mahout, vor allem die Leckerlis, die er bringt, frische Bananenstaudenhappen. Dann führt uns die Elefantendame zur Bucht von gestern, wo sie die anderen Elefantendamen zum Morgenbad trifft. Das ist ja so putzig, wenn Elefanten baden, diese riesen Viecher, die freudig wie kleine Kinder im Wasser herum plantschen. Da zuzusehen, das macht schon glücklich. Nach dem Bad staubt man sich hübsch ein und macht sich sexy für die Bullen, die davon am Ende nichts mitbekommen, da sie separat gehalten werden müssen. Aber Hauptsache der Teint stimmt und so geht’s auf zum Socialisen in die Socialise Area, Gemeinschaft will gelernt sein. Wir müssen dafür einen kleinen, steilen Hügel erklimmen, um die Elefanten von oben in ihrem kleinen, abgeschlossenen Tal beim Freeplay beobachten zu können. Die Elefanten sind hier komplett ungestört und unter sich, selbst die Mahouts müssen draußen bleiben.
    Acht Elefanten üben Herde, zwei davon sind noch Kinder. Eine Mutter und ihr Kleines baden in einem Schlammloch, zu putzig! Die anderen strollen im Tal herum und sind und machen, was Elefanten eben so sind und machen. Eine ganze Stunde haben wir dafür und viele Fragen an Mr Su. Wir lernen richtig viel über Elefanten, ihre Eigenheiten und deren Verhaltensweisen. Es ist schon wirklich etwas anderes so nah an diesen Tieren sein zu dürfen, eine Erfahrung, eine große Freude. Was sind Menschen nur für grausame Wesen, wieviel Gutes können Menschen bewirken. Es ist nicht schwer sich für eine Seite zu entscheiden, fast denkt man darüber nach, sich für diese gute Sache zu engagieren.

    Die Elefanten dürfen noch zwei Stunden für sich sein, wir dürfen Mittagessen, wieder diese leckere Laotische Küche, danach ist schon Packen angesagt. Ein paar Souvenirs kaufen, sehr beliebt sind die Elefantenklappern in klein. Jetzt rennen die lustigen Australierinnen mit den Klappern um den Hals auf dem Gelände herum. Schwimmwesten an, Floß legt ab, tschüss Elefanten, tschüss Mr Su, der uns noch rührig hinterherwinkt, die Taschen voller Tips.
    Wieder an Land noch einmal ein herzlicher Abschied von unserer Gruppe, die Busse warten schon. Auf der hintersten Bank, der Folterbank, sitzen diesmal die Franzosen, tschüss Backbones. Auf den Sitzen weiter vorne merkt man die Hopser gar nicht soo schlimm, ich kann auf jeden Fall beim Fahren schreiben oder wir uns mit den beiden köstlichen Australierinnen unterhalten. Ich muss an Heideschwester denken, die hier gut in die Runde gepasst hätte.
    Krasse Straße, krasser Staub, krasser Verkehr, zweieinhalb Stunden lang bis wir wieder vor dem Postoffice in Luang Prabang ausgeladen werden.
    Den Australierinnen erzählen wir noch von diesem göttlichen Kokosnusseis im Miti Restaurant, das wir heute auf jeden Fall noch einmal essen wollen, der Köder ist ausgeworfen, ha, ha!

    Wir checken dieses Mal im Schwesterhotel vom golden Litus ein, dem Golden Sun, nur ein paar Meter weiter in der Seitenstraße. Das Zimmer ist nicht ganz so dolle, in der gleichen Lao-Eleganz dekoriert, aber sonst schon etwas abgenutzt. Für die eine Nacht aber wunderbar und absolut ausreichend.
    Luang Prabang, wir kommen, schon wieder. Unser Versuch im Khmu Spa spontan eine Ölmassage zu bekommen scheitert leider, fully booked. Dann essen wir in der nahezu einzigen Resopaltisch Garküche auf der Hauptstraße zwei Suppen und Schweinerippchen, auf schick haben wir heute keine Lust und auch nicht auf den Nachtmarkt. Aber das Kokosnusseis, das muss jetzt noch sein! Und wer sitzt im Miti und winkt uns noch draußen auf der Straße durch die Scheibe? Na? Genau die!
    Zu viert sind sie jetzt sogar, die Aussies, vier bunte Chicken, Bridget & Bridget stellen sich die anderen beiden vor, es könnte jetzt auch ein schräger Film sein, es wird wieder amüsant! Wir gönnen uns noch ein Portiönchen von diesen köstlich würzigen Luang Prabang Würstchen - Ja, Heike mutiert hier zur Schweinefleisch- und Würstchenesserin, weil's hier einfach so gut, so anders schmeckt. Und dann der Höhepunkt, das Eis mit frischen Mangos dazu, bäm, andächtige Ruhe und verzücktes Genießen.
    Noch ein herzlicher Abschied.
    Und dann stracks ins Hotel, müde und zufrieden.
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  • Nächster Halt…

    13. desember 2024, Laos ⋅ ☁️ 25 °C

    Jubel, Trubel, Morningmarket. Sportlich um kurz nach sieben schieben wir uns durch den bunten Morgenmarkt, weil wir ihn einfach mögen und weil er direkt vor unserer Haustür ist. Unser Ziel aber ist der Stand mit der Congee und dem warmen, betonfarbenen Sojadrink mit Black Seeds auf der Hauptstraße. Reissuppe am Morgen ist einfach Bauch streicheln, die Sojamilch eigentlich auch, aber nicht, wenn sie so verwässert ist wie die heutige, die lassen wir halbleer stehen.

    Wir schlendern durch den Morgen auf der Promenade am Mekong. Ein Kaffee wäre jetzt recht und hier ist der passende Ort dafür. Ein Barista Stand bietet vielversprechende Kaffeekreationen an, die offensichtlich mit vernünftigen Maschinen zubereitet werden. Ein Cappuccino und ein Americano bitte. In den bequemen Campingklappstühlen sippen wir unsere heißen, sehr guten Kaffees und beobachten das Treiben auf dem Mekong. Ein Hotelschiff durchkreuzt durch unsere Blicke. Eigentlich wollten wir ja von Namtha mit dem Bus nach Huaxy und von dort in zwei Etappen mit dem Schiff auf dem Mekong zurück hierher nach Luang Prabang. Nachdem wir Berichte und Bilder von den Schiffen gesehen haben, haben wir uns jedoch dagegen entschieden. Diese Route ist sehr beliebt, man sitzt sich, wenn man Pech hat, dicht an dicht gegenüber auf Bänken, und das jeden Tag sechs bis sieben Stunden lang, schöner Mekong hin oder her, das ist lang, sehr lang. Die Nacht verbringt man mit Zwischenstopp in Pakbeng in einem Guesthouse an Land. Ne ne, das ist nicht unser Ding. Die Eintagesversion hätte es auch gegeben, aber der Weg von Namtha nach Pakbeng kostet einen ganzen Bustag auf holprigen Straßen. Ne, ne, auch nicht. Die schlaueste Variante für die Gesamtplanung wäre gewesen, in die entgegengesetzte Richtung nach Norden zu reisen, also von Luang Prabang nach Huaxy, diese Richtung ist nicht so überlaufen.
    Dieses Hotelschiff, das wieder unseren Blick entschwindet, kostet 500 € für die zwei Tage, Schluck.

    Chinesentrauben hängen schon wieder vor dem Königspalast oder machen Fotoshootouts im Wat. Wir manövrieren uns hurtig vorbei, biegen ab und bremsen hart vor dem Khmu Spa.
    Diesmal sind Kapazitäten vorhanden, yes, eine Stunde Fußmassage und Facial Treatment gehen sich noch gerade aus, bevor unser Taxiservice zum Bahnhof kommt und uns am Hotel abholt. Khmu Spa, leider geil.

    Ein etwas gestresster Taxifahrer schmeißt unsere Rucksäcke aufs Dach vom Van, im Kofferraum ist kein Platz mehr. Wir fahren erst zu dem einen Hotel, wo jedoch kein weiterer Mitfahrer wartet, wir fahren zum nächsten Hotel, dort wartet gleich eine ganze Familie mit drei Schrankkoffern. Wo sollen die denn bitte hin? Nicht einmal auf dem Dach ist da noch Platz für. Der Taxifahrer mit Schweiß an den Schläfen ruft einen Kollega, langsam wird die Zeit knapp bis zum Bahnhof. Kollegs kommt, Auto voll. Gepäck umräumen und umstapeln - Leude, die Zeit! - die Familie macht jetzt auch noch rum, wer wo sitzen soll, - weia - Mutter mit Schnute, Tochter mit Schnute, Vater fertig nach drei Schrankkoffer durch Luang Prabang rollen. Endlich hat auch die Schneckenfamilie ihre Plätze eingenommen, wir fahren los. Jetzt nur noch hoffen, dass der Klappervan mit dieser seltsam krachenden Gangschaltung das Geholper bis zum 15 km entfernten Bahnhof übersteht …er übersteht und wir sind rechtzeitig da.
    Schnell muss es jetzt gehen, der Check-in, schnell bevor der Chinesenbus an der Schleuse steht.
    Security - beeep! Sir please Sir, com hier. Ich, ehrlich jetzt, wasjetztlos? Sissohs Sir, Sissohs, die Securitydame zeigt streng auf meinen Rucksack, ich muss öffnen und weiß nicht wirklich, was ich da jetzt suchen muss. Sissohs? Wühl, wühl, kein Plan. Sissohs, Sissohs! Sie zeigt und zeigt auf mein Gepäck. Dann kommt eine Kollegin mit einer Schautafel an - ach Scissors, Schere, ich habe eine Schere im Gepäck, die wollen sie haben! Eine Schere, ich? Verdammt, wo könnte ich jetzt eine Schere haben. Gottseidank fällt mir meine Erste Hilfe Box ein, da könnte eine Schere drin sein! Und ist sie auch, ein stumpfe Verbandsschere. Ehrlich jetzt, ihr wollt auch noch meine Schere? Strenges Nicken, ab in den Müllschlucker. Schnüff. Das Opinel habe ich ja eingesehen, das Fussdeo mit Stirnrunzeln, aber so eine stumpfe Erste Hilfe Schere… könnte eine Waffe sein, hab schon kapiert, aber die letzten beiden Zugfahrten davor hätte ich noch prima ein Blutbad anrichten können, zu spät. Das sind eben die gestrengen Chinesischen Verordnungen der Chinesischen Railway.

    Mit Grrr steigen wir in den Highspeed nach Vientiane. Vang Vieng lassen wir tatsächlich aus, auf Barhopping auf dem Fluss im Gummireifen haben wir jetzt nicht so Lust, Tropfsteinhöhlen auch nicht so, dort Radeln wäre vielleicht schön gewesen, aber wir mussten Entscheidungen treffen, nicht nach Vang Vieng war eine davon.
    Fast alle weißen Touristen steigen hier aus.
    Der Zug fährt weiter, wir mit. Wir snacken unser Obst vom Markt, Pomelo, reife Mango und Papaya, bäm, Kekse dazu. Eine klebrige Sache, aber es gibt ja tatsächlich funktionierendes Wasser in der einigermaßen brauchbaren Zugtoilette.
    Eine Stunde später Ankunft in Vientiane, der Hauptstadt von Laos. Flugs aus dem Bahnhof zu den Bussen und Taxis. Gleich der erste Bus, er sieht aus wie ein alter Linienbus, scheint der richtige für uns zu sein, das sagt zumindest der Schlepper. Die Endhaltestelle liegt auf jeden Fall in Laufweite zu unserem Hotel, passt. Wir hüpfen rein, Motor springt an, wir fahren schneller los als jedes Taxi vor Ort.
    Die Fahrt über 23 km kostet uns je einen guten Euro. Auch mal nett, so ein Preis. Wobei Laos eh so unfassbar günstig ist, günstiger als jedes andere Land in SO Asien. Um halbfünf kommen wir nach einer guten Stunde Fahrt am zentralen Busbahnhof von Vientiane an. Die Stadt ist auf den ersten Blick ziemlich hässlich und schmuddelig, dieser Eindruck verstärkt durch den grau bedeckten Himmel.
    Unser Hotel liegt unweit vom Mekong - dieser Fluss begleitet uns die ganze Reise - in einem touristischen Viertel, mit vielen Hotels, diesen typischen Backpacker-Traveller Verbrüderungs- und Schunkelbars, auffällig viel Pizza gibt’s und auch viele Indische Restaurants. Sogar ein Hardrock Café, in dem Heike für Lenny kurz ein T-Shirt für seine Kollektion kauft.
    Unser Hotel, das Sinakhone Vientiane Hotel, finden wir erst nach mehreren Anläufen, irgendwie liegt es gut versteckt zwischen den anderen Hotels in der Straße. Das Hotel ist klassisch unspektakulär, hat alles, was wir von einem Mittelklassehotel erwarten, sauber, die Dusche funktioniert sehr gut, gefrühstückt wird ausserhalb.
    Wir sind, warum auch immer, irgendwie so k.o., dass wir uns nach dem Auspacken dösender Weise erst einmal etwas Ruhe gönnen.
    Als wir aufwachen ist es halbsieben und dunkel, die Stadt kracht mit ihrem Lärm in unser kackbraunes Zimmer. Stadt, Lärm, Menschen, sind wir gar nicht mehr gewöhnt.
    Nach dem Frischmachen geht es auf Futtersuche, wir gehen zunächst zum Ufer des Mekong, wo ein großer Nachtmarkt sein soll. Ist auch einer, allerdings Kilometer lang nur Klamottenstände in grellem LED Licht.
    Krass die Preise, T-Shirts, Jogginghosen zwei, drei Euro, die größeren Sachen wie Schuhe überschreiten sie zehn Euro nicht. Aber kein Essen, auch nicht nach einem Kilometer.

    Mit dieser Erkenntnis biegen wir in die bunt flackernde City ein. Ein Massagesalong neben dem anderen, eine Bar neben der anderen, hohe Biertanks stehen auf den Tischen der Gäste, Beerlao und Heineken, weisste Bescheid, Restaurants dazwischen. Nicht wenige Touristen in Tanktops, verhältnismäßig viel Verkehr, Pick Ups und SUVs, olle Betonfassaden, ganz schön abgeranzt die Stadt. Vientiane wurde bis zur Machtübernahme der Sozialisten ‚Das Paris am Mekong‘ genannt, Kolonialbauten, verruchtes, wildes Nachtleben, internationale Konspiration, frei verkäufliche harte Drogen, Opiumhöhlen, 1975 war abrupt Schluss damit. Der Sozialismus brachte Betontristesse und Sperrstunde um 24:00, bis heute, ab zehn werden die Bürgersteige hochgeklappt. Neben fast jeder Laotischen Flagge hängt auch eine Chinesische, Freundschaft!

    Wir suchen den anderen Nachtmarkt, den mit dem Essen, die Restaurants auf unserer Strecke bieten uns nicht das, worauf wir jetzt Lust haben. Im Zickzack durchs sozialistische Lichtermeer, und da! jetzt ja, eine Insel! Der Nachtmarkt strahlt uns vielverheissend entgegen und wir tauchen ein, sind komplett überfordert erst. Wow, was es hier alles gibt! Viel Grillspieße, viel Süßkram, es wird frittiert, gegrillt, gerieben, gemischt, geschnippelt, die heißen Kohlegrills glühen uns heiß an, ein Gezeter, ein Flanieren, ein Bestaunen, ein Wundern. So so viel zu Gucken und dabei haben wir doch so Hunger. Kleine Krebse tanzen wild vor ihrer Hinrichtung in der Strömung in ihren Aquarien, Maden, Heuschrecken, sogar Krokodil ist im Angebot.
    Uns fallen die vielen Jugendlichen hier auf, Studenten, Vientiane ist auch Universitätsstadt.
    Fürs erste kaufen wir frittierte japanische rote Süßkartoffelbällchen, sehr knusprig aussehende Frühlingsrollen sollen es dann sein, ein Omelett mit Gemüsefüllung, ja das da bitte! Wir machen den Wursttest, eine Braune und die rosanen am Spieß hätten wir gerne. Der Wurstbrater lässt uns an einem seiner Tische sitzen. Sitzen, essen, ja! Ein kleines Beerlao passt perfekt zu den gebratenen Würsten. Und die braunen schmecken, das hast noch nicht gegessen, nach einer Kräutermischung, von der mehr in der Wurst ist als Fleisch, unfassbar lecker, ein ganz neuer Geschmack. Die rosafarbenen Würste erinnern etwas an Salsiccia, aber viel raffinierter. Gestippt wird in Chilisoße und Soja. Wow wow wow. Wir bestellen noch eine zweite von den braunen Würsten. Wir sind satt, fast. Eine zweite Runde über diesen herrlichen Nachtmarkt verführt uns jedoch nicht zu Neuem, nur diese dampfenden Wantans, die gehen noch.

    Bäuche voll, Rückzug. Durch langsam dunkler und ruhiger werdende Straßen, guck mal, was ist da drüben? Die kreisende Handbewegung des Mannes auf der anderen Straßenseite kennen wir, Schlüsselreiz, Schande! Dünnster Teig klatscht auf dem Metallisch auf, Kondensmilchdosen stapeln sich auf seinem Imbisswagen - Bananapancakes! Die müssen sein, Bananapancakes mit Milchmädchen gehen immer!
    Wir haben noch nie einen Pancake-Maker gesehen, der so gemächlich dieses sündhafte Hüftgold herstellt. Fast 10 Minuten für ein so‘n Ding? Sabber. Wir nutzen die Stühle vor einem geschlossenen Café, um die Wantans und die Pancakes angemessen stilvoll zu verspeisen.

    Aber jetzt, jetzt ist’s gut, ab nachhause! Der nächtlich Stadtkrach schallt ordentlich in den dritten Stock des Sinakhone Hotels mit den kackbraunen Zimmern. Ohne Ohrenstöpsel geht da gar nichts.
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  • Temple Run

    14. desember 2024, Laos ⋅ ☀️ 24 °C

    Kein Frühstück heute, nur Kaffee im Bett, wir sind noch satt von gestern, ein sehr gemütlicher Morgen. Erst um 10:30 ziehen wir los, Vientiane heute bist du dran, zeig uns deine Gesichter.
    Die ersten Gesichter, die wir sehen sind: „Hey Heike, das ist ja lustig, ihr?“ Sabine und Markus, die wir im ersten Hotel in Luang Prabang kennengelernt hatten, sind zurück von ihrer Volunteerwoche im Elefantencamp, einem anderen als dem unseren, und wohnen hier quasi zwei Türen weiter. Ratsch, ratsch, ratsch, die Wiedersehensfreude ist beiderseits. Und bevor wir uns gleich ins nächste Café setzen, verabreden wir uns für den Abend um acht vor ihrem Hotel. Bis später!

    Der erste Weg führt uns zum Mekongufer, einfach mal rüber nach Thailand gucken. Der Mekong hat hier eine stattliche Breite, ein weitläufiger Schilfgürtel macht ihn unzugänglich, zumindest in diesem Abschnitt.
    An der Uferpromenade liegt eine kleine Kirmes, liegt leblos da, armselig, wie ein Lost Place, zwei schrottige Mini-Riesenräder, ein oller Autoscooter, zerschlissene Karussells, ranzige Plastikstühle, verblichene Hüpfburgen, eine schepprige Miniachterbahn, rostig, abgenudelt, gefährlich versifft, funktioniert das noch?
    Von hier tauchen wir wieder weg vom Fluss in die Stadt ein. Es ist auch tagsüber schmoddrig in Vientiane, die alten, Betonfassaden sind ranzig angelaufen, bröseln uncharmant ihrem Ende entgegen, dazwischen Baulücken, große Häuser werden konstruiert, Hotels vorwiegend.
    Aber auch sehr ambitionierte kleine Boutiquen, Bars und Cafés, Art Galleries, von jungen Vientianern cool gestaltet und liebevoll geführt. Manchmal ist nur die Fassade stylisch, dahinter wieder nur der übliche Plastikschick, und schau nie in den ersten Stock, da ist wieder olle Betonwüste.

    Immer wieder bemerkenswert die Stromleitungen über unseren Köpfen, teilweise hunderte schwarze Kabel, in dichten Strängen ziehen sie sich wie Adern durch die Straßen, sammeln sich in wüsten Knoten an den Masten, gelegentlich hängt eine Traube Stromzähler aus dem Chaos. Überhaupt wird mit Strom und seine Leitungen drinnen wie draußen sehr lässig und vertrauensvoll umgegangen, montiert wird impulsiv. Ich brauche genau hier einen Anschluss, also kommt der da auch hin, die Dusche gleich daneben? Egal. Kabel kommen überall aus den Wänden, über wackelige, wenn nicht sogar zerborstene Steckdosen holt man sich den dann in sein Gerät. Blitz! Der Wasserkocher riecht aber komisch, fump! Das Ladegerät wird komisch heiß, brrzzzl! Die Lampe funktioniert doch nicht mehr. Nur da, wo man Steckdosen wirklich bräuchte, links und rechts vom Bett zum Beispiel, da sucht man vergeblich. Unten an der Sockelleiste, am Boden gleich neben der Eingangstür, links, da ist sie dann.

    Etwas weiter nach hinten versetzt entdecken wir eine kleine Hotelanlage mit Holzbungalows, eine Oase in der Stadt und bezahlbar. Für alle, die einmal in Vientiane aufschlagen sollten: 'Villa De Mekong', sehr hübsch! Gegenüber das 'Ruby Guesthouse', bei Booking sehr gut bewertet, in der Realität eher abschreckend, von außen zumindest. Der windige Pool davor taugt gerade mal als Lockmittel bei Booking.

    Ein besonderer Shop zieht seine Aufmerksamkeit aus uns, Indochine Handicraft, in einem alten, hübschen Haus im Kolonialstil. Von dieser Art Häuser hatten wir in unserer Vorstellung erheblich mehr erwartet, so wie in Luang Prabang oder Georgetown auf Penang, Malaysia, nur etwas großstädtischer, mit mehr Stockwerken vielleicht. Fünfzig Jahre Sozialismus haben aber auch diesen Teil der Architekturhistorie effektiv ausgelöscht.
    Der Laden selbst ist ein Antiquariat, wie eine Zeitreise in das Indochina vor dem Sozialismus, ein sehr lebendiges Museum, in dem viele Alltagsgegenstände der Zeit ausgestellt sind. Viel alter Schmuck, Postkarten mit alten Straßenszenen, Utensilien der Zeit, wie originale Opiumpfeifen Sets, Kleidung, Gefäße, sogar alte Kellogs Cornflakes Blechdosen, antike Buddhas, kleine Erotika in Elfenbeintäfelchen geritzt, Stoffe, toll und toll und toll. Alles recht teuer zwar und vermutlich ist die Ausfuhr so mancher Besonderheiten verboten, in seiner Gesamtheit aber ein großartiger Schatz, wir können uns kaum satt sehen und dürfen das, Dank sehr geduldiger Ladenbesitzerin.

    Wir erreichen die Hauptstraße im Zentrum, an der sich mehrere Wats wie auf einer Perlenkette aneinanderreihen, eine sehr bunte Perlenkette. Wir waren schon in Luang Prabang überrascht, wie bunt die Wats ausgeschmückt sind, fast schon wie indische Tempel. An den Wänden comicartig naiv die Geschichten von Buddha und seinen Gefährten, tugendhafte, heilige Männer und böse Gestalten und sündige Weiber. Und dazu immer wieder sehr plakativ, die Mönche in ihren knallorangenen Roben, trés chicque!

    Unser erstes Wat heißt Wat Inpeng, drei weitere folgen, deren Name ich mir hier jetzt erspare. Ihr gemeinsames Schicksal, fast alle wurden spätestens im 19 Jhdt. zerstört, nicht selten von plündernden Thais, wer hätte das gedacht. Die Laoten waren eh diejenigen, die von ihren Werten Nachbarn immer wieder einen auf die Mütze bekommen haben. Anfang des 20. Jhdts hat man die heiligen Bauwerke dann wieder rekonstruiert und restauriert. Nur zwei von vielen haben die wilden Zeiten überstanden. Die Wats in Vientiane sind erheblich größer dimensioniert als die in der Provinz. Wir lassen uns von ihrer Erscheinung beeindrucken und von einigen Malereien bestens unterhalten. Insgesamt geht es um das Hauptgebäude herum sehr weltlich zu, wenn nicht meditiert wird. Mönche mit Handys, Kindern auf dem Arm, kleine Novizen mit Süßigkeiten, Mönche beim Geldzählen, mit dicken Bündeln verschwinden sie in den Kulissen, gewaschene, orangefarbene Tuniken hängen zum Trocknen, Autos parken direkt vor dem Tempel, mitten im Hof wird ein neues Betongebäude hochgezogen.

    Sehr gut gefallen uns die sehr landestypischen, goldenen Drachenköpfe, die in jeder Form der Stilisierung nahezu überall zu finden sind, besonders flankieren sie mit ihren schuppigen, schlangenförmigen Körpern die Treppenaufgänge zum Tempel. Jeder Tempel hat so seine Eigenheiten, je nach Epoche und Gold die allgegenwärtige Farbe. Welche Eigenheit des Bauwerks sich an der Khmerkultur orientiert und was jetzt genau eher aus Ayutthaya Zeit herrührt, damit beschäftigen wir uns jetzt tendenziell weniger, wir freuen uns ganz konsumorientiert an dein kleinen und großen hübschen Dingen dort.

    Nach vier Tempeln sind wir irgendwie sehr erschöpft und haben das große Bedürfnis uns einfach nur auszuruhen. War ja auch ein ordentlicher Ritt, die letzten Tage. All die Eindrücke müssen irgendwann einmal sacken dürfen und der eine oder andere auch aufgeschrieben werden. Erstmal eine warme, große Nudelsuppe beim Vietnamesen gleich bei uns nebenan, feini, feini, feini.
    Mit einem Kaffee neben dem Bett machen wir das jetzt. Um 16:30 wachen wir dann wieder auf und machen uns schnieke für den Nachtmarkt.

    Zwei Kilometer grelle Marktmeile, Klamotten, Schuhe, Elektro, Schnickschnack. Nicht wirklich was dabei für uns, außer es gäbe 4XL. Das Angebot wiederholt sich irgendwann, Adodas, Abedas, Addedis. Heike entdeckt eine rosa Labubu Handyhülle, leider nicht für ihr Modell, aber: haben will. Mit einem solchen Fokus läuft es sich ganz anders durch diesen Markt, von Handyshop zu Handyshop. Wir sind einmal komplett durch, Kehrtwende, das Ganze zurück in Reihe zwei. Nichts. Wirklich am letzten Stand des Marktes werden wir fündig. Juhuu! Das Strahlen von Heike ist heller als jeder Scheinwerfer hier am Markt.

    Es ist Zeit, dass wir uns zum Treffpunkt mit Sabine und Markus begeben. Wir haben alle Lust auf Koreanisch, Koki heißt das Restaurant dafür.
    Wir bestellen querbeet und teilen, das Highlight ist die Kimchi Dumpling Soup, ein Pott für vier Personen, dazu lauter kleinere Schweinereien, so lecker, bis keiner mehr kann. Geschichten von einer Woche Elefantencamp, von drei Tagen Dschungeltour, über Hamburg, über München, Jobs, Austausch von Reiseplänen und Erfahrungen. Wer hätte das gedacht, schon wieder zwei wirklich nette Menschen kennengelernt, ein wirklich schöner Abend. Schnell sind wir eine halbe Stunde über der Sperrstunde, um 22:00 überall in der Gastronomie, der putzigen Bedienung mit Zahnspange ist das peinlicher als uns, ihr entzückendes Lächeln schmelzt uns einen großzügigen Tip aus unseren Geldbörsen.
    Mal sehen, wo wir uns wiedersehen, vielleicht schon auf den 4.000 Islands, in Siem Riep, in Bangkok spätestens, wäre ungelogen sehr schön, eine gute Zeit für euch, Sabine und Markus!
    Packen, schlafen.
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  • VIP

    15. desember 2024, Laos ⋅ 🌙 16 °C

    Wieder gemütliches Aufstehen heute, Nescafé im Bett, Tagesbesprechung. Erstmal packen am besten, duschen und so, Checkout, die Rucksäcke stellen wir in den Storageroom. Wir sehen Vientiane zum ersten Mal bei Sonnenschein, ändert zwar nicht viel an der städtebaulichen Gesamtsituation, stimmt uns dennoch etwas geneigter.
    Eine Massage wäre heute mal wieder fein finden wir. Heike hat da gestern ein Spa gesehen, das nicht weit weg ist und vertrauenswürdig schick aussah. Die meisten der vielen Massagesalongs sehen eher schlampig aus, die wartenden Handygirls davor nicht sehr erfahren. Wir finden Heikes vielverheissendes Etablissement nach etwas umgersuchen, es befindet sich im zweiten Stock eines Hotels. Die Referenzbilder im Schaufenster sehen knorke aus, aber besser erst einmal googeln das Ganze. Jeder weitere Schritt ins zweite Stockwerk scheitert an der Preisliste, sind wir hier in Davos oder wos, die Preise jenseits von allem, aber nicht Landesüblich, auch nicht, wenns mal etwas teurer sein darf. Wir googeln nach Alternativen, gibt ja genug. Unweit finden wir den oder die von vielen sehr gut bewertete Salon Box und der erste Eindruck ist ein sehr guter. Die Preise etwas über Durchschnitt, dem Ambiente jedoch angemessen. Heike entscheidet sich für Fussmassage in Kombi mit Körpermassage, ich möchte das Fussmassage-Hairwash-Package. Davon haben die Berlinerinnen im Dschungel begeistert erzählt, „Ick musste danach meine Haare drei Taje lang nich mehr waschen, herrlich, hi, hi! Kommt aus Korea, dit Janze.“ Muss ich ausprobieren jetze.
    Wir bekommen weiße Schluppen an und werden zur Garderobe geführt, in der wir so kurze Baumwollpyjamas anziehen. In megaweichen Kunstledersesseln versenken wir dann unsere Körper, die Fußmassage beginnt. Super. Eine Stunde, doppelsuper. Leider müssen wir dann Ort wechseln, Heike ins Separé, ich auf die Hairwash-Liege. Mein Kopf schwebt auf einer Stütze über einem Waschbecken mit Multifunktionsdüsen, es geht los. Mit einem warmen Wasserstrahl werden sanft meine Haare nass gemacht. Die erste Ladung Shampoo wird in meinen Kopf massiert, mein Kopf wird massiert, jeder weiß wie toll sich das anfühlt, vor allem, wenn es nicht aufhört. Spülen, Massage, zweite Runde Shampoo, eine dritte danach, gefolgt von einer Spülung, die auch erst einmal einmassiert wird. Kopfmassagehimmel. Irgendwann ist dann nach 45 Minuten aber auch mal Schluss damit, leider, und die Trockenprozedur beginnt, auch nicht unangenehm. Vor einem Spiegel werden meine neuen Haare noch trocken geföhnt, so so beautiful. Fertig!
    Ich geselle mich zu Heike, die sehr entspannt schon zwei Kugeln Stracciatellaeis genießt und eine Tasse Tee. Ganz begeistert wir beide, keine 14€ hat das große Vergnügen pro Person gekostet.

    Aber unsere Barschaft neigt sich jetzt langsam bedrohlich dem Ende zu. Frisches Bargeld muss dringend her. Der nächste ATM jedoch lehnt meine Mastercard ab, der zweite nimmt nur Visa, der dritte verweigert meine Kreditkarte schon wieder, der vierte funktioniert nicht, der fünfte fährt gerade das System wieder hoch, ich vermute, das macht er schon seit Stunden, der sechste Geldautomat nimmt auch Maestro, die gute EC-Karte, und endlich, es klappt, wir sind wieder im Spiel, nach fast einer Stunde herumirren und ATM suchen. Weia. Vielleicht aber hat meine Bank meine Karte schon lange wegen einer gewissen Umtriebigkeit im Ausland gesperrt und ich bekomme die SMS mit der entsprechenden Meldung nicht, weil ich ja derzeit eine Laotische Telefonnummer habe und über Wifi gibt’s keine SMS? Ich sollte dem besser mal nachgehen.

    Egal, wir sind wieder rich und voll neuem Tatendrang. Ein Tuk Tuk muss her, ja, sabaidee der Herr, genau, endlich hat sich das Warten auf Touristen gelohnt! Was kostet bitte die Fahrt zum Pha Tat Luang? 150? Nee, nee, wir sind zwar Touristen, aber keine Weihnachtsgans …100 ….ok, klingt doch fair. Wir entern das Tuk Tuk und lassen uns durch ein sonntagsleeres Vientiane fahren, vorbei am Triumphbogen, haben wir den auch gesehen.
    Dann ragt der goldene Tat Luang vor uns auf, das buddhistische Nationalheiligtum der Laoten. Eigentlich dachten wir, dass das nur so ein solitärer Aufbau ist, weit gefehlt! Wir haben es mit einem riesigen umfangreichen Wat zu tun, das erkundet werden will. Wo zuerst hinschauen, so großartig! Wir sind hocherfreut über diese Überraschung.
    Das bunte verzierte Hauptgebäude mit wilden Bildgeschichten aus Buddhas Leben in der großen Halle, der Allerheiligste im Zentrum, weiter viele kleine Nebenschreine in der Nachbarschaft, für uns das schönste, der Declining Buddha. Eine riesige, liegende Statue in Gold mit einem sehr entrückten Lächeln. In einem Augenblick scheint ein Sonnenstrahl aus dem mittlerweile wieder bewölkten Himmel auf sein Haupt, ein erleuchteter Augenblick, schön!
    Ein Trommelschlag schallt über das Gelände, gefolgt von einem Gong, in schwerfälligem Rhythmus wiederholen sich die Schläge. Wir folgen dem Ruf und landen beim hohen Trommelturm. Den hatten wir schon oft in den Wats bewundert, bisher nur immer stumm. Ein Mönch schlägt theatralisch andächtig die Instrumente, ein wenig erinnert mich das an Kirchenglocken.

    Die Attraktion des Heiligtums ist jedoch die riesige, goldene Stupa, das Wahrzeichen von Vientiane. 30.000 Kip Eintritt für Ausländer um ins Innersanctum zu gelangen. Eine Mauer mit Arkadengang umrundet die vielleicht 40 mal 40 Meter im Grundriss messende Stupa in der Mitte eines begrünten Hofs, von unten bis oben vergoldet, was für ein erhabener Anblick. Der Hauptaltar am Fuß der Stupa, den man über ein paar Stufen erklimmt wird rege von Gläubigen genutzt um Opfer darzubringen und zu beten. Gestört wird die Ruhe von durchstürmenden und lärmenden Chinesenhorden, die gerade für ein Gruppenfoto vor dem Bauwerk Zeit haben. Dann sind sie wenigstens weiter. Bis die nächsten kommen.

    Kurz vor fünf ist es jetzt, der Tempel wird bald geschlossen, wir haben auf unsere Weise alles gesehen und juckeln zufrieden ab. Für den Weg zurück probieren wir die Laotische Taxiapp ‚Loca‘ aus, funktioniert exakt wie Uber. In einer Minute ist der Fahrer da, sagt die App. Das kleine rote Auto auf der Karte aber bewegt sich nicht weiter, steht immer am selben Fleck. ‚Coming‘ schreibt uns der Fahrer, Einen ‚Daumen hoch‘ gibt’s von uns zurück. Auto bewegt sich nicht. Drei Minuten, sechs Minuten. Wir schreiben ihm ‚We are waiting‘ …nix.
    Gerade als ich den Auftrag stornieren will, setzt sich das rote Auto in Bewegung. Zwei Minuten später ist er da, schmatzend, die leere Tüte Essen schnell noch unter den Sitz geschoben, es riecht (lecker) nach Imbissbude, einen kräftigen Schluck aus dem Pappbecher und wir starten. Meiomei, so was nervt mich einfach. Wir haben Hunger merken wir. Vom Hotel aus machen wir uns auf die Suche nach einem offenen Restaurant, was am Sonntag frühabends zumindest in unserem Viertel nicht so einfach zu sein scheint. Selbst die Restaurants von den Hostels haben geschlossen. Ein paar Ecken weiter finden wir schließlich, was wir suchen und mit dem leckeren Essen auf dem Tisch sind wir bald wieder versöhnlicher mit der Welt.

    Es ist Zeit, dass wir unsere Rucksäcke einsammeln und Richtung der Vientiane Southern Busstation aufbrechen. Die Busstation liegt ähnlich außerhalb wie der Bahnhof und nicht weit weg von dem. Von dort fahren ausschließlich die Busse in den Süden oder nach Vietnam. Zu weit für ein Tuk Tuk, also wieder Loca. Das geht diesmal erfreulich zügiger.
    Am Busbahnhof ist ein riesiger Nightmarket, für den wir leider schon zu spät dran sind, macht aber nix, wir sind ja satt.
    In der Wartehalle vom Busbahnhof müssen wir am entsprechenden Schalter unseren 12Go Voucher in Tickets eintauschen, Handys aufladen nebenbei.
    Als wir aus der Halle auf den eigentlichen Bahnhof treten staunen wir nicht schlecht. Zig Busse stehen zur Abfahrt bereit, einer bunter blinkend als der andere, Discotime! Die Busse ausnahmslos zweistöckig, geschäftiges Suchen und Boarden von hunderten von Leuten. Das muss eine wahre Lightshowparade der bunten Busse auf der Straße nach Pakse werden, der Stadt im Süden, die die meisten der Sleeperbusse ansteuern. Man kann es ahnen, auch wir wollen da hin, wir haben die VIP-Klasse dafür gebucht.

    43-44, unser Doppelbett, erster Stock Mitte. Als erstes lachen uns Schmuddelplastikdecken und Schmuddelkopfkissen an, ich glaube ich habe Pokémon und Heike Frozen. Und ‚Frozen‘ ist das Stichwort, eine Luftströmung hämmert mit gefühlt minus 10 Grad von der Decke auf unsere Körper herunter. Pokémon hilf! Alle Luftdüsen sind geschrottet, unregulierbar, verstopfen ist sinnlos, aus allen alternativen Ritzen kommt die kalte Luft, subtil umgeleitet und ungebremst, wir spüren bald unsere Füße nicht mehr und die Ohren werden blau. Wir klemmen eine Plastiktüte auf der einen Seite in den Rahmen der Luftdüsen ein, auf der anderen Seite hält sie ein Pflaster an der Decke, zumindest die Ohren werden wieder durchblutet und rosa. Untenrum müssen bitte Pokémon und Frozen doppelt gefaltet helfen. Geht jetzt so.
    Vorhänge zu, äähm Vorhänge? Gibt’s keine mehr, die Häkchen baumeln nackig in ihren Führungsschienen. Okayyy, das ist wirklich VIP, das wird lustig. Immerhin, die Matratzen haben eine gewisse Stärke, die auf Effektivität hoffen lässt. Jetzt ist das halt so und mit Heike kuschelig wenigstens.

    Boarding completed, wir starten zehn Minuten vor Fahrplan und rumpeln durch das abendliche Vientiane, die letzten kichernden Aussiegirlies verstummen, schweres Atmen aus den Nachbarbetten. Es wird ländlicher. Ich staune wie viele lichterkettenbunt blinkende Restaurants es am ländlichen Straßenrand gibt, mit riesigen Kapazitäten, vielleicht ist mal ein Tisch besetzt, meist wartet eine Person einsam in ihrem rosa-lila-blauen Geblinke auf irgendwen, eine vergessene Küchenfee. Ein Restaurant nach dem anderen so.
    Im Dschungel gibt es Spinnen, die am Wegesrand aus Löchern heraus ihre kunstvollen Netze gesponnen haben, eines neben dem anderen, und man kann sie darin warten sehen, nur dass ihre Netze ohne bunte Lichterketten auskommen müssen, aber die Spinnen sitzen darin auch wie vergessene Feen und hoffen ebenfalls auf Essensgäste, wie die Autobahnrestauranrs am Wegesrand., eines neben dem anderen.
    Und so essen wir Kekse und Bananen, hoppeln über die Autobahn durch die dunkle Nacht und schlafen irgendwanneinmal ein. Oder auch nicht.
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  • Stadt, Land, Fluss

    16. desember 2024, Laos ⋅ ☀️ 30 °C

    6 Uhr, schüttel, schüttel, wir müssen ra-haus, wir sind in Pa-ha-kse! Ich bin wohl doch noch irgendwann eingeschlafen, Heike weckt mich auf. Panikpacken-hoffentlich-nichts-vergessen-raus-aus-dem-Bus-auf-den-Parkplatz-Bus-fährt-gleich-wieder-weg-Stress-wasn-überhaupt-los-Fragezeichen. Jetzt stehen wir da so rum mitten auf einem Busparkplatz irgendwo auf der Welt, ja puh. Erst mal sammeln und aufwachen. Pakse, ach ja, umsteigen, genau, aber wohin umsteigen?
    Ein Mann aus unserem Bus zeigt uns ‚In die Ecke gehen und warten‘, ein anderer sagt ‚Da drüben warten‘. Soso. ‚Da drüben‘ klingt erstmal besser, denn da ist auch das Klo. 3.000 Kip, 13 Cent, kostet die Erleichterung samt einem halben Meter Klopapier. Warten, frühstücken, wie die Hühner auf dem Hühnerhof stehen wir herum und schauen mit unseren Mitgestrandeten planlos mit fragend gestreckten Hälsen in der Gegend herum. Endlich kommt mal jemand, eine gewisse Kompetenz ausstrahlend, und schaut sich die Tickets an, soweit gut, wir stehen in der richtigen Ecke, und dürfen bis halbneun noch ca eineinhalb Stunden auf unseren Minivan nach Nakasang warten.
    Wir warten und kämpfen mit der Schwere unserer Müdigkeit, wenn wir überhaupt geschlafen haben, dann nur sehr wenig, man weiß es nicht genau.
    Das Logo auf dem einbiegenden Van kennen wir, Green Paradise Adventure Travel, Adventure vor allem. Wir sind jetzt save, wir entspannen uns. Viele andere Freunde der Nachtschicht sind teilweise schon weiter verteilt und abgefahren.

    Wenn du jemals von Vientiane zu den 4.000 Islands reisen willst, dann fahre an dem Abend etwas früher zum Busbahnhof in Vientiane, so um 18:00 und kauf dir dein Sleeperbus VIP Ticket bei einer anderen Gesellschaft als Green Paradise, der Bus wird in jedem Fall besser ausgestattet sein als der von Green Paradise. Glaube mir!

    Endlich dürfen wir in die Sardinenbüchse einsteigen. Drei, vier Leute sammeln wir noch ein und dann geht’s endlich wieder weiter. Drei Stunden an das südlichste Ende von Laos, vom hohen Norden in den tiefsten Süden, das ist unser langer Reiseweg. Die Straßen sind in einem erfreulich guten Zustand und unser Fahrer nutzt das ordentlich aus, wir fliegen förmlich über den Asphalt. Er ist gefühlt der einzige Fahrer in Laos, der wirklich alles und jeden anhupt, der die das sich potentiell seiner Überholung in den Weg stellen könnte. Noch kein finaler Kamikaze, denn in unübersichtlichen Situationen durchaus defensiv, haben wir auf der freien Strecke doch ein mulmiges Gefühl, wie dieser Mann mit uns gen Süden prescht.
    Nach eineinhalb Stunden ist Pinkelpause, Aber schnell, wir müssen weiter. Was treibt diesen Mann nur so, mehr als alle Laoten zusammen, die wir bisher erlebt haben? Punkt elf erreichen wir den Busbahnhof von Nakasang. Vielleicht war ja diese Punktlandung sein Ehrgeiz. Umh. Und wie geht es jetzt weiter?
    Google sagt, in 200 Metern erreichen Sie den Fährhafen. Wir erreichen ihn. Und dann? Für eine Fähre braucht es Tickets. Und wo? Da, wo sich eine kleine Traube bildet. Fährt hier auch die Fähre los? Nein, die startet da drüben, da unten am Steg, und die Fähren hier, das sind viele kleine bunte Boote mit Aussenborder, die eines nach dem anderen voll gemacht werden und dann gleich ablegen. Und woher wissen die, wo wir aussteigen müssen? Das muss man denen sagen, Don Det oder Don Khon. Also wir wollen Don Khon raus bittesehr. Die Insel liegt hinter Don Det.
    Der Aussenborder beschleunigt das kleine, schlanke Boot und wir gleiten über den Mekong hinüber nach Don Det, der angeblich touristischeren Partyinsel. Hier steigen auch die meisten der Passagiere aller Altersstufen aus, mit hochgekrempelten Hosenbeinen müssen sie durchs Wasser waten, wie am Strand einer tropischen Insel, die Conaisseure bleiben natürlich sitzen. Wir umrunden noch elegant Don Det.
    Reist man mit dem Schiff, stellt sich bei mir bald ein wahres Urlaubsgefühl ein, jetzt reist man endlich richtig, auf eine Insel, lässt all seinen Ballast auf dem Festland zurück. Das funktioniert sogar bei der Fraueninsel.

    Die Landschaft der Fourthousand Islands ist atemberaubend schön. 4.000 Inseln sind’s wohl wirklich, denn auch kleine Miniinseln, die aus vielleicht nur einem Bäumchen und ein bisschen Gras bestehen, zählen schon dazu. Die liegen verstreut im Wasser nebst größeren und großen Ansammlungen von Grünzeug auf Sandhügeln und richtigen Inseln. Ein bisschen sieht die üppig grüne Flusslandschaft aus, als wäre es ein Landstrich unter Hochwasser. Fischer und Taxiboote knattern auf dem glatten Wasser an uns vorbei, auch hier hält sich der Verkehr in Grenzen. Und hier machen wir Ferien! Vorfreude!
    Ich habe vorsorglich schon die Hosenbeine hochgekrempelt, auf Don Khon aber gibt es eine richtige, kleine Holzmole am Anleger, die Füße bleiben trocken. Ein kleines, ländliches Dorf nimmt uns in Empfang, krähende Hähne und schläfrige Hunde, ein paar herumsitzende Leute blicken kurz auf und dann wieder weg, kaum was los. Wow, ist das chillig hier. Es gibt nur eine Straße und die gehen wir entlang bis zu unserem Guesthouse, schön isses hier, sehr einfach, sehr ländlich, unaufgeregt auch. Nach ein paar hundert Metern erreichen wir unser Guesthouse, Dokchampa schreibt es sich, und wie man es sich vorgestellt hat, eine Reihe Holzbungalows, mit Terrasse direkt über dem Fluss.
    Check-in Prozedur. Die Kreditkarte funktioniert hier nicht, na super. Contactless auch nicht. Meine Maestro, nimmt das Lesegerät nicht an, Heikes Karte, nix. Weia. Wir müssen bar bezahlen. Gut dass wir mit ausreichend Dollar vorgesorgt haben, die retten uns jetzt. Unsere Barschaft in Kip haben wir so ziemlich genau auf die verbleibenden Tage kalkuliert.
    Wir dürfen rein in unseren Bungalow. Oooh wie toll, der Mekong wieder, durchs Panoramafenster, auf die Terrasse, da fließt er, genau vor unserer Nase!
    Sofortwohlfühlprogramm, freuen, auspacken, Laundryservice abgeben, der kleine Hunger bekommt noch schnell seine Suppe gleich nebenan in Nanas Restaurant, schlafen.

    Es dämmert zwar schon, für uns ist jetzt aber erstmal Kaffeezeit. Was ist das für ein schöner Blick von der Terrasse! Das Leben am Fluss, Kinder paddeln in Kanus um die Wette, Fischer fischen, manchmal knattert ein kleines Boot vorbei, gegenüber liegt Don Det. Sonnenuntergang. Frieden. Hunger.
    Der erste Gastrowalk. Es gibt einige Restaurants auf der Dorfmeile, oder sind es doch nur Privatküchen? Die hölzernen Stelzenhäuser hier sind im Erdgeschoss offen, geben vollen Einblick ins Familienleben, in die Kochtöpfe. Die aktiven Restaurants erkennt man meist an der Menükarte, die davor ausliegt, Gäste sitzen da selten bis kaum.
    Fast bei der Brücke nach Don Det rüber finden wir ein Lokal mit einer Speisenkarte, die unseren Gelüsten entspricht. Stirfried Ginger, stirfried Basilleaves mit Reis, knusprige Frühlingsrollen, Papayasalat, Kokosnuss Shakes dazu, ja, wir haben Hunger. Toll gewürzt, neue Geschmäcker, ein Genuss!
    Um neun wird es schon sehr still hier, die Restaurants schließen auch hier um 22:00. Das Dorf geht schlafen und wir auch.
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  • Don und Det

    17. desember 2024, Laos ⋅ ☀️ 30 °C

    Aufwachen mit Flussblick, das Leben ein langer ruhiger Fluss, heißer Kaffee dazu, sehr chillig.

    Wir mieten uns Hollandräder für nen Euro pro Tag und starten die Erkundungstour nach Don Det, Guesthouse klarmachen für übermorgen, aber erstmal die Kuhherde vorbei lassen.
    Der Weg ist betoniert, links davon sind die hölzernen, aufgestelzten Wohnhauser der Insulaner, rechts vom Weg und flussseits die Restaurants über dem Wasser schwebend. Das Familienleben der Einheimischen ist ziemlich exponiert, als Tourist ist man einfach ein Teil davon, das Dörfchen ein einziger Homestay, very unspoilt. Auf der Liege unterm Haus schnorchelt die Oma, die Tochter eilt sofort herbei, wenn man der Speisenkarte des Restaurants einen längeren Blick gewährt. Sabaibdiii. Der Gockel gackert sich über den Betonweg, den Hund interessierts nicht. Die Kinder in ihren Schuluniformen kreischen im lehmigstaubigen Schulgebäude nebenan. Der Mekong ist ein langer, ruhiger Fluss.
    Wir fahren an blonden Reisfeldern vorbei, die leider trockenliegen, durchsetzt von Laubbäumen und Palmen, kleine Unterstände für die Reisbauern ab und zu, Kühe cruisen wild durch die Felder, selten knattert ein Tuk Tuk vorbei, Landpartie, so ruhig, so friedlich. Wir fühlen uns an die Gilis erinnert, die vor zwanzig Jahren ähnlich ausgesehen haben müssen, so ruhig, so friedlich, so leer, kaum Müll, kein Allahhh-akbar.

    Eine alte, steinerne Brücke führt von Don Khon nach Don Det. Die Franzosen hatten diese Brücke Seinerzeit für eine Eisenbahn gebaut, weil sie hofften, damit die üppigen Wasserfälle umgehen zu können, die den beabsichtigten Handelsweg über den Mekong hier jäh unterbrachen. Hier endeten jedoch die Träume von ihrer transasiatischen Handelsroute. Geblieben sind Relikte von kleinen Häfen und eben diese Brücke. Irgendwo auf Don Khon rostet auch noch eine Lok vor sich hin.

    Wir radeln auf Don Det ostseitig am Mekongufer entlang. Das Guesthouse sieht doch nett aus, oder? Fragen kostet nichts, die Nacht im Bungalow direkt am Ufer 7 €. Aber nur noch ein Zweibettzimmer frei, ein Zweibettzimmer ist leider nichts für uns. Weiter. Ein paar Pedaltritte später das nächste Guesthouse, 10 $, Doppelbett, Wasser zum gratis nachfüllen, Heisswasser ebenso. Hm, das wäre doch was? Wir merken uns das Champa Guesthouse, wollen aber nichts entscheiden, bevor wir nicht den Rest der kleinen Insel und ihre Übernachtungsmöglichkeiten kennen.
    Also weiter geht’s. Es bleibt sehr gemütlich links und rechts der Straße, sehr ursprünglich, auch wenn sich das touristische Angebot zur Inselspitze hin mehr und mehr verdichtet. Backpackers Paradise, Reggae Bar - yes! - amazing Döner gibt’s, mehrere Inder, wir sichten den ersten aufgeklappten Laptop - und auch den bisher letzten - bunte Schilder, fast jedes Guesthouse bietet den gleichen Transportservice in die benachbarten Länder oder Hotspots von Laos, werden wir noch brauchen. Unser erster Eindruck, Don Khon und Don Det sind definitiv noch ein unverdorbenes, verschlafenes Paradies.

    Bei einem Restaurant steht Shakshuka auf der Tafel, zum Frühstück? Wäre lecker jetzt und Türkis geht immer, Gebälk und die grob gezimmerten Möbel des Restaurants sind teilweise Türkis lackiert, bunte Thaikissen dazu an den niedrigen Tischen. Mekongblick ist Standard hier. Bester Backpacker Bohostyle, very nice!
    Shakshuka very yummy. Da noch Hunger vorhanden ist, ordern wir ein Banana Pancake und Lentils mit Chicken. Wow, Überraschung, nochmal sehr lecker! Die Terrasse und der Blick auf Fluss und Grün und überhaupt, hinter uns über die Straße Familienleben, wir sind verzaubert. Bevor wir in unserer Glückseligkeit wegdösen raffen wir uns auf, die Insel weiter zu erradeln.
    Der Hauptort Don Det ist ein dichtes Konglomerat von Guesthouses, Bars, Transportagenturen, kleinen Shops und Gastro, dennoch sehr übersichtlich. Die Unterkünfte entweder sehr einfache und günstige Bretterhütten, wie damals in Thailand, oder schon einen Tick massiver in Stein, wenige mit Pool, wenige an der Zahl.
    Die Straße macht eine Kehrtwende zum Westufer der Insel und wird zur holprigen Staubstraße. Auch hier links die Holzhäuser der Einheimischen, rechts die Bungalows mit Flussblick, dieser Ortsteil wirkt etwas verschachtelter, unstrukturierter als die Ostseite, ein bisserl wie Haad Rin auf Koh Phangan vor vielen, vielen Jahren. Hühner, Katzen, Kinder, Hunde wuseln umher, die Frauen werkeln am Haus oder in der Küche, die Männer dösen, bevor sie im Feld wieder ran müssen. Es ist Mittagszeit auf dem Land, die Sonne steht hoch am blauen Himmel, die Temperatur steigt. Ruhe über der Insel.
    Wir sehen uns einige sympathische Guesthouses auf unserer Route an, lassen uns Zimmer zeigen, manche sind ausgebucht. Eines kommt noch in die engere Wahl, von der Holzterrasse ein wunderschöner Blick über den Mekong und auf mindestens 500 der 4.000 Inseln, auf der anderen Flussseite ist schon Kambodscha, das Ganze westseitig, Sundowngarantie. 13 € will die Wirtin, Mal sehen.

    Langsam wird es wieder sehr ländlich entlang unserer Strecke. Weniger Unterkünfte, mehr Bauernhöfe. Ab und zu weist ein Schild zu einem Beach, die Bar dazu lockt mit Happy Mushroom Shake. Ein Palmengesäumter Weg, wir machen Platz für Bauern mit ihren Zugmaschinen. Über den Fluss entdecken wir Wasserbüffel. Sofortiges Bremsen und Absteigen! Für ein Foto steigen wir zum Ufer hinab, näher hin zu den Tieren, die sich genüsslich in den Fluten des Mekong abkühlen. Was für ein Idyll, überhaupt der ganze Ort begeistert uns in seiner Magie. Also steigen wir 100 Meter weiter wieder von den Rädern ab, als wir den La Folie Paradise Beach entdecken, der neben einer Bar auch noch Liegestühle anbietet. Die Wasserbüffel haben den Mekong, wir ein kühles Beerlao. Aaaach ist das herrlich! Zurücklehnen, kaltes Bier, warme Sonne, Schatzi, Wasserbüffel und Goa Trance. Auch das ist Laos!
    Je wärmer das Licht des Nachmittags wird, desto mehr Leute finden sich am Strand ein, eine handvoll. Staff vom zugehörigen Restaurant bauen fette Boxen am Ufer auf, wir bekommen einen Zettel in die Hand gedrückt: Heute ab 18:00 Goa Trance Party. Goa ab 18:00 Uhr, wie geil.

    Erstmal zieht es uns aber weiter, wir haben uns für Champa Bungalows entschieden, einer der ersten, die wir angesehen haben, und würden das jetzt gerne klar machen. Dazu müssen wir noch einmal die Insel fast bis zum Dorf Don Det durchqueren, schön ist die Insel im späten Sonnenlicht. Ich muss immerzu an Gili T denken, das ähnlich groß wie Don Det ist, man dort aber jegliche Kontrolle über die Bauwut der Gierigen verloren hat. Es ist die Unberührtheit, die Unverdorbenheit und Ursprünglichkeit der Menschen und ihrem Land, die den zauberhaften Charme dieser Inselwelt hier ausmachen. Wir freuen uns auf jeden Fall, dass wir das hier und heute so genießen können, wie es ist. Die Fourthousand Islands haben eine Sperrstunde und sind weitab vom massenhaften Touristenstrom. Man trifft hier nur die, die auch wirklich hierher wollen, der Weg hierher bedeutet immer einen Umweg, und das könnte sie retten. Ich wünsche den Menschen hier sehr, dass sie erkennen und bewahren, was sie hier haben. Noch gibt es nur Pizzeria in der Reggae Bar.

    Es ist jetzt halbsechs, die Rezeption vom Champa hat schlichtweg schon geschlossen, kein Mensch mehr da, heute geht da nix mehr. Na gut, dann morgen.
    Die dritte der drei Straßen der Insel führt ostseitig dem Mekongufer entlang, die nehmen wir jetzt. Nur wenige Guesthouses, mehr Höfe, mehr Inselalltag. Eine größere Herde Wasserbüffel tummelt sich an und im Fluss. Foto- und Staunstopp, Wasserbüffel sind irgendwie sehr eigenwillige Gesellen. Wie eigenwillig sie schmecken wissen wir ja bereits. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt das Ufer von Don Khon und wir können bald unseren Bungalow erspähen. Abbiegen auf die alte Brücke. Hier sitzen noch viele Touristen, die von dort den Sonnenuntergang genossen haben, mit wunderschönem Blick auf den Fluss und auf die hügeligen Berge Kambodschas. Gleich wird die Dämmerung zur Dunkelheit und wir erreichen unser Zuhause.

    Hier gibt’s zum Kassensturz den Kaffee von heute Nachmittag. Da ich in Vientiane kein Geld von keinem der vielen ATMs abheben konnte und auch nicht die Zahlung unseres Bungalows hier funktionieren wollte, bin mir nicht sicher ob mit der Kreditkarte noch überhaupt was geht. Also verschaffen wir uns besser einen Überblick über unseren Barbestand an Kip und teilen unser Geld etwas ein. Wobei wir die nächsten drei Tage noch sehr gut und entspannt über die Runden kommen sollten. Unsere Weiterfahrt bezahlen wir dann mit unseren US Dollar, die wir noch im Gepäck haben. Thaibaht ebenso und auch ein paar Euros, wenn’s wirklich eng werden sollte. In Asien Riep gibt es dann wieder ATMs, die Maestro akzeptieren.

    Wir sind heute Abend zu faul ein neues Restaurant zu suchen und gehen wieder zu Emilys Noodlesoup, ich bestelle sogar wieder dieses leckere Ginger stir fried Pork, Heike stir fried Vegetable, Mangoshake und Cocoshake.
    Dann ist Partytime! Am La Folie Paradise Beach steigt heute ja diese Goa Party. Der Beach liegt näher zu uns als zum Ort Don Det. Mit der Stirnlampe und Handylicht geht es die holprige Sandstraße nach der Brücke bis zum Beach.
    Ein bunt beleuchtetes Schild begrüßt die Gäste, blinki, blinki, unten am Strand ein Lagerfeuer, eine bunt beleuchtete Bar, blinki, blinki, ein schwarzer Klumpen fetter Boxen und ein paar Sitzgelegenheiten. Ohne Barpersonal dürfte das ein gutes Dutzend Leute sein, die hier sind. Hui. Die Lautstärke ist moderat, La-la-Goatrance Mix aus der Konserve, manchmal hackelt das Bluetooth und sorgt für Soundaussetzer. Leude, so wird das aber nix mit Party. Warum habt ihr eure Flyer nicht im Dorf verteilt?
    Feieroma und Feieropa trinken am Lagerfeuer ihr Anstandsbier, betrachten die willige, aber bescheidene Party Crowd und trollen sich wieder, Zeit für ihre Bettruhe.
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  • Wer Khon der Khon

    18. desember 2024, Laos ⋅ ☁️ 31 °C

    Café Riverview im Bett, gemütliches Packen und Auschecken. Der Cheffe bringt uns höchstpersönlich mit seinem Tuk Tuk nach Don Det, für 100k, 4,30€, sicher besser als dreieinhalb Kilometer Rucksäcke tragen. Next Stop Champa Guesthouse, die Wirtin ist sofort bei uns.
    Formalitäten erledigen, Zimmer beziehen. Das Champa ist eine große rosa Box mit fünf unterteilten Zimmern, ebenfalls direkt an der Straße mit dem Wohnhaus der Familie gegenüber.
    Das Zimmer ist sehr basic, mit Doppelbett, Moskitonetz und Wasserkocher, Dusche, mehr brauchen wir nicht. Die Terrasse zum Fluss ist durchgehend und gemeinschaftlich genutzt, viele Hängematten hängen herum und Sitzbänke. Eine Hängematte ist von einer kettenrauchenden Italienerin dauerbelegt.
    Der Mekong ist hier breiter und auch vielbefahrener als der Abschnitt bei Don Khon.

    Unsere erste Aktion in Don Det ist ein Fahrrad für die nächsten drei Tage zu mieten. Ein weinrotes für die Dame voll funktionstüchtig, sogar die Sattelhöhe ist verstellbar, und ein knallrotes für den Herrn, sogar mit kleiner Gangschaltung.
    Drei Ecken weiter durch die sichtlich von Touristen geprägte Don City, und da am Don Hafen checken wir unsere Bustickets nach Siem Riep für 36 US$. Und siehe da, meine Kreditkarte funzt wieder, whoop, whoop, das schont unsere Dollarbarschaft gewaltig. Versprochen wird uns ein Luxusliner mit Videobildschrim an jedem Sitz, onboard WC und Lunch. Das Foto vom Superbus hängt quasi bei jedem Tourveranstalter aus, man darf gespannt sein.
    Shakshuka die Zweite, und Banana-Erdnuss Pancake mit großartiger Aussicht auf den westseitigen Mekong. Dass wir keine Bilder vom Essen gemacht haben, spricht für die Qualität der Speisen, war gut, aber nicht weiter erwähnenswert.
    Jetzt aber auf unsere neuen Drahtesel und los, Insel erkunden. Gestern sinniger Weise von Don Khon aus Don Det und heute von Don Det aus Don Khon. Don, don.
    Die Fahrräder hier haben drei Gänge, langsam, langsamer und Kuh. Wir radeln Kuh. Knapp vier Kilometer geradeaus quer über Don Det bis zur Brücke.
    Juhuuu! Eiköhhh et Olfööhhh! - Die Stimmen kennen wir! Lea und Lucy sitzen in einem sehr schönen Café direkt an der Brücke beim Frühstück und jubeln uns zu sich. Wiedersehensfreude! Erzählen!
    Sie sind gestern mit dem Nachtbus angekommen, allerdings noch eine weitere Klasse unter der unseres VIP-Busses, das gibt’s noch was drunter?
    Ja, mit zerborstener Windschutzscheibe und offenem Riss im Dach sodass immer für frische Nachtluft gesorgt war, krass die Fotos. Die beiden haben kein Auge zu gemacht. Also wenn man Tickets direkt am Schalter vom Busbahnhof kauft, dann nie die billigsten, unbedingt mindestens VIP…
    Dann haben sie auch noch eine viertägige Rundreise mit Rollern und zwei Franzosen als KmReisekumpane gemacht, die wohl auch sehr abenteuerlich war, aber auch sehr beeindruckend. Das Ding wird hierzulande wohl Loop genannt, müssen wir noch mal nachlesen. Da wir noch Programm haben, verabschieden wir uns bald nach dem Ratsch, man sieht sich hoffentlich noch einmal!

    Den Kuhgang wieder eingelegt und weiter geht es schnurstracks auf Betonpiste geradeaus, durch gelbe Reisfelder mit Kühen und Bauernhöfen und irgendwann durch lichten Wald. Knatternd oder surrend überholen uns gelegentlich Kids in Schuluniform auf ihren Rollern. Wenn man zu einer Jahreszeit hier fährt, wenn die ganzen Reisfelder auch noch Grün sind …was muss das schön sein, Bali wie früher.
    Nach sechs Kilometern erreichen wir die Südspitze von Don Khone, hier befindet sich der alte Französische Hafen, gebaut für ein Unterfangen der besonderen Art. Wie ich schon erwähnt hatte, wollten die Franzosen Seinerzeit den Mekong als Handelsroute voll erschließen, was hier auf diesen Inseln wegen der unüberwindlichen Wasserfälle scheiterte. Um die Wasserfälle zu umgehen haben sie im Norden und im Süden der Inseln Häfen erbaut, von denen Handelsgut auf eine Eisenbahn umgeladen werden sollte. Eine der beiden kleinen, alte Loks rostet hier im Hafen vor sich hin, über die kleine Eisenbahnbrücke radeln wir fast täglich.

    Interessanter Artikel der NZZ dazu: https://www.nzz.ch/international/kraftprobe-fue…

    Zu sehen gibt es im Dorf Hang Khone noch die große Hafenrampe, ein Maschinenhaus sowie besagte Lok. Die vielen Touristen zu den vielen Fahrrädern, zu denen wir auch die Unseren stellen, sitzen in einem Panoramarestaurant an einer langen Panoramabar und bestaunen das Panorama des ruhig nach Süden weiterfließenden Mekongs, der hier fast aussieht wie ein riesiger See mit vielen kleinen Inselchen dazwischen. Das nahe Ufer gehört bereits zu Kambodscha. In diesen Gewässern leben auch noch Süßwasserdelphine, die man auf angebotenen Touren angeblich zu Gesicht bekommt. Pustekuchen, die sind auch hier viel zu selten, dass man sie zu sehen bekäme. aber eine hübsche Skulptur steht in Hang Khone. So weiß man wenigstens, wie aussieht, was man nicht sieht. Kolossal ist der Anblick des mächtigen Flusses allemal und ein lecker Shake dazu das richtige Getränk. Die Sonne glitzert auf den Fluten, links schießt eine Gruppe Kajakfahrer aus einer moderaten Stromschnelle und verläuft sich auf der Seefläche vor uns in der Hoffnung, einen Blick auf die Phantomdelphine zu erhaschen. Ein zweite Gruppe saust ins gleiche Szenario. Ganztägige Kajaktouren sind eine der sehr wenigen Aktivitäten, die man hier unternehmen kann, nebst auf- und abradeln der Inseln in aller Gemächlichkeit und mit den Fischern fischen.

    Auch die Attraktion der Insel halten sich schwer in Grenzen. Neben den alten beiden Kleinhafenversuchen der Franzosen, den Loks und der Eisenbahnbrücke, gibt es zwei Kolonialvillen der verdienten Kolonialisten, eine restauriert, eine verfallend, ja puh, das war’s dann schon. Fast. Es gibt natürlich diese schicksalsträchtigen, massiven Wasserfälle und Strände, von denen einer besonders schön sein soll. Zu dem geht es über einen Abzweig der quasi Hauptstraße, von der aus man ein paar hundert Meter über Stock und Stein zum Strand holpert. Wir staunen, über das, was wir da sehen, denn der Strand ist ein richtig großer Strand mit feinem Sand, idyllisch gelegen mit wunderschönem Blick auf den Fluss. Nur die Liegestühle fehlen. Und die Touristen, zum Glück.
    Das Bierchen zum vollkommenen Strandglück gibt es im Bretterrestaurant am Eingang des Areals, verkauft von jungen Burschen, die sich über jedes verkaufte Getränk wie die Schneekönige freuen.

    Wir setzen uns zu den drei anderen, weit verstreuten Gästen in den Sand und starren glückselig auf das Geglitzer des Wassers und das üppige Grün um uns herum. Der perfekte Ort um abzuschalten. Wobei, man macht ja eh nichts anderes auf diesen Inseln hier. Fischreusen stehen herum, einige Fischerboote in der kleinen Bucht. Ab und zu verschwindet ein Fischerboot im Inselgewirr. Sonst nichts, ist genug für uns.

    Der Weg zurück, Yogaradeln again. Die Stupas von Wat Tai Khon laden uns zu einem Stopp ein. Eine Allee von Stupas flankieren den Weg zum Tempel. In jeder Stupa ist eine kleine Tür, die bei manchen offen steht, in einer kleinen Nische befindet sich ein Gefäß mit Knochenstücken. Die Allee ist ein Friedhof. Den Tempelbereich betreten wir nicht, da wir nicht angemessen gekleidet sind.
    Warum habe ich nur plötzlich Lust auf gebratenes Hühnchen? Ein luftiges Gesäusel tragt diesen Duft von einem nahen Platz direkt in meine Nase. Das Gesäusel wird zu einer rauchigen Fährte, die uns direkt zu der Frau führt, die gerade diese leckeren Hühnerspieße frisch auf dem Grill hat. Acht Spieße bestellen wir, zehn Minuten müssen wir warten. Zehn Minuten, die wir nutzen um ins nahe Dorfleben auszuschwärmen. Hunde, viele viele Kinder, Glucken picken mit ihren Küken auf der Straße, es wird geköchelt, geratscht, geguckt. Die Spieße sind fertig!
    Ein angemessener Ort, die zu verspeisen wäre die Eisenbahnbrücke nach Don Det, heiße BBQ Hühnerspieße im Sonnenuntergang, eine eigenwillige Vorstellung von Romantik. Und wir leben sie, sitzen auf dem Randstein der Brücke, knippeln an den Spießen und schauen der Sonne bei ihrem Abschied von diesem Tag hinterher.
    Aufgespießt sind die Innereien von Hühnern, Herzen, Mägen vor allem, etwas zäh und nicht jeder mag die Konsistenz und den Geschmack, Heike zum Beispiel, und geht so bei mir, sie haben besser geduftet als sie jetzt schmecken. Nach vier Spießen ist Schluss mit Romantik, zumal wir den Verkehr auf der Brücke auch ein wenig behindern, und die Sonne ist auch schon down. Der Hunger bleibt.

    Aus dem Augenwinkel hatte ich bei unserer ersten Tour durch Don Det Dorf ein Indisches Lokal
    ausgemacht, das Thali anbietet - Strike! Inselwestseitig, da wo es verschachtelter im Ort ist, da an der Ufermeile, da isser. Eine achtköpfige Truppe Jungholländer kann uns nicht abschrecken und beendet Gottseidank ihre Freudengesänge bald. Wir nehmen lagernd am niedrigen Tisch direkt an der Waterfront Platz.
    Es gibt kein Veg-Thali, kleine Enttäuschung leider, flexibel sein heißt es jetzt, was uns beim Inder jedoch nicht so schwer fallt. Kleine Veggieklassiker plus Samosas plus Salty Lassi. Passt. Wir warten lange auf unser Essen, acht Holländer auf einmal sind zu viele für die kleine Küche, Mamaköchin und Tochterköchin.
    Was wir nach fast einer Stunde bekommen ist ok, bleibt aber klar unter meinen Erwartungen für einen Inder ausserhalb Deutschlands, Heikes Masala ist aber lecker.
    So viel geradelt, so viel gesehen, so viel gechillt, das macht müde. Wunderschön noch die Nachhausefahrt durch die mondhelle Nacht zu unserer rosa Schlafbox, die durchaus etwas außerhalb vom Dorf liegt.
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  • Going Slow

    19. desember 2024, Laos ⋅ ☁️ 27 °C

    Ja, es war ein Fehler, dass wir gestern nicht die Ohrenstöpsel reingemacht haben. Zwangswecken, Rushhour um 6:30 auf dem Mekong. Trotziges Liegenbleiben, wird zum ausgedehnten Liegenbleiben, zum Kaffeetrinken, zum Baumeln in der Hängematte, zum zweiten Kaffeetrinken und mattem weiter baumeln.
    Die Italienerinnen, es sind jetzt zwei, rattern sich nach stillem Kaffee und Kippchen wie schon gestern wieder ihre Geschichten um die Ohren.
    Schulkinder werden mit Motorbooten am Pier direkt neben uns zur Schule abgesetzt. Kleine Jungs, so zehn bis zwölf schätzen wir sie, bereiten direkt unter uns ein Holzboot für ihr Rudertraining vor, bedeutet erstmal fleißig Wasser ausschöpfen und wichtige Dinge abstimmen. Dann setzen sie sich ins Boot, der Steuermann gibt Kommamdo und wie blöd stechen die vier Ruderer mit ihren Paddeln und ganzer Kraft rhythmisch ins Wasser, wie die Großen. Nach ein paar Metern ist aber schon die erste Luft raus. Sie verschnaufen und machen tapfer weiter, ganz diszipliniert, Respekt!

    Wir würden dann mal frühstücken gehen. Ein gemütlicher Walk durch Don Det Centro, die kleinen Dinge entdecken, Fotos machen. Am Westufer suchen wir ein Restaurant, an dessen Tischen wir wieder flezen und lagern können,
    wieder Shakshuka und Banana Shakes, auf den Mekong schauen und chillen.
    Dann schlendern wir zurück durch den Ort, mit den Augen um jede Ecke. Wir sichten drei weitere Laptops, ein Hotel mit Pool, an dem die Holländer
    von gestern Abend krakeelen und herumlungern, da sind die also tagsüber!
    Das Herumschlendern war jetzt sehr anstrengend, wir müssen dringend Pause machen. Ein nettes Café mit großer Bücherwand und kleiner Bühne kommt uns da gerade Recht. In der Mittagszeit schläft alles, der ganze Ort, wie bei Dornröschen.
    Der Barista quält unsere beiden Kaffees aus der Maschine, er meint es gut mit uns und macht aus unseren bestellten Americanos und Cappuccinos kurzerhand zwei Eiskaffees. Auch gut. Dann legt er sich wieder zurück auf seine Pritsche.
    Nur ein ältlicher Poet sitzt wach, sinniert, dichtet und schreibt seine Texte nieder, dann hebt er an zu rezitieren und sein müder Musenknabe filmt ihn. Ich muss an den Dichter in Ödipussi denken, Loriot mit der knisternden, schwarzen Lederjacke, kraweel, kraweel.
    Der Eiskaffee hat uns komplett platt gemacht, wir müssen uns dringend etwas ausruhen und fahren ins Guesthouse zu unseren Hängematten. Ein netter Herr steckt seinen Kopf aus dem Nachbarzimmer und begrüßt uns sehr asiatisch herzlich. Er sei Koreaner - und wir? Ah hihi, Jelmany, guut, ho ho. Daumen hoch. Er lässt uns über seinen Googleübersetzer fragen, wie lange wir schon hier seien. Hände und Füße müssen ran, um die Kommunikation zu bestreiten, die nach gegenseitigem aneinander vorbei gestikulieren dann aber höflichst und einvernehmlich scheitert. Jeder baumelt leicht missverstanden in seiner Hängematte weiter.

    Für den Nachmittag beschließen wir dann doch noch etwas aktiv zu werden und schwingen uns auf die Räder, in Zeitlupe bittesehr und die Landpartie im Kuhgang. Diese bestimmte Straße, die quer von Don Det bis zur Eisenbahnbrücke führt, die ist für uns Yoga. Sie fließt so gemächlich über die Insel, durch diese super gechillte, mild sonnigwarme Welt aus Reisfeldern und Bäumen, Kühen und Bauernhöfen, das ist wie wenn man eine dicke Tüte geraucht hat, eine Welt aus Watte und Glück.
    Drüben auf Don Khon biegen wir mal nach Links ab, die Straße kennen wir noch nicht. Sie führt entlang einem sehr zerinselten Abschnitt des Mekong, ab und zu klingt das Rauschen von Stromschnellen zu uns herüber. Auf diesem grünen, schattigen Weg gibt es nur den Alltag der Einheimischen zu schauen. Immer viele Kinder, die spielen, lachen, gucken, bei Mama oder Papa sitzen, die ihrer Arbeit nachgehen. An vielen Hütten wird gewerkelt, der Gemüsegarten gepflegt. In all seiner Härte und Einfachheit wirkt das Leben hier dennoch sehr ausgeglichen und zufrieden, dennoch ist die Armut der Menschen hier mit all ihren Bürden sicher nicht zu leugnen. Dann ist das hier vielleicht doch auch eine ein wenig perverse Touristenromantik unsererseits, andererseits helfen wir mit unserem Geld gut mit, dass es für die Menschen hier ein bisschen mehr wird als nur das Minimum.
    300 Meter noch bis zum größten Wasserfall der Inseln, einer der absoluten Attraktionen hier. Eine tektonische Abbruchkante, die über die gesamte Breite des Mekong für ein beeindruckendes, tosendes Wasserpiel sorgt und der Grund waren für das Ende der französischen Avancen.
    Die Tage vorher hatten wir gelesen, dass der Eintritt 200.000 Kip kostet, unverhältnismäßig viel für dieses Land und dieses Spektakel. Als wir jedoch zur Eingangspforte kommen, ist alles leer, kein Kassierer, keine Absperrung, nicht einmal die Gastro ist in Betrieb. Die Tür zur Hängebrücke, bekannt aus YouTube, steht offen. Ungläubig passieren wir die und queren die sehr stabil und neu gebaute Brücke, durch deren Gitterboden man den wilden Sturzbach bewundern kann,.
    Wenn da nur einer wäre. Uns präsentiert sich eher ein nett rauschendes Bächlein, das bestimmt gerne ein bisschen wilder wäre, es ist halt Trockenzeit, der Wasserhahn ist zu.
    Verzweigte Trampelpfade führen weiter durch Gebüsch zu diversen Aussichtspünktchen am Flussufer. Wir können die Stufe sehen, die der Fluss hier überwinden muss, heute in bescheidenen Kaskaden, weiter hinten auch einmal etwas imposanter. Kaum vorstellbar, wie das hier so abgehen kann, wenn man die YT Videos guckt.
    Wir versuchen an weiteren Aussichtspunkten mehr vom der Idee eines wilden Flusses zu erhaschen, kehren dann aber schließlich mit zuckenden Schultern zu unseren Rädern zurück. Zwei kleine Mädels wollen vorher an der Brückenpforte etwas Geld abziehen, sind dann aber mit ein paar von Heikes Kaugummies auch zufrieden, wir dürfen passieren.
    In schönstem, goldenen 17:00 Uhr Licht genießen wir unseren gemächlichen Flow zurück nach Don Det.
    Eine Grundschule feiert in Don Khon, eine kleine Kirmes säumt die Straße, Kinder überall, freudiges Gezeter und aufgeregtes Gerenne. Eine Hüpfburg im Schulgarten, Spickerbuden, bei denen man auch eine Dose Bier gewinnen kann, Luftballons, Spielzeugstand mit diversen Plastik-MGs, Schießbuden, wo Plasikstöpsel mit Luftdruck verschossen und bunt gefüllte Flaschen umgeworfen werden müssen, fürchterlicher asiatischer Kinderpop liegt über dem Ganzen, bunt, laut, aufgeregt, Mamas grillen Spiesschen, der Rauch ihrer Feuer rahmt die ganze Szene im Gegenlicht der späten Nachmittagssonne in pittoreske Dorfpoesie. Dann wieder die üblich unaufgeregte Stille.

    Gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang hechten wir auf Liegeplätze in einem Resto und schlabbern unsere Shakes.
    Es ist gar nicht so einfach in einem touristischen Ort wie diesem eine gute Küche zu finden. Auch wenn wir von einem äußerst niedrigen Preisniveau auch für Essen sprechen, gibt es an prominenten Stellen im Ort durchaus Restaurants mit auffällig erhöhten Preisen - die im Verhältnis aber immer noch supergünstig sind - die Qualität der Gerichte ist jedoch vice versa tendenziell touristengerecht mau.
    Da ist dann aber auch die kleine Suppenküche in einer Nische zwischen den dicken Dingern, die man erst einmal als solche wahrnehmen muss, und da nehmen wir Platz. Wenige Minuten steht eine dampfende, aromatisch duftende, klassische Reisnudelsuppe vor unseren Nasen. Mhhhmm, welch eine Freude für unsere Gaumen. Eineuroachtzig macht das dann pro Person, unglaublich. Essen ist einfach so unfassbar günstig in Laos. Dennoch ist die Essenslust noch nicht gestillt. Vorhin haben wir im Vorbeigehen einem älteren Inder auf sein Werben ein freundliches See You Later zugerufen. Und weil wir ein gewisses Ehrgefühl haben und noch ein bisschen Platz, gehen wir drei Häuser weiter noch zu dem.

    Ein Beamer klatscht dudelndes oldschool Bollywoodkino auf eine Leinwand in einer dunklen Ecke, die schrillen Farben der Deko leuchten aus den Schatten, die Tischdecken an bunter Trashigkeit kaum zu überbieten, juhu, Indien! Der dicke Wirt mit grauem Schnauzer grinst uns fröhlich entgegen. Zwei Salty Lassi bitte, dazu Masala Dosa - yes! - und Auberginen Masala.
    Die Portionen sind gottseidank klein und wir bekommen die Leckerlies noch gut rein in unsere Bäuche. Und jetzt? Einen würdigen Abschluss kann dieser super entspannte Tag nur in der Reggae Bar finden. Gleich um die Ecke, hier ist alles um die Ecke, Schuhe im Meer der Schuhe der anderen Gäste versenken und rein in die große Höhle. Die Reggae Bars dieser Welt sind fast schon wie ein Franchise, sehen alle gleich aus, schummriges Licht, Bob Marley Bilder, ‚One Love‘ und Regenbogen Graffiti an den Wänden, schwere Holzmöbel, mindestens einer mit fetten Dreadlocks, mindestens, lustige, fröhliche, quatschende Leute, Bier und Dübel. Hier in Laos wird viel gekifft, trotz einmal mehr restriktiver Drogenpolitik. Nicht nur Bob schallt aus den Lautsprechern. Sofort das Da-bin-I-dahoam Gefühl. Ein kleines und ein großes Beerlao bitte.
    Auf der Bühne wird genestelt, ein hagerer Italiener, den wir mit einem hageren Kumpanen schon haben herumradeln sehen, wird wohl den Livegig bestreiten. Der runde, schon etwas ältere Laotische Resident Percussionist macht sich mit seinen lachenden Augen schon freudig an den Bingos bereit.

    Pling, pling, der Italiener legt los. Wir trauen unseren Ohren nicht, Sologitarre Fahrstuhlmusik! Eeeek! Brasilianisches Popdudeldu, Santanavergewaltigung, Easy Listening Bossanova. Zu allem Überfuss lässt er sich von einer gruseligen Rhythmusmaschine begleiten, oder er begleitet sie, auf jeden Fall zählt die mit einem Klack, Klack, Klack, jedes Lied an. Er sitzt stoisch da wie ein Schulbub, der Gitarre übt, mit ohne Talent. Der Club hält den Atem an, fassungslos, echt jetzt? Ha ha! Murmelnde Witzchen machen die Runde. Aber er zieht sein Ding unverdrossen durch. Der jetzt noch breiter grinsende Bongomann verleiht dem Ganzen wenigstens ein bisschen Würde, wird aber vom Artist jäh unterbrochen mit der Bitte, das Bongospiel zu stoppen, sonst hört er seine Begleitung nicht mehr. Jetzt müssen wir alle breit grinsen. What a Wurst!
    Lange halten wir das dann nicht mehr aus, auch der lustige Bongomann hat sich getrollt. Wir rollen mit Stirnlampe und Handylicht immer weiter weg vom hellen Touristendorf in die sternklare Nacht, unglaublich schön!
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  • Das Maximale Minimum

    20. desember 2024, Laos ⋅ ☁️ 29 °C

    Ohrenstöpsel machen das Unmögliche möglich, wir versäumen doch glatt das morgendliche Remmidemmi und schlafen mal wieder etwas länger. Der tägliche Kaffee am kühlen Morgen.
    Ja, das muss man mal erwähnen, die Temperaturen auf dieser Reise sind äußerst angenehm. Tagsüber ist es schön warm und sonnig, jedoch sticht die Sonne nicht, noch ist da dieses latente tropische Schwitzen. Nach Sonnenuntergang ist ein Longsleeve die beste Wahl, nachts kühlt es auf eine wunderbare Schlaftemperatur herunter, in den Bergen war es noch einen Tick zapfiger.
    Nach dem Kaffee beschließen wir für heute süßes Nichtstun, Hängematte, ich vor allem schreiben, dieser Blog kann kaum mit dem Tempo unserer Erlebnisse und Eindrücke mithalten, Fotos sortieren, die Seelen fliegen lassen, einfach mal da sein, den Moment genießen. Ein kurzes Frühstück mit Shakshuka schieben wir dazwischen.
    Bis zum späten Nachmittag ziehen wir dieses wunderbare Verharren durch.
    Das wird heute unser letzter Sonnenuntergang auf den 4.000 Inseln, den wollen wir am Goa-Fail-Beach genießen, vor allem zum Abschied noch einmal unseren geliebten Yogatrail beradeln. Aus einer lagernden Hängeposition also in den gemächlichen Kuhgang direkt übergehend in eine bestuhlte Liegestellung am Mekongufer. Den maximalen Bewegungsradius vollzieht hier gelegentlich der Trinkarm in seiner Hebebewegung der Bierflasche zum Mund und wieder zurück, die Augen müssen ebenfalls etwas arbeiten. Um uns herum wird wieder Little Goa aufgebaut für die nächste große Sause heute Abend. Ohne uns. Als die ersten Blinkelichter angeknipst werden fahren wir in der schon sehr dunklen Dämmerung zurück nach Don Det City.

    Was isst man im Flussinselparadies in Laos? Wenn es geht, doch Laotisch, nicht wahr? Dafür eine gute Köchin zu finden, das ist hier wie Roulette spielen. Nein, Fisch wird es nicht sein, Fisch aus diesem Fluss mit dieser Farbe, mit all seinen Mitbringseln seiner bisher 2.000 km langen Reise, den meiden wir besser.
    Zur Chancenmaximierung auf jeden Fall raus aus dem Zentrum, wir setzen eher auf die dunkleren Ecken der Insel und suchen dort. Auf unseren abendlichen Heimwegen ist uns auf halber Strecke stets eine Restaurant/Bar aufgefallen mit guter, eher rockiger Indiemusik der Achtziger. Sehr ungewöhnlich in diesen Breiten, diese Ambition muss belohnt und näher erkundet werden, die Küche Laotisch. Einzig skeptisch macht der große Billardtisch in der Mitte, der allerdings auch nicht wirklich für mehr Gäste gesorgt hat, soweit wir das in den letzten wahrgenommen haben.
    Wir suchen unseren Platz nah beim Fluss, Bestellung gemacht, rien ne va plus, die Kugel rollt.
    Aus den Boxen schallen unverdrossen alte Roxy Music Songs, sehr geil.
    Abgesehen davon, dass wir recht lange auf unser Essen warten müssen, weil erst eine Familie bekocht wird, ist das Chicken Larp fantastisch, eines der besten, das wir in diesem Land gegessen haben. Manchmal landet beim Roulette die Kugel eben auf der richtigen Zahl.
    Inzwischen haben sich auch noch vier Deutsche Surferboys samt Mutter eingefunden, der Billardtisch war’s dann doch. Gras wird unauffällig auffällig über die Theke gemauschelt, gleich ein Tütchen gedreht.
    Schön, schön.
    Den Abend wollen wir angemessen in der Reggaebar beschließen, der Italienische Guitarero wird ja hoffentlich hinfort sein. Ist er nicht, aber sie haben wohl seine Gitarre verbrannt, er darf heute nicht spielen. Anstattdessen frickeln diverse am Anschluss eine Halbakustikgitarre an den Verstärker herum, was einfach nicht gelingen mag, was von einem fiesen, lauten Knacksen aus den Boxen begleitet wird. Die Gäste Zucken bei jedem fiesen Knacken zusammen, Autschn auf die Ohren.
    Schließlich geben Künstler und Haustechniker auf und es fließt wieder ordentlicher Reggae aus den Boxen. Wir wollen Pommes, zweimal Pommes Schranke und Bier. Homemade Pommes aus hiesigen Kartoffeln, dicke Sticks, innen weich, außen fast knusprig, passt, Gelüste befriedigt.
    Die Krüge hoch! Auf die vielen schönen Erlebnisse und Eindrücke der vergangenen Tage hier, was war das für eine entspannte Zeit in diesem heimlichen Paradies. Wer braucht schon Meer und Palmen?
    Zeit für Packen und fürs Bett.
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  • Siem VIP

    21. desember 2024, Laos ⋅ ☁️ 21 °C

    Keine Ohrstöpsel, weil wir heute etwas früher aufstehen müssen, aber soo früh wollten wir jetzt auch nicht aufstehen. Ab sechs Uhr geht es wieder rund um unsere Schlafbox. Schulkinder, Boote, der neue Koreanische Nachbar, was hat er die ganze Nacht nur schweres über die Veranda geschleppt? Warum ist er nachts mindestens drei Mal aus seinem Zimmer, fragt die geweckte Heike. Jetzt schläft er, Herr Hui Bu. Und wir sind wach. Die Morgensonne an diesem kühlen Morgen wärmt noch nicht, das übernimmt derweil der Kaffee.

    Packen, heute verlassen wir das wunderbare Laos. Die Rucksäcke tragen sich leicht die zwanzig Minuten zur Anlegestelle, der Abschied ist schwer.
    Als wollten wir einfach nicht loslassen und noch möglichst viel mitnehmen von dieser schönen Zeit, die wir hier hatten.
    Auf dem Weg kaufen wir bei Omma Samosas mit Bananen- und Gemüsefüllung für die heutige Fahrt. In einem dieser großen Restaurants mit den hohen Preisen bestellen und essen wir erbärmliche Shakshuka zum Frühstück. In einer unaufmerksamen Minute, als ich im Supermarkt gegenüber Kekse kaufe, schnappt sich ein Hund unsere Samosas, die ich unvorsichtiger Weise auf dem Boden neben dem Rucksack hab liegen lassen. Den angesabberten Rest der Samosas schmeißen wir dann besser weg und Heike shoppt noch einmal neue.
    Um 9:45 große Versammlung der Rucksackträger am Pier, die Quittung aus der Reiseagentur wird in ein richtiges Ticket umgetauscht und dann beginnt die Transportmaschinerie zu schnurren. Abschiednehmen und ein letzter Blick zurück auf die 4.000 Inseln mit ihren 4.000 kleinen Überraschungen und Liebenswürdigkeiten, ein leiser Schnieferer und Lächeln.
    Mit dem Schifferl geht es hinüber nach Nakasong, dort direkt in den grünen Bus, der mit laufendem Motor wartet. Der bringt uns die paar hundert Meter zur Busstation. Hier kommen dann bald die Busse, die die Reisenden nach Vietnam und Kambodscha verteilen.
    Die Busse sehen erfreulicher Weise ziemlich neu aus. Ein mitreisendes deutsches Paar erzählt uns begeistert von ihrer Reise mit diesem Busunternehmen von Pakse nach Nakasong. Laos Reisende bitte merken: VET Airbus Express.
    Denn der Bus ist wirklich eine sehr erfreuliche Überraschung. Das Personal tragt Uniform, wie im Flieger, jeder Platz hat einen eigenen Bildschirm mit YouTube oder Filmen - wenn man die Kopfhörer mit Kabel vom Hinflug mitgenommen hat - die AC kann man sogar ausschalten, kleiner Klapptisch, Sessel in Liegeposition, viel Beinfreiheit und ein sauberes Klo! Der Knaller aber ist die in die Sitze integrierte Rückenmassage, da sagste nix mehr. Es gibt eine kleine Flasche Wasser und ein warmes Mittagessen dazu. Hammer oder?
    Sieben Stunden Fahrt? Och schade, nur sieben Stunden…
    Nach einer halben Stunde sind wir an der Landesgrenze. Alles aussteigen bitte, offizielle Ausreise, geht schön zügig, wieder einsteigen. Hundert Meter weiter der Grenzübergang nach Kambodscha. Alles aussteigen bitte. Erste Station Ausweis mit ausgefüllten Formularen abgeben, 35 US$ Visagebühr in bar auf den Tisch, dann auf den Reisepass mit ausgestelltem Visum warten, zweite Station, Gepäck scannen, dritte Station Ausweis an Schalter eins abgeben, da erkennungsdienstliche Erfassung, alle zehn Finger scannen, Foto, an Schalter zwei daneben gibt es den Reisepass wieder zurück und dann ist man durch, willkommen in Kambodscha.
    Es wird gemunkelt, dass es von Vorteil ist, dass wir mit einer kambodschanischen Busgesellschaft reisen, ansonsten kann die Prozedur ungeschmiert etwas länger dauern.
    Jetzt erst beginnt die eigentliche Strecke, sieben Stunden Kilometerfressen bis nach Siem Riep. Mit allen Annehmlichkeiten des modernen Busses, einer Eiskaffeepause, viel zu schreiben und netten Sitznachbarn, einem Pärchen aus D, zum ratschen eine kurzweilige Angelegenheit.
    Halbsieben quietschen die Bremsen, wir sind angekommen in Siem Riep und schwupp, ploppt auch schon der erste Tuk Tuk Fahrer auf. Fragen, wieviel die Fahrt ins Angkor Palace Resort & Spa kostet, kostet ja nichts. 4 $ will er, ist vielleicht etwas zu viel, aber soll uns Recht sein für jetzt. So sausen wir in der kühlen Nacht zu unserem Hotel, das ca 3 km außerhalb der City liegt.
    Es ist schon sehr witzig mit einem Tuk Tuk die Auffahrt zu einem Fünfsterne Hotel vorzufahren.
    Die Empfangschefin steht vor dem mondänen Eingang, heißt uns mit kambodschanischen Schals willkommen und bittet uns in die Rezeption, wo wir den Check-in und die Rechnung erledigen.
    Ein Empfangsmann geleitet uns dann durch diverse Gänge, über den Garten, am Pool vorbei in einen anderen Flügel und erklärt ganz grob die Annehmlichkeiten dieses Hauses bis wir in unserem erdgeschossigen Zimmer ankommen. Bäm. Von der 10 Dollar Schachtel ins Fünfsternehotel, was eine Karriere. Das Hotel wie auch das Zimmer ist schöner als es in Bookingdotcom dargestellt wird, auf den ersten Blick großartig, wir freuen uns doch schon sehr darüber.
    Dieses große, weiche Bett, dieses große Bad, gleich unter die Dusche! Vollausstattung inkl. super viel Platz. An der kleinen Terrasse mit Gartenblick werden wir uns morgen erfreuen.

    Und jetzt? Hunger! Kurz nach acht ist es jetzt.
    Erst suchen wir auf Googlemaps die nächstliegenden Imbissbuden und marschieren tapfer durch das Ganglabyrinth des Hotels und finden tatsächlich auch wieder den Ausgang. Bevor wir in Freie treten können schießt von links der freundliche Pförtner oder so vor unsere Nasen und fragt beflissen, ob wir vielleicht ein Tuk Tuk benötigen. Äh ja, ähhm, ja? „In die City vielleicht?“ …Was kostet das? „Drei Dollar“, kurzer Blickwechsel von Heike und mir, Planwechsel, warum nicht? Das Tuk Tuk wird herbeigewunken und Tschak, sausen wir die drei Kilometer nach Siem Riep City.

    Siem Riep City. Bäm, was geht hier ab? Ich war hier vor ca 15 Jahren schon einmal und erkenne nichts, also kaum etwas wieder. Um den Nightmarket herum ein schrilles Lichtermeer wie in Bangkok, die alt/neu etablierte knallebunte Pubstreet mit einer Bar neben der anderen, schräg überschminkte Damen warten auf willige Herren, grottiger Technopop von allen Seiten, flashige Laserlightshows, einsame, rauchende Männer warten vor ihrer Flasche Angkor auf ein Wunder, einfach Overkill, blinki, blinki, saufi, saufi, Khaosan deja vu.
    Den Old Market nebenan in den alten, einstöckigen, wunderschönen französischen Kolonialhäusern, erkenne ich tatsächlich wieder, hier wird jetzt Einheitsramsch angeboten, wie auf allen Touristenmärkten dieser Welt. Markenfake-Taschen, Crocs Gummischuhe, Artikel aus Seide, diese bestimmte Baumwollkleidung mit den schicken Elefantenmotiven oder Folkloremustern, Buddhas in allen Varianten und Materialien. Wenn man 50 Meter abgelaufen hat, kennt man den Rest des Marktes. Schade, das war mal anders, vielfältiger, inspirierter, individueller, schräger. Ein Happy End Massagesalong neben dem anderen, das hat sich nicht geändert.
    Wir meinen neben unseren Dollar auch besser noch Riel in der Tasche zu haben, also heben wir welche ab, ATMs gibts wie Sand am Meer.
    Alle paar Meter kommt ein Tuk Tuk-Fahrer angeschossen und fragt: Tuk Tuk? Mit einem lächelnden Nein sind die meisten schnell abgewimmelt. Restaurants mit vielen, bunten Speisekartenbildern an den Wänden gibt es auch inflationär, ist wohl egal, wo man sich reinsetzt, also machen wir das. Ein Gast, der gerade wieder aufbricht empfiehlt uns das Lokal, in dem wir gerade sitzen, als sehr gut, Daumen hoch. Immerhin, das lässt hoffen. Natürlich muss man in Siem Riep Khmer Küche probieren, Amok heißt eines der Nationalgerichte, wird bestellt, und Fried Eggplant mit Reis, Cola Light, einen Bananen Shake. Die erste Erkenntnis, überall wird ordentlich mit Zucker gesüßt, auch wenn man mit ohne Zucker bestellt hat. Im Bananen Shake knistern noch die Zuckerkristalle zwischen den Zähnen beim Draufbeißen. Die gebratenen Auberginen gleichen eher einem Dessert, das Amok dagegen ist echt lecker, eine Art Curryeinropf mit Gemüse, aber auch Zucker drin.
    Wir geben uns dann etwas überfordert noch kurz den Krawall dieses Viertels, holen uns Wasser und Bierchen im Supermarkt und ab dafür nachhause in unseren idyllischen Luxus.
    Wir sind schon gespannt, wie das Hotel bei Tageslicht aussieht.
    Les mer

  • Lazy Sunday

    22. desember 2024, Kambodsja ⋅ ☁️ 19 °C

    Das Hotel ist wirklich luxuriös, auch bei Tageslicht. Erst einmal den goldfarben bestickten Morgenmantel anlegen und in der Kitchenette lecker Kaffee fürs Schatzi zubereiten. Vorhänge auf, ahh sehr schön, die kleine Terrasse mit Blick auf den tropischen Garten, herrlisch.
    Der Weg zum Frühstücksraum führt durch den üppig grünen Garten, über eine Holzbrücke über den Koiteich, vorbei an der großzügigen Poollandschaft.
    Wir werden vom Frühstückschef begrüßt und nach dem werten Befinden gefragt und was wir denn trinken möchten. Ein Kellner bringt uns unsere dampfenden Cappuccinos an unseren Platz auf der Frühstücksterrasse. Das Büffet ist sehr umfangreich, wir lassen uns Veggie Omlett bereiten, nach Misosuppe ist uns nicht so, aber Käse, es gibt französischen Käse! Auf die Obstteller kommen Papaya, Ananas, Passionsfrucht, Dragonfruit und Melone, das Gemüsecurry muss ich einfach probieren. Baguette aus dem Toaster. Müsli, Marmelade, Salate, Gemüsereis, gebratene Nudeln, englisches Frühstück, Croissants, Gebäck, vielleicht ein andermal. Ja so ist das jetzt die nächsten Tage, jeden Morgen.
    Was wir so vor hätten, werden wir vom Empfangschef vor dem Hotelportal gefragt. Heute wollen wir Siem Riep erkunden. Er könne uns für den regulären Preis auch einen Tuk Tuk Fahrer für das Angkor Wat organisieren. 20 Dollar würde das für den ganzen Tag kosten, der Fahrer, den er empfehlen würde, spricht auch gutes Englisch. Klingt gut für uns, dann machen wir das für morgen doch gleich fix. Haben wir das auch.
    Ein Tuk Tuk wird von ihm herbei gewunken, Der Fahrer stellt sich als Ek vor und spricht tatsächlich gutes Englisch, also Khmenglisch und das sehr schnell. Wir stimmen uns kurz ab, soweit wir dem Dialog von ihm und dem Scheffe folgen können. Der Ta Phrom Tempel, gerne Lara Croft oder auch Tomb Raider Tempel genannt, sollte unbedingt Teil der morgigen Tour sein. 8:30 Treffpunkt hier, an der Hotelauffahrt.
    Unsere erste Fahrt mit Ek soll aber heute zunächst ins Zentrum gehen. Sobald wir im Tuk Tuk sitzen sprudelt er sofort ohne Punkt und Komma los. …Nein, wir wollen nicht zum Geldautomaten, nein, auch nicht zu irgendeinem Market zum Einkaufen, nein, wir werden ihn nicht gleich für die Tour zu den Floating Markets buchen, nein, ein Tag in Angkor Wat genügt uns erstmal, eine SIM Card, ja, zu dem Shop kann er uns gerne bringen, und dann bitte nur noch ins Zentrum, nein, kein spezielles Restaurant, auch keine Siem Riep Rundfahrt, einfach nur Zentrum, mehr nicht. Weia.
    Die Menschen hier sind arm hier, es gibt zu viele Tuk Tuk Fahrer, hat einer mal Touristen an der Angel muss er zusehen, dass sie ihm nicht gleich wieder vom Haken springen.
    Der SIM Mann ist natürlich ein Kumpel und verkauft uns zwar einen guten, im Netz empfohlenen Anbieter mit ausreichend GB zu einem ok-nen Preis, gibt uns sogar Discount auf 30 GB, 10$, aber den Anbieter, den ich gerne hätte - Smart - den will er mir partout nicht verkaufen, behauptet, sein Netz wäre langsamer und genauso teuer, bla, bla, bla. Warum sind 4G bei dem einen Netz langsamer als die 4G beim anderen? Egal, rein mit der SIM und Ruhe ist, wir sind wieder online.

    Wir erreichen das Zentrum, die Straßen rund um den Remmidemmi Nachtmarkt und die Pubstreet, die jetzt tief schlafen, es sind kaum Geschäfte offen. Drei Dollar für Ek, WApp Kontakte austauschen, bis morgen dann, brumm, brumm, weg ist er und wir endlich wieder selbstbestimmt.

    Es ist Sonntag in der Stadt und kaum was los, die Straßen menschenleer, nur wenige Geschäfte haben geöffnet, die Tuk Tuk Fahrer dösen faul in ihren Hängematten, die sie sich im Gestänge ihres Gefährts aufgespannt haben. Unser erster Weg führt uns zum Fluss, ein bräunlichgelbs Band, das zäh durch Stadt fließt.
    Seitengassensafari. Eine kleine Straße fällt durch kleine Lädchen auf, ungewöhnlich alternativ für diese Stadt. Ein sehr witziger Vintageladen lockt uns mit seiner wilden Retro Deko einzutreten.
    60er Jahre Hawaii Hemden und US Army Jacken - „If I die bury me with my face doun so the world can kiss my ass“ - Replika wie Originale, Schmuck, Schilder und Schnickschnack, all das zwischen altem 60er Jahre Sammelsurium, TV Apparaten, Radios, Schreibmaschinen, Toastern, usw., jazzy Musik im Hintergrund. Der Ladenbesitzer dazu ziemlich jung für seine Verschrobenheit.
    Wieder draußen entdecken wir weitere kleine Läden mit sehr schöner, aber leider überteuerter Khmer Kunst, neu nach antiquarischen Vorbildern.
    viele ambitionierte Cafés, schöne Gewebe, Interiör, die meisten Läden geschlossen, man spürt die besondere Ausstrahlung des Sträßchens, das sich Kandal Village nennt.
    Weiter in eine Straße, die komplett von einer ungewöhnlichen Deko überdacht ist, transparente, lange Fransen changieren perlmuttfarben im Licht der Sonne und legen säuselnd im Wind ein flüsterndes Rascheln über die ganze Straße, sehr eigenwillig und sehr geiler Effekt. So einige der wenigen, heute aktiven Touristen machen begeistert ihre Fotos, gar nicht so einfach das im
    Bild einzufangen.
    Unser Schielen aus dem Augenwinkeln auf Speisenkarten diverser Restaurants am Straßenrand verrät offensichtlich unseren Hunger, sofort ist der Scheffe zur Stelle und preist sein Angebot. Eines ist wie jedes Restaurant dieser Art, die Erfahrung haben wir ja schon gemacht, aber wenn Mutti kocht, was kann da schon schiefgehen, und roten Plastikstühlen können wir einfach nicht widerstehen. Viele bunte Bildchen der Speisen an der Wand machen uns die Auswahl nicht gerade leicht. Heike bestellt Stir Fried Green Beans mit Huhn, ich entscheide mich für ein typisches Khmergericht, ein Curryeintopf mit Süßkartoffeln und Kürbis., Samlor Kthit Trop der Name, so so. Der Mangoshake ist wieder einmal ungenießbar süß, wir werden ab jetzt keine Shakes mehr bestellen beschließen wir. So. Unsere Rettung ist ungesüßter , ja-haa!, Eistee, den wir für lau kredenzt bekommen und nach dem sehr leckeren Essen gibt es als Dessert noch einen kleinen Obstteller obendrauf, wow, das ist aber toll!
    Acht Euro kostet dieses Vergnügen, jiebt et nüscht zu meckern, wa.

    Irgendwie sind wir nach dem Lunch ziemlich müde und wenig motiviert noch weiter in der Hitze ziellos herumzulaufen, nehmen uns ein Tuk Tuk und fahren in unser tolles Hotel. Eine ausgedehnte, sehr ausgedehnte Pause ist jetzt fällig, Zimmer genießen, dösen, schreiben, dösen.
    Zum Abendessen und für unsere Mission Massage & Spa: bald, tukken wir dann wieder in die City.
    Über Google haben wir die Top Drei Massage & Spas im Zentrum schon ausfindig gemacht: Kaya Spa, Bodia Spa und Massage Spa Siem Riep. Kaya Spa ist schick, die Preise sind eher hoch, aber dem Ambiente sicher angemessen und ok, das Bodia, sehr stylisch und cool, die Preise für hiesige Verhältnisse aber exorbitant, no way, schließlich das Massage Spa Siem Riep, nicht ganz so schicke, aber gepflegt, die Preise im Vergleich ziemlich günstig. Wir hätten gerne Pedicure und eine Fussmassage zum Testen, beides hat das Studio im Angebot, also probieren wir es doch hier.

    Als wir eintreten, schallt uns ein erfreutes Hallooo! entgegen, das junge Paar aus dem Bus von Don Det nach hierher, schwebt frisch massiert und glücklich lächelnd die Treppe herunter. Klare Empfehlung, allein schon ihr Gesichtsausdruck „…die machen das super hier!“ sagen alle beide. Na dann. Leider nur ist die Pedicure für heute mangels Personal nicht mehr möglich, nur Fussmassage würde gehen. Schade das, die Pedicure haben wir uns jedoch für heute irgendwie eingebildet, also müssen wir weitersuchen.

    Unweit in einer Seitenstraße präsentieren sich drei Inder in einer Reihe, locken mit Dosas und Thalis, diesem Magnetismus können wir uns unmöglich entziehen. Indisch essen, jetzt! Schwupp kleben wir auf unseren Plätzen, alle drei Restaurants gefüllt mit fast nur Indern. Gujarat Veg Thali Set mit Parathas und mit Gemüse gefüllte Linsenbällchen und Papadams, Battrmilk und Salty Lassi, Thali lecker, Linsenbällchen zu süß mal wieder. Tiefgekühlt verlassen wir Nordindien und beleben uns im tropisch warmen Siem Riep wieder.
    Neben dem Inderkonglomerat liegt direkt das Khmer Wellness Spa, sieht ganz nett aus. Wir googeln die vielen Rezensionen, 4,7 von 5, klingt gut für uns. Sobald man in dieser Stadt den Augapfel auch nur einen Milimeter in Richtung eines Shops bewegt, schießt sofort ein Mitarbeiter heraus und beginnt, den Laden und das Angebot zu preisen, so auch hier. Tschak steht die Counter-Lady mit Walkie Talkie vor uns. Fuutmasahh, yees, won aua, yeees posibl naaau, pedukur, hmmm, lemmi aaask. Krkk, krkk, Alpha Charly, check, check, one, two, one two ….okeeee, pedikur okee, wäät fju minits, okeeee?
    Okay, wir warten, gute 20 Minuten …plus 5 …plus 5.
    Gerade als wir abbrechen wollen, kommen zwei Mädels von außerhalb ins Geschäft geeilt, unsere Pediküredamen. Unsere gebuchten 90 Minuten Spa können beginnen.
    Wir werden in einen Salon im ersten Stock geführt, 1Meter80 hoch, Blümchentapete, etwas müfflig, Diverse Sessel mit lila Flokatis, spätestens als wir die Nagelreste auf den Sitzen sehen, hätten wir fliehen sollen. Wir fliehen aber nicht und beobachten skeptisch gespannt, was da jetzt passieren wird. Das Fußbad ok, dann kommt das Srubben. Ich werde von einer Dame bearbeitet, die das offensichtlich nicht sehr oft gemacht hat, eine Fresse wie eine Wurstthekengehilfin schrappt sie planlos mit einer Raspel an meinen Füßen herum. Krrrp, krrrp. In einer gewissen Schmerzerwartung verfolge ich ihr Tun mit äußerster Aufmerksamkeit. Ihre Kollegin, die sich an Heikes Füßen abarbeitet, gibt meiner Rasplerin zwischendrin immer mal wieder Tipps, auf welche wesentlichen Stellen an meinen Füßen sie sich vielleicht schwerpunktmäßig fokussieren sollte. Selbst an den weichen Stellen am Fuß, wo einfach nie Hornhaut sprießt, rubbelt sie herum. Stopp! Danke, hier bitte nicht und der linke Fuß sollte jetzt eh fertig sein, was heißt ‚leichtes Brennen‘ auf Khmer? Rechter Fuß, aua, aua. Erleichterung als die feine Feile zur Glättung zum Einsatz kommt. Neiiiin, nicht noch mal mit der rauhen Raspel am linken Fuß!
    Puhh, fertig. Stressschweißperlen auf der Stirn.
    Jetzt die Pediküre …Ähh, nein? doch nicht?
    War zwar bestellt, vielleicht aber besser so, dann bleibt uns vermutlich der Nagelpilz erspart. Auf eine Weise sind wir erleichtert.
    Gleich die Fussmassage?
    Ähhhm, ja. Bitte gerne!

    Fussmassage. Entspannung, endlich, wäre da nicht der Föhn, Nagelgefeile und das Geschnatter der anderen sechs Leute im Raum…
    Massieren kann sie auf jeden Fall besser als Pediküre, schwacher Trost, aber um Punkt elf ist Schicht im Schacht.l, Feierabend.
    Super, aus dem gebuchten 90 Minutenprogramm wurde eine Stunde, davon 30 Minuten Fussmisshandlung. Immerhin zahlen wir nur den angepassten Tarif und dann nix wie weg hier, Flucht mit dem Tuk Tuk ins Hotel.
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  • Angkor oder Wat

    23. desember 2024, Kambodsja ⋅ ☁️ 30 °C

    Beide haben wir wunde Stellen am Fuß und die Nacht war viel zu kurz, gna. Um sieben müssen wir heute schon aufstehen, The one and only Angkor Wat erwartet uns. Schuhe an, die Schmerzen sind vergessen, Frühstücken. Um 8:30 knattert unser Tuk Tuk heran, nicht mit Ek als Fahrer, sondern mit Bros. Ek sei verhindert erklärt uns der Concierge.
    Der instruiert auch gleich Bros kurz über unsere Tour - die ‚Kleine‘, aber ganz wichtig, Ta Phrom muss dabei sein, Hollywood Movie, ha, ha. Soweit kriegen wir das mit.

    Zum Angkor Wat ist es eine ordentliche Strecke. Zumächst heißt es im Visitorcenter Tickets kaufen. 37$ für einen Tag, 62$ für zwei. Wir werden voraussichtlich nur den einen Tag brauchen.
    Bevor wir richtig starten erklärt uns Bros mit seinem freundlichen, rundlichen Gesicht unsere Tour, die ‚Kleine‘. Mooment! Gerne würden wir auch Tempel sehen, die teilweise Bestandteil nur der großen Tour sind, den und den zum Beispiel ...Ok my friend, für 5$ mehr fährt er gerne auch die Sonderwünsche für uns ab, also 20 plus 5$ der neue Tarif, soll auch ok für uns sein.

    Wir starten und erreichen Angkor Wat von der Westseite aus, d.h. wir gehen durch den Hintereingang. Von hier arbeiten wir uns entgegen dem Hauptstrom der Besucher langsam durch das atemberaubende Bauwerk, in seiner Erscheinung und Besonderheit wirklich ein Weltwunder. Die Bauweise der Tempel von Angkor ist sehr grob und gedrungen, geschuldet dem Material und der mangelnden Kenntnis über effektivere Statik. Große Räume für viele Menschen zu bauen war seinerzeit auch nicht notwendig, da eh nur der Gottkönig und die Priester das Allerheiligste betreten durften.
    Angkor heißt übersetzt Stadt des Königs und erstreckt sich über 200 Quadratkilometer weit.
    Das Angkor Wat als mystisches Zentrum seiner Zeit, selbst widerspiegelt in seiner Anlage und Architektur das damalige Weltbild. Die Welt ist ein Rechteck, umgeben von Meer, rundum geschützt durch Berge, in der Mitte der Welt erhebt sich der Berg Meru, Sitz der Götter. Und so nähert man sich über Wasser, Ebenen, diverse Höfe dem Innersanctum der Anlage, gekrönt mit den fünf charakterstiftenden Türmen des großartigen Angkor Wat.

    Wir teilen uns diese weitläufige und mächtige Anlage mit einigen Touristengruppen, aber eigentlich gelingt mit etwas Geduld, die mir bei so manchen penetranten Instaposern allerdings gelegentlich abhanden kommt, doch meistens ein Foto ohne andere Personen drauf.
    Wunderschöne Reliefs, viele hundert Meter lang, erzählen von rühmlichen Schlachten des Königs, der Entstehung der Welt und dem
    Kampf von Gut und Böse - das Gute gewinnt dabei immer - Säulengänge, Pools, verschiedene Terrassenebenen, konzentrisch um das Allerheiligste herum. Die Besteigung ist wegen Konservierungsarbeiten für Publikum gesperrt. Dunkel, mystisch, beeindruckend, riesig. Wir benötigen fast zwei Stunden für die Besichtigung und bis wir zur langen Prozessionsstraße vor dem Wat gelangen, die eigentlich der offizielle Eingang wäre, wir sind tief beeindruckt und begeistert. Bros wartet schon winkend auf uns.
    Nächste Station Bayon Tempel, ein wilder Haufen Steine, pyramidenartig aufgebaut, berühmt durch die Gesichtertürme. Wenn man die Struktur des Tempels nicht wirklich kennt, ein Gewirr aus verschachtelten Gängen und Nischen, ab und an ein Shiva Lingam, eingefallene Passagen sind meist gesperrt, nur mühsam erkennt und erfasst man das System vom Grundriss, aus allen Perspektiven aber wachen die aufragenden Türme mit den großen, gnädig lächelnden Khmergesichtern.

    Nàchster Stopp das große Gelände mit dem Palast, diversen verstreuten Gebäuderuinen. Wir interessieren uns hier lediglich für die Terrasse der Elefanten und die Terrasse des Leprakönigs, klingt spannend, was?
    Die Terrasse der Elefanten heißt so, weil im Relief an ihrem Fuße fast lebensgroß eine Parade von Elefanten abgebildet ist. Die Terrasse des Leprakönigs, weil ihr Erbauer den Überlieferungen nach an Lepra verstorben ist. Beide Terrassen messen zusammen ca 350 Meter, die wir gemächlich abschreiten. Vor allem die Reliefs des Leprakönigs sind sehr gut erhalten und sehr schön anzusehen. Am Ende der Strecke wartet wieder Bros auf uns.

    Lunchtime und Bros hat Hunger. Es folgt eine längere Fahrt zu seinem Vertragsrestaurant ein paar Kilometer weiter. Man ist kambodschanisch freundlich zu uns, aber der Preis ist hoch. Für einfache Khmergerichte, die in der Stadt zwei bis drei Dollar kosten, werden hier sieben fällig. Aber auch hier schmeckt Muttis Kocherei sehr gut.
    Nach dem Essen legt sich Bros in eine der Hängematten im Resto, extra für die Fahrer und wir stapfen in den Tempel, der auf dem Gelände gegenüber des Restaurants liegt, Ta Som wird er genannt.
    Auf den ersten Blick ein kleiner Tempel, kurz nach Betreten stellt sich aber heraus, dass viele Höfe bis zum Innersanctum durchschritten werden müssen. Der Tempel liegt in schattigem Wald und die nachmittagsmilde Sonne wirft ein schönes Licht auf das Gemäuer und die umliegenden Bäume. Hier sind schon merklich weniger Besucher unterwegs, so können wir die ruhige Ausstrahlung dieses Ortes ganz und gar auf uns wirken lassen.
    Es ist bemerkenswert, wie viel Restaurations- und Konservierungsarbeit hinter jedem Tempel steckt, und es sind viele! Vor manchen Tempeln steht ein Dokumentationscenter mit vorher/nachher Bildern, was ein Puzzle! Und immernoch liegen unzählige Steine in und um die Tempel herum, die vielleicht irgendwann von einem wahnsinnig geduldigen Archäologen an ihren ursprünglichen Platz gesetzt werden.

    Als Symbol für das große Meer befinden sich vor den Tempeln große, rechteckige Wasserbecken oder sie sind ganz von Wasser umgeben, die von Brücken überwunden werden. Die Brüstungen dieser Brücken erzählen mit ihren Statuen eine Geschichte, wie sie mir besonders gefällt. Links und rechts halten einerseits Götter, anderseits Dämonen eine große Schlange und bilden architektonisch in dieser Weise die Brüstung der Brücke. Gut erhalten oder restauriert sind die verschiedenen Gesichter dieser Wesen in ihrer Mimik sehr amüsant und individuell gestaltet.
    Dargestellt wird so, wie mit der Weltenschlange Vasuki von Göttern und Dämonen gleicher Weise das Milchmeer in der Art gequirlt wird, dass daraus das Ambrosia gewonnen wird, ein sehr wertvoller Zaubertrank.
    Dem aufgeschlagenen Milchmeer entsteigen schließlich der Paradiesbaum und Himmelsnymphen, gefolgt von der Gattin Vishnus Lakshmi, göttlich verehrt, dekoriert und erhoben von diversen Himmelsgestalten. Das passte den anwesenden Dämonen jedoch nicht, es kam zur Schlacht, die natürlich die Götter gewannen, vor allem weil sie den Zaubertrank Ambrosia getrunken hatten. Die Dämonen wurden in ihre Höllen vertrieben und die Götter herrschten über den Dritten Himmel, in Kurzform. Der ewige Kampf von Gut und Böse, hosianna! Das ausführliche Relief ist über 50 Meter im Angkor Wat zu bewundern und natürlich gibt es von dieser Geschichte zahllose Versionen, sogar Comics.

    Die Zeit, die wir uns lassen, vergeht wie im Flug und wir merken, dass langsam die Konzentration und die Bereitschaft neue Impressionen aufzunehmen, nachlässt. Also lassen wir besser weitere kleinere Rempel aus und konzentrieren uns auf Ta Phrom, der wilde, heimliche Star neben Angkor Wat.
    Wild, weil die Archäologen die Bäume haben stehen lassen, die seit ewigen Zeiten über die ganzen Anlagen gewuchert sind, schließlich liegt Angkor mitten im Dschungel. So betritt man einen Tempel, dessen Mauern teilweise von den Wurzeln mächtigen Bäume zusammengehalten werden, oder zermalmt. Ein atemberaubender und abenteuerlicher Anblick, den man sich mit vielen Besuchern teilen muss, auch Chinesen. Sie stehen in Zweierreihe brav vor einer gigantisch umwurzelten Tür in einer Mauer und warten bis der Guide auch von ihnen ein Foto macht, dann endlich darf das Instagirl in weißem Kleid posieren, kokett, süß, laracroftig, dann Mama und Tochter, Tochter und Mama, vielleicht doch noch in einer anderen Pose probieren? Wir werden dieser Konstellation noch hier leider öfter begegnen, Geduld, Ge-du-huuuld, grmbbbllft, mit mir werden diverse andere Fotografen hart geprüft.
    Manchmal ergibt sich zwischen der Reihenabfertigung eine Möglichkeit für einen kurzen Shot, manchmal muss man darum bitten. Am Ende verschwinden irgendwann diese Gruppen und der wirklich großartige Tempel gehört nur noch wenigen.
    Die Nachmittagssonne zaubert das Bühnenlicht für diesen verwunschenen Ort, der exotische Gesang der Vögel liefern den Soundtrack. Diese geheimnisvollen, überwachsenen Ruinen, die Energie der Natur, unglaublich schön! Irgendwann sind wir satt und flanieren den Weg zurück in die reale Welt. Ganze 13,5 Kilometer sind wir heute tapfer durch Ruinen gestapft. Unvorstellbar diese Tour mit einem Rad zu machen, liegen die Tempel in der Summe doch in stolzen Entfernungen voneinander, dazu noch der Weg durch die Tempel und von und nach Siem Riep, das könnte doch sehr sportlich werden bei 30 Grad im Schatten.

    Bros ist erleichtert als er hört, dass wir bis oben hin voll mit Eindrücken sind und keine Kapazitäten für weitere Tempel haben. Wir haben eine sehr schöne Sightseeing Tour zurück nach Siem Riep, mit dem Abend erwacht die Stadt und entwickelt eine gewisse Geschäftigkeit, das ist sehr nett zu beobachten, da mittendrin lassen wir uns absetzen.

    Wir spazieren in Flussnähe, wo auch der Nachtmarkt sich gerade warm läuft. Ein Suppe wäre jetzt grad recht, ein Bierchen dazu. Khmer Sour Soup und eine normale Nudelsuppe suchen wir uns aus, beide sehr lecker, die Sour Soup besonders. Die kleinen Plastikstühlchen um uns herum füllen sich langsam. Kinderplastikstühlchen an Kinderplastiktischen, Rot, Blau, Pink, Knatschgrün, das sind die Trendfarben. Solange ich mich nicht anlehne, hält mich der meine, aber sein leises Stöhnen kann man nicht leugnen.
    Schöne Stimmung am frühen Abend, Angkor sippen und Leute gucken, so passt das. Es gibt so Momente, da ist man einfach zufrieden und so ein Moment ist jetzt.
    In diese Oase des Glücks, maunzen unsere Füße hinein, mi mi mi, oben rum mag ja Glück und Zufriedenheit herrschen, aber da unten, da ist man noch äußerst unzufrieden, klare Ansage zum
    Aufbruch.
    Getrieben von einer unsichtbaren Macht tragen die Füße uns direkt vor das Siem Riep Massage Spa. Zeit für eine Fussmassage? Zeit für Maniküre? Zeit für Pediküre? Nicht zu spät jetzt, nein? …juhu, ja!
    Ich bin als erster mit Fussmassage dran, Heike möchte nur Maniküre, das ganze Programm mit Nagellack, ihre Füße sind noch zu zerstört von gestern.
    Die Fussmassage ist ein Traum, die Reflexzonen werden mit Stöckchen bearbeitet, a bisserl autschn erst, dann ohhh, tut das gut! Maniküre, Pediküre, so sauber und gewissenhaft, super, meine Füße fühlen sich so hübsch und gut an, wie meine Haare nach der Koreanischen Haarwäsche. Gestern ist vergessen, begeistert machen wir einen großen Termin für morgen Nachmittag aus.

    So viel Entspannung macht hungrig. Unsere Begeisterung über die Suppen vorhin bringt uns wieder zum Riverside Nightmarket, noch ne Suppe und Lok Lak, stir fried Beef in dunkler Soße mit Ei und Reis.
    Jetzt ist aber richtig gut. Da können und wollen wir keinen mehr draufsetzen und stellen unsere Koordinaten auf unseren Heimatplanet Angkor Palace ein, befüllen vor dem Abflug aber noch unsere Restkapazitäten mit Pin Pins Banana Pancakes, lassen tapfer mit vollen Bäuchen die bunten Pubstreet Nebel links liegen und sausen per Tuk Tuk Anhalter durch die dunkle Siem Riep Galaxis. Was für ein schöner Tag!
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