• Chatuchak Extase

    29. joulukuuta 2024, Thaimaa ⋅ 🌙 24 °C

    Das Gepäck muss erst mal weg, ab in den Storage Room. Dann auch gleich eine kleine Supersuppe zur Stärkung für das, was heute vor uns liegt, the biggest, the hardest, the most merciless, the eternal, the one and only - - - Chatuchak Weekend Marrrr-keeeet! Der größte Markt der Welt nennt man ihn, irgendwo zwischen zehn und fünfzehntausend Händlern, der Endgegner aller Märkte, der totale Shoppingwahnsinn. Geil. Wir lieben ihn.
    Mit dem Taxi lassen wir uns hin kutschieren, obwohl die Metro uns quasi von Tür zu Tür bringen würde. Und dann, enter the arena! Wir sind gleich am richtigen Eingang gelandet, da, wo die jungen Designer ihre Stände haben, gerade mal garagengroß, dicht an dicht, mehrere Gassen nebeneinander, viele hundert Meter lang, hunderte Meter voll kreativer Ideen, Fashion, Design, Upcycling, eine sehr lebendige Galerie. Es macht sehr viel Spaß diese Energie und Liebe zu spüren, mit der die junge Generation arbeitet, gestaltet und versucht sich zu vermarkten. Sehr witzige Sachen dabei, sehr ästethische, sehr kreative, aber auch so einiger Schrott in unseren Augen, so muss das sein.
    Das Schlimme an diesem Markt ist, dass eine Sektion nahtlos in die nächste übergeht, also Design zu Second Hand/Vintage und dann zu Schuhen beispielsweise. Und dann siehst du da am übernächsten Stand etwas interessantes blitzen, gehst hin, schaust es dir an, hebst kurz den Kopf und siehst etwas anderes, da drüben, guck mal, lass uns mal da drüben hingehen, geh’n wa drüben, guckste auch, und gleich ums Eck wieder Bling Bling, und plötzlich weißt du nicht mehr, wo du dich genau im Markt befindest, denn an jeder Kreuzung, in jede Richtung haben die Gänge mit den Shops kein Ende. Dann realisierst du, du bist inmitten der Unendlichkeit des Chatuchak Labyrinths und du bist lost, denn da am dritten Stand, das musst du dir auch gleich noch genauer ansehen, und da hinten und links und vorne und rechts. Lost.
    Und ganz schnell einfach zu viel. Einfach mal der größte Second Hand Shop der Welt, so cooles Zeug, genau das, was bei uns ständig ausverkauft ist, das tolle Zeug, das findest du hier. Aber nur zufällig, denn wenn du gezielt etwas suchst, du findest es nie, wenigstens nicht in deiner Größe.
    Eigentlich wollten wir hier etwas für die Kinder shoppen, müssen aber feststellen, dass es zu viel gibt, was gefallen könnte, oder auch vielleicht doch nicht? Alles und doch nichts, wir sind überfordert, wir resignieren. Sollen die Kinder besser selbst einmal hierher kommen und sich hier selbst verlieren, ihre Pein dann, soll nicht die unsere sein.

    Heike braucht unbedingt Schuhe, ihre Sneaker hat der Dschungel final aufgearbeitet. Diese Challenge ist gut machbar. Schon bald verdichten sich die Shops mit den Fakemarkenschuhen, Adidas, Nike, Jordan, New Balance, endlos. Auch Heikes Schuhgröße ist keine Utopie und bald finden wir ein passendes Modell. Sehr witzige Dr Martens Varianten gibt es auch, Fake natürlich, trotzdem für stolze 70/80€.
    Mode aus Japan liegt schwer im Trend, wir finden sehr schöne Hemden und T-Shirts mit sehr geilen Motiven für die Söhne. Hawaiihemden ohne Ende, trendige Stoffe, sehr cool aus respektlos zerschnittenen Fussballshirts neu collagierte Designeroberteilchen. Wir sind kaum noch aufnahmefähig. Dann waren wir aber noch nicht bei den Wohnaccessoires und Interieurs, den Kunstblumen, dem Schmuck, den Haushaltwaren, Taschen, Outdoor, Kunsthandwerk, klassischer Mode, nicht zu vergessen der ganze Souvenierkram, Seide, Elefantenhosen, juhu …erst einmal setzen bitte, was essen, regenerieren. Suppe. Mangosmoothie, endlich mal wieder ein leckerer.

    Weiter.
    Und jetzt lassen wir es laufen, lassen uns treiben und hangeln uns von einem Ui-guck-mal-hier zum nächsten. Da und dort kaufen wir etwas Kleinkram, stellen erfreulicher Weise fest, dass wir schon viele schöne Dinge besitzen und keine neuen brauchen. Also freuen wir uns über Schönes, Witziges, Hässliches, Kitschiges und alles, was irgendwo dazwischen liegt. Außerdem geht uns langsam die Kohle aus. Ein Eiscappuccino geht aber immer.
    Gegen 17:00 werden die ersten Waren abgehängt und zurück in den Karton geräumt, Erlösung in Sicht. Und wie es immer so ist - ui, guck mal, die Schüssel da - Suppenschüssel, eh klar - die ist ja superschön! Was kostet die denn bitte? 100 Baht, echt jetzt? Das ist ja nix, also 2 Euro 80 nix. Kurzer Blickwechsel, Grinsen …Haben sie vielleicht noch sechs Stück davon? …Oh, prima, auch noch im Karton verpackt. Der Karton passt noch genau in meine Handgepäcktasche, perfekt. Jetzt haben wir sechs Keramik Suppenschüsseln und ich bis zum Flughafen München mit dem Handgepäck ein ordentliches Gewicht zu tragen. Aber happy Kilos, muss so sein.
    Dann schließt auch dieser Shop.
    In beachtlicher Geschwindigkeit ist der ganze Markt plötzlich eingepackt, verstaut, verschnürt, aufgeräumt, so schnell wie hier die Sonne untergeht, still. Irre. Und schön, diese Stimmung jetzt in der Abenddämmerung. Wir verharren noch etwas in der blauen Stunde bevor wir zur nahen Metrostation gehen.
    Über 20 Stationen sind es bis zum Wat Mangkon, bis dahin sind wir gefühlt auf 20 Grad Körpertemperatur heruntergekühlt.
    Zurück an der Oberfläche tauen wir bei immernoch 30 Grad und zwischen hunderten von Menschen schnell wieder auf. Der Nightmarket ist in vollem Gange, die letzten Plätze der Essensstände füllen sich. Wir hätten jetzt Lust auf Padthai. Kurze Peilung in unseren sichtbaren Radius und wie auf Fingerschnipp ploppt ganz nah ‚OK Padthai‘ auf, wo wir tatsächlich zwei Plätzchen ergattern. Minütchen später dampft die Köstlichkeit vor unseren Nase und auch zwei kleine kalte Chang. Lecker & lecker.
    Anschließender Schlendrian zum SevenEleven, kaltes Wasser und kaltes Bier und zwei Tuben Milchmädchen für die Bananapancakes zuhause. Dann ist da auch noch dieser Mango-Sticky-Rice Stand, bei dem wir uns zwei Mangos ohne Sticky Rice aufschneiden lassen.
    Und dann kommt der unfassbare, gefürchtete Moment und die Erkenntnis, vor der man sich so lange gedrückt hat, er erwischt uns im Hotel, beim Umpacken der Taschen und Verstauen der Mitbringsel: Es ist vorbei. Vier Wochen Reise enden heute.
    Hier.
    Jetzt.

    ….

    Kloß im Hals, Wehmut, tröstende Worte. Immerhin werden wir sehr herzig von den Hotelmädels verabschiedet. Ja, wir fliegen heute zurück nach Jermani, snow, cold, brrr. Sie lächeln, bestimmt auch, weil sie da jetzt nicht hin müssen. Wir wollen doch gar nicht weg! Bitte zwei Tage Bangkok noch …und vielleicht auch noch zehn Tage mit Palmen und so? …oooch bidde.

    Das war’s jetzt echt, unglaublich.

    Der Taxifahrer wartet schon und stöhnt unsere schweren Rucksäcke in den Kofferraum.
    Die Straßen sind leer, wir sind in Rekordzeit am Suvarnabhumi, 38 Minuten, noch drei Stunden bis Abflug um 00:50.
    Frisch machen und umziehen im Klo, Gepäck Drop Off, Plätzchen suchen, Mangos essen, das kalte Chang trinken, Fotos gucken, sinnieren, schreiben.
    Es ist Zeit für die Security.
    Heikes Handgepäck flutscht durch, meines biegt auf dem Laufband akkurat ab zur Securitydame, bitte Tasche öffnen.
    O nein, nicht schon wieder! Was habe ich denn diesmal bedrohliches im Gepäck?
    Die Milchmädchentube! Nicht euer Ernst. Die Tube hat zwar 160 g Gewicht, hat aber nicht mehr Volumen als die erlaubten 100 ml. Ist ihr egal, die 160 g stechen, weg mit der Tube. Menno.
    Ich resümiere, wahrend dieser Reise habe ich an Security verloren ein Opinel Messer, das sehe ich ja ein, eine kleine Sprühdose Fußdeo, eine stumpfe Verbandschere und jetzt die Tube Milchmädchen. Vier Sachen weg, Leute! Heikes Milchmädchen bleibt im Handgepäck unentdeckt.

    Die Immigration ist auch hier komplett digital, Pass scannen, Gesicht scannen und raus sind wir aus Thailand, geht alles sehr fix. Warten am Gate, wo sich die ganzen verstreuten Reisemünchner wieder sammeln, jeder jetzt voll mit Geschichten, Abenteuern, Erlebnissen. Jeder fokussiert auf sich, scheint in Gedanken über das Erlebte, oder bemüht die Gedanken an die S8, in der sie in ca. 14 Stunden sitzen, zu verdrängen oder einfach nur müde. Ja, Abschied ist selten schön, aber unausweichlich.

    „Dear passengers, our flight to Munich is ready for boarding.“
    Der Flieger ist voll. Der Sitznachbar von Heike ist ein typischer Thailandkenner und Öfterfahrer. In diesen bestimmten, leicht angesifften Thailand-ich-kenn-mich-aus-Beach-Klamotten, riecht er wie ein Aschenbecher geradewegs aus der Pattaya Beachbar in den Flieger geplumpst, und lässt es sich nicht nehmen, bei der Getränkebestellung mit ein paar Thaifetzen beim Servicehasi zu brillieren. So ganz unsympathisch ist er uns dabei keineswegs, er erinnert mich sehr an einen sehr guten Freund. Und wie bei einer Eieruhr fließt nach dem Start sein Thailand ganz leise aus ihm heraus. Ich nehme es vorweg, dieser nonschalante Souverän wird im Laufe der zwölf Stunden Flug in einen elend zitternden Entzugsaffen mutieren,. Ganz klein und Grau stürmt er nach der Landung als einer der Ersten wackelig aus dem Flieger.
    Und wir verkriechen uns nach dem fliegenden Abendessen mit Ohrenstöpseln und Halskrausen unter die Decken und schlafen.
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