• Hier weg & da hin

    24. marraskuuta, Indonesia ⋅ ☁️ 29 °C

    Der Wecker muss uns wecken, damit wir rechtzeitig am Frühstückstisch sitzen, vorher aber noch gepackt haben, weil wir ab halbzehn für unsere Abholung bereit sein sollten. Das Wecken übernimmt das quängelnde Gequake eines kleinen, überspannten indischen Prinzen mit seiner überforderten Mutter in feinstem Hindlish. Na servas.
    Zeche zahlen und warten, pünktlich um 10:00 kommt unser Shulltevan nach Padang Bai. Gute zwei Stunden juckeln wir durch den dichten Verkehr von Denpasar und sehen uns Bali von dieser Seite aus an. Direkt traurig sind wir nicht, dass wir diesen Ort hier verlassen. Zum Landen absolut OK, mehr aber auch nicht, auch bei Sonnenschein nicht.
    Am Pier von Padang Bai checken wir bei unserm Speedboatunternehmen ein und warten bei einer kalten Coke Zero in einem Café im ersten Stock auf unser Boarding. Um eins bewegt sich unsere Horde mit den blauen Hangtags zum Speedboat, Rucksäcke rein, uns rein. Bei ruhiger See fliegen wir gen Osten, an den ziemlich leeren Gilis vorbei nach Bangsal auf Lombok.
    Schon während der Fahrt wurden wir wegen unseres Transfers auf der Insel von den Bootsleuten angesprochen. Für da, wo wir hinwollen, läge der Tarif bei 450, abgelehnt. Beim zweiten Versuch eine Viertelstunde später bei 400, angenommen! Unser Name wird abgefragt, Weke? Heike! Weika? Na-heiiiin Heiiikeee! Heikia? - - - Ben, call me Ben. Ahh, Ben, okai! Handyfoto von mir für die Wiedererkennung.

    Am Pier noch mit dem Fuß auf dem Boot hören wir schon ein freudiges ‚Ben, Ben!‘ und das gekrakelte Namensschild mit einem strahlenden Gesicht dazu. Follow me! Ein nettes Kerlchen geleitet uns zum Office der Taxischlepper. Da gibts die lächelnde Zahlungsaufforderung und wir werden sogleich von Schlepper Nummer drei zum Auto gebracht. Ein in feinstes indonesisches Hawaiihemd gekleideter älterer gepflegter Herr begrüßt uns erfreut, unser Fahrer. Dem werden noch hastig 50tsd Rupias zugesteckt, vermutlich sein Salär, von 400.000 gesamt, alles klar. Dabei von uns ertappt gibt es vom Schlepper Nr 3 noch eine schnell zusammenimprovisierte Erklärung, dass das eine zusätzliche Provision sei. Ja ja.

    Wir fahren durch das nachmittägliche Lombok, das sich sehr geschäftig präsentiert, Rushhour um halbfünf. Viel Verkehr, viele LKWs, viele Autos, noch mehr Mopeds. Schönes Licht! So ganz ganz langsam stellt sich ein leises Glücksgefühl ein. Jetzt sind wir endlich in dem Indonesien, in dem wir sein wollen.

    Kurz nach Bangsal im hügeligen Dschungelland sitzen am Strassenrand Horden von kleinen Affen.
    Sie nesteln an leeren Schokoriegelpackungen herum und warten, dass etwas zu Essen aus einem Autofenster fliegt. Nach dem Müll zu schätzen, fliegt da öfter was. Weiters Hütten, Obststände, kleine Handwerkergeschäfte, Warungs, Moscheen, touristenloser Alltag, freundliches Gehupe. Immer wieder aufs Neue erstaunlich, wie dieses Chaos ruhig und entspannt vor sich hinfließt.

    Grüne Reisfelder, von Palmen gesäumt, im Abendlicht, wie schön das ist! Bauern mit Kegelhüten, Rinder, kleine Holzhütten, Bauernhöfe.
    Hup, hup - Mataram, die größte Stadt auf Lombok. Charmant hässlich, gelassen geschäftig und gemächlich, kein Vergleich zum stressigen Kuta. Weiter südlich davon wieder Reisfelder, Jogger sogar, seltsam anmutende Minireihenhaussiedlungen immer wieder, manche ganz neu und leer, manche offensichtlich schon etwas älter und angeranzt und leer. Die blaue Himmelskulisse füllen gewaltige weisse Wolkentürme, nach Süden hin die immer sanfter werdende Hügellandschaft, das Meer glänzt dazwischen. Hallo Lombok!

    Es ist schon fast dunkel als wir in Selong Belanak ankommen, dem Fahrer geben wir noch einen großzügigen Tip. Zu unserer Lodge ‚Kayuma Villas‘ müssen wir einen kurzen Feldweg gehen, bis wir nach einer, von einem wunderschönen Bambusspalier eingefassten Einfahrt vor einem sehr stylischem Empfang stehen. Superfreundlicher Empfang und dann die Zimmertour. Eine Holztür wird geöffnet und es offenbart sich uns ein kleines Paradies.
    Unser Bungalow mit geschwungenem Bambusdach und großer Glasfassade, eine kleine Veranda davor. In der Mitte unseres kleinen Garten Eden ein privater Pool, bäm, Beanbags, Dusche im Garten. Dazu das fleissige Gezirpe und Gequake unserer Nachbarschaft, was ein Urlaubsträumchen! Haben wir auch wirklich DAS hier gebucht? Haben wir! Wir lassen uns alles begeistert zeigen, mit Wifi verbunden, Frühstück per WApp bestellt und jetzt einfach nur noch entspannen! Welcome Drink auf der Veranda und dann gleich danach noch fast ungläubig kalte Kokosnüsse sippen.

    Die Restaurants des kleinen Ortes liegen allesamt auf den eineinhalb Kilometern zum Strand. Vorab habe ich darunter einen Warung ausfindig gemacht, damit wir schonmal ein Ziel haben.
    Dunkel sind die Straßen, nur ein paar wenige Shops, kleineres Hotels, Cafés und Bars leuchten, sehr übersichtlich das Ganze. Der Wahrung ist eine von diesen Leuchtinseln. Eine große Halle aus Blech, davor das Buffet, Saftstand und Schnellküche, betrieben wohl von einer Familie, vor allem dem jungen Teil. Auffällig gleich die gute Laune und Freundlichkeit der Menschen hier.
    Bakso muss es für mich sein, ist klar, und klar ist auch, bei dieser äussert umfangreichen Auswahl des Buffets, werden wir hier nicht nur einmal Essengehen. Die kleinen Teller sind schnell mit unserer Auswahl voll gepackt und wir nehmen an einem der Tische Platz. Bis auf ein kleines frittiertes Hühnchneneil wieder alles gemüsig. Viele Einheimische essen hier genauso wie ein paar der wenigen Touristen. In der High Season brummt das Ding hier sicher gewaltig, denken wir. Schmeckt superlecker, was sonst! Die Schärfe vom Sambal bringt uns sauber zum Schwitzen.
    Wir versuchen die indonesischen Namen für das Obst zu lernen, das auf einer Tafel für Shakes aufgelistet ist. Das junge Mädel vom Saftstand bekommt unser Gestotter mit und verbessert lachend unsere miese Aussprache und erklärt uns den Unterschied zwischen Orange und Orange, zwischen der natürlichen und der Brause.
    Nett ist das hier, gleich mittendrin, gleich wohlfühlen.
    Und jetzt noch ein Bierchen in der Strandbar. Dunkel ists auch da hin und dunkel bleibt es. Keine der vielen Surf & Bar Buden hat noch geöffnet, es ist jetzt kurz vor neun …no Party. Wir erinnern uns an eine Bar auf dem Weg zum Warung, probieren wir es doch da. Klub Kembali nennt sie sich. Kleine Veranda vorne, der große Innenraum mit großem hölzernen 360 Grad Tresen, Ziegelwände, lückenlos mit kleineren Bildern bedeckt, gedämpftes Licht.
    Wir nehmen erst einmal zwei Bintang während wir zum salzigen Popcorn die Cocktailkarte studieren. Und wir staunen nicht schlecht, was wir da lesen, nix Caipi und Sex on the Beach. Ich verstehe jetzt nicht viel von Cocktails, aber die kleinen Geschichten, mit denen die Kreationen beschrieben werden klingen sehr besonders mit viel Liebe zum Detail, viel Ambition mit Lokalkolorit. Die Drinks klingen nach sehr ausgefallenen Rezepten mit sehr speziellen Ingredienzien, viel Arrak, viel Rum.
    Ein kleines Burgermenü gibt es dazu, wer möchte.
    Wir sind schon sehr neugierig jetzt und suchen unsere Favoriten aus der dann doch großen Auswahl. Heike ‚Aged Negrino‘, ich ‚Arak in the Jungle‘, der eine eher würzig, der andere eher sauer-frisch, beide auf jeden Fall sehr ungewöhnlich und vielschichtig und geschmacklich tief, auf jeden Fall: besonders. Die genauen Beschreibungen von der Karte liefere ich nach. Da haben sich also in the middle of nowhere junge Leute einen Bartraum verwirklicht und da ein sehr eigensinniges Ding hingeklatscht, das locker in jeder Großstadt viel Applaus bekommen würde.
    So auch von uns. Wir kommen mit dem Barkeeper ins Gespräch. Erstens, in der High Season muss man hier seinen Platz reservieren, heute sind wir nur drei Gäste. Zweitens Alkoholausschank ist in diesem muslimischen Land nur bis 22:00 erlaubt und dann auch nur in touristischen Regionen. Drittens, die Bar gehört einem Deutschen und einem Schweizer. Wussten wirs doch! Das stand ‚Frikadellen‘ in der Speisekarte und auch Kölsch…
    Viertens, gabs eine kleine Geschmacksprobe von zwei Grundelementen ihrer Kreationen: Ein Stamperl Arak und eines mit Destille aus Pandanblättern. Sehr fein und weich.
    Und ganz geschmeidig geht es dann auch uns nach dem Alkoholbash. Wir sind das gar nicht mehr gewohnt in dieser Konzentration und gehen mit Wärme in den Beinen nachhause.
    Aber ohne eine kurze Erfrischung im Private Pool gehen wir nicht ins Bett. So fühlt sich Urlaub an!
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