• Roundtrippin

    26 November, Indonesia ⋅ ☁️ 29 °C

    Zum ersten Mal haben wir das Gefühl, dass wir normal gut geschlafen haben, ganz im Takt unseres Reiselandes. Der abfallende Druck unseres Alltags erleichtert unsere Gemüter und öffnet die Sinne für die kleinen Dinge, die doch so wichtig sind. Endlich. Zum Beispiel die rote Libelle, die uns immer wieder besucht, und die wir versuchen mit unseren Kameras zu fangen. Heike schaffts. Bei den vielen Schmetterlingen hatten wir bisher keine Chance. Ich rette ein klein Kröte aus dem Pool, bevor das Chlor sie mumifiziert.
    Wegen eines baustellenbedingten Stromausfalls rattert der Generator neben unserem Habitat seit kurz nach dem Frühstück. Aufmerksamer Weise entschuldigt sich der deutsche Besitzer der Anlage für die Unannehmlichkeiten. Ohnehin ist der Himmel sonnig und hell, und somit das richtige Wetter für unseren ersten Ausflug. Wir packen unsere Regencapes in die Tasche und schwingen uns auf den Roller.

    Ein kräftiges Maschinchen eigentlich, das dennoch bei den heftigen Steigungen der Hügel spürbar kämpft, es am Ende aber doch noch gut schafft. Und runter geht es wieder in der Achterbahn, auf einer gut ausgebauten Straße ins Inselinnere und
    Immer schön links bleiben.
    Hügelige Landschaft wechselt sich mit Reisfeldern ab, die in unterschiedlichen Zuständen, von erdbraun brach liegend über glatt spiegelnde Wasserflächen bis hin zu zart grün sprießenden Setzlingen, die fleissigen Bauern mit ihren Kegelhüten immer wieder gebeugt bei ihrer mühseligen Arbeit. Ein hartes Brot.
    Der Verkehr ist zu dieser Zeit überschaubar, wir freuen uns wieder über die rücksichtsvolle Fahrweise der Menschen hier.
    Nach einer Weile biegen wir auf eine weniger befestigte Straße ab und ich muss arg auf Absenkungen und Schlaglöcher achten.
    Zwischen Feldern und durch Dörfer hindurch düsen wir, den Fahrtwind um die Nasen, was ein gutes Gefühl unterwegs zu sein!
    Ein Bakso-Warung bremst uns an den Fahrbahnrand. Baksos! Da müssen wir rein. Kichernder und lächelnder Empfang, die bebilderte Karte und die englischen Erklärungen helfen uns bei der Auswahl. Aber ich nehm eh einmal Bakso mit Alles, Heike wählt Chicken mit Crackern.
    Und aie schmecken herrlich, diese Nudelsuppen mit diesen unansehnlichen Fleischknubbeln. Jahrelang habe ich mich geweigert diese beigen bis flaugrauen Bällchen zu probieren. Bis ich‘s vor Jahren - ich glaube auf Lembongan -bei einem dieser wackeligen Baksomobile probiert habe und es war Liebe auf den ersten Bakso. Seitdem könnte ich in dem Zeug baden. Nicht umsonst gibt es bei Ubud das ‚Starbakso‘-Café und unzählige andere Spezialisten, immer anders, die meisten lecker.

    Weniger glückselige Kilometer weiter dann fette Busse vor dem Sasak Signature Village Ende, so heisst der Ort. Zu viele Busse. Wir tuckern weiter bis nach Sade, dem anderen Sasak Schaudorf.
    Sogleich springt ein wartender Homie auf, klein und drahtig, die typische Statur der Sasak sagt man hier, und hört nicht mehr auf zu reden. Ein kaum verständliches Englisch. Der dritte Satz lautet dann Donation und 300tausend. Wir resümieren: Lebendiges Dorf, eigentlich nicht für Touristen, Er Guide, Donation, Weberei und Batik, und los gehts.
    Ich würde sagen ein riesiger Souvenirshop aus eigenwillig geformten Holzhütten mit dicken, pittoresken Strohdächern.
    Hier wird sich nur unter Cousins und Cousinen geheiratet und fortgepflanzt, gewebt und gefärbt und vertickt. Ikat Webwaren und Batiken an fast jeder Hütte. Einiges kennen wir aus Thailand oder war es China?
    In einen aufgestelzten gemeindlichen Getreidespeicher dürfen wir unsere Köpfe stecken, ein paar Gassen mit ausdrücklichem Foto OK ablichten, die niedliche bunte zahnlose Omma würde Geld kosten. In ein Wohnhaus dürfen wir hineinsteigen, ein wenig wie ein Hobbithaus. Ein ausrangiertes grottiges Hello Kitty Bügelbrett und andere verstaubte Accessoires in der Ecke zeugen vom authtischen Alltagsleben der Einwohner.
    ‚Mind your Head‘ die häufigste Ansage, die interessanten Informationen sind versiegt. Umder Guide wartet geduldig beim Ratsch an der nächsten Ecke. In der Mitte der Siedlung noch ein höherer Holzturm, den wir über schmale Stufen besteigen. Ein schicker Rundblick über das Dorf im Dorf. Strohdächer, schön, schön. Eine Baumwoll spinndene Frau dann in einer der Gassen, ein paar Türen weiter ein batikender Mann am Boden kauernd, dazu eine Frau die in Schnellenglisch die Zutaten, das Werkzeug und den Vorgang erklärt. Die Tücher, die die Wände lückenlos bedecken könnten wir alle kaufen übrigens.
    Da hinten wäre dann der Ausgang, erwartungsvolles Donationgesicht. 200tausend sollten mehr als genug sein für die zwanzig Minuten Ethnoshow. Findet er wohl auch und schwupp, sitzt er wieder gackernd bei seinen Kollegen unterm Freilufthütterl am Parkplatz.
    So, das war also das.

    Für uns geht es jetzt weiter zurück nach Süden nach Kuta Lombok. Früher mal ein Fischerdorf, jetzt eine Destination für alternative Touristen und Surfer. Ein Fischerdorf ist es noch immer, seit ein paar Jahren mit offizieller Motorradrennstrecke.
    Ich war hier nach meiner Floresrundreise, da wurde die Rennstrecke und die Infrastruktur rundum gerade gebaut. Damals gab es nur die schönen Surferstrände, allen voran der Tanjung Aan. Ich habe damals in einem entzückenden Bambushütte mit einer entzückenden Besitzerin gewohnt,. Die gibt es nicht mehr, die Reggaebar hat jetzt ‚Reborn‘ im Namen. Hach. Die Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen.

    Mit Hineinfahren in den Ort fällt uns gleich der Siff ins Auge. Zusammengenagelte Cafés, Bars, Surfshops neben Fischerhüttenhäusernverschlägen. Irgendwie bröselt alles. Viele Baustellen, die für eine glänzende, bröselnde Zukunft bauen, viele Baustellen. Vielleicht sind wir aber auch schlichtweg nur zu alt, um das Besondere an diesem Ort wahrzunehmen oder zu spüren, vielleicht ist es aber auch einfach nur zu hell, um sich die hübschen Lichter der Nacht vorstellen zu können, die diese Siffe überstrahlen. Ich weiss es nicht. Wie schon seit eh und je heisst es auch heute noch, Lombok ist das neue Bali und Kuta Lombok das neue Canggu.
    Die Playa ist zwischen den Fischerbooten und abgebrochenen Mauern heftig vermüllt, kein schöner Ort für ein genussvolles Kaffeepäuschen.
    Wir trollen uns unter den müden Blicken des lässig-leicht bekleideten, käseweissen, aber schwer tätowierten Jungvolks oder sonnengebräunten Surffreunden. Heute sind wir wohl nicht in der Stimmung für sowas.
    Zwei Hügel weiter hinter Kuta erklimmen wir das Ashtari, ein sehr beliebtes und fast schon ehrwürdiges Yoga-Retreat mit Café und weitem Ausblick. Hier trinken wir Kaffee - fast schon wie Omma und Oppa - und lassen unsere Blicke über die weit unter uns liegende Kuta Bucht schweifen. Sehr viele Baustellen offenbaren sich zwischen den umliegenden Hügeln, weiter hinten blitzen weitere strahlend weisse Strände. Soweit ich das mit einem Ohr gehört habe, unterstützt die Regierung die Erschließung der Insel massiv. Mal sehen, ob das so klappt, ich habe da so meine Zweifel.
    Im Ashtari schwebt man eher als man läuft über den stylischen Betonboden, mit veganer Consciousness und entspanntem Dauerlächeln und ein bisschen Mitleid anders lebenden gegenüber. Wer weiss, was da in den Yogabarns im Kellergeschoss so alles passiert. Ist der Krokant auf den Keksen wirklich nur Kokosraspel, wuhaha?
    Schön ist es hier, so luftig im indophilen Adlerhorst im auskragenden Freisitz über dem ganzen Treiben weit unten und weit hinten. Gewitterwolken verdunkeln den Horizont, wir fahren jetzt dann mal besser. Und mit Ausstellen des Motors an unserer Villa fallen promt die ersten Regentropfen.

    Von Kuta fährt man ca eine halbe Stunde auf einer sehr schön fahrbaren, schlaglochfreien Straße, ein geschmeidiges auf und ab in der sanften grünbraunen Hügellandschaft. Immer wieder gehen Zubringer zu den vielen hübschen Stränden ab, von surfbar bis beschaulich. Am Strassenrand viele Lädchen, Verkaufsstände mit Benzin aus Plastikflaschen, einige kleine Hotelanlagen, meist im Bau, gechillte Hundehorden, Reisfelder, viel Landwirtschaft, ab und an eine bunt gekachelte Moschee, wenig Verkehr, alles sehr entspannt.
    Wir spüren eine gewisse Routine als wir im Warung as usual unser lecker Lunch nehmen, heute gibts ne dicke Kokosnuss dazu. Die Surferbubis geben uns die Ehre und hängend zockend und rauchend im hinteren Teil der Halle ab.
    Die Bar danach lassen wir aus, keine Lust auf Alkohol, trotz Livemusik. Zuhause ist es doch so schön, Pool, Lesen, Schreiben, der Nacht zuhören, was will man mehr.
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