• Rauf und runter

    7 Desember, Indonesia ⋅ ⛅ 30 °C

    Heute ist Ubudtag, heute wird gelaufen. Nur das gute Stück zur neuen Markthalle fahren wir.
    Weil wir uns wieder sehr viel Zeit gelassen haben, bremsen wir bei einem der Yoga-Cafés an unserem Holperweg ein. Es gibt gebratenen Kürbis mit Edamame und anderem schickem Schnick, sowie Tomate-Mozarella Sandwiches mit Beetroot und Süßkartoffel Pommes. Vorher Es-ist-noch-nicht-Mangozeit-no-Sugar-Mangosaft, brrr, und Dragonfruitsaft, der leider nie so schmeckt wie seine geile Farbe verspricht.

    Ubuds neue Markthalle war vor zwei Jahren gerade im Bau. Sie ist das erste, was wir an diesem Tag erkunden und so schnell wir drin sind, sind wir auch wieder draussen. Wie konnten wir nur annehmen, dass hier jetzt nicht genau der gleiche Touristenramsch vertickt wird wie vorher, auch das Händlerchaos ist das gleiche. Nasenpopelnde Sarong, Sarong! Ladies und gelangweilte Good Preis, Good Preis! Boys werden schnell lästig. Wir sind hier raus, lieber die Monkey Forest Road hinunter.
    Hier flaniert es sich deutlich angenehmer, wenn auch der stinkige Dauerverkehr etwas strapaziert, hier finden sich auch nette Shops und Boutiquen, wenn es meist auch genügt, nur die Schaufenster zu bummeln. Zwischendrin die prächtig geschnitzten Türen zu den Wohnhäusern, den kleinen Opfegaben für die Dämonen mitten auf dem Weg umgehen wir besser, nicht dass uns nachher der Blitz trifft. Taxifahrer am Strassenrand bieten ihre Dienste an, Tourveranstalter und natürlich Café-Bars, Homestays und Restaurants geben sich hier die Klinke in die Hand. Und natürlich gelegentlich auch die obligatorischen Stände mit dem üblichen homogenen Ramsch. Kleine geschnitzte Surfboards mit öden Sprüchen drauf, Seifen, Öl, Räucherstäbchen Geschenksets in schrillen Farben, riesen Holzpimmel mit Flaschenöffner, Bintang Muscleshirts, und so weiter.
    Massahs, Massahs, quengeln die gelangweilten Handy-Girls vor den einfachen, meist leeren Salongs. Vor allem amüsieren wir uns, schauen und staunen wir über die auch schönen Dinge, genießen und freuen uns über die Gesamtsituation und ihre kleinen Überraschungen. Wir weichen teigigen indischen Pärchen aus, tippelnden Chinesen im Gänsemarsch, veganen Yogatrullas, die ganz conscious und mit einem Hauch stolzer Arroganz die Gehwege abschreiten. Auch wenn wir das alles schon tausend mal gesehen haben, wir bekommen nicht genug davon.
    Je weiter wir uns dem Monkey Forest nähern, desto weniger Leute sind unterwegs - und weniger Verkehr - und desto interessanter und hochwertiger werden die Geschäfte. Auf der Suche nach maximal natürlicher Frangipani Ölessenz haben wir unsere Antennen ganz weit draussen für diese bestimmten Bodycare Shops.

    Gar nicht so einfach da etwas Unverpanschtes zu finden. Aber wir finden. In einem Shop namens Embun, mit sehr vielen, sehr duften Essenzen. Frangipani lautet unsere Mission, Coconut, Tea, Tree, Sandalwood & Co, die anderen vielen Versuchungen, von Öl bis Shampoo, Conditioner zu Parfümcremes.
    Wir testen erst einmal nur, weil zwei Türen weiter ist der nächste Natural Bodycare Shop und vier Türen weiter, der dritte, ein Nest! Jeder Shop hat sein eigenes Konzept, mal Bodyoil selber mixen, mal eine andere Duftpalette aus Eigenkreationen. Der Erste ist für uns der beste. Hier kaufen wir nicht nur das Frangipani Öl.

    Nach all den geschlenderten Kilometern wäre jetzt ein Kaffee nett. Ein sehr grüner, dschungelartiger Gang saugt uns ein. Ein Securitymann kommt uns entgegen und macht uns freundlich Mut weiter zu gehen, wir wirken wohl etwas unsicher? Ist so ne Art Club hier?
    Am Ende des Ganges übernimmt uns eine Dame vom Staff. Im Hintergrund sehen wir das Türkis einen großen Pool blitzen und neben uns Locker Rooms, eine Poolbar, floatende Gäste auf dem
    Wasser, ein sehr guter Style insgesamt, sehr mondän anmutend. Ähhhm, baden wollen wir hier jetzt nicht direkt - bekommen wir hier vielleicht auch nur einen Kaffee? Bekommen wir, und einen Platz in einer Lounge am Poolrand.
    Wow, das ist ja richtig toll hier. Ein sehr großer Pool in einem tropischen Garten, mit kleinen Pavillons auf der einen Seite, Liegen und Loungeinseln auf der anderen. Nur sehr wenige Gäste haben den Weg hierher in diese tropische Oase mitten im busy Stinkeubud gefunden, Secret Ubud, ha, ha. Es gibt auch Bier in Buckets, woraus ich schließe, dass der Pool hier in der Hochsaison vor taumelnder Lebensfreude überschwappt.
    Wir bestellen uns ganz zum Ambiente passend zwei Tropical Smoothies. Jetzt könnte man meinen, dass in so einem Poolbar & Burger Paradies die Preise exorbitant sind, könnte man, zwei Euro kostet so ein Smoothie. Auch die übrigen Preise für Speis und Trank sind unerwartet moderat, dafür sehr hübsch dekoriert.
    Wenn wir also das nächste Mal eine Auszeit in Ubud brauchen, werden wir wohl hier ein paar Stündchen verbringen. Für heute sind wir nur begeistert, haben nette kleine Talks mit dem Servicepersonal, genießen die Ruhe und lassen uns die feinen Smoothies schmecken. Ein bisschen erschrecken wir uns über unsere Vorurteile gegenüber solchen Arten von Einrichtungen, in Indonesien gelten einfach andere Gesetze, zumindest in der sunny Rainy Season.

    Gut erholt gehen wir das letzte Stück der Jalan Monkey hinunter. Über unseren Köpfen hören wir seltsame Geräusche von Gekruschtel und Gerupfe, kurz danach fällt uns ein größeres Stück Galungan-Deko vor die Füsse, ein ansehnliches Stück von dieser großartigen bunten Deko aus Bambus und Holzspänen, die sich überall peitschenartig über die Straßen neigen. Tatsächlich sitzen da Affen aus dem Affenwald über uns und zerlegen feinsäuberlich die Deko auf der Suche nach Essbarem.

    In einer Passage öffnet sich ein großer, großartig mit viel Grün gestalteter Hof, der sich als zentraler Teil eines Geschäfts erweist, das sich auf idigofarbenes Interieur spezialisiert hat, Kissen, Wandteppiche, Kleidung, Tischdeko und die passenden Teakmöbel dazu, natürlich, rough, schlicht, boho. Wir versinken in dieser Ästhetik und schweben ehrfürchtig durch die Gänge dieses großflächigen Geschäfts. Hochpreisig ist es, Gottseidank, wir würden uns arm shoppen. Ich bin schockverliebt in einen Holzfisch, der aus einer Wurzel geschnitzt ist. Leider gehört der dem Ladenbesitzer und ist unverkäuflich. Wuäh. Aber Respekt für die Ambition des Ladenbesitzers, der mit so viel Liebe diesen besonderen Shop ausgestattet hat, das reine Vergnügen.

    So langsam wird es dunkel und wir beschließen auch langsam mal Essen zu gehen. Gestern waren wir zu spät, heute soll es klappen mit der Seeds Eatery, einem sehr gut bewerteten Thailänder im südlichen Teil Ubuds. Hier gibt es auffällig viele große, nein, riesige Restaurants mit einsamen Bedienungen, die versuchen Gäste zu fischen - wenn nur welche da wären - und einsamen Entertainern die populäre Coversongs über die leeren Stühle und Tische trällern. Fehlt gerade noch, dass sie ‚Wackel-Wackel-Wackelkontakt‘ in die Raumwüste singen.
    Erst laufen wir ein gutes Stück in die vermeintlich richtige Richtung. Aber irgendwie stimmt da etwas nicht, weil wir uns immer weiter vom Ziel weg bewegen. Aber da war doch diese Straße, jene Kreuzung, dann die Straße und dann diese und dann jene Abbiegung, hää? Passt alles in der Summe nicht zusammen mit meiner Orientierung nach den vielen abgebogenen Ecken und Richtungswechseln, die wir gegangen sind.
    Als wir komplett desorientiert ein kleines Massagegirl nach der Richtung fragen, bekommen wir aber ganz ganz große Fragezeichen in den Augen als Antwort, und auch hilfsbereites, aber verzweifeltes googeln hilft da nichts mehr. Ist offensichtlich nicht aus diesem Kiez, das arme, nicht weniger verwirrte Massagemädchen - oder einfach nur doof. Am Ende vertrauen wir entgegen meiner Einschätzung dann doch dem Richtungspfeil auf unserem Maps und Maps hat Recht, für dieses Mal, ha, ha.

    Das Seeds ist ein sehr cool gestaltetes Restaurant und erfreulicher Weise nicht sehr voll. Wir bestellen eine Art Laab, Sommerrollen und Spinat.
    Wenn ich von der Erinnerung an die Schärfe wieder Luft bekomme schreibe ich weiter.

    …weiter. Heike nimmt die Schärfe sehr elegant, ich nicht so, viele Tücher brauche ich für diverse Austritte von Feuchtigkeit im Gesichtsbereich. Aber lecker ist es, wenn der süße Schmerz mal den Geschmack durchlässt.
    Während wir essen entlädt sich das tägliche Gewitter über uns. Als wir fertig sind, hört es gerade auf zu regnen, was für ein Timing. Um die Ecke ist ein großer Coco Supermarkt mit einem sehr umfassenden Sortiment. Hier versuchen wir Pandan-Extrakt zu finden, egal in welcher Form. Dazu fragen wir eine Verkäuferin, die nicht wirklich weiss, was wir das suchen. Sie fragt ihre Kollegen, die sogleich ausschwärmen. Nach und nach kommen sie dann zurück, leider mit Achselzucken: Kein Gewürz, kein Sirup, kein Extrakt, kein Tee, nüscht. Aber wir könnten ja mal von diesen Häppchen probieren, die eine von ihnen gerade verköstigt. Wir sind uns immer noch nicht ganz sicher, ob sie verstanden haben, was genau wir suchen. Selberschauen. Tempehchips, Erdnüsse, diverse Tees und Pocari Sweat kaufen wir dann schließlich.
    Erfreulicher Weise ist es bis zum Standort unseres Rollers nur eine halbe Stunde zu laufen, vor allem unsere Füße freuen sich. Den ganzen Tag in Flip Flops ist schon hart. Juhu! Da steht er, unser Roller!

    Zum ersten Mal schaffe ich die beiden rechtwinkligen Kurven auf unserem Geholpere nachhause ohne Füsse absetzen. Das muss gefeiert werden. Wie herrlich zischt das kühle Bintang zum ekstatischen Gequake der Reisfeldfrösche und dem schrillen Gezirpe der abertausenden Zikaden. Wie herrlich fühlt es sich an, wenn der graue Dreck der Straßen und der Abgase nicht mehr am Körper klebt, wie herrlich ist es, endlich im Bett zu liegen!
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