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  • Day 112

    Amazon Shelter I

    August 24, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 33 °C

    Wir haben die Nacht nicht ganz so gut im Nachtbus verbracht. Irgendwie reichte der Platz nicht und es war ziemlich kalt. Um 6 Uhr weckten uns die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster auf. Trotz der nicht allzu langen Nacht, war ich (Janine) hellwach vor Aufregung. Heute ist der große Tag, wo wir für knapp 2 Wochen die Tierauffangstation mitten im Amazonas besuchen und dort als Volunteere mithelfen. Der Bus kam eine Stunde verspätet in Puerto Maldonado an. Magali, die Besitzerin des Animalshelters hat für uns extra ein Taxi bestellt. Als wir ankamen, wartete der Taxifahrer, trotz der Verspätung, noch immer auf uns.

    Wir fuhren durch Puerto Maldonado. Der Ort war nicht sonderlich schön, aber er war größer als die Orte, die wir bislang vom Amazonas kannten. Nach 5 Minuten verließen wir die Stadt und fuhren über einen unasphaltierten Landweg. Links und rechts von uns wuchsen Palmen und andere grün-saftige Bäume - Dschungel eben. Wir fuhren aber auch an große Wiesen vorbei. Nach 15 Minuten hielt das Taxi endlich vor dem Tor des Animalshelters.

    Eine kleine freundliche Frau öffnete das Tor und stellte sich als Lucy bei uns vor. Wir bezahlten den Taxifahrer und machten uns auf den Weg. Die Anlage war riesig. Rechts standen viele kleinere Gehege. Mein Blick fiel sofort auf die Squirrel Monkeys (Totenkopfäffchen). Sie waren so klein und hatten soo große Augen! Mein Herz machte einen Sprung.
    Wir gingen weiter an einem großen Haus entlang. Das musste Magalis Haus sein. Wir bogen rechts ab und kamen zu der Lodge für die Freiwilligen Helfer. Es waren insgesamt drei Häuser mit einer Veranda. Zwei Häuser werden als Unterkunft genutzt, eins dient als Bad. Glücklicherweise bekommen Toby und ich ein eigenes Zimmer für uns allein. Die Unterkunft war etwas gewöhnungsbedürftig: Unser Zimmer bestand aus zwei Hochbetten und einem Bett. Es war sehr verstaubt und die Matratzen waren komplett eingelegen und löchrig. Wir suchten uns jeder ein Bett aus und packten die ersten Sachen schonmal aus. Wir machten uns kurz frisch und gingen dann wieder zurück zum Haus Magali. Dort trafen wir einen anderen Volunteer aus Litauen. Er war drei Tage hier und reist heute Nachmittag wieder ab. Schade, denn wir verstanden uns wirklich gut mit ihm. Er erzählte uns, dass man nur hier am Haus Mobiles Internet hat und er deswegen nun abreist. Er hat wohl ein paar Immobilien und muss öfter erreichbar sein. Zum Glück haben wir alles vorher mit der Arbeit geregelt und können uns nun auf das Volunteering konzentrieren.

    Ein weiterer Mann kam zu uns - Ariel. Er arbeitet hier fest als Angestellter - genauso wie Lucy. Er sagte uns, dass wir mit ihm mit fahren können - Blätter für die Affen sammeln. Wir waren natürlich sofort dabei.

    Carry eine weitere Volunteerin aus England begleitete uns ebenfalls. Zu fünft machten wir uns auf den Weg. Wir fuhren mit einem kleinen Tuc Tuc-Wagen mit großer Ladefläche. Der Litaue, Toby und ich fuhren hinten auf der Ladefläche mit. Wir hielten nach ein paar Minuten am Wegrand an. Jeder nahm sich eine Machete und einen Handschuh. Oh Gott ich habe dieses Dingen noch nie benutzt! Nach ein paar Minuten klappte es aber ganz gut. Toby hakte sogar einen Baum damit ab. Wir sammelten zwei verschiedene Blättersorten. Als die Ladefläche voll war, fuhren wir wieder zurück.
    Im Shelter angekommen, machten wir 8 gleiche Blätter-Haufen. Die Blätter sind für die Howler Monkeys (Brüllaffen). Wir verteilten die Blätter in den Gehegen. Wir machten vorher aber die Klappe zu die den „Essensraum“ vom Hauptgehege trennt. , Die Howler Monkeys sind nämlich nicht ganz ungefährlich. Sie sind so stark, dass sie einen erwachsenen Menschen, wenn er zu nah am Gehege steht, durch das Gitter an sich heranziehen können und die Haare ausreißen. Aber zu den Babies ins Gehege durften wir rein.

    Nach der Blattfütterung ging es zur Küche. Die Küche befindet sich draußen und hat links und rechts Arbeitsplatten und am hinteren Teil einen Waschplatz. Wir sortierten den Vorratsraum aus- bzw. neu ein. Hier werden Gemüse und Früchte für die Tiere gelagert.

    Nach einer halben Stunde waren wir fertig und hatten Pause bis 12:30 Uhr - bis zum Mittagessen. Wir schlenderten auf eigene Faust noch ein wenig über das riesige Gelände, vorbei an den Affen, Papageien und einem Tapir. Ich konnte es nicht glauben, allen Tieren hier so nah zu sein… Wir kamen an einem Gehege mit zwei roten Papageien vorbei. Diese Papageien haben wir auch im Amazonas gesehen, aber sie waren so hoch oben in den Baumkronen, dass man sie kaum erkennen konnte. Hier sitzen sie nun unmittelbar vor uns auf einem Ast und machen sich gegenseitig sauber.

    Wir sahen Affen, die wir ebenfalls im Manu Park entdeckt haben: Wolly Monkeys. Sie sind so flauschig und fluffig. Man könnte sie glatt knuddeln. Sollte man aber nicht machen…

    Wir gingen wieder Richtung dem Haus Magali, als wir an einem Gehege einen weiteren Mitarbeiter mit einem Besucher-Pärchen trafen. Zu bestimmten Uhrzeiten kann der Shelter von Besuchern gegen eine Spende besucht werden. Jeder Besucher erhält von einem der Mitarbeiter oder von Magali höchstpersönlich eine Führung durch den Shelter, bei der die Geschichte und das Schicksal jedes einzelnen geretteten Tieres erzählt wird. Sebastian - der Mitarbeiter, fragte uns, ob wir auch an der Tour teilnehmen oder lieber später mit Magali rumgehen wollen. Ich wollte natürlich die Führung bei Magali haben, also lehnten wir dankend ab.

    Wir gingen Richtung unserer Lodge, um uns ein wenig in der Hängematte auszuruhen. Toby schlief sofort ein. Ich ging nach ein paar Minuten wieder zurück zum Haus, wo zwei Frauen und Carry, die andere Volunteerin saßen. Die beiden Frauen waren Eva und Stefania von UPA (United para Animales) aus Lima - einer Organisation, die sich ebenfalls für Tiere einsetzt und eine Kooperation mit dem Amazonshelter hat. Sie blieben für zwei Tage, aber kannten sich bestens mit allem aus, sodass man das Gefühl hatte, dass sie öfters hier sind.

    Um Punkt halb 1 gab es dann endlich Mittagessen und gar nicht mal so schlecht: Reis mit grünen Linsen und Champignons - für uns Veganer.

    Nach dem Essen bereiteten wir das Essen für die Tiere vor. Toby und ich wurden jeweils einer Person zugeteilt: Sebastian mir und Carry Toby. Sebastian und ich bereiteten das Essen für die Howler Monkeys und die Wolly Monkeys vor. Die Affen fressen fast nur Grün und nur einen kleinen Teil Früchte - anders als bei den anderen Affenarten, die sehr viel Früchte fressen. Das war echt viel vorzubereiten: 19 Schalen. Toby machte das Futter für die Capuchin Äffchen fertig.
    Nach etwa 20 Minuten waren wir fertig mit dem Essen und machten uns auf den Weg, um es zu verteilen. Hierfür nahmen wir eine Schubkarre. Die Fütterung lief immer gleich ab: Wir lockten die Affen aus der „Futterzone“ heraus, verschlossen die Zwischentür, tauschten die neuen Futterschalen gegen die Alten, füllten Wasser nach, machten die Tür zu und öffneten dann wieder die Zwischentür. Die Affen stürzten sich direkt auf die Schalen und pickten sich das Beste aus den Schalen raus. Ich denke die rote Beete kam super an.

    Und dann trafen wir endlich die Besitzerin des Shelters: Magali. Sie ist eine herzliche und liebe Frau und nahm uns beide zur Begrüßung in den Arm.

    Nach unserer Runde wuschen wir die alten Futterschalen an der Wasserstelle aus. Wir gingen zurück zur Küche, gespannt was noch so alles heute auf uns wartet. Und wir mussten nicht lange darauf warten. Im Shelter ist seit 2 Wochen ein Eagle (Adler). Er hat die Flügel gebrochen bzw. glaube ich, nur angeknackst. Jeden Tag kommt er für ein paar Flugrunden raus. Aber er fliegt noch nicht so weit und vor allem nicht hoch. Sebastian ging mit dem Adler auf eine Leiter, damit der Vogel von oben fliegen konnte. Vorsichtig ließ er den Adler los. Der Adler schaute etwas irritiert herum, bevor er dann versuchte wegzufliegen, aber leider war er hierfür noch zu schwach und kam nicht weit. Wir starteten mehrere Versuche. Die Jungs scheuchten den Vogel herum, doch so wirklich weit kam er dadurch nicht. Irgendwann setzen wir uns alle hin. Doch der Eagle rührte sich nicht von der Stelle. Er blieb 20 Minuten einfach so im Gras sitzen. Die Jungs beschlossen ihn wieder einzufangen und in den Käfig zu bringen.

    Wir machten uns auf den Weg zu den Gehegen. Es ist Zeit die Käfige sauber zu machen. Wir gingen mit Sebastian mit. Ich machte die Capuchin Äffchen sauber, während Toby die Papageien machte. Die Äffchen lieben Männer, also war klar, dass ich sie sauber mache, da sie sich nicht auf mich stürzen würden. Sie ignorierten mich bei der Säuberung gekonnt.

    Die nächsten Capuchin Äffchen machte ich ebenfalls. Toby widmete sich den Howler Monkeys, doch kam nach wenigen Minuten total frustriert zu mir. Die Affen haben ihn wohl nicht akzeptiert und so musste er das Gehege wieder verlassen.

    Die Capuchin Äffchen waren sehr frech. Sie wollten einfach nicht raus aus der „Futterzone“. Wir lockten sie mit Kleine Stöcken. Nach ein paar Minuten gaben sie ihren Platz doch für das Stöckchen auf und so sperrten wir sie ein. Jetzt konnte ich in Ruhe sauber machen.

    Nach den jeweils zwei Gehegen waren wir für heute fertig. Um 19 Uhr gab es endlich Abendessen. Wir waren so kaputt. Nach dem Essen ging es noch zu den Opossum Babies und dem blinden Chozna in den medizinischen Raum. Das Chozna sah aus wie eine Mischung aus Affe und Frettchen. Es wurde wohl bereits blind gefunden und das vor wenigen Tagen. Die Opossum Babies versteckten sich alle unter einer Decke. Sie sahen aus wie kleine Mäuse mit zu spitz geratenen Mäulern. Auf dem Boden des Zimmers lief eine Bullet Ant. (Bullenameise) Oh Gott, wir gingen zügig wieder nach draußen. Wir hatten keine Lust auf den zweitschlimmsten Schmerz, den ein Insekt zuführen kann.

    Glücklich und total kaputt von dem Tag, fielen wir ins Bett.
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