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  • Day 4

    Barcelos - Ponte de Lima

    September 16, 2022 in Portugal ⋅ ☀️ 27 °C

    Mir graute es schon vor dem heutigen Tag, denn nach zwei sehr sportlichen Tagen und der Verzweiflung gestern, wusste ich nicht so recht wie ich es heute machen würde. Die Antwort war allerdings leicht: Anders.
    1. Ich schnürte meine Schuhe nicht so fest. Google sagt nämlich, die Füße müssten durchblutet werden, sonst fängt das ‚Brennen‘ an. Ja, das habe ich gemerkt!
    2. Ich legte nach 2 Stunden jeweils eine Pause ein.
    3. Ich machte eine ausgiebige Mittagspause und aß vernünftig.
    4. Ich versuchte zwischendurch meine Füße anders zu belasten.
    Ich sage nicht, dass mir nach 10 Stunden pilgern nicht die Füße wehtun würden, aber diese 10 Stunden und fast 40km haben nur geklappt, weil ich meinen gestrigen Ansatz grundlegend angepasst habe. Auch sonst war die Stimmung des Tages ganz anders - endlich war ich nicht mehr allein! Es waren nicht viele Pilger*innen, aber genug, sodass man die unterschiedlichsten Leute immer wieder getroffen hat. Jeder hat natürlich ein anderes Tempo. So läuft man ein Stück zusammen, trennt sich und sieht sich 10km später im Café wieder. Genau so wollte ich das! Ein Herr aus Ungarn bat alle Mitpilger*innen auf seinem weißen T-Shirt zu unterschreiben. Das war echt eine süße Idee, weil er so tatsächlich alle Namen draufhatte. Jedes Mal wenn ich ihn wieder traf kam: Katha, a beer? Auch wenn ich das aufgrund der Uhrzeiten oder meinem physischen Zustand immer ablehnte, fand ich das echt super meinen Namen zu hören, wenn ich ein Café betrat. Heimisch! Auch das ist sicherlich ein Grund dafür gewesen, dass ich die Distanz heute gepackt habe - all die Pilger*innen, die ich traf halfen mir irgendwie dadurch. Auch wenn es bei den anderen immer so leicht aussteht, werden alle irgendwie mit irgendetwas gekämpft haben. Und wenn es nur die Hitze ist. 27 Grad, Sonnenschein & strahlend blauer Himmel. Ich will mich nicht beschweren, aber der Regen von Tag 1 war dann doch gar nicht so übel.
    Nach 11 Stunden bin ich in Ponte de Lima angekommen, der ältesten Stadt Portugals. Herr Reiseführer sagt, auch hier soll es ganz schön sein, aber ich laufe keinen einzigen Schritt mehr, der nicht sein muss - meinen Füßen zuliebe.
    Meine heutige Erkenntnis: Falsche Entscheidungen zu treffen, kann schmerzhaft sein. Allerdings kann dies aber auch gut sein, denn im besten Fall, weiß man es danach einfach besser, weil man dazugelernt hat!
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