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  • Day 5

    Ponte de Lima - Rubiäes

    September 17, 2022 in Portugal ⋅ ☁️ 27 °C

    Heute sollte es entspannt werden: 19km & 400 hm - quasi Urlaub. Das war nur die Theorie, denn natürlich wird man von Tag zu Tag nicht gerade fitter und den Füßen geht es tendenziell schlechter und nicht besser. Nichtsdestotrotz freute ich mich auf die heutige Etappe, denn sie sollte landschaftlich sehr reizvoll werden. Nach meinem neuen Ansatz, machte ich in jedem Café, welches mir über dem Weg lief, eine Pause, sofern ich mindestens 1,5h gelaufen bin. So viele Cafés gab es tatsächlich nicht, sodass mein 1,5h Limit keinen Sinn gemacht hatte. Auf jeden Fall setzte ich mich in das erste Café, wo sich schon viele bekannte und einige neue Gesichter tummelten. Ich unterhielt mich nett mit einem Südafrikaner und einer Amerikanerin, als ich wieder ‚Katha, a beer‘ zu hören bekam. Auch dieses Mal lehnte ich ab, denn es war gerade mal 11 & der Anstich war schließlich erst um 12!
    Ich pilgerte weiter, und weiter..ziemlich langsam. Bergauf, bergab und plötzlich merkte ich das was fehlte: die gelben Pfeile! Mist, ich bin falsch bzw. habe mich verlaufen. Es gibt so viele von ihnen, dass ich mir gar nicht vorstellen konnte, dass man sich überhaupt verlaufen konnte. Öhm, doch. Ich entschied mich den Weg zurückzugehen um herauszufinden, wo ich was falsch gemacht habe, denn eigentlich bin ich an keiner Abzweigung vorbei. Ich hatte recht behalten. Es gab keine offizielle Abzweigung, sondern einen nicht offiziellen Weg, den ich schlichtweg übersehen habe. Den man aber eigentlich nicht übersehen kann, denn es gab mindestens 10 Pfeile. Also: Ich bin ganz selbstsicher den asphaltierten Weg unter der Autobahnbrücken entlang, weil es für mich keinen anderen Weg gab und ich anscheinend so davon überzeugt war, dass es der Weg sein muss, dass ich weder nach rechts noch links schaute. Puh. Wie oft bin ich denn eigentlich voreingenommen? Bilde mir eine Meinung, ohne richtig hingeschaut zu haben? Urteile? Zu oft! Diese Erkenntnis ist zwar nicht neu, aber das auf diese Weise nochmal aufs Brot geschmiert zu bekommen (jeder zusätzliche Schritt schmerzt!), ist kein schönes Gefühl. Der Weg war heute besonders schön! Es ging sehr viel durch Wäldern, wofür ich bei 28 Grad auch echt dankbar war. Mir schmerzten die Füße, daher lief ich auch vergleichsweise langsam. Und da sah ich plötzlich auf dem Boden ein Stein liegen: ‚Come on Katha‘. Ich musste laut loslachen - dieser verrückte Ungar! Ich fand das total lieb und wirklich motivierend. Später habe ich noch einen Stein gesehen mit: ‚Go, Katie‘ für die junge Amerikanerin. Es sind die kleinen Dinge und oftmals einfach nur zwei, drei Worte! Schön! Ich bin echt auch ein bisschen gerührt, was für nette und bedingungslos hilfsbereite Menschen man trifft. Das ist eine unglaublich schöne Erfahrung!
    Die Höhenmeter hatten es in sich, denn sie kamen auf einmal. Auf halben Weg erreichte man das ‚Kreuz der Pilgerer‘ unter dem die Pilger einen Stein für einen Wunsch, den sie auf dem Weg mit sich tragen, ablegten. Auch ich legte einen ab.
    Den Abend ließ ich mit meinen Mit-Gasthäuslern ausklingen: Zwei ältere Herren aus Amerika & Ute aus Leipzig.
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