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- Day 185
- Friday, August 9, 2019 at 12:06 PM
- ⛅ 14 °C
- Altitude: 1,308 m
CanadaHagensborg52°21’57” N 126°32’36” W
Schoolhouse Mountain (Peak)

Es ist soweit. Ich nehme mir einen Tag frei, um den Schoolhouse Mountain zu erklimmen. Am Abend zuvor lerne ich den Mann kennen, der diesen Weg geschaffen hat: Ja, es gibt einen Weg bis oben. Er ist gut markiert, von vielen Leuten. Er würde 5 Stunden für den Austieg einplanen.
Gegen 8:30 marschiere ich von 'Kynoch Adventures' los. Die Berge sind eingehüllt in dichten grauen Nebel. Da ich im Internet so gut wie gar keine Infos finden konnte, werde ich den Weg mit 'Gaia GPS' tracken, einer APP, die mir für Wanderungen empfohlen wurde. Zum Einstieg jogge ich, da ich die Strecke nun schon auswendig kenne. Dann geht es stetig bergauf. Anfangs ist der Weg gut zu erkennen, überall sind blaue, orange und pinke Fähnchen angebracht, oder am Boden festgetreten. Die Sonne blinzelt durch die Bäume, so schön, dass ich inne halte, und mich erfreue über die Schönheiten dieser Erde.
Bald schon verliert sich der Pfad und Fähnchen kann ich ebenfalls keine mehr finden. Bäume liegen kreuz und quer herum. Ich folge dem schmalen Weg, der voraussichtlich von Rehen "angelegt" worden war. Ich stoße auf ein rosa Fähnchen irgenwo im Unterholz. Ob das hier was zu suchen hat? Ich bezweifel es, laufe zurück und einfach ohne Weg quer den Berg hinauf. Irgendwann treffe ich dann wieder auf eine orangene Markierung. Kunterbunt markiert geht es mal links mal rechts immer tiefer ins Gestrüpp. Oft sind die Büsche so hoch wie ich und ich kann nicht sehen, wann und wo die nächste Markierung ist. Im Prinzip ist es egal, denn es ist nicht wirklich ein Weg. Dennoch will ich, da ich alleine unterwegs bin, nicht komplett vom Weg abkommen. Immer wieder schaue ich zurück, um von oben vielleicht eines der Markierungsfähnchen zu sichten. Oft hab ich Glück und kann den Weg korrigieren. Und immer wieder, wenn ich mich umdrehe und sich eine Lücke zwischen den Bäumen auftut ist da dieser sich ständig ändernde wunderschöne Ausblick den es nur in den Bergen gibt. Zuerst ein Wolkenmeer, dass sich über dem Tal ausgebreitet hat, dann kleine Wölkchen, die sich langsam auflösen und einen gigantisch schönen Blick bis zum Hafen von Bella Coola freigeben. Ich mache Pause auf einem Felsen und überlege, wieder abzusteigen. 3,5 Stunden hab ich für die 500 hm gebraucht. Zum Wasserfall auf 400m brauch ich lediglich 20 Minuten - das kann so nicht aufgehen bis zum Gipfel.
Gestärkt nach einer Brotzeit gebe ich mir nochmal einen Ruck. Es kann nicht mehr weit sein bis oberhalb der Baumgrenze. Leider habe ich die Rechnung ohne die Büsche gemacht - ich verliere kurz darauf den Weg und will auch nicht nochmal umkehren. Ich suche mir also meinen eigenen Weg. Wirklich optimal ist das nicht. Das Moos auf den Felsen gibt keinen Halt und ich rutsche mitsamt der Ladung mehrmals von Felsen hinunter. Ich klettere über Felsen, ziehe mich an Baumstämmen hoch. Rauf geht das, runter würde ich das lieber vermeiden wollen. Ein kurzes Stück später gebe ich daher auf. Ich setze mich mit meinem König Ludwig Weißbier auf einen Felsen, genieße die Aussicht und versuche, die zahlreichen Mücken und Stechfliegen einfach zu ignorieren, die über mich herfallen. Stimmt, ich bin sicher noch nicht über 2000m.
Zurück suche ich mir eine andere Route und hoffe, zumindest wieder auf den Weg nach unten zu stoßen. Mein Orientierungssinn ist Gott sei Dank relativ gut ausgeprägt, so dass ich tatsächlich die Stelle wiederfinde, an der ich die letzte rosa Schleife im Baum gesehen habe. Allerdings ergeht es mir bergab noch schlechter als bergauf. Ich finde den Weg einfach nicht. Mehrmals steig ich wieder auf und schlage mich durchs Gebüsch, das mir jedes Mal neue Kratzer in meine Beine und Arme schneidet. Ich nehme einen Teil des Weges mit meiner Kamera auf, um es Fraser zu zeigen. Eine Minute später ist meine kleine fake GoPro (Acme) im Gebüsch verschwunden. Ich suche ein paar Minuten den "Weg"ab, den ich gekommen bin, jedoch vergebens. Wie vom Erdboden verschluckt. Vielleicht kann die Nachwelt damit was anfangen ;-)
Kurzzeitig verfalle ich in Panik, dass ich den Weg nicht mehr finde und die ganze Nacht irgendwo hier im Gebüsch herumirre, oder irgendwo ins Leere trete und den Berg hinunterstürze. Teilweise führt der Weg nämlich an einem Grat entlang, an dem es Steil nach unten geht, man das aber durch die darüber gewachsenen Büsche nicht sehen kann. Ein falscher Schritt und es geht im Fall nach unten. Wie gerne hätte ich nun jemanden hier, das würde alles erleichtern. Ich besinne mich. Es ist nicht meine erste verzwickte Situation in den Bergen. Ich atme ein paarmal tief durch, schreibe Fraser, dass ich wohl etwas länger brauche mit dem Abstieg, aber Stirnlampe und Biwaksack dabei habe und schaue mir auf 'Gaia' meine Aufstiegsroute an. Die App rettet mir ein paarmal sinnloses rumgeirre. Finde ich keine Markierung, laufe ich in die Richtung, aus der ich gemäß App nach oben gekommen bin. So laufe ich im Zickzack den Berg hinuntern.
Das angenehme an dieser ausgeklügelten Schnitzeljagt ist, dass ich keine Zeit oder Energie hab, mir Sorgen um Bären, Pumas oder Wölfe zu machen. Außer ein paar Vögeln treffe ich auf keine Lebensform hier im tiefen Dschungel Bella Coolas.
Alles in allem stehe ich zerschrammt aber erleichtert und glücklich um 17 Uhr bei Fraser im Garten. Er erinnert mich dran, dass Freitag ist und es Burger im 'Legions' gibt. Genau das, was ich nun brauche: Burger & Beer! :)Read more
TravelerIch weiß ja das Du ein bisschen irre bist 🤪 aber so irre 🤪🤪🤪🤪🤪🤪🤪🤪🤪🤪🤪🤪🤪
helmut, du sagst es genau richtig. tsss
TravelerNa aber hallo! Ich bin ja wohl nicht irre!
TravelerWas sonst 😘