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- Day 214
- Saturday, September 7, 2019 at 3:16 PM
- ☀️ 18 °C
- Altitude: 1,882 m
CanadaMount Mercer50°54’6” N 115°31’14” W
Assiniboine Tag 1 - McBride Campsite

km: etwa 13
Gehzeit: 3,5 Stunden (inkl. 30 Min Pause)
Unterkunft: McBride Campground (16 C$)
Wetter: schön
Temperaturen: warm (ca. 20°)
Ich kann es kaum erwarten. Endlich geht es los. Wir schlafen die Nacht auf dem Heliparkplatz des Mt. Shark Trailhead. Eigentlich wollten wir gleich am Wanderparkplatz schlafen. Als Jer und ich es uns grad mit einem Bier vor den Bergen gemütlicht gemacht hatten - es ist bereits 19 Uhr - kommt ein Ranger angebraust. Wir können nicht auf dem Parkplatz schlafen, sondern müssen auf den nächsten Campingplatz zurück. Aha. Natürlich machen wir das nicht, sondern fahren gegen später auf den 2 km entfernten Parkplatz, von dem aus der Helikopter die Assiniboine Lodge ansteuert. Hier ist kein Schild, dass das Übernachten verbietet, wie es in der Tat am Wanderparkplatz der Fall ist.
Wir Frühstücken, packen zusammen und marschieren im T-Shirt los. Wir sind nicht alleine. Viele Hundebesitzer machen wohl einen Tagesausflug.
Nach einiger Zeit kommt uns der erste Wanderer entgegen. Wir fragen gleich nach seinen Erfahrungen. Muss toll sein! Er erzählt uns von vier jungen Burschen, von denen zwei Barfuß den ganzen Weg gelaufen sind. WOW!! Kurz darauf kommt uns einer der beiden Barfußläufer mit zwei seiner Freunde entgegen. Wir plaudern auch mit den Dreien etwas. Scheint nicht ohne gewesen zu sein die Tour ohne Schuhe. Den linken Fuß hat er getaped. Wir fragen die Jungs auch, wie sie es mit dem Auto machen. "Hitchhiken". Hm. Jeremy und ich laufen weiter. Wir beratschlagen, ob wir es wagen sollen. Wir hatten schonmal darüber gesprochen, ob wir unterwegs jemandem unseren Autoschlüssel geben würden, falls dieser zurück nach Sunshine Village zu unserem Ziel zurück muss. Der letzte der Truppe kommt uns entgegen. Er hat ebenfalls den linken Fuß getaped. Muss irgendwas auf dem Weg liegen ;-) Wir unterhalten uns auch mit ihm ein wenig. Die 4 sind ziemlich Jung, entweder Australier oder Engländer. Sie arbeiten grad in Banff. Wir fragen auch ihn, wie sie wohl zurückkommen. "Versuchen zu hitchhiken." "Was hältst du davon, wenn wir dir unseren Schlüssel geben und ihr damit nach Sunshine Village fahrt? Es ist nur ein Zweisitzer. Aber entweder müssen dann nur zwei von euch ne Fahrgelegenheit finden oder zwei setzen sich einfach hinten rein, uns egal." Er ist sprachlos und schaut uns etwas skeptisch an. Ob es ok wäre, wenn sie in Banff noch ein Bier trinken, wenn sie ankommen. "Wir brauchen unser Auto am 11. in Sunshine Village. Was ihr dazwischen macht, wissen wir nicht. Hier ist der Schlüssel." Ein bißchen mulmig ist mir schon bei der Sache. Es ist eine Stunde Fahrt auf ziemlich ungemütlicher Schotterstraße allein bis Canmore. Jedoch wird damit bereits am Anfang der Tour unser Problem am Ende der Tour gelöst. Und ich möchte Menschen vertrauen und zugleich eine Freude bereiten. Wenn das so einfach geht - warum nicht?!
Die Wanderung ist wunderschön, meist durch Wald und nicht zu steil. So kann ich mich gleich an den schweren Rucksack gewöhnen. Hab doch etwas zu viel dabei glaub ich. Fühlt sich an wie mindestens 15 kg. Hab noch ein paar zusätzliche Dosen eingepackt (8 an der Zahl und damit fast 3 kg, dazu noch ein klares Wässerchen, falls es mal kalt wird) und die übrige Milch sowie Erdnussbutter (natürlich beides im Glas wg. der Umwelt). Bananen, Müsli, Karotten, Nussmix, Erdnussbutter M&Ms, Wasser + Filter. Zu den warmen Lammfellschuhen, Wechselklamotten und der Campingausrüstung kommt da schon was zusammen an Gewicht.
Als wir so munter dahinlaufen, stürmt plötzlich ein mittelgroßes, schneeweißes Tier im Schweinsgalopp auf uns zu. Ich denke "oh wie süß, ein Hund", um im gleichen Augenblick mit Schreck festzustellen, dass das eine Bergziege ist! Ich weiß nicht, wen sie erwartet hat, auf jeden Fall haut sie die Hufen in den Boden, kommt Zentimeter vor uns zum Stillstand, überlegt, was sie tun soll und rennt in entgegengesetzter Richtung panisch davon. An der nächsten Biegung hält sie inne, blickt zurück zu uns und springt ins Dickicht. Die ganze Situation ist so unglaublich komisch, dass Jeremy und ich immer noch wie angewurzelt dastehen. Lachend setzen wir unsere Wanderung fort.
Wir begegnen einigen Wanderern unterschiedlichen Alters, bis wir an unserem Campingplatz ankommen. Außer uns ist noch niemand zu sehen und so laufen wir durch das Labyrinth von Campingplätzen, um unser Nachtquartier auszuwählen. Wir bauen unser Zelt auf Platz Nr. 1 auf, verstauen unser Essen in den bärensicheren Containern und machen uns auf zu einem kleinen nahegelegenen See. Hier treffen wir auf Steve, einen jungen Wanderer aus Wisconsin. Wir verabreden uns für den nächsten Tag in der Assiniboine Lodge, bevor Jeremy & ich es uns am See bequem machen und die Nachmittagssonne genießen.
Bevor es dunkel wird machen wir uns auf zurück zu unserem Campingplatz, der etwa eine halbe Stunde vom See entfernt ist. Bei unserem mageren Abendbrot unterhalten wir uns mit den einzigen Neuankömmlingen, einem belgischen Pärchen, das sich auf dem Rückweg befindet. Auch die beiden wären Kandidaten für den Rücktransport unseres Wagens gewesen. Aber das Problem haben wir ja schon gelöst - hoffentlich zumindest...
Alles in allem ein nahezu perfekter Start in das Wanderwochenende!Read more