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  • Das Chorgestühl des Kölner Domes

    22. mars 2021, Tyskland ⋅ ☁️ 6 °C

    Was uns vom Mittelalter blieb - das Chorgestühl des Kölner Domes

    "Mir dünkt, ich muss gewohnte Wege beschreiten, um euch kundzutun, was nicht dahingerafft, sondern aus alter Zeit erhalten uns blieb..."

    "Groß und alt"

    Viele Beiträge spielen sich "im Schatten des Domes" ab, oft jedoch zieht es mich aber auch in den Dom hinein. Ich spüre, dass es hier noch einiges gibt, über das es sich zu schreiben lohnt. Ich gehe, wie so oft, durch die Hallen "meines Domes", vorbei an den Sitzbänken, in denen zur Zeit nur wenige Menschen ins Gebet vertieft, oder einfach nur die Stimmung in sich aufnehmend, sitzen, vorbei an überlebensgroßen Figuren, angebracht an den mächtigen Säulen, den Fenstern, auf denen biblische Szenen dargestellt sind. Auf Höhe des Binnenchores fällt mir etwas ins Auge, was dem Besucher in der Regel nicht frei zugänglich ist. Das Chorgestühl des Kölner Domes. Dieses Chorgestühl ist mit 104 Sitzen eines der größten aus dem Mittelalter erhaltenen Gestühle. Entstehungszeit 1308 bis 1311. Erschaffen aus 29 Eichenstämmen.

    "Die Entstehung"

    Versetzen wir uns für einen kurzen Moment in diese Zeit. Handwerker, Zimmerleute, Bildhauer usw. laufen geschäftig zwischen den verschiedenen, zu verrichtenden Arbeiten hin und her. Figuren und Reliefs werden in die massiven Eichenhölzer geschnitzt, an anderer Stelle wird am Dom selbst weitergebaut. In den Pausen wird aus Tonkrügen Wasser in Becher gegossen, denn es ist staubig...könnt ihr es fühlen, die alte Zeit? Mit ein bisschen Fantasie klappt das gut.

    Es waren vielleicht dieselben Arbeiter, die auch schon die Chorpfeilerfiguren geschaffen hatten, denn die Art der Figuren auf dem Chorgestühl ähneln den steinernen Figuren, die kurz nach 1300 erschaffen wurden, sehr. Vielleicht aber waren es auch Zimmerleute, die in Anlehnung an die Pfeilerfiguren am Chorgestühl gearbeitet haben. In den Jahren 1308 bis 1311 wurden die Teile gefertigt und dann nach Baukastensystem zusammengebaut.

    "Bitte Platz zu nehmen"

    Vor den steinernen Chorschranken mit den Gemälden darauf, die gleichzeitig die Rückwände des in zwei Reihen ansteigenden Chorgestühls darstellen, fanden im Mittelalter, wie auch heute noch die Herren des Domkapitels, sowie auch weltliche Besucher derselben ihren Platz während der Liturgie.
    Zwei der 104 Plätze sind besonderen Menschen vorbehalten (gewesen). Einer dem Papst, der andere dem deutschen Kaiser.

    "Zum Chorgestühl"

    Die einzelnen Sitze, auch "Stallen" genannt, sind von sogenannten Wangen voneinander getrennt. Die Wangen sind geschmückt mit Knäufen, die wiederum mit Blattwerk oder figürlichen Darstellungen versehen sind. Die Abschlusswangen der einzelnen Sitzreihen stellen eine rheinische Sonderform der Wangen dar, nämlich niedrige Formen mit eingefügten Relieffeldern. Insgesamt finden sich auf dem Chorgestühl über 500 Reliefs und Figuren in Form von Laub bzw. Blattwerk, aber ebenso findet man auch kirchliche und weltliche Bildnisse von Tugend und Sünden.
    Eine Besonderheit möchte ich noch erwähnen:
    Die Sitzflächen lassen sich hochklappen. An den Unterseiten befinden sich Misericordien, kleine Stützbretter (Misericordien, lat. misericordia = Barmherzigkeit, Mitleid). Diese Stützbretter waren nämlich dafür gedacht, dass die Kirchenmänner, sollten sie während einer Liturgie stehen müssen, sich wenigstens abstützen konnten.

    Wir können das Chorgestühl zwar nur aus einigen Metern Abstand bewundern, aber wir haben das Glück, dieses Relikt alter Zeit noch im Original sehen zu können. Ein Relikt von vielen, deren Heimat der Kölner Dom ist.

    Eure Ramona
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