• Kölschgänger

CCAA - Köln

CCAA - Colonia Claudia Ara Agrippinensium - Köln - Kölle
Wie es war und wie es ist.
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  • Die Erker Mühle

    4 Ogos 2019, Jerman ⋅ ⛅ 23 °C

    Am Rande des Naherholungsgebiets der "Brücker Hardt", befindet sich ein Mühlrad aus Metall. Dieses ist ein Denkmal und soll an die Erker Mühle erinnern. Die hatte dort einmal ihren Standort. Genau gesagt am südlichen Rand von Brück. Wenn man vom Brücker Mauspfad kommt und in den Olbertsweg einbiegt, sieht man das Mühlrad sofort.
    Zwei in die Jahre gekommene Bänke nebst Tisch, laden zum Verweilen ein.
    Während rechts der Verkehr des Mauspfades vorbeibraust, plätschert links der Flehbach in den "Mühlensee".
    Doch eigentlich ist gerade wieder einmal Trockenzeit angesagt.
    Etwas was schon 200 Jahre früher dort zu beobachten war. Gerade in den Sommermonaten kam der Betrieb an der Erker Mühle, die als Frucht - und Gerstmühle angelegt war, zum Erliegen.
    Vielleicht ist dies der Grund, warum es eine hohe Fluktuation an Eigentümern gab. Denn was nutzte dem Müller eine Mühle, die ihn nicht ernähren konnte.
    Besonders Wanderer nutzen gerne diese Gegend. Man parkt auf dem großen Parkplatz am Waldkindergarten. Dort wo im 2. Weltkrieg der Flughafen Ostheim einen Abstellplatz für Flugzeuge hatte. Sogar eine Feldbahn soll es dort gegeben haben, die von Bensberg kommend, den Fliegerhorst mit Material versorgte. Für uns heutzutage nahezu unvorstellbar, doch das Gelände, welches den Militärflughafen Ostheim stellte, war riesig. Es erstreckte sich über Teile Ostheims, Merheims und Brück. Steht man heute dort und blickt auf die Bauwagen des Waldkindergartens, wird die Vorstellung noch irrealer.
    Die Stadt Köln legte in der Hardt 1967 einen Wildpark an. Das weitläufige Gehege des Schwarzwilds wird vom Flehbach durchzogen, der auch den Mühlenteich speisen musste. Das Gehege ist immer noch vorhanden und wird von einer Wildschweinrotte bewohnt. Ebenso gibt es ein Rotwildgehege und neue Futterautomaten.
    In der Nähe der Erker Mühle wurde ein Amphibienschutzgebiet errichtet. Bei meinem "Kölschgang" am Mühlenteich sah ich große Fische und Schildkröten. Letztere bestimmt einmal ausgesetzt. Auffallend war, es gab diesmal keine Enten und Gänse dort. Dies ist nicht immer so. Bei meinem letzten Besuch waren sie noch da.
    Der Mühlenteich wird in manchen Karten noch als "Kahnweiher" bezeichnet. Dies resultiert wohl aus den Jahren 1920 bis 1944, damals soll es dort ein Waldcafé mit Bootsverleih gegeben haben.
    Ich sah nahe am Radweg Fundamente. Ob diese wohl davon stammten? Vielleicht!
    Man konnte auch erfahren, die Versorgung der Siedlung Königsforst wurde in den 30 er Jahren des letzten Jahrhunderts von der Erker Mühle aus, mittels eines Pferdefuhrwerks betrieben.
    Erwähnenswert ist vielleicht noch, es gab am ehemaligen Mühlenstandort lange Zeit ein Büdchen. Das Gebiet war in den 70 er Jahren als Freizeitanlage sehr beliebt. Unabhängig davon war an der anderen Straßenseite ein Campingplatz. Auf der Wanderkarte ist der Zeltplatz noch verzeichnet. Das Büdchen verschwand als der alte Besitzer verstarb und seine Frau ins Seniorenheim zog.
    Damit endete ein weiteres Kapitel "Erker Mühle".
    Seit 1961 besteht in der Gegend allerdings ein Wasserwerk" Erker Mühle", welches eins von 8 rechtsrheinischen Wasserwerken darstellt. Man muss nur ein wenig dem Olbertsweg folgen. Das Wasser soll hier so gut sein, dass eine weitere Aufbereitung mittels Kohle und Kokosnussschalen nicht notwendig ist, sondern nach Durchlauf der fünffiltrigen Anlage direkt eingespeist werden kann.
    Mit der Trockenheit hat es wohl weniger Probleme als die alte Mühle. Denn dieses holt sich die Wasseransammlungen aus der Tiefe und nicht von der Oberfläche.
    Wenn euch die Geschichte rund um die Erker Mühle gefallen hat, freuen wir uns über Weiterverbreitung.
    Einen schönen Sonntag wünscht euch Elisabeth.
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  • St. Gereon und die wissende Säule

    6 Ogos 2019, Jerman ⋅ ⛅ 22 °C

    St. Gereon und die wissende Säule

    Sie ist schon von außen eine Erscheinung. St. Gereon. Ich bin zu Fuß unterwegs in Köln, unweit des Domes, als ich auf diese Basilika stoße. Sie gehört zu den zwölf großen romanischen Kirchen in Köln, wobei sie nicht einfach eine Kirche ist, nein, St. Gereon erhielt 1920 einen höheren Rang, als sie durch Papst Benedikt XV zu einer Basilica minor erhoben wurde, was die Bindung an den römischen Bischof und die Bedeutung dieser Kirche für ihre Umgegend betont. Das aber nur am Rande, denn das für mich persönlich wirklich faszinierende ist, dass die Entstehung dieser Kirche bereits im 4. Jahrhundert begann und sie damit eine der ältesten Kirchen Deutschlands ist, die noch Bestand hat.

    Ich öffne die Eingangstür, trete ein und befinde mich zunächst in einem Vorraum. Allein schon dort findet man unter anderem eine kleine Kapelle für sich, in der sich eine Figur der Maria mit dem Leichnam des gekreuzigten Jesus im Arm befindet. Ich setze mich kurz und lasse diese Szene auf mich wirken... Man kann, insofern Ruhe um einen herum ist und man sich auf dieses Bildnis einlassen kann, förmlich das Leid der Mutter spüren.

    Ich gehe auf das große Portal zu und habe Glück, der Kirchenraum ist geöffnet. Bilder von diesem kenne ich bereits aus Büchern und dem Internet, aber was mich beim Eintreten dann wirklich erwartet, ist unbeschreiblich. Ich betrete eine andere Welt. Der mehreckige Kuppelbau (Dekagon) mit seinen Farben an der Decke, so hoch, dass er förmlich in den Himmel zu wachsen scheint, der höhergelegene Chor, aus dessen Perspektive das Dekagon fast noch einmal imposanter wirkt, die bunten Fenster, ebenso wie das Alter dieser Kirche, welches man beim Anblick dieses Raumes regelrecht spüren kann, läßt mich andächtig oder besser gesagt, eher demütig werden.

    Direkt neben dem Eingang befindet sich etwas, bei dem man sich - laut einer Legende - gut überlegen sollte, näher zu kommen. Die Blutsäule. In dieser Legende heißt es, diese Säule weiß zu unterscheiden, ob jemand gut oder böse ist. Die Inschrift der über der Säule angebrachten Tafel scheint dies zu bestätigen, denn übersetzt steht dort sinngemäß, dass man es glauben soll, über diese Säule lief vor langer Zeit Blut und wer Schlimmes getan hat, wird dort seine Strafe erhalten. Man hatte also den Glauben, diese furchterregende Steinsäule werde diejenigen, die schwere Sünden begangen haben, richten.

    Wie aber kam es dazu...in dieser Legende soll über diese Säule das Blut der heiligen Märtyrer geflossen sein, welche zur Legion des heiligen Gereon gehörten. Und tatsächlich heißt es weiter, dass der merowingische König Thiederich plötzlich tot umfiel, nachdem er in einer Schlacht seinen Bruder Theudebert besiegte, seinen Bruder und seinen Neffen tötete, um an die Macht zu gelangen, und sich dann, seine ihn warnenden Ratgeber noch verhöhnend, vor diese "wissende" Säule stellte. Man fand lediglich eine Stichwunde bei ihm, aber niemand konnte erklären, wo diese herkam...

    Nicht, dass es für mich einen Grund gäbe, Angst zu haben, nun vor dieser Säule zu stehen, aber ein seltsames Gefühl ist es bei dem Gedanken an diese Legende dennoch...

    Immer noch von dem Gefühl erfüllt, was diese wunderschöne Basilika, welches für mich persönlich die schönste der 12 großen romanischen Kirchen in Köln ist und für mich direkt nach dem Dom kommt, in mir ausgelöst hat, trete ich wieder nach draußen und setze meinen Spaziergang fort.

    Ich kann euch einen Besuch dort wirklich nur empfehlen.

    Aber Vorsicht bei der Blutsäule...

    Eure Ramona
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  • Der Helenenturm

    8 Ogos 2019, Jerman ⋅ ⛅ 22 °C

    Wenn von der römischen Stadtmauer die Rede ist, wird immer der Römerturm an der Zeughausstraße genannt, er ist ja auch schön. Ich möchte heute aber auf einen anderen Turm aufmerksam machen, der mitten in der City steht, als Ruine, zugegeben, aber trotzdem schön und es lohnt sich, mal einige Augenblicke stehen zu bleiben und ihn zu betrachten, denn auch er ist ein altes Stück Geschichte aus der Römerzeit.

    Vom Römerturm nur 120 Meter entfernt, an der Straßenecke Helenenstraße und St.-Apern-Straße, steht die Ruine. Gut erhalten von dem Turm ist nur die westliche Hälfte, wobei wohl nur der untere Teil noch aus römischer Zeit stammt.

    Der Helenenturm war ein 10 Meter hoher Halbturm. Als Wehrturm angelegt, schloss er an den in südwestlicher Richtung liegenden Römerturm an und war Teil der römischen Stadtmauer und wurde erst zum Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt und freigelegt.
    Zwischendurch gehörte er wahrscheinlich, wie auch der Römerturm, zum Gebäudekomplex des 1802 aufgelösten Klarissenklosters.

    Eine Bank stiftete zu ihrem 300-jährigen Bestehen Bäume für die Grünanlage und mit Hilfe der Stiftung "Kölner Grün", sowie dem Grünflächenamt der Stadt konnte die Sanierung des Areals finanziert werden, denn bis zum Ende der 50er Jahre war das Gelände ein Trümmergrundstück. In den 60ern wurde der westliche Bereich wenigstens mit Rasen und einigen Bäumen etwas ansehnlicher gestaltet. Im Herbst 2012 wurde die Fläche klarer strukturiert. So wurde der Boden am Turm mit Natursteinen eingefasst, um den Wildbewuchs des Turmes eindämmen zu können. Seitdem ist die Fläche im Turm geschlossen.

    Es lohnt sich, mal einen Spaziergang dorthin zu unternehmen. Er ist gut zu erreichen und viele Cafes in der Nähe laden hinterher zum Besuch ein. Ich wünsche euch viel Spaß dabei.

    Euer Ronald
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  • Volksgarten / Volksgaade

    10 Ogos 2019, Jerman ⋅ ⛅ 23 °C

    Heute möchte ich Euch von einem recht unbekannten Kölner erzählen, der aber mit einer kleinen Tat etwas Wichtiges für uns heute hier getan hat.
    Ich habe letzte Woche ja geschrieben, dass die Stadt Probleme hatte, um den Rathenauplatz Grundstücke zu erwerben. Der Grund war, dass die Besitzer merkten, dass die Grundstücke, die in einem sumpfigen Gebiert vor der Stadtmauer lagen, durch die Schleifung der Mauer im Wert steigen würden. Von diesem Kuchen wollten sie ein Stück abhaben und trieben die Preise in die Höhe. Damit war es um den Volksgarten, der am Rathenauplatz geplant war, geschehen.
    Einen Volksgarten haben wir aber ja nun in der Stadt. Etwas weiter südlich direkt vor der „Neustadt Süd“ liegt er.
    Einen großen Anteil daran hat Wilhelm Kaesen. Wilhelm Kaesen ist 1816 in Köln geboren und verdient sein Geld als Kaufmann. Aus heutiger Sicht kann man ihn wohl als „Juniorpartner“ von keinem Geringeren als Johann Heinrich Richartz bezeichnen. Johann Heinrich Richartz hat ja so viel Erfolg mit seinem Handel von Leder und Wildhäuten, dass er uns eher als Kunstmäzen bekannt ist. Immerhin kann er damit das wohlbekannte Wallraf-Richartz-Museum finanzieren.
    Nun kann ich schlecht über das Motiv von Herrn Richartz zu philosophieren. Ich meine aber, dass etwas Selbstlosigkeit dazu gehört, wenn man sein Vermögen für die Kunst hergibt.
    Wilhelm Kaesen muss die Art seines Senior-Partners beeindruckt haben. Neben seiner Tätigkeit als Kaufmann, ist Wilhelm Kaesen Mitglied des Rates der Stadt Köln. In dieser Funktion setzt er sich stets für den Abriss der mittelalterlichen Mauer ein, weil Köln Platz braucht. Vor den Toren der südlichen Stadt liegt das Fort IV des inneren Festungsringes, „Erbherzog Paul von Mecklenburg“. Dieses Fort, als eines der ersten im Jahr 1825 von den Preußen fertiggestellt, ist schon vor dem Abriss der Mauer militärisch nutzlos, weil in den 1870’er bis 1880’er Jahren vorgezogene Forts und ein großer Schutzwall gebaut wurden – der äußere Festungsring. Das Areal um das Fort ist längst an viele kleine Landbesitzer verkauft – auch recht nutzlos. Das weiß er. Ab 1886 kauft er daher dieses mehr als 60 kleine Landparzellen den Eigentümern ab, ohne großes Aufsehen darum zu machen. Das kostet ihn 582.000 Mark.
    Diese zehn Hektar, die zusammenhängen, sind jetzt natürlich viel mehr wert. Und was macht Wilhelm Kaesen? Er ist ein kölscher Junge, er strebt hier nicht nach dem großen Gewinn. Er überlässt das Grundstück der Stadt Köln, zu dem Preis, den er selbst bezahlt hat. Er macht aber zur Auflage, dass sie um das Fort einen „Garten für jedermann“ anlegen soll.
    Die Stadt hält sich daran, fügt sogar noch 5 Hektar bei und legt zwischen 1887 und 1890 den Volksgarten an. Und dieser ist bis heute ein wichtiges Stück Kölner Naherholung. Ein kleiner See, der mit Kähnen befahren werden kann, eine Wasserfontäne, die, wenn sie mal läuft, es auf stattliche 28 Meter Höhe schafft, ein Biergarten, ein kleiner Wasserfall und Steingarten und ein kleines Theater in der ehemaligen Orangerie, die für die kälteempfindlichen Pflanzen im Volksgarten gedacht war, findet man hier neben alten Bäumen, die herrlich anzusehen sind und großen Wiesen zum Sonnen und Picknicken. Ach! Und nach dem Zweiten Weltkrieg habe uns die Schweden das „Haus Gotland“ spendiert, damit hier auch ein Kindergarten stehen kann. – Tack så mycktet, kära Sverige.
    Wir alle haben etwas von ihm – alle, bis auf einen. Wilhelm Kaesen stirbt 1877 und erlebt die Fertigstellung 1890 nicht mehr. Doch, einen Nutzen hat er davon. Er wollte etwas bleibendes für Köln schaffen, vielleicht, damit wir ab und an über ihn reden. Das ist ihm gelungen.

    Michael

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    Hügg mööch ich Üch vun enem Kölsche verzälle, dä nit vill Lück kenne, dä ävver met ener kleine Tat, jet Wichtiges för uns hügg hee gedon hät.
    Ich han letzte Woch jo geschrevve, dat de Stadt en Brasel kom, wie se öm der Rathenauplatz Grundstöck kaufe wollt. Der Grund wor, dat de Besetzer merkte, dat die Grundstöck, die en enem sumfige Gebeet vür der Stadtmuur loge, durch et Schleife vun der Muur em Wäät steige däte. Vun däm Koche wollte se e Stöckelche avkrige un drevve de Priese en de Hüh. Domet wor et öm der Volksgaade, dä am Rathenauplatz geplant wor, passeet.
    Ene Volksgaade han mer ävver jo no en der Stadt. Jet wigger südlich tirek vür der „Neustadt Süd“ litt hä.
    Ene große Aandeil dodran hät der Wellem Kaesen. Der Wellem Kaesen es 1816 en Kölle gebore un verdeent sing Moppe als Kaufmann. Hüggzedags dät mer en wall als „Juniorpartner“ vun keinem Geringer wie dem Jan Drickes Richartz bezeichne. Der Jan Drickes Richartz hät jo esu vill Erfolg met singem Handel met Ledder un Weldhügg, dat mer en ihter als Kunsmäzen kenne. Immerhin kann hä domet et Wallraf-Richartz-Museum finanzeere, dat mer hügg noch kenne.
    No kann ich schlääch üvver et Motiv vum Herr Richartz philosophiere. Ich meine ävver, dat mer jet selvsloss sin muss, öm si Vermöge för de Kuns herzegevve.
    Der Wellem Kaesen muss die Aat vun singem Senior-Partner beendrock han. Nevven singem Berof als Kaufmann, es der Wellem Kaesen Metgleed em Rod vun der Stadt Kölle. En dä Funktion es hä luuter för der Avress vun der Muur usem Meddelalder, weil Kölle Platz bruch. Vür de Pooze vun der südliche Stadt litt et Fort IV vum innere Festungsgöödel, „Erbherzog Paul von Mecklenburg“. Dat Fort, als eins vun de eeschte em Johr 1825 vun de Preuße fäädiggestallt, es ald vürm Avress vun der Muur militärisch unnötz, weil en de 1870’er un 1880’er Johre vürgetrocke Forts un ene große Schotzwall gebaut woodte – der üssere Festungsring. Et Gebiet öm dat Fort es längs an vill kleine Landbesetzer verkauf – och rääch unnötz. Dat weiß hä. Av 1886 käuf hä doher die mih wie 60 kleine Landparzelle de Eigedümer av, ohne groß Opsinn dröm ze maache. Dat koss in 582.000 Reichsmark.
    Die zehn Hektar, die zesammehänge, sin jetz natürlich vill mih wäät. Un wat mäht der Wellem Kaesen? Hä es ene kölsche Jung, hä well hee keine Raibach maache. Hä üvverlööt dat Grundstöck der Stadt Kölle, för der Pries, dä hä selvs berapp hät. Hä mäht ävver zur Oplag, dat se öm et Fort ene „Gaade för jeder“ aanläge soll.
    De Stadt häld sich draan, deit noch fünf Hektar dobei un läg zwesche 1887 un 1890 der Volksgaade aan. Und dä es bes hügg e wichtig Stöck kölsche Noherholung. Ene kleine Sie, dä met Naache befahre wääde kann, en Wasserfontän, die, wann se ens läuf, et op staatse 28 Meter Hühde brängk, ene Biergaade, ene kleine Wasserfall un Steingaade un e klei Theater en der fröhere Orangerie, die för de Flanze em Gaade gedaach wor, die Käld nit god avkünne, fingk mer hee nevve aal Bäum, die herrlich aanzesinn sin un große Wiese för et Sonne un Picknicke. Ach! Un nohm Zweite Weltkreeg han uns de Schwede et „Haus Gotland“ spendeet, domet hee och ene Kindergaade stonn kann. - Tack så mycktet, kära Sverige.
    Mir all han jet vun im – all, bes op einer. Der Wellem Kaesen stirv 1877 un erläv nit, wie der Gaade em Johr 1890 fäädig weed. Doch, eine Notze hät hä dovun. Hä wolllt jet en Kölle schaffe, dat bliev, villleich, domet mer av un an üvver in schwaade. Dat es im gelunge.

    Mechel
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  • Der Hornpott

    11 Ogos 2019, Jerman ⋅ ⛅ 22 °C

    Friedlich grast ein fremdartiges Rindvieh am Ufer des Sees. Es ist ein schottisches Galloway Rind, wie die Schautafel mir später Auskunft gibt. Mehrere Libellenarten fliegen wie kleine Helikopter an mir vorbei. Fette Erdkröten kreuzen meinen Weg.
    Da!
    Huschte dort ein Salamander?
    Aus den Wipfeln der verschiedenen Laubbaum Arten, zwitschern viele Singvögel.
    Ich befinde mich irgendwo in der Wildnis.
    Oder nicht?
    Hatte man mir nicht gesagt, du gehst jetzt nach Kunstfeld? Dorthin wo es 7 denkmalgeschützte Toilettenhäuschen in einer Reihe gibt. So richtig alte Holzbüdchen mit dem Herz in der Türmitte. Doch jetzt stand ich 55 m über NN, verriet mir auch diesmal wieder die Schautafel. Ich war am Hornpott angekommen. Jenem Naturschutzgebiet Kölns, welches noch zu Köln Dünnwald gezählt wurde, ja auch zu der alten Siedlung Kunstfeld. Angrenzend befindet sich die Stadtgrenze zu Leverkusen Schlebusch. Die mitunter auch Hornpott genannte Kunstfeldsiedlung wurde 1823 angelegt und ist die älteste Arbeitersiedlung im Rheinland. Und diese mitten im Grünen gelegene Siedlung, mit ihrem Baumbestand schließt sich direkt mit dem Naturschutzgebiet zusammen.
    Man wähnt sich auch hier, wieder einmal mehr in einer ganz anderen Welt Kölns. Fernab von Dom und Großstadtlärm.
    Doch warum sagen die Einen Kunstfeld und die Anderen Hornpott?
    Begonnen hat diese abgeschiedene Ecke Dünnwalds als Waldsiedlung Im Kunstfeld. Entstanden durch eine chemische Fabrik. Eine weitere Fabrik kam hinzu. Letztere produzierte Horn - u. Knochenmehl zum Düngen. So entstand der Name Hornpott.
    Diesem wurde übrigens ein hölzernes Denkmal gesetzt, in Form einer Ruhebank mit einem "Hornpott".
    Das Naturschutzgebiet, welches aus einer ehemaligen Kiesgrube entstanden ist, wurde 1983 unter Naturschutz gestellt. Eine Wanderung rund um das Biotop dauert ca.90 Minuten. Unterbrochen von den Aussichtspunkten, die dort angelegt wurden. Sehr zu meiner Freude, denn so nimmt man sich Zeit, um Flora und Fauna näher zu betrachten. Etwas was ich ausgiebig gemacht habe.
    Falls Eure Neugier geweckt ist, es ist Sonntag und warum nicht einen Spaziergang im Hornpott unternehmen?
    Einen schönen Sonntag wünscht Elisabeth.
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  • Fratzen, Engel und Dämonen

    13 Ogos 2019, Jerman ⋅ ⛅ 17 °C

    Himmlisches Jerusalem auf Erden werde ich genannt. Ein Gebirge aus Stein werde ich genannt. Und tatsächlich bin ich das auch. Und wen meine äußere Erscheinung schon fasziniert, ist ergriffen, wenn er mich schließlich betritt und umgeben ist von meinen gewaltigen Säulen, den kunstvollen Fenstern, darüber den Gewölbedecken, meine mich tragenden Fundamente, um nur einiges zu nennen. Außen dieses unglaublich filigran wirkende Strebewerk. Aber wer dort genauer hinsieht, findet noch etwas anderes. Kennt ihr diese Wimmelbilder? So ähnlich verhält es sich auch mit diesen "Wesen". Manche sind schon etwas schwer zu entdecken, da sie nicht, wie andere ihrer Artgenossen weiter unten, direkt zu sehen sind. Sie schauen von weiter oben auf uns herab.

    Wovon ich euch erzähle? Von den vielen, vielen kleinen und großen Figuren, mit denen man mich verschönert hat. Ok, verschönert trifft es nicht unbedingt, denn außer den Engeln, wovon sich übrigens gleich 8 allein an meinem Vierungsturm tummeln, jeder einzelne über 4 Meter groß und über 2 Tonnen schwer, Heiligen und Aposteln, trifft man auch auf recht schräge Gestalten. Mischwesen mit hässlichen Fratzen, Dämonen, Hexen, hundeähnlichen Tiergestalten, Geißböcken (oder ähnliches) und ja, selbst Teufel bevölkern mich geradezu.

    Aber was, und ich sage bewusst, "um Himmels Willen" haben solche Kreaturen auf einer Kathedrale wie mir zu suchen? Das passt doch nicht - könnte man meinen. Aber...und jetzt kommt der Himmel wieder ins Spiel...viele dieser Wesen aus Stein sind Wasserspeier, die das in Rinnen gesammelte Regen- und Schmelzwasser von mir fernhalten sollen. Ohne diese Wasserspeier würden meine Mauern sehr viel schneller verwittert sein und auch die sensiblen Fenster, die teils sehr alt sind, hätten gelitten. All die Menschen, die ihre ganze Kraft daransetzen, mich zu erhalten, kämen ja mit ihrer Arbeit gar nicht mehr hinterher und das wäre sehr schade, denn stellt euch Köln mal ohne Dom vor...wahrlich kein schöner Gedanke, also schnell weg damit.

    Einige dieser Wasserspeier wurden schon sehr früh an meinem gerade vollendeten Chor angebracht, andere erst später, zum Teil erst im 19. und 20. Jahrhundert. Einige stammen sogar aus diesem Jahrhundert, sind also noch relativ jung. Erstaunlich, an was schon meine ersten Baumeister so alles dachten.

    Manche Speier mussten allerdings schon erneuert werden, weil der Zahn der Zeit an ihnen nagte. Einige Originale bzw. Gipsmodelle der Originale befinden sich heute im Depot der Dombauhütte, während andere längst verschollen sind.

    Warum aber nahm man nun solch dämonische Kreaturen, die doch dem Liebreiz der Engel so widersprachen? Im Mittelalter (und ihr wisst ja, der Grundstein für mich wurde bereits 1248 gelegt), glaubte man noch sehr an Dämonen. Eine Möglichkeit, was man sich also bei der Wahl dieser Kreaturen dachte, ist die, dass man glaubte, damit Böses von mir fernhalten zu können, sogar, dass bei Unwettern dämonische Kräfte am Werk waren. So heißt es, dass der Teufel in einer Sturmnacht im Oktober 1434 aus Zorn über die Wallfahrt der Menschen zu den drei Heiligen einen schweren Stein nach dem Schrein geworfen, aber knapp verfehlt haben soll. Seltsam, daran kann ich mich gar nicht erinnern.

    Des Weiteren dienten Wasserspeier auch dazu, auf Moral und Sitte hinzuweisen, indem man Bildnisse menschlicher Ausschweifungen an mir anbrachte. Übrigens nicht nur an mir, auch andere Bauten wurden auf diese Weise verschand..."verschönert". Noch dazu kommen hunderte von Mini-Zierwasserspeiern. Die haben, wie einige ihrer großen Brüder und Schwestern keine weitere Funktion, außer einfach nur da zu sein.

    Sehenswert sind sie allesamt. Wenn ihr mich das nächste Mal besucht, schaut mich mal etwas genauer an. Ihr werdet überrascht sein

    Eure Ramona
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  • Vom Rhein in die Südstadt

    15 Ogos 2019, Jerman ⋅ ☁️ 19 °C

    Der erste Spaziergang in unserer wunderbar verrückten Stadt führt uns vom Rande der Altstadt ein Stück am Rhein entlang in Richtung Bayenthal und in die Südstadt.
    Genießen wir ein leckeres Kölsch im “Brauhaus Im Roten Ochsen” oder auf der Hafenterrasse im “Biergarten am Malakoffturm”. Weitere Möglichkeiten bieten sich im “Bürgerhaus Stollwerk” und in der urigen “Ubierschänke”.
    Wir werfen einen Blick in die „Schifferkirche“ St. Maria Lyskirchen und in unsere historische Kölner Senfmühle, wenden uns dann dem Denkmal des Tauziehers zu und gehen über Kölns älteste Brücke, die über Rheinwasser führt.
    Dann spazieren wir ein wenig durch das Gebiet des neuen Rheinauhafens, denn hier hat sich in den letzten Jahren unglaublich viel verändert. Wir erfahren etwas kölsche Geschichte über den Malakoffturm, die Bottmühle und den Bayenturm. Ein schöner und informativer Spaziergang durch unsere schöne Stadt - denn Köln hat was zu bieten.

    Wir starten am Thurnmarkt, vor dem Brauhaus im Roten Ochsen, nur ein paar Meter von der Altstadt entfernt. Dieses Brauhaus kann auf eine lange Tradition zurückschauen, die bis ins Jahr 1798 zurückreicht. Leider wurde 1916 der Braubetrieb eingestellt und das Traditionshaus von dieser Zeit an als Gasthaus weitergeführt. Hier haben wir die Möglichkeit, die Tour mit einem leckeren Reissdorf Kölsch zu beginnen, natürlich vom Fass gezapft. Dazu vielleicht etwas typisch Kölsches zum Essen, etwa einen „halven Hahn?".

    Es gibt viele Legenden, wie es zu diesem kulinarischen Leckerbissen kam. Hier ist eine davon: Ein Köbes serviert dem Kunden ein Roggenbrötchen mit Käse. Dieser beschwert sich allerdings, er hätte nur ein halbes Brötchen bestellt. „Ävver isch wollt doch bloß ne halve han“, daraufhin schnitt der Köbes das Brötchen durch und nannte es von da an „Halver Hahn“. Ja, so sind sie, die Köbesse.
    Bei schönem Wetter bietet sich der kleine Biergarten vor dem Haus an. Dieser liegt zwar direkt an der Straße, ist aber trotzdem einigermaßen ruhig gelegen.

    Nachdem wir uns gestärkt haben, setzen wir unsere Tour fort. Aus dem Brauhaus kommend gehen wir rechts die Straße hinunter und biegen wieder rechts ab in den Filzengraben. Hier führten früher die Filzer ihr Handwerk aus und nutzten den hier entlang laufenden Bach für ihre Filzerzeugnisse, wie z.B. Hüte. Wenige Meter danach gehen wir links in die Straße an Lyskirchen und erreichen unser nächstes Ziel, die Kirche St. Maria Lyskirchen. Sie ist die kleinste der zwölf großen romanischen Basiliken, entstand etwa um 1220. Besonders schön sind die Gewölbefresken über dem Eingang. Diese wurden ab 1879 wieder freigelegt und sind größtenteils erhalten geblieben. Die Kirche hat auch den Beinamen „Schifferkirche“, weil hier die spätgotische Schiffermadonna verehrt wird. Dies ist kein Wunder, bedenkt man die unmittelbare Nähe zum Rhein. Außerdem befand sich hier am Rhein die Holzwerft. Bau -und Brennholz wurde hier entladen und gehandelt. Daran erinnert der Name des benachbarten Platzes, der Holzmarkt. Aber zurück zur Kirche. Bei genauer Betrachtung stellen wir fest, dass diese Kirche nur einen Turm hat. Der geplante linke Turm hat nur zwei Geschosse und da Lyskirchen immer nur Pfarrkirche war und deshalb zu wenig Geld zur Verfügung stand, wurde er nie fertig gestellt. An der Westfassade sind einige Hochwassermarkierungen zu erkennen. So z.B. eine Markierung aus dem Jahre 1784, als Köln von einem schlimmen Hochwasser mit Eisgang heimgesucht wurde. Neben der Kirche geht es einige Treppenstufen hoch und wir befinden uns auf dem ehemaligen Kirchhof. Er ist heute eine kleine Grünanlage im Schatten der Kirche. Hier fehlt jetzt nur noch eine hübsche Bank, um diese feine Anlage in Ruhe genießen zu können.

    Verlassen wir nun die Grünanlage und überqueren die Große Witschgasse. Übrigens der älteste nachgewiesene Straßenname in Köln. Bereits 948 wurde die Witschgasse urkundlich erwähnt, vermutlich benannt nach einem Grundstückseigentümer Namens Wizechinus.
    Wir stehen nun direkt vor dem Schaufenster der historischen Senfmühle. An manchen Tagen steigt einem der Senfgeruch auch bereits in die Nase. Die historische Kölner Senfmühle ist über 200 Jahre alt und damit eine der ältesten in Europa. Sie wurde 2009 wieder in Betrieb genommen. Hier können wir die altertümliche Herstellungsweise in seiner vollen Bandbreite bewundern. Pro Tag werden etwa 360 kg feinster Gourmetsenf in neun verschiedenen Geschmacksrichtungen von süß über mittelscharf bis scharf hergestellt. Hierzu werden alte Rezepte aus dem 15. Jahrhundert und aus dem Jahr 1820 verwendet, wie es dem Baujahr der Senfmühle entspricht.

    Nehmt Euch ein wenig Zeit und nutzt die Gelegenheit, dem Senfmüller bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen. Mehrere Führungen täglich geben dazu reichlich Gelegenheit. Und natürlich muss man den Senf auch probiert haben, denn er ist von höchster Stelle prämiert worden. Hier wird Klasse statt Masse geboten. In vielen Kölner Metzgereien und Gasthäusern wird dieser Senf verköstigt, auch im Roten Ochsen. Nach diesem kulinarischen Highlight käme jetzt eine kleine Erfrischung in einem schönen Biergarten gerade richtig. Und dä, wie der Kölsche sagt, brauchen wir nur die vor uns liegende Straße zu überqueren und stehen direkt vor dem Malakoffturm mit Biergarten. Mutter Colonia meint es heute sehr gut mit uns. Also einen schönen Platz gesucht. Die meisten Plätze bieten eine schöne Sicht auf den Rhein.

    Seit 2005 befindet sich dieser schön gelegene Biergarten mit 200 Sitzplätzen auf der Hafenterrasse und lädt bei schönem Wetter zu einem süffigen Sion Kölsch ein. Essen wird nicht angeboten, aber direkt vor dem Biergarten befindet sich eine Imbissbude. Wir dürfen das Essen mit in den Biergarten nehmen. Ein Schild vor dem Biergarten weist sogar extra darauf hin, dass nach einer Biergartenverordnung König Ludwigs aus dem 19. Jahrhundert mitgebrachte Speisen im Biergarten verzehrt werden dürfen. So mag es der Kölsche. Also genießen wir die Zeit und betrachten uns den Malakoffturm schon einmal in Ruhe und erfahren etwas über seine Geschichte.

    Als im Jahre 1848 die rheinseitige Stadtbefestigung ausgebaut wurde, entstand vor der südlichen Altstadt ein neuer Sicherheitshafen. Um diesen zu schützen, wurde im Jahre 1855 der Malakoffturm als Geschützturm gebaut. Die Anlage lag damals noch an der Nordspitze der „Rheinau“. Seinen für uns etwas seltsamen Namen hat der Turm von der Eroberung des Fort Malakow in Sewastopol durch französische Truppen im Jahre 1855. Durch die Berichterstattung während des Krimkrieges wurde der Name Malakoff mit Stärke, Größe und Belastbarkeit in Verbindung gebracht.
    Nachdem diese Verteidigungseinrichtung später nicht mehr gebraucht wurde und das Areal zum Rheinauhafen umgestaltet wurde, entstand ein neues Hafenbecken und der Turm wechselte die Seite und steht jetzt auf der Stadtseite. Im Jahre 1880 wurde dann eine hydraulische Druckwasserpumpe in den Turm eingebaut, um das Bewegen der nebenan liegenden Drehbrücke zu ermöglichen. Diese befindet sich direkt neben dem Biergarten und deshalb schauen wir sie uns jetzt an. Übrigens ist sie Kölns älteste Brücke, die über Rheinwasser führt.

    Die Drehbrücke am Malakoffturm wurde 1888 gebaut, um einen weiteren Zugang zum Rheinauhafen zu schaffen. Als Antriebstechnik war die damals sich entwickelnde Elektrizität zu schwach und die Dampfkraft zu unattraktiv und aufwendig. Deshalb entschied man sich damals für Druckwasser. Dieser Druck wird in der Pumpstation erzeugt, die im Malakoffturm untergebracht ist. Mittels unterirdischer Rohre ist die Pumpstation mit den Bewegungseinheiten der Brücke verbunden. Zu festen Zeiten wird die Brücke für den Schiffsverkehr gedreht. Wer Gelegenheit hat, sich das anzusehen, sollte es machen. Es lohnt sich.

    Direkt rechts neben der Brücke sehen wir uns noch ein Denkmal an, den Tauzieher. Diese Skulptur aus Muschelkalk wurde im Rheinauhafen 1911 aufgestellt. Man hat sie dann 1980 unter Denkmalschutz gestellt. Sie hat eine Höhe von etwa 6,50 Meter, wobei der Sockel etwas mehr als die Hälfte davon einnimmt. In Köln übrigens eine der ganz seltenen Figuren, die einen körperlich arbeitenden Menschen zeigen. Nun spazieren wir über die Drehbrücke. Direkt vor uns liegt das Schokoladenmuseum.

    Wir biegen aber nach rechts ab in das Gebiet des Rheinauhafens und schauen uns ein wenig um. Wir gehen auf die ersten Häuser zu und kommen automatisch auf die Straße Im Zollhafen. Direkt als erstes haben wir auf der linken Seite das Sport- und Olympiamuseum. Kurz danach lohnt es sich immer wieder, mal ein paar Meter Richtung Rhein zu gehen, da hier einige sehr schön restaurierte Kräne stehen, die erahnen lassen, dass es hier früher ein wenig robuster zuging.
    Hier auf dem Rhein gab es früher eine kleine vorgelagerte Insel, eine Werth. Diese war wirklich klein und wurde deshalb nur das Werthchen genannt. Die Insel erstreckte sich etwa vom Bayenturm, den wir gleich noch sehen werden, bis kurz vor St. Maria Lyskirchen. Im 13. Jahrhundert taucht die Insel in Aufzeichnungen erstmals auf, damals als Hinrichtungsstätte. Später wurde sie von Fischern und Schiffsbauern genutzt, im 19. Jahrhundert dann in einen Park umgewandelt. Wir gehen gemütlich weiter und lassen den Rheinauhafen auf uns wirken. Nach einiger Zeit taucht rechts ein imposanter Turm auf, der Bayenturm.

    Der Bayenturm ist ein mittelalterlicher Wehrturm, der um 1220 als Teil der acht Kilometer langen Stadtbefestigung entstand. Er war der südliche Eckturm der Stadtmauer, die Köln 700 Jahre lang umschloss. Mit seinen 35 Metern Höhe und 2,50 Meter dicken Mauern ist er schon sehr imposant anzuschauen. Ebenfalls konnte von hier aus der „Treidelbetrieb“ (das Ziehen der Kähne stromaufwärts durch Pferde) überwacht werden. Dem Turm vorgelagert war eine Schleuse, durch die der Graben vor der Stadtmauer geflutet wurde. Während des zweiten Weltkrieges wurde der Turm erheblich beschädigt und fristete lange Zeit sein Dasein als Ruine. Erst 1987 wurde er wieder aufgebaut, eigentlich unglaublich. Heute ist er Sitz der von Alice Schwarzer initiierten gemeinnützigen Stiftung „Frauen Media Turm“. Im Turm befindet sich auch ihr Büro und die Redaktion der Zeitschrift „Emma“. Eine alte Kölner Weisheit sagt „Wer den Turm hat, hat die Macht“. Ein prima Streitthema für gesellige Runden in unseren schönen Brauhäusern, finde ich. Stimmung garantiert.

    Wir verlassen jetzt den Rheinauhafen und überqueren die B 51. Bayenthal war übrigens der erste Stadtteil, der mit einer Pferdebahn an die Innenstadt angeschlossen wurde.
    Aber zurück zu unserer Tour. Wir biegen in den Ubierring ein. Wenn wir uns die Namen der hier beginnenden Ringstraßen genauer ansehen, stellen wir fest, dass diese nach den Herrschergeschlechtern benannt sind. Beginnend mit den Ubiern, dann den Sachsen, Karolingern, Saliern und den Preußen. Wir folgen nun dem Straßenverlauf, bis wir die Ubierschänke erreichen.
    Die wohl traditionsreichste Kneipe in der Südstadt, urig und typisch kölsch. Und da in urigen Kneipen immer alles etwas anders ist, gibt es hier auch ein eigenes Bier, nämlich Böll Bier. Benannt wurde das Bier nach dem Szenewirt Clemens Böll, der nur wenige Schritte von hier das “Chlodwig Eck“ betrieben hat. Neben Kölsch könnt ihr hier je nach Saison auch Maibock, Helles oder den Roten Bengel trinken. Diese Biere werden in der Sünner Brauerei im Lohnbrauverfahren unter Aufsicht nach eigener Rezeptur gebraut. Da es in kleinen Brauchargen hergestellt wird, kann auf groß industrielle Stabilisierungsmethoden verzichtet werden und wir bekommen ein absolut natürliches Bier. Auch Konzerte finden hier regelmäßig statt.

    So, nach einer Erfrischung in der Ubierschänke gehen wir jetzt den Ubierring einige Meter zurück, bis es links in die Straße “An der Bottmühle” abgeht. Dieser folgen wir bis an ihr Ende. Nun liegt links die Bottmühle.

    Die Bottmühle liegt zwischen Bayenturm und Severinstorburg, war aber kein Teil der mittelalterlichen Stadtmauer. Etwa 1552 wurde hinter der Stadtmauer eine „Bott“ (Wallplattform) angelegt. Eigentlich war geplant, hier eine Geschützstellung einzurichten. Gebaut wurde später eine Bockwindmühle. Um 1678 wurde diese durch eine steinerne Turmwindmühle ersetzt. Sie war lange in Privatbesitz und gehört erst seit 1921 der Stadt Köln. Seit 1970 ist sie der Sitz der „Sozialistischen Jugend der Falken“.

    Wir überqueren nun die Straße und gehen jetzt die Karl-Korn-Straße hinunter. Nach einer Weile kommen wir automatisch zu unserem letzten Ziel des Spaziergangs, dem Trude-Herr-Park.
    Dieser Park ist der beliebten und unvergessenen kölschen Volksschauspielerin gewidmet. Lange Zeit hatte Trude Herr ein eigenes Theater mitten in der Südstadt. Mit ihrem Talent für komische Auftritte sorgte sie auf der Bühne für ausgelassene Stimmung. So flog sie auch schon mal als komischer Engel über die Bühne. Musikalisch hatte sie mit dem Lied “Ich will keine Schokolade” einen Riesenhit. Von ihrer ernsten Seite zeigte sie sich mit dem Hit “Niemals geht man so ganz”, den sie mit Tommy Engel und Wolfgang Niedecken sang. In über 30 Filmen spielte sie ebenfalls mit, so z.B. als Fahrlehrerin an der Seite des ebenfalls unvergessenen Heinz Erhardt.
    Nach dem Abriss der Schokoladenfabrik Stollwerk wurde dieser Park mit Grünflächen und Skulpturen angelegt. Direkt am Rand des Parks steht das Bürgerhaus Stollwerk. Bei schönem Wetter lohnt es sich, ein wenig im Biergarten Platz zu nehmen und die Ruhe zu genießen. Immerhin sind wir gerade mal 2000 Meter vom Dom und der hektischen Betriebsamkeit dort entfernt.

    Wenn wir rechts am Bürgerhaus vorbei gehen, erreichen wir wieder die B 51. Diese überqueren wir, wenden uns nach links und gehen am Rhein entlang zurück zu unserem Ausgangsort, den wir nach kaum fünf Minuten auf der linken Seite erblicken.

    Viel Spaß auf dieser Tour wünscht euch Ronald
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  • Fleuten Arnöldche

    17 Ogos 2019, Jerman ⋅ ⛅ 20 °C

    „Un et Arnöldche fleut…“ singen wir immer noch. „Fleuten Arnöldche“ muss ja ein Popstar seiner Zeit gewesen sein, so oft, wie man in Köln immer noch von ihm hört. Oder? Wer war er?
    Eigentlich heißt er „Arnold Wenger“. Geboren wird er am 12. Februar 1836 in der Sankt-Apern-Straße 34. Sein Vater, Theodor Wenger, hat dort sein Auskommen mit einer Wirtschaft. Von ihm hat Arnold auch sein musikalisches Talent. Dar Vater schon spielt gut und unterhält seine Gäste mit Musik. Eigentlich ein großartiges Talent, dass ihm ja auch zur Berühmtheit verhilft. Aber dieser frühe Kontakt zur Wirtschaft bringt Arnold eben auch zu seinem größten Problem. Natürlich wird „Et Arnöldche“ mit den Weinkrügen in den Keller zu den Weinfässern geschickt, um diese zu befüllen. Befüllt bekommt er diese, indem er den Wein über einen Schlauch ansaugt. Natürlich landet ein Schluck im Mund… Und jetzt mal ehrlich: Wer hier spuckt ihn aus? Na? Arnöldche sicher auch nicht.
    Der kleine, rundliche Arnold beherrscht seine Querflöte virtuos. Er kann einiges spielen, vom Volkslied bis zur Opernarie, insbesondere den „Freischütz“ mag er sehr. Er ist ein harmlos, geduldiger Mensch, der keine großen Ziele hat. Aber genau eines kann er nicht: sich einfügen. Orchester und Kapellen spielen für ihn keine Rolle. Er möchte allein spielen. Er entscheidet sich tatsächlich für ein einfaches, vielleicht naives Leben, ohne große Zwänge. Und so ist der Weg vorgegeben.
    Morgens zieht es ihm zum Markt. Die derben Frauen, die im Sommer wie im Winter ihre Waren auf dem Alter Markt anbieten, sind seine Freunde. Die derbe, zotige Art, die jeden heutigen Köbes rot werden lässt, liegt ihm. Auch die Marktfrauen mögen ihn. Und so zieht es alle oft gemeinsam in die nächste Wirtschaft.
    Hier ist er in seinem Element. Er wird fröhlich begrüßt, wenn nicht gerade ein anderer Lebenskünstler anwesend ist: Maler Bock. Die beiden mögen sich nicht. Aber diese herrliche Geschichte erzähle ich an anderer Stelle. War er nicht da, war alles gut. Hier war er der Star. Er lehnt an der Theke, spielt mit der Flöte und begleitet sich mit einem „Bass“, wenn er mit der nackten Ferse über das Thekenholz streicht. Und dabei trinkt und trinkt er. Ein Kreislauf. Ein Kreislauf? Eine Abwärtsspirale.
    Er trinkt so viel, dass er oft morgens in der Gosse wach wird. Seine Kleidung zerlumpt, er stinkt, sein Gesicht ist rot und mit kleinen Eiterpusteln übersät. Das ist kein Verhalten, das die preußische Polizei lange durchgehen lässt. Er wird 1875 in die Arbeitsanstalt Brauweiler geschickt. Körperliche Arbeit für unseren kleinen Arnold…
    Arnold ist aber auch ein Glückspilz. Er erbt in diesem Sommer 6000 Mark. Das macht es ihm möglich, mit der Stadt Köln einen Vertrag zu schließen. Er gibt die 6000 Mark ab und zieht dafür als Invalide in ein Bürgerhospital ein, wo er versorgt wird. Keine Arbeit mehr… Dieses aber wiederum platzt bald wegen Überbelegung aus allen Nähten. Zudem kann er eines nicht sein lassen: das Saufen. Bereits ein Jahr später wird er in die Krankenanstalt Lindenburg verlegt, wo er ein Pensionärshaus bezieht.
    Hier wird er eine bisschen glücklicher. Oft stellt er sich neuen Patienten stolz mit „Ich bin hier Pensionär“ vor. Sein Gesundheitszustand bessert sich zusehends. Er übernimmt leichte Gartentätigkeit und wird bei dieser Gelegenheit von alten Freunden mit Alkohol versorgt…
    Mit den Jahren aber, gerät er in Vergessenheit. Er stirbt letztlich erst am 25. Oktober 1902 – an einem Kehlkopfleiden, nicht am Alkohol.
    Und? Was sagt Ihr zu diesem Leben?

    Michael

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    „Un et Arnöldche fleut…“ singe mer immer noch. Et „Fleuten Arnöldche“ muss jo ene Popstar zo singer Zigg gewäse sin, su off, wie mer en Kölle noch vun im hürt. Oder? Wä wor hä?
    Eigentlich heiß hä Arnold – Nolles - Wenger. Gebore weed hä am 12. Februar 1836 en der Zint-Apern-Stroß 34. Singe Papp, der Döres Wenger, hät do si Uskumme met ener Weetschaff. Vun im hät et Arnöldche och sing natürliche Aanlag för Musik. Der Papp ald spillt god un ungerhäld sing Kunde met Musik. Eigentlich en großaatige Aanlag, die en jo och bekannt weede lööt. Ävver dä fröhe Kontak zor Weetschaff brängk et Arnöldche evvens och am mieste en de Bräng. Natörlich weed et Arnöldche met de Wingkrög en der Keller gescheck, öm se voll ze maache. Voll kritt hä die, wann hä der Wing üvver ene Schlauch aansaug. Natörlich kütt dobei e Schlückelche en de Schnüss… Un jetz ens ihrlich: Wä speit et us? No? Et Arnöldche secher och nit.
    Dä kleine, mobbelige Nolles beherrsch sing Querfleut virtuos. Hä kann baal alles spille, vum Volksleed bes zor Opernarie, vür allem der „Freischötz“ hät et im aangedon. Hä es ene harmlose, langmödige Minsch, dä keine große Ziele hät. Ävver präzis dat eine kann hä nit: sich enföge. Orchestere un Kapelle spille för in kein Roll. Hä mööch allein spille. Hä well wirklich e einfach, villleich naiv Levve, ohne große Zwäng. Un esu es der Wäg vürgegevve.
    Fröh trick et in nohm Maat. Die deftige Wiever, die em Sommer wie em Winter ehr War om Alder Maat aanbeede, sin sing Fründe. Die deftige, zotige Aat, die jede hüggige Köbes rud weede lööt, litt im. Och de Maatwiever möge in. Un su trick et all off zesamme en de nöchste Weetschaff.
    Hee es hä zohus. Hee weed hä löstig begröß, wann nit grad ene andere Levvenskünsler do es: der Möler Bock. Die zwei möge sich nit. Ävver dat löstige Kreppche verzälle ich an anderer Stell. Wor hä nit do, wor alles god. Hee wor hä der Star. Hä lähnt an der Thek, spillt met der Fleut un mäht sich met der nacke Hack, die hä üvver et Thekeholz strich, ene Bass. Un dobei süff un süff hä. Ene Kreislauf. Ene Kreislauf? En Spiral, die tirek erav geiht.
    Hä süff esu vill, dat hä off morgens en der Sod wach weed. Sing Pluute weede fludderig, hä stink, sing Visage es rud un met kleine Eiterbüülcher üvversiet. Dat es kei Verhalde, dat de preußische Polizei lang durchgonn lööt. Hä weed 1875 en die Arbeidsaanstalt Brauwieler gescheck. Körperliche Arbeid för unse kleine Nolles…
    Et Fleuten Arnöldche es ävver och ene Glöckspilz. Hä erv en däm Sommer 6000 Mark. Dat mäht et im möglich, met der Stadt Kölle ene Verdrag ze schleeße. Hä gitt die 6000 Mark av un trick doför als Invalidd en e Bürgerspidol en, wo hä versorg weed. Kein Arbeid mih… Dat ävver widderöm platz baal us alle Nöht, weil et üvverbelaht es. Zodäm kann hä dat eine nit looße: et Suffe. Ald ei Johr späder weed hä en de Krankeaanstalt Lindenburg verlaht, wo hä en e Pensionshuus entrick.
    Hee weed hä e bessche glöcklicher. Off stellt hä sich neue Patiente huffäädig met „Ich ben hee Pensionär“ vür. Met der Gesundheit geiht et birgop. Hä üvvernimmp leichte Gaadearbeid un weed bei dä Gelägeheit vun aale Fründe met Schabau versorg…
    Met de Johre ävver weed hä vergesse. Hä stirv letzlich am 25. Oktober 1902 – an enem Kehlkoppligge, nit am Schabau.
    Un? Wat saht Ehr zo däm Levve?

    Mechel
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  • Das Autokino

    18 Ogos 2019, Jerman ⋅ 🌧 19 °C

    Im rechtsrheinischen Porz entstand 1967 das einzige Kölner Autokino.
    Ich bin so froh, dass es die Jahre überstanden hat und uns bis heute erhalten geblieben ist. Immerhin gab es einmal an die 40 Autokinos in Deutschland.
    Auf der 15 m hohen und 36 m breiten Leinwand, werden sowohl aktuelle Kinofilme, wie auch Klassiker vorgeführt.
    Sehr zu meiner Freude sogar Grease, bei welchem eine Filmszene ebenfalls in einem Autokino spielt.
    Über die UKW Frequenz 90, 5 hört man dort dem Film zu.
    Wer von euch "Grease" kennt, kann sich vorstellen, wie gerade dieser Kultfilm zum Autokino passt.
    Auf dem großen Parkplatz haben 1300 Autos Platz. Die alten Ruf- und Lautsprechersäulen stehen heute nur noch sporadisch auf dem Platz.
    Dieser ist immer ein wenig schräg, damit der Hintermann auch etwas sieht.
    Manchmal sieht man mehr als man denkt, denn auch heute wird ab und an noch im Autokino gefummelt. Nein, ich war es nicht! Ich gehe ganz brav in der Pause zur Pommesbude und hole mir Currywurst mit Pommes.
    Popcorn und Coke bekommt man natürlich auch vor Ort. Die machen dort übrigens einen hervorragenden Kaffee. Dabei fällt mir ein: "Ja, es gibt WCs!" Alles in allem wie in einem normalen Kino auch. Nur gemütlicher und persönlicher. Ich ziehe es jedem anderen Kino vor.
    An mehreren Wochentagen finden dort Trödelmärkte statt und sonntags manchmal ein Automarkt. Dies stört manch einen Besucher, wie ich erfahren konnte. Warum eigentlich? Nun mich stört es nicht, denn nur so hat das Autokino in Porz, die Zeit überdauern können. Hauptsache, wenn Vorführung ist, ist das typische Autokino Feeling wieder da. Bislang klappte dies problemlos.
    Das Autokino wird sinnigerweise "Drive in" genannt.
    Vor ein paar Jahren war ich mal im Winter dort. Am Ende der Vorstellung wollte unsere Autobatterie nicht mehr. Kein Problem! Man hat dort ein Gerät, welches in 30 Sekunden den Wagen wieder zum Start verhilft.
    Bei meinem Gespräch mit dem Theaterleiter Thorsten Schwiers, (Es ist wirklich die echte Berufsbezeichnung, für den Kinobetreiber, welcher nicht gleich der Inhaber ist. Inhaber ist hier ein Herr Jann.) kam ich auch auf das Gerücht zu sprechen, welches zurzeit im Umlauf ist. So wird der Real in Porz demnächst seine Pforten schließen. Daraus entwickelte sich bei der Bevölkerung die Meinung, auch das Autokino würde dort dann verschwinden.
    Herr Schwiers versicherte mir, dem wird nicht so sein. Im Gegenteil! Zurzeit entsteht ein neuer Eingangsbereich und auch eine 7000 Watt starke neue digitale Projektionsanlage mit Laserlicht wird demnächst installiert.
    Warum sollte man also weiterhin investieren und modernisieren, wenn es wirklich seine Pforte schließen würde?
    Die DWS mit Sitz in Starnberg, die Eigentümer des Kinos ist, wird wohl kaum in ein Lichtspieltheater investieren, wenn es keine Zukunft hätte.
    Nach den Zuschauerzahlen gefragt, bewegen sie sich je nach Tag u Film, zwischen 100 und 1000 Besuchern.
    Übrigens ein Grund warum auch Märkte auf dem Gelände stattfinden müssen, denn nur mit Kino alleine, könnte man die Unterhaltskosten nicht stemmen.
    Im Sommer spielt man dort die "Classic Filme", in warmen Sommernächten nach 22 Uhr.
    Vielleicht habt ihr ja Lust einmal dorthin zu fahren und setzt euch gedanklich zurück in die Anfänge des Autokinos. Trotz moderner Technik ist es dennoch ein gutes Stück Nostalgie, welches den Besuchern geboten wird.
    Im Winter kann man sogar eine kleine Heizung mieten.
    Kommt man tagsüber ohne Betrieb, sieht es etwas verwaist aus. Doch spätestens zu Beginn der Dämmerung wird es lebendig, im Autokino Porz.

    Euro ElLa
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  • St. Peter bin ich genannt...

    20 Ogos 2019, Jerman ⋅ ⛅ 18 °C

    So lautet die erste Zeile des bekanntesten Spruchs auf der St. Petersglocke, die die Kölner liebevoll "dicker Pitter" nennen. Sie war lange mit einem Gewicht von über 24 Tonnen die größte freischwingend geläutete Glocke der Welt, das heißt, sie wird am geraden Joch aufgehängt geläutet. Abgelöst wurde dieser Rekord von einer 2016 gegossenen und über 25 Tonnen schweren, ebenfalls freischwingenden Glocke, die in der "Kathedrale der Erlösung des Volkes" in Bukarest ihren Platz hat.
    Ihre Faszination verliert unser dicker Pitter dadurch für uns natürlich nicht. Schließlich ist er die Glocke Nr. 1 im Domgeläut des Kölner Domes.

    Die St. Petersglocke hatte allerdings eine Vorgängerin, die "Gloriosa", auch "Kaiserglocke" genannt. Mit einem Gewicht von 27.180 Kilogramm war sie sogar noch schwerer als die heutige. Im Jahr 1875 gegossen, wurde die "Gloriosa" 1918 im ersten Weltkrieg wieder eingeschmolzen. Zum einen, da kriegswichtiges Material daraus hergestellt werden sollte, zum anderen passte wohl ihr Ton nicht zum restlichen Geläut.

    Konrad Adenauer, damals Oberbürgermeister und Karl Joseph Kardinal Schulte sprachen sich dafür aus, dass es für die "Gloriosa" einen Ersatz geben sollte. Nur wollte zuerst niemand die neue Glocke gießen. Vielen Glockengießern aus ganz Europa war das Risiko zu groß, schließlich war allen die misslungene "Gloriosa" bekannt. Am 13. März 1922, nach Anforderung des Domkapitels, fand sich endlich Heinrich Ulrich, Glockengießermeister aus Apolda/Thüringen. Er war letztendlich bereit, den Auftrag zum Guss unserer St. Petersglocke anzunehmen und auszuführen, was gar nicht so einfach war, denn für die angeforderte Größe der Glocke musste zuerst ein neuer Schmelzofen gebaut werden, da der vorhandene die Menge an Metall gar nicht fassen konnte.

    Mit der Fertigstellung kam dann ein neues Problem auf. Während der Inflation konnte der Papiergeldentwertung nicht gefolgt werden und auch mit Notgeld konnte das Domkapitel die Glocke nicht einlösen. Das Material für diese kostete damals über eine Million Mark und nach der Inflation fehlten immer noch 5.000 Dollar. Diese allerdings wurden dann von reichen Kölner Bürgern gespendet.

    Nebenbei: Der Guss der St. Petersglocke dauerte gerade einmal 9 Minuten und 32 Sekunden. Und wie wir alle wissen, ist er diesmal gelungen.

    Wer nun denkt, die Glocke wäre nun gleich nach Köln gekommen, der irrt. Weil die Auftraggeber Angst hatten, die Glocke könnte womöglich als Reparationsgut beschlagnahmt werden, blieb sie für anderthalb Jahre in der Gießerei. Erst im November 1924 wurde die Glocke auf dem Schienenweg nach Köln transportiert. Unter Glockengeläut mehrerer Kirchen und auch des Domes und feierlich geschmückt, legte sie am 24. November 1924 unter Begleitung von tausenden Menschen das letzte Stück Weg vom Rheinauhafen zum Dom auf einem Tieflader zurück. Am 30. November wurde sie vor ca. 20.000 Menschen von Erzbischof Karl Joseph Kardinal Schulte geweiht.

    Es dauerte mehrere Wochen, bis die Glocke an ihrem Platz im Glockenstuhl hing, der zuerst verstärkt werden musste, um das Gewicht tragen zu können. Um die 3,20 Meter hohe und 3,22 Meter breite Glocke überhaupt in den Dom zu bekommen, musste der Mittelpfeiler des Hauptportals entfernt werden, denn durch die anderen Türen passte sie nicht.

    An Heiligabend sollte sie dann das erste mal erklingen. Aufgrund eines technischen Fehlers aber riss das Seil der Läutemaschine nach den ersten drei Schlägen. Es dauerte nun 10 Monate, bis zum 28. Oktober 1925, 12 Uhr mittags, als der dicke Pitter zum ersten Mal in der Stadt zu hören war. Im Laufe der Jahre folgten einige Reparaturen, unter anderem, als sich 2011 am Dreikönigstag der Klöppel aus der Aufhängung löste und auf die Wartungsebene des Glockenstuhls aufschlug. Am 2. Dezember des selben Jahres erst wurde der neue Klöppel befestigt und die Glocke am 7. Dezember das erste Mal wieder geläutet.

    Einmal noch, im April 2017 wurde der Klöppel für einige Monate wegen Verbesserungsarbeiten abgebaut. Seither aber läutet er wieder für uns - der dicke Pitter. Lauschen wir den besonderen Klängen der Glocken des Kölner Domes.

    bis bald, eure Ramona
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  • Vom Brunnen finden in Köln

    21 Ogos 2019, Jerman ⋅ ⛅ 20 °C

    Ihr Lieben, wer meine Beiträge regelmäßig liest, hat wahrscheinlich schon bemerkt, dass ich ab und zu Brunnen vorstelle. Eigentlich habe ich mir früher überhaupt keine Gedanken über unsere Brunnen gemacht. Als Kölschgänger bin ich halt immer auf der Suche nach den kleinen, eher versteckten Sachen in unserer Stadt.
    Manchmal bekomme ich Tipps, einige Sachen kenne ich aus eigenem Erleben, anderes finde ich in Büchern. Meist in älteren Büchern, deshalb bin ich auch immer „auf der Jagd“ nach ihnen. Gerade in den älteren Büchern habe ich schon unfassbar viele spannende „Kleinigkeiten“, oder sagen wir besser vergessene Sachen in Köln entdeckt und darüber berichtet.
    Irgendwann bekam ich dann das Buch „Brunnen in Köln“ aus den 80ern in die Hände. Und sofort war ich fasziniert. All diese Brunnen stehen in unserer Stadt? Klar, einige kannte ich, aber ganz viele eben nicht, und so begann meine Jagd. Ich wollte sie finden, alle, und euch möglichst darüber berichten. So begann eine kleine verrückte Leidenschaft, die mir viel Spaß bereitet, mich „Ecken“ entdecken lies, die mir völlig unbekannt waren.
    Und manchmal, ja, ich kann es nicht leugnen, lief ein wie ein Rohrspatz schimpfender Kölschgänger durch die Straßen, meist, wenn ich wer weiss wohin geeiert bin und feststellen musste, den Brunnen gibt es nicht mehr, wie die Wasseranlage im Klingelpützpark. Kann passieren wenn man sich auf alte Literatur stützen muss. Manchmal bin ich auch enttäuscht und traurig, wenn Brunnen ungepflegt in einer Ecke vor sich hingammeln, so wie der Hänneschenbrunnen in der Südstadt. Der ist total schön, hoffentlich erinnert sich die Stadt bald an ihn. Viele Brunnen sprudeln auch nicht mehr, was schade ist oder werden vernachlässigt wie der Georgsbrunnen, der eine schöne Geschichte erzählt und eine tolle Vergangenheit in seinem Veedel vorweisen kann.
    Ab und an finde ich Brunnen, die heute einen anderen Zweck erfüllen, wie am Finkenplatz und am Drosselweg in Weidenpesch. Diese stehen in ganz kleinen Anlagen und die Brunnenschalen werden mit Blumen bepflanzt. Sieht schön aus, tolle Idee der Menschen dort.
    Andere Brunnen werden privat „in Schuss“ gehalten, wie der Panbrunnen. Toll auch, dass der Brunnen am Ebertplatz wieder läuft, wer mal die spielenden und planschenden Kinder dort gesehen hat, dem wird klar, wie wichtig die jeweiligen Brunnen für die Menschen im Veedel sind.
    Und deshalb werde ich weiter suchen und euch von unseren Brunnen erzählen, den bekannten und den eher kleinen, unscheinbaren im Veedel, über die kaum etwas zu recherchieren ist, sie sind einfach da, gehören zum Stadtbild und ab und an erfreut sich jemand an ihnen.
    So wie am Puttenbrunnen in Lindenthal/Braunsfeld. Auch so eine Geschichte. Da denkst du, kurz hinfahren, anschauen, ein paar Fotos machen. Von wegen. Ich hatte den Straßennamen, also kann das keine großen Probleme geben. Was soll ich sagen, den Ar… habe ich mir abgesucht. Da ich ja nicht sicher sein konnte, dass es ihn überhaupt noch gibt. Schließlich habe ich ihn doch gefunden. Im Innenhof einer Wohnanlage Ecke Brucknerstraße/ Aachener Str./ Clarenbachstr. Super Versteck, vielen Dank.
    Und doch habe ich mich total gefreut, als ich ihn endlich entdeckt habe, Denn er ist sehr hübsch und passt hier prima hin. Gestiftet hat ihn der Gerling-Konzern, gebaut wurde er 1953 von Arnold Breker.
    Unten ist ein schönes großes Becken, leicht erhöht ragt in der Mitte eine schlanke Stele recht hoch hinauf. Unten an der Stele befindet sich ein kleiner Wasserkranz. Oben steht eine Puttenfigur, in jeder Hand einen Fisch. Die Figur steht auf einer Kugel, die mit kleinen Wasserspeiern versehen ist. Wie schon gesagt, keine Sensation, aber hübsch anzusehen und der Brunnen passt hier einfach gut hin. Da er bepflanzt ist, gehe ich davon aus, dass er heute eher als „Deko“ hier steht. Aber wenn ihr mal in der Gegend seid, schaut ihn euch ruhig einmal an. Manchmal sind es die kleinen eigenen Erlebnisse, die entscheiden, ob etwas wichtig oder schön ist.
    Übrigens bin ich für Tipps zu „meinen“ Brunnen immer sehr dankbar. Schreibt mir gerne in den Kommentaren oder auch als persönliche Nachricht. Vielleicht habt ihr ja gerade zu den kleinen, eher unscheinbaren Brunnen etwas zu erzählen. Ich höre euch bestimmt zu, denn ich mag unsere Brunnen, jeden einzelnen. Sie sind ein Stück Veedel und dürfen niemals verschwinden.
    Überhaupt, gerade in den Veedeln etwas außerhalb warten viele Geschichten und Kleinode, die wiederentdeckt und erzählt werden wollen. Helft uns, indem ihr uns berichtet. Wir sind für eure Tipps sehr dankbar. So, jetzt muss ich aber los, der nächste Brunnen will entdeckt werden…

    Euer Ronald
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  • Das Fluhafenstadion

    25 Ogos 2019, Jerman ⋅ ☀️ 26 °C

    Das Flughafenstadion

    Im Sportpark Höhenberg, in der Merheimer Heide, liegt das ehemalige Flughafenstadion, welches heute das Stadion des FC Viktoria Köln ist.

    Doch warum wird es im Volksmund immer noch Flughafenstadion genannt?

    Zunächst denkt man, ist doch logisch, es liegt unweit des ehemaligen Flughafens Ostheim. Man ist geneigt, diese Verbindung zu ziehen. Allerdings liegt man dabei völlig falsch, denn der Name stammt von dem früheren Sponsor, der Flughafen GmbH Köln-Bonn, die in den 90er Jahren des letzten Jahrtausends den Verein unterstützte.

    Doch seine eigentliche Eröffnung als "Stadion am Höhenberger Ring“ liegt viel weiter zurück. 1921 wurde es eröffnet und konnte 30.000 Zuschauer fassen. Heute unvorstellbar! Vor allem gab es nur Stehplätze. Mit den Jahren wurde die Zuschauerkapazität immer weiter reduziert. Dennoch verlor es nie an Bedeutung. Etwas verwirrend sind die Aussagen, wenn die einen 1921, andere 1931 und wieder andere 1941 als Beginn des Fußballstadions angeben. Dabei ist ganz klar, es spielten der VfR Köln oder auch Germania Kalk 1904 dort. VfR steht für Vereinigung für Rasensport.

    Fakt ist, die Bestimmung wechselte zeitweise (dazu später mehr) und so sind wir heute mit "Sportpark", auf der richtigen Spur. Doch wenn Viktoria so weitermacht, was ich mir natürlich wünsche, wird es wohl als bekanntes rechtsrheinisches Fußballstadion in die Geschichte eingehen.

    Bevor Viktoria ansässig wurde, spielte dort SC Rapid Köln, die 1957 mit Preußen Dellbrück fusionierten.
    Letztere waren übrigens damals sehr spielstark und sind heute noch legendär. Man hat ihnen in Dellbrück den Preußen-Dellbrück-Weg gewidmet.
    Im Gegensatz zum SC Rapid hatten sie aber kein eigenes Stadion zur Verfügung.

    Aus dieser Fusion heraus entstand der SC Viktoria Köln, welcher u. a. Spieler des alten Preußen Dellbrück und des Vereins Brück in der Mannschaft hatte. Danach wurde der SCB Viktoria daraus Heute ist es der FC Viktoria Köln, welchem das Stadion Heimat bietet.
    Und diese Viktoria-Mannschaft hat es in sich. Zwar spielen sie „nur“ in der 3. Liga. Aber immerhin!

    Ich bin jedenfalls stolz auf unseren rechtsrheinischen Verein, mit ihrem Maskottchen Viktor. Was dem FC sein Hennes und den Kölner Haien ihr Sharky, ist der Viktor für Viktoria.
    Noch mehr Stolz kam in mir hoch, beim Anblick der Ehrenmitgliedertafel. Ein entfernter Verwandter von mir wurde darauf verewigt.

    Auch eine Frau steht darauf.
    Eine!
    Diese ist niemand anderes als Gisela Weisweiler, die Frau des legendären Hennes Weisweiler.
    Jener Hennes Weisweiler, der seine Laufbahn bei Viktoria startete und auch meinen Verwandten zum SC Viktoria holte.
    Doch auch viele andere bekannte Persönlichkeiten findet man auf der Ehrenmitgliedstafel (siehe Foto)

    Das größte rechtsrheinische Stadion Kölns hat eine bewegte Geschichte, wurde es doch bereits Anfang des 20. Jahrhunderts als Leichtathletikstadion genutzt. Eine Weile wurde diese dort mehr betrieben als Fußball. Mittlerweile ist aber davon nichts mehr zu sehen. Doch auch heutzutage wird dort nicht nur Fußball gespielt, sondern Rugby oder Football der Cologne Crocodiles.

    Zahlreiche Modernisierungen, neue Tribünenplätze, Bedachung, Begrünung und Flutlichtmasten wurden in den Jahren dort angebracht.
    Man konnte sogar wegen der Architektur, 1993, eine Auszeichnung einheimsen. An den Säulen bei Block 3 kann man u.a. den IOC Award sehen (siehe Foto).

    Die überdachte Tribüne des Stadions bietet Platz für 3000 Zuschauer und wurde 1989 von der 2004 verstorbenen Architektin Verena Dietrich erbaut.

    Besonders die Jugend wird dort sehr gut gefördert. Ab und an schaut auch mal ein Talentscout vorbei, am "Hennes Weisweiler Jugend- und Leistungssportzentrum".
    Sollte unser Jüngster einmal Ambitionen zu Fußball bekommen, hab ich mir fest vorgenommen, geht er zu Viktoria. Allerdings hatte ich den Gedanken schon vor seiner Geburt und heute wurde dieser einfach nochmal bestätigt.
    Ein Jugend-Bistro, ist als kleine Gastronomie vorhanden. Die Snacks hab ich noch nicht probiert, aber der Kaffee ist schon mal gut.
    So sitzt man dort in der Woche und schaut einfach beim Training zu. An Wochenenden wird sogar manchmal gegrillt.
    Die Viktoria Vamilie (es wird dort alles statt mit F mit V geschrieben) möchte zusammenwachsen und tolerant sein.

    Zum Sportpark Höhenberg gehören übrigens auch einige Tennisplätze. Die Merheimer Heide grenzt ans Grundstück und bietet weitere Sport und Freizeitmöglichkeiten. So sieht man die Spieler von Viktoria schon mal dort joggen. Dabei fliegen dann Flugzeuge über die Heide, die im Landeanflug auf Köln - Bonn dort vorbeikommen. Passend für das "alte Flughafenstadion".
    Im Juli diesen Jahres wurde die neue Südtribüne fertiggestellt. Somit erfüllt der Sportpark Höhenberg, künftig mit 10.001 Plätzen, die vom DFB geforderte Größe in der 3. Liga. Damit ist auch die Auflage vom Tisch, ansonsten im linksrheinischen Südstadion spielen zu müssen. Viktoria bleibt rechts vom Rhein! Dort wo sie hingehören.

    Darüber freuen sich auch Fans wie Fahnen Klaus, der schon von weitem, bunt gewandet mit Viktoria Schals und Emblemen auffällt. Oder Mirko H., der schon 40 Jahre dem Verein die Treue hält und immer den gleichen Platz auf der Tribüne hat. Multikulti ist der Verein, wie seine Fans und alle haben ein Ziel - den Sieg von Viktoria miteinander erleben.

    Wenn euch mein Kölschgang gefallen hat, dann besucht es doch mal, das ehemalige „Flughafenstadion“ im Sportpark Höhenberg.
    Mit der Linie 1 ganz leicht zu erreichen. Ausstieg Frankfurter Straße oder am Kalker Friedhof. Dort kann man bei einem kleinen Spaziergang über die Merheimer Heide laufen, die zu Kaisers Zeiten ein Exerzierplatz war und man kommt nach knapp 10 Minuten zum Stadion.

    Euch einen schönen Sonntag,

    eure Elisabeth
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  • Abendliche Glaubenswege

    26 Ogos 2019, Jerman ⋅ ⛅ 27 °C

    Ich möchte euch heute auf eine besondere Führung durch unseren Dom mitnehmen. Das heißt...Führung ist nicht das richtige Wort, denn dieser Weg, der hier gegangen wird, ist ein Glaubensweg. Dieser am Abend, wenn alle Besucher den Dom verlassen haben, was jetzt in den Sommermonaten um 21 Uhr der Fall ist und der Dom geschlossen wird, stattfindende Glaubensweg, wurde von Herrn Dompropst Gerd Bachner, seines Zeichens "Hausherr" des Kölner Domes ins Leben gerufen.

    Aber um was genau geht es hier...?

    Bei den Führungen für die vielen Tausende Menschen, die täglich den Dom besuchen, wird erklärt, wie alt der Dom ist, wie lange es gedauert hat, bis er fertiggestellt war, den Anlass zum Bau dieser Kathedrale. Solche Dinge. Hier aber lassen uns ausgewählte Menschen, die in enger (auch beruflicher) Verbindung zum Dom stehen, durch ihren eigenen Bezug zu den einzelnen Orten in dieser Kathedrale andere Sichtweisen erkennen, lassen uns tiefer blicken. Lassen uns den Dom anders erleben.

    Ich bin vor kurzem einen solchen Weg mitgegangen und davon möchte ich euch jetzt erzählen...

    Noch eine Viertelstunde bis zur Domschließung. Noch immer gehen Menschen in den Dom hinein, um ihn zu betrachten, einige wollen vielleicht auch noch für einen kurzen Moment die nun langsam einkehrende Stille dort genießen, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Ganz früh morgens oder eben jetzt, ist es hier im Dom am schönsten.
    Wir, eine kleine Gruppe, denn die Teilnehmerzahl ist begrenzt, finden nach und nach im inneren Eingangsbereich zusammen. Die letzten Besucher werden nun über Lautsprecher in verschiedenen Sprachen und ja, zum Schluss sogar "op kölsch" aufgefordert, den Dom zu verlassen. Kurz darauf schließt ein Domschweizer die Tür.

    Stille...

    Selbst wir flüstern nur. Ehrfurcht und Demut...diese beiden, die ich am Tage bei so vielen Touristen oft vermisse, machen sich jetzt bei allen deutlich bemerkbar.

    Das erste Gefühl, welches ich habe, wenn ich mich nun im fast menschenleeren Dom umschaue, ist, dass er jetzt zum Leben erwacht. Klingt vielleicht seltsam, jetzt, wo diese Menschenströme nicht mehr da sind. Dass er jetzt spürbar ist, viel mehr, als das tagsüber überhaupt möglich wäre.

    Dann werden wir zur ersten der vier ausgewählten Stationen mitgenommen, den sich der heute mit uns Gehende ausgesucht hat. Ich werde bewusst nicht jede Station benennen, zum einen, um nicht allzu viel vorwegzunehmen, für diejenigen, die an einem solchen abendlichen Glaubensweg einmal selbst teilnehmen wollen, zum anderen wählt jeder "Leitende" seine ganz persönlichen Orte hier aus und vermittelt dementsprechend auch ein anderes Gefühl dazu. Zwei Punkte jedoch möchte ich dennoch herausnehmen, die mich besonders berührt haben. Dazu gleich mehr.

    Ein ganz besonderer Moment kam, als wir - jeder allein für sich in seinem ganz eigenen Tempo und in einem Abstand von mehreren Metern zum jeweils Nachfolgenden - den Weg durchs Langhaus gehen sollten. Auf diesen Metern war man quasi völlig allein. Wie diese Kathedrale in diesen Momenten gewirkt hat, kann man kaum beschreiben, das muss man selbst gefühlt haben.

    Der erste der zwei Punkte, die ich eben erwähnte, war dann der Bereich des mittelalterlichen Chorgestühls, welcher nun für uns geöffnet war. Einen Blick durch die Gitter zu werfen oder tatsächlich einmal dieses Gestühl aus nächster Nähe betrachten zu können, die "Geheimnisse", die unter den Sitzflächen versteckt sind, teils sehr menschliche Bildnisse, wenn ihr versteht, und sogar darauf Platz nehmen zu dürfen, dazwischen liegen Welten. Und ich spreche ganz sicher nicht nur für mich, wenn ich sage, dass uns ein gewisser Stolz erfüllte.

    Der zweite Punkt war die Sakristei, das heißt, der Teil, in welchem zum Teil riesige, in pompöse Rahmen gefügte, gemalte Portraits der verschiedenen Erzbischöfe hängen. Selbst der jetzige Erzbischof, Rainer Maria Kardinal Woelki, ist hier bereits verewigt. Und um mal auf die andere, tiefere Sichtweise zurückzukommen...jeder auf diesen Bildern Gemalte war bzw ist ein Erzbischof. Alle, besonders die Erzbischöfe aus älterer Zeit, sind mit edler Kleidung abgebildet worden, eben in ihrem jeweiligen Ornat. Und dennoch sind sie nicht jeder allein für sich, sondern Teil einer Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft, im Glauben und ihrem Wirken verbunden. So, wie auch wir alle Teil einer Gemeinschaft sind...Menschheit genannt. Das sollten wir nie vergessen.

    Die Sakristei war im übrigen auch der letzte Punkt dieses Abends und wir wurden nun durch eine Seitentür auf der "Papstterrasse"/Roncalliplatz wieder ins weltliche Leben entlassen. Ich drehte mich noch einmal zum mittlerweile beleuchteten Dom um, denn dieser Abend ging schon nahe und wieder zum "Normalen" überzugehen, dauerte eine Weile, die ich dazu nutzte, noch einen Spaziergang durch die Altstadt zu machen, während mein Blick immer wieder zum Dom schweifte.

    Ich wünsche jedem, der diesen abendlichen Glaubensweg einmal geht, ebensolche schönen Momente, wie ich sie dort erlebt habe.

    Bis bald, eure Ramona
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  • Wetterpilze in Köln

    29 Ogos 2019, Jerman ⋅ ⛅ 23 °C

    Wetterpilze in Köln…und im Rest der Welt

    Es ist Samstag Vormittag, und ich bin mit Klaus Herda verabredet. Der ein oder andere wird bei dem Namen vielleicht aufhorchen. Ja, da war mal was bei Kölschgänger mit Klaus. Damals hatte er uns angeschrieben und einen Gastbeitrag angeboten. Das Thema: Wetterpilze.
    Nun, ab und an haben wir ja Gastbeiträge im Angebot, aber noch nie zu so einem „jecken“ Thema. Aber sei`s drum, dachten wir damals, der Beitrag war gut geschrieben und sehr interessant. Und ist auch sehr gut angekommen.

    Damit war das Thema dann auch erledigt. Na ja, nicht ganz. Seitdem fallen mir in unseren Parks halt die Wetterpilze auf, die ich früher keines Blickes gewürdigt habe. Es ist für mich sogar so, dass, wenn ich einem der Pilze „begegne“, ich immer denke, schau an, wieder ein „Herda-Pilz“.
    Für mich war es einfach ein sympathischer Mensch mit einem jecken Hobby. Und damit war es gut.

    Und jetzt, eine ganze Zeit nach diesem Gastbeitrag, flattert bei uns eine Mail rein, und Klaus lädt uns zu seiner ersten Ausstellung über Wetterpilze im Lindenthaler Bezirksrathaus ein. Dä, denke ich. Was doch möglich ist, wenn man mit Herz an etwas arbeitet. Es freut mich sehr für ihn und so schreibe ich ihn an und wir treffen uns zu einem kleinen Interview, denn natürlich bin ich gespannt, was und wie er dieses Thema präsentieren wird. Samstag Vormittag war es dann soweit, Treff im Beethovenpark, ganz oben auf dem Trümmerberg…richtig… am Wetterpilz, wo sonst.

    Und Klaus war guter Stimmung, Feuer und Flamme für sein Thema und wusste eine Menge zu erzählen…aber lest selbst.

    KG: Hallo Klaus, warum jagst du mich ausgerechnet hier auf diesen Berg?

    KH: Nun, es ist authentischer, hier direkt an einem Wetterpilz über das Thema zu sprechen, und, ich wohne in Sülz, damit ist er der nächste Pilz und irgendwie fing mit diesem alles an. Das hier ist halt für die Leute aus den umliegenden Vierteln „der Pilzberg“ und fertig. So war es früher auch für mich, dann fing ich an regelmäßig zu joggen und als ich durch die Lauferei in den verschiedenen Grünanlagen der Stadt unterwegs war, ist mir irgendwann aufgefallen, das die Wetterpilze recht häufig anzutreffen sind und ganz unterschiedlich aussehen. Mit unterschiedlichen Dächern, unterschiedlichen Materialien, der eine eher grau, andere lustig bemalt und so weiter. Ich fing an, mich dafür zu interessieren und surfte im Netz, fand aber kaum etwas zum Thema, auch in den unterschiedlichsten Foren war wenig zu erfahren.

    KG: Ja, aber eigentlich gibt man doch dann auf und wendet sich anderen Dingen zu, oder?

    KH: Schon, aber einige Sachen habe ich halt doch gefunden, ein paar Kölner meldeten sich und konnten mir doch einige Details nennen, die ich in keiner Literatur gefunden hatte. Zu diesem Pilz hier konnte mir z. B. ein ehemaliger Stadtmitarbeiter einiges erzählen. So stand hier früher ein Holzpilz, mit Reetdach, hübsch anzusehen, allerdings fackelten diese Pilze immer wieder ab, weil Leute hier grillten und ähnliches.

    KG: Eigentlich dann ja das aus für so ein Objekt.

    KH: Damals wurde aber gerade viel gebaut und es wurde in die Parks investiert. So fragte die Stadt dann bei einem Betonfertigbauwerk nach, ob die nicht eine Idee haben, wie man so etwas bauen könnte. So wurde hier der wohl erste Kölner Wetterpilz aus Beton gebaut. Andere zogen dann nach. Mit der Zeit lernt man einige Menschen kennen, meist nur per Internet, die sich auch für dieses Thema interessieren. Das Wissen wuchs, irgendwann fing ich an eine Homepage zu basteln und stellte fest, dass sich viel mehr Menschen für dieses Thema interessieren, als ich gedacht hätte.

    KG: Aber früher gab es kein Internet und keine Handys, deshalb stelle ich es mir schwierig vor, an Informationen zu kommen.

    KH: Es sind oft glückliche Umstände. Letztens nach einem Zeitungsartikel in der Rundschau meldete sich eine Dame, die hatte noch ein paar alte Fotoalben, das war natürlich sehr spannend. Und so kommt eins zum anderen. Es ist ja nicht möglich, auf meiner Seite zu jedem Pilz etwas herauszubekommen und eine Geschichte dazu ausfindig zu machen. Manchmal muss man ein Foto auch einfach für sich sprechen lassen, es ist halt immer etwas anders. Ich sehe vielleicht nur ein kleines Bild, dann stellt sich die Frage, wie wirkt das jetzt vor Ort? Schwierig, dies dann in Worte zu fassen. Mit etwas Glück gelingt es mir ein Video aufzubereiten um die Eindrücke zu verstärken.

    KG: Die Ausstellung steht unter dem Motto: Wetterpilze in Köln und im Rest der Welt.

    KH: Ja, das Thema spricht natürlich zum einem die Menschen hier in der Umgebung an, egal ob in Zündorf, im Nordpark oder in Müngersdorf, überall stehen Wetterpilze. Aber auch in anderen Ländern, ja auf anderen Kontinenten stehen Wetterpilze. Manchmal schicken Leute mir Fotos davon. Natürlich wird es bei den Entfernungen dann schon schwierig, das noch irgendwie zuzuordnen. Und man muss es ja auch nicht zu eng sehen. Es ist ein Hobby, und Spaß. Da muss man dann auch entspannt bleiben.

    KG: und nun kommt die erste Ausstellung. Geht da ein kleiner Traum in Erfüllung?

    KH: Natürlich. Ich sage das schon seit Jahren, eine Ausstellung, das wäre toll. Irgendwann ist mir aufgefallen, in den Bezirksrathäusern, da finden schon mal ungewöhnliche Ausstellungen statt, und so habe ich dann mal ganz vorsichtig nachgefragt. Ich habe dann zwei kleine Heftchen gedruckt und das Thema vorgestellt. Der Bezirksbürgermeisterin in Lindenthal gefiel dieses, und irgendwann hieß es auf einmal, komm, wir machen das. Jetzt stelle ich ein schönes Programm für die Ausstellung zusammen und würde mich natürlich sehr freuen, wenn möglichst viele Menschen kommen. Ich freue mich schon auf all die Begegnungen, die Fragen, Meinungen, es ist sehr spannend.

    KG: Klaus, was dürfen wir erwarten?

    KH: Nun, es gibt verschiedenste Möglichkeiten der Betrachtung, der Darstellung. Es ist etwas ganz anderes, als etwas für die Homepage aufzubereiten. Hier ergab sich die Möglichkeit, mal praktisch etwas darzustellen. Es wird historische Aufnahmen geben, tolle Fotos, es werden die verschiedenen Materialien vorgestellt, und vieles mehr. Dann wird es 20 verschiedene Themen geben, in denen Pilze dargestellt werden. Ich möchte einfach auch die breite Vielfalt zeigen. Aber natürlich möchte ich jetzt nicht alles verraten. Kommt vorbei und lasst euch überraschen.

    Vielen Dank an Klaus Herda für dieses Gespräch.

    So ihr Lieben, ich denke es erwartet uns eine spannende Ausstellung. Nehmt euch die Zeit und schaut vorbei, auch ihr werdet danach die Wetterpilze auf euren Spaziergängen mit anderen Augen betrachten. Versprochen.

    Die Daten zur Ausstellung entnehmt bitte den Fotos zu diesem Beitrag oder schaut auf der Seite www.Wetterpilze.de vorbei.
    Auch wir werden uns diese Ausstellung nicht entgehen lassen.

    Euer Ronald
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  • Friedrich Wilhelm III.

    31 Ogos 2019, Jerman ⋅ ☀️ 27 °C

    „Unter dem Schwanz treffen.“ Ui, das sage ich besser direkt auf kölsch: „Loss mer ungerm Stätz treffe“.
    Wo trifft man sich mit einem Menschen, den man vorher noch nie gesehen hat? Da kam mir nur eine Stelle in den Sinn. Wo kann man sich nicht verfehlen? Klar, auf dem Heumarkt unter dem Reiterdenkmal von Friedrich Wilhelm III., „Ungerm Stätz“.
    Für mich ist es die Stelle in Köln die mich am meisten an Berlin erinnert. Das ist kein Lob. Ich mag Berlin nicht. Es ist mir zu groß, wirkt mir zu künstlich und überhaupt Preußen... Eine schlauere Begründung habe ich nicht. Aber diese Aversion gegen Berlin ist kölsch. Also kann ich ja auch gar nicht anders.
    1815 kommen ja die Preußen unter König Friedrich Wilhelm III. im Zuge der Verhandlungen im Wiener Kongress an die Macht im Rheinland und damit auch in Köln. Das Rheinland wollen sie dabei ja erst gar nicht mal haben, sondern sich lieber Sachsen vollständig aneignen. Man macht ihnen aber klar, dass sie den Mittelrhein als Bollwerk gegen Frankreich auszubauen haben, dass ja gerade erst 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig frisch geschlagen wurde. Das Kräftegleichgewicht, das da entstanden ist, gilt es mit dem Bollwerk zu wahren. Tja, und Militär, das können die Preußen. Koblenz und Köln werden Festungsstädte und mit Soldaten überhäuft.
    Fühlt Ihr Euch noch wohl? Ich nicht. Spielball der großen Politik - von Mächten, die so groß sind, dass man nicht mal gefragt wird. Und das uns stolzen Kölschen, auf dem Papier weitergereicht. Kein Wunder, dass uns Kölschen eine Berlin-Aversion vererbt wird, oder?
    1859 wird ja die alte Rheinquerung für die Bahn, die Dombrücke, gebaut. Ein paar Leser werden gleich kommentieren „Jo, de Muusfall!“ (Mausefalle). Das östliche Ende zieren seit 1862 die Reiterstatuen von König Friedrich Wilhelm IV. und König und Kaiser Wilhelm I. Das gehört sich ja auch so. Immerhin unterstützen die Preußen den Dombau entscheidend – Fertigstellung darf man nicht sagen, fragt Ramona - und setzen uns die Eisenbahnbrücke in dieser unmöglichen Lage vor den Dom. Also hat man die beiden eben da aufgestellt.
    Jetzt jährt sich 1865 die preußische Regierung zum 50. Mal. Und für wen haben wir noch kein Denkmal? Richtig, genau der fehlt, der Köln hat preußisch werden lassen, Friedrich Wilhelm III.. Also gebietet es der Anstand, dass der auch irgendwo steht. Das ist soweit der Politik klar.
    Bei der Finanzierung wird es dann schon echt eng. Wer gibt denn Geld für etwas, was er eigentlich nicht möchte? Ich selbst bin da auch knauserig. Auch die Künstler weigern sich. So einen Auftrag will hier keiner ausführen. Einzig der Kölner Bildhauer Gustav Blaeser hat da eine Idee…
    1878 wird das Denkmal enthüllt, das Tuch fällt und was sich zeigt, ist so unmilitärisch, dass er preußische Hof äußert: Es ist nicht königlich. Geschafft! Da steht die Version eines preußischen Königsdenkmals, über das die Preußen sich ärgern, es aber nicht ablehnen können.
    Was hat Blaeser getan? Er hat dem preußischen König, der sich über das Militär definiert, schlicht die wirtschaftlich und kulturell bedeutenden Personen seiner Zeit zugeordnet. Mendelsohn, Beethoven als Komponisten, der Schriftsteller Lessing, der Philosoph Hegel und der Forscher Humboldt sind da unter anderem vertreten. Von den 16 Figuren am Sockel sind mal gerade 6 Generäle. Den Ärger versteht ihr jetzt nicht? Seht Ihr, genauso war das schon immer mit dem gegenseitigen Verständnis.
    Und praktisch ist das Teil ja irgendwie auch. „8.00 Uhr ungerm Stätz“. Reicht. Das erkennen die Kölner auch schon bald nach dem Aufstellen. Es ist ein beliebter Treffpunkt. Und wenn man sich so die ersten Male trifft, kann man sein Gegenüber auch ein wenig „testen“. Fragt einfach mal „Was stellt das Pferd vor?“. Die Frage versteht keiner richtig, sie glauben, du hast einen leichten Sprachfehler und überlegen, wer denn da oben drauf sitzt – wissen die wenigsten. Wenn das Gegenüber sich genug gequält hat, dich für einen Klugscheißer hält, sagst du mit einem Schmunzeln „Na, den rechten Vorderlauf…“. Also, ich als „Opfer“ habe gelacht.
    1944 zerfetzt eine Fliegerbomber das Reiterstandbild und niemand denkt mehr an es, bis man 1980 Bruchstücke findet, sich erinnert und diskutiert, ob man den Reiter wieder aufstellen soll. Hier in Köln zieht sich das mit dem Denken ja immer so und zieht sich… Dem Künstler Herbert Labusga platzt der Kragen – glaube ich. 1985 baut er die Figur aus Styropor nach und stellt sie einfach auf den Sockel. Natürlich ist so eine Konstruktion nicht standsicher genug. Aber danach lautet die Entscheidung „ja“, wie wollen sie wiederhaben.
    Raimund Kittl bekommt den Auftrag sie, unter Einbeziehung der Bruchstücke, die man gefunden hat, wieder aufzustellen. 1990 ist er fertig, Nur ist in der Eisenlegierung der Beine des Pferdes zu viel Blei enthalten. Das macht sie zu weich und die Figur ist nicht standsicher, wird 2007 wieder abgebaut und repariert.
    Aber seit 2010 ist alles gut. Sicher können wir uns jetzt wieder sicher „ungerm Stätz“ treffen und schmunzeln, wenn wir uns ein wenig veräppeln oder eben an die gute alte Zeit denken, damals, wie wir die Preußen veräppelt haben.

    Michael

    -

    „Loss mer ungerm Stätz treffe.“
    Wo triff mer sich met enem Minsch, dä mer vürher noch nie gesinn hät? Do es mer nor ein Stell en der Senn gekumme. Wo kann mer sich nit verfähle? Klor, om Heumaat ungerm Reiterdenkmol vum Friedrich Willem III., „Ungerm Stätz“.
    För mich es et die Stell en Kölle, die mich am mieste an Berlin erennert. Dat es kei Lob. Ich mag Berlin nit. Et es mer zo groß, wirk mer zo künslich un üvverhaup Preuße… En gewetztere Begründung han ich nit. Ävver de Messguns gägenüvver Berlin es kölsch. Alsu kann ich och gar nit anders.
    1815 kumme jo de Preuße ungerm Künning Friedrich Willem III. an et Regalt em Rheinland un domet och en Kölle, weil et em Wiener Kongreß esu beschlosse woodt. Et Rheinland wollte se dobei eesch jo gar nit ens han, villmih wollte se Sachse vollständig üvvernemme. Mer mäht inne ävver klor, dat se der Meddelrhing als Bollwerk gäge Frankreich uszebaue han, dat jo grad eesch 1813 en der Völkerschlaach bei Leipzig fresch geschlage woodt. Dat Kräftegleichgeweech, dat do enstande es, gilt et met däm Bollwerk ze wahre. Tja, un Militär, dat künne de Preuße. Kovvelenz un Kölle weede Festungsstädt un met Kommisköpp üvverhäuf.
    Föhlt Ehr Üch noch god? Ich nit. Spillball vun der große Politik – vun Määch, die esu groß sin, dat mer nit ens gefrog weed. Un dat uns stolze Kölsche, om Papier wiggergereck. Kei Wunder, dat uns Kölsche en Berlin-Messguns vererv weed, oder?
    1859 weed jo de aale Rhingbröck för de Bahn, de Dombröck, gebaut. E paar Lücke, die dat hee lese, weede tirek kommentiere „Jo, de Muusfall!“. Et össliche Engk ziere jo zick 1862 de Reiterstatue vum Künning Friedrich Wellem IV. un vum Künning un Kaiser Wellem I.. Dat gehürt sich jo och esu. Immerhen ungerstötze de Preuße der Dombau entscheidend – Fäädigstellung darf mer nit sage, frogt et Ramona – un setze uns de Ieserbahnbröck en dä unmögliche Lag vür der Dom. Alsu han mer die zwei evvens do opgestallt.
    Jetz jöhrt sich 1865 de preußische Regierung et 50. Mol. Un för wä han mer noch kei Denkmol? Richtig, genau dä fählt, dä Kölle hät preußisch weede looße, der Friedrich Wellem III.. Alsu es et nor rääch, dat dä och irgendwo steiht. Dat es esuwigg der Politik klor.
    Beim Sammele vun de Moppe doför weed et dann ald ech eng. Wä gitt Geld för jet, wat hä eigentlich nit han well? Ich selvs ben do och kniepig. Och die Künsler weigere sich. Su ene Opdrag well hee keiner usföhre. Allein dä kölsche Beldhauer Gustav Blaeser hät do ene Enfall…
    1878 weed dat Denkmol enthüllt, et Doch fällt un wat sich zeig es esu unmilitärisch, dat der preußische Hoff säht: Et hät nixt vun enem Künning. Geschaff! Do steiht die Version vun enem preußische Künningsdenkmol, üvver dat de Preuße sich ärgere, et ävver nit avlähne künne.
    Wat hät der Blaeser gedon? Hä hät bei dä preußische Künning, dä sich üvver et Militär bestemmp, einfach die Persone gestivvelt, die en dö Zigg wirtschafflich un kulturell wichtige wore. Der Mendelsohn un der Beethoven als Komponiste, dä Schreffsteller Lessing, dä Philosoph Hegel un dä Forscher Humboldt sin do unger anderem vertrodde. Vun dä 16 Figure am Sockel sin grad ens 6 Generäl. Der Verdross verstoht Ehr nit? Seht ehr, genau esu wor dat ald immer mem gägesiggige Verständnis.
    Un praktisch es dat Deil jo irgendwie och. „8.00 Uhr ungerm Stätz“. Reck. Dat erkenne de Kölsche och ald baal nohm Opstelle. Et es ene beliebte Treffpunk. Un wann mer sich su de eeschte Mole triff, kann mer si Gägeüvver och e bessche „teste“. Frogt einfach ens „Wat stellt dat Pääd vür?“. Die Frog versteiht keiner richtig, se gläuve, do häs leichte Knubbele en der Sproch un üvverläge, wä dann do bovve sitz – wesse de winnigste. Wann et Gägeüvver sich genog gequält hät, dich för en Schwaadschnüss häld, sähs do met enem Grielaache „No, der räächte Vodderlauf…“. Alsu, ich als „Offer“ han gelaach.
    1944 zerfetz en Fliegerbomb dat Reiterstandbeld un keiner denk mih an et, bes mer 1980 avgebroche Deile fingk, sich erennert un diskuteet, ov mer dä Reiter widder opstelle soll. Hee en Kölle trick sich dat mem Denke jo luuter su un trick sich… Dem Künsler Herbert Labusga platz der Krage – gläuve ich. 1985 baut hä die Figur us Styropor noh un stellt se einfach op der Sockel. Natörlich es die Konstruktion nit standsecher genog. Ävver donoh säht mer „jo“, mer well die Figur widderhan.
    Der Raimund Kittl kritt dä Opdrag se nohzebaue. Hä soll dobei die Brochstöcke, die mer gefunge hät, met nötze. 1990 es hä fäädig. Nor es en der Ieserlegierung vun de Päädsbein zo vill Blei dren. Dat mäht se zo weich un die Figur steiht domet nit secher. Se weed 2007 avgebaut un repareet.
    Ävver zick 2010 es alles god. Secher künne mer uns jetz widder „ungerm Stätz“ treffe un grielaache, wann mer uns e bessche för der Jeck halde ov evvens an de gode aale Zigg denke, domols, wie mer de Preuße op de Schöpp genomme han.

    Mechel
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  • Wasserturm von Stammheim

    1 September 2019, Jerman ⋅ ⛅ 18 °C

    Der Wasserturm von Stammheim
    Als ich vor 2 Wochen in Stammheim zu Gast war, auf der Suche nach spannenden Geschichten, fand ich u.a.auch den Stammheimer Wasserturm.
    Dazu konnte man mir viel erzählen. Doch zuallererst fiel mein Blick auf ein Straßenschild, dem Ali -Kurt Weg. Sofort wusste ich wer dieser "Ali Kurt " gewesen ist. Ein Held, ein mutiger couragierter Mann! Geboren in Istanbul und gestorben 2014 in Köln Stammheim, beim Versuch 2 Kinder aus dem Rhein zu retten. Und hinter diesem Weg liegt der alte Wasserturm, am südlichen Rand von Stammheim.
    Er wurde 1881 erbaut und hatte ursprünglich eine Höhe von 40 m. Heute sind noch ca.24 m erhalten.
    Mehrere kohlebetriebene Dampfmaschinen haben dereinst in einem Nebengebäude Grundwasser aus Brunnenschächten gefördert um Mülheim und seine Bezirke , ja auch Kalk mit Trinkwasser zu versorgen. Ein Teil des Turmes wurde leider abgetragen. Seit 1.7.1980 steht der Stammheimer Wasserturm, von manchen auch als Mülheimer Turm bezeichnet, unter Denkmalschutz.
    Über dem verschlossenen Eingang erkennt man noch die Inschrift des früheren Eigentümers, der "Rheinischen Wasserwerks Gesellschaft" Der Backsteinturm ist leider alles, was von dem Wasserwerk noch erhalten geblieben ist.
    Einige Fenster sind heute zugemauert. Damit sich eben nicht mehr jeder unbefugt Zugang verschaffen kann. So war einst auch ein Junge beim spielen in den Turm geklettert und in die Tiefe gestürzt. Dabei zog er sich schwere Verletzungen zu. Zur Bergung musste die Feuerwehr Höhenretter einsetzen.
    2007 wurde der Turm einem privaten Investor verkauft. Dieser bekam für diverse Bauvorhaben wohl keine Genehmigung und auch die jüngsten Pläne lassen nicht gerade Hoffnung aufkommen. 2016 wurde er darum laut Anwohner erneut verkauft.
    Irgendwie scheitert wohl jede weitere Nutzung stets. So wurde in den 90 er Jahren des letzten Jahrhunderts, auch der Plan, den Turm zum Museum umzubauen verworfen. Schuld war wie so oft, das fehlende Kapital.
    Wie es auch immer mit ihm weitergehen mag, es ist eine schöne Ecke , an der man bei einer Kölnpfad Wanderung vorbei läuft. Der Turm ist auch vom linksrheinischen Niehler Rheinufer sichtbar und man möchte am liebsten von dort hinüberrufen : "Rapunzel lass dein Haar herunter!"
    Doch bevor ich nun in die Märchenwelt eintauche , sag ich mal:
    "Allen Lesern einen besinnlichen Sonntag"

    Eure Elisabeth
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  • Asterix und Obelix mal anders

    3 September 2019, Jerman ⋅ ⛅ 19 °C

    Asterix und Obelix mal anders - Unser Köln, das Gallien Deutschlands :-)
    So ein bisschen erinnern Köln und seine Bewohner tatsächlich an dieses gallische Dorf, welches wir sicher seit unserer Kindheit alle kennen. Ein Völkchen, so ganz anders, allerdings äußerst liebenswert. Allein DAS unterscheidet Köln ja schon vom Rest der Nation. Nicht, dass es andernorts keine liebenswerten Menschen gibt...anders eben.
    Sturheit und Verbissenheit sucht man hier vergebens. Einen Topf mit Zaubertrank, aus dem jeder seine Portion Kraft schöpft, um sich dem Leben zu stellen, gibt es hier zwar nicht, aber das ist auch gar nicht nötig. Was woanders vielleicht ein Problem wäre, wird hier mit Humor angegangen, frei nach dem Motto: "et hätt noch immer jot jejange"...
    Aber was ist das eigentlich, was die Kölner wie eine einzige große Familie wirken lässt? Ist es die Offenheit und Toleranz der Menschen?...die kölsche Sprache?...das gemeinsam feiern können, oder die unzähligen kölschen Lieder?
    Ich denke, man könnte immer weiter aufzählen, aber eines ist allem gemeinsam: es ist einfach ein Lebensgefühl, anders kann man es nicht beschreiben.
    Etwas gibt es aber doch, was unser Dorf um den Dom rum von Gallien unterscheidet. Fremde sind hier jederzeit willkommen und werden nicht, wie die Römer, nach Asterix und Obelix-Art mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt :-).
    Im Gegenteil. Fremde werden hier schnell zu Freunden, werden ohne Vorbehalte aufgenommen.
    Ich habe diese Stadt kennen- und lieben gelernt und kann es nur immer wieder sagen. In Köln ist einfach alles...nein, nicht leichter, besser oder aufregender...aber anders. Ich bezeichne es gerne als ein Universum für sich und das trifft es, denke ich, ziemlich gut und jeder, der hier schon einmal war, wird verstehen, was ich meine...
    Nun könnte man meinen, ich sehe das ein wenig durch eine rosarote Brille. Aber nein... ich weiß, dass Köln auch nicht so schöne Seiten hat. Aber dieser Stadt verzeiht man so manche Macke, wird man doch auf so vielfältige Art und Weise wieder dafür entschädigt. Sei es durch die Herzlichkeit der Menschen, durch einen Spaziergang durch die alten Gassen, den Blick auf den Rhein oder, ja, auch ihn muss ich wieder erwähnen, einen Besuch im Dom. Und nirgendwo anders kann man auf eine so lange und dramatische Geschichte eines Bauwerkes zurückblicken, wie hier.
    All das ist Köln...
    Bis bald, eure Ramona

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    Asterix un Obelix ens anders - Uns Kölle, et Gallie vun Deutschland. :-)

    Esu e bessche erennert Kölle un si Bewonner ungeloge an dat gallische Dörp, wat mer secher sigg uns Kindheit all kenne. E Völkche, esu ganz anders, ävver üsserst leev. Allein dat ungerscheid Kölle jo ald vum Ress vun der Nation. Nit, dat et woanders keine leeve Minsche gitt... anders evvens.

    Klotzköpp un verbesse Minsche sögk mer hee ömesöns. Ebe Pott met Zauberdrank, us däm jeder singe Schlag Kraff schepp, öm sich dem Levve zo stelle, gitt et hee zwor nit, ävver dat es och gar nit nüdig. Wat woanders villleich Brasel wör, weed hee met Humor aangegange, frei nohm Motto: "Et hät noch immer god gegange"...

    Ävver wat es dat eigentlich, wat die Kölsche wie ein einzig Famillich wirke lööt? Es et, dat se all offe un tolerant sin?... et zesamme fiere künne ov de unzällige kölsche Leeder? Ich denk, mer künnt immer wigger opzälle, ävver eins, dat verbingk all die Erklärunge: et es einfach e Levvensgeföhl, ein einzig Erklörung heeför gitt et nit.
    Jet gitt et ävver doch, wat uns Dörp öm der Dom eröm vun Gallie ungerscheid. Fremde Lück sin hee luuter wellkumme un weede nit, wie die Römer, noh Asterix- un Obelix-Aad met Blam un Schand us der Stadt gejag ;-) .
    Em Gägedeil. Fremde weede hee flöck zo Fründe, weede ohne Vürbehalde opgenomme.

    Ich han die Stadt kenne- un leeve geliert kann et nor immer widder sage. En Kölle es einfach alles... nä, leider nit leichter, besser ov oprägender...ävver anders. Ich dun dat gään för e Universum för sich nööme un dat triff et, denk ich, zemlich god un jeder, dä hee schon ens wor, weed verstonn, wat ich mein...

    No künnt mer meine, ich sinn dat e winnig durch e rusarud Brell. Ävver nä... ich weiß, dat Kölle och nit esu schön Sigge hät. Ävver die Stadt deit so manch en Mack verzeihe, weed mer doch op su villfäldige Aat un Wies widder doför avgefunge. Sei et durch de Hätzlichkeit vun de Minsche, durch en Promenad durch die ahle Gasse, dä Bleck op der Rhing ov, jo, och in muss ich widder erwähne, ene Besök em Dom. Un nirgendwo anders kann mer op ein su lang un dramatisch Historie vun e Bauwerk zoröckblecke, wie hee.

    All dat is Kölle...

    Bes baal
    Üür Ramona
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  • Kardinal Frings

    5 September 2019, Jerman ⋅ ⛅ 16 °C

    Kardinal Frings - Der rheinische Kardinal

    Es gibt ja Beiträge, die machen richtig viel Arbeit, man tut sich schwer mit dem Thema und irgendwie bleibt die ganze Zeit das Gefühl, der Beitrag wird irgendwie nicht "rund", wie wir immer sagen. Und dann gibt es Themen, da läuft es wie von selbst, man ist sofort im Thema und das einzige Problem ist die Länge des Beitrages, denn man könnte schreiben, schreiben, schreiben...

    Dies ist so ein Beitrag, der mir selbst unwahrscheinlich viel Freude gemacht hat, die Recherchearbeit war ein einziges Vergnügen und nach der Fertigstellung des Beitrages konnte ich mich gar nicht mehr von diesem Thema lösen. Er hatte mich längst in den Bann gezogen, der Frings. Und vielleicht geht es euch ja auch so.

    Josef Frings empfing am 10. August 1910 in Köln durch Weihbischof Joseph Müller das Sakrament der Priesterweihe. Er war zunächst bis 1913 als Kaplan in Köln-Zollstock tätig. Von 1915 bis 1922 war er Pfarrer der katholischen Pfarrgemeinde St. Marien in Köln-Fühlingen und von 1924 bis 1937 Pfarrer an St. Joseph in Köln-Braunsfeld.

    Das Amt des Erzbischofs von Köln, in das er am 1. Mai 1942 überraschend berufen wurde, bekleidete Josef Frings von 1942 bis 1969. Sein Wappenspruch lautete: Pro hominibus constitutus (lat.: „Für die Menschen bestellt“).
    1958 war er Initiator und Mitbegründer des Hilfswerks Misereor. Auch das Hilfswerk Adveniat geht 1961 auf seine öffentliche Anregung zurück.
    Im Jahre 1967 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Köln ernannt.

    Berühmt wurde Kardinal Frings durch seine Silvesterpredigt, die er am 31.12.1946 in der Kirche St. Engelbert in Köln - Riehl hielt. Zu dieser Zeit war die Versorgungslage in der Domstadt katastrophal und die durchfahrenden Kohlenzüge wurden regelmäßig geplündert. In seiner Predigt sagte er folgenden Satz, der in die Geschichte eingehen sollte:

    „Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der Einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder durch Bitten, nicht erlangen kann.“

    Damit war für das "Beschaffen" von Lebensmitteln und Heizmitteln für den Eigenbedarf in größter Not durch Stehlen oder Unterschlagen ein Wort geboren, das man hier im Rheinland bis heute kennt, das

    "fringsen".

    Die große Popularität des stets in rheinischer Dialektfärbung sprechenden Kardinals schlug sich in zahlreichen Anekdoten nieder. Beispiele gefällig?

    Zusammen mit dem Bischof von Münster, Graf von Galen, reiste Frings im Winter 1946 nach Rom zur Kardinalserhebung. Das englische Militärflugzeug konnte wegen widrigen Wetters nicht starten, deshalb wurden sie zunächst von britischen Soldaten im Auto gefahren, bevor es dann mit dem Zug weiterging. Nachdem man mehrfach im Schlamm der schlechten Straßen steckengeblieben war, zwischendurch im Auto übernachtet hatte und dann der geplante Zug ab Karlsruhe ausfiel, sagte Frings entnervt zu dem begleitenden Offizier: „Herr General, ich kann leben, ohne Kardinal zu sein. Ich bitte Sie, bringen Sie mich nach Köln zurück.“ Das machte Eindruck, plötzlich ging alles besser.

    Einmal auf sein schlechtes Augenlicht angesprochen, soll Frings in Kölsch geantwortet haben: „Jot lure kann isch schläch, ävver schläch hüre, dat kann isch jot.“ („Gut sehen kann ich schlecht, aber schlecht hören, das kann ich gut“).

    Ein andermal zog er als Kardinal ins Essener Münster ein und flüsterte dem jungen Bischof süffisant zu "was für ein nettes Kathedrälchen!", vielleicht dachte er da gerade an "seinen" Dom.

    1961, es war Gründonnerstag und innerhalb der Liturgie hatte er gerade 12 alten Männern die Füße gewaschen, seufzte der Kardinal: "Im Himmel haben wir es gut. Dort brauchen wir uns nicht mehr zu waschen!"

    Eigentlich war es üblich, dass die Gläubigen niederknieten, wenn der Kardinal den Dom verließ, außer an Karfreitag. Da viele trotzdem niederknieten, winkte Kardinal Frings ab: "Heute gibts nichts. Ich darf nicht."

    Auf ein Lob, er habe zu Ehren der englischen Königin eine sehr gute Rede in perfektem Englisch gehalten, sagte der Kardinal: "Das will ich meinen, schließlich hat ein Professor die Rede aufgesetzt und der englische Botschafter hat sie mir danach auf Band gesprochen. Ich habe sie dann nur noch auswendig gelernt."

    Es gibt noch viele Anekdoten dieses äußerst beliebten Kardinals, der schon sehr früh den Wunsch hegte, ein einfacher "Leutepriester" zu werden. Eben ein Priester für die Menschen.
    Dies ist ihm zweifellos gelungen, denn er lebt bis heute in den Herzen der Menschen weiter.

    Frings starb am 17. Dezember 1978 mit 91 Jahren. Er wurde in der erzbischöflichen Gruft im Kölner Dom beigesetzt.

    Der "rheinische Kardinal". Unvergessen.

    Habt einen schönen Tag,

    euer Ronald
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  • Oberländer Brot

    7 September 2019, Jerman ⋅ 🌧 15 °C

    Das Oberländer-Brot – eine kleine Geschichte einer Migration

    Das Oberländer-Brot kennen alle. Mir fällte keine Bäckerei in Köln ein, die es nicht im Regal hat. Euch? Heute schreibe einfach mal darüber, weil ich mal wieder einen kleinen Laib gekauft habe.
    Mich hat das Oberländer schon das ganze Leben begleitet. Zuerst habe ich es häufig mit zur Schule als Pausenbrot bekommen. Später war einer meiner ersten Jobs der als Fahrer für die „Stadtbäckerei Otten“. Vormittags Brötchen, Teilchen und Brot in die Filialen liefern, das war meine Arbeit. Die Bäckerei gibt es nicht mehr, sie wurde in der Phase des schnellen Wachstums von Kamps übernommen.
    Eine Erinnerung an diese Zeit, ist das Bild der Wand aus Brotkörben, die mich samstags am frühen Morgen gegen 4.00 Uhr empfing. Diese unglaublichen Mengen Brot, mit denen ich die Filialen von Mülheim oder am Wupperplatz beliefert habe, aber auch das Einkaufszentrum in Chorweiler oder auf der Marzellenstraße. Das Oberländer war mit großem Abstand am stärksten vertreten, überall.
    Was mich betrifft, kann man auch sagen, dass das Oberländer ein Brot für alle Fälle ist. Wurst und Käse schmecken darauf genauso wie Honig oder Marmelade. Eintopf, Gulaschsuppe, strammer Max oder Salat gehen immer mit dem Brot.
    Aber wie kamen wir zu ihm? Es heißt ja nicht „Kölner Brot“.
    Das Oberländer kommt 1829 nach Köln. Das ist die frühe Zeit der preußischen Herrschaft. Köln ist zur der Zeit noch recht klein. Von den lange Zeit um die 40.000 Einwohnern, wächst es seit ungefähr 1810 bis 1830 auf 65.000 Einwohner an. Köln ist kurz vor dem Sprung zu einer großen Industriestadt.
    Es ist eng – auch zu dieser Zeit. Die Arbeit ist das, was man Ausbeutung nennt. Die Löhne am Existenzminimum, Kinderarbeit die Regel - Kinderarbeit für Kinder ab vier Jahren, wohlgemerkt. Die Arbeitszeiten genauso lang wie die der Erwachsen, die im Extrem an die 17 Stunden heranreichen. Gut, die Pausen für Kinder waren länger – sie wurden für die Schule genutzt. Dafür war der Lohn auch halb so hoch. Aber was will man machen, wenn der Vater allein es nicht schafft, das Brot für die ganze Familie zu verdienen?
    Diese Zustände gefallen dem preußischen Staat nicht. Dieser braucht kräftige Soldaten, die gesund sind. Eine Maßnahme des Jahres 1829 ist daher, den Brotpreis in Köln vorzuschreiben. Selbstverständlich gefällt das den Bäckern nicht. Sie brauchen einen höheren Preis - und streiken. Der Stadtrat ist aber pfiffig. Er muss sich ja überlegen, wie er mit dem teuren Brot, das er jetzt gegen gar kein Brot getauscht hat, die Bäuche voll bekommt und guckt ins Umland.
    Fündig wird er in der Gegend um Neuwied, Andernach und Koblenz, eben dem Rheinischen Oberland. Zwar stellen die nicht das gewohnte Weizenbrot her, weil durch die Witterung die Bedingungen für den Anbau von Weizen nicht so gut sind. Aber sie mischen eben einen hohen Roggenanteil bei. Dieses Mischbrot hat eine harte Kruste und durch eine dünne Tinktur aus Stärke und Wasser glänzt es schick. Das beste aber ist, dass es dadurch nicht so schnell austrocknet und deswegen auch gut transportiert werden kann.
    So legen im Jahr 1829 aus dem Oberland Schiffe mit diesem neuen Brot an. Es ist von Anfang an ein voller Erfolg, billig und die Kölner schmeckt es ungemein gut. Der Streik der Bäcker verpufft so erfolglos. Sie backen lieber dieses Brot, das so begeistert aufgenommen wird, nach. Und sie tun es bis heute. Sie backen unser täglich Brot, das Oberländer. Guckt mal in die Regale.

    Michael

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    Et Oberländer-Brud – e klei Kreppche vun ener Migration

    Et Oberländer-Brud kenne mer all. Mer fällt kei Backes en Kölle en, dat et nit em Regal hät. Üch? Hügg schrieve ich einfach ens dodrüvver, weil ich ens widder e Brud gekauf han.
    Et Oberländer es met mir ald durch et ganze Levve gegange. Zoeesch han ich et alle naslang met en de Schull kräge. Hingerdren wor ei vun minge eeschte Pösscher dat vun enem Fahrer för de „Stadtbäckerei Otten“. Vörmeddags Brüdcher, Deilcher un Brud en de Filiale livvere, dat wor ming Arbeid. Dat Backes gitt et nit mih, et woodt en dä Zigg, wo der Kamps flöck expandeere dät, vun im üvvernomme.
    Ich han noch dat Beld vun dä Wand voll Brudkörv vör Auge, die mich samsdags am fröhe Morge gäge 4.00 Uhr emfing. Su unwahrscheinlich vill Brud, met däm ich de Filiale vun Müllem ov am Wupperplatz belivvert han, ävver och et Enkaufszentrum en Chorwieler ov et Backes op der Marzellestroß. Et Oberländer wor met großem Avstand am stärkste vertrodde, üvverall.
    Wat mich aangeiht, kann mer och sage, dat et Oberländer e Brud för jede Gelägeheit es. Woosch un Kis schmecke dodrop genausu wie Hunnig ov Marmelad. Deftige Zupp, Gulaschzupp, stramme Max ov Schlot gonn immer met däm Brud.
    Ävver wie kome mer drann? Et heiß jo nit „Kölsch Brud“.
    Et Oberländer kütt 1829 noh Kölle. Et es de fröhe Zigg vun der preußische Herrschaff. Kölle es zö dä Zigg noch rääch klein. Vun dä lange Zigg öm de 40.000 Minsche, wähß et zick ungefähr 1810 bes 1830 op 65.000 Minsche aan. Kölle es koot dovör en große Industriestadt zo weede.
    Et es eng – och zo dä Zigg. De Arbeid es dat, wat mer Usbeutung nennt. De Lühn recke grad för et Brudnüdige, Kinderarbeid de Regel – Kinderarbeid för Pänz av veer Johr, wohlgemerk. De Arbeidszigge genausu lang wie die vun de Große, die bes an de 17 Stunde eraanrecke. God, de Pause för Pänz wore länger – se woodte för de Schull genotz. Doför wor der Luhn och halv esu huh. Ävver wat well mer maache, wann der Papp et nit schaff, et Brud för de ganze Famillich ze verdeene?
    Die Zoständ gefalle dem preußische Staat nit. Dä bruch kräftige Zaldate, die gesund sin. Eine Maßnahme usem Johr 1829 es et dröm, der Brudpries en Kölle vürzeschrieve. Selvsverständlich gefällt dat de Bäcker nit. Se bruche ene hühere Pries – un streike. Der Stadtrod es ävver op Zack. Hä muss sich jo üvverläge, wie hä met däm düüre Brud, dat hä jetz gäge gar kei Brud getuusch hät, de Büch voll kritt un luurt en et Ömland.
    Finge deit hä jet en der Gägend öm Neuwied, Andernach un Kovvelenz, evvens dem Rheinische Oberland. Zwor stelle die nit et gewennte Weizebrud her, weil et Wetter do kein gode Bedingunge för der Aanbau vun Weize schaff. Ävver se mische evvens ene huhe Aandeil Rogge bei. Dat Mischbrud hät en hadde Koosch un durch en dönn Tinktur us Stärk un Wasser blänk et aadig. Et beste ävver es, dat et dodurch nit esu flöck drüg es un deswäge och god transporteet weede kann.
    Su läge em Johr 1829 usem Oberland Scheff met däm neue Brud aan. Et es vun Aanfang an ene volle Erfolg, bellig un de Kölsche schmeck et ärg god. Dä Streik vun de Bäcker verpuff esu ohne Erfolg. Se backe leever dat Brud, dat esu begeistert opgenomme weed, noh. Un se dun et bes hügg. Se backe uns däglich Brud, et Oberländer. Luurt ens en de Regale.

    Mechel
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  • Der Grenzstein

    8 September 2019, Jerman ⋅ ⛅ 16 °C

    Schnurgeradeaus Richtung Westhoven wollte ich fahren, doch etwas zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ein Schild, welches ich nun schon öfter flüchtig wahrgenommen hatte. Kurzentschlossen bog ich ab und das "Abenteuer Kölschgang" konnte beginnen.
    In Poll gibt es für Sportler nämlich eine Adresse, wo man vielerlei Sportarten betreiben kann. So findet man am Poller Weg den Sportspark Cologne, mit Outdoor und Indoor Bereichen. Ob Beach Volleyball, Tennis oder Hallenfußball, oder einfach gemütlich ein Bier trinken und Sky schauen, in Poll geht das.
    Doch damit nicht genug, es befindet sich dort auch das Poller Heimatmuseum, dessen knapp 700 Fotos u Schriften, auf Schautafeln in zwei Hallen verteilt sind. Gegründet wurde es von Hans Burgwinkel aus Poll. Im Jahr 2015 stellte er seine Schautafeln dort auf. Der Inhaber des Sportspark Cologne, Savas Berktas, ermöglicht ihm dies.
    Ich hab mir die Tafeln angeschaut, der Eintritt ist gratis und ich fand sehr interessante Beschreibungen über historische Begebenheiten aus Poll. So richtig was für uns Kölschgänger.
    Ein wenig vermisste ich allerdings echte Exponate. Doch draußen vor den Toren des Sportparks Cologne, wurde ich dank des Grenzsteins entschädigt für den Lesewillen, den man bei den vielen Tafeln braucht.
    Der Grenzstein ist einer der Steine, die die Stadt Porz an ihren Stadtgrenzen stehen hatte, als sie noch nicht zu Köln gehörte. Der Stein vom Sportspark wurde vor einigen Jahren von seinem Ursprungsstandort, der Kölner Straße, an den Poller Weg 1 versetzt.
    So sieht man ihn imposant, direkt neben dem Schaukasten des Poller Heimatmuseums stehen. Es wird einem an dieser Stelle bewusst, daß Porz ja von 1951 bis 1975 Stadtrechte besaß. Am 1.Januar 75 wurde es dann durch Eingemeindung zum größten Stadtteil Kölns. Der alte Grenzstein zeugt von der Zeit als Stadt Porz.
    Für mich war der Besuch des Sportparks Cologne gleich auf 3 Arten spannend, denn mich interessieren viele Dinge.
    Sport - Museum. - Grenzstein
    Ein rundum gelungener Kölschgang. Der mit leckeren Hamburgern und Pommes abgerundet wurde. Ein wenig ließ ich noch all das Gesehene und Gelesene auf mich nachwirken. Gut, dass ich mal abgebogen bin, vom geraden Weg, denn Kleinode liegen oft ein wenig versteckt.
    Habt einen schönen Sonntag, genießt die Fotos und bis nächste Woche.

    Eure Elisabeth
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  • Der Erzbischof in der Tiefgarage

    10 September 2019, Jerman ⋅ ⛅ 16 °C

    Zumindest würde Anno sich in einer solchen befinden, hätte seine Flucht aus einem Loch in der Stadtmauer fast tausend Jahre später stattgefunden...denn dort, wo früher freies Land war, befindet sich heute die Tiefgarage unter der Domplatte des Kölner Domes. Aber nicht nur die. Auch eben genannte Stadtmauer mit dem sogenannten "Annoloch" befindet sich ebenfalls dort. Oder vielmehr das, was an dieser Stelle davon übrig ist.
    Ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man die Treppe des Parkhauses (beim U-Bahn-Abgang) hinunter geht und auf der einen Seite die Reste dieser römischen Stadtmauer vorfindet und auf der anderen Seite die modernen Fahrzeuge. Ich wage mal zu behaupten: sowas gibts auch nur in Köln. Aber diese Stadt ist an Kuriositäten ohnehin kaum zu übertreffen.
    Ich bin aber nicht wegen der Autos hier, sondern um ein "Spektakulum" vergangener Zeit auf mich wirken zu lassen. Denn durch dieses Loch in der Mauer flüchtete damals Erzbischof Anno, dessen Geschichte ich euch heute erzählen möchte...
    Anno II. von Köln, weitere Namen Hanno von Köln, oder Hanno II. und vermutlich gibt es noch einige weitere, wurde um das Jahr 1010 in Schwaben geboren und stammte aus einer Familie mit eher niederem Adelsstand. Etwas werden konnte er also nur über eine kirchliche "Karriere". Am Bamberger Dom besuchte er sodann die Domschule, an der er später selbst auch unterrichtete. Nachdem ihn Heinrich III. als Kaplan an den kaiserlichen Hof geholt hatte und ihn um 1054 zum Dompropst von Goslar ernannte, wurde er ebenfalls durch Heinrich III. zum Erzbischof von Köln.
    Vom Wesen her wird er als diszipliniert und beherrscht in seinem Denken und Handeln beschrieben, des Weiteren allerdings auch als oft skrupellos. Dazu später mehr...
    Veränderungen innerhalb der katholischen Kirche gegenüber war er zwar offen, aber viel wichtiger war es ihm, der Kölner Diözese zu mehr Reichtum zu verhelfen.
    Insgesamt war Anno den Kölnern nicht sehr sympathisch, denn obwohl er auch Gutes tat, wie zum Beispiel den Bau der Kirche Maria ad Gradus oder mehrerer Klöster und Stifte, so war er auf der Gegenseite ein Mann, der von Macht besessen war. So vereinnahmte er den Siegberg (neuzeitlich Siegburg) und entmachtete die rheinische Pfalzgrafenfamilie. Und bei Kaiserswerth lockte er den 11-jährigen König Heinrich, auf ein Schiff und entführte ihn. Dieser versuchte zwar, sich mit einem Sprung über Bord zu retten, aber vergebens, er wurde aus dem Wasser gezogen und wieder auf das Schiff gebracht. So konnte Anno im Namen des kindlichen Königs zusammen mit einigen anderen Fürsten die Herrschaft im Reich ausüben.
    Was er noch alles von Amts wegen gutes oder schlechtes getan hat, lässt sich hier gar nicht alles aufzählen. Den größten Fauxpas aber leistete er sich im Jahre 1074, welcher die Kölner völlig erbost in einen Aufstand gegen ihn trieb. Der Erzbischof ließ nämlich an jenem Abend das Schiff eines Kaufmanns beschlagnahmen, um seinem Gast, Friedrich I., Bischof von Münster, eine Gelegenheit zur Heimfahrt zu beschaffen. Der Kaufmann jedoch ließ sich das nicht gefallen und widersetzte sich. Innerhalb kürzester Zeit war die ganze Stadt in Aufruhr und wollte dem ungeliebten Erzbischof, den die Bewohner der Stadt aufgrund verschiedener Dinge, wie zu hohe Steuern oder seiner Strenge und Rücksichtslosigkeit, sowieso schon ablehnten, an den Kragen.
    Anno flüchtete mit seinen Männern vor der Meute und schaffte es schließlich, durch die, heute Annoloch genannte, Lücke in der Stadtmauer aus der Stadt zu entkommen. Trotz seiner Flucht vermochte es der Erzbischof, bewaffnete Untergebene um sich zu versammeln und nur vier Tage später kehrte er zurück, um Köln zu belagern. Aufgrund der drohenden Gewalt ergaben sich die Aufrührer und öffneten Anno die Stadttore...die Strafen, die der Erzbischof erließ, waren teilweise sehr brutal, zumindest für die, die sich weigerten, Buße zu tun.
    Am 4. Dezember 1075 starb Anno in Siegburg. Drei Tage lang wurde sein Leichnam in einer Prozession in alle Klöster und Stiftskirchen in Köln gebracht und aufgebahrt. In Siegburg schließlich wurde er beigesetzt.
    Als Erzbischof Anno im Jahre 1183 heiliggesprochen wurde, grub man seine Gebeine aus und bestattete sie in einem Schrein, der, so vermutet man zumindest, ebenso wie der Schrein der Heiligen drei Könige, von Nikolaus von Verdun erschaffen wurde. Bis 2016 stand der Anno-Schrein in einer Seitenkapelle der Siegburger Abtei, bevor diese aufgelöst wurde. Seitdem befindet er sich in der Schatzkammer der nahegelegenen Kirche St. Servatius.
    Wenn ihr das nächste Mal in die Tiefgarage unter der Domplatte kommt, verweilt doch mal für einen Augenblick beim Annoloch...und lasst euch in die Zeit von vor fast eintausend Jahren entführen...

    Bis bald, eure Ramona
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  • Die Mülheimia

    12 September 2019, Jerman ⋅ ⛅ 19 °C

    Die Mülheimia - stolze Wächterin über Mülheim

    Einst war sie die Wächterin ihrer Stadt, lange her, längst gehört Mülheim zu Köln. Und es hat sich wohl viel verändert seitdem. Als ich am Wiener Platz aus der Bahn steige und auf eben diesen Platz komme, ist für mich erstmal nicht viel Hübsches zu entdecken, laut, geschäftig, teils auch etwas schmuddelig ist es hier. Einer von vielen Plätzen in Köln, die keinerlei Ausstrahlung auf mich ausüben. Aber dies ist meine Meinung. Veedelsbewohner mögen das anders sehen, und das ist auch gut so.
    Ich will heute aber ein wenig „altes“ Mülheim schnuppern. Ich werde mir einen Brunnen anschauen, wie schon so oft, aber heute freue ich mich ganz besonders darauf. Denn dieser Brunnen soll nicht nur hübsch sein, nein, er hat auch eine lange Geschichte. Und sowas liebe ich ja, die alten Geschichten unserer Stadt.
    Also, auf geht’s. Ich bewege mich weg vom Lärm des „modernen“ Mülheims, gehe in Richtung Rhein. Schon nach kurzer Zeit wird es deutlich ruhiger, ich nähere mich dem ursprünglichen Mülheim. Die Straßen werden schmaler, alles wird etwas enger, je näher ich dem Rhein komme. Hier ist es auch beschaulicher und es gefällt mir hier gut. Dann biege ich rechts ab und auf einmal sehe ich sie, die Mülheimia. An der Mülheimer Freiheit steht sie und schaut auf ihr Mülheim herab, und das bereits seit 1884, denn in dem Jahr wurde sie geschaffen. Aus Sandstein.
    Lange vor dem Bau des Brunnens war Mülheim nach dem schlimmsten Rheinhochwasser im Jahre 1784 fast komplett ausgelöscht worden. Aber die Bewohner bauten es wieder auf und binnen eines Jahrhunderts war Mülheim wieder ein florierender Handelsstandort, wie auch das auf der anderen Rheinseite liegende Köln. Und eben genau einhundert Jahre nach der schlimmen Katastrophe kam der Mülheimer Bernhard Clostermann, übrigens der letzte Bürgermeister der Stadt Mülheim am Rhein, auf die Idee, einen Stadtbrunnen bauen zu lassen. Die Menschen waren begeistert von der Idee und so wurde der Bildhauer Wilhelm Albermann mit der Planung des Brunnens beauftragt. Übrigens stammt auch der ebenfalls 1884 geschaffene Jan-van-Werth Brunnen von ihm.
    Ich stelle mich in den Schatten eines Hauses und betrachte den Brunnen eine ganze Weile. Hübsch ist er, würdevoll, überraschend groß, etwa 10 Meter hoch. Mülheimia, das hört sich schon so erhaben und prachtvoll an. Er gefällt mir sofort, ja, er begeistert mich, genau die Art von Brunnen, die ich so mag. Und hier plätschert sogar Wasser, erlebe ich auch noch lange nicht bei jedem Brunnen. Aber schauen wir ihn doch einmal genauer an.
    Unten wurde ein dreipassförmiges Becken angelegt. In der Mitte erhebt sich der recht schlank gehaltene Brunnenstock. Um den Brunnenstock sind drei halbrunde Schalen angelegt, die auf verzierten Säulen platziert sind. Aber zurück zur Hauptsäule, da gibt es nämlich einiges zu bewundern. So sehen wir mittig drei Jungen, in mittelalterliche Gewänder gekleidet, aber da stehen nicht nur einfach drei Burschen, sondern diese Figuren sagen etwas aus. Sie stellen die zur damaligen Zeit wichtigsten Erwerbsquellen der Stadt Mülheim dar, denn zur Zeit der Entstehung dieses Brunnens war Mülheim noch eine freie Stadt.
    Wir sehen eine Sense und Korn, dies steht für die Landwirtschaft, beim zweiten Burschen entdecken wir Zahnrad und Kabelrolle für die Industrie und der dritte zeigt ein Paket und ein Buch und steht damit für den Handel. All das war damals sehr wichtig für die Stadt und damit für das Überleben der Mülheimer.
    Über den Figuren sehen wir drei Muscheln, und darauf einen Sockel, der dann die Hauptfigur des Brunnens, die Stadtgöttin in ganzer Pracht trägt. Es gibt an diesem Brunnen so viele hübsche Details und funktionierende Wasserspeier zu entdecken, ich kann sie gar nicht alle aufzählen. Nehmt euch die Zeit und schaut euch diesen herrlichen Brunnen selbst an. Es lohnt sich absolut.
    Mülheimia, stolz steht sie da, ebenfalls in mittelalterliches Gewand gehüllt, in der linken Hand ein Schild mit dem Mülheimer Wappen. Auf dem Kopf trägt sie eine Krone. Sie verkörpert den Stolz der Stadt Mülheim. Sie ist die Stadtbeschützerin wie auch am Schild bereits gezeigt wird. Die rechte Hand der Mülheimia ist beruhigend oder segnend, je nach eigener Empfindung herausgestellt.
    Als ich weiter in Richtung Rhein hinunter gehe, drehe ich mich noch einmal um.
    Die Mülheimia wacht über Mülheim, sie hat alles überstanden, Krieg, viele weitere, wenn auch nicht mehr so furchtbare Hochwasser, die Eingemeindung zu Köln und Autofahrer, die hier direkt vor dem Brunnen nicht die Kurve kriegen und „nähere Bekanntschaft“ mit der Mülheimer Stadtgöttin machten.
    Mülheimia, für mich bist du einer der schönsten Brunnen in unserer Stadt.
    Habt eine gute Zeit und viel Spaß beim Entdecken der vielen kleinen und großen Dinge, die unsere Stadt zu bieten hat.

    Euer Ronald
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  • Hermann Gryn

    14 September 2019, Jerman ⋅ ⛅ 18 °C

    Wer kennt sie nicht, die Leute zu denen man höflich und freundlich ist, die einen aber ankotzen? Die feine Diplomatie ist ja keine ureigene kölsche Eigenschaft. Wir rühmen uns eher dafür, zu sagen, was wir denken. Das ist vielleicht nicht immer die beste Tugend, aber was dem Hermann Gryn passiert ist, wäre uns damit nicht passiert.
    1262 ist der Rat der Stadt Köln durch Patrizierfamilien besetzt und Hermann Gryn ist ihr Bürgermeister. Erzbischof von Köln ist seit 1261 Engelbert II. von Falkenburg. Und wenn ihr meint, Don Camillo und Peppone seien unterhaltsam, dann hört Euch das an:
    Engelbert II. geht gegen die Patrizier vor, um seine eigene Macht zu festigen. Im Verlauf des Jahres 1262 bricht der Konflikt noch offen aus, aber vorher begegnet man sich mit distanzierter Höflichkeit.
    Die Sage erzählt, dass Engelbert in einem Hof des Domklosters, der von hohen Mauern umgeben ist, einen Löwen hält. Im Jahre 1262 ist dieses Tier eine Sensation. Jeder, der irgendwie kann, möchte diese Bestie sehen, die mit ihren Fängen das Fleisch von Männern spielend vom Knochen reißt und diese zermalmt, wie wir Hühnerknochen brechen.
    Zwei Pfaffen denken sich, das sei die Gelegenheit, unseren Bürgermeister, Hermann Gryn, elegant los zu werden. Neugierig auf dieses Untier ist er selbstverständlich auch, keine Frage. So laden sie ihn zum gemeinsamen Abendessen ins Domkloster und Hermann Gryn nimmt an.
    Als die drei speisen, brüllte der Löwe bereits laut in seinem Hof. Kein Wunder, hat er doch seit Tagen nichts in zu fressen bekommen. Gryn platzt bald vor Neugierde und fragt, ob er das Untier denn auch betrachten dürfe. Natürlich. Die beiden Pfaffen geleiten ihn zu einer Tür mit schweren Eisenbeschlägen und mächtigen Riegeln. Ganz wohl ist dem Bürgermeister nicht, als der eine die Riegel löst und die Tür aufzieht. Zurecht, denn als sich die Tür öffnet, schmeißt sich der zweite Pfaffe mit Schwung gegen seinen Rücken, so dass Gryn in den Hof stolpert. – Rums! Die Tür ist zu!
    So sieht er den zähnebleckenden, zum Sprung bereiten Löwen aus nächster Nähe. Näher als ihm lieb ist und er weiß, er hat nur eine Chance. Schnell nimmt er seinen Mantel und wickelt ihn um die Linke. Als Hermann Gryn sein Kurzschwert zieht, springt ihn der Löwe bereits an un verbeißt sich im Mantel. Vermutlich setzt Hermann jetzt den einen wichtigen Stich, der das Tier so schwächt, dass er den folgenden, kurzen aber heftigen Kampf für sich entscheidet. Hermann Gryn ist schwer verletzt, der Löwe aber tot. So wie die beiden Pfaffen, die am nächsten Tag an dem Querbalken der Pfaffenpforte baumeln.
    Und genau diese Sage ist an unserem Rathaus abgebildet. Direkt vorne an der Rathauslaube. Gibt es eine schönere Sage, die die Wehrhaftigkeit des Rates beschreibt?
    Ich werde sie weiter so erzählen, weil sie so schön spannend ist. Aber ob sie sich im Jahr 1262 so zugetragen hat? In einer Chronik findet sich der Name „Hermannus Greyn“, der zu dieser Zeit Bürgermeister war. Und dazu muss man wissen, dass Engelbert II. von Falkenburg einen Löwen in seinem Wappen führte. Er hatte zu dieser Zeit den nördlichen Kunibertsturm und den südlichen Bayenturm zu Zwingburgen ausgebaut und mit seinen Truppen besetzt.
    Am 8. Juni 1262 vereinen sich Patrizier und Bürger und nehmen die Türme ein, werfen die ungeliebte Besetzung aus der Stadt und Engelbert II. muss sich ihrem Willen beugen.
    Haben wir nicht seit Jahrhunderten tolle Ideen, kölsche Geschichte lebendig zu halten?

    Michael

    -

    Wä kennt se nit, die Lück för die mer höflich un fründlich es, die eine ävver aankotze? De fing Diplomatie es jo kein ureige kölsche Eigeaat. Mer rühme uns ihter doför, dat mer uns Hätz op der Zung drage. Dat es vielleich nit de beste Tugend, ävver wat dem Manes Gryn passeet es, dat wör uns domet nit passeet.
    1262 es der Rod vun der Stadt Kölle durch Patrizierfamillie besetz un der Manes Gryn es ehre Bürgermeister. Ääzbischoff vun Kölle es zick 1261 der Engelbäät II. vun Falkeburg. Un wann Ehr meint, der Don Camillo un der Peppone hätte för god Ungerhaldung gesorg, dann hürt Üch dat aan:
    Der Engelbäät II. geiht gäge de Patrizier vür, öm singe Maach ze festige. Em Verlauf vum Johr 1262 brich der Strigg noch offe us, ävver vürher deit mer sech met distanzeeter Höflichkeit begähne.
    Die Sag verzällt, dat der Engelbäät en enem Hoff vum Domkluster, der von huh Muure ömgevve es, ene Löw häld. Em Johr 1262 es dat Dierche en Sensation. Jeder, dä irgendwie kann, mööch dat Bies sinn, dat met singe Fäng et Fleisch vun Kääls em Rüppche vum Knoche rieß un die zermalmp, wie mir Höhnerknoche breche.
    Zwei Paafe denke sich, dat sei die Gelägeheit, unse Bürgermeister, der Manes Gryn, elegant loss ze weede. Neugeerig op dat Undier es hä selverständlich och, kei Frog. Esu lade se en för e gemeinsam Ovendesse nohm Domkluster en un Manes Gryn nimmp aan.
    Wie die drei am Esse sin, bröllt dä Löw ald laut en singem Hoff. Kei Wunder, hät hä doch zick Dage nix ze fresse kräge. Der Gryn platz baal för Neugier un frög, ov hä dat Undier dann och beluure dörf. Natörlich. De beidse Paafe bränge en noh ener Pooz met schwere Ieserbeschläg un mächtige Rämmele. Ganz wall es dem Bürgermeister nit, wie der ein de Rämmele lüs un de Pooz optrick. Zorääch, dann wie die Pooz opgeiht, schmieß sich dä zweite Paaf met Schmackes gäge singe Rögge, su dat der Gryn en dä Hoff stolpert. – Paaf! De Pooz es zo!
    Esu süht he dä Löw, dä de Zäng bleck un för de Sprung parat es, us nöchster Nöh. Nöher, wie im leev es un hä weiß, dat he nor ein Chance hät. Flöck nimmp hä singe Üvverworf un weckelt in öm de linke Hand. Wie der Hermann Gryn sing koot Schwäät trick, springk in der Löw ald aan un verbieß sich em Mantel. Wie et ussüht, setz der Hermann jetz dä eine wichtige Stech, dä dat Dier esu schwäch, dat hä dä koote ävver rösige Kamf, dä jetz folg, gewennt. Der Hermann Gryn deit sich ärg wih, der Löw ävver es dud. Esu wie die zwei Pasture, die am nächste Dag am Querbalke vum Paafepöözche baumele.
    Un präzis die Sag es an unems Rodhuus avgebeldt. Tirek vürre an der Rodhuuslaub. Gitt et en schönere Sag, die de Wehrhaftigkeit von unsem Rod beschriev?
    Ich weede se wigger esu verzälle, weil se su schön spannend es. Ävver ov se sich em Johr 1262 su zogedrage hät? En ener Chronik fingk sich dä Name „Hermanus Greyn“, der för dä Zigg Bürgermeister wor. Un dobei muss mer wisse, dat Engelbäät II. vun Falkeburg ene Löw en singem Wappe foht. Hä hatt zo dä Zigg dä nördliche Kunibäätsturm un dä südliche Bayeturm zo Zwingburge usgebaut un met singe Truppe besatz.
    Am 8. Juni 1262 dun sich de Patrizier un de Bürger zosamme, nemme de Türm en, werfe de verhasste Besatzer us der Stadt un der Engelbäät II. mus sich ehrem Welle beuge.
    Han mer nit zick Johrhunderte dolle Enfälle, kölsche Geschichte am Levve ze halde?

    Mechel
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  • Museumsstellwerk Dünnwald

    15 September 2019, Jerman ⋅ ⛅ 19 °C

    Im rechtsrheinischen Köln Dünnwald gibt es viel zu sehen. Der Hornpott, den ich erst kürzlich beschrieben habe, ist nur eine der vielen Sehenswürdigkeiten Dünnwalds.

    Heute widme ich mich einer weiteren, nämlich dem Stellwerk Df auf der Rönsahler Straße. Eine sehr gut erhaltene alte Bahnanlage, in der ein Museumsstellwerk errichtet wurde und dies von sehr jungen Leuten, die sich intensiv mit der Materie Bahn auseinandersetzen. So sorgt auf Nachfrage ein junges Team für eine Führung durch das Stellwerk. Nähere Infos gibt es auf der Homepage des Museumsstellwerks Dünnwald.

    Erbaut wurde das Stellwerk 1929. Es liegt an der Güterzugstrecke Deutz, Düsseldorf, Duisburg. Bis 1970 war es ein mechanisch betriebenes Stellwerk. Dann errichtete man fortschrittlich eine Drucktasten-Relaisstellwerk- anlage, die bis 2010 betrieben wurde. In dem Jahr wurde das Stellwerk stillgelegt und konnte bereits 2011 zum Museum umfunktioniert werden, indem man einen ambitionierten Stellwerksverein gründete. Besonderheit ist u. a. die elektronische Stellwerksanlage, die aus Essen Kupferdreh stammt. Diese ist neben der Drucktastenanlage aus Dünnwald als 2. Anlage aufgebaut. Sogar ein Fahrsimulator ist vorhanden. Ein Museum zum Anfassen, in dem auch Techniker geschult wurden. Man hat die Möglichkeit, den Bahnbetrieb selbsttätig zu realisieren. Dort bekommen Eisenbahnfreunde die Gelegenheit, selber einmal Fahrdienstleiter zu sein.
    Nur der Termin sollte gefunden werden, da viele der jungen Leute des Vereins studieren oder arbeiten.

    Einmal drin, knarren die hölzernen Treppenstufen wie früher. Eine andere, fremde Welt, tut sich auf. Für Bahnfreunde ein Paradies.

    Als ich dort war, waren rundherum Arbeiten der Strabag. Dadurch hatte man ein wenig den Eindruck, da geht nichts mehr. Doch die sehr schön aufgebaute Homepage des Vereins teilt mit, man soll über das Kontaktformular oder die Telefonnummer des Vereins eine Anfrage stellen. Also auf jeden Fall machen.

    Für mich war es ein weiterer interessanter Kölschgänger-Tag durch das rechtsrheinische Dünnwald.
    Nach Hornpott und Stellwerk wird noch einiges aus diesem Ort folgen, denn er ist "reich" an Sehenswürdigkeiten.

    Euch einen schönen Sonntag und lasst uns teilhaben an euren Erfahrungen mit unseren Kölschgängen.

    Eure Elisabeth
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  • Die Legende von St. Kunibert

    17 September 2019, Jerman ⋅ ⛅ 15 °C

    Die Legende von St. Kunibert

    Mit Geschwistern ist das ja so eine Sache. Ich selbst habe keine, aber man bekommt ja das ein oder andere so mit. Die einen lieben sie, die anderen würden am liebsten regelmäßig den Klapperstorch mit Steinen bewerfen. Im übertragenen Sinne natürlich. Obwohl - klar, wo die Kinder herkommen, ist hinreichend erklärt und jedem bekannt, aber es gibt in Köln, was das Kinderkriegen betrifft, einen ganz besonderen Ort, von dem ich euch erzählen möchte, nämlich den Kunibertspütz.
    Aber was hat es nun damit auf sich?

    Wir wissen ja...in Köln ist so einiges anders... Und entgegen den Erzählungen, der Storch würde die Kinder bringen, ist selbst das hier anders. Hier kommen diese nämlich nicht von oben per Luftfracht, sondern von unten. Um genau zu sein, aus 17 Metern Tiefe. Der Legende nach spielen die ungeborenen Kinder dort im Brunnen (Kunibertspütz) schon monatelang mit der Mutter Gottes. Dort ist es wunderschön... nicht dunkel oder feucht, wie ein Brunnen nun vermuten lassen würde. Die Kinder werden gefüttert und umsorgt, bis ihre Mütter, also die zukünftigen, zu eben diesem Brunnen kommen und sie "abholen". Auch unfruchtbare Frauen haben hier, nach dem Genuss eines Bechers des Brunnenwassers in einer Vollmondnacht, bald Nachwuchs zu erwarten. Paaren, die bislang kinderlos geblieben sind, wird noch heute von wissenden Kölnern geraten, einmal im Kunibertspütz nachzusehen.

    Wo aber finden wir diesen sagenumwobenen Ort? In der Krypta von St. Kunibert, unter dem Chorraum (in diesem, vor dem Hochaltar findet sich übrigens eine Schieferplatte mit der Darstellung des Kindersegens).

    Diese Kirche ist die jüngste der 12 großen romanischen Kirchen in Köln. Vollendet wurde sie 1247, im Jahr vor der Grundsteinlegung unseres Domes. Jung ist also hier relativ zu verstehen, es ist schlicht die zuletzt gebaute nach St. Aposteln und St. Gereon.
    Die Legende vom Kunibertspütz aber geht laut Historikern auf eine viel frühere Zeit, als die der Geschichte von St. Kunibert zurück. Es wird davon ausgegangen, dass der Vorgängerbau der heutigen Kirche dem heiligen Clemens (1. Jahrhundert n. Chr.) gewidmet war, der als Schutzpatron der Seeleute und gegen Wassergefahren gilt und eben aus diesem Grund über dem Brunnen mit dem besonderen, kindersegenbringenden Wasser errichtet wurde.

    Wann mit dem Bau der heutigen Basilika begonnen wurde, weiß man nicht genau. Die Anfänge reichen bis ins 7. Jahrhundert, als der Kölner Bischof Kunibert eine Grabkapelle über einem Brunnen errichten ließ, welche dem Papst Clemens geweiht war. In der Geschichte wird im 9. Jahrhundert erstmals ein Stift erwähnt, welches den Namen des heiligen Kuniberts trug.

    Erzbischof Theoderich von Trier, ehemaliger Propst dieses Stifts, legte dann den Grundstein. Die ersten Reliquien wurden 1222 im fertiggestellten Chor untergebracht und nach der Vollendung 1247 wurde St. Kunibert geweiht.

    Aber auch diese Kirche wurde, wie viele andere auch, nicht von Katastrophen verschont. Das Jahrtausendhochwasser im Februar 1784 richtete große Schäden an, der Einsturz des Westturms folgte am 28. April 1830, wobei große Teile der Kirche zerstört wurden und dann wurde 1945 im 2. Weltkrieg wieder alles vernichtet. Erst seit 1992 sieht St. Kunibert wieder aus, wie ursprünglich erbaut.

    Ihr seht, Köln ist voller Legenden, Geschichten und Geheimnissen.
    Und wie beim Kunibertspütz auch: es lohnt sich, etwas tiefer zu schauen. Aber Vorsicht beim Brunnen...ihr wisst ja...

    Bis bald
    eure Ramona
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