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  • Day 38

    Mont Royal

    August 17, 2023 in Canada ⋅ ☀️ 25 °C

    Woran liegt es? Fehlt uns der versierte Stadtführer? Sind wir schlecht vorbereitet? Oder mögen wir einfach keine Großstädte? Montreal, dessen Name vom "königlichen Berg" kommt, hat Mühe, uns seine Schönheit zu offenbaren. Auf dem Weg in die Altstadt - "ein Labyrinth aus unebenen Kopfsteinpflastergassen gesäumt von [...] gemütlichen Restaurants, Galerien und Boutiquen" (Zitat: Lonely Planet) - sehen wir tatsächlich beeindruckende moderne Architektur mit Spiegelungen, die wahrscheinlich so nicht gedacht waren. In der Fassade des Wirtschaftsprüfungsinstituts spiegelt sich die zu prüfende Bank, die Architektur der Inkarnation von Kapitalismus nimmt das dahinter verschwindend kleine Kirchendach auf, der Himmel spiegelt sich im Bankgebäude.
    Die Altstadt enttäuscht uns dagegen, da ich nach der Ankündigung des Führers etwas Lübeckähnliches erwartet hatte, aber weder gemütliche Restaurants, noch "schönste Fassaden" sich uns zeigen. Das Innere der ehemaligen Börse, jetzt ein Café, ist jedoch sehenswert. Die üppig-protzige Basilique Notre-Dame ist zumindest überraschend: Zum Altar geht es den Mittelgang entlang abwärts, in den Glasfenstern finde ich die Abbildungen von First Nations und Jesus am Kreuz wirkt, als würde er im Kontrapost posen. Irritierend sind vor allem jedoch die Menschen, die sich vor dem Altar fotografieren lassen: Sie scheinen die Pose von Jesus zu imitieren.
    Wir kehren erschöpft, feucht vom Regen und hungrig zum Auto zurück und besteigen deswegen nicht den Mont Royal (233 m), der uns mit seinem Blick über die Stadt vielleicht mit ihr versöhnt hätte.
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