• Das Alpenpanorama

    24 juni, Schweiz ⋅ ⛅ 25 °C

    Da will man nur seine Ruhe und plötzlich sind es mehrere Gruppen, die natürlich auch eine wunderschöne Aussicht genießen möchten.

    Wir starten kurz nach 6 Uhr und laufen knapp 4 Stunden bergauf bis zum höchsten Berg des Schweizer Juras, dem Mont Tendre (1679m). Dort treffen wir anfangs auf eine Schulklasse, denen fasst ein junger Hund wegläuft. Nach wenigen Minuten haben wir die Spitze fasst für uns alleine und wir genießen unser Frühstück mit sensationellem Ausblick auf den Genfersee und dem Mont Blanc-Massiv, den wir vorher schon zwischen den Bäumen erhaschen können. Ein spannendes Bild mit der flachen Seenebene hinter der es steil in die Alpen hochsteigt und einzelne Wolken die 4000er nochmals abhebt.

    Kurz nachdem die nächste Klasse am Gipfel ankommt, packen wir zusammen und treffen auf dem Abstieg eine Seniorengruppe. Tendenziell bergab gehts es dennoch immer wieder über kleinere Bergkuppen, bis wir Col du Marchairuz erreichen. Dort hat zwar das Restaurant geschlossen, aber wir finden einen funktionierenden Wasseranschluss und eine gepolsterte Sitzecke, in der wir fasst einschlafen. Von dort starten wir in die falsche Richtung, wobei den Weg, den wir nehmen, mehr Sinn ergibt. Das kommt regelmäßig vor und da ich nicht exakt der Linie in der App folgen will und manchmal auch nicht kann, nehme ich gerne auch mal andere Pfade.

    Nach einer schönen Strecke über Wiesen, die zwischen Bäumen wie ein Tal eingebettet ist, erreichen wir eine größere Hütte mit Tisch und Bänken und entscheiden uns kurzerhand hier zu bleiben, obwohl die Mittagspause 500m weiter mit Blick auf die Alpen vorgesehen ist. Ich setze mich auf die Bank und habe das Gefühl, als würde mir schwindelig werden, wobei ich merke, dass es die Bank ist, die sich hin und her bewegt. Anne hört etwas in der Hütte und kurze Zeit später erscheint ein junger Mann in der Tür, quatsch ein paar Sätze mit ihr über die nächste Etappe und verschwindet dann hinter der Hütte.

    Außer zwei Wanderinnen, die vorbei laufen, leisten uns sonst nur zwei Pferde Gesellschaft, die genüsslich die Wiese abgrasen. Irgendwann kommt der Herr von der Hütte wieder und verschwindet diesmal darin. Ich kreiere derweil ein neues Dessert aus einem Stück Schokolade, der Magic Jar und einer Blaubeere, welche ich stolz auf meinem Löffel präsentiere.

    Kaum 10 min nach der Pause stehen wir an einem Aussichtspunkt und genießen das atemberaubende Panorama, welches unrealistisch wirkt, wo wir doch gerade erst in Wissembourg gestartet sind. Es geht sanft ins Tal, wobei wir bei einem weiteren Ausblicn stoppen und ich beobachte ein Flugzeug beim Landeanflug auf den Genfer Flughafen. Das merke ich erst sehr spät, weil es erst ein gutes Stück über den Genfersee Richtung Alpen fliegt, bevor es dann eine Kurve nach Genf zieht und ich nur einen weißen Punkt erkennen kann, der sich geradlinig durch die Stadt bewegt, bevor dieser auf einer etwas freien Fläche langsamer wird.

    Ich renne das nächste steilere Stück, um nach einem Brunnen zu schauen, der etwas abseits auf der Karte markiert ist. Kein Erfolg. Ich komme kurz nach Anne wieder auf den HT und laufe ihr unauffällig mit genug Abstand hinterher. Irgendwann ziehe ich mir aus Spaß den Buff übers Gesicht, durch den ich noch halbwegs den Pfad erkenne. Erst als wir beim nächsten Haus ankommen, wo es ein Wasserhahn gibt, wundert sich Anne, dass ich nicht auf sie warte und schaut mich verwirrt an, als sie mich sieht.

    Wir trinken einiges, da wir ja am Wasserhahn sind. Ich fülle meine kleine Flasche und als sie ihre Flasche auffüllen möchte, kommen auf einmal nur noch Tropfen raus. Da war wohl nur noch Wasser in der Leitung, aber ansonsten ist es wohl abgedreht. Ich öffne ein Ventil auf der anderen Seite des Hauses und es kommt ein bisschen Wasser, wobei dies schnell wieder aufhört. Also doch kein Wasser. Immerhin genug zum Kochen und für den Morgen haben wir dabei.

    Auf dem letzten Stück sind wir wieder auf einer Höhe, wo die Walderdbeeren schon reif sind und pflücke eine große handvoll, bis sie mir vereinzelt wieder runterfallen. Auch Anne fängt diesmal mit an, damit sie nicht ewig auf mich wartet. Mit vollen Händen erreichen wir die Ruine der Notre Dame d'Oujon Kartause, die wir uns ausgesucht haben. Ich entwickle mein Dessert vom Mittagessen weiter und füge noch Walderdbeeren und Kokosraspeln hinzu. Der Anfang einer neuen Kariere?

    Die Wolken färben sich rosa und wir überlegen uns, was für Formen sie haben könnten. Ein Hund, ein Dinosaurier, ein Gesicht mit riesen Augen. Da es doch recht frisch ist, ziehen wir uns in unsere Zelte zurück und ich schreibe noch den Tag zu Ende, bevor es morgen dann an den Genfersee zurück nach Frankreich geht.
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