• Eine 6 km "Abkürzung"

    29 juni, Frankrijk ⋅ ☀️ 20 °C

    Ist eine Abkürzung noch eine Abkürzung, wenn der Weg zwar nur halb so lange ist, aber genau so lange dauert?

    Um 6 Uhr geht es los, da wir einen langen Tag vor uns haben. Zwar von den Kilometern her mit knapp 20 eher kurz, aber dafür knapp 3500 Hm. Es geht eine lange Zeit einen Bergkamm entlang und laufen dabei an einigen Skiliften vorbei. Ich schaue vor allem nach links und überlege, wo unser Weg wohl lang verläuft. Als ich mich dann mal wieder nach rechts wende, bin ich erstaunt über eine "Kleinstadt" in den Bergen. Avoriaz kommt langsam aus dem Schatten und das Skiresort zeigt seine gesamte Größe. Bis dahin habe ich mich gefragt, wo denn die ganzen Menschen überhaupt schlafen, aber dass hat sich damit beantwortet.

    Es geht weit bergab über eine Bergstraße und ich finde überraschender weise wieder Walderdbeeren. Nach 4 Stunden kommen wir an einer Kreuzung an, wo wir endlich unser Frühstück genießen. Von da aus gibt es eine Alternativroute über eine Scharte, die als T4+ eingestuft ist. Was das genau heißt weiß ich nicht, aber es gibt ein Schneefeld, dass wir überqueren müssen. In 6 km geht es 1100 m hoch und 440m runter mit einer erwarteten Dauer von über 5 Stunden.

    Wir starten um 10:30 Uhr mit den ersten 900 Hm bis zur Mittagspause. Ich mache zwischendurch im Schatten abseits vom Weg eine Pause und schreibe ein bisschen den Bericht. Etwas spät ziehe ich einen Schuh aus, der mir knapp 2 Meter runterrollt und ich nach einem kurzen Schreck diesen rette. In dem Moment ist Anne auch fasst bei mir und ich gebe ihr zu verstehen, dass ich nicht auf dem Weg bin. Anstelle zurückzugehen klettere ich eine Rinne bzw. Schacht hoch, der neben einer riesen Felsplatte sich ergibt und am Ende auf den Weg stößt. Dort warte ich nochmal kurz, damit sich Anne nicht wundert.

    Oben auf dem Kamm begegnen wir mehr Menschen, die vielleicht einen leichteren Anstieg hatten. So auch einem Paragleiter, der unweit von uns auf dem Gipfel landet und wieder abhebt. Ein Stück noch am Berg entlang auf einem Weg der wohl kaum begangen wird und endlich sehen wir die Hütte aif der schweizer Seite, die wir uns für die Mittagspause als Ziel gesetzt hatten. Wir entscheiden uns dann doch direkt neben dem Pfad unter einem Felsen im Schatten zu sitzen.

    Wir genießen unser Mittagsbrot und ein Rabe gesellt sich zu uns. Mal fliegt dieser kurz weg und setzt sich dann wieder zwei Meter von uns auf einen Felsen. Ich wundere mich, ob das Nest sich hier befindet oder doch nur davon ausgeht, dass es was zu Essen gibt. Wenig später gesellt sich ein zweiter dazu und ein dritter lauert auch schon im Schatten auf seine Chance.

    Der Höchste Punkt des Tages, Pas au Taureau (2555m) scheint zum Greifen nahe, wobei noch ein steiler Anstieg und Schneefelder bevorstehen. Schritt für Schritt versuche ich durch mehrfaches Treten in den Schnee mir meinen Weg zu formen. Endlich beim nächsten Geröllfeld angekommen, geht es weiter die Scharte hoch. Das letzte Schneefeld, auf dem bei halber Höhe das Seil anfängt geht es entsprechend steil hoch und wiedermal ramme ich meinen Schuh in den Schnee, während ich mich mit meinen Händen abstütze. Mit dem Seil einen sichereren Halt, geht es etwas schneller und endlich erreiche ich die Felsen.

    Mit Drahtseilen befestigt folge ich drei Meter, bis diese im Schnee verschwinden und ich doch wieder zum Seil zurückgehe, was von weiter oben bis zum Schneefeld runterhängt. Anne überholt mich und gibt mir ihre Wanderstöcke, da klettern angesagt ist. Mit der einen Hand ziehe ich mich langsam am Seil hoch und in der anderen halte ich die Stöcke fest.

    Geschafft!! Endlich an der Scharte oben mit einem schönen Blick ins nächste Tal und zum See, bei dem wir übernachten möchten. Wir genießen ein wenig den Moment und schauen uns dann den Abstieg an. Das Schneefeld, was ich dachte, auf der Karte gesehen zu haben, existiert nicht. Stattdessen ein angenehmer Weg in Serpentinen einen Grashang runter. Zumindest für die ersten 5 min, bis ich auf einmal vor einem teils abgerutschten Stück stehe und der Weg dann ins Geröll übergeht. Nur gibt es keine richtigen Tritte und ich probiere langsam die Haftung meiner Schuhe aus.

    Als bergab stoßen wir nach knapp 7 Stunden wieder auf den HT. Ich baue zwischendurch noch ein Steinmännchen, was ich nach 50m schon kaum erkennen kann und springe weiter das Geröll herunter. Am See angekommen, lasse ich erstmal ein paar Steine springen, wobei nach dem anstrengenden Tag nicht alle Steine das Wasser treffen. Wir suchen uns eine geeignete Stelle um ins Wasser zu gehen und ich stelle fest, dass es sogar angenehmer ist, als erwartet. Derweil kommt ein Läufer vorbei, der 30m weiter dann auch baden geht.

    Am Ende des Sees suchen wir uns eine Zeltmöglichkeit und freuen uns auf das Ratatouille zum Abendessen. Ich verputze den Großteil der Pistazienschokolade, die keinem von uns besonders gut schmeckt. Dafür halte ich mich von der Magic Jar fern, die ich etwas mit Bittermandelöl und Kaffeeextrakt aufgewertet habe und deshalb viel zu schnell aufessen könnte.
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