• Die Rutschpartie

    July 13 in France ⋅ ☁️ 13 °C

    Wenn sich ein einfacher Wanderweg in eine schmierige Rutsche verwandelt und jeder Schritt zu einem Wagnis wird.

    Bis zum Aup Martin Pass geht es die ersten Stunden bergauf. In der Sonne genießen wir unser Frühstück und die schöne Aussicht auf interessante Felsformationen. Beim Cavale Pass treffen wir auf eine größere Gruppe, wobei mir kurz nach dem Pass ein Mann etwas offensichtlich Witziges auf französisch sagt, ich es aber leider nicht verstehe und mich entschuldige und lächle. Der Abstieg findet in unzähligen Serpentinen statt und nach den ersten überlegen wir uns beide eine Anzahl bis zur Hütte. Ich rate 57 und Anne 62. Bei der 57ten halte ich an und schaue auf der Karte nach, auf der ich noch über 20 Serpentinen zähle. Insgesamt hat der Abstieg wohl um die 100 Stück.

    Es geht an einer Hütte vorbei ein anderes Tal wieder hoch. Dort spielen wir das gleiche Spiel nochmal. Diesmal nehme ich 29 und Anne 37, wobei nach den ersten zwei Kehren erdtmal eine lange Gerade folgt und wir beide denken, dass wir uns überschätzt haben. Nach der dritten folgt ein Stück mehr oder weniger gerade den Berg hoch, wo man darüber diskutieren könnte, ob diese zählen. Die Wolken werden dunkler und am Ende von unserer Mittagessenspause fängt es an zu regnen. Hoch zum Valette Pass, runter und wieder hoch zum Gouiran Pass und nochmal runter und wieder hoch zum Vallonpierre Pass. Für den Anstieg des letzten Passes gibt es eine Warnung, dass der Weg zwar einfsch begehbar ist, aber in schlechten Wetterkonditionen sehr gefährlich sein kann.

    Nun regnet es ordentlich und auf dem Weg wird der Untergrund zu einer haltlosen Rutsche. Selbst mit Profil ist es schwer vorwärts zu kommen. Ich komme an eine Stelle, wo lediglich Tritte auf Erde an einer Abbruchkante vorhanden sind und ich muss mich mit meinen Händen in den Hang krallen, um die drei Schritte weiter zu kommen, ohne abzurutschen. Ich warne Anne davor, aber es ist zu spät. Ihre Schuhe mit fasst komplett abgelaufenem Profil finden keinen Halt. Ich empfehle ihr zurück zu gehen, aber selbst das wird zu einer Tortur. Ich stehe hilflos auf der anderen Seite 2 Meter entfernt und schaue dabei zu, wie sie irgendwie versucht wieder irgendwo sich festhalten zu können.

    Wieder auf den Beinen meiden wir weitestgehend den Weg und laufen auf dem Gras daneben weiter. Vor uns sehe ich, wie zwei Wandernde einen Hang runter kommen, die uns zuvor überholt haben und ich gehe fest davon aus, dass ihnen der Weg zu gefährlich wurde. Wir versuchen dennoch den Anstieg und erreichen eine Weile später den Pass Vallonpierre. Der Aufstieg geschafft, aber natürlich wollen wir auch wieder runter und schon beim ersten Schritt rutsche ich aus. Soweit alles Gut, aber es ist ganz klar, dass der erste Teil sehr rutschig ist und ich versuche neben den Weg in etwas weicheren Boden zu treten. Sobald es flacher wird, suche ich meinen eigenen Weg runter, da wieder stellen mit kaum Halt bei Nässe den eigentlichen Weg unterbrechen. Endlich sehen wir die Hütte und den See, den wir für heute rausgesucht haben.

    Der Regen lässt nach und wir kommen in einer übervollen Hütte an. Anne nimmt eine 3 € Dusche in Kauf, um sich vom Schlamm zu befreien und aufzuwärmen und ich gehe derweil in den Aufenthaltsraum, der durch die reine Anzahl an Menschen schon wärmer erscheint. Während einer weiteren Regenpause erhitzen wir draußen Wasser fürs Abendessen und essen glücklich im Ankleidungsraum voll mit Rucksäcken und nassen Schuhen. Ich frage den Hüttenwirt, ob es eine Möglichkeit gibt in der Hütte irgendwo auf dem Boden zu schlafen, was er nicht gut heißt, mir aber ein Zeitfenster bist 3.30 Uhr gibt, da dass erste Frühstück um diese Uhrzeit serviert wird. Anne und ich entscheiden uns dann doch noch unsere Zelte auf einer flachen Ebene neben andere aufzustellen. Nochmal zurück zur Hütte, um den Rest zu holen und im Dunkeln geht es dann schlafen.
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