• Ohne Weg durch den Sturm

    July 19 in France ⋅ ☁️ 24 °C

    Mal wieder ein toller Verbindungsweg, bei dem wir einer Linie auf der Karte folgen, dabei aber über eine fasst spurlose Wiese laufen oder einen steilen Berghang hochsteigen. An sich schon mühseelig, aber dazu kommt dann noch ein starker Wind und später ein eiskalter Regen.

    Es geht ein wunderschönes kleines Tal mit Steilhängen entlang, bis es am Ende stark ansteigt. Von weitem sehe ich schon die dunklen Wolken wie sie stetig näher kommen und die Berge in einer Regenwand fasst verschwinden. Nach den ersten Tropfen das Regencape drüber gezogen und schon kurz darauf ein fieser Hagelschauer. Ohne zu zögern steigen wir weiter den Berg hoch und laufen durch klatschnasse Wiesen. Ein Stück laufe ich am Hang entlang auf einen Pass zu, um festzustellen, dass der Weg irgendwo die Wiese hoch ging. Ich renne Anne entgegen und entscheide mich quer über die Wiese zurück zum Weg zu gehen. Die Schuhe durch die nasse Wiese komplett durchtränkt, aber immerhin hat der Regen aufgehört. Bei einer geeigneten Stelle legen wir eine kleine Frühstückspause ein und weit in der Ferne ist schon die nächste Regenfront im Anmarsch.

    Weiter über die Wiese komme ich irgendwann auf die in Karte angezeigt Linie, aber einen Weg finde ich nicht. Also weiter der Wiese bergauf folgen und immer wiedee schauen, dass wir nicht allzuweit von der Linie abkommen. Nachdem die Wiese aufhört, geht es in ein steiles Geröllfeld über, in dem ich versuche, Spuren zu folgen, die sich immer wieder verlieren. Keine Anzeichen eines Weges. Ich laufe im Zickzack steil weiter hoch und rüber zu einer Felskante, über der das Geröllfeld flacher wird und leichter bis zum Pass ansteigt. Der Wind bringt mich derweil immer wieder aus dem Gleichgewicht.

    Eine schöne Aussicht mit einer spannenden Wolkenkulisse. Der Wind ist so stark, dass wir schnell uns dem Abstieg widmen und dabei kleine Steinhäufchen ein bisschen den Weg weisen. Nur in der Seitenmuräne des Gletschers, zu dem der Weg führen soll, gibt es keinen Weg und ich suche mal wieder irgend eine Route zwischen Felsen und Geröll. Der Wind nimmt weiter zu und ein kaltee Schneeregen kommt dazu, der es unerträglich macht dagegen zu laufen. Alles wird durch das Regencape nass, was mir lautstark um die Ohren flackert. Ein kurzer Blick auf den Gletscher und weiter geht die Pfadfinderei. Da stehe ich vor dem ersten Gletscherbach, der vor mir über Felsen wenige Meter runter rauscht. Hier schonmal nicht, aber auch sonst keine trockene Möglichkeit, darüber zu kommen. Also etwas weiter aufwärts geht es durch die Strömung. Die Schuhe sind eh schon ganz nass, wobei die Kälte sehr unangenehm ist.

    Kurze Zeit später der zweite Bach, über den es auch keinen anderen Weg gibt, als durchzulaufen. Nochmal bisschen hoch und dann runter zu den Seen, wo sich hinter dem zweiten See eine Berghütte versteckt. Der Regen lässt nach, wie wir bei dem ersten See vorbeilaufen und hört dann ganz auf, wie wir am zweiten See ankommen. Dennoch ist der Weg vom Regenwasser so oft und großflächig überspült, dass ich einfach durchs Wasser laufe. An der Hütte freuen wir uns auf den warmen trockenen Aufenthaltsraum, wobei wir in einem Teil sitzen, der gar nicht mal so warm ist. Jemand zupft ein bisschen auf einer Gitarre und ich höre einige deutsche Stimmen aus dem Nachbarraum, wobei ich mich nicht zu erkennen gebe. Wir genießen unser Mittagessen und während Anne in das Hexatrekbuch der Hütte etwas schreibt, entdecke ich ein e-Piano. Das erste Mal auf dem HT, dass ich ein Klavier zum Spielen finde. Mit noch etwas kalten Hände spiele ich ein paar Stücke und bekomme zum Schluss großen Applaus.

    Danach traut sich auch noch jemand, wobei Anne und icb uns weiter auf den Weg machen. Auf einem Schild steht 200m und 10min zu einem Pass überhalb von uns. Ich nehme mein Handy raus und starte nachdem ich das Schild berühre die Stoppuhr. Knapp über 2min bin ich am Schild des Passes. Also die Zeitangabe ist schon weit daneben. Ich bekomme zwar kaum Luft und muss husten, aber ich finde die sollten die Angaben nochmal gegenchecken. Nun fasst nur noch bergab am Croix de Fer Pass vorbei weiter bis zum Glandon Pass. Dort versuchen wir zu Trampen, wobei einerseits kaum Autos hier lang kommen und andererseits diese voll sind oder hier übernachten. Nach einer Stunde wissen, wir, dass wir es nicht mehr rechtzeitig zum Supermarkt schaffen. Erst durch eine riesige Schafherde, die über die Straße rennt, hält ein Auto an, was uns dann bis zum Campingplatz fährt.

    Dort genießen wir eine warme Dusche, Wäsche waschen und Tische mit Bänken zum Essen, wobei der zugewiesene Platz fürs Zelt viel zu steinig ist und wir uns einen eigenen Platz raussuchen, bei dem die Heringe dennoch kaum in den Boden gehen. Im Dunkeln gibt es das Abendessen und mit dem guten Wissen Ausschlafen zu können, geht es in den Schlafsack.
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