• Wetter in den Bergen

    July 28 in France ⋅ ☁️ 11 °C

    Da schaut man jede 15 Minuten auf den Wetterbericht und jedes Mal steht was anderes da. Noch einmal Regen und dann teilweise bewölkt. Eine halbe Stunde später genau das gleiche und so über Stunden.

    Morgens in einer Wind und Regenpause überwinde ich mich zum Losgehen. Bergauf zur ersten Liftstation und weiter zur nächsten. In der Wolke sehe ich kaum, wo mein Weg lang führt und ich checke immer wieder auf der Karte nach. An tropfenden Felsen halte ich für eine Weile, da ich nicht weiß, wann die nächste Wasserquelle kommt. Leider passiert es häufiger, dass markierte Quellen versiegt sind oder abgeleitet werden und ich kein Wasser bekomme. Diesmal habe ich aber Glück und stoße wenig später auf eine Quelle, die aus dem Felsen entspringt.

    Ein wenig auf und ab und schon bin ich auf einer Alternativroute des HT. Der Weg folgt dem Vercor Hauptkamm und anschließend ein Stück am Berg entlang. Ich suche Schutz vor Wind und Regen bei einem kleinen Häusschen kurz bevor es auf den Grat geht. Aufgrund des starken Windes und des leichten Regens, der sich aber stark anfühlt, entscheide ich mich direkt auf die andere, windgeschützte Seite abzusteigen und am Berg entlang zulaufen. Eine großköpfige Pflanzenart bringt mich dafür um die Nerven. Die wachsen über den Weg und verhaken sich in meinem Regencape. Zudem übertragen die mir Unmengen an Wasser, wodurch sich meine Hose gleich fünfmal so schwer anfühlt.

    Nach einer gefühlten Ewigkeit im Nassen erreiche ich um 11 Uhr eine Hütte, wo ich mich erstmal in trockene Kleidung umziehe. Es gibt einen Holzofen, wobei ich nicht verstehe, wie ich diesen öffnen kann. Nach 1 1/2 h kommen drei junge Männer, die vergeblich versuchen, den Ofen anzumachen. Erst wie ein Wanderpaar erscheint und der Mann mit Zündhölzern den Ofen anheizt, wird es warm in der Hütte. Das Paar verlässt kurz darauf wieder die Hütte und ich erzähle mit den Männern, die mich fragen, welche Berge schöner sind, die in Deutschland oder Frankreich. Natürlich die in Deutschland, aber das ist auch sehr subjekiv. Wer Gletscher und viel Schnee auch im Sommer bevorzugt, wird in Deutschland mittlerweile kaum noch fündig.

    Gegen 16 Uhr gehen die drei Männer, wobei sie nach wenigen Sekunden kurz nochmal reinkommen, um ihren Regenschutz anzuziehen. Laut dem Wetterbericht soll es um 16 Uhr aufhören, aber es fängt stattdessen wieder an. So geht es bis 18 Uhr weiter, dass ich sehe, es soll noch einmal in einer Stunde regnen und dann ist trocken. Der Wetterbericht ändert sich jede viertel Stunde und immer wird neuer Regen angekündigt, der vorher nicht angesagt war. Über 6 h verbringe ich in der Hütte und esse dabei fasst alle m&ms auf. Da ich Anne am nächsten Tag einholen möchte und mindestens noch über die nächste Spitze kommen will, um eine Chance zu haben, starte ich mit dem Wissen, das es wahrscheinlich regnen wird und der Weg bei Regen laut App besonders schwierig ist.

    Mir bläst der Wind um die Ohren und dunkle Wolken ziehen an mir vorüber.
    Kurz bevor ich zum Pass hochgehe, sorgt die nasse Wiese dafür, dass meine Hose und Schuhe nochmal in Wasser getränkt sind. Mental eine Herausforderung, wenn man sowieso schon in nassen Sachen losläuft und dann der Weg einen durch tiefes Gras schickt. Immerhin kein Regen und um 21:07 Uhr stehe ich auf dem Ville Pass (1925m). Auf dem Weg über den Kamm gibt es eine kleine Senke, in der der Wind durchrauscht und ich echt nicht mit den Leuten in ihren Zelten hier tauschen möchte. Nun steil den Grashang auf der windgeschützten Seite entlang. Aufgrund der Wolke sehe ich die Spitze nicht und wundere mich immer wieder, wenn es noch weiter den Hang hochgeht, ohne das ein Ende in Sicht ist. Nach unter einer halben Stunde erreiche ich um 21:35 Uhr die Spitze des Grand Veymont (2341m), wobei eine Wolke festhängt. Dementsprechend mache ich mich auf zum Abstieg und erreiche das Plateau um kurz nach 22 Uhr. Ja, ein Teil des Abstiegs springe/renne ich im Halbdunkeln runter.

    Das letzte Stück zur Hütte mit nur leichtem auf und ab und einem einfachen Wanderweg durch die Dunkelheit erreiche ich diese 10min später. Mit lautem Knarzen öffne ich die Türe und sehe dutzende Rucksäcke auf dem Boden stehen. 3 Personen schlafen drinnen in den vorgesehenen Kabinen und der Rest wohl in den Zelten, die um die Hütte stehen. Ich lege mich möglichst schnell und geräuschlos unter den Tisch, da ich sonst im Weg liegen würde. Meine Beine ragen dennoch weit über die Tischkante hinaus, während sie von den Tischbeinen eingeklemmt werden. Nachts setzt sich eine Person mit Isomatte als Rückenpolster auf die Bank direkt über mir. Ansonsten knarzt die Tür immer wieder durch den Wind und ich weiß nicht, wie man diese befestigt.
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