• Halfwaypoint Hexatrek

    August 1 in France ⋅ ☀️ 28 °C

    Nach +-1517km erreiche ich die Hälfte des Hexatreks, was ein schöner Grund zum Feiern und sich selbst etwas Gutes zu tun ist. So gibt es jeden Tag, ja sogar jeden Moment genug Gründe, sich selbst oder andere zu beschenken. Ob mit materiellen und nicht materiellen Geschenken, eine kleine Aufmerksamkeit, ein Moment der Dankbarkeit, der Wertschätzung und vieles mehr, was ein jeden Moment mit possitiver Energie füllen kann.

    Wie wir uns zum Losgehen vorbereiten, erreicht uns ein HT Wanderer, den ich an den Robert Seen kennengelernt habe. Da er es nicht eilig hat, wartet er auf uns und wir starten den Tag zu dritt. Als erstes suchen wir die nächste Wasserquelle, wobei uns auf dem Weg ein Hund ablenkt und wir einen Abzweig verpassen. An einer Kirche mit Friedhof finden wir einen Wasserhahn und ein schattiges Plätzchen für das Frühstück. Das nächste Ziel, der Ort Dieulefit, von dem wir von einem Trail Angel gehört haben, da es eine Eisdiele geben soll, bei der es die Herausforderung gibt, so viele Kugeln Eis wie möglich zu essen.

    Im Ort angekommen treffen wir uns bei der ersten Toilette, um uns von dort zur Eisdiele durch die Menschenmengen zu kämpfen. Dort stellen wir fest, dass es diese Herausforderung gar nicht gibt und lediglich eine Person vor 2 Jahren 30 Kugeln Eis gegessen hat, was sich herum spricht. Etwas enttäuscht nehmen wir jeweils 3 Kugeln Eis, die dennoch sehr lecker schmecken. Für mich Café, Marrone und Joghurt. Nach dem Einkauf suchen wir uns einen schattigen Tisch in einem kleinen Park aus, wo wir diesen wie immer umpacken und mit der Magic Jar rumexperimentieren. In der Mitte befindet sich ein Stromkasten mit Anschlüssen, die leider nicht funktionieren. Bei der öffentlichen Toilette in der Nähe finde ich leider nichts. Immerhin die Powerbank kann ich mit dem Solarmodul aufladen.

    Heute als Spezialaufgabe, den Innenschlafsack von Anne auf andere Weise weiter verwenden. Geplant ist ein Stück für das Loch in meinem Handschuh und eine neue Bekleidung für den Kiwi, die mir bei der turbulenten Aufholjagt verloren ging. Zudem war ein Kleid oder kurze Hosen für mich die Überlegung, wobei es dafür doch mehr Expertise benötigen würde. Ich schneide mir ein kleines grünes Stück heraus und verwende die Fäden, die Anne beim Löcher flicken eingenäht hat. Erst stelle ich mich ziemlich dämlich an und weiß garnicht, wie ich anfangen soll. Beim Handschuh gebe ich mir keine Mühe, da der Faden begrenzt ist und es vor allem als Übergangslösung dienen soll. Für den Kiwi schneide ich mir einen Umhang zurecht und benutze die Naht für eine Schleife. Beim Umhang nähe ich zudem einen verstärkten Kragen mehrlagig zusammen. Dazu noch ein glitzerndes Haargummi und das Outfit ist vollendet.

    Der HT führt uns auf die letzte Spitze des dritten Abschnittes, dem Mont Rachas (898m), von woaus wir einen schönen Blick über das Rhône Tal haben. Der Abstieg etwas steiler über viele lose Steine zieht sich entsprechend länger, wobei wir dennoch im Hellen bei einem Friedhof ankommen. Dort treffen wir auf einen netten Herrn mit seinem Camper, der uns bittet, den Platz wieder sauber zu hinterlassen, da hier wohl öfters Wandernde übernachten und nicht immer sich so verhalten, dass man einen Ort ohne Spuren hinterlässt. Eine Grasfläche, Wasser und Ruhe, perfekt für ein Zuhause für die Nacht.

    Da wir wussten, dass wir kurz vorher die Hälfte des HTs erreichen, haben wir in Dieulefit eine kleine Flasche Rotwein gekauft, die Anne getragen hat und mit der wir jetzt diesen Moment feiern. Wir fühlen uns wie zwei Teenager, die sich das erste Mal betrinken und das auf einem Friedhof. Mit einem leichten Alkoholpegel lässt es sich dann auch gut Schlafen.
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