• Der Atlantik greifbar nah

    30 de setembro, França ⋅ ☁️ 18 °C

    Seit Beginn ist es klar, dass der Atlantik an der spanischen Grenze das Ende dieses Fernwanderweges ist. Vor ein paar Tagen schien dieser noch ewig weit weg, aber heute breitet sich diese perfekte Horizontlinie immer weiter im Blickfeld aus.

    Mein Magen meldet sich wieder und hält mich die halbe Nacht wach. Morgens wache ich mit schmerzendem Bauch auf und versuche mich im Zelt erstmal hinzusetzen. Ich hab mich wohl zu früh gefreut und gestern zu viel gegessen, weshalb ich nun die Retourkutsche bekomme. Im Dunkeln packen wir zusammen und starten mit dem ersten Tageslicht. Der erste Mann, dem ich begegne, frägt mich, ob bei einer Schafsherde hinter mir ein Herdenschutzhund dabei ist, da diese hinter uns herkommt, wobei ich keinen Hund gesehen habe. Der Weg bringt uns an die spanische Grenze vorbei an einem Bauernhof, wo ein Pfau sich durch seine Laute bemerkbar macht. Der Gockelhahn und auch die Hunde stimmen mit ein und geben uns ein tierisches Konzert. Im folgenden Stück überraschen mich immer wieder Ponys, die sich im hohen Gebüsch im Hang aufhalten. Die hier im baskenland typischen Pottok-Ponys sind entsprechend klein und dürfen in begrenzten Bereichen auf den Bergen frei umher laufen. Nach dem nächsten Sattel geht es einen Bergkamm runter, wo ich an einer Hütte Wasser auffülle und wir bei der nächsten Hütte frühstücken. Eine mit Wasserhahn, Elektrizität und einer normalen Toilette ausgestattet, bietet einen super Ort zum Feiern auf dem Berg.

    Nach einem kleinen Anstieg geht es runter nach Ainhoa, ein traditionel baskisches Dorf. Weiße Häuser mit roten Dächern und roten Fensterläden. Wir wollen bei einem kleinen Laden schauen, ob es Schonkost für mich gibt, aber dieser hat um kurz nach Mittag nicht geöffnet. Also weiter nach Sare, wo es einen größeren Supermarkt gibt. Auf dem Weg geht es durch eine kleine Hügellandschaft, wo der größte Höhenunterschied weniger als 100m beträgt. Eine Weile folgen wir einem Fluss und ich laufe etwas langsamer, damit Anne aufholen kann. In dem Moment, in dem Anne mich einholt, bekomme ich einen Schlag auf den Kopf und bin kurz verwirrt. Da hat mich eine Eichel erwischt und bei den großen Eichen bekommen die eine Fallgeschwindigkeit, bei der das schon für den Augenblick schmerzt.

    In Sare müssen wir feststellen, dass die Mittagspause des Supermarktes bis 16 Uhr geht und wir eine Stunde warten müssen. Wir setzen uns auf einen Spielplatz und Anne genießt ihr Mittagessen, während ich halb vor mich hindöse. Mit der Kirchturmglocke wachen wir beide auf und packen zusammen, um uns beim Supermarkt zu versorgen. Eine Weile sitzen wir nebendran und genießen nun beide eine Mahlzeit. Für mich mehr Schonkost, wobei ich mir einen Löffel Eis dennoch erlaube. Zum Abschluss des Tages steigen wir ein Tal hinauf, an dessen Ende wir Schienen einer Zahnradbahn überqueren und 1km später an eine kleine Schutzhütte kommen. Neben der Hütte geht es wenige Meter auf einen Felsen, von wo aus man die französische Küstenlinie weit überblicken kann. Hendaye versteckt sich noch hinter kleinen Bergen, aber es scheint nur ein Tagesmarsch entfernt zu sein, zumindest sind es weniger als 25km bis zum Ende des HTs. Nach dem Abendessen geht es frühzeitig in den Schlafsack, um möglichst früh den letzten Tag zu beginnen.
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