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  • Day 164

    Swakopmund

    July 20, 2022 in Namibia ⋅ ☀️ 16 °C

    Nach dem schönen Naturerlebnis in der Wüste geht es heute in die Kleinstadt Swakopmund, die wir nach einer tollen Fahrt zwischen der Atlantikküste und den Dünen der Wüste erreichen.
    Swakopmund ist die Hauptstadt der Erongo-Region und hat etwa 34.000 Einwohner.
    Die Geschichte der Stadt beginnt auch hier mit der Landung des portugiesischen Seefahrers Bartholomew Diaz am Cape Cross, etwas nördlich der Stadt im Jahr 1487, wo er ein Steinkreuz errichtete. Viel später, im Jahr 1862 hisste die Besatzung eines deutschen Kanonenboots die deutsche Flagge an der Mündung des Swakop-Flusses, um die Besetzung der Gebiete zu signalisieren.
    Ein weiteres Kanonenboot markierte im August 1892 mit Pfählen den möglichen Landeplatz. Mit diesem hoheitlichen Akt wurde den Engländern, die den Hafen von Walvis Bay 30 km weiter südlich besetzten, die Besetzung dieses Küstengebietes durch das Deutsche Reich demonstriert. Den deutschen Einfluss erkennt man auch heute noch wie so oft in Namibia, an den zahlreichen deutschen Straßennamen, Lokalen und Geschäften.

    Geografisch liegt Swakopmund inmitten von Dünen der Namib Wüste nahe der Mündung des Swakop River. Während der Kolonialzeit war Swakopmund ein wichtiger Hafen, allerdings waren die Bedingungen nicht wirklich günstig: Das Küstenwasser war viel zu flach, eine geschützte Lagune fehlte und die Brandung war viel zu stark. Außerdem war der Hafen von Lüderitz zu weit entfernt und der nahe gelegene Hafen von Walvis Bay unter britischer Besatzung. Da das Ausschiffen von Siedlern und Truppen auf Brandungsbooten ein lebensgefährliches Unterfangen war, wurde mit sehr hohen Kosten ein künstlicher Hafen angelegt und ab 1894 unter Führung einer Reederei in Hamburg ein regelmäßiger Güterverkehr aufgenommen. Zunächst wurde 1902 ein 325 Meter langer, hölzerner Steg gebaut, der 1912 durch einen eisernen ersetzt wurde. Die komplette Versorgung der Kolonie wurde über Swakopmund abgewickelt. Die Überreste dieses sog. Jetty sind noch heute zu sehen.

    Heute dient Swakopmund hauptsächlich als Ferienort und ist somit von touristischer Bedeutung. Viele südafrikanische und namibische Rentner lassen sich hier nieder, es gibt schicke Strandhäuser und auch sonst wirkt die Stadt sehr wohlhabend. Während der Kolonialzeit wurde Swakopmund als „Deutschlands südlichster Küstenort“ bezeichnet, obwohl die Wassertemperaturen aufgrund der kalten Benguela-Strömung des Atlantiks kaum über 20 °C anstiegen.

    Wir nutzen den ersten Tag für einen kleinen Spaziergang durch die noch im Nebel liegende Stadt, essen hervorragende, frische Fischbrötchen, gönnen uns mittags eine Schwarzwälder Kirschtorte und schauen den Fischerboten an der Küste zu.

    Anschließend fahren wir nach Walvis Bay (Walfischbucht). Wegen der reichen Wal- und Fischvorkommen fand die Bucht seit dem frühen 18. Jahrhundert bei europäischen und nordamerikanischen Fischern Interesse und wurde 1795 durch die Besatzung des britischen Kriegsschiffs Star annektiert. Sie ist heute die drittgrößte Stadt des Landes und die mit Abstand am dichtesten besiedelte.

    Die Stadt selber interessiert uns aber weniger, als die über 5000 Jahre alte Lagune nahe der Stadt, die als älteste Lagune Namibias gilt und ein international bekanntes Vogelschutzgebiet mit dem bedeutendsten Wattbereich im südlichen Afrika ist. Sie bietet bis zu 160.000 Vögeln Schutz und für über 200.000 Seeschwalben Nahrung bei ihren Zügen von und zu antarktischen Regionen. Über 80 % aller Flamingos im südlichen Afrika ernähren sich aus dieser Lagune.
    Und diesen schauen wir hier einige Zeit bei ihrem etwas lustig aussehenden Treiben zu, bevor wir anschließend noch ein Stück weiter zum sogenannten Pink Lake fahren.
    Da die Küstenstadt Walvis Bay über riesige Salzvorkommen in den Küstengebieten verfügt und 90% des in Subsahara-Afrika produzierten Salzes produziert, entwickeln sich in der Region große rosafarbene Seen mit hohem Salzgehalt. Die Seen sind auch deshalb pink/rot/rosa, da sie von Mikroorganismen bewohnt sind, die im Rahmen ihrer Photosynthese die rötlich-rosa Substanz Beta-Carotin freisetzen. Dieses riesige Becken sieht wirklich verrückt aus, die Sonne scheint optimal und lässt vor uns das Wasser fast dunkelrot leuchten, während am Ufer riesige Salzkristalle und -platten funkeln. Man kann wohl sogar ohne Probleme in diesen Becken schwimmen, es müsste ein ähnliches Gefühl wie im Toten Meer sein, allerdings ist es momentan nicht warm genug 😜.

    Den nächsten Tag verbringen wir mit einer kleinen Rundfahrt in der Umgebung, hier gibt es nämlich so einiges zu sehen.

    Der erste Stopp ist eine Gegend, in der die Welwitschia Pflanze (genauer: Welwitschia mirabilis) vorkommt. Sie ist die einzige Art der Gattung Welwitschia in der Familie der Welwitschiagewächse, die bereits vor 112 Millionen Jahren auf der Erde wuchsen und daher manchmal auch als „lebendes Fossil“ bezeichnet wird.
    Laut einschlägigen Nachschlagewerken wurde die Pflanze 1859 von dem österreichischen Botaniker Friedrich Welwitsch in Angola „entdeckt“ und nach ihm benannt. Natürlich kannte die lokale Bevölkerung diese Pflanze schon viel länger und hatte sie entsprechend benannt. In Angola heißt sie n’tumbo (Stumpf), die Herero nennen sie onyanga (Wüstenzwiebel) und auf Afrikaans heißt sie „twee-blaar-kanniedood“ (zwei Blätter können nicht sterben). Die Afrikaaner waren kluge Leute, denn dieser Name beschreibt zwei charakteristische Eigenschaften der Welwitschia: ihre Beständigkeit als Wüstenpflanze und die Tatsache, dass sie nur zwei Blätter hat. Diese beiden Blätter wachsen kontinuierlich, aber langsam und geben, da sie mit zunehmendem Alter zerrissen werden, mehrere Blätter oder gar einen ganzen Blätterhaufen vor. Mit der Zeit zersplittern diese Blätter auch an ihren Spitzen, wenn der Wind, die Hufe von Antilopen und anderen Welwitschia-Fressern und einigen unbeobachteten Touristen ihren Tribut fordern.
    Die Welwitschia findet sich im Wappen von Swakopmund und der Kunene-Region, was aufgrund ihres häufigen Vorkommens in dieser Gegend verständlich ist. Wenn es eine Pflanze aber sogar in das Staatswappen von Namibia schafft, muss es eine sehr wichtige und eine sehr schöne sein, sollte man meinen. Allerdings sieht sie eher aus, als wäre sie gerade von einem Dutzend Geländewagen überfahren worden. Allerdings steht sie durch ihre besondere Eigenschaften für Ausdauer, Überleben in feindlicher Umgebung und für das Durchhalten allen Widrigkeiten zum Trotz.
    Und so fahren wir zu einigen der berühmtesten Exemplare, die auf mindestens 1000 Jahre geschätzt werden. Viele der Pflanzen sind mit einem Kreis aus Steinen umgeben, um zu verhindern, dass Touristen zu nahe kommen und das zerbrechliche Wurzelgeflecht zerstören.

    Nach diesem botanischen Ausflug geht es zur nächsten Sehenswürdigkeit, der sog. Bull’s Party. Der Weg dorthin führt uns durch eine völlig surreal wirkende Landschaft, die passender Weise auch Moon Landscape genannt wird und vor zwei Millionen Jahren ein Hochgebirge war, das durch die Einwirkungen des Swakop-Flusses erodiert wurde.

    Als Bull’s Party werden einige Granitfelsen Namibias genannt, die sich auf dem Land der kleinen Farm Ameib befinden. Die Formationen der Bull‘s Party sind das Ergebnis von Jahrmillionen langen Erosionsprozessen, die den Granit, ein sehr hartes, aber auch sehr poröses Gestein, geformt haben. Granit ist ein unter der Erdoberfläche erkaltetes Magma, das vor etwa 110 – 130 Millionen Jahren durch massive vulkanische Aktivität in diesem Gebiet entstanden ist.
    Als die Blöcke durch Erosion der Erdoberfläche schließlich an der Oberfläche freigelegt wurden, wurden sie durch die extremen Schwankungen der Nacht- und Tagestemperaturen weiter geformt. Durch diese Temperaturverwitterung platzen die äußeren Schichten der zahlreichen Blöcke ab und runden über Jahrmillionen quadratische Blöcke ab, bis fast runde Felsbrocken entstehen, die ins Tal rollen und Orte wie die fotogene Bull’s Party bilden konnten.

    Die drei größten und allein stehenden Brocken sind riesig und es ist ein etwas seltsames Gefühl, sich „unter“ sie zu stellen, scheinen sie doch nur noch an einer minimalen Stelle auf dem Boden zu stehen und jederzeit umkippen zu können. Aber sie halten zum Glück und wir können ein paar schöne Schnappschüsse machen 😅.
    Außerdem kann man von hier noch eine weitere schöne Felsformation entdecken, den Elephant’s Head, der wohl keiner weiteren Erläuterung bedarf.

    Als wir uns auf den Rückweg machen, stecken wir plötzlich in einer Mulde auf dem Weg im tiefen Sand fest und es geht nichts mehr. Wir sind, wie immer optimal ausgerüstet und versuchen mit den Händen so viel Sand als möglich unter dem Auto wegzuschaufeln. Aber es genügt nicht. Das Auto sitzt in der Mitte auf und alles schieben und drücken hilft nichts. Nach kurzer Zeit kommt ein Geländewagen mit deutschen Touristen vorbei, die uns versuchen zu helfen. Aber auch hier hilft ohne Abschleppseil oder einer Schaufel nichts. Der Vater der Familie ist aber zum Glück so nett und fährt Manu die 2 km zurück zum Farmhaus, damit er dort um Hilfe bitten kann. Nach einer knappen halben Stunde kommt er mit der Farmbesitzerin und zwei Arbeitern zurück, die mit einer Schaufel ausgestattet das Auto schnell freigeschaufelt bekommen und wir uns nach einem letzten Anschieben und ein wenig Trinkgeld herzlich bedankend verabschieden.

    Der letzte Stopp ist die Spitzkoppe (auch Spitzkuppe, Spitzkopje oder Spitskopje), ein Inselberg mit 1728 m Höhe, der seine Umgebung 700 Meter überragt. Aufgrund ihrer markanten Form wird sie auch als das „Matterhorn Namibias“ bezeichnet und gehört zu den meistfotografierten Bergen des Landes.

    Pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit kommen wir zurück nach Swakopmund und genießen noch ein super leckeres Wildsteak, bevor es zurück in die Unterkunft geht.
    In der Zwischenzeit hat auch hier die Besitzerin unserer Unterkunft mit dem Flughafen telefoniert und am nächsten Morgen bekommen wir endlich die erlösende Nachricht, dass unser Campingequipment angekommen ist 🥳🥳. Wir sind ihr so dankbar und können nun endlich, zwei Wochen nach unserer Ankunft in Namibia doch noch campen. Und so machen wir uns am Morgen auf den Weg nach Windhoek, allerdings nicht ohne einen kleinen Zwischenstopp bei der größten Seerobbenkolonie Namibias, dem Cape Cross Seal Reserve. Das Robbenreservat ist nur eine von 24 Kolonien an der südwestafrikanischen Küste. Insgesamt schätzt man das Robbenvorkommen an der ganzen namibischen Küste auf 650.000 Tiere.
    Zwischen 80.000 und 100.000 Zwergpelzrobben, auch Ohrenrobben genannt, tummeln sich am Cape Cross auf den Felsen – was für uns nicht nur ein außergewöhnlicher Anblick ist, sondern auch extremen Gestank und Lärm mit sich bringt. Aber trotz des Geruches, an den man sich auch relativ schnell gewöhnt, macht es unglaublich Spaß, den Robben zuzusehen. Die meisten liegen ziemlich faul herum und tuen eigentlich gar nichts, während dazwischen immer wieder kleine Grüppchen ins Wasser watscheln oder Kämpfe austragen.

    Die nördliche Atlantikküste Namibias wird auch als Skelettküste bezeichnet, die von Swakopmund bis zum Kunene, dem Grenzfluss zum nördlich gelegenen Angola reicht. Der heute übliche Name „Skeleton Coast“ wurde von dem Schriftsteller John Henry Marsh erfunden; er verwendete ihn als Titel seines 1944 erschienenen Buches über die MV Dunedin Star, die 1941 vor dem Küstenabschnitt sank. Zuvor hatten San diesen als „das Land, das Gott im Zorn erschuf“ und portugiesische Seeleute als „Tor der Hölle“ bezeichnet. Entlang der Küste legen hunderte von Schiffswracks in Ufernähe und am Strand davon Zeugnis ab.
    Die Schiffbrüchigen, die sich noch von den an der Küste zerschellten oder gestrandeten Wracks hatten retten können, hatten in der unbesiedelten, extrem trockenen Küstenwüste keine Überlebenschance und verdursteten. Der Name bezieht sich daher sowohl auf die Schiffs-„Skelette“, die echten Skelette der Gestrandeten, aber auch auf die zahlreichen Gerippe von an Land gespülten Walen. Ein solches Schiffswrack bekommen wir auf dem Weg auch zu sehen, es sieht wirklich etwas gruselig aus, wie es dort in den Wellen des Atlantiks steht und nur noch von Vögeln bewohnt wird.

    Auf dem Weg zum Flughafen wird Manu dann noch von der Polizei „geblitzt“ und rausgewunken. Bei erlaubten 120 km/h, raste er mit 127 km/h Richtung Windhoek, heißt umgerechnet ca. 60 € 😨. Wie wir in Peru aber gelernt haben, fragen wir erst mal nach der Möglichkeit mit Karte zu zahlen. Als dies verneint wurde, haben wir leider nur 20 € in Bar dabei, was den netten Beamten auch reicht 😅🙈🤣. Wir vermuten, sie teilen das fair untereinander auf und das Knöllchen verschwindet im Müll 😅. Nach ein paar Stunden kommen wir dann am Flughafen Windhoek an und sehen unser Gepäckstück schon von Weitem, während vor dem Gepäckschalter wieder mal eine lange Schlange angekommener Touristen steht, die ihr Gepäck vermissen. Wir haben nun keine Lust, noch mehr Zeit hier zu verbringen, nehmen kurzerhand unser Gepäck und fahren los, ohne die unmotivierten Mitarbeiter noch einmal darüber zu informieren.
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