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  • Tag 169

    Etosha Nationalpark

    25. Juli 2022 in Namibia ⋅ ☀️ 28 °C

    Nach einer Nacht mit unserem endlich wiedergefundenen Gepäck in Windhoek, geht es am Montag in Richtung Etosha Nationalpark. Wir verbringen die erste Nacht noch auf einem schönen, günstigen und wenig besuchten Campingplatz außerhalb des Parks und bauen erst mal unser gar nicht so kleines Zelt auf, schmeißen das Lagerfeuer an und freuen uns riesig, endlich in Namibia Zelten zu können.
    Gerade für den Etosha Nationalpark ist das sehr hilfreich für die Reisekasse, denn neben dem Eintritt von umgerechnet 20 € für uns beide plus Auto pro Tag, sind die sechs Campsites im Park zwar immer noch deutlich überteuert, die Lodges in und um den Nationalpark (wie schon in der Namib Wüste) aber einfach unverschämt teuer.

    Der Etosha Nationalpark wurde 1907 vom Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika (wie Namibia damals hieß), Dr. F. von Lindqvist zum nationalen Wildreservat erklärte. Das Reservat umfasste über 100.000 Quadratkilometer Territorium, erstreckte sich teilweise bis nach Westen bis zur Skelettküste und machte es damit zum größten Wildreservat der Welt. Aber nach verschiedenen umstrittenen Neukonfigurationen der Grenzen und politischen Verschiebungen im Laufe der Jahre wurde der Park 1970 auf seine derzeitige Größe von etwas mehr als (aber immer noch) 20.000 Quadratkilometer reduziert. Daher lohnt es sich einige Tage im Park zu übernachten und so lange Anfahrtswege zu sparen und das schöne Morgen- oder Abendlicht betrachten zu können.

    In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren wurde ein Großteil der Wildtiere im Park entweder durch schwere Dürre ausgelöscht oder nachdem sie ins Kreuzfeuer des sogenannten Grenzkrieges geraten waren, der damals Namibia, Südafrika und Angola erfasste. Dank vieler Naturschutzbemühungen konnte die Anzahl der wertvollsten und gefährdetsten Tiere des Parks in den letzten Jahren wieder erhöht werden und heute ist der Etosha Nationaltag wieder einer der besten Orte der Welt, um Afrikas einzigartige Tierwelt zu beobachten.
    Der Park lässt sich auf meist guten Schotterpisten befahren, die an zahlreichen natürlichen und künstlichen Wasserstellen vorbeiführen. Gerade jetzt in der Trockenzeit hat man eine gute Chance, dort die zahlreichen Tiere zu beobachten.

    Wir starten am Gate ganz im Osten des Parkes, wo das Auto erst einmal nach Plastiktüten „durchsucht“ wird. Diese sind im Park nicht erlaubt, da sie durch Menschenhand immer wieder in die Natur geraten und die Tiere gefährden 🙄. Nach der Registrierung dürfen wir dann endlich hinein und wir glotzen wie verrückt in alle Richtungen, während wir langsam weiter rollen. Und nach nicht einmal fünf Minuten rufe ich „Elephant“ und nur wenige Meter vor uns steht ein riesiges Exemplar der Dickhäuter an einer Wasserstelle und stillt in aller Ruhe seinen Durst.

    Ok, dass das so schnell geht, haben wir nun nicht erwartet und bleiben hier eine ganze Weile ruhig stehen und beobachten einfach fasziniert dieses schöne Tier, bis es keinen Durst mehr hat und gemächlich in den Büschen verschwindet. Wir machen uns weiter auf den Weg zu unserem ersten Camp, wo wir erst einmal unser Zelt aufbauen, bevor wir den Mittag mit einer kleinen Safari-Runde im nordöstlichen Teil des Parks verbringen. Und wir werden nicht enttäuscht. Zahlreiche Zebras, Gnus, Antilopen und Strauße kreuzen in Herden oder alleine unseren Weg, ein wahnsinnig schöner, bunter kleiner Vogel sitzt neben uns im Baum dann plötzlich sehen wir in der Ferne eine Herde Giraffen 😍. Sie kommen sogar in unsere Richtung und wir können sie dabei beobachten, wie sie direkt vor unserem
    Auto elegant die Straße überqueren. Nach dem wir nun schon völlig begeistert sind, wie viele Tiere uns schon in den ersten Stunden begegnet sind, gesellt sich auch noch ein Elephant zu den Giraffen und posiert förmlich für uns.

    Nach dieser überwältigenden Erfahrung fahren wir zurück zu unserem Camp und sitzen mit einem breiten Grinsen am Lagerfeuer.
    Der Campingplatz ist mittlerweile ganz schön voll und wir beobachten etwas amüsiert und teilweise schockiert riesige Safari-Busse, die hier Touristen im kompletten Safari-Outfit inklusive Hut ausladen, die auf die Fertigstellung des Abendessens und das Aufbauen der Zelte durch ihre Guides warten.
    Nun gut, der Etosha Nationalpark gehört auch zu den meist besuchten Reisezielen Namibias, insbesondere in der jetzt herrschenden Trockenzeit. Allerdings hält sich unsere gute Laune spätestens dann nur noch in Grenzen, als eine Dame vom Nachbar-Campingplatz uns um 19:00 Uhr bittet, unsere wirklich moderat laute Musik leiser zu machen. Wir nicken erstmal freundlich und lassen sie an ihren bereits gedeckten und von Kerzenschein flackernden Tisch zurück gehen. Leider hält dieser Frieden nur eine gute halbe Stunde an, bis sie uns mit ihrer Stirnlampe blendet und nochmal eindringlich darum „bittet“, die Musik noch leiser zu machen. Es sei nicht ihr Musikgeschmack und wir befinden uns hier ja schließlich in der Natur. Jetzt müssen wir uns erst einmal unser Lachen verkneifen, nicken erneut und lassen sie wieder von dannen ziehen. Da kommt sie mit 30 anderen Touristen in einer riesigen Sardinendose auf Rädern hier an, bekommt Zelt, Lagerfeuer und Abendessen vor die Nase gesetzt und sitzt, auf diesem mittlerweile komplett vollen und umzäunten Campingplatz mit Tankstelle und Geschäften und will ernsthaft behaupten, wir seien hier ja in der Natur. Später erzählt sie vermutlich noch stolz, wie sie in der Wildnis campen war 🤯🤯.
    Am nächsten Morgen werden wir dann bereits um halb sechs Uhr morgens von den verrückten Nachbarn und deren Wecker geweckt, die dann hektisch ihr Frühstück in sich rein schaufeln, sich in einer Lautstärke unterhalten, als wären sie in ihren vier Wänden, um dann wieder in ihre Sardinenkiste zu steigen und bei Sonnenaufgang bereits auf der Piste zu sein. Aber immerhin können wir so in Ruhe auf dem fast wieder leeren Campingplatz in den Morgen starten, bevor auch wir uns weiter in Richtung Westen auf den Weg machen und die Augen weiter nach wilden Tieren offen halten.
    Auch an diesem Tag haben wir Glück und können neben weiteren Zebras, Giraffen und Elefanten bereits nach wenigen Kilometern zunächst zwei Löwen in der Ferne erahnen, die sich allerdings gut getarnt in dem hohen Gras kaum zeigen wollen. Dann allerdings kommt auf der anderen Seite eine Löwin so nah an uns vorbei, dass wir kurz den Atem anhalten und zur Sicherheit die Fenster hochfahren 😅. Sie legt sich gemütlich und unbeeindruckt unter einen Baum und lässt uns unzählige Bilder von sich machen, bevor sie zwischen den Autos hindurch zu den anderen beiden Löwen im hohen Gras verschwindet. Was für ein Anblick 😍.
    Und auch am nächsten Tag hören wir einen Löwen erst brüllen, ohne ihn aber sehen zu können, bis er sich auf einmal in seiner ganzen Pracht aus dem Gras erhebt und wir von seiner Größe dann völlig beeindruckt sind. Da wird uns wieder bewusst, dass es durchaus Sinn macht, dass man hier zu keiner Zeit sein Auto verlassen darf, egal wie sehr es scheint, es sei kein Tier in der Nähe!

    Und so verbringen wir die nächsten zwei Tage in diesem Park zwischen etwas ätzenden Campingplätzen und Massentourismus und wahnsinnig schönen Tierbeobachtungen. Angekommen an unserem letzten eingeplanten Campingplatz, wird uns leider mitgeteilt, dass sie schon ausgebucht seien, wir aber auf dem nächsten Platz in westlicher Richtung Glück haben. Also machen wir uns direkt auf den Weg und immer auch die Uhrzeit im Blick (nach Sonnenuntergang sind alle Tore auch zu dem Campingplätzen zu), vergessen wir völlig, bei der letzten Tankstelle noch einmal zu tanken. Knapp 30 km vor dem Camp, leuchtet die Reserveanzeige auf und da bemerken wir das Dilemma 🙈😅.
    Der Campingplatz mit der letzten Tankstelle, von dem wir gerade kommen, ist mittlerweile 120 km weit weg. Der Campingplatz, auf dem wir jetzt sind hat keine Tankstelle. Die nächste Tankstelle außerhalb vom Park ist 160 km weit weg. Die Option, die 120 km zurück zu fahren, birgt das doch sehr hohe Risiko, mitten im Park stehen zu bleiben, nicht aussteigen zu können, keinen Empfang zu haben und eine Ewigkeit auf Hilfe warten zu müssen. Also entscheiden wir uns am nächsten Tag, erstmal die 60 km bis zum westlichen Ausgangs-/Eingangstor des Parks zu fahren und schaffen diese auch mit dem letzten Tropfen Sprit und leicht angespannt (der letzte Tankstrich ist 15 km vor unserer Ankunft verschwunden). Erstmal erleichtert über das Etappenziel erklären wir den Parkrangern vor Ort unser kleines Problem.
    Nach einigem hin und her überlegen, entscheiden sich die netten Herren, uns aus ihren Kanistern 10 Liter zu verkaufen, obwohl es ihnen eigentlich nicht erlaubt ist. Die Alternative mit uns zur nächsten Tankstelle und zurück zu fahren, wäre aber daneben viel aufwendiger und ebenso Spritverschwendung. Und so steht einer der Ranger kurz darauf mit einem Gummischlauch im Mund an einem der Fässer und füllt uns Benzin ab 🤩🥳. Wir sind so dermaßen erleichtert, dass uns so schnell und unkompliziert geholfen wurde und fahren anschließend völlig beseelt und nun lachend über unsere (und vor allem meine) Panik zuvor weiter und lassen den Etosha Nationalpark hinter uns. So schön die Tiere auch anzuschauen waren, freuen wir uns nun auch sehr, wieder auf einsamen Campingplätzen unsere Ruhe zu haben 😅.
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