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  • Day 42

    Der Vulkan ruft

    August 17, 2016 in Indonesia ⋅ ⛅ 21 °C

    Das erste Wochenende stand an und die erste Tour sollte uns auch direkt alles abverlangen. Indonesien ist bekannt für seine vielen Vulkane, weshalb wir gleich am ersten Wochenende den 2.900 meter hohen Gunung Merapi besteigen wollten. Die Wanderung auf den Gipfel sollte in der Nacht erfolgen, sodass man den Sonnenaufgang von oben aus bewundern kann. Somit wurden wir um 22:00 Uhr von einem Fahrer des Veranstalters abgeholt, welcher uns in ca. 2 Stunden immer tiefer in den Dschungel bis auf ca. 1.600 Höhenmeter brachte. Nach einer kleinen Stärkung ging es dann schließlich mit eingeschalteten Kopflampen, zwei Tourguides (ausgerüstet mit Gummistiefeln und einer Packung Zigaretten) und nur bedingt geeigneter Ausrüstung los Richtung Aufstieg. Zu diesem Zeitpunkt wusste noch keiner was uns die nächsten 4 Stunden des Aufstiegs erwartete. Der Aufstieg zeigte 1.300 Höhenmeter bei einer Wanderung von 6,7 Kilometern. Von Beginn an bis zum Gipfel verlief der „Weg“ keine 10 Meter über ein ebenes Stück. Zunächst ging es durch den Dschungel über zahlreiche Baumwurzeln und umgestürzter Bäume eine ganze Weile steil bergauf, was mir schon einiges abverlangt hatte. Da die Aufenthaltsdauer auf dem Gipfel bei ca. 5 Grad und starkem Wind zwischen Vulkanstaub nicht länger als eine halbe Stunde dauern sollte, wurde vor Beginn des steilsten Anstiegs schließlich noch ein Feuer durch den Guide entzündet. Nachdem sich dann alle nocheinmal aufgewärmt und der Schweiß getrocknet war ging es dann schließlich auf das im Nachhinein wirklich schlimmste Stück der Wanderung. Der Vulkan ist zuletzt 2010 ausgebrochen, weshalb ab nun der Untergrund zunächst aus knietiefem Vulkanstaub und zu guter Letzt aus abgekühltem, scharfkantigem Lava bestand. Vorbei an vielen Campern, welche sich die Tour schlauerweise in zwei Etappen aufgeteilt haben wurde es von Meter zu Meter spürbar kälter und die Energiereserven sanken auf ein Minimum. Lediglich der Gedanke nun auch den Sonnenaufgang vom Gipfel aus zu erleben trieb mich immer weiter. Oben auf dem Gipfel angekommen begann auch ziemlich zeitig die Dämmerung und die Sonne kam immer mehr zum Vorscheinen. Da Indonesien am Äquator liegt geht die Sonne das ganze Jahr über immer um ca. 6 Uhr auf und um 18 Uhr unter. Glücklicherweise zeigte sich der Himmel von seiner guten Seite und so bot sich ein absolut spektakuläres Bild, welches ich so noch nicht erleben konnte. Dass mich ein Sonnenaufgang mal so beeindrucken kann, hätte ich vorher nicht gedacht. Nachdem uns dann auch wirklich saukalt und alle Fotos geschossen waren ging es dann schließlich auf den genauso anstrengenden Rückweg Richtung Tourstation. Ein großer Vorteil war, dass es jetzt logischerweise hell war und man sich an manchen Stellen dachte „Oh Gott wie sind wir denn hier hoch gekommen?“ oder „Wie bescheuert sind wir eigentlich, dass wir mitten in der Nacht einen Vulkan hoch laufen um ein paar Minuten Sonnenaufgang zu sehen?“. Nach ca. 3 Stunden erreichten wir dann endlich und völlig erschöpft die Station und bekamen als Belohnung einen großen Bananenpancake und einen starken Kaffe.
    Im Nachhinein bleibt aber eine äußerst positive Erfahrung, weshalb ich eine solche Tour immer wieder machen würde. Auf den Bildern seht ihr den Sonnenaufgang und den letzten Teil der Strecke.
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