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  • Day 10

    Kopparberg

    August 17, 2021 in Sweden ⋅ 🌧 14 °C

    Es regnet in Strömen. Und es soll heute auch nicht aufhören zu gießen, so die Wetterprognose. Erst einmal genieße ich das Frühstück, das mir Eva auf den Küchentisch gestellt hat. Dann packen und Regenklamotten an. Es hilft ja nichts, ich muss da jetzt raus!
    Wie mir mein Herbergsvater gestern geraten hat, wähle ich den nördlichen, breiten Forstweg um den Dammsjön und nicht den hügeligen Waldpfad, auf dem sich der Berglagsleden südlich um den See schlängelt. Ich würde viel Zeit sparen, meinte er. Kein unbedeutender Aspekt bei diesem Dauerregen!
    Auf weichen Forstwegen gelange ich zügig hoch auf die freien Grasflächen von Vintermossen. Hier, wo ich den Regenkapriolen ungeschützt ausgesetzt bin, treffe ich wieder auf den Berglagsleden, der bislang zwölf vermutlich mühsame Kilometer bergauf und bergab auf gewundenen Waldpfaden gebraucht hat, wofür ich nur fünf auf festen, gut und schnell zu gehenden Forstwegen benötigte. Das habe ich richtig so gemacht, denke ich mir. Ich muss nicht jeden Schnörkel mitnehmen! Schon gar nicht bei Schietwetter!! Also versuche ich weiterhin, auf Forstwegen zu bleiben und meide den Leden, wo immer es geht, denn der ist völlig abgesoffen und die schmalen Pfade sind zu Bächen oder Schlammpfützen mutiert. Doch manchmal gibt es keinen Forstweg...
    Den Pausenpunkt Stora Myggsjön schenke ich mir, Rast macht keinen Sinn bei dieser Feuchtigkeit. Ohne bisher etwas gegessen und getrunken zu haben, erreiche ich den Checkpoint Stärnfords, wo die Berglagsleden - Etappe #3 endet. Kein schöner Ort hier, denn Schwerlastverkehr donnert über die gut ausgebaute Straße. Der angrenzende Campingplatz und auch das Café sollen seit Jahren schon geschlossen sein, berichtete gestern mein Herbergsvater. Hätte ich es nicht gewusst, wäre es in diesem Augenblick ein heftiger Motivationskiller gewesen. So aber bin ich mental vorbereitet, dass mich hier kein trockenes Café erwartet. Ich gehe einfach stur weiter. Das Wetter zeigt weiterhin kein Erbarmen, während ich auf pfützenreichen Forstwegen Richtung Kopparberg eile. Kurz vor 14 Uhr stehe ich tropfnass am Bahnhof, dessen Wartehalle, trocken und warm, als Ruheoase lockt. Erst einmal die nassen Klamotten runter! Dann etwas trinken, danach eine Tafel Schokolade. Bald geht's mir wieder besser, während breite Wasserlachen von Rucksack und Regenklamotten tropfen und den sauberen Boden besudeln. Ich kann es nicht ändern, will nur sitzen. Und nachdenken.
    Wie geht's jetzt weiter? Soll ich mich im Dauerregen auf dem Berglagsleden noch bis Gillersklack abrackern, um dort in einer Freizeitanlage zu übernachten? So war jedenfalls heute morgen mein Plan. Ein Anrufversuch klärt: geschlossen! Der Sommer scheint auch für diese große Ferienanlage bereits vorbei zu sein. Hätte ich vorab recherchieren sollen...
    Eine Übernachtung im Shelter kommt für mich nicht in Frage. Nicht heute, bei dem Schietwetter! Ich will was Trockenes!
    So tritt Plan B, den ich mir gestern schon bereit gelegt habe, in Kraft. Damit ich bei Wanderlaune bleibe, denn sonst droht womöglich bald wieder mein berüchtigter Schwedenkoller, dem schon oft genug eine überstürzte Heimreise folgte. Dem gilt es vorzubeugen. Ich kauf' also ein Bahnticket, buche im Voraus ein Cityhotel und fahre kurzerhand - zurück - nach Örebro, dem Hauptort des Örebro lan, durch das ich gerade wandere. Einem trockenen Platz entgegen mit etwas Luxus und morgen Stadtgucken und Proviant nachkaufen. Etwas Seelenstreicheln wird mir gut tun nach all dem Regen.
    Denn auch morgen soll es wieder regnen...
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