• Castletown (Portland) > West Lulworth

    June 7, 2022 in England ⋅ ☁️ 17 °C

    Es regnet. Der Blick über den Hafen aus dem Hotelzimmer des 'Hotel Aqua' verheißt nichts Gutes. Auch das Frühstück kann die Laune nicht heben. Wir wollen hier weg, Portland ist eine Enttäuschung. Die Umrundung der Insel war eh nicht geplant, den Damm wollen wir kein zweites Mal queren, so nehmen wir den Bus, fahren gleich bis nach Weymouth und ersparen uns somit urbane und laute Kilometer auf dem SWCP entlang der Straße. So haben wir mehr Zeit für die Schönheit der Natur, die uns heute erwartet. "Noch Schöner als alles, was wir bisher gesehen haben", werde ich später zu Wilfried sagen. Aber erst einmal geht es durch Weymouth. Zunächst durch den kleinen Hafen, der nicht so recht überzeugen kann, dann biegen wir um ein Eckhaus, das den Blick versperrt auf das, was dahinter liegt. Da liegt er vor uns. "Wow!", entfährt es Wilfried ob der Sicht auf den kilometerlangen Strand von Weymouth. Bevor wir den abschreiten, erst einmal einen FlatWhite in einem Cafe. Dann geht es an den alten Gebäuden auf der Strandpromenade entlang. Der Badeort ist offensichtlich etwas in die Jahre gekommen. Das leer stehende, große und recht hässliche 'Riviera Hotel' markiert das Ende des langen Strandabschnitts. Nun geht es wieder Klippen hinauf auf grün bewachsenen Wegen. Und natürlich auch wieder runter. Doch insgesamt bleiben die Höhenunterschiede zunächst moderat. Eine Pause im 'Smugglers Inn' kennzeichnet eine Wende der heutigen Etappe. Nun geht es höher hinauf, die Landschaft wird spektakulärer. Wir kommen nach 'White Nothe', gehen den Rand hoher, weißer Klippen entlang, deren Wirkung auf uns mit Worten kaum zu fassen ist. Unbeschreiblich! Ein unglaubliches Naturerlebnis! Und so einsam gelegen! Herrlich! Und dann kommt auch noch die Sonne raus, genau im richtigen Moment. Die bis dahin grauen Wolken werden zu Fetzen und verschwinden schließlich ganz. Blauer Himmel, blaues Meer, weiße Felsen, saftig grüne Wiesen! Oft bleiben wir stehen und staunen. Und fotografieren, was das Zeug hält.
    Doch irgendwann muss man weiter. Das nächste Highlight wartet schon: 'Durdle Door'. Da liegt es auch schon vor uns, der Fels in der Brandung. Mit seinem großen Loch, einem Tor gleich, das ihn zu einem Publikumsmagneten macht, der auch heute die Menschen in Massen angezogen hat. Und alle wollen runter zum Felsen, das große Felsentor aus der Nähe betrachten. Eine Treppe macht den Weg nach unten leicht. Zu leicht, wie ich finde. Auch Wilfried will dort runter, er sucht weitere schöne Fotomotive. Ich mache es mir derweil auf dem gut gemähten Rasen bequem und warte bei einem kleinen Nickerchen auf ihn. Mir ist es unten zu quirlig, den Felsen kann man von hier oben ebenso gut betrachten. Groß genug ist er ja.
    Später gehen wir die letzten drei Kilometer nach West Lulworth zum heutigen B&B und kommen an einem riesigen Parkplatz vorbei, der nur zu einem Bruchteil mit Autos gefüllt ist. Was mag hier wohl am Wochenende los sein?
    Kurz darauf sitzen wir im nahen 'Castle Inn', bestellen unser Dinner. Beim obligatorischen Local Beer zeigt Wilfried mir auf Facebook die Posts der Jungs und Mädels, wie sie vor dem Felsen posen, die er heute dort unten getroffen hat. Er weiß, mit welchen Hashtags er suchen muss, denn er ist vom Fach. Geht's da noch um das Felsentor oder ist der nur Kulisse für die eigene Inszenierung? Oh, nee, nix für mich. 'Homo Deus' von Harari kommt mir in den Sinn. War wohl richtig für mich, oben auf ihn zu warten. Aber schöne Bilder hat er gemacht, das muss ich zugeben.
    Zu sehen bei Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/798706485?ref=atd
    29km, davon 7km bis Weymouth mit dem Bus
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