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  • E1-49-D-Öhlmühle [Oberderdingen] (25km)

    June 8, 2016 in Germany ⋅ 22 °C

    Donnerwetter! Durch's Rheintal und den Odenwald (8)

    Babygeschrei reißt mich sehr früh aus dem Schlaf. Stehe ich halt auf. Duschen, in aller Ruhe frühstücken, Rucksack packen. Es beginnt Routine zu werden. Das Zelt bleibt bis zum Schluss stehen, damit es ganz trocknen ist, wenn ich es einpacke.
    Der Weg führt mich über sanfte Hügel, Wald gibt es nur noch wenig. Der Odenwald liegt endgültig hinter mir.
    Heute ist es nicht mehr so warm wie gestern, aber schön sonnig. Ich komme durch Menzingen, dort geht es über den Stadtbahnwanderweg nach Odenheim. Ich hatte damit gerechnet, in einem Supermarkt Proviant aufnehmen zu können, aber es liegt keiner auf meinem Weg. Auch kein Bäcker, einfach nichts. Notgedrungen kaufe ich in einer Tankstelle ein Magnum-Eis, außer kalten Getränken und süßen Snacks haben sie nichts.
    Ich setze mich auf eine Bank, knacke genüsslich das Magnum und denke an die Fernsehwerbung. Mir fällt auf, dass die Bank direkt vor einer Bäckerei steht. Sie ist klein und unscheinbar und hat kein Schaufenster. Deshalb habe ich sie übersehen. Sie hat geschlossen, denn es ist Mittagspause, wie in dieser Region allgemein üblich. Zwischen 12 bis 15 Uhr geht nichts. Und Montag auch nicht, da haben alle Ruhetag. Das macht die Versorgung beim Wandern nicht einfach.
    Ich werfe einen Blick auf die Wanderkarte und entdecke ein Zeichen, dass für ein Wanderheim steht. Das interessiert mich. Ich kann mehrere dieser Symbole auf der Karte entlang meines weiteren Wegs entdecken. Ich passe meine Tour an, es liegt nur ein paar Kilometer weiter im Wald. Doch ich werde enttäuscht, denn es hat geschlossen, ist überhaupt nur Sonntags für Wandergruppen geöffnet, wie ein Schild informiert. Es ist also keine preiswerte Alternative bei Regen zum Campingplatz, wie ich gedacht hatte. Schade. Also weiter. Es geht jetzt auf engem Weg nach Kürnbach. Wieder einmal bin ich überrascht, welch kleine Pfade Else Komoot kennt! Das Gras steht hoch und müsste gemäht werden. Aber der viele Regen hindert vielleicht denjenigen, der für diesen Wegabschnitt zuständig ist. So wird ein Zeckenwege draus. Aber da bin ich schon sorgloser geworden und lasse meine nackten Beine an hohen Grashalmen vorbeistreifen, denke wenig an die blutrünstigen Zecken, die nur darauf lauern, auf meine Beine zu springen. Denn ich habe vorgesorgt, jeden morgen Kokosöl auf Arme und Beine verteilt. Es war ein guter Tipp einer Pferdeliebhaberin, die ihrem Pferd Hufe und Beine damit einreibt. Die Zecken sollen den Geruch nicht mögen und ich hoffe inständig, dass es stimmt. Bisher hat noch keine Zecke angebissen.
    Nun ist es nicht mehr sehr weit bis zur Ölmühle, die heute meine Unterkunft sein soll.
    Im Osten braut sich ein weiteres Unwetter zusammen. Zunächst sind es nur dunkle Wolken, die sich schnell zu bedrohlicher Größe auftürmen und pechschwarz werden. Ist da nicht eine Windhose zu sehen? Ich beschleunige meine Schritte, denn in dieses Unwetter möchte ich nicht geraten.
    Ein klapperiges, altes Auto überholt mich. Kaum ist es an mir vorbei, da stoppt es abrupt, der Fahrer verrenkt seinen Kopf, während er aus der Seitenscheibe zu mir rüberschaut. Nach einer Weile kurbelt er das Fenster herunter.
    "Wills´t mit?" fragt er. "Wegen de Unwedde".
    "Ja". Ich schmeiße Kumpel schnell auf den Rücksitz.
    "Danke". Ich bin echt froh, auch wenn jetzt ein paar hundert Meter Deutschland unter meinen Wanderstiefeln fehlen. Es ist mir egal in diesem Moment.
    Schon an der nächsten Kreuzung läßt er Kumpel und mich raus.
    "Do isses", meint der Fahrer, dann tuckert er weiter.
    Ich nehme die Füße in die Hand und sehe zu, dass ich zur Ölmühle komme, denn es beginnt zu regnen.
    Das alte Gemäuer, das die Ölmühle sein soll, sieht schon etwas herunter gekommen aus. Ich hatte mir etwas anderes vorgestellt und ob des ersten Eindrucks bin ein wenig enttäuscht.
    In einem Gartenhäuschen sitzt der Gastwirt mit seiner Frau. Sie sehen fern.
    "Ah, do isch de Wanderer", begrüßt er mich und zeigt mir sofort, ohne viel mehr zu sagen, mein Zimmer.
    "Bekomme ich noch etwas zu essen?", frage ich besorgt, denn hier ist überhaupt nichts los und anscheinend bin ich der einzige Gast.
    "Ah, scho. Sie mögen sicher Schnitzel mit Pommes?" Das war keine Frage.
    "Klingt gut", meine ich. Hauptsache Essen, denke ich.
    "I klopf' dann", meint er schon im Gehen.
    Der sucht nicht den Kontakt zu seinen Gästen, denke ich, während ich auspacke.
    Tatsächlich klopft es um 19:30 an meiner Zimmertür.
    Der Wirt steht draußen.
    "Dos Esse steht auf de' Tisch. Macht 54,90€ für Übernachtung, Esse' und Frühstück. Wenn's geht, bar!"
    "Lassen Sie mich erst einmal essen. Es wird doch kalt."
    Ich merke, das passt ihm nicht. Er zieht wortlos ab.
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