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  • E1-48-D-Camping Wackershof (37km)

    June 7, 2016 in Germany ⋅ ⛅ 26 °C

    Donnerwetter! Durch's Rheintal und den Odenwald (7)

    Frühstücken, Rucksack packen, kurze Verabschiedung von Dannee und Jörg, dann geht es 9:30 Uhr los. Bestes Wetter, blauer Himmel, Sonne satt.
    Mit der Überquerung des Neckars liegt der Odenwald hinter mir, aber es geht weiterhin rauf und runter, nur nicht mehr so extrem.
    Es wird immer heißer. So heiß, dass ich auf den sonnenbeschienenen Feldwegen den schattigen Wald herbei sehne, der allerdings mit hinterhältigen Schmeißfliegen und Stechmücken aufwartet, so dass ich mich schon wieder über die heißen Wege in der prallen Sonne freue. So geht es hin und her und ich denke: "Der Regen war echt nicht schlecht".
    Optimal ist es wohl selten und man soll es nehmen, wie es gerade kommt.
    Hinter mir fängt es schon wieder an zu grummeln. Wieder wird der Himmel schwarz. Wartet ein neues Unwetter auf mich? Lange stehen die dunklen Regenwolken über mir, kommen nur langsam voran und ziehen allmählich in westlicher Richtung an mir vorbei. Wo ich bin, scheint heute die Sonne. Und so soll es bleiben.
    Ich komme an einer Bank vorbei, auf der ein älterer Mann sitzt. Neben ihm ruht ein wuchtiger Rucksack, der größer ist als Kumpel. Der Mann schaut skeptisch in die dunklen Wolken.
    Ich bleibe stehen, wir kommen ins Gespräch. Er sei auf dem E1 unterwegs. So wie ich, allerdings ist er in umgekehrter Richtung unterwegs und läuft den Fernwanderweg in einem Stück von Basel nach Hamburg.
    "Hamburg ist meine alte Heimat", sagt er sehnsuchtsvoll. So, als wäre er gerne schon da.
    "Mein Rucksack ist zu schwer. Demnächst werde ich einiges zurückschicken."
    "Meiner ist auch schwer. Aber ich weiß nicht, auf was ich verzichten könnte", erwidere ich und mir fällt nur der nicht funktionierende EOE-Brenner ein, den ich als einziges Unnützte mitschleppe. Aber das Teil wiegt nur 40g. Und vielleicht kann ich ihn noch reparieren...
    Als wir uns verabschieden, meint er noch: "Du bist der erste Fernwanderer, den er bisher getroffen habe".
    Immer noch liegen zehn Kilometer vor mir, während Kumpels Riemen immer mehr auf meine Schultern drücken. Er zieht mich nach unten, oder ist es die Sonne, die mich fertig macht? Ich komme allmählich an meine Grenzen.
    Hinter jeder Kuppe wähne ich das heutige Etappenziel und weiß doch, dass es noch nicht sein kann.
    "Nur noch der eine Hügel", hoffe ich. Dann noch einer. Und noch einer.
    ICH KANN NICHT MEHR! Grenzerfahrung.
    Da, endlich! Das ersehnte blaue Schild, das mir den Weg zum Campingplatz weist. Der freundliche, alte Herr an der Rezeption des Wackerhofes scheint ein leidenschaftlicher Campingwart zu sein. Überaus freundlich begrüßt er mich, führt mich plaudernd mit seinem Fahrrad zum zugewiesenen Platz, der leider nicht ganz eben ist. So wird es wohl wieder eine rutschige Nacht im Zelt werden, die ich in der einen oder anderen Ecke des Zeltes verbringe.
    Aber egal, ich bin ja angekommen. Duschen, Kleiderpflege, Zelt aufbauen, Kochen. Langsam wird es Routine.
    Heute gibt es das zweite gefriergetrocknete Gericht, das ich bei mir habe: Trek'n Eat Huhn mit Curryreis. Heißes Wasser drauf, 8 Minuten warten. Fertig.
    Es ist nicht ganz so lecker wie das erste Gericht.
    Ab jetzt wieder 150g weniger im Rucksack. Hurra.
    Während ich noch einen heißen Tee genieße, beobachte ich ferne Wetterleuchten, von leisem Donnergrollen begleitet. Dunkel, fast schwarze Wolken ziehen rechts und links am Campingplatz vorbei und ich hoffe inständig, dass diese Nacht trocken und ruhig bleibt.
    Sie tut es. Der Campingwart erzählt mir am nächsten Morgen, dass der nächste Ort heute Nacht in einer Schlammlawine versunken sei. Und er verrät, dass der Hügel, auf dem der Campingplatz liegt, sehr oft von Regen verschont bleibt. Das hätte er mir schon gestern Abend erzählen sollen, finde ich.
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