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  • E1-80-DK- Kollemorten (33km)

    May 15, 2017 in Denmark ⋅ ☁️ 17 °C

    Aufgeben gilt nicht! (3)

    Ich schlafe durch, ohne einmal aufzuwachen. Nach einem schnellen Frühstück geht's weiter.
    Ein paar Schritte hinter dem Zeltplatz stoße ich auf ein Wikingerdorf. Kein Mensch ist zu sehen und trotzdem stehen Hütten und Ställe offen. Eine der Hütten schaue ich mir genauer an. Senkrecht stehende Holzplanken bilden die Außenwände, geschützt durch ein Reetdach. Eine niedrige Tür ist der Eingang, darüber am Giebel thront ein skelettierter Stierkopf. Zierde oder Abschreckung? Die Decken sind niedrig, die Räume winzig. Ein Raum allerdings ist größer, darin sind Schlafkojen untergebracht, obenauf frisches Bettzeug aus Leinen. Wer übernachtet hier? Schulgruppen vielleicht? Ich frage mich, ob ich in einem Wikingermuseum bin. Doch für weitere Forschungen habe ich keine Zeit. Ein Wanderer muss wandern und auch heute ist der Weg weit.
    Lange geht es auf der ehemaligen Bahntrasse das Tal der Vejlen Ǻ Richtung Osten. In Skibet verlasse ich -etwas wehmütig- das schöne Tal, um wieder gen Norden zu streben. Nun gilt es, Höhenmeter zu machen, denn steil geht es aus dem Tal hinauf. Kumpel wird plötzlich auf dem Rücken schwer und ich beginne zu schwitzen.
    Der Fårup See ist nicht mehr weit, vielleicht gibt es dort Gelegenheit für ein erfrischendes Bad. Doch nein, welch' Enttäuschung, auch an diesem See treffe ich auf keine Badestelle. Dafür lenkt der im Wasser dümpelnde Nachbau eines Wikingerschiff meine Aufmerksamkeit auf sich. In dieser Gegend wird tatsächlich an jeder Ecke an die längst vergangene Wikingerzeit erinnert.
    Bald bin ich in Jelling. Der Ort macht auf mich einen blitzsauberen und äußerst gepflegten Eindruck. Die Sonne scheint breit vom typisch dänischen Blauhimmel, der, gesprenkelt mit Schäfchenwolken, ganz aussieht, als sei der einem Hochglanzprospekt entsprungen. Die Ortsmitte Jellings ist anders als die Orte, durch die ich bislang kam. Hier bildet die alte, weiße Steinkirche das Ortszentrum, davor ein üppig dimensionierter Platz. Dort setze ich mich zur Pause, es mangelt mir an nichts, denn ich habe mich zuvor in einem Supermarkt mit Proviant versorgt.
    Jelling ist ein äußerst geschichtsträchtiger Ort, wie ich durch die vielen aufgestellten Infotafeln erfahre. So lese ich, dass die weiße Steinkirche hinter mir aus der Zeit um 1100 n.Chr. stammt und das in dem Grabhügel Gorm der Ältere, der erste König der Dänen, begraben liegt. Sein Sohn Blauzahn hat die Dänen christianisiert und den zweiten Grabhügel errichtet, der weiter hinten liegt, aber nie verwendet wurde. Dahinter stehen weiße Betonpfähle senkrecht im Boden, die die Anlage weitflächig umsäumen. Sie stehen dort, wo früher ein Palisadenzaun die alte Siedlung schütze. Auch eine 350m lange Schiffssetzung gab es hier einmal, doch sie hat die Zeit nicht überdauert. Ein Wikingermuseum gibt es auch.
    Um alles in Ruhe zu besichtigen, bleibt wieder mal nicht die Zeit, denn ich muss weiter auf meinem Weg wandern. Ich werfe einen Blick in die Kirche und dann führt mich mein Weg mitten durch den ehemaligen Pallisadenzaun weiter. Jelling ist sicherlich einen späteren Besuch wert. Ich werde vielleicht einmal wieder kommen und mir alles in Ruhe ansehen.

    Der Nachmittag verläuft ereignislos. Kilometer auf Schotter und Asphalt. Am Ende des Tages komme ich nach Kollemorten. In einem Haervejen-Center werden feste Hütten vermietet. Das ist es, was ich heute für die Nacht haben will, denn es soll wieder regnen und auf eine nasse Nacht im Zelt habe ich so gar keine Lust. Das Center ist leicht zu finden. Den Hüttenwart muss man telefonisch herbei rufen, er vermietet mir eine Hütte für 100dKr. Heute bin ich sein einziger Gast, die ganze Anlage habe ich für mich alleine. Zunächst mache ich es mir in der Hütte gemütlich. Sie hat vier Betten, je zwei übereinander - und eine elektrische Heizung. Ich schalte sie ein, schnell wird es drinnen gemütlich. Dann Duschen, Wäsche machen, anschließend Essen zubereiten in der Gemeinschaftsküche. Es geht mir richtig gut. Nur die Beine sind müde.
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