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  • DK - Hald Sø (14km)

    June 9, 2017 in Denmark ⋅ 🌧 17 °C

    Haervejen - Zugabe (1)

    Nach meiner Ankunft ist mein erstes Ziel der Dom von Viborg, von dem man sagen könnte, er sei Start oder Schlusspunkt des Haervejen. Obwohl doch viel schlichter als die Kathedrale von Santiago de Compostela, kommt mir der Viborger Dom gerade sehr bedeutend vor. Ziele, auf die man zustrebt, sind immer gewichtig. Der Dom hat in seinem Innern schöne Malereien zu bieten, die über Wirken und Sterben Jesu berichten. Ich schaue mir jedes genau an und bleibe lange in der Kirche. Dann geht es durch die lange Einkaufsstraße von Viborg zurück, bald liegt die Stadt hinter mir. Ich bin gerade mitten im Wald, der Hedeplantage, da bricht der Regen los, der für den Nachmittag angesagt war. Er trifft mich nicht unvorbereitet, ich habe mich aufgrund des schlechten Wetters auf den vorangegangenen Touren mit neuer Regenbekleidung versorgt. Kaum habe ich sie angelegt, kübelt es wie aus Eimern. Es soll auch nicht mehr aufhören. Unter der Kapuze ist das Gesichtsfeld begrenzt, weshalb ich die alten, knorrigen Eichen, an denen ich vorbeilaufe, nicht recht wahrnehmen kann. Die alten Hohlwege, durch die ich stolpere, dafür um so mehr, denn sie füllen sich rasch mit Regenwasser, große Pfützen machen das Vorankommen schwierig.
    Kurz vor Hald Sø stoße ich, vor Nässe triefend, auf ein gelb-weißes Hinweisschild, das typisch ist für den Haervejen. Es könnte zur Haervejen Herberge weisen, nach der ich schon eine Weile Ausschau halte. Ich folge dem angezeigten Weg und tatsächlich, da liegt das langgestreckte Gebäude der Herberge ved Hald Hovedgård. Die Tür steht weit offen, eine Gruppe dänisch sprechende Wanderer, die es sich in der Herberge bereits gemütlich gemacht haben, heißt mich willkommen. Ein paar der Etagenbetten an den langen Wänden sind noch frei. Eines von den oberen Betten wird für diese Nacht zu meinem. In der Herberge gibt es alles, was das Wanderherz begehrt: Dusche, Tisch, Stuhl und frisches Wasser. Während die Wandergruppe zum Abendessen den nahen Kro aufsucht, sitze ich mit einem dänischen Einzelwanderer zusammen und staune nicht schlecht, was er alles aus seinem Rucksack zaubert, während wir in Englisch unsere Wandergeschichten austauschen. Zuerst ein Sechserpack Bier, später eine Flasche Rum Captain Morgan, abgefüllt in eine 0,5l Plastikflasche, man muss ja auf das Gewicht achten! Als alle alkoholischen Vorräte vernichtet sind, gehen wir schwankend ins Bett. Kurz darauf purzelt die Wandergruppe herein, auch sie sind beschwingt und lustig. Nach und nach kehrt die Nachtruhe ein, hier und da unterbrochen von mehr oder weniger heftigem Schnarchen. Glücklicherweise habe ich mir vorsorglich Ohropax in die Ohren gesteckt.
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