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  • DK - Silkeborg (22km)

    June 11, 2017 in Denmark ⋅ ☁️ 18 °C

    Haervejen - Zugabe (3)

    Ich habe verschlafen! Erst um halb neun krieche ich aus dem Schlafsack. Kalt war es nicht in der letzten Nacht, da bin ich schon Schlimmeres in Dänemark gewohnt.
    Die Sonne scheint breit aus blauem Himmel, doch im Westen brauen sich dunkle Wolken unheilvoll zusammen.
    Zunächst geht es in den Stenholt Skov, ein seit 1988 unter Naturschutz stehender Wald mit niedrig wachsenden Eichen. Das Besondere ist, das deren Stämme früher an den Wurzeln gekappt wurden, um kleine Schößlinge zu erzeugen, die als Weidezäune und Brennholz Verwendung fanden. Ähnliches habe ich in der Lüneburger Heide gesehen. Die zahlreich aufgestellten Infotafeln kann ich jedoch nicht in der gebotenen Ruhe lesen. Bleibe ich stehen, stürzen sich sogleich hunderte hungriger Mücken auf mich. Im Gehen lassen sie mich dagegen in Ruhe. Also weiter.
    Nun geht es zum Bølling Sø, diesen See hat die Eiszeit geformt. Im 19.Jahrhundert wurde er trocken gelegt, um Ackerfläche zu schaffen. Doch er gab nur minderwertiges Land, Anfang diesen Jahrhunderts begann die Renaturierung. Manch Baum, der jetzt im Wasser steht, hat die Wiederbelebung nicht überlebt, davon zeugen zahlreiche Baumskelette am Wasser.
    Ein einsam gelegenes Shelter liegt am Weg, bietet letzte Gelegenheit für eine Pause. Es beginnt wieder zu regnen, heute ist es aber nur Sprühregen. Und doch sinkt gleich die Laune. So viel hängt beim Wandern von gutem Wetter ab. Nun heißt es Abschied nehmen vom Haervejen, der weiter Richtung Nr.Snede zieht, ich aber will nach Silkeborg und das geht gerade aus. Zum Haervejen sage ich: "Auf Wiedersehen". Ein Stück geht es noch weiter durch den Wald, es folgen vereinzelt liegende Bauernhöfe, dann wird die Gegend allmählich urbaner. Hinter der Autobahnunterführung ist die Stadtgrenze erreicht, eine mäßig befahrene Umgehungsstrasse Richtung Innenstadt muss ich folgen. Der Sprühregen bleibt auch auf diesem langweiligen Weg mein ständiger Begleiter. Der Silkeborg Langsø liegt vor mir, über die viel befahrene Brücke des Søndre Ringsvej geht es auf die andere Seite. Ein kleiner Park, ein paar Häuser noch, dann liegt der Bahnhof vor mir und die Tour ist zu Ende. Der Zug geht erst in zwei Stunden, es bleibt also genug Zeit, um mich im 7eleven (diese Einkaufsmöglichkeit gibt es offenbar in jedem dänischen Bahnhof) mit Kaffee, Smothie und Pasta zu versorgen. Das verbleibende Wechselgeld schenke ich der netten Bedienung, die mich fragend anschaut. "Dänischen Kronen brauche ich nicht in Deutschland", gebe ich ihr zur Antwort. Sie versteht und lächelt.
    Von Silkeborg geht es in nur dreißig Minuten nach Skanderborg. Für diese Strecke habe ich vor einigen Wochen einen ganzen Wandertag gebraucht. Ich steige in einen IC3 der Danske Statsbaner (DSB). Der silbrige Zug bringt mich direkt nach Hamburg. Diesen wulstigen Zugtyp, der jeder Aerodynamik trotzt, habe ich auf den Fahrten zu und von meinen dänischen Wanderzielen so oft genutzt und ins Herz geschlossen. Die Baureihe ist zwar schon seit den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Betrieb und nicht mehr taufrisch. Doch vielleicht gerade deshalb versprühen diese Züge einen besonderen Charme. Sie sind bequem ausgestattet, bieten viel Platz, fahren leise und haben freundliche und ruhige Menschen an Bord.
    Das war‘s also mit Dänemark. Gut so - es ist nicht so mein Wanderland geworden. Auf zu neuen E1-Touren in anderen Gefilden.
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