• Von Grampians, Great Ocean Road & Glück

    February 21, 2017 in Australia ⋅ 🌙 13 °C

    Nun waren wir also nur zu sechst die Wildnis des Grampians Nationalparks erkunden. In diesen Tagen lernte ich, abgesehen davon, wie wundervoll und vielseitig Australiens Natur sein kann, dass meine Füße wohl nicht darauf ausgelegt sind, 12km zu laufen. In Flip Flops. Von Primark. In der Durchschnittsgeschwindigkeit der Jungs, die gefühlt doppelt so lange Beine haben wie ich. Berge hoch. Felsen lang. Berge runter.
    Auch hatten wir einen Rekord von 5 Tagen Showerlosigkeit, für Abkühlung zwischen den Wanderungen und ein bisschen Wascheffekt sorgte jedoch der See oder Gumpen, Venus Baths genannt.
    Und der Regen im Bundesstaat Victoria (in dem ich Deutschland übrigens nun 10h voraus bin;) ließ uns spüren, dass hier wettertechnisch ein anderer Wind weht. Nämlich kalter.
    Demnach konnten wir beim Weiterreisen Richtung Melboune auf der weltbekannten Great Ocean Road diese nicht in ihrer vollen Schönheit genießen und ließen sogar einige Ziele wetterbedingt aus (mit dem beruhigendem Hintergedanken, wir kommen wieder). Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass die Grampians, ebenso wie die Great Ocean Road zu den landschaftlich eindrucksvollsten Destinationen unserer bisherigen Reise gehören. Alle, die bereits dort waren, wissen wovon ich spreche ;)
    Ach...und dann war da noch die Sache mit dem Glück im Unglück.
    Eines Abends: Ca. 20km vor dem Campingplatz und noch vor Einbruch der Dunke....ach wartet, lasst es uns in einem Märchen schreiben, dann klingt es nur halb so schlimm:
    🌼Es war einmal im tiefen Australien eines Abends vor Einbruch der Dämmerung ein Auto namens Beauty. Jenes Auto hatte die ehrenvolle Aufgabe 3 deutsche Backpacker sicher durch Australien und letzlich nach Melbourne zu bringen. In der Vergangenheit hatte Beauty bereits kilometerlange Strecken in den roten Kern des Landes erfolgreich bestritten und war den 3 Abenteuern auch entlang der Westküste und des Süden Australiens stets ein treuer Begleiter. Egal ob an Wasser oder Land, ob auf Schnell- oder unbefestigter Straße, ob Buckelpiste oder Strand, vor nichts schreckte Beauty zurück. Doch in jener Nacht, holten Beauty konsequenzenreiche Fehler der Vorbesitzer wieder ein. Ein loses Kabel sollte ihr und den 3 noch Unwissenden zum Verhängnis werden...oder auch nicht, denn Märchen enden ja bekannterweise mit einem Happy End😉🌼 Da das hier zu krasse Ausmaße annimmt, stoppe ich das Märchenerzähle mal.
    Jedenfalls hat Beauty uns an diesem Tag die Weiterfahrt verkürzt und demnach auch die schwierige Entscheidung, ob wir denn diesmal Reis (wie vorgestern) oder doch lieber Nudeln (wie gestern) kochen, abgenommen. Denn ein Kabel in der Motorhaube war vom Vorbesitzer so unprofessionell eingebaut, dass es am Motor erhitze und demnach, inklusive Batteriekabel verschmorte, woraufhin Beauty mit Motorversagen und rauchender Motorhaube dezent (dezent- wenn man beachtet, dass es eine Art Explosion💥hätte geben können) darauf aufmerksam machte, dass die Batterie nun kaputt sei.
    In unserer Verzweiflung baten wir die wohl einzigen, im 15km Umkreis wohnenden Menschen, ob sie ggf. helfen könnten.
    Zwar scheiterten die Batteriewiderbelebungversuche, doch nachdem wir 6 von Anwohner Pete ins Haus zu Ehefrau Glinda gebeten wurden und die ersten sorgenvollen Gedanken gedacht sowie die erste peinliche Stille dem australischen Ehepaar gegenüber überbrückt war, realisierten wir, wir waren im Paradies.
    Von Glinda und Pete, die mit buddhistischer Deko und selbstgehäkelten Decken nicht nur das schönste Haus hatten, was ich je gesehen habe, sondern auch 2 superliebe Menschen waren, die nicht zulassen konnten, dass wir im Nieselregen campen.
    Wie sich herausstellte, hatten die beiden genau 6 bereits ausgezogene (also aus dem Haus, nicht nackte) Söhne und dass passionierte Köchin und besorgte Mutter Linda es vermisste für diese zu kochen und sorgen, spürten wir an diesem Abend, daran, wie sie uns verwöhnte😇
    Einige Biere und Snacks später und nach dem besten Essen seit Langem, welches wir unter Hören der Countrymusik CD eines Sohnes genossen, versahen wir uns noch immer ungläubig über unser Glück, in dem 4 King size Betten beinhaltendem Dachboden des Familienhauses🍕🍝🍴🍺📻🎶
    Und es wird noch besser: während ich morgens noch sorgenvollen Gedanken über die Zukunft von Beauty und unserer Reise sowie Geldmangel für teure Reperaturen nachhänge (denn zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch keinen Schimmer, dass ein einfacher Batterieersatz das Problem lösen kann) hat Pete bereits am Auto rumgeschraubt und die Batterie als einzigen Defekt identifiziert, sodass Johannes uns mit den Worten "Die Reise kann weitergehen! " aus quälenden Träumen reißt und hinein in die traumartige Realität.

    Nach einem grandiosem Luxusfrühstück, 1000 Mal Danke sagen unsererseits und dem gemeinsamen Starten des Autos über Starterkabel drückte uns Glinda noch Abschiedsküsschen auf die Wange und hausgemachte Pflaumensoße ("als Alternative zur Sweet Chili Soße", die wir zu Nudeln oder Reis zu essen pflegten) sowie Marmelade und Campingutensilien in die Hand. Währendessen hatte Pete mit einem 10km entfernten Händler telefoniert, um uns eine Batterie zu klären, die wir (ohne Beauty abzuwürgen oder auszuschalten) im Anschluss abholten 😊
    Woran auch immer du glaubst, wenn das nicht ein Beweis dafür ist, dass es eine Art Gott gibt, dann weiß ich s auch nicht! ;)

    FUNFAKT: Hauptsache vor m Uluru und in manchen Toilettenhäuser stehen die gleichen Schilder mit der sinngemäß übersetzen Aufschrift : " Bitte schütze diesen heiligen Ort und respektiere ihn und seine Besonderheiten". Alright, was sagt uns das? 😝
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