Mount Windward

Eine kurze Etappe bedeutet vor allem eines: ausschlafen! Und das heißt auf dem Trail, dass wir bis sieben Uhr im Bett liegen. Dann ist selbst der Müdeste von uns ausgeschlafen und wir beginnen den Tag gemütlich mit einer Tasse Kaffee und Frühstück.
Kurz nach 8:30 kommt der Warden unserer Hütte vorbei - der TA ist hier Teil eines populären Rundwanderweges, weshalb es größere Hütten gibt, die teilweise von freiwilligen Warden betreut werden. Dieser hat heute Früh über Funk einen aktuellen Wetterbericht erhalten und hängt diesen jetzt in der Hütte auf. Die nächsten Tage sehen gut für uns aus!
Mit diesen angenehmen Neuigkeiten starte ich in den Tag. Mein Schritt ist beschwingt und ich bin so glücklich, auf dem Weg zu sein, wie schon lange nicht mehr. Der Wald wirkt magisch auf mich, der Fluss wie aus einem Märchen und die Berge wie aus einem Traum. Ich summe Lieder vor mich hin und mache viele kleine Pausen, um die Umgebung in mich aufzunehmen.
Zu Mittag, kurz bevor ich die Hütte erreiche, finde ich eine Stelle am Flussufer, die so verlockend aussieht, dass ich nicht widerstehen kann. Kurzerhand stelle ich meinen Rucksack ab, ziehe mich bis auf die Unterwäsche aus und laufe ins eiskalte Wasser. Ich schreie vor Kälteschock, als ich wieder auftauche. Dann kann ich nur noch lachen.
Das Wasser, in dem ich gebadet habe, kommt direkt aus dem See mit dem saubersten Wasser der Welt. Der Blue Lake ist so rein, dass es verboten ist, ihn anzufassen - nicht zuletzt auch, weil er kulturelle Bedeutung für die Maori hat. Flussabwärts ist das allerdings kein Problem und wir sammeln in der Nähe der Blue Lake Hut am Abfluss des Sees auch unser Trinkwasser, wo extra Wegweiser zu diesem Zweck hinführen. Dieses Wasser filtern wir natürlich nicht!
Der Blue Lake selbst sieht aus, als hätte jemand die Landschaft mit Photoshop bearbeitet. Die Farben sind unwirklich und Anna und ich können uns nicht sattsehen.
Die Hütte hat 16 Betten und ist heute Nacht zwar nicht voll, aber trotzdem gut gefüllt und ich beschließe, in meinem Zelt zu schlafen. Zumindest einer meiner Wanderer leidet unter Schlafapnoe und in der Hütte war es den ganzen Nachmittag über schon sehr stickig, auch ohne die vielen Leute.
Als ich mein Zelt ausrolle, kleben hunderte tote Sandflies an der Innenseite des Vorzelts. Das letzte Mal habe ich es an der Pelorus Bridge Campsite aufgestellt, wo ich von den Biestern belagert wurde.
"Ich glaube ich habe ein halbes Kilo Sandflies die letzten Wochen mit mir herumgeschleppt", sage ich zu Nico, während ich versuche, sie abzuwischen.
Zumindest weiß ich, dass heute garantiert niemand neben mir schnarchen wird.Read more