Norway
Duorsi

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Travelers at this place
    • Day 101

      Stuora (Berg) - Duorsi (Berg)

      September 8, 2023 in Norway ⋅ ⛅ 17 °C

      Die Nacht war grundsätzlich ok. Allerdings hat sich heute in der rechten Schulter eine Verspannung gebildet. Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut. Manchmal ist sie nach dem Kaffee weg, meistens nimmt das ganze aber Fahrt auf und entwickelt sich wie gestern zu einem dauerhaften ziehenden Kopfschmerz. Meine Ibuprofen sind leider leer, aber ich finde noch Aspirin in meinem Erste-Hilfe-Beutel. Rein damit und abwarten. Dann frühstücke ich. In Kilpisjärvi hatte ich wieder das Tactical Foodpack Frühstück gekauft. Neben dem Rice Pudding habe ich mal das neue Crunchy Chocolate Muesli mitgenommen. Erst jetzt stelle ich fest, dass das mit kaltem Wasser aufgegossen werden soll. Oh ne!! Ich will hier nicht verwöhnt klingen, aber mittlerweile habe ich mich auf meiner Reise an gewisse Standards gewöhnt. Dazu gehört ein warmes Frühstück! Gerade jetzt, wo es draußen immer kühler wird, habe ich nicht vor, Müsli mit kaltem Wasser aufzugießen. Das Früchtemüsligame ist nämlich ebenso durchgespielt wie Schweden und Finnland. Ich gieße einfach heißes Wasser auf das Crunchy Chocolate Muesli und es schmeckt richtig gut. Es ist allerdings alles andere als crunchy. Aber das verkrafte ich.

      Draußen scheint die Sonne. Nach dem Frühstück räume ich das Zelt aus und gehe raus. Bevor ich das Zelt abbaue und den Rucksack packe, gehe ich 300 Meter vom Zelt entfernt den Hügel hinauf. Hier hatte ich gestern ein wenig Empfang. Ich checke das Wetter. Für heute und morgen ist Sonnenschein vorhergesagt, übermorgen kann es etwas Regen geben. Die Windwerte der nächsten Tage sind auch unauffällig. Damit ist meine Entscheidung für die Nábárdurchquerung gefallen. Mit der Alternative hatte ich mich eh nicht wirklich beschäftigt. Ich stehe noch etwas in der Sonne, schaue auf mein kleines Zelt unten neben dem kleinen See. Es ist einfach alles schön gerade. Ich habe so großes Glück, dass das Wetter die letzten Tage mitspielt. Hier gerade in diesem Moment ist meine Welt einfach in Ordnung. Ich bin gespannt auf das, was vor mir liegt, stolz auf das, was hinter mir liegt und absolut frei von Sorgen, Zweifeln und Nöten. Die Sonne lässt die Landschaft vor mir strahlen. Ich sehe das canyonartige Tal, das ich heute durchqueren muss. Dahinter sehe ich die hügelige Landschaft von Nábár. Als ich Nicole eine Sprachnachricht schicke, um diesen Moment hier wenigstens halbwegs zu teilen, bleibt mir zwischendurch kurz die Sprache weg. Es ist einfach nur schön.

      Dann gehe ich zurück zum Zelt, baue es ab, packe alles und mache mich auf den Weg. Es ist viertel vor acht. Die ersten weglosen Kilometer gehen sich leicht. Eine breite Gerölllandschaft, in dessen Mitte sich ein Fluss Richtung Tal schlängelt, macht mir das Leben etwas schwieriger. Ich muss schauen, wo ich überhaupt langgehen kann, ohne klettern zu müssen, finde aber immer einen guten Weg. Hinter mir wird es immer dunkler. Da hat sich der Wetterbericht aber ordentlich geirrt. Es dauert nicht lange, dann fallen die ersten Tropfen. Auf der anderen Seite des Flusses kann ich schon die Stromleitungen sehen, über welche ich mit Daniel und Daina gesprochen hatten. Wenn man diesen folgt, kommt man wohl unkompliziert runter in das Tal, das Reisadalen. Ich gehe weiter Richtung Stromleitungen und habe plötzlich einen riesigen Canyon vor mir. Ich überlege, abzusteigen und auf der anderen Seite wieder hoch zu gehen. Aber ich habe zu wenig Einsicht in diesen Geländeeinschnitt. Ich gehe ein paar Meter steil bergab und schnell sagt mir mein Bauchgefühl, doch lieber den großen Bogen zu gehen. Der Canyon ist einen Kilometer Richtung Osten gut umgehbar. Bei der Umgehung muss ich immer wieder durch weitere auf der Karte nicht ersichtliche Einschnitte, die zwar ungefährlich aber mühsam sind. Und es regnet sich langsam ein, dass ich auch meine Regenhose anziehe. Dann habe ich es irgendwann geschafft und ich laufe unter den Stromleitungen runter ins Tal. Hier hat sich sogar bereits ein kleiner Pfad gebildet, dem ich nur noch folgen brauche. Erst hier realisiere ich, wie wichtig der Tipp mit den Stromleitungen war. Alle Versuche, hier an anderen Orten abzusteigen, hätten an steilen Felswänden geendet und mich viel Zeit gekostet.

      Im Reisadalen angekommen, stoße ich auf den eigentlichen Wanderweg. Wäre ich gestern diesem Weg gefolgt, hätte ich bis hier gute zwei Tage gebraucht. Der Pfad führt direkt entlang am Fluss, der sich relativ breit und an einigen Stellen durchaus tief durch das Tal mit steilen Wänden an beiden Seiten schlängelt. Der Regen hört langsam auf und es wird zunehmend heller. Die Luft ist feucht und warm. Es riecht richtig nach Herbst. Nach ungefähr 12 Kilometern erreiche ich die Nedrefosshytta, eine Hütte des DNT. Daina hat hier die letzte Nacht verbracht und wollte den Wetterbericht, denn ihr Mann ihr über das GPS-Gerät geschickt hat, hier ins Hüttenbuch eintragen. Ich schließe die Hütte auf und schaue in das Hüttenbuch. Dainas Wetterbericht deckt dich in etwa mit dem, was ich heute morgen abgerufen habe. Dann lege ich mich auf die Couch und ruhe mich etwas aus. Ich merke aber, dass ich mich nicht so richtig fallen lassen kann. Zu sehr bin ich gespannt auf den Querfeldeinaufstieg auf‘s Nábár-Plateau. Hier machen sich alle ein wenig verrückt, auch ich. Es existiert sogar eine Wegbeschreibung von Martin Kettler, der NPL 2013 angefangen und 2015 beendet hat. Beinahe hätte ich mir die Wegbeschreibung in Kilpisjärvi abfotografiert, mich dann aber umentschieden. Das hier ist mein eigenes Abenteuer. Ich möchte mir selbst einen Weg da hoch suchen. Tobi hatte hier eine Variante gewählt, bei der er schrieb, dass man seinen Track keinesfalls als Vorlage nehmen solle, weil er an einer Stelle etwas klettern musste.

      Also beende ich meine Pause und gehe weiter. Mindestens vier Kilometer sind es noch, bevor ich den Weg verlasse. Die Sonne scheint in das enge Tal und es ist richtig warm. Ich habe mir auf der Karte eine Linie gesucht, die eigentlich recht einfach sein sollte. Aber man weiß ja nie, was einen erwartet. Immer wieder bin ich versucht, einfach links abzubiegen und den Hang hochzukraxeln. Aber ich bleibe diszipliniert und folge dem Pfad. Ich möchte den Pfad erst bei ungefähr 400 Meter über Null verlassen. Tatsächlich werden hier die Bäume etwas weniger und das Gelände wird etwas offener. Der Moment ist endlich gekommen. Auf Wiedersehen Pfad! Ich gehe links den Hang hinauf. Der ganze Hang leuchtet in gelb und orange. Nach 20 Minuten habe ich ein Plateau erreicht. Von hier kann ich sehen, wie es weiter geht. Eine felsige Geländestufe sieht etwas knifflig aus. Erst will ich sie weiträumig umgehen, schaue sie mir dann aber doch aus der Nähe an. Und schnell finde ich einen einfachen, ungefährlichen Weg mittendurch. Es dauert nicht lange und dann bin ich im Fjell. Das war es jetzt? Ich bin echt verwundert. Den Weg, den ich gegangen bin, würde ich mit jeder Anhängergruppe gehen, ohne jede Bedenken. Auch schwer zu finden war er nicht. Ich vermute, dass meine Geduld, den Weg nicht zu früh zu verlassen, sich hier ausgezahlt hat. Vorher ist es mit Sicherheit deutlich kniffliger. Wenn ich überlege, wie oft ich mit Daniel und Daina über diesen Aufstieg gesprochen habe. So bin ich auf jeden Fall erleichtert, dass ich hier einen Haken dran machen kann.

      Mit Hilfe meiner App halte ich relativ leicht die Richtung. Es geht weiter bergauf und der Wind nimmt zu. Das Gelände an sich ist, so weit ich sehen kann, einfach zu gehen. Fester Untergrund und niedrige Vegetation. Tatsächlich möchte ich hier oben nicht bei Sturm oder Gewitter sein. Es gibt nichts, wo man sich verstecken könnte. Ich merke, dass die Beine langsam müde werden. Nach ungefähr 20 Kilometern, genau weiß ich es heute nicht, mache ich eine Pause. Da es erst kurz vor vier ist, will ich wenigstens noch etwas weiter gehen. Ich habe sogar etwas Empfang hier oben und schreibe kurz mit Nicole. Dann gehe ich weiter. Nach drei Kilometern finde ich eine schöne Stelle direkt bei einem kleinen Bach. Das reicht für heute. Die letzten beiden Tage war ich wieder auf Kilometerjagd. Das hatte vor allem damit zu tun, dass ich die Nábár-Frage endlich klären wollte. Jetzt bin ich hier, alles ist halb so wild und ich schaue relativ entspannt auf die Tage vor mir. Morgen will ich evtl. ein paar Kilometer mehr machen, da es übermorgen regnen soll.

      Ich baue mein Zelt auf und wasche mich am Bach. Der Wind ist frisch, aber deutlich milder als in den vergangenen Tagen.
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    Duorsi

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