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- 03.07.2024, 11:12
- ☁️ 8 °C
- Höhe über NN: 620 m
- NorwegenBuskerud fylkeHemsedal60°51’34” N 8°33’12” E
Der Königsweg
3. Juli in Norwegen ⋅ ☁️ 8 °C
DAY 6 TOUR DE EUROPE
(Fahrtstrecke 100 km)
Gol - Wasserfall am Hemsil Kraftwerk - Parkplatz am Kongevegen/ Storeskardvatnet - Hemsedal
"Der Kongevegen, benannt nach dem norwegischen König Sverre (1151-1202), wurde 1793 fertiggestellt und war in dieser Gegend Norwegens die Hauptverbindung zwischen Osten und dem Westen über die Berge. Mit seinen vier Metern Breite war er ideal für Pferdegespanne mit Wagen. Heute ist diese historische Strecke eine 110 km lange Wanderroute von Lærdal in der Provinz Song og Fjordane bis Vang in Oppdal in der Landschaft Valdres. Lange Abschnitte wurden in den letzten Jahren restauriert und seit 2016 ist der Kongevegen offizieller Wanderweg."
https://fjordkind-reisen.de/magazin/kongevegen-…
Die Temperatur ist gefallen, durch die Flusstäler pfeift ein starker, kalter Wind, der verwunderlicherweise komplett verschwunden scheint, wenn wir hinter die niedrigen Bäume treten. Dort ist es auch gleich wieder viel wärmer, wenn die Sonne scheint.
Wir sind in Nesbyen über den Fluß gefahren, am stillen Bahnhof vorbei, entlang der Bahnlinie oberhalb und dem Wasser links von uns. In einer Parkbucht steht ein deutscher Bus, sie suchen Distanz zu den Menschen, wollen in einsamen Gegenden reisen.
Oberhalb ihres Platzes hat das Hochwasser ein Floß fast vollständig auf einem Felsen abgesetzt wie eine Arche Noah. Ein Stück vorher liegt der Rest eines eisernen Brückengeländers wie ein gestrandeter Schiffsaufbau im Fluß, überall sind Stämme von Bäumen verhakt.
Die Kraft des Wassers. Hilde geht heute nicht hinein, schnüffelt lediglich am Ufer des unruhigen Sees. Über eine Schotterstrasse folgen wir dem hohen Wasserfall, der unseren Weg leitet. An seinem Fuß, zwischen Bäumen steht ein Zelt, zwei dänische Jungs übernachten dort, fahren tagsüber zum Fluß, um zu angeln.
Wir stehen zurückgezogen zwischen Stapeln von Holz, Hilde schnüffelt an ihnen, als ein surrendes Geräusch meinen Kopf drehen lässt, die Augen sehen gerade noch eine Drohne, die abdreht. Soviel zur Einsamkeit. Natürlich können solche Bilder aus großer Höhe toll wirken, aber brauchen wir das wirklich.
Ich weiß, ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, auch wenn sich das angesichts der Weltentwicklung so mancher wünschen würde. Weil die "gute, alte Zeit" ja auch die Vielfalt der Menschen in so besonderer Weise betont hat. Letztendlich bin ich irgendwo falsch abgebogen, so kommt es mir vor. Keine Drohne, eher den Blick vor mir auf den Weg gerichtet, um nicht zu stolpern, sehe ich die Schnecke darauf warten, dass ich nicht auf sie trete.
Eine Hütte unterhalb des Felsen, den Wasserfall im Blick, erinnert mich an eine Reise vor fünfzig Jahren mit meiner norwegischen Freundin in den Hohen Norden, der dieses Mal nicht mein Ziel ist. Ich vergleiche, das ist vielleicht ein Fehler. Allerdings kristallisiert das auch die Veränderungen heraus.
Die alte Stabkirche in Gol ist in einen Freizeitpark integriert, die Aufnahme entsteht, indem ich auf der gut befahrenen Straße einen Verkehrsstau begehe. Die Campingplätze sind stark besucht, hier schlafen also die vielen Camper, die mir auf den Straßen begegnen. Preise von dreißig Euro aufwärts sind die Regel. Pro Nacht.
Heute stehen wir an einem Sportplatz in Helmsdal, mit einer Handvoll anderer Fahrzeuge. Exoten. Ich will nicht klagen, jeder hat das Recht, den anderen auszubeuten. Nur müssen wir uns dann nicht wundern, wohin das führen wird.
Am Königsweg ist keiner unterwegs. Wir stehen oberhalb des Sees, neben der stark und schnell befahrenen Landstraße, Verbindung zwischen Oslo und Bergen. Hier reduzieren die Lastwagen selten das Tempo, weil die Kurven langgezogen sind. Entsprechend laut ist die Luft um uns, auf der Brücke über den Fluß reißt der Wind mir fast die Mütze vom Kopf.
Für den Nachmittag ist es gut hier. Tee. Expedition Seidenstraße. Hilde liegt ausgestreckt im Sonnenschein am Heckfenster. Um uns herum Berge, dunkel und vom Sonnenschein aus dem Schatten herausgeschält, der See wechselt seine Farbe von Grau zu Blau.
Ich träume mir nicht das Gestern herbei, die Gegenwart ist schon zeitausfüllend genug, und für das Morgen bleibt nach dem Schlaf noch genügend Zeit. Ob das Luxus ist. Am Morgen mag ich nicht früh aufstehen, drei Stunden später fühle ich mich krank, es beginnt zu regnen, unsere Fliege kitzelt mein nacktes Knie. Sie ist alleine übrig geblieben, nervt nachts nicht, ich habe den Eindruck, sie fühlt sich wohl.Weiterlesen