Norvegia
Lavkajåkka

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    • Giorno 108

      Holmvannet (See) - Vuomoaivi

      15 settembre 2023, Norvegia ⋅ ☁️ 5 °C

      In der Nacht war ich einige Male wach. Kein Wunder, so viel wie ich am Nachmittag vorgeschlafen hatte. Im Zelt war es richtig kalt und ich schaue nicht einmal raus, um nach Nordlichtern Ausschau zu halten. Denn wenn die Wärme einmal aus dem Schlafsack raus ist, dauert es jedesmal lange, bis es wieder gemütlich warm ist. Um vier Uhr muss ich kurz raus. Als ich den Reißverschluss vom Außenzelt öffne, rieselt mir schon der Raureif entgegen. Das Zelt ist von innen und außen mit einer ordentlichen Schicht überzogen. Auch draußen, wo es am Horizont langsam heller wird, ist alles mit Reif überzogen. So schnell es geht klettere ich wieder ins Zelt und in den Schlafsack. Dann schlafe ich nochmal ein. Um sechs werde ich wieder wach und mache Frühstück. Obwohl die Gaskartusche noch nicht leer ist, geht der Kocher aus und ich muss ihn an die Gaskartusche anschließen. Für die Temperaturen bräuchte ich eigentlich schon spezielles Wintergas. Der Schlafsack ist außen wieder zur Hälfte feucht. So gut es geht bügel ich bei jedem Wassererhitzen einmal mit der Topfunterseite rüber, um wenigstens die grobe Feuchtigkeit loszuwerden. Dann treffen die ersten gelblichen Strahlen der Morgensonne auf das Zelt. Merklich wärmer wird es jedoch nicht und auch der Raureif auf dem Zelt hält sich noch sehr lange. Mit dem Frühstück bin ich irgendwann fertig, aber ich habe wieder absolut keine Lust, mich fertig zu machen. Ich habe auch keine große Eile. Auch heute werde ich nicht mehr als 24 Kilometer gehen. Mit meiner Postkartenapp beginne ich, eine Postkarte mit einigen Bildern der Reise zu gestalten. Wenn ich am Nordkap ankomme, möchte ich dem jungen Arzt, der mir am ersten Tag das Schienbein zusammengeflickt hat, eine Karte schicken. Ich bin ihm noch heute so sehr dankbar, dass er mir am 31. Mai geholfen hatte und mich auch mental wieder aufgebaut hat, als ich glaubte, dass mein Abenteuer bereits am ersten Tag vorbei sei.

      Um kurz nach acht ist dann aber Schluss mit dem Prokrastinieren. Rein in die eiskalten Wandersachen und zusammenpacken. Das Zelt baue ich wieder in zwei Stufen ab. Erst das trockene Innenzelt, dann das immer noch teilweise gefrorene Außenzelt. Um kurz vor neun mache ich mich auf den Weg. Die Sonne scheint, aber es ist recht windig. Gefühlt hat die Sonne heute eine rein optische Funktion. Wärmende Sonnenstrahlen spüre ich nicht. Die ersten drei Kilometer laufe ich ohne ein einziges Zwicken im Knie. Die Freude darüber ist aber nur von kurzer Dauer. Gleich mehrfach schießt es unangenehm ins Knie. Ich versuche, ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Bewegungen diesen Schmerz verursachen. Es scheint, leicht angewinkelt nicht belastet werden zu wollen. Mit der Erkenntnis bekomme ich die Schmerzen ein bisschen besser in den Griff. Ich komme an einen Fluss. Auf Anhieb sehe ich keine Möglichkeit, hier trocken rüber zu kommen. Ich will doch jetzt nicht mehr furten?! Es ist scheiße kalt!! Ich fange an, dicke Steine in den nicht allzu tiefen Fluss zu werfen, um mir so einen Weg zu bahnen. Aber nach 5 oder 6 schweren Steinen merke ich, dass das nicht richtig funktionieren wird. Ich riskiere es, über Steine zu gehen, die leicht überspült sind. Immerhin mein rechter Schuh ist noch weitgehend dicht. Es funktioniert und ich erreiche mit hauptsächlich äußerlich trockenen Schuhen das andere Ufer.

      Nach 10 Kilometern habe ich oben auf einem Hügel Handyempfang und ich mache eine kurze Pause. Das Wetter soll heute und morgen ähnlich sein, dann kommt eventuell etwas Regen dazu. Bäh! Aber mal abwarten, vielleicht wird es auch nur bewölkt. Viel Regen ist nicht vorhergesagt. Ich lade noch meinen Footprint hoch und dann gehe ich auch schon weiter. Der kalte Wind lädt nicht wirklich ein, eine längere Pause zu machen. Aus Süden schiebt sich eine hohe Schichtbewölkung vor die Sonne und dämpft den Sonnenschein. Die nächsten Kilometer ziehen sich. Die Landschaft, die Weite um mich herum sind unfassbar schön. Aber der ungemütlich kalte Wind hilft mir, mich allmählich von all dem hier verabschieden zu wollen. Das Knie macht mir etwas Sorge und ich überlege, was wäre, wenn ich jetzt noch abbrechen muss. Das große Abenteuer kann mir keiner mehr nehmen. Aber ich wünsche mir einfach, dass diese Reise einen würdigen Abschluss findet. In Summe bin ich aber optimistisch, dass ich das Nordkap aus eigener Kraft erreiche. Es sind nicht mehr viele Höhenmeter und meine Tageskilometer sind fordernd, lassen aber auch Zeit zur Regeneration. Ich merke, dass ich eigentlich nur noch ankommen möchte. Ich hatte meinen Polarlichtmoment. Klar wäre es schön, davon noch mehr zu sehen. Aber ich habe alles erlebt, was ich erleben wollte. Ich bin müde vom Wandern und freue mich auf ein festes Dach über dem Kopf und all den Luxus, der damit einhergeht.

      Ich erreiche wieder einen Fluss. So lange ich auch suche, hier gibt es keine Möglichkeit, trockenen Fußes hinüber zu kommen. Ich überlege, ganz barfuß zu furten, da ich Sorge habe, dass ich meine Laufschuhe hier draußen nicht mehr trocken bekomme. Aber bei dem Flussbett tue ich mir hier sicher nur weh. Seit heute morgen laufe ich mit langer Unterhose und Pulli. Es ist deutlich unter zehn Grad und der Wind lässt alles noch kälter erscheinen. Es hilft nichts. Ich ziehe die Laufschuhe an und gehe vorsichtig und langsam durch das eiskalte Wasser. Zurück in den Wanderschuhen dauert es, bis die Füße wieder warm werden. Ich ziehe das Tempo an, da mir auch grundsätzlich kalt ist. Zu meiner Überraschung macht das Knie jetzt für mehrere Kilometer keine Probleme mehr. Ich folge dem ATV-Track. Immer wieder sind Steine am Wegrand, auf denen manchmal ein verblasstes rotes „T“ zu sehen ist. Irgendwann kontrolliere ich meinen Standort auf meiner App. Scheinbar bin ich vom Weg abgekommen. Ich navigiere zurück zum Weg, finde auch wieder die Wanderzeichen. Doch dann stelle ich fest, dass realer Weg und Karte komplett unterschiedlich sind. Ich folge den realen Wanderzeichen, bin aber sehr irritiert. Das passt jetzt hinten und vorne nicht mehr zusammen. Aber auch die App vom DNT hat den Wanderweg woanders eingezeichnet. Ich erreiche einen Rentierzaun, der einfachste, den ich bislang gesehen habe. Eigentlich besteht er nur aus Ästen und viel blauer Schnur, die aber sehr akkurat verarbeitet ist. Hier finde ich noch einen Stein mit einem roten T, dann sehe ich nicht, wo es weitergeht. Parallel zum Zaun führt eine ATV-Spur. Ich entscheide mich, den originalen Weg zu finden und gehe querfeldein. Selbst die norwegische Wanderkarte, die ich als App oft zur Absicherung hernehme, hat den Weg genau wie die anderen Apps eingezeichnet. Ich habe den Weg sicher nur übersehen. Ich gehe einige hundert Meter querfeldein. Als ich den Weg laut GPS erreicht habe, finde ich weder einen Weg noch Wanderzeichen. Auf weiteres querfeldeingehen habe ich keine Lust. Die norwegische Wanderkarte hat sogar den Rentierzaun vermerkt. Wenn ich diesem folge, kreuze ich irgendwann automatisch den Weg. Ich gehe wieder zurück zum Zaun. Das alles kostet richtig Energie durch das weglose Gelände. Ab dem Rentierzaun ist es dann zum Glück wieder leichter.

      Den Zaun folge ich einige Kilometer. Ich habe etwas Sorge, dass ich den Weg nicht finden werde, wenn er den Zaun kreuzt. Aber ich habe Glück und finde wieder eine ATV-Spur und Wanderzeichen. Ich bin erleichtert. Die letzten Tage will ich einfach nur einem Weg folgen und nicht mehr querfeldein navigieren. Drei Kilometer stehen heute noch auf dem Plan. Der Wind ist etwas schwächer geworden und mit dem Gefühl, bereits einiges geschafft zu haben, läuft es sich deutlich leichter. Zur Belohnung gibt es etwas Musik. Und so erlebe ich heute doch noch ein paar emotionale Momente. Ich höre in eine Playlist, die Nicole mir geschickt hat. Seit drei Tagen habe ich keinen Menschen mehr gesehen. Jetzt folge ich meinem Weg durch die endlose Landschaft. Das Licht der Sonne ist schon wieder gelblicher und die Schatten länger geworden. Ich höre „Ocie Elliot - Take me home“. Ich höre nicht groß auf den Text und ich weiß auch nicht, worum es genau geht. Aber musikalisch passt es gerade nur zu gut. Es fehlt nur noch der Abspann, der hinten am Horizont langsam herunterläuft. Aber hier läuft kein Abspann. Ich habe noch ein paar Tage, um jeden Tag ein wenig Abschied von diesem wunderbaren Abenteuer zu nehmen.

      Der Weg führt in eine Senke, die gerade so viel tiefer ist, dass hier einige Birken wachsen. Ich komme an einen Fluss, der sich diesmal ganz leicht queren lässt und baue auf der anderen Seite etwas oberhalb mein Zelt auf. Um kurz nach vier liege ich im Zelt. Ein bis zwei Stündchen döse ich vor mich hin, dann mache ich mir einen Kakao und beginne mit dem Schreiben. Um 20.00 Uhr esse ich zu Abend und dann ist auch schon Nachtruhe, an die sich allerdings einige seltsame Vögel flussaufwärts nicht halten. Aber die Geräusche hören auf und ich sehe davon ab, die Polizei wegen Zeltfriedensbruch zu rufen.
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    Potresti conoscere questo luogo anche con i seguenti nomi:

    Lavkajåkka, Lavkajakka

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