Noruega
Lomtjørna

Descubre los destinos de los viajeros que escriben un diario de viaje en FindPenguins.
Viajeros en este lugar
    • Día 69

      Aksla - Gresvatnet

      7 de agosto de 2023, Noruega ⋅ ☁️ 13 °C

      In der Nacht schlafe ich ein etwas besser. Dennoch bin ich total gerädert als ich um sieben Uhr die Nachtruhe beende. Draußen regnet es immer wieder ganz leicht. Nach dem Frühstück liege ich einfach nur im Zelt. Ich bin echt energielos. Ich versuche, mich nur auf die Regentropfen zu konzentrieren, die auf das Zelt prasseln. Vielleicht schlafe ich ja doch noch einmal ein? Es gelingt mir nicht. Ich packe im Zelt zusammen und obwohl es nicht so stark regnet, versuche ich heute mal, das Innenzelt einzeln einzupacken, dass das auf jeden Fall trocken bleibt. So mache ich mich komplett fertig und baue zum Schluss nur noch schnell das Außenzelt ab. Um kurz nach neun mache ich mich in voller Regenmontur auf den Weg. Die ersten Schritte komme ich mir fast etwas betrunken vor. Es dauert eine Weile, bis der Kreislauf hochfährt.

      Der Weg runter ins Tal ist rutschig. Felsen und Wurzeln sollte ich heute vermeiden. Zum Glück regnet es nur leicht oder gar nicht. Vorsichtig gehe ich den steinig matschigen Weg nach unten. Nicht vorsichtig genug. Auf einem Stein rutsche ich weg, kann mich gerade noch mit den Armen abstützen, rutsche aber mit beiden Füßen langsam weiter bis ich der Länge nach am Boden liege. Nichts passiert! Der Weg geht so noch eine ganze Zeit weiter. Ich bin echt froh, dass ich gestern meinen Zeltplatz gefunden habe und nicht noch mit dem Norweger abgestiegen bin. Das wäre gestern nicht mehr drin gewesen. Unten am Fluss schaue ich, ob ich das Zelt des Norwegers irgendwo sehe. Scheinbar ist er auch schon unterwegs. Nach einer großen Hängebrücke geht es auf einen breiteren Forstweg weiter, was gleich deutlich einfacher ist. Ich erreiche erst ein paar Hütten und komme dann an eine Straße. Hier habe ich endlich mal wieder Empfang. An einem größeren Holzschuppen am Straßenrand stelle ich mich vor dem zunehmenden Regen unter und schaue auf die Wetteraussichten. Der dicke Regen kommt erst noch. Den ganzen Tag soll es regnen. Immerhin habe ich bis hier die ersten sechs Kilometer geschafft. Für heute habe ich mir nur eines vorgenommen. Durchhalten!

      Der Weg geht bald wieder weg von der Straße. Einige Höhenmeter stehen jetzt an. Ich nehme mir vor, oben im Fjell eine kleine Pause zu machen und dort ein paar Hand voll Nüsse zu essen. Der matschige Pfad zieht sich. Jeder Schritt bergauf ist eine echte Qual heute. Je höher ich komme, desto windiger wird es. Ich quere einige Sumpfpassagen und es dauert nicht lange, dann spüre ich, wie Wasser in den linken Schuh läuft. Beim Blick nach oben sehe ich in der Ferne zwei Personen und einen Hund. Ich freue mich, dass ich bei dem Mistwetter nicht alleine unterwegs bin und außerdem bin ich neugierig, wer die zwei sind. Vielleicht treffe ich ja mal deutsche NPLer. Bislang habe ich abgesehen vom ersten Tag ausschließlich Norweger getroffen. Ich lege einen Zahn zu und wundere mich, wo ich plötzlich die Energie hernehme. Ich weiß nicht, ob die beiden extra auf mich gewartet haben, aber als ich oben ankomme, sind die immer noch da. Hier ist es jetzt richtig ungemütlich. Starker, böiger Wind und Regen von der Seite. Ich schreie die beiden fast an, damit sie mich verstehen. Es ist ein norwegisches Pärchen, das auch NPL läuft. Ich frage, ob sie auch bis zur Gressvasshytta laufen, was die bejahen. Allerdings sei die eigentliche Hütte wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, aber die kleine Nebenhütte hätte vier Betten. Na Super! Das heißt, die Hütte ist jetzt schon ausgebucht. Der Norweger, der übrigens Jonas heißt, die beiden haben ihn gestern schon getroffen, das Pärchen mit dem Hund und ich. Ich weiß jetzt schon, dass ich da keine Lust drauf habe. So nett die alle sind, aber mein Schlafproblem wird nicht besser, wenn ich mit drei anderen und einem Hund auf engstem Raum übernachten soll.

      Da wir uns bei dem Wind und Regen kaum unterhalten können und es schnell kalt wird, gehe ich weiter und verabschiede mich. See you later. Auch die beiden machen sich auf den Weg, ich gehe aber zügig voraus. Es ist maximal ungemütlich und die Kälte treibt mich an, schneller zu gehen. Schon nach kurzer Zeit bin ich den beiden einige hundert Meter voraus. Neben dem Wasser im linken Schuh merke ich, dass auch meine Regenhose nicht dicht ist. Irgendwo im Schritt kommt Wasser rein. Das war mir schon beim letzten starken Regen aufgefallen. Als ich die Regenhose ausgezogen hatte, sah es aus, als hätte ich zum Pinkeln keine Pause gemacht. Ich kontrolliere, ob der Reißverschluss zu ist. Er ist es. Dauerregen mit Wind und Kälte ist ja grundsätzlich schon mal unangenehm. Wenn dann aber noch das Equipment versagt und man mit nassem Fuß, feuchtem Schritt und eiskalten Händen durch die Landschaft läuft, ist mentale Stärke gefragt. Kilometer für Kilometer arbeite ich mich durch den Regen und es dauert nicht lange, dann befinde ich mich in einer nicht enden wollenden Sumpflandschaft. Jetzt werde ich echt auf die Probe gestellt. Eine Pause will ich unter diesen Umständen auch nicht machen, aber ich kann auch nicht einfach bis zur Hütte durchlaufen? Auf jeden Fall nehme ich mir vor, die Hütte anzusteuern, egal ob ich dann dort übernachte oder noch weitergehe. Vielleicht kann ich ja meine Sachen trocknen und dann weiter gehen.

      Meine Füße schmatzen in den Schuhen, meine Schuhe schmatzen im Sumpf. Es ist nicht nur die Nässe, die den Sumpf so unangenehm macht. Es ist einfach unglaublich anstrengend, hier durch zu laufen. Ich mache mir Gedanken darüber, was mentale Stärke hier eigentlich bedeutet. Die Situation anzunehmen wie sie ist, nicht zu klagen, sich nicht unterkriegen lassen und weiterzumachen. Das schaffe ich tatsächlich, stelle aber fest, dass es mir trotzdem keinen Spaß macht. Ich glaube, wer in so einer Situation noch ein Lächeln im Gesicht trägt und ein fröhliches Liedchen pfeift, ist nicht mental stark, sondern hat nicht alle Latten am Zaun. Aber ich bin sicher, die Definitionen variieren.

      Nach 15 Kilometern mache ich eine kurze Pause, setze mich auf einen Stein und versuche, mit den kalten Händen meine Nussmischung aufzumachen. Erst als ich mit den Zähnen nachhelfe, gelingt es mir. Ich stopfe mir ein paar Hände voll in den Mund und gehe dann weiter. Es ist einfach zu kalt und ungemütlich. Mittlerweile laufe ich fast ausschließlich durch Sumpf. Manchmal habe ich das Gefühl, ich laufe durch einen See, aus dem Gras heraus schaut. Irgendwann lässt der Regen nach und pausiert zeitweise sogar. Während ich zuletzt, getrieben von Wind und Wetter, ein gutes Tempo vorgelegt habe, werden meine Beine nun immer schwerer. Der Blick in meine App, wo ich nachschaue, wie weit ich noch zu gehen habe, ist oft enttäuschend. Wenn ich denke, dass ich drei oder vier Kilometer weiter bin, sind es oft nur ein oder zwei Kilometer.

      Um 16:00 Uhr erreiche ich endlich die Hütte. Die Haupthütte ist tatsächlich aktuell eine Baustelle. Ein Raum der kleinen Hütte daneben ist mit dem gängigen DNT-Schloss abgeschlossen. Ich schließe auf und schaue mir den Raum an. Mehr als 6-8 Quadratmeter sind das nicht. Ein Etagenbett füllt den haben Raum. Unten ist Platz für zwei, die sich aber sehr gern haben sollten, oben ein Einzelbett. In der Ecke ein kleiner Ofen, daneben ein Schreibtisch und ein Regal. Ich bekomme Platzangst bei dem Gedanken, hier die Nacht mit den anderen zu verbringen. Es fehlt eh ein Bett und der Hund muss auch noch irgendwo hin. Auch meine Pause will ich hier nicht verbringen. Bis ich hier ordentlich eingeheizt hätte, um meine Sachen zu trocknen, würde einige Zeit vergehen. Ich entschließe mich weiterzugehen. Vorher mache ich wenigstens noch eine kurze Pause auf der kleinen Holztreppe und esse die restlichen Nüsse.

      Ich gehe weiter. Wenn ich schon im Zelt schlafe, möchte ich heute wenigstens noch vier oder fünf Kilometer machen, damit der Tag morgen nicht so lang wird. Das alleine motiviert mich noch einmal. Denn morgen ist nicht einfach nur ein weiterer Wandertag. Morgen erreiche ich Umbukta, wo ich zwei Nächte in einem eigenen Zimmer verbringen werde und mein nächstes Paket auf mich wartet. Mit dem Gedanken fällt mir das Weitergehen deutlich leichter. Ich gehe an einem Stausee entlang. Zu Beginn gab es immer wieder einige geeignete Stellen. Aber etwas Strecke möchte ich heute noch machen. Der Regen nimmt wieder zu und von den steilen Felswänden zu meiner linken fließt ein Wasserfall neben dem anderen. Der Weg hier ist noch einmal anspruchsvoll, insbesondere wegen der nassen Bedingungen. Es geht über viele Felsblöcke rauf und runter. Irgendwann sehe ich die Staumauer. Ab hier würde es einige Meter über eine Straße gehen. Wenn ich nicht viel weiter gehen möchte, sollte ich hier etwas finden. 150 m vor der Staumauer finde ich ein geeignetes Plätzchen. Der Regen hat wieder aufgehört. Ich baue erst mein Außenzelt auf, um dann von innen das Innenzelt zu befestigen. Als ich meinen Schlafsack heraushole, stelle ich fest, dass er nass geworden ist. Er war zwar in eine Tüte eingewickelt, diese hatte aber ein Loch. Zum Glück hat nur das Fußende ordentlich Wasser abbekommen. Der Rest ist trocken. Ich verstaue alles im Zelt und gehe dann ein paar Meter zum nächsten Bach, um wenigstens meinen Oberkörper zu waschen. Das muss heute reichen. Morgen habe ich wieder eine richtige Dusche für mich. Dann lege ich mich ins Zelt und mache mir was zu essen. Ich weiß nicht, ob es die Vorfreude auf morgen Abend ist. Aber ich fühle mich wach und fit. Wenn ich überlege, wie ich mich gestern Abend gefühlt habe, wie ich heute Morgen gestartet bin, was ich heute durchgemacht habe, wundert mich das. Aber ich bin zufrieden! Sehr sogar. 30 Kilometer habe ich heute bei widrigsten Bedingungen zurückgelegt. Und morgen soll das Wetter wieder deutlich besser werden.
      Leer más

    También podrías conocer este lugar por los siguientes nombres:

    Lomtjørna, Lomtjorna, Lomtjønna

    Únete a nosotros:

    FindPenguins para iOSFindPenguins para Android