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  • Day 10

    9 liters - Part 2

    July 23, 2018 in Turkey

    Von Delikkemer nach Gelemiş:

    Herr Hennemann schreibt in seinem Wanderführer wie folgt..... "verlassen Sie die Piste aber gleich in der nächsten Kurve und laufen Sie beim dünnen Wasserrohr halb links auf dem Pfad bergauf und dann, an der Terrassenmauer weiter".

    "Der Weg wird zu einem breiten Pfad und das historische Aquädukt gibt sich in diesem Abschnitt deutlich zu erkennen".

    Ganz klare Empfehlung von mir..... lieber auf der unattraktiven Straße laufen und NIEMALS den beschriebenen Weg nehmen - es besteht Lebensgefahr!

    Zwar ist das dünne Wasserrohr, wenige Meter von der Straße entfernt, gut im Gelände erkennbar und es führt auch ein Trampelpfad in seine Richtung, aber bereits dort angekommen stellt sich die Frage, wie es nun weiter gehen soll?!

    Es gibt mehrere winzige Pfade und etliche Trockenmauern die parallel zu einander stehen.

    Kann man sich jetzt einfach eine aussuchen, oder wie ist der Plan?

    Die Richtung die ich gehen muss ist klar..... über den Bergrücken der vor mir liegt!

    In einiger Distanz sind Pfade zu erkennen, die wohl dorthin führen und auch Google Maps, zeigt sich mit der Richtung einverstanden.

    Ich starte mit dem Aufstieg - die erste Fehlentscheidung!

    Auf der zweiten Etappe, waren bisher keinerlei Wegmarkierungen zu entdecken und, es werden auf dieser Route auch keine mehr folgen!

    Eine ganz wichtige, mir natürlich bekannte Regel beim Wandern:

    Sind eine Zeit lang keine Wegzeichen zu sehen, kehre zum Punkt der letzten Markierung zurück und suche dort nach neuen Zeichen" - hätte ich's mal lieber so gemacht!

    Wie sich zeigt, ist die empfohlene Route überhaupt kein offizieller Teilabschnitt des Lykischen Weges.

    Sondern, eine Streckenführung die der Autor einfach mit GPS Daten für sich abgesteckt hat, um mehr oder weniger einen Rundkurs von Delikkemer nach Patara zu kreieren.

    Zunächst, gestaltet sich der Aufstieg noch akzeptabel, doch schon bald werden die engen Pfade nahezu unpassierbar!

    Das stachlige Macchia Gebüsch zerkratzt mir die Beine, aber ich schlage mich weiter durch das Unterholz - die zweite Fehlentscheidung!

    Bei derart schwierigem Gelände macht es keinen Sinn weiter zu laufen, auch wenn das vermeintliche Ziel näher scheint, als der Startpunkt des Aufstiegs!

    Naxh einem Sturz wird mir bewußt, daß ich die Orientierung verloren und mich verlaufen habe - trotz Google Maps!

    Der Weg zurück ist mühsam, da mehrere hundert Meter bergab durch wehrhaftes Gebüsch zu kriechen sind - selbst Schuld!

    Immer wieder sind Pausen nötig!

    Die brennenden Beine interessieren mich schon lange nicht mehr!

    Nach drei Stunden klettern und einer aufgeschreckten Gruppe Wildschweine später, taucht vor mir wieder die Straße auf, von der aus ich gestartet bin - Allah'a şükür!

    Weiter geht's auf heißem Asphalt in Richtung Gelemis!

    Es ist an der Zeit, endlich Wasser zu finden - die 4,5 Liter Vorrat sind nahezu aufgebraucht. Viel zu wenig Wasser mitgenommen - wieder ein Fehler!

    Wenig später, sind Häuser zu sehen. Dort bekomme ich eine große Flasche kaltes Wasser geschenkt..... Freude schöner Götterfunken!

    Widersprüchliche Beschilderungen über den besten Streckenverlauf nach Gelemiş, es gibt einfach zu viele, kleine Offroad Pisten dorthin, führen zu der Entscheidung, dem immer wieder am Straßenrand angebrachten Schild "Camelion Bed & Breakfast" zu folgen.

    Weit über eine Stunde später, ist das schmucke Gästehaus mit Premium Ausblick erreicht.

    Zur Begrüßung, attackiert mich ein riesigen Hirtenhund - was für ein Tag!

    Die Inhaber jedoch sind deutlich freundlicher, bieten mir einen Rastplatz und drei Liter Wasser an.

    Wie sich gezeigt hat, war die Entscheidung das Gästehaus anzulaufen, richtig.

    Von hier aus führt eine schmale Piste, die mir noch gut von der Jeep Safari des letzten Jahres in Erinnerung geblieben ist, die verbleibenden sechs Kilometer direkt nach Gelemiş.

    Nach Rest & Recover, geht's mit einer herzlichen Verabschiedung weiter - es steht noch der kräftezehrende Marsch über einen Berg an.

    Oben angekommen, geht mein Blick noch einmal zurück auf das tief unter mir liegende Gästehaus - vielen Dank für die Gastfreundschaft und..... ihr habt einen scheiß Köter!

    Wenig später, taucht in der Ferne der erlösende Anblick des heutigen Ziels auf - die Ruinen des gewaltigen Amphietheaters von Patara und eine Stunde später, das Schild des Tages..... noch ein Kilometer bis zum Ziel.

    Im Centrum des kleines Touristenortes geht's erst mal direkt in einen Minimarkt.

    Kaltes Coke Zero - was für ein Genuss!

    Zehn Minuten später fährt Hamdi am vereinbarten Treffpunkt vor - Allah'a büjük!

    Fazit des Tages - neun Liter Flüssigkeit gebraucht, bei einmal Pipi machen. Zwanzig Kilometer bei Mitte dreißig Grad gelaufen, eine zerbissene Hose und richtig viel dazu gelernt!
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