Satellite
Show on map
  • Day 29

    Kairo 2013

    April 13, 2021 in Egypt ⋅ ☁️ 10 °C

    Die Stadt aller Städte kann man einfach nicht beschreiben also..... fange ich erst gar nicht damit an.

    Ebenso, müssen weder die Sphinx, die Pyramiden oder die Grabschätze des Tut Anch Amun erklärt werden - jeder kennt diese Weltwunder.

    Alternativ dazu, gibt's zwei Anekdoten über Kairo, die ich in meinen fünf Tagen dort erleben durfte - letztere, wird wohl für immer auf dem Siegertreppchen meiner Reisegeschichten stehen!

    1. Mena House:

    Am Ende der Pyramid Road in Gizeh, steht seit 1886 ein ganz besonders Luxushotel - das heute zur Marriott Kette gehörende Mena House.

    In eine längst vergange Zeit, in denen das Reisen nur sehr wenigen vergönnt war, lässt die spannende Hotelführung blicken - unbedingt empfehlenswert!

    Was das alt ehrwürdige Haus jedoch bis heute einzigartig macht, ist vor allem der unverbaute Blick auf die Pyramiden - eine wahrlich einmalige Aussicht, beispielsweise beim Frühstück.

    Wenn ihr jemals nach Kairo reist, dann gönnt euch dort unbedingt ein Zimmer mit Pyramiden Blick.

    Ihr werdet nachts garantiert stundenlang auf dem Balkon sitzen, den Rufen des Muezzins lauschen und das stimmungsvoll illuminierte Weltwunder bestaunen..... einmalig schön!

    Seit ich als Jugendlicher den Hollywood Streifen "Das Tal der Könige" aus dem Jahr 1954 gesehen habe, ging mir das Mena House nicht mehr aus dem Kopf - manche Träume, brauchen einfach Zeit bis sie sich erfüllen.

    2. Rundfahrt:

    Für eine geführte Tour zu den Pyramiden und der Sphinx, muss man schon etwas tiefer in die Tasche greifen - über's Hotel gebucht, hätte mich die Halbtagestour +100 Euro gekostet.

    "Na ja, das werde ich doch sicher auch alleine hinbekommen".... dachte ich mir beim Frühstück am zweiten Tag - der Eingang zum Plateau von Gizeh, lag ja direkt hinter dem Mena House.

    Das erstaunlich günstige Tagesticket war schnell gekauft - da war ich also!

    Stellt euch das Areal der Weltwunder als riesiges Wüstengebiet vor - bei 35 Grad im Schatten wird schnell klar, daß Laufen eine ziemlich blöde Idee ist.

    Das, wissen selbstverständlich auch die Locals und so, befindet man sich direkt nach der Kassenzone, bei den Kamel- und Pferdekutschen Dienstleistern.

    Für letztere hatte ich mich entschieden - Preisverhandlung!

    Drei Stunden entspannt in einer Kutsche sitzen und dabei einzigartige Kulturschätze der Menschheit sehen, daß war mir definitiv 20 Euro Wert.

    Also nochmal alle Einzelheiten zusammen gefasst ( war ja nicht mein erstes Mal im Orient ) - der vereinbarte Preis war "safe" und das Ende der Tour sollte wieder an der Kassezone sein - prima!

    Gleich vorweg - natürlich, war rein gar nichts "safe"!

    Am Ende der Tour, kutschierte mich mein Guide selbstverständlich noch mit so einigen Hintergedanken durch sein Wohnviertel.

    Geschäfte hier, Händler da, Verwandte mit Teestuben dort, das Übliche eben - damit jedoch hatte ich gerechnet, soweit alles gut!

    Weit entfernt vom vereinbarten Ziel der Fahrt, hielt der Kutscher plötzlich an - "Es wäre jetzt an der Zeit zu zahlen"..... meinte er.

    "Na dann, hier sind deine 20 Euro"..... sagte ich - was darauf folgte, bleibt bis heute einmalig.

    "Also, die 20 Euro reichen aber nicht!" - "Ähää, hatten wir doch so vereinbart, oder?!“ - "Ne, hatten wir nicht, die 20 Euro waren für's Pferd, ich muß ja schließlich auch bezahlt werden und dann, steht noch der Ausgleich für die Abnutzung der Kutsche offen!" - "So, so..... Abnutzung der Kutsche!"

    In solchen Momenten, takte ich meist ganz entspannt auf buddhistischen Gleichmut runter und plappere unbedarft drauf los.

    In diesem Fall, gratulierte ich dem Kutscher für sein arabisches Verhandlungsgeschick, sowie die äußert faire Berücksichtigung aller Beteiligten ( inkl. Kutsche ), bei der Entlohnung.

    Die locker in einem Nebensatz getätigte Anmerkungen über Pferde auf Ägyptens Straßen allgemein, ihr außergewöhnliches Angestelltenverhältnis zu ihren Besitzern und die besondere Möglichkeit für die Vierbeiner auf eine eigenständigen Kontoführung, fand außer mir jedoch niemand amüsant.

    Egal, die besten Witze sind eh immer die, über die man alleine lacht - ist so!

    Mittlerweile, in Erwartung einer spannenden Konversation, hatte ich mich in der Kutsche zurück gelehnt und fragte den aufbrausenden Besitzer, wie hoch er sich denn die gesamte Entlohnung so vorstelle.

    "Na ja, das würde natürlich auch ein Stück weit von mir abhängen"....., lenkte der Schlaumeier mit Peitsche in der Hand ein.

    Viele seiner stets zufriedenen Kunden würden mindestens 100 Euro geben, es dürften aber auch gerne mehr sein, wenn mir die Fahrt gefallen hat - ein echter Schnapper also!

    Die Meisten würden jetzt wohl, weit weg vom sicheren Hotel und mit Peitsche schwingendem Kutscher vor sich, zumindest ein Stück weit nachgeben - tja, Pech gehabt mein arabischer Freund, ich nicht!

    "Du hast jetzt ganz genau zwei Möglichkeiten"..... war meine ruhige Antwort darauf.

    "Nimm die vereinbarten 20 Euro und klär das irgendwie mit deinem Pferd, oder du bekommst überhaupt nichts, ich schreibe mir deine Kutschennummer auf und werde vom Hotel aus, als erstes die Polizei verständigen"!

    Sicherlich dank dem Umstand, daß ich nach außen hin auch heute noch eher als betagter Kirmesboxer, denn als liebenswerter, älterer Herr durchgehe, fand das Gespräch schlagartig sein Ende und ich stieg von der Kutsche.

    Noch lange von lauten Rufen begleitet, mutmaßlich Glückwünsche und Segnungen für mein weiteres Leben, steuerte ich auf mein Hotel zu und das lag, sicherlich völlig unerwartet für den Gauner, nur wenige hundert Meter vor uns.

    Auf solchen Touren, bringt es erfahrungsgemäß oft Vorteile, wie ein Empfänger für Transferleistungen gekleidet zu sein.

    Das ich Gast im Mena House war, damit hatte mein dreister Freund nicht gerechnet, sonst hätte er die Kutsche sicherlich woanders angehalten.
    Read more