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  • Day 221

    Hiking with the spirit of anarchy

    September 18, 2021 in Germany ⋅ 🌙 17 °C

    Liebes Reisetagebuch, obwohl ich heute nur durch die Umgebung gelaufen bin, gibt's dennoch einige Zeilen.

    Immerhin kamen acht Stunden auf den Beinen zusammen - also, war's ja eine kleine Reise, stimmt's?!

    Leider, bewege ich mich derzeit ganz offensichtlich, großräumig an einer innovativen, umweltbewußten und vergeistigten Lebenseinstellung vorbei und, noch viel schlimmer....., es umgibt mich, passend zur Jahreszeit, ein Nebelhauch von Anarchie der alternative Lebensansätze verschleiert und dazu führt, die Realität nicht zu ignorieren.

    Und so, wandern beispielsweise aktuell auch keine isotonischen Durstlöscher in meinen alten Rucksack, sondern nur zwei PET Flaschen mit Leitungswasser.

    Ja, ein wenig schäme ich mich schon, nicht diese schicken, hochwertigen Trinkflaschen von ZIGG zu besitzen - auf denen, spiegelt sich doch immer sooo schön die Sonne.

    Einer drohenden Unterzuckerung auf der bevorstehenden Tageswanderung trotze ich und packe, anstatt völlig überteuerten Bio Müsliriegeln aus dem Reformhaus, einfach NIX zum Essen ein.

    Irgend etwas, wird sich unterwegs schon finden - so mein kühner Gedanke.

    Als sich um 10.30 Uhr auf nüchternem Magen die Haustüre hinter mir schließt, ist der Profi Wanderer, der bereits vor Sonnenaufgang mit dem Morgengruß Körper, Geist und Seele belebt und längst auf Vorrat gefrühstückt hat, natürlich schon seit Stunden unterwegs - Anarchie auf ganzer Strecke!

    Sorry schon mal, das ich nicht vergeistigt im Wald bade, sondern einfach ganz profan hindurch latsche - auch wenn's wenig instagramable ist.

    Aber dafür, bade ich nach zwei Stunden on Tour im Baggersee Staffort - nackt natürlich, besagte Anarchie!

    Der riesige Mammutbaum wenig später, wird nicht umarmt - ich, finde Tree hugging richtig doof, auch wenn's gerade hip ist.

    Abgesehen davon, wenn jeder Naturbursche der vorbei kommt, den stattlichen Baum umarmen würde um von seiner Energie zu tanken, wäre selbst so ein Riese bald auf Reserve - wenn man denn an solchen Mumpitz glaubt!

    An den geschwungenen Wellness Holzliegen im Wald, laufe ich mit strafendem Blick vorbei und setze mich alternativ, so wie früher, lieber zu den Zecken in's Gras.

    Selbige, sind definitiv verträglicher, als die Schar fröhlicher Kinder, die das Waldmöbel gerade annektiert haben.

    Auch vermute ich nicht gleich hinter jedem Busch am Wegesrand, ein neues, strahlendes Universum.

    Genauso wenig, wie ich die kraftvolle Aura derjenigen wahrnehme, die mit ihren 3000 € E-Bikes an mir vorbei brettern - perfekt gekleidet, in sündhaft teurem Outdoor Zwirn von Vaude, oder Jack Wolfskin, oder was weiß ich?!

    Ja schon klar, Podcasts über die anzustrebende Balance des Wurzelchakras, oder mein individuelles Prakriti wären hilfreiche Wegbegleiter, aber aus den alten 20 € Blue Tooth Ohrhörer von Boltune, scheppert seit Stunden nur meine Reggae Playlist.

    Bevor es durch's Weingartner Moor geht, werden beim Bäcker ganz bewußt die Mehrkorn Vitalbrötchen ignoriert - ich entscheide mich alternativ für drei ungesunde Laugenweck und spüle diese, mit einem Liter Milch runter.

    Nein, nicht diese vegane Haferplörre, sondern richtige, fette Kuhmilch von Landliebe.

    Mir ist es dabei völlig Banane, ob Stallhaltung oder nicht, die Kühe CO2 gebrieft sind, oder der Feng Shui Stall aus nachhaltigen Materialien gebaut ist - die Milch, schmeckt!

    Das die Flasche nicht kompostierbar ist, wird schnell zweitrangig - mir kommt da so ein frecher Gedanke, daß ich sie ja trotzdem in der Bio Mülltonne entsorgen könnte.

    Heimlich natürlich - bloß nicht zuviel Anarchie!

    Kurz vor Sonnenuntergang, bin ich wieder zu Hause - nach einer, so finde ich zumindest, ganz wunderbaren Wanderung durch den Landkreis Karlsruhe.

    Da es mir gänzlich an Entrückung fehlt, stellt sich schon die Frage..... ob ich denn trotzdem ein guter & zeitgemäßer Mensch bin?

    Ganz bestimmt, könnte das die Gottesanbeterin ( Bild No. 3 ) beantworten, der ich über den Feldweg geholfen habe - gegen lautlose, innovative Zweiradtechnik, hat selbst ein so hoch entwickeltes Insekt, keine Chance.
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