• Night hike - final push

    6 agosto 2023, Germania ⋅ 🌧 17 °C

    Teil 3: Am Ende zählt nur der Wille

    12:44 Uhr - 31,17 Kilometer

    Eine ausgedehnte Pause, Croissants, Cappuccino und Mrs. Sunshine, bewirken wahre Wunder.

    Wir sind wieder hoch motiviert, zurück auf dem Spielfeld und wollen die Rundwanderung natürlich zu Ende laufen - was auch sonst?!

    So zumindest, lautet unser Plan im aktuellen Zuckerrausch - andere Optionen, stehen gerade nicht zur Debatte.

    Weiter geht's in Richtung Gernsbach, durch Landschaften wie aus einem Schwarzwald Hochglanz Prospekt - unter uns rauscht die Murg, vor uns trohnt Schloß Eberstein.

    Zwei Stunden später, steht Kurt noch gut im Stiefel, während sich meine Nackenmuskulatur mal wieder mehr und mehr schmerzhaft verspannt.

    Das lange Laufen und der schwere Rucksack fordern ihren Tribut, letzterer jedoch bleibt auf ausgedehnten Touren alternativlos.

    Ich benötige bei körperlicher Belastung einfach Unmengen an Flüssigkeit - am Ende des Tages, werden es heute über 8 Liter sein.

    However, eine Streuobstwiese in Hanglage mit Schatten und Premiumaussicht, ist der perfekte Ruheplatz für den Moment - Isomatte ausrollen und chillen!

    15:58 Uhr - 40,55 Kilometer

    Nach weit über zwölf Stunden reiner Gehzeit, kommt irgendwann der Moment, in dem die Motivation wie ein Kartenhaus in sich zusammen fällt - schlagartig!

    Wir haben beide schon seit geraumer Zeit keine Lust mehr weiter zu wandern, ignorieren unsere Einstellung aber ganz bewußt - immer den Kili Aufstiegstag im Hinterkopf, der nun eben mal 15 Stunden auf den Beinen voraussetzt.

    Kurt, steht gerade nicht mehr ganz so gut im Stiefel, hat ebenfalls Nackenverspannungen, ist gereizt, brabbelt vor sich hin und zickt mit einer penetranten Bremse rum.

    Ich selbst beurteile meinen Zustand als emotionslos stabil, lasse aber vorsichtshalber das gleißend helle Licht welches mich seit einigen Minuten leitet, keinen Moment mehr aus den Augen.

    Zudem bin ich deutlich dehydriert, obwohl mir erst vor wenigen Minuten zwei ältere Damen mit Wasser ausgeholfen haben - mein Akku, bricht gerade in sich zusammen.

    Körperlich geht's uns beiden aber gut und nach einer kurzen Pause mit zwei Corny's, geht's zum Endspurt auf den Mt. Merkur - es gilt ja schließlich nur noch die verbleibenden, lächerlichen 270 Höhenmeter zu erklimmen..... fuck the hill!

    Aber, irgendwie isses genau anders herum.

    Der sehr steile Weg zum Merkur, fordert uns noch einmal richtig - es dauert unerwartet lange, bis die tolle Aussicht auf Baden-Baden für alle Strapazen belohnt.

    Was für ein selten blödes Geplapper!

    Nur weil diese überflüssige Floskel gefühlt in jeder Tourenbeschreibung zu lesen ist, muss ich jetzt nicht auch noch damit anfangen.

    Uns steht gerade so nach einigem der Sinn, aber besagte Aussicht ist es ganz sicher nicht!

    Weil's gerade passt! Auch ein "toller" Satz für den Gipfel ....."WIR halten inne und genießen den weiten Blick".

    Machen WIR dann vielleicht das nächste Mal - bis dahin erstmal Danke für den Plural!

    18:15 Uhr - 50,30 Kilometer

    Nachdem ich mir in der Restaurant Toilette auf dem Gipfel, fix auf ex einen Liter Wasser reingepumpt habe ( die adäquate Menge im "Merkurstüble" hätte einen Lottogewinn vorausgesetzt ) und Kurt sich über seine frisch aufgefüllte Trinkflasche freut wie ein Kind zu Weihnachten, starten wir den finalen Abstieg zum Wanderparkplatz nach Gernsbach.

    Mental sind wir eigentlich schon zurück beim Auto und genau das, ist unser großer Denkfehler der zur Folge hat, daß wir beide schon bald ins nächste Motivationsloch fallen.

    "Ein Berg ist erst bestiegen, wenn man wieder zurück im Tal ist" - toller Spruch und....., er stimmt!

    Ja, von wegen schon da.....!

    Zehn weitere Kilometer ( 500 Höhenmeter ) sind noch zu gehen, teils auf Zickzack Wegen mit lockerem Geröll und diesen tückisch feuchten Wurzeln, die bergab ja allseits so beliebt sind - nix Kopf ausschalten und einfach entspannt laufen, Konzentration ist erforderlich.

    Die letzten Kilometer laufen sich extrem zäh!

    Irgendwie, will die Gernsbacher Runde einfach kein Ende nehmen - Klaus K. brabbelt jetzt auch vor sich her.

    Kurt sinniert derweil verbissen über Abkürzungen, nölt solidarisch mit, aber rund zwei Stunden nachdem wir vom Hausberg Baden-Badens los sind, ist das Ziel der sehr langen Rundwanderung endlich erreicht - man(n) mag's fast nicht glauben!

    Wir haben die Vorbereitung auf die Kilimandscharo Gipfel Nacht prima absolviert, konnten wieder etwas über uns selbst lernen, haben uns gegenseitig gepusht und sind einfach weiter gelaufen.

    Auch wenn's zugegebenermaßen, seit dem Anstieg zum Merkur mit Null Spaß und einer massiven Erschöpfung verbunden war.

    Vor der finalen Nacht auf dem höchsten Berg Afrikas bleibt weiterhin unglaublicher Respekt aber, der Aufstieg zum Uhuru Peak hat doch etwas an Schrecken verloren.

    Ganz lieben Dank Kurt, daß wir diese wunderschöne Runde zusammen gelaufen sind.

    Nächsten Monat sehen wir uns wieder und dann, geht's ab nach Tansania - İnşallah natürlich!
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