• To the roof of Africa - Day 8 / Part 1

    6 октября 2023 г., Германия ⋅ ☁️ 6 °C

    Der AUFSTIEG zum Uhuru Peak:

    Nach jahrelangen Vorbereitungen, unzähligen Trainingseinheiten im Fitness Studio, der Besteigung des Jebel Toubkal in Marokko vor einem Jahr, jede Menge Wanderungen in den letzten Monaten und ausgiebigen Recherchen gefühlt über alles was mit dem Kilimandscharo zusammen hängt, ist es nun endlich soweit.....

    Der lange Aufstieg zum Dach Afrikas beginnt - heute Nacht!

    Wie erwartet, finde ich zwischen Dinner und Wecken keinen Schlaf, kann aber wenigsten mit geschlossenen Augen Energie sammeln und mich mental auf die kommenden Stunden einstellen.

    Unzählige Gedanken jagen durch meinen Kopf.....

    Alle Zehen sind getaped und ein erfolgreicher Toilettengang getätigt - gaaanz wichtig, denn absolut niemand hätte Lust vor allen anderen bei Minustemperaturen am Berg die Hosen runter zu lassen und ein Häufchen zu setzen.

    Die Stirnlampe ist mit neuen Batterien versehen und gefühlt, sind sämtliche Klamotten am Leib die mitgenommen wurden - vier Lagen an Beinkleidung, fünf Lagen obenrum, dicke Socken, zwei Mützen, Handschuhe, Sturmmaske und Schal.

    Kurz bevor es losgeht, tischt Rama Tee und Porridge im Speisezelt auf - mir reicht das Getränk.

    Es wird verdammt schwer, ein kurzes Gebet kann also nicht schaden.

    Um 23.00 Uhr dann, leuchten neun Stirnlampen in die gleiche Richtung.

    Unser Sechserteam zzgl. drei Guides, startet als erste Follow Alice Gruppe vom Kibo Hut Basecamp in Richtung Gipfel - Pole Pole in Zeitlupe.

    Die zweite Gruppe mit einem geringfügig schnellerem Tempo, wird eine Stunde später aufbrechen - sollte alles nach Plan laufen, werden wir uns spätestens am Uhuru Peak treffen.

    Ich fühle mich gut, will unbedingt auf den Gipfel, bin zuversichtlich und bereit, mich der Herausforderung zu stellen - ganz genau diesen Moment, habe ich jahrelang herbei gesehnt.

    Meine rechte Schulter befindet sich noch im Tiefschlaf...... "Sosho, take my pain away" - alles wird gut!

    .....PMA ( Positiv Mental Attitude ).....

    Der Vollmond steht gleißend hell in wolkenloser Nacht über meinem "Schicksalsberg" - die längst überfällige Homage an Herr der Ringe..... jetzt passt's!

    Es ist nahezu windstill, bei Minus 5 Grad. Beste Bedingungen also - los geht's!

    Die ersten 200 Höhenmeter sind anstrengend, aber noch nicht wirklich fordernd - es läuft sich überraschend gut an.

    Kurz bevor die 5000der Marke erreicht ist, plagen mich plötzlich Bauchschmerzen die schnell intensiver werden - Anzeichen von Höhenkrankheit?

    Mittlerweile ist die kreplige Schulter aufgewacht und solidarisiert sich mit meinem Magen - wenn's so weiter geht, werde ich mich demnächst übergeben.

    Harry ist permanent am Ächzen, seine Frau Tara in Begleitung eines Guides bereits weit zurück gefallen, Kurt hat eiskalte Füsse und Amy Atemnot.

    Die lästigen Schmerzen ziehen Energie, ich laufe seit einigen Minuten unkonzentriert und ein Guide, nimmt mir meinen Rucksack ab - Asante sana!

    Durch das Ausatmen beschlägt permanent die Brille.

    Eher lästig, statt hilfreich das blöde Ding und bald darauf, ist selbige mit einer dünnen Eisschicht überzogen - mittlerweile sind es sicherlich Minus 10 Grad.

    Wir alle sind dehydriert, sollten in dieser Höhe deutlich mehr trinken und die extrem kurzen Pausen auch zum Essen nutzen.

    Müsliriegel wären ja zur Genüge dabei - aber, es geht einfach nicht.

    Allein das Trinken / Schlucken des eiskalten Wassers, lässt meinen Puls rasen.

    Nahrung aufzunehmen ist, zumindest Stand jetzt, für mich unmöglich - bloß die Atmung unter Kontrolle halten!

    Längere Pausen wären prima jedoch, das Damoklesschwert der Auskühlung schwebt stets über uns - also weiter!

    Bei rund 5200 Meter scheint der Kraterrand zum Greifen nahe. Hinter uns, dominiert die Silhouette des Mt. Mawenzi den Horizont, tiiief unten sind tansanische Dörfer zu erkennen - nächtlich illumiert.

    Die nächsten vier Stunden, werden mit Abstand die schwersten des gesamten Aufstiegs - auf lockerem, weichen Geröll geht's rund 400 Höhenmeter steil nach oben.

    Zwei Schritte nach vorne, ein Schritt zurück oder seitlich weg gerutscht - gefühlt, laufen wir inmitten eines gewaltigen, vertikalen Sandkastens.

    Und der Vollmond, leuchtet weiterhin gleißend hell und völlig unbeeindruckt auf uns hinab - was für ein ewig scheinender, kräftezehrender Aufstieg!

    Kurt flucht mittlerweile permanent über das lose Geröll, Harry nur noch während der kurzen Verschnaufpausen, von Tara & Guide ist schon seit geraumer Zeit nichts mehr zu sehen, Amy macht sich ständig Sorgen um ihre Atmung, Lucy leidet schweigend und mir....., laufen beim Anblick der noch vor uns liegenden Strecke, Tränen über die Wangen.

    Berechtigte Zweifel kommen auf - schaffe ich es überhaupt bis zum Gipfel, oder muss ich etwa so kurz vor dem Ziel aufgeben?

    NEVER EVER..... FUCK THE PAIN, FUCK THE EXHAUSTION, FUCK THE GRAVEL, FUCK YOU KILI.....

    Wenn's denn sein muß, krieche ich auch auf allen Vieren bis zum Uhuru Peak!

    Nach mehr als sechs Stunden Gekraxel, ist endlich der Kraterrand des Kilimandscharos erreicht und damit, der erste von drei offiziellen Gipfelpunkten des Berges - Gilman's Point auf 5685 Meter.

    Bleiernde Erschöpfung, Tränen der Erleichterung, Umarmungen und wie zur Belohnung für die stundenlange Quälerei, geht währenddessen leuchtend rot, die Sonne hinter dem Mt. Mawenzi auf - was für ein Anblick!

    Noch rund 200 Höhenmeter bis zum Hauptgipfel des Kilimandscharos. Immer am Kraterrand des schon seit Ewigkeiten erloschenen Riesenvulkans entlang - noch mindestens zwei weitere Stunden, bis zum höchsten Punkt Afrikas.

    Plötzlich rutscht Lucy mit ihren Wanderstöcken aus, bekommt eine Panikattacke, hat Angst in die Caldera zu schlittern und braucht einige Minuten, um sich wieder zu sammeln.

    Während die aufgehende Sonne den Himmel dramatisch einfärbt und sich auf den ersten Gletscherresten wiederspiegelt, steht im Kontrast dazu weiterhin klar und übergroß, der Vollmond am Firmament.

    Völlig surreal, ein Set wie aus einem Science Fiction Film und..... ein wunderschöner Ort zu sterben - genau das, habe ich in diesem Moment tatsächlich gedacht!

    Bald darauf stehen wir am Stella Point auf 5756 Meter.

    Die rasant schnell kleiner werdenden Gletscher des Kilis ( 2040 sind wohl alle weg geschmolzen ), glänzen in der Morgensonne - und noch einmal, völlig surreal!

    Schon seit geraumer Zeit ist deutlich der Uhuru Peak zu erkennen - noch eine Stunde to go!

    Weiter laufen..... kurze Pause! Weiter laufen..... kurze Pause! Immer und immer und immer wieder!

    Und dann endlich, nach rund 8,5 Stunden schwerem Aufstieg, ist der Gipfel erreicht.

    Ich stehe auf dem Dach Afrikas ( 5895 Meter ) habe das Ziel meiner Outdoor Träume erreicht und bin schlichtweg überwältigt.

    ***30. SEPTEMBER 2023, 07.35 Uhr***

    Vor dem weltberühmten Schild, drängt sich schubsend eine dichte Menschentraube ( selbst Adrenalinjunkies mit ihren Downhill Mountainbikes sind darunter ), um den nächsten freien Platz für das obligatorische Gipfelfoto zu erhaschen.

    Ein Gekaspere wie auf der Zugspitze..... nix für mich!

    Mein ganz eigener Ort der Besinnung mit phänomenaler Aussicht, findet sich wenige Meter hinter der hölzernen Gipfel Konstruktion und ist mir in diesem tief emotionalen Moment deutlich lieber.

    Ich stehe am höchsten Punkt des afrikanischen Kontinents und kann es einfach nicht fassen - so unwirklich, so unglaublich, so unbeschreiblich schön!

    Eine mir unbekannte Bergsteigerin, findet sich für eine herzliche Umarmung - gegenseitige Glückwünsche und Zeit für ein kurzes Shooting ( Foto Nr. 9 ).

    Danach, will ich nur noch weg von diesen irren Instagram Jüngern mit ihrem gestellten, aufgesetzten Strahlen, heroischen Siegerposen und den dämlichen Victory Zeichen, aber einer unserer Guides hält mich davon ab.

    "Warte Babu, Pole Pole"..... Gruppenfoto!

    Und so, gibt's dann doch noch ein offizielles Gipfelfoto von mir - für mich, gänzlich unwichtig in diesem Augenblick.

    Denn, ich hab's tatsächlich geschafft und meine Eindrücke & Gedanken am Gipfel des Kilimandscharos, werden unvergesslich bleiben - kein Foto der Welt, könnte diesen einzigartigen Moment nur ansatzweise wiederspiegeln.

    Manchmal....., werden Träume wahr!

    Getragen von diesem ganz besonderen Hochgefühl, starte ich zur für mich eigentlichen Herausforderung des Gipfeltags - den ABSTIEG.....
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